Der Gegenstand der Untersuchungen und Aktivitäten, die durch dieses Projekt gebündelt werden, sind die theoretischen und praktischen Dimensionen der ablaufenden Transformationsprozesse des digitalen Wandels. Das erfordert einen interdisziplinären Zugang, in welchem Computerspezialisten im weiteren und engeren Sinne, welche die technischen Aspekte der "sozialen kollaborativen Werkzeuge" genügend detailliert kennen oder gar in deren Herstellung involviert sind, und Spezialisten auf verschiedenen geisteswissenschaftlichen Gebieten zusammenwirken.
Eine solche interdisziplinäre Verbindung herzustellen ist der Fokus des Projekts, in dem Computerspezialisten eine Schlüsselrolle spielen, die ihr Fach nicht eingeschränkt als "Wissenschaft über die systematische Verarbeitung von Informationen – insbesondere die automatische Verarbeitung von Daten mit digitalen Geräten" (Duden Informatik) verstehen, sondern als die "technologische Seite des Denkens" und damit als Teil der Geisteswissenschaften, ohne die technologischen Aspekte ihrer Profession zu vernachlässigen.
Das Projekt fokussiert auf die folgenden vier großen Aspekte:
(1) Eine detaillierte Analyse der wachsenden Bedeutung von infrastrukturellen Aspekten, welche sich in dem vor sich gehenden Transformationsprozess immer deutlicher herausschält.
Solch eine wachsende Bedeutung kann sowohl im privaten (Kunden- und Zulieferer-Management, Qualitätsaspekte, Produktlinien) als auch im öffentlichen Bereich beobachtet werden. Typischerweise entwickeln sich dabei in beiden Bereichen Formen kooperativer Praxen, in denen unabhängige Akteure mit heterogenen Motivationsstrukturen und Hintergründen auf kooperative Weise interagieren.
(2) Eine detaillierte Analyse und Klassifikation der Standards sowie der sozialen und technischen Werkzeuge, die genutzt werden, um solche kooperativen Strukturen zu organisieren.
Kohärenz, Standardisierung und Nutzung von kompatiblen Werkzeugen sind wesentliche Voraussetzungen und Aspekte innerhalb einer erfolgreichen Entwicklung kooperativer Strukturen. Die resultierenden Homogenisierungseffekte auf der einen Seite sowie freizügiger Zugang ohne oder mit nur geringen Hürden als funktionale Voraussetzung für Netzwerkeffekte auf der anderen Seite führen zu ökonomischen Rahmenbedingungen, in denen die Allokation von Ressourcen nicht mehr allein durch klassische ökonomische Return-on-Invest-Szenarien verstanden werden kann.
Open Source Zugänge und neue Geschäftsmodelle zur Entwicklung und Verbesserung der erforderlichen Werkzeuge sowie für Betrieb und Reproduktion einer dezentralen operationellen Infrastruktur ohne die klassische Unterteilung in "Produzenten" und "Konsumenten", wie etwa in (O'Reilly 2004) beschrieben, erhalten wachsende Bedeutung.
(3) Die gemeinsame Entwicklung und Verbesserung entsprechender Konzepte, Architekturen, Zugänge und Werkzeuge in ausgewählten Bereichen des Semantic Web.
Innerhalb des Projekts werden die Teilnehmer einen eigenen Beitrag zum weltweit fortschreitenden verteilten Prozess der Entwicklung der erforderlichen Konzepte, Architekturen, Zugänge und Werkzeuge, wie in Säule (2) beschrieben, leisten. Dies dient nicht nur dem Sammeln praktischer Erfahrungen und Empirie, sondern ist zugleich ein Beitrag zur Entwicklung einer gemeinsamen technischen Infrastruktur. Der Hauptfokus liegt auf Beiträgen in Gebieten, in denen die Teilnehmer bereits eigene Erfahrungen gesammelt und Expertise bewiesen haben.
(4) Praktische Begleitung und Unterstützung der Herausbildungsprozesse ausgewählter Gemeinschaftsstrukturen im lokalen und regionalen Umfeld der Projektteilnehmer.
