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=== Singapur =

geschrieben 1992, erschienen im MacUp Magazin 3/92. ˧

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Teil 1 Einleitung   
Teil 2 Wie komm ich an Strom, Library of Congress, die Digitalisierung des Wissens,   
Teil 3 von Hawaii nach Sydney   
Teil 4 nochmal Sydney (Rückblende Hawaii, Fernlehre)   
Teil 5 SYDNEY   
technische Probleme   
Katoomba - Victoria   
Singapur   
˧

Teil 1 Einleitung    

Unsere “global village tour” führt von Wien über Frankfurt, Washington, San Francisco, Los Angeles zu einem Abstecher in die Wüste von Arizona zur Modellstadt Arcosanti. Dann gehts weiter nach Hawaii und Australien und über Singapore zurück nach Hause. ˧

Neben mehreren anderen Gründen - der Pflichtbesuch der MacWorldExpo 92 in San Francisco und lang geplante Besuche bei Freunden- ist dieser Trip auch eine Studien- und Promotionreise für das “global village project”. Ich finde es faszinierend, einmal den praktischen Beweis anzutreten, daß dank Dingen wie AppleLink, AppleTalk Remote Access und PowerBook die ganze Welt zum Arbeitsplatz geworden ist und es in dieser Hinsicht technisch kaum mehr Schranken gibt. Theoretisch ist es durch die Fortschritte in der Computer- und Kommunikationstechnologie möglich, sich überall auf der Welt niederzulassen und seine Arbeit zu tun - so wie ich gerade im Flugzeug von Cleveland nach San Francisco diese Zeilen schreibe. ˧

Also sende ich Euch einen Reisebericht und schreibe einfach, was mir so alles widerfährt und was für einen PowerBook?- User interessant sein könnte. Ich möchte Euch aber auch schreiben, was mir so durch den Kopf geht, wenn ich in fernen Landen und Kulturen rumreise. ˧

Das erste Thema beim Reisen mit dem Powerbook ist natürlich die Frage, ob es heutzutage schon so natürlich ist, einen Notebook-Computer mitzunehmen wie einen Walkman. Ich lasse es auf den Versuch ankommen - das soll keineswegs eine Empfehlung sein - und prompt glänzen die zuständigen Behörden durch Abwesenheit oder Desinteresse. Im Zug von Wien nach Frankfurt kein Zöllner, bei der Ankunft in Newark plagt die Autoritäten vielmehr die Frage, ob ich mit dem Computer möglicherweise ein Einkommen in den Vereinigten Staaten erzielen will, das Powerbook itself ist nicht der Rede wert. Die Airline- und Security - Leute sind entgegenkommend und freundlich, sobald der große Teich überschritten ist. In Frankfurt dagegen nutzte es auch nichts, der kontrollierenden Beamtin Seite 59 des PowerBook?-Manuals unter die Nase zu halten - “Achten Sie darauf, daß weder der Computer noch die Disketten Röntgenstrahlung ausgesetzt werden. Lassen sie Computer und Disketten manuell vom Flughafenbeamten kontrollieren.” Bei uns ist noch nie was passiert und da können Sie sich auf den Kopf stellen. Schmecks. Vor dem Flug von Newark nach Washington hingegen genügte einmaliges Einschalten, und die Sache war erledigt. Genutzt hats übrigens auch nichts: eine als Geschenk mitgenommene Bleikristallschüssel sah im Röntgen so verdammt einer Bombe ähnlich, daß der Tascheninhalt trotzdem ausgeleert werden mußte. ˧

Über Dinge wie daß ich in der Eile des Aufbruchs vergaß, das Netzgerät einzupacken, sollte man ja lieber den Mantel des Schweigens breiten; zumindest in den Staaten gabs dann auch kein Problem, Ersatz zu besorgen. Aber die Frage ist schon interessant, wie schnell und bequem man zu den notwendigen Accessories kommt. Da Macintosh- User mehr mit ihrem Notebook tun als der Rest der reisenden Computerbenutzer, ist für sie diese Frage nach diesem und jenem unerwartet bitter benötigtem Add-On genauso wichtig wie die Wege, dem 2 Stunden- Batterielimit zu entgehen. Letzteres läßt sich zum Beispiel mit Produkten wie dem Autobatterieadapter von Link-Electronics lösen, den es sicher bald bei jedem Apple-Händler gibt. Ersteres führt sicher zu einem ganz neuen Geschäftszweig. So vermietet zum Beispiel die Firma Lapstop ganze PowerBooks?, aber auch Modems und Software an den eiligen Reisenden. Und die Schalter sind dort, wo man sie braucht: bei den Mietwagengesellschaften wie Avis. ˧

Ein praktischer Versuch brachte allerdings die Fassade vom perfekten Service ein wenig zum Einstürzen, denn in 24 Stunden war in ganz Washington und Umgebung kein Mac-verkabelbares Modem aufzutreiben. Daß die Berichte von meiner Reise jetzt trotzdem den Weg ins ApleLink? finden werden, dafür sorgte ein Accesory, das ich auf der MacWorld? Expo fand: Das Power-Port-Modem von Global Village Communications, das mich wahrscheinlich im Verlauf dieses Reiseberichts noch zu mehreren Begeisterungsstürmen hinreissen wird. ˧

Hier nur zwei Sätze: vergeßt alles, was ihr bisher über Modems gehört habt. Der Unterschied zwischen andern Modems und dem PowerPort? ist wie der zwischen PC und Mac. ˧

Dem Kommunikationsbedürfnis von Geschäftsreisenden wird zur Zeit jede noch vorhandene Schranke niedergerissen. So ist es in Amerika seit nunmehr sieben Jahren möglich, vom Flugzeug aus zu telephonieren und die complimentary airline magizines berichten genüßlich darüber: ˧

Spezielle Telekommunikationsgesellschaften wie GTE Airphone und Inflight-Phone streiten sich um den wachsenden Markt. Sie überbieten sich mit Angeboten wie schnelle Fax- und Datenkommunikation und spezielle Bulletinboards für Reisende mit stets aktuellen Informationen über alle Eventualitäten der Reise und Details des Ankunftsorts, Nachrichten,Sport etc. - man braucht nur mehr sein Notebook bzw. Modem an die Telephonbuchse beim Sitz anschließen und fertig. Computerunterstützte Nachrichtenübermittlung und Paging aus dem Flugzeug sind längst keine Neuigkeit mehr. Konferenzgespräche und ständige Erreichbarkeit sollen durch die Verallgemeinerung des aus der Mobiltelephonie bekannten Systems der “persönlichen Nummer” erreicht werden. Das “mobile Büro” in 10000 Metern Reiseflughöhe soll dieselben Fähigkeiten erlangen wie ein normales Büro.... ˧

Spätestens zu diesem Zeitpunkt geht mir auf, wie verschieden die durch den Fortschritt namens PowerBook? eröffneten Perspektiven der gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung sein können. Mittlerweile sitze ich in einem Garten in Phoenix, Arizona neben einem Swimmingpool; es hat wunderbare 26 Grad Celsius, die Luft ist trocken und frisch, ich sitze in der Stille zwischen Zitronen- und Grapefruitbäumen und genieße die Stille von Suburbia und das Getzwitscher der Vögel. Ich bin unter Freunden, brauche mich um nichts zu sorgen - und kann jederzeit mit der ganzen Welt Verbindung aufnehmen und meine Arbeit tun. Das Global Village, dieses zum Greifen nahe Versprechen: wird es den Mobilitätswahn verstärken oder wird es uns endlich erlauben, uns vom faktischen Anwesenheitszwang in Ballungszentren zu befreien? ˧

Ich glaube, die Antwort auf diese Frage liegt nicht in der Technologie. ˧

Mehr Gedanken darüber in Kürze und auch ein paar Eindrücke von der größten Bibliothek der Welt, eine nette Begegnung auf der Macworld Expo und ein Besuch in der Wüstenstadt Arcosanti ˧

Phoenix am 25. Jänner 1992 ˧

Franz ˧


˧
Teil 2 Wie komm ich an Strom, Library of Congress, die Digitalisierung des Wissens,    

• Das ist die Fortsetzung meiner Global Village Tour. Ich schreibe sie jetzt gerade auf dem Los Angeles International Airport, auf dem Weg von Phoenix nach Honolulu, und ich habe gerade ein interessantes Stück Power-Book - Alltagsprobleme hinter mich gebracht. Denn was tun, wenn beide mittlerweile gekauften Batterien leer sind und nach hektischen 3 1/2 Wochen endlich ein Stopover zwischen 2 Flügen erlaubt, die vergangenen Wochen zu Computer zu bringen? Natürlich hält man Ausschau nach jenen in ca. 25 cm Höhe angebrachten Wall Outlets, die von vorausschauenden Flughafenplanern für die Bedürfnisse des Reinigungspersonals angebracht wurden, die schließlich ihre Staubsauger nicht mit drahtloser Enegrieübertragung betreiben. Doch weit gefehlt - mit Stromdiebstahl ist nichts. Irgendwo in den Tiefen der Eingeweide dieses Flughafens ist ein Schalter umgelegt, der alte outlets kaltstellt - bis ein Uhr Früh, wenn die Putzbrigade kommt.. Nicht alle, merke ich schließlich, und kann in der Pizzahut am Terminal gegen das beständige Runterkippen neuer Drinks den nötigen Saft bekommen. Glücklich der, der ein Ersteklasseticket sein eigen nennt und sich in der Lounge an den Schreibtisch setzen kann. ˧

• Im folgenden also ein kleiner Rückblick, chronologische Stationen auf der Suche nach Meilensteinen zum global village. ˧

1. ˧

Noch immer ist Amerika für Superlative aller Art zuständig. Ein kleiner Eindruck gefällig? Gehen wir zum Beispiel in eines der drei riesigen Gebäude der Library of Congress in Washington. 5000 Menschen arbeiten hier, und 1500 sind ausschließlich damit beschäftigt, neu einlangende Bücher zu sortieren. Und damit haben sie genug zu tun: schließlich treffen pro Jahr rund eine Million Neuerscheinungen im Komplex hinter dem Capitol Hill ein. Damit vergrößern sie eine Riesenmenge von derzeit 27 Millionen Büchern in 470 Sprachen und lassen die Library of Congress mit vergleichbaren Institutionen um den Ruhm der größten Bibliothek der Welt wetteifern. Was die Kartographische Sammlung anbelangt, so ist dieses Prädikat unumstritten: rund 4 Millionen Landkarten und Atlanten liegen hier auf, weit mehr als sonstwo auf der Welt. Und alles zusammengenommen, mit 12 Millionen Drucken und Photographien, einer Sammlung von 7 Millionen musikalischer Manuskripte,Artefakte und Dokumente , 1,5 Millionen Tonaufnahmen, 36 Millionen Manuskripten, hundertausenden Filmen und so weiter und so fort - insgesamt 90 Millionen Sammlungsstücken - ergibt eine Menge von Information, die ihresgleichen auf der Welt sucht. ˧

- Interessant ist die Library of Congress aber auch vor allem deswegen, weil von hier aus ein gut organisiertes Klassifikationsssystem den Standard für die meisten anderen Bibliotheken des Landes setzt - die dadurch wesentlich vereinfachte elektronische Dokumentation und die Vernetzung der amerikanischen Bibliotheken untereinander macht es auch möglich, für jedes nur denkbare Forschungsinteresse ein Buch per Fernleihe zu erhalten. ˧

- was hat dies alles mit dem PowerBook? zu tun? Nun, man merkt es spätestens dann, wenn man den Main Reading Room betritt , in dem neben 45000 Referenzwerken auf Papier auch 12 Bibliographiedatenbanken auf CD-Rom zur Verfügung stehen - Am Reference desk wird man mit einem freundlichen Lächeln und einer Schondecke als Unterlage für den Portablen begrüßt - alle Tische an der Südseite des 60m hohen Kuppelsaals von John Adams haben natürlich ein AC-Outlet. ˧

Filetransfer von Suchresultaten an den elektronischen Terminals - auch von den wirklich “großen” Katalogen, die nicht mehr auf eine CD-Rom passen - sollte bald kein Problem mehr sein. Und nachdem die Library dazu übergeht, ihre Bestände der besseren Haltbarkeit wegen teils auf analogen und teils auf digitalen Laserdiscs zu speichern, wird die Bedeutung des mitgebrachten Datenrecorders immer größer. ˧

Resultat: Man fühlt sich wie in einer Kathedrale des Wissens, auch wenn sich dieses Wunder der recht prosaischen Tatsache verdankt, daß Politiker immer schon ein bißchen besser informiert sein wollten.... ˧

2.Digitalisierung des Wissens ˧

Natürlich sind Einrichtungen wie die Library of Congress, so erhaben das Feeling auch sein mag, das sie vermitteln, im Prinzip kostspielige Dinosaurier und zum Untergang verurteilt, nicht mehr in der Lage, die wachsende Informationsproduktion der Welt zu verdauen. ˧

Auf meine Anfrage erfahre ich, daß die Library of Congress ihre Bibliographie auch auf den Netzwerken zur Verfügung stellt. Betreiber der Datenbank ist Dialog Information Services, eine Firma in Palo Alto, die sich bescheiden als weltgrößter Informationsanbieter vorstellt. ˧

Man erklärt mir, daß neben der Kongreßbibliographie rund 400 andere vergleichbare Datenbanken unterhalten werden - spezialisiert auf sämtliche denkbaren Informationsbedürfnisse und zugänglich über Front-Ends wie etwa "IQuest" auf Compuserve. Dieses Front - End für über 850 Datenbanken hat zwei verschiedene Zugänge: man kann direkt eine Datenbank anwählen (IQuest 2) oder aber über einen Dialogs sich für das jeweilige Interesse geeignete Datenbanken aussuchen lassen (IQuest 1), in denen man dann entweder nach Literaturhinweisen mit abstracts oder nach Volltext suchen kann - also ein erster Vorgeschmack auf den Knowledge Navigator. Mittlerweile sind viele Fachzeitschriften bereits aktuell als elektronischer Newsletter abrufbar. ˧

3.Mac World Expo ˧

Chronologisch wäre jetzt wohl die Macworld Expo an der Reihe, aber ich lasse dieses Kapitel aus - mit der Anmerkung, daß Österreich hier mit einem ziemlich starken Aufgebot vertreten war. Angesichts der Reiselust unserer AMDA - Mitglieder möchte ich nur eine zufälligen Begegnung im Presseraum der MW - Expo mit der spanischen Macintosh - User - Dachorganisation erwähnen. Die Leitungsmannschaft war gerade dabei, ein Rundschreiben an die amerikanischen Usergroups zu veranstalten, in dem sie eine kollektive Einladung zur Olympiade in Barcelona aussprachen. In einem ziemlich spektakulären Akt der Gastfreundschaft wollen spanische Mac-User zwei Wochen lang freiwillig ihre amerikanischen Pendants beherbergen. Auch eine Variante von “global village” ! Da sage noch einmal jemand, der Computer trage nicht zur Kommunikation bei und isoliere die Menschen voneinander! Beim gemeinsamen Proofreading dieses Briefes versuchte ich natürlich die Spanier davon zu überzeugen, daß Macianer zwischen Bregenz und Eisenstadt ein ebenso gemütliches und reisehungriges Volk sind... ˧

4. Arcosanti ˧

Nach einem eher unfreiwilligen Aufenthalt in der Commutinghölle Los Angeles gings mit dem Auto weiter über Palm Springs nach Phoenix. Von dort besuchte ich die Wüstenstadt Arcosanti und deren Manager Scott Davis. ˧

Die Geschichte von Arcosanti ist wohl bei weitem das interessanteste, was ich auf meiner Reise erlebt habe, und obwohl ich vor vier Jahren schon einmal hier war, ging mir jetzt erst auf, wie revolutionär das städtebauliche Experiment im Niemandsland zwischen Flagstaff und Phönix ist. ˧

Wer's noch nicht kennt: vor rund 20 Jahren gründete der italo-amerikanische Architekt Paolo Soleri, der gemeinsam mit Frank Lloyd Wright an der legendären amerikanischen Mustervorstadt Talliesin West bei Scotsdale mitgeplant hatte, eine Stiftung zur praktischen Widerlegung der amerikanischen Städtebauphilosophie. Soleri sah schon in den 60er Jahren die verheerenden Wirkungen voraus, die die Ausdehnung der amerikanischen Städte und das Automobil auf die gesamte ökologische und kulturelle Struktur des Landes haben würde. Um zu einer praktikablen Alternative zu gelangen, machte sich Soleri von allen praktischen Zwängen und Abhängigkeiten frei, vor allem dem Zwang der Zeit. ˧

Seine Traumstadt Arcosanti - finanziert lediglich von Spenden und dem Erlös vom Verkauf von Windbells - ist seit 20 Jahren im Bau und doch nur zu 3 % fertig, obwohl Tausende von freiwilligen Helfern im Lauf der Jahre Hand angelegt haben. Realisiert werden soll in ihr das Konzept der autolosen und umweltfreundlichen Stadt, die in Harmonie mit der umgebenden Natur geplant ist und funktioniert - was sich wohl nur mit Hilfe moderner Kommunikationstechnologien erreichen lassen wird. Soleri ist die seltene Synthese eines Grünen, dem Urbanität, Mobilität und ein Maximum an Komfort ein Anliegen sind, und er hat seit 20 Jahren alle lukrativen Angebote abgelehnt, um sich mit seinen Konzepten zu beschäftigen. Unter vielen Architekten gilt er als größter lebender Vertreter ihrer Zunft. Müßig zu erzählen, daß Arcosanti natürlich mit Macintoshs gemanagt wird und daß die Ideen von Soleri über das Communication Forum von America Online verbreitet werden. ˧

Wer genaueres über Arcosanti wissen will, dem vermittle ich gerne Kontakte bzw. die notwendigen Infos. ˧

5. Der Wandel zur online - Gesellschaft zeichnet sich ab. ˧

Mittlerweile sitze ich im angenehmen Hotelzimmer der Laniloa Lodge in Laie im Norden der Insel Oahu - das ist die Insel die im Prinzip ein Stück Amerika ist, mit Freeways und Honolulu und Waikiki unten dran, aber trotzdem traumhaft schön - , und mache hier den ersten wirklich harten access-test zu meinen drei benutzten Netzwerken, AppleLink?, America Online und Compuserve. Punkto internationaler Verfügbarkeit und Geschwindigkeit des Datentransfers ist AppleLink? bis jetzt der klare Sieger, und ich hoffe daß sich möglichst bald alle Netzwerke so untereinander verständigen können, daß es nicht mehr Spezial-knowhows bedarf, um Messages oder gar files über die Netzwerke zu routen. ˧

das wars bis auf weiteres Franz ˧

(zum schluß noch eine Anmerkung für alle Amerikareisenden: Dank einer glücklichen Fügung des Schicksals war der Freund, bei dem wir in Washington wohnten, bei MCI. Ihm verdanke ich nicht nur den raschen und unbürokratischen Zugang zu einer calling card, die Ferngespräche direkt auf meine Kreditkarte bucht. Vor allem hat er mir einen guten Tip gegeben,der mir zunächst trotz einiger Erfahrung übertrieben, