[Home]
Franz Nahrada / Buchprojekt Globale Doerfer /
Anhang1-Biographie Einer Idee


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







Veränderung (letzte Änderung) (Autor, Normalansicht)

Verändert: 3c3
In der Tat ist dieser stark an Ekklektizismus grenzende oftmalige Perspektivenwechsel schon früh in mein Leben getreten. [[Link]-> OYA Artikel [url= https://lesen.oya-online.de/texte/983-niemand-baut-fuer-sich-allein.html]] Als junger Mensch war ich begeistert von Wissenschaft und Technik, las Berge von Science Fiction und wollte eigentlich die faszinierende Welt der Biochemie und Molekularbiologie studieren, weil ich die revolutionären Möglichkeiten für die Erweiterung der menschlichen Wahrnehmungs- und Empfindungsmöglichkeiten ahnte. Dann aber las ich »Walden Two« von B.F.Skinner, der die Rolle sozialer lebensgeschichtlicher Prägungen für die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit darstellte, als Utopie einer "programmierten Gesellschaft", in der die Wissenschaft in der Lage ist, die Wurzeln von Agression und Destruktivität zu entschlüsseln und aufzulösen zugunsten einer ent-traumatisierten Gesellschaft. Mit grenzenloser jugendlicher Naivität nahm ich diese Selbstüberschätzung der Wissenschaft für bare Münze ....
In der Tat ist dieser stark an Ekklektizismus grenzende oftmalige Perspektivenwechsel schon früh in mein Leben getreten. [[Link] (-> OYA Artikel) [url= https://lesen.oya-online.de/texte/983-niemand-baut-fuer-sich-allein.html]] Als junger Mensch war ich begeistert von Wissenschaft und Technik, las Berge von Science Fiction und wollte eigentlich die faszinierende Welt der Biochemie und Molekularbiologie studieren, weil ich die revolutionären Möglichkeiten für die Erweiterung der menschlichen Wahrnehmungs- und Empfindungsmöglichkeiten ahnte. Dann aber las ich »Walden Two« von B.F.Skinner, der die Rolle sozialer lebensgeschichtlicher Prägungen für die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit darstellte, als Utopie einer "programmierten Gesellschaft", in der die Wissenschaft in der Lage ist, die Wurzeln von Agression und Destruktivität zu entschlüsseln und aufzulösen zugunsten einer ent-traumatisierten Gesellschaft. Mit grenzenloser jugendlicher Naivität nahm ich diese Selbstüberschätzung der Wissenschaft für bare Münze ....

Im Folgenden möchte ich zusätzlich zu den Argumentationen in den verschiedenen Kapiteln auch meine persönliche geistige Reise und verschiedene Quellen der Inspiration beschreiben, die zu dieser Position geführt haben. Es ist auch eine Danksagung an sehr viele unterschiedliche Menschen, die zu verschiedenen Zeiten Impulse und Inspirationen in mein Leben gebracht haben. ˧

In der Tat ist dieser stark an Ekklektizismus grenzende oftmalige Perspektivenwechsel schon früh in mein Leben getreten. (-> OYA Artikel) Als junger Mensch war ich begeistert von Wissenschaft und Technik, las Berge von Science Fiction und wollte eigentlich die faszinierende Welt der Biochemie und Molekularbiologie studieren, weil ich die revolutionären Möglichkeiten für die Erweiterung der menschlichen Wahrnehmungs- und Empfindungsmöglichkeiten ahnte. Dann aber las ich »Walden Two« von B.F.Skinner, der die Rolle sozialer lebensgeschichtlicher Prägungen für die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit darstellte, als Utopie einer "programmierten Gesellschaft", in der die Wissenschaft in der Lage ist, die Wurzeln von Agression und Destruktivität zu entschlüsseln und aufzulösen zugunsten einer ent-traumatisierten Gesellschaft. Mit grenzenloser jugendlicher Naivität nahm ich diese Selbstüberschätzung der Wissenschaft für bare Münze .... ˧

(Enttäuschung an der Universität) ˧

(Phase der Marxismen) ˧

Lebensgeschichtlich hat sich für mich die Beschäftigung mit den neuen Formen der Wissensorganisation und den Potentialen der digitalen Medien vor allem aus meiner Auseinandersetzung mit den frühen und noch entwicklungsoffenen Hypermedia Systemen, vor allem Apples HyperCard, ergeben. Aber erst das Zusammentreffen mit dem Medienvisonär Kim H. Veltman hat mich zu einer Systematik der Modalitäten des Digitalen angespornt und für mich begreiflich gemacht, wie die unendlichen Möglichkeiten der digitalen Technologie auseinander hervorgehen und einander befördern. Dies ist im Kapitel über "Das Digitale Gottesgeschenk" näher ausgeführt. ˧

Auf der anderen Seite stand zunehmend die Faszination durch die Möglichkeiten "der Welt außerhalb des Computers", unserer Lebensräume und der Potentiale der Einbettung von Technologie in Lebenswelten mit menschlichen Dimensionen. Im Wesentlichen geht es um die Frage, welche neuen und zusätzlichen Optionen die Technologie der Kommunikation auf den Raum hat und wie sie dessen Möglichkeiten unterstützt. Doch dazu sind Raum - Erfahrungen der verschiedensten Art notwendig. ˧

Der lebensgeschichtliche Zufall, der dabei den Ausschlag gab, war die Begegnung mit der griechischen Dorfkultur auf der Insel Samos, die ich in einem Prozess eines beginnenden Niedergangs ab 1982 kennenlernen durfte. Beides war für mich gleich ergreifend: die intensive Lebendigkeit sowohl was die sozialen Beziehungen als auch die Einbettung in eine über viele Generationen gepflegte und bereicherte Natur anbelangte, als auch die Unerbittlichkeit mit der der Einzug des Tourismus und externer Verlockungen zum Exodus der jungen Generation führte, bis aus den lebendigen Dörfern binnen kurzer Zeit Ruinen wurden. ˧

In der Tat sind diese beiden so verschiedenen Ausgangspunkte, das riesige Potential der elektronischen Medien als Quelle und Speicher und Beschleuniger von Wissen und Können einerseits und die Potentiale eines pflegenden und regenerativen Mensch-Naturverhältnisses genau die Polarität, die meine Wahrnehmung und meine Phantasie in den folgenden Jahrzehnten bestimmten. Einmal in diese Polarität zwischen global und lokal gelangt, entdeckte ich auf beiden Seiten der Gleichung immer neue Manifestationen, immer neue Potentiale der Entwicklung und vor allem der wechselseitigen Befruchtung. Später lernte ich zu erkennen, dass es um die Herausbildung von Mustern ging. ˧

Auf der physischen Seite war es vor allem die Auseinandersetzung mit dem städtebaulichen Experiment Arcosanti in der Wüste von Arizona, das ich von 1987 bis 1995 viermal besuchte und auch die Gespräche mit dem Begründer Paolo Soleri, die mich nachhaltig beeindruckten. Arcosanti ist das ehrzeigige Projekt, eine Stadt von 5000 Menschen auf der Grundfläche eines kleinen Dorfes zu bauen und damit einen dreidimensionalen Organismus zu schaffen, der der umliegenden Landschaft alle Entfaltungsmöglichkeiten gibt. Soleri war davon überzeugt, dass sich unsere Städte entwickeln wie Organismen, dass es einen evolutionären Grundzug zu steigender Komplexität gäbe, der durch eine bewusste Optimierung der räumlichen Strukturen in Richtung Mehrfachnutzung, Kompaktheit und Lebendigkeit ausgeglichen werden müsse. Diese Evolution bedeute sparsamen und effektiven Umgang mit Ressourcen ("Frugality") und ziele nicht ins Wachstum, sondern in angepasste Größen ("Miniaturisation"). ˧

Dies wurde ergänzt durch die Freundschaft mit einem seiner Schüler, dem Architekten Joseph Smyth, dem ich damals in Thousand Oaks nördlich von Los Angeles begegnete und der in einer kühnen Vision Soleris Theorien für die Umwandlung der Autostadt LA in ein Netzwerk von fußgängerorientierten verdichteten "urbanen Dörfern" umsetzen wollte, verbunden durch ein neues Netzwerk von öffentlichen Verkehrsmitteln. Die kreative Phantasie von Josephs Raumentwürfen zeigte mir mit einem Schlag, wie viel Potential europäische gewachsene Raumstrukturen für unsere Zukunft enthalten. Später sollten viele weitere Architekten und Planer an der Schnittlinie von amerikanischer Unbekümmertheit und Innovationsfreude und europäischer (und asiatischer) Raumweisheit dazukommen, die ich auf die Global Village Konferenzen in Wien einladen konnte. ˧

Auf der Seite der Informationstechnologie und der Wissensorganisation war es vor allem die Begegnung mit Douglas Engelbart in Stanford 1990, die mein Weltbild auf völlig neue Grundlagen stellte. Engelbart ist in vielem der erste Pionier eines Verständnisses der Computertechnik als Kommunikations- und Denkwerkzeug gewesen, er wollte die Potentiale des menschlichen Denkens, des menschlichen Intellekts über ein passendes Interface zum Computer als Wissensspeicher vervielfachen. Dafür hat er die wesentlichen Basisinnovationen erfunden, er hat zur selben Zeit die Computermaus, die "Fenstertechnik", also das simultane Darstellen mehrerer Anwendungsbereiche, Textstellen oder Prozesse auf einem Bildschirm und den Hyperlink, das heißt die Möglichkeit, assoziative Verbindungen am Computer darzustellen - etwas, was wir mit dem World Wide Web heute für selbstverständlich nehmen. ˧

Engelbart begrüßte mich aber zu meiner großen Überraschung in unserem Gespräch als Soziologen, etwas was ich nicht erwartet hätte. Er war fasziniert von der Frage, welche Wirkungen das Human Interface in der Gesellschaft hat. Einerseits würde es die Zugänglichkeit und die wechselseitige Erhellung und Erweiterung des Wissens unterstützen, aber eben auch die Multiperspektivität. In dieser Multiperspektivität sah er auch einen Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. ˧

Um mir die soziale Seite der Angelegenheit praktisch zu demonstrieren schickte er mich auf einen Besuch in das Institute for the Research on Learning ins nahegelegene Palo Alto - und tatsächlich war dieser Besuch ein Schlüsselerlebnis. Als Gemeinschaftsgründung von Persönlichkeiten aus dem XEROX Palo Alto Research Center und der Stanford Universität war das IRL eine gemeinnützige Forschungsorganisation, die sich mit dem Lernen in Schulen, am Arbeitsplatz und in informellen Umgebungen befasste und dabei auf kooperativen, multidisziplinären Teams aufbaute. Die Forschungsfragen basierten auf realen Problemen und Rahmenbedingungen, die in Zusammenarbeit mit Menschen in Schulen und am Arbeitsplatz definiert wurden, die sich für diese Aktivitäten einsetzten. Das Institut hatte durch die Entwicklung des Konzepts der "Community of Practice" nicht nur in den USA, sondern weltweit einen erheblichen Einfluss auf Bildung und Wissensmanagement (neben vielen anderen Bereichen). In den wenigen Stunden die ich dort verbrachte gewann ich den Eindruck, dass tatsächlich hier eine neue Form von nichthierarchischer und höchst produktiver Wissenssuche gelebt wurde. Die Teams waren ja nicht nur interdisziplinär zusammengesetzt (Programmierer, Interfacegestalter, Pädagogen, Wahrnehmungspsychologen), sondern auch mit Personen ergänzt, die der Wissenschaft eher fern standen, Eltern, Kinder, Lehrpersonen und so weiter. Und es war spannend zu sehen und zu hören, dass oft gerade die Beiträge dieser Laien zu Durchbrüchen bei der Entwicklung von Lernumgebungen führten. ˧

Engelbart hatte in seinen Arbeiten dieses Konzept schon längst verallgemeinert. Er nannte diese soziale Seite seiner Forschungsmethode die "Bootstrap Communities". Dabei legte er großen Wert darauf, dass nicht einfach Produkte verbessert würden, sondern dass fast alle Bereiche der Gestaltung unserer Lebenswelt Aspekte der Verbesserung oder Behinderung von Zusammenarbeit sowie der Senkung oder Erhöhung der kollektiven Intelligenz durch diese Gestaltungen beinhalten, und dass diese Erhöung der Intelligenz / Effektivität gerade durch die Nutzung der eigenen Produkte und/oder Dienstleistungen für die Methode konstitutiv seien [1] . Nur so könne gewährleistet werden, dass tatsächlich kleine Gemeinschaften mit Multiperspektivität die Herausforderungen an größere Kollektive oder ganze Gesellschaften bewältigen helfen. ˧

Wesentlich sei weiters, dass in Umrissen die Innovation - als Komplex technischer, sozialer, kultureller Entdeckungen oder Wiederentdeckungen verstanden - eine gemeinsame Mission sei und von allen Mitgliedern der Community geteilt werden könne. Die Multiperspektivität sei eben auch ein Mittel gegen einseitig technokratische Konzepte und sorge für ausgeglichene und balancierte Lösungen. Nichtsdestoweniger wäre eine Art Vision oder Wunschbild für die Identität einer solchen Community konstitutiv. Nicht einfach als Forschungsfrage nach den Möglichkeiten, sondern immer schon als normative Aussage über das Wünschenswerte. ˧

An diesem Punkt fragte mich Engelbart zum Abschied, ob ich denn eine klarere Vorstellung von meiner Rolle in diesem Prozess gewonnen hätte. Und ich antwortete mit Ja. In der Überzeugung, dass unsere künftige Rolle und Entwicklung als Gesellschaft mehr denn je von der Wiedergewinnung der Fähigkeit zur Formung kleiner, kreativer Gemeinschaften abhinge, die die vielfältigen Möglichkeiten unserer Daseinsgestaltung in einem vernetzten und kooperativen Zusammenhang erkunden, wollte ich mich der Gestaltung der Lebensräume und der Lebensqualität solcher Gemeinschaften widmen und transdisziplinäre Teams zusammenbringen. Wesentlich sei, dass wir mehr denn je der Wiederintegration von menschlichem Dasein und Natur unsere Aufmerksamkeit schenkten, wie ich sie an den griechischen Dörfern so lebendig erlebt hatte - und zugleich dafür sorgen, dass die kollektive Intelligenz und Integration solcher "Dorfumgebungen" in ein weltweites Projekt kollektiver Evolution dabei gleichwertiges Ziel bleibe. ˧

Wenig später bastelte ich mit Hannes Wolf, einem technologiebegeisterten Freund aus Apple Tagen, an einem Akronym für dieses Projekt. Wir kamen auf GIVE, Globally Integrated Village Environment. Die Globale Integration sollte nicht eine Form der Dominanz einer Ideologie oder Kultur sein, sondern sich aus dem gemeinsamen Anliegen der Erhöhung lokaler Handlungsfähigkeit aller durch die Zuwendung an die unendlichen Möglichkeiten der Miniaturisierung und inneren Diversifikation von gemeinschaften naturwüchsig ergeben, als Repository der bewährten Möglichkeiten. ˧

Auch auf dieser Seite gab es noch viele Egänzungen und Vertiefungen. Die zwei wichtigsten möchte ich hier noch kurz beschreiben: ˧

1995, bei meinem letzten Aufenthalt in den USA, wurde ich durch eine eher ungewöhnliche Verkettung von Ereignissen mit den Lehren des indianischen Medizinrades konfrontiert. Kurz zusammengefasst, ist das Medizinrad eine Sequenz von Perspektiven, die zu einer "weisen" Entscheidung der verschiedensten Fragestellungen führen. Im Unterschied zur demokratischen Ratsversammlung westlichen Typs agieren die Teilnehmenden nicht als Individuen mit partikularen Interessen, sondern sie ordnen sich acht fixen Gesichtspunkten zu, die bei jeder Frage eine Rolle spielen und durch Himmelsrichtungen repräsentiert werden. Von der kreativen Innovation führt der Weg über die Wertschätzung des Bestehenden zur bewussten Artikulation von Konflikten, um in Stationen des einigenden Gemeinschaftsbewusstsein, des Sachwissens und der strategischen Optionen zu einer Entscheidung zu führen, die sich dann freilich nachträglich noch einmal die Prüfung auf Integrität und Konsensualität über sich ergehen lassen muss, was zumeist zu einer neuen Runde im zeremoniellen Reden und resoektvollen Zuhören führt. ˧

Was so banal klingt, war für mich eine Offenbarung, die das Bootstrap-Prinzip noch einmal vertieft: Multiperspektivität scheint im Kern nichts Zufälliges zu sein, sondern ein zeitloses, immer wiederkehrendes Geflecht von Polaritäten. Es scheint dass das das vielen indigenen Kulturen bekannt war und als Organisationsprinzip für Entscheidungen und Forschungen benutzt wurde. Es ist eine faszinierende Herausforderung, nach solchen Universalien zu suchen, die uns helfen Perspektiven miteinander zu verbinden und in einem dialektischen Prozess auseinander hervorgehen zu lassen. ˧

(....) ˧

Die letzte wesentliche Inspiration schließlich war die Idee der Mustersprache als Organisationsprinzip von Gestaltungswissen. ˧

(....) ˧





[1] https://www.dougengelbart.org/content/view/226/269/