Dies geht über Säule (3) hinaus, da territorial organisierte kooperative Strukturen (insbesondere Strukturen der regionalen ökonomischen Entwicklung) die für eine nachhaltige Entwicklung erforderliche Infrastruktur über die ganze Breite entwickeln, reproduzieren und verbessern und die dazu erforderliche Kompetenz aufbauen und weiterentwickeln müssen. Mit Blick auf die Lage der kommunalen und regionalen Finanzen ist es eine große Herausforderung an lokale Netzwerke, die dafür erforderlichen Ressourcen zu mobilisieren. Kreative Formen des kooperativen Zusammenspiels privaten und öffentlichen Engagements sowie lokal verankerte kleine und mittelständische Unternehmen spielen dabei eine wichtige Rolle, siehe etwa (Lewis 2006). Da alle Projektpartner in der einen oder anderen Form in solche Netzwerke eingebunden sind, ist es nur logisch, die Projektergebnisse in diesen regionalen Netzwerken praktisch zu erproben und diese Praxiserfahrungen konsistent zu sammeln und zu verallgemeinern.
Hauptrichtungen
Eine der Charakteristiken des vor sich gehenden Transformationsprozesses ist die wachsende Rolle von Praxisformen, in denen unabhängige Akteure mit heterogenen Motivationslagen und Hintergründen in kollaborativen Strukturen kooperieren. Solche Strukturen – allgemein auch als Netzwerke bezeichnet – lassen sich auf verschiedenen Ebenen der sozialen Stratifikation beobachten; territorial stratifiziert auf transnationaler, nationaler, regionaler und kommunaler Ebene, aber auch spezifisch strukturiert nach Bereichen oder Betroffenheiten wie etwa in der modernen Wissenschaft im engeren Sinne oder auch in umfassenderen Bereichen der Reproduktion der Wissensbasis unserer Gesellschaft im Ganzen.
Mehr noch, auch im Bereich geschäftlicher Aktivitäten kann die wachsende Bedeutung solcher Strukturen im Vergleich zu klassischen Produzenten-Konsumenten-Verhältnissen beobachtet werden, und zwar sowohl im Massenmarkt (als flexible Reaktion auf sich ändernde oder sich weiter ausdifferenzierende Nachfragestrukturen) als auch im Bereich spezialisierter Produkte und Dienstleistungen (agile Prozesse). Selbst im Bereich des Managements, einem klassisch hierarchisch nach dem Prinzip der Einzelleitung und persönliche Verantwortung strukturierten Bereich, sind netzwerkartige Strukturen und Organisationsformen mit Elementen der Selbst-Definition und Selbst-Entwicklung sowie wert- und marktförmigen Regulationselementen auf dem Vormarsch.
Kurz gesagt, dieses Projekt bzw. Projektbündel soll die Beziehungen zwischen derartigen neuen Formen von Praxen, Denken und Wissensorganisation innerhalb der vor sich gehenden Transformationsprozesse in Richtung einer "Wissenssgesellschaft" genauer analysieren.
Leipzig-Netz – Entwicklung, Erprobung und Betrieb von IT-basierten Unterstützungskonzepten zur Förderung lokalen bürgerschaftlichen Engagements in Leipzig
Leipziger Initiative für Offene Daten – Die "Leipziger Initiative für Offene Daten" ist angetreten, um die Bemühungen zur Etablierung Offener Daten als wesentlichen Teil einer sich entfaltenden Weblandschaft in der Leipziger Region voranzubringen. Kern der Bemühungen ist die Etablierung von Leipzig Data als einer signifikanten Menge von Beschreibungen des "Leipziger Lebens", die unter einer freien Lizenz in digital adressierbarer Form öffentlich verfügbar sind.
Regio-Web – Entwicklung und Erprobung von IT-basierten Unterstützungskonzepten für ein Regionalentwicklungs-Netzwerk (2010 abgeschlossen)
Seminar "Wissen in der modernen Gesellschaft" an der Universität Leipzig (2008-2020)