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Franz Nahrada / Videos / Radio Evolve |
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˧ Gespräch am 25.2.2024 mit Thomas Steininger (+2025) bei Radio Evolve ˧ ˧
Das Gespräch beginnt mit der Begrüßung und der Feststellung des Interviewers, dass beide Gesprächspartner zwar aus Österreich stammen, das Interview aber in englischer Sprache führen. Dies leite bereits zum Thema über, denn der Interviewte – Franz Nahrada – habe sein Lebenswerk dem Konzept der Entwicklung von Dörfern gewidmet. Der Interviewer charakterisiert Nahradas Zugang als eine Verbindung philosophischer, technologischer und ökologischer Perspektiven. Sein zentrales Thema sei die Verschmelzung zwischen „Global Village“ (global vernetzt über das Internet) und dem physischen lokalen Dorf zu einem synergetischen Ganzen. Diese Vision sei für Nahrada, so der Interviewer, kein romantisches Spiel, sondern ein alternativer globaler Entwicklungspfad. Nahrada bestätigt dies. ˧ Er reflektiert zunächst über die gemeinsame politische Vergangenheit und bezeichnet es als „gewagt“, den Nationalstaat als grundlegende Organisationsform des menschlichen Lebens zu hinterfragen. Nur wenige Denker wie E. F. Schumacher oder Leopold Kohr hätten sich daran gewagt, eine radikal andere politische Umgebung für menschliches Gedeihen zu entwerfen. Das Bild des Dorfes sei in seinem eigenen Leben jedoch nicht theoretisch entstanden, sondern schrittweise – zunächst emotional. ˧ Er beschreibt seine persönliche Erfahrung, dass er in städtischen Umgebungen kaum aufblühen könne: Städte seien von anonymen Menschen geprägt, die einander nicht kennen, und von Konkurrenz, Raumnot und Ressourcenknappheit. Im Gegensatz dazu habe er als junger Mensch im ländlichen Raum – bei Verwandten oder beim Skifahren – ein Gefühl von Freiheit, Raum und Weite erlebt. Das habe den Wunsch nach einem Leben jenseits der Stadt geweckt. ˧ Mit technologischen Entwicklungen, insbesondere neuen Kommunikationsmitteln, sei es heute tatsächlich möglich, überall zu leben und dennoch intellektuell und sozial am Weltgeschehen teilzunehmen, auf Wissen zuzugreifen und globale Beziehungen zu pflegen. Diese Freiheit des „kommunikativen Zeitalters“ sei für ihn immer als freiwillige, selbstbestimmte Art des Reisens und Verbindens gedacht gewesen. Das Leben im Dorf habe auch automatisch eine ökologische Dimension: Nähe zur Natur, Erfahrung natürlicher Prozesse und Verantwortung für sie. ˧ Der Interviewer wirft ein, dass man die Vision global vernetzter Dörfer als romantisch abtun könnte, insbesondere angesichts der kommerziellen Entwicklung des Internets in den letzten Jahrzehnten. Nahrada hält dagegen: Es gebe eine wachsende Bewegung von Menschen, die bewusst aufs Land zurückkehren – besonders sichtbar seit der Corona-Pandemie. Zudem habe er bei der Konferenz „re:build“ zahlreiche kreative Dorfprojekte weltweit gesehen, vor allem in Ländern wie Portugal oder Costa Rica, die digitale Nomaden und intentional kommunale Projekte anziehen. Hier entstünden neue intentional communities, die zugleich Wert auf globale Vernetzung legen. ˧
Er nennt außerdem die Transition-Bewegung als realitätsnahe Form der Veränderung: Sie setze bei bestehenden Orten an und betone, dass Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit – insbesondere Klima und Nachhaltigkeit
Der Interviewer lenkt das Gespräch auf die Bedeutung der Permakultur. Er betont, dass viele innovative Gemeinschaften Er berichtet von einer brasilianischen Architektin und Philosophin (Simone Back-Prochnow) , die den Begriff der „vierten Natur“ geprägt habe. Diese sei die Weiterentwicklung dreier vorangegangener Naturkonzepte: ˧ Natur als äußere, bedrohliche Macht, gegen die der Mensch kämpft. ˧ Natur der zweiten Ordnung, die vom Menschen für seine Zwecke geformt und unterworfen wird (klassische Zivilisation). ˧ Natur der romantischen Betrachtung, ein statisches Objekt der Bewunderung. ˧ Die „vierte Natur“ hingegen begreife Mensch und Natur als verwoben: Der Mensch sei selbst ein Ökosystem aus Mikroorganismen; Leben sei ein Zusammenspiel verschiedener Organismen. Man müsse sich als Teil eines Kreislaufs verstehen – nicht als beherrschender Akteur über einer toten Materie. In dieser synergetischen Sichtweise gebe es keine klare Grenze zwischen menschlichem und natürlichem Handeln. Permakultur zeige, dass natürliche Prozesse hochproduktiv werden, wenn man sie in ihrer eigenen Logik wirken lasse. Dies erfordere tiefes Wissen und viel Beobachtung, sei aber äußerst lohnend. ˧ Der Interviewer wendet sich dann dem Begriff „Village Development“ zu, der für Nahradas Arbeit zentral sei. Neu sei, dass heutige Dörfer nicht mehr isoliert sein müssten – im Gegenteil, sie könnten Dörfer bleiben und gleichzeitig starke globale Verbindungen pflegen. Früher seien Städte notwendig gewesen, um globale Vernetzung herzustellen, und Nationen hätten diese Vernetzung politisch organisiert. Nun sei es möglich, dass Menschen lokal verwurzelte Beziehungen – also echte menschliche Beziehungen statt bürokratischer oder marktförmiger – pflegen und zugleich global kooperieren. ˧
Nahrada antwortet darauf, indem er zunächst eine Differenzierung vornimmt. Ein Wissenschaftler namens Rosen (vermutlich Robert Rosen) habe gezeigt, dass isolierte Systeme sterben: alles Lebendige brauche Außenbeziehungen. Historische Beispiele wie die Anasazi zeigten, dass auch vormoderne Dörfer weiträumige Austauschbeziehungen hatten. Die Vorstellung abgeschotteter kleiner Gemeinschaften Er betont jedoch, dass die Entwicklung sesshafter Großkulturen historisch Gewalt, Krieg und Expansion gefördert habe; Nomadentum sei dagegen oft ein Ausweichen vor Konflikten gewesen. Die Tendenz zur Verdichtung und zum Wachstum habe schließlich in großen Imperien gemündet – und wir lebten heute im extremsten Stadium dieser Sesshaftigkeits-/Zentralisierungslogik. Gleichzeitig habe diese Situation das Potenzial globaler Vernichtung hervorgebracht: Ein dritter Weltkrieg würde die Menschheit nicht überstehen. Daher müsse man neue Wege jenseits von Geopolitik und Biopolitik denken – Systeme also, die entweder die Erde oder das Leben der Menschen total kontrollieren wollen. ˧ Hier führt er Leopold Kohr, Schumacher und auch Christopher Alexander an. Wenige nähmen wahr, dass Alexanders „A Pattern Language“ mit dem Muster „Independent Region“ beginne – dem für Alexander wichtigsten Muster. Darin stelle er sich eine Welt ohne Imperien und ohne große Nationalstaaten vor. Regionen dürften nicht größer als 4–6 Millionen Einwohner sein, und es könne weltweit 1.000 bis 1.500 solcher unabhängiger Regionen geben. Die zentrale Frage sei dann: Wie koordinieren sich diese Regionen, wie verhindern sie Konflikte? ˧
Im zweiten Teil des Gesprächs vertieft Nahrada seine Überlegungen zur Notwendigkeit einer dezentralen, synergetisch organisierten Weltgesellschaft. Er argumentiert zunächst, dass das heutige geopolitische System stark von der Logik imperialer „Full Spectrum Dominance“ geprägt sei – einem Denken, das Probleme primär mit Druck, Gewalt oder erzwungener Angleichung lösen wolle. Eine wirklich dezentralisierte Weltordnung würde solche Machtmittel gar nicht mehr zulassen, da Macht dann über viele Regionen verteilt wäre und keine Imperien globale Regeln erzwingen könnten. ˧ Doch für Nahrada ist ein zweiter Faktor noch wichtiger: die Tatsache, dass Menschen heute über globale Kommunikationsmittel verbunden sind. Wenn man die Prämisse ernst nimmt, dass Probleme immer am besten auf lokaler Ebene gelöst werden, folgt daraus, dass Regionen enorme Mengen an Wissen brauchen, um ihre spezifischen Herausforderungen zu meistern. Eine global vernetzte „Welt als Gehirn“ könne dieses Wissen bereitstellen und regionale Problemlösungen in einer bislang ungekannten Tiefe ermöglichen. Selbst Wüstenregionen etwa könnten Wohlstand erzeugen, wenn sie begreifen, welche lokalen Ressourcen – etwa Sonnenenergie – ihnen eigentlich zur Verfügung stehen. ˧ An dieser Stelle greift der Interviewer einen zentralen Begriff aus Nahradas Werk auf: die Pattern Language. Er erläutert, dass viele Zuschauer diesen Denkansatz wahrscheinlich nicht kennen. Eine Mustersprache sei eine Methodik, die gleichzeitig mit Universalität und radikaler Lokalspezifik arbeitet. Alle Regionen verfügten über „Bausteine der Synergie“: strukturelle Prinzipien, die universell gültig seien, aber vor Ort jeweils anders angewendet würden. Nahrada stimmt zu und bezeichnet diese „Bausteine der Synergie“ als eine sehr gute Umschreibung dessen, was ein Muster sei. ˧ Er erklärt, ein Muster sei das evolutionäre Ergebnis vieler Versuche, Fehler und Lernprozesse. Es könne zwar in natürlichen Systemen entstehen, im Kontext menschlicher Kultur jedoch sei es immer ein Produkt bewusster Gestaltung. Alexander spreche dabei vom „Quality without a Name“ – einer schwer fassbaren, aber spürbaren lebendigen Qualität, die ein gutes Muster auszeichne. Ein Muster helfe Menschen, reale Probleme lösbar zu machen; Anti-Muster hingegen führten zu ineffizientem Verhalten, Bedeutungsverlust und dem Gefühl, sich im Leben zu verlieren. ˧ Nahrada betont, dass besonders in der digitalen Welt Muster wichtig seien, da Informationssysteme inhärent kooperativ und synergetisch seien. Wer Wissen einzäune und als Privateigentum betrachte, zerstöre diese Lebensfähigkeit. Sobald Elemente aus dem „lebendigen Prozess“ des Wissensaustauschs herausgeschnitten würden, verliere das gesamte System seine Vitalität. ˧ Im Weiteren überträgt Nahrada die Mustertheorie auf den Städtebau. Eine gute Stadt sei ein Netzwerk aus starken Zentren, die Energie bündeln und weitergeben. Er stellt dem verbreiteten Begriff der „Metropolis“ den von ihm bevorzugten Begriff der „Mother City“ gegenüber. Die „Mutterstadt“ verkörpere Fürsorge, Zentralität und Lebensförderlichkeit, während die Metropole ein anti-synergetisches, ausbeutendes Prinzip symbolisiere. Der Vergleich mit ökologischen Systemen – etwa Mutterbäumen in Wäldern – zeige, dass synergetisch organisierte Zentren in allen lebensnahen Systemen auftreten. ˧ Der Interviewer ergänzt, dass dieses Denken einen besonderen Vorteil für eine dezentrale menschliche Zivilisation darstelle, die sich auf ökologische Prinzipien stützt. Nahrada stimmt dem ausdrücklich zu und erläutert anhand permakultureller Beispiele, wie stark eine Region durch richtig platzierte Elemente profitieren kann. Synergien entstünden durch präzise Anordnung: Steine, Wasserflächen oder Pflanzen könnten Mikroklimata schaffen, die wiederum das gesamte System stabilisieren und fördern. Permakultur illustriere daher perfekt, wie „Bausteine der Synergie“ funktionieren. ˧ Nahrada betont jedoch, dass Tradition nicht unkritisch übernommen werden dürfe. Seine eigenen Erfahrungen in griechischen Dörfern hätten ihm die lebendige, gemeinschaftliche Qualität traditioneller Dorfgemeinschaften gezeigt – gleichzeitig jedoch auch deren dunkle Seiten: Autoritarismus, sozialen Druck und die Abwanderung junger Menschen. Erst die Verbindung von traditionellen Lebensformen mit einer neuen Form der Bildung könne ein zukunftsfähiges Dorf entstehen lassen. ˧
Hier führt Nahrada seinen zentralen Begriff ein: das Dorf als Universität. Entscheidend sei nicht Architektur, nicht Remote Work, nicht technologische Ausstattung – sondern der Aufbau eines lokalen Bildungssystems, das es allen Menschen ermögliche, jede Frage mit dem besten Wissen der Welt zu beantworten. Eine echte „Global Village“-Struktur entstehe erst, wenn Bildung zum integrativen Herz des Dorfes werde. Nahrada schildert Visionen Wissen solle dort nicht transaktional vermittelt werden, sondern im Prinzip des „Pay it forward“: Wer Wissen empfange, gebe später selbst an andere weiter – nicht als Gegenleistung, sondern als Beitrag zum kollektiven Fortschritt. Bildung diene der Befähigung des Einzelnen, aber gleichzeitig auch der globalen Verantwortung. ˧ In der Schlussphase des Gesprächs fasst der Interviewer zusammen, dass Nahrada eine grundlegende Polarität beschreibt: radikale lokale Verankerung einerseits und radikale globale Informiertheit andererseits. Diese Spannung – die „Polarity of Local Embeddedness and Global Informedness“ – sei selbst ein synergetisches Lebensmuster, das enorme kreative und transformative Kraft entfalte. ˧ Nahrada bestätigt diese Sicht und das Gespräch endet mit einem Dank des Interviewers. ˧
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Der Gesprächsteil beginnt mit der Vorstellung und Einleitung. Nahrada wird vom Moderator begrüßt. Er betont seine Vorfreude auf das Gespräch und weist darauf hin, dass beide aus Österreich kommen, aber Englisch sprechen. Dies führt direkt zum Kernthema: die Vision des Dorfes und Dorfentwicklung. Nahrada verknüpft: ˧
Nahradas erster Zugang zum Dorf ist emotional: Städte empfindet er als überfüllt, wettbewerbsorientiert und wenig lebenswert. ˧
Das Transition Movement (England) zeigt, dass bestehende Städte und Dörfer lokal Lösungen für Klimakrise und andere Probleme entwickeln können. ˧
Permakultur dient als Modell für Synergie zwischen Mensch und Natur: ˧
Evolution von Naturverständnis: ˧
Alexanders Konzept: ˧
Der Gesprächsteil beginnt mit einer geopolitischen Reflexion: Nahrada erläutert, dass es Imperien heute primär um „full spectrum dominance“ gehe – das Ideal, weltweite Kontrolle über Probleme und Konflikte auszuüben, vor allem durch Zwang und Machtprojektion. Als Beispiel erwähnt er die USA. Eine dezentralisierte Weltordnung hingegen würde Imperien zu Kompromissen zwingen, da Macht nicht mehr umfassend konzentriert wäre. ˧
Nahrada argumentiert, dass ein grundlegender Aspekt bisher unterschätzt wurde: Die globale Kommunikationsvernetzung erlaubt erstmals, lokale Probleme kollektiv zu lösen. ˧ Der zentrale Gedanke lautet: ˧
Der Interviewer lenkt das Gespräch auf Christopher Alexanders Konzept der Pattern Language und identifiziert darin die Fähigkeit, das Zusammenspiel von Differenz und Gemeinsamkeit zu denken. Er fasst es so: ˧
Nahrada bestätigt das und definiert ein Pattern als: ˧
Nahrada wendet das Musterdenken auf die digitale Welt an: ˧
Nahrada verbindet Musterdenken mit Stadt-Land-Relationen: ˧
Nahrada erläutert Beispiele aus Permakultur: ˧
Persönliche Erfahrungen von Nahrada: ˧
Zentraler Transformationsfaktor: ˧
Abschließend erkennt der Interviewer in Nahradas Ansatz ein weiteres Muster: ˧
Das Gespräch endet mit einem Dank an Nahrada. ˧
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