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Franz Nahrada / Buchprojekt Globale Doerfer /
Ein wenig Geschichte


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(RAUM)

Jeder erfolgreiche Wandel in der Geschichte hat seine Wurzeln in Keimformen, Räumen in denen Neues erprobt und gelebt wurde. Räume, die die Beschränkungen und Blockaden alter Systeme durch Lebendigkeit und Dynamik konterkarierten und die doch mit den Mitteln und auf der Basis des alten Systems geboren wurden. Ein Beispiel aus der Geschichte gefällig? Vielleicht hätte es lange keinen industriellen Kapitalismus gegeben, wenn nicht seinerzeit die alte Handelsnation Venedig die Vorherrschaft im Mittelmehr verloren hätte. Plötzlich hat dieser reiche Stadtstaat sein sumpfiges und verkommenes Hinterland kultiviert, entstanden im Zug der sog. "Villegiatura" Paläste, Dörfer, Städte, Kanäle und vor allem Produktionsstätten, Manufakturen. Diese schufen dermaßen viel Reichtum, dass der wichtigste Propagandist der kapitalistischen Produktionsweise, Adam Smith ,diese Entwicklung einer lokalen Produktion von Handelswaren den Feudalherren seiner Zeit als Blaupause für die Steigerung des Reichtums ihrer Nationen anempfohl. (1/1/6) ˧

(Er rechnet ihnen vor um wieviel effektiver Söldnerarmeen gegenüber Heeren von Rittern und Bauern waren. Aber gleichzeitig auch dass man Gold braucht um sie zu bezahlen). ˧

Erfolgreiche Fürsten kopierten dieses Rezept. ˧

Aber diese neue Gesellschaft brachte letztlich eine mächtige bürgerliche Klasse hervor, die in einigen Fällen ihre Geburtshelfer schließlich um ihre Privilegien, ihre Macht und nicht selten auch um ihr Leben brachten - wenn sich das alte System nicht friedlich transformieren ließ. ˧

die Lehren aus der Geschichte sind vielfältig: ˧

  • Jedes Gesellschaftssystem kann an Grenzen stoßen, durch Kräfte die es selbst hervorgebracht hat. Dann kann es in etwas anderes umschlagen, das fast das Gegenteil des Ursprünglichen ist. ˧
  • Der Wechsel der Systeme wäre nie passiert, wenn sich nicht hundert Jahre lang im Schoß des Alten etwas Neues entwickeln hätte können. ˧
Heute ist es das kapitalistische System, das durch sich selber blockiert ist. Und es könnte sein dass eine räumliche Verlagerung aus dieser Blockade heraus- und in einen Systemwandel hineinführen könnte (1/1/7) ˧

Wir erleben ja gerade eine sehr drastische, aber keineswegs zukunftsweisende Entwicklung mit, die vor wenigen Jahren noch unwahrscheinlich schien: das Ende der Globalisierung. ˧

Es begann mit der Benutzung Chinas als riesiger Produktionshalle einer durch moderne Kommunikationsmittel vernetzten "globalen Gesamtfabrik", der Export von Technologie und Kapital und die Etablierung eines Kreislaufes von Importprodukten aus China und Staatsschulden der USA. Manche nannten das den "pazifischen Defizitkreislauf", aber es war auch der größte logistische und kommunikative Apparat, den die Welt jemals gesehen hat. Diese Vernetzung hat letztlich dazu geführt, dass auch China zunehmend als Großmacht auftreten kann und seinerseits beginnt, strategisch die Welt als Absatzmarkt und lukrative Anlagesphäre zu betrachten. Also die ursprüngliche Intention der US-Kapitalien, die eigene Wirtschaft durch die Benutzung fremder, billiger Arbeitskraft zu stärken (und im Sinn von Zahlungsfähigkeit und Profit ist das ja jahrzehntelang gut gegangen), diese Intention und die damit verbundene Praxis erzeugt im Lauf der Zeit ein Resultat, das der Ausgangsabsicht total zuwiderläuft und zwar gleich mehrfach: Auf der einen Seite wird die eigene produktive Basis in Mitleidenschaft gezogen, und zugleich entsteht ein ökonomischer, politischer und militärischer Konkurrent. Und dies ist nur ein Beispiel, die Spitze eines Eisberges. Die Kommunikationstechnologien und die Verbreitung moderner Techniken haben den Ehrgeiz und die Fähigkeit an allen Punkten der Erde angestachelt, es den ersten Globalisierern gleich zu tun. Das konnte natürlich nicht gutgehen. Einerseits - von der wirtschaftlichen Seite - entstanden enorme produktive Überkapazitäten auf diesem Planeten, die kostspieligen und teuren Maschinen, dazu gebaut um die Welt mit Waren zu überschwemmen, stehen nun auch auf der anderen Seite des Ozeans. Mittlerweile begreifen sogar die Kinder besser als die Erwachsenen, dass dieses System wie ein heißgelaufener Motor immer ineffektiver und destruktiver wird, die Ressourcen der Erde auffrisst, seinen Abfall überall ausbreitet und insgesamt verrückt ist. Und andererseits hat uns die danit aufgeworfene Machtfrage an die Schwelle einer weltkriegsträchtigen Situation geführt. (1/2/6) ˧

Wir stecken heute leider immer noch in der Logik von Staaten, Machtblöcken, Imperien fest. Diese Logik zwingt dazu, die ganze Welt als Anlagesphäre zu betrachten, auf den Reichtum der Welt zuzugreifen um exklusiv den eigenen zu vermehren. Diese Dialektik der Globalisierung führt zur Regression. Plötzlich tritt die immer schon unterstellte Gewalt unmittelbar in Erscheinung. America First. India First. Und so weiter. Dafür, für die Beteuerung der staatlichen Souveränitäten, müssen weiterhin Milliarden in die industrielle Basis und Billionen in die Rüstung gesteckt werden, denn ohne Gewaltandrohung lassen sich die Rahmenbedingungen lukrativer Geschäfte nun einmal nicht sichern. Dazu muss auch noch einmal der Kommunikationsapparat perfektioniert werden, zum Beispiel um Drohnen und Cruise Missiles über Satelliten zu steuern. ˧

Freilich könnte genau dieses globale Netz dazu führen, dass sich die ganze Welt sehr rasch und bevor es zu spät ist, aus der Epoche der Globalisierung befreit und auf einer höheren Ebene zurückkehrt - eben auf einer Ebene der globalen Verbundenheit - in eine Epoche der globaler Dezentralisierung quasi zurückkehrt. Mit anderen Worten: die Globalisierung selbst muss in etwas anderes umschlagen. Sie könnte dazu führen, dass sich der durch die globale, an Erfindungsgeist und Innovation nahezu unendlich gewachsene Wissensreichtum für die Entwicklung ins Kleine mobilisieren lässt, dass dieser Wissensreichtum geteilt wird und uns überall in die Lage versetzt uns autarker zu machen, ohne weiterhin auf fremde Reichtümer und Arbeitskraft angewiesen zu sein und zugreifen zu müssen. ˧

(RAUM) ˧