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Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Die Essentials von GIVE   
a) GIVE steht auf der Makroebene für ein umfassendes planetares Umgestaltungsprojekt   
b) GIVE steht auf der Mikroebene für Lebensraum- und Kulturdesign, das die neuen Muster der "Renaissance des Lokalen durch den Umschlag des Globalen" umfassend in ihrer Synergie versteht und gestaltet   
c) GIVE steht auf der prozessualen Ebene für den unbeschränkten und effektiven Wissensaustausch zwischen lokalen Gemeinschaften, mithin für freies Wissen und eine Revolution in der Bildung.   
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Up to: GIVE/Jahresberichte

Nach einem sehr lebhaften Jahr fällt die Bilanz der Aktivitäten der GIVE Forschungsgesellschaft sehr ernüchternd aus.

Der gesamte Zeitraum des Jahres 2016 und auch die Periode bis Juli 2017 waren eher davon dominiert, befreundete Projekte zu unterstützen, insbesondere OpenLandLab, Transition und Unavision. Das Resultat ist ein Streit über Sinn und Richtung des SmartCountry Prozesses mit OLL Betreiber Leopold Zyka, sein Rückzug von der Position des GIVE Vorsitzenden, kaum ein Erfolg mit UnaVision in Österreich, ein vollkommen überbeanspruchter und ausgebrannter Transition Kernkreis, und eine permanente Verschiebung eigener Vorhaben wie SmartCountry/BreitbandAmLand (Yspertal) etc.

GIVE, so die traurige Wahrheit, hat so gut wie gar nicht an der eigenen Identität gearbeitet. Der Vereinsmantel hat sich als unabdingbar bei der Abwicklung von Projekten erwiesen, aber die notwendige Identifikation und der notwendige kollektive Prozess für eine GIVE Forschungsgesellschaft und ihr komplexes Selbstverständnis sind total auf der Strecke geblieben. Während es eine Menge Menschen gibt, die in irgendeiner Form Solidarität dokumentieren (sei es dass es tatsächlich noch Menschen gibt die einen monatlichen Beitrag entrichten, sei es dass sie für die Aufrechterhaltung technischer Infrastruktur sorgen, sei es dass sie ab und zu mal ein ermunterndes Zeichen schicken) so ist doch das Selbstverständnis und die Motivation und Identifikation von wirklichen Mit-Gestaltern kaum vorhanden. Eher ist es fast ein Erbarmensprinzip, das hier am Werk ist.

GIVE Projekte, so erfolgreich und sichtbar, werden eher im Netzwerk mit anderen Institutionen abgewickelt, woran im Prinzip nichts schlechtes ist, was man zum Beispiel am abgeschlossenen Projekt "Campus Osttirol" mit Helmut Leitner, David Röthler und Elisabeth Ziegler sieht. Auch die laufenden Projekte "Zukunftslernorte" (mit Helmut Leitner und GIVE-Ausnahmeerscheinung Franz Steinwender) und "DorfUni" (mit Fritz Hinterberger und dem SERI) können auf der Positivseite stehen, wenngleich der Fortschritt aufgrund der geringen Mittel noch eher im Schneckentempo erfolgt. Auch die SmartCountry Affaire hat zumindest eine neue Verständigung mit dem Institut für Paradiesgestaltung ergeben und auch eine interessierte Community. Und in den einschlägigen Arbeitsgruppen auch die Chance, zum Beispiel das alte Architekturthema wiederzubeleben.

Aber das alles wird eher tiefer in den Burnout führen, wenn auch von Seiten der GIVE Forschungsgesellschaft nicht eine kritische Masse an MitgestalterInnen existiert, die die Vielfalt der abzudeckenden Aufgaben einigermaßen zu bewältigen imstande ist und dabei auch eine konsistente Botschaft aussendet. Die GIVE Agenda ist relativ komplex und lässt sich nicht in einem Satz zusammenfassen, sie bedarf einer internen gemeinsamen Qualifikationsarbeit und einer gewissen personellen Mindestbasis. Nur dann wird eine wirklich fruchtbringende Weiterarbeit möglich sein, wenn ein gemeinsamer Rahmen abgesteckt und konsensiert ist.

Im Gespräch mit KarlTrischler, der seine Bereitschaft durchblicken ließ, als neuer Vorsitzender in GIVE aktiv zu werden, hat diese interne Qualifikation und die Existenz von weiteren Personen eine entscheidende Rolle gespielt. Ich habe aber zu bedenken gegeben, dass es bei einer solchen Phase der Gewinnung von "Magic Five" eine wichtige Rolle spielt, Grundsatzfragen zu klären und die Erfahrungen aus Streitigkeiten, wie sie beispielsweise mit UweChristianPlachetka und LeopoldZyka aufgetreten sind, in eine Präzisierung der eigenen Position einfließen zu lassen.

Genau das möchte ich also im folgenden versuchen und begründen. Ich möchte den inneren Zusammenhang der verschiedenen Stränge meines Denkens, des großen Projektes, das am Ausgangspunkt von GIVE gestanden ist und steht, darlegen. Ich bin vollkommen aufgeschmissen, wenn diese Darlegung keine Resonanz findet oder wiederum nur zum Objekt spitzfindiger Zynismen wird. Ich erkläre, dass ich an Debatten die sich im Kreis drehen kein Interesse habe und lieber mit einer sehr kleinen Zahl von Menschen arbeite, die die folgenden Überlegungen teilen und für ihre Arbeit innerhalb eines wirklich substanziellen teiligen Prozesses zur Grundlage und fruchtbringend machen können. Wer mich kennt weiß dass das nicht meine Fähigkeit zur Netzwerkbildung tangiert, im Gegenteil: gerade diese Klarheit und Verankerung macht es möglich, jede Menge punktuelle Allianzen mit Menschen zu schmieden, die vielleicht nur einen Teilaspekt sehen oder mit ihm übereinstimmen können.

Die Überlegungen sind unpopulär und widersprechen dem Zeitgeist an vielen Punkten, zugleich sind sie das Resultat der Auseinandersetzung mit vielen Freunden und Mentoren im Denken, denen ich an dieser Stelle pauschal danken möchte.

Und nun zur notgedrungen extrem komprimierten Darlegung selbst:

Die Essentials von GIVE    

http://www.give.at/home_a.htm
http://www.give.at/give/gvn/gvndraft.htm

a) GIVE steht auf der Makroebene für ein umfassendes planetares Umgestaltungsprojekt    

Ausgangspunkt von GIVE ist der Umstand, dass es eine antizipierte Wirkung der globalen Informations - Netzwerke gibt, die nach einer Phase der Dominanz und Zentralisierung ("Global Cities") eine Phase der massiven Dezentralisierung und Autarkie einleiten helfen können. Das heißt, dass die Leistungsfähigkeit regionaler Systeme in der Landfläche dieses Planeten durch freien globalen Wissensaustausch exponentiell zunimmt und diese in die Lage versetzt, immer mehr Probleme der menschlichen Daseinsbewältigung von der Abhängigkeit von den Metropolen zu entkoppeln - Vorausgesetzt, es gelingt, die in den Metropolen konzentrierte Wirtschaftskraft in diesen Prozess der Dezentralisierung konstruktiv einzubinden.

In einer planetaren Perspektive bedeutet solch eine Dezentralisierung eine mehrfache Chance, den akkumulierten Wirkungen der ökonomischen, Ressourcen- und Klimakrise eine höchst wirksame Alternative gegenüberzustellen.

  • Ein System regionaler und lokaler Kreisläufe absorbiert Arbeitskraft und Bevölkerung, die in der zunehmend automatisierten globalen Industrie nicht mehr benötigt werden, während weiterhin ein kleiner Teil der Bevölkerung in Netzwerken Einkommenschancen vorfindet, die in Richtung regionale Autarkie katalysiert werden können.
  • Eine intelligente Gestaltung von Siedlung und Landschaft über die planetare Oberfläche schafft eine optimierte Basis für erneuerbare Ressourcen, zugleich aber auch eine resilientere Basis für Klimastabilität und Wasser- und Wetterkreisläufe. Dabei meint "intelligent" ("smart") eben auch die vertiefte Einsicht in autopoetische Naturprozesse, wie sie sich in Permakultur und Agroforestry ausdrücken, aber auch die gezielte Punktuelle Intervention durch diese Prozesse unterstützende technologische Einrichtungen.
  • Durch die Vervielfachung regionaler menschlicher Habitate entsteht ein riesiger Raum für gelebte kulturelle Diversitäten. Der derzeitige reggressive identitätspolitische Kampf um Hegemonie in nationalen oder transnationalen Öffentlichkeiten wird abgelöst durch eine "friedliche Koexistenz des Nebeneinander" auf der Basis umfassender technischer Zusammenarbeit der Kulturen. Individuen werden Kulturen zunehmend frei wählen können, zwischen ihnen wechseln. Gleichzeitig werden aber auch jene Raum behalten und finden, denen Heimat und Tradition über alles geht.
  • Zwischen Städten und weniger dicht besiedelten Räumen entsteht ein neues Gleichgewicht, ein Balance-suchender Prozess findet statt. Die "Unwirtlichkeit der Städte" durch Übervölkerung und Gigantomanie löst sich zunehmend auf, während die ländlichen Räume sich füllen mit urbanen Mikrozellen, die durch ihre kluge Einbettung in Natur und Landschaft ein neues Höchstmaß an Gesundheit, Schönheit und Sicherheit hervorbringen und zugleich überhaupt erst den planetaren Umbauprozess mögliuch machen.
  • Die Akteure dieser Umgestaltung werden sich in einem evolutionären Prozess herausmendeln, es ist ein breites Spektrum denkbar von sich wieder(er)findetnden Dorf- und Regionsgemeinschaften bis hin zu intentionalen "Stadtfluchtprozessen": "Durch gemeinschaftsbildende Projekte wird Abwanderung gestoppt und Zuzug oder Rückkehr angeregt. Eine neue Identität, mit den Bürgern erarbeitet, kann alte Strukturen wiederbeleben und aufgrund der niedrigeren Lebenshaltungskosten Raum für Experimente bieten. Die explodierenden Mietpreise der großen Städte erlauben keinen Gestaltungsspielraum mehr. Wenn man die Kleinstädte als Zukunftslabore begreift, können kollaborative, kooperative und resilientere Formen des Zusammenwohnens und –arbeiten geschaffen werden." sehr schön gesagt von https://www.schnitzerund.de/comeback
Worauf es ankommt, ist, dass wir eine feste "infinitistische" Perspektive haben, dass wir von den Fähigkeiten der in Diversität geeinten Menschheit überzeugt sind, durch ein solches Projekt die Lebensgrundlagen unserer Spezies erhalten und ihr eine langfristige Perspektive geben können. Zugleich kann dieses Projekt nur durch einen sozioökonomischen Systemwandel zu einem "kooperatistischen" multipolaren Macht- und Handlungsgefüge erfolgreich auf den Weg gebracht werden.

Auch wenn wir nur eine kleine Gruppe sind, so ist es wichtig festzuhalten, dass ein Systemwandel nicht einfach passiert, sondern dass die bewusste Perspektive zugleich Hoffnungskraft und Handlungsleitfaden ist. Aber es geht bei dieser bewussten Perspektive selbst um innere Balance und Komplexität, erst dann ist katalytische politische Intervention und ein das Forschungsgeschehen anleitendes korrektes Erkenntnisinteresse möglich.

b) GIVE steht auf der Mikroebene für Lebensraum- und Kulturdesign, das die neuen Muster der "Renaissance des Lokalen durch den Umschlag des Globalen" umfassend in ihrer Synergie versteht und gestaltet    

Wenngleich der Gesundungsprozess unseres planetaren "Körpers" (und damit auch unser eigener) am Ausgangspunkt steht, so steht und fällt dieser Gesundungsprozess mit der "Zelle", für die wir immer wieder die Bezeichung "Globales Dorf" verwenden. Was ist damit gemeint? Jenseits der traditionellen Muster von Stadt und Dorf entstehen neue Formen menschliches Zusammenlebens, die man am besten als produktive Synthesen aus Stadt und Land beschreiben kann. Wesentlich ist, dass wir auch bei der Besiedlung der Fläche äußerste Rücksicht auf den vielgestaltigen Naturraum legen. Es kursieren ja für die Wiederbesiedelung peripherer Räume verschiedenste Modelle, die von ausgedehnten Familienlandsitzen bis hin zu urbanen Mikrokernen wie arcosanti reichen.

GIVE ist kein Programm, das unter so offensichtlich verschiedenen menschlichen Lebensbedürfnissen eine hundertprozentige arbiträre Entscheidung durchzusetzen versucht; wir arbeiten mit verschiedenen Mustern, deren optimale Kombination wir anbieten. Mit unserer Intervention versuchen wir in eindimensionale und unzureichende Zukunftsvorstellungen zu intervenieren, und zuallererst den Raum der sinnvollen Möglichkeiten aufzumachen. Wir wollen keine Gestaltungsmacht, außer in kleinen exemplarischen Laborsituationen, um Dinge sichtbar zu machen, die die große Masse dann kopieren oder modifizieren kann.

Was alle diese menschlichen Siedlungsformen der Zukunft einigen wird, ist, dass sie grosso modo mit dem globalen Netzwerk des Wissens und Könnens verbunden sind, das sich hinter den heute noch scheindominanten monopolistischen Einhegungsversuchen der Wissens. und Telekommunikationscommons immer deutlicher abzuzeichnen beginnt. Mit anderen Orten: jedes Globale Dorf liegt am Datenhighway, wie auch immer es gestaltet ist, und es erlaubt die gemeinschaftliche Rezeption und die produktive Umsetzung von Wissen in materielle Realität. Wenn wir jetzt rein bei der Form bleiben, die dafür optimal ist, so erleben wir möglicherweise einen Bedeutungswandel und eine Renaissance der traditionellen Kleinstadt, die ja immer schon ein Bindeglied zwischen den Menschen im ländlichen Raum und der großen weiten Welt war.

Unsere Sympathien sind also nicht nur dort, wo sich Menschen mit Permakultur und Agroforrestry in die Natur hineinarbeiten, sondern auch dort, wo sie in großer Naturnähe urbane Dichte und damit einhergehend auch geringerem Material und Ressourcenverbrauch, kurze Wege und lokale Kreisläufe aller Art kombinieren. Nichts ist also abgeschmackter als die Frage "was ist ein globales Dorf?" die auf eine einzige physikalische Formel oder identifizierbare Gestalt zielt. Globale Dörfer gibt es nur im Plural, und keines wird dem anderen ähneln, weil es immer wieder neue Umweltbedingungen und Voraussetzungen produktiv zu integrieren gilt. Wir können lediglich ein paar allgemeine Charaktgeristika festhelten, die an anderer Stelle des öfteren schon genauer ausgeführt wurden:

  • "Vorne Stefansplatz, hinten Wienerwald": das Globale Dorf mischt urbane, suburbane und rurale Zonen in einer für die Menschen lebensförderlichen und für das Gesamtsystem optimalen Weise. Dabei ist auch der Aspekt der Mobilität zu berücksichtigen.
  • "Aspektuelle Autarkie": das Globale Dorf kann nicht alles und jedes produzieren, aber befindet sich auf dem Weg zu einer immer stärkeren Eigenversorgung auf immer mehr Gebieten menschlicher Daseinsvorsorge. Dies ist ein iterativer Prozess, der auch einschließt, dass industriell gefertigte Technologien eingesetzt werden, die der "Dorfschmied 2.0" beim derzeitigen Stand der Dinge eben noch nicht fertigen kann.
  • "Urbaner Effekt": Für einen den Städten gleichwertige Lebensstandard und für die mannigfaltigen Angebote von Produktion (Dinge, Energie, Häuser, Lebensmittel) bis hin zu Vorsorge (für Gesundheit, Alter, Krankheit) sowie Bildung, Wissens- Landschafts- und Kulturpflege bedarf es einer Mindestbevölkerung und einem gemeinsamen Aktionsraum. Viele Zahlen sind hier zirkuliert worden, und viele einander entgegenwirkende Tendenzen sind hier im Spiel (z.B.: während die Telekommunikation und das Internet die Aktionsmöglichkeiten der einzelnen erweitern, erzeigen sie den Bedarf nach neuen Qualifikationen und Berufen). Der "Klassiker" unter den Zahlen ist die 5000 - Menschen Schwelle, die so verschiedne Visionäre wie Claude Lewenz und Paolo Soleri in ihre Überlegungen mitaufgenommen haben. Das wiederum kann eine Kleinstadt mit Umgebungsdörfern bedeuten, oder einander ergänzende gleichrangige Komplementärdörfer, die sich verschiedenen einander ergänzenden Themen und Schwerpunkten zuwenden.
Wenn wir uns den Zustand der Stadtgestaltung und Regionalplanung anschauen, dann erleben wir die Wissenschaft, die gerade kein Leitbild und keine Lösungsvorschläge hat, mit hilflosen Ratschlägen wie etwa den, die "Ausdünnung" des ländlichen Raumes sozialverträglich abzuwickeln. Was diese "positivistische" Wissenschaft nicht kapieren will, ist, dass sie mit ihren Prognosen und Statistiken selbst jene Realität mitproduziert, an der wir alle leiden. Wenn sie sich also bewusst nicht mit dem beschäftigt, was heute möglich geworden ist, dann hat sie auch in der Realität, für die sie das geistige Sorgerecht übernimmt, keine allzu große Bedeutung.

Worauf es hier ankommt, ist, im Dialog von Architektur, Ökologie, Technologie/Verfahrenswissenschaften, Sozialforschung, Psychologie und vielen anderen Disziplinen neue Gestaltungsmöglichkeiten möglichst eindringlich und verständlich zu präsentieren,die Mensch- Natur-Beziehung wieder in den Mittelpunkt zu stellen und Funktionsmodelle kleinregionaler Systeme zu studieren, die wirklich leistungsfähige planetare "Zellen" hervorbringen. Dabei ist das Beste aus der urbanen Entwicklung mit einzubeziehen, vor allem was die Schaffung und Gestaltung öffentlicher Räume und dialogischer Begegnungsorte zwischen Menschen anbelangt.

Und natürlich wird es drauf ankommen, zumindest einige wenige vebündete lokale Gemeinden beziehungsweise Gemeinschaften zu finden, die diesen Umgestaltungsprozess selber leben und modellhaft vorzeigen wollen.

c) GIVE steht auf der prozessualen Ebene für den unbeschränkten und effektiven Wissensaustausch zwischen lokalen Gemeinschaften, mithin für freies Wissen und eine Revolution in der Bildung.    

Das Globale Dorf ist eine Hülle, in dem der Lebensprozess und die metabolische Beziehung von Mensch und Natur optimal abläuft. Oft habe ich den Ausdruck "Paradigma der Pflanze" gebraucht, um auf diese Qualität einer wirklich, wirklich integrierten lokalen Kreislaufwirtschaft hinzuweisen. Man stelle sich das neue menschliche Zuhause vor wie eine riesige Platane, einen großen Mutterbaum vor, der mit seinen Assimilationsleistungen alles Lebensnotwendige hervorbringt, Nicht nur die Räume in seinem Inneren die wir bewohnen, sondern auch die stofflichen gegenstände unseres Bedürfnisses und die Energien die uns wärmen, kühlen, transportieren etc. Natürlich ist diese Baum kein rein biologisches Artifakt, sondern eine technologische Konstruktion, ein großes Gebäude, das durchzogen ist von mannigfaltigen stofflichen kreisläufen wie ein Organismus von Adern. In diesen Adern spielen sich selbst erneuernde und reproduzierende Stoffkreisläufe ab. Im Limes ist das, was sich in einem solchen Kreislaufverbund zwischen Menschen tut, keine arbiträre innere Marktwirtschaft mehr, sondern ein sich verdichtendes Geflecht von jederzeit korrigierbaren und verbesserbaren stofflichen und energetischen Flüssen, zu denen alle beitragen und von denen alle leben. Sie werden beständig verbessert im freiwilligen Austausch der erfinderischen "Dörfer" der Weltgemeinschaft, die längst in allen wichtigen Lebensbereichen Entwicklercommunities hervorgebracht haben, anfangs noch mit starker Untzerstützung städtischer Industrien, aber zunehmend auf eigenen füßen stehend.

Eine solche quasi utopische Leitvision ist sehr hilfreich, wenn wir die natürliche Zukunft der Ökonomie auf diesem Planeten verstehen wollen. Sie hilft uns aber auch zu verstehen, wie viel unternommen wird um eine derartige Zukunft zu verhindern. Eine planetare kapitalistische Wirtschaft, die längst keinen angemessenen Ertrag durch Warenexporte mehr zu lukrieren vermag, weil die sinkenden Grenzkosten oder der fallende Wert der Produkte dies verhindern, hat sich in ein großes neo - feudales Bezollungsunternehmen verwandelt, dessen Nettoresultat die Gefangennahme der städtischen Massen in Illusion und Konsumismus, eine progressive Verarmung großer Bevölkerungsteile und ein Aufschwung von Gewalt und Terrorismus ist, während für Unterhalt und Unterhaltung der Megamaschine der Planet geplündert und zerstört wird.
Es ist hier nicht Raum im Detail auf diese Verkehrungen einzugehen, zu denen auch die Informationstechnologie als Transaktions- und Kontrollmedium das ihre beigetragen hat. Es genüge der Hinweis, dass diese Realitäten Berücksichtigung finden müssen, wollen wir wirklich langfristig sinnvolle Lösungen hervorbringen.

Es versteht sich von selbst, dass auf dieser prozessualen Ebene eine ganz große Notwendigkeit besteht, Koaltionen zu schmieden mit Institutionen, die von der erstarkenden Kraft der Gemeinschaften und ihrer lokalen Verankerung profitieren oder damit auch eine neue Richtschnur finden in einer Welt, in der der einzige Konsensus der Herrschenden das Ringen um den Platz in der Hierarchie der Mächte und Einflusssphären zu sein scheint. Diese Tendenz zur Monopolisierung ist, wie wir an der aktuellen politischen Entwicklungen (Trump) sehen, eine große Zerstörungskraft, die an sich immer wieder Möglichkeiten in sich bietet, eine im Monopolkampf unterlegene Kraft zur Stärkung der Gemeinschaften zu motivieren. Irgendwann habe ich gesagt, dass die Versorgung mit Überlebensmitteln und Mitteln der Autarkiegewinnung vielleicht der letzte große Markt der Menschheitsgeschichte sein wird. Es versteht sich von selbst, dass diese Mittel nicht ihrerseits fremdbestimmt und opak sein dürfen. Dass eine solche Strategie durchaus realistisch ist, sieht man in Fällen wie dem Automobilhersteller Tesla, der vor einigen Jahren angeboten hat seine Patente zu verschenken, um eine größere Basis zu finden, für das Elektroauto insgesamt und auch für den ganzen Kosmos an Zulieferprodukten.

Freies Wissen ist die Existenzbedingung dezentrale Bildungs- und Entwicklungsarbeit, die wiederum den prozessualen Backbone der Globalen Dörfer ausmacht. Im einzelnen arbeiten wir auf folgende Entwicklungen hin:

  • Ein Bildungsnetzwerk von lokalen Bildungsinstitutionen, die sich dem Wissen für Lebensraum- und Daseinsgestaltung verschrieben haben und ein einer engen Verzahnung von Lehre, Forschung und Entwicklung arbeiten wollen. Wie so etwas aussehen kann und wie es sich höchstwahrscheinlich von den heutigen Universitäten unterscheidet, habe ich vor ein paar Wochen sehr schön von Michael Narodoslawsky herausgearbeitet bekommen.
  • Das ganze gliedert sich in die Projekte "Zukunftslernorte" und "DorfUniZweiNull". Dem ersten Projekt geht es um die lokalen Konnexe, dem anderen projekt um den virtuellen Bildungsverbund.
  • Ein ergänzendes und erweitendes Projekt ist Unavision, mit dem wir eine strategische Partnerschaft eingegangen sind. Im Kern geht es da um gemeinsames Lernen Wohnen und Leben als Angebot hauptsächlich an junge Menschen, die so auf eine alternative Weise zum Universitätsstudium Bildungselemente in peripheren und ländlichen Regionen und ein großes persönliches Portfolio sammeln. Unavision wird weiterhin ein Komplement zur Idee der Virtuellen Universität der Dörfer bleiben.
  • Ebenso bleibt die strategische Richtung hinsichtlich Vernetzung ländlicher Maker Spaces und New Work Zentren für mich ein wichtiges Vorhaben. Open Source Ecology und ähnliche Vorhaben, bei denen Communities eine bestimmende Rolle in der Technologieentwicklung einnehmen, müssen auf europäische Verhältnisse umgelegt werden. Die Gründungstagung von "Rückenwind" in Schrems hat gezeigt, dass das Potential einer gemeinwohlorientierten Genossenschaftsbildung als Ausweg aus veralteten und einschränkenden Formen ökonomischer Aktivität interessanter denn je ist.
  • Ebenso wichtig ist die Konstitution zivilgesellschaftlicher Kompetenz auf nichttechnischen Gebieten, wie es im Neuformierungsprozess der Initiative Zivilgesellschaft und speziell der internationalen Transition Bewegung zum Ausdruck kommt. Die Vision von GIVE kann hier als "Grand Vision" unterstützende Funktion bekommen, aber dazu müssen eben die subjektiven Voraussetzungen geschaffen werden.
  • Last but not least sei darauf verwiesen dass auch der Prozess der unmittelbaren Gemneinschaftsbildung, in dessen Verlauf sich Modelle zukünftiger Dorfgemeinschaften bilden, auf der Tagesordnung stehen. Deswegen wurde auch der Markhof, das "Dorf in der Stadt", zum Austragungsort der 20. Generalversammlung gewählt. Hier ist mitten in Wien ein mehrdimensionales Lebensmodell am Entstehen, das Wohnen, Arbeiten und Lernen in eine neue energetische Dimension der Nähe und Synergie bringt, und die Prohnose ist nicht gewagt, dass auch im ländlichen Raum solche mehrdimensionalen "Labore der Zukunft" entstehen werden. In gewisser Weise knüpft diese Entwicklung an unsere spektakulären Events zu den "Klöstern der Zukunft" in den Jahren 2012 und 2013 an. Hier gibt es eine ganz persönliche Version, eine "collective elders" Gemeinschaft zu schaffen die sich vor allem den Problemen des 3. und 4. Lebensalters stellt und zugleich in einem Dorf in einer Kleinstadt, in einer Gemeinschaft ein mitgestaltendes Element wird.
GIVE als kleine Institution von zukunftsbewussten Menschen hätte hier die Chance, denen die die Zusammenhänge sehen, aber nicht an allen Punkten aktiv werden können,, eine geistige Heimat und einen intellektuellen Backbone zu bieten.

Wir sind trotz praktischer Intention und Vision zuallererst eine Forschungsgemeinschaft, Wir unterstützen einander in der Flut des täglich auf uns einströmenden Wissens Richtung und Klarheit zu bewahren und wenn man so will uns auch nicht im Moment zu verlieren. Unsere Produkte sollen diese Richtung und diese Klarheit auch anderen vermitteln.

Bitte um Feedback    

Ich habe in groben Zügen meine Position umrissen, und möchte natürlich an diesem Punkt testen,, inwieferne und wen diese Aussagen überhaupt berühren und motivieren.

Dazu bitte ich, Dir ein paar Minuten für den folgenden Fragebogen zu nehmen.

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSd-QuqrX4VrYu2Y5Y7FQ27P1xKshBUsz9Hi_zVFBk-yXHMk0g/viewform?c=0&w=1&includes_info_params=true

Danke und herzliche Grüße

Franz Nahrada Generalsekretär GIVE

Feedback    

UweChristianPlachetka: (: Es wäre vielleicht von Vorteil, wenn diese angesprochenen Begriffsfelder und ihre logischen Verbindungen in ein Organigramm dieser Gedankenwelt überführt würden, damit dies in Neurath'scher Manier allgemeinverständlich darstellbar wird (so Einflußmatrix á là Frederic Vester) und zwar als Art "geistige Seekarte" damit jedes Mitglied eine Positionsbestimmung im Gedankenkosmos "Give" durchführen kann.)

-> Ja das ist die Saatkartoffel GIVE, die gerade austreibt: vier Augen.

Andreas: Ich schätze deine Arbeit sehr und habe den Eindruck gehabt - als ich einige wenige Mal bei Treffen anwesend war - dass es doch auch Leute gibt, die zusammen mit die GIVE mit Leben füllen und weiterentwicken. Grundsätzlich finde ich die Vision von GIVE, die ich als eine Kombination aus Regionalbezug, modernen IKT, Ökologie und alternatives Wirtschaften verstehe, sehr anziehend, gerade weil sie sich nicht auf urbane Räume konzentriert. "Am Land" gibt es wohl mehrere spannende Initiativen, die abseits "linker Kreise" Neues erproben. Das scheint mir umso wichtiger, als sich bei der Brexit-Wahl, bei der Wahl zur Bundespräsident*innenschaft in Österreich und meiner Erinnerung nach auch bei der Präsident*innenwahl in Frankreich zeigte, dass rechtsextreme Haltung insbesondere ein Problem des ländlichen Raumes darstellen. Zwar weiß ich nicht, inwieweit eine Vision wie GIVE sie vertritt, diese Haltungen zurückdrängen würde oder könnte. Die Richtung scheint mir aber dennoch wichtig.

Christian: Hallo Franz, hier ein Brainstorm zu deiner Reflexion: in der Entfremdung des kapitalistischen Gesellschaft sind wir gewzungen, unsere Lebenszeit und Arbeitskraft bzw. Kreativität der Verwertungslogik des anonymen Marktes zu verkaufen, wie wir auch zum Teil schon diskutiert haben.
Damit wir erst in diese Lage kommen konnten, bin ich der Meinung, wurde von politischen Institutionen alles daran gesetzt, menschliche commons und kollektive Strukturen des Wirtschaftens und Zusammenlebens zu zerstören. Die so frei gewordenen, das heißt aus den gemeinschaftlichen Strukturen herausgelösten, Menschen, Konsumenten und Bürger konnten nun mit Konsums- und mehr und mehr entwickelten "Repräsentations"-Mechanismen abhängig gemacht und gegen einander ausgespielt bzw entfremdet werden.
Wie Jeremy Rifkin teile ich auch das Menschenbild, dass wir erst durch unsere gemeinschaftliche Lebensweise in Gruppen von 100-150 Menschen zum einen unsere Sprache und damit auch unsere kognitiven Fähigkeiten der Kategorienbildung, Vorstellungs- kräften, Logikmechanismen etc. entwickeln konnten. Mit den anfangs gemeinschaftlichen Strukturen des menschlichen Zusammenlebens muss auch die Sprache korrespondiert haben. Und mit anfangs meine ich die Entwicklungszeit des Homo Sapiens in den letzten 100 000 - 10 000 Jahren.
Diese gemeinschaftlichen Strukturen in der Sprache müssen ab den letzten 10 000 Jahren vermehrt gedanklichen Strukturen der Hierarchie und einem vermehrtem Schulddenken und ein moralisches Kategorisieren gewichen sein.
Die Entwicklung der darauffolgenden gesellschaftlichen Strukturen waren, so meine Meinung, stets ein Abbild und auch eine Weiterentwicklung dieser sprachlichen, oder kulturellen Merkmale von Schuld, Hierarchie und schließlich auch einer fortschreitenden Entfremdung. Meine Hypothesen will ich wieder in Verbindung mit deiner Reflexion bringen.
Ich stelle mir vor, dass die erste Entfremdung der gemeinschaftlich lebenden Homo Sapiens die Herrschaftskulturen von Gottkönigen, Pharaonen und Kaisern waren (mit vorgelagerten kleineren Fürsten- und Königstümern), weiters mit dem Entstehen der feudalistischen Königreiche in Europa, und daraus die Entwicklung des globalen, (neoliberalen) Kapitalismus.
Dabei möchte ich betonen, dass sicherlich keine lineare Progression und auch keine vollkommene Kohärenz von Kopf und Basis der menschlichen Hierarchien vorgeherrscht haben wird. Dazu hab ich mir noch zu wenig historisch angeschaut.
Was ich damit sagen will, und was mich eben auch weg von GIVE geführt hat, (hoffentlich um auch wieder gestärkt und reflektierter zusammenarbeiten und zurückkommen zu können) ist die Idee, dass wir mit einer Sprache bzw einer Kultur der Verbindung mit dem Leben arbeiten können. Das würde die Haltungen und das Bewusstsein der Menschen auf die Verbindung mit den Lebensräumen global und lokal einstellen können. Was ich natürlich mit konkreten Handlungen in lokalen Gemeinschaften erst etablieren kann.
Daraus ergibt sich für mich zum einen ein Zusammenleben ohne Schuldkategorien, was auch dem Privateigentum eine kritische Perspektive entgegenstellt und die Etablierung von Commons zur Folge hat. Weiters auch das ungebremste Wachstumsmoment des Kapitalismus aushebeln kann, da nicht mehr auf Profit gearbeitet werden muss und in der Konkurrenz der ebenfalls entfremdeten kapitalistischen Unternehmungen zu bestehen. Die Kooperation über materielle und kreative Kreisläufe und Ressourcen hinweg sehe ich zum einen als Vorraussetzung für gemeinschaftliches Leben in commons und weiters auch als logische Konsequenz einer schuldlosen, infitistischen Hingabe zur Erhaltung allen Lebens.
So sehe ich GIVE und eine zukunftsfähige Lebensweise in Globalen Dörfern, Commonismus und ohne Kapitalismus miteinander verbunden, ja sogar in einem Zusammenhang wie von Henne und Ei: durch die Etablierung von Laboren der Zukunft, Räumen des Experimentierens und in weiterer Zukunft dann Globalen Dörfern wird auch die Haltung oder das Bewusstsein der Menschen für diese zukunftsfähige Lebensweise geformt, und mit solch einem Bewusstein als menschliche Kultur in ihrer mannigfaltigsten Re-Interpretation über den Globus verteilt, werden Strukturen wie die Globalen Dörfer, wie du sie ausgemacht und mitgeformt hast, entstehen.

FritzHinterberger: Ich finde es wichtig, einen konzeptionellen Rahmen zu konstruieren, der aber möglicherweise etwas (zu) breit ist und überfordernd. Die Umsetzung in einer KLEINEN Forschungsgesellschaft scheint mir schwierig. GIVE kann so nur die "Spinne im Netz" sein. Wichtig ist aber, dass die Führung (also Franz) sich voll damit indentifiziert, was offenkundig der Fall ist. Die entscheidende Frage scheint mir zu sein, was trägt GIVE zum ganzen, größeren Netzwerk bei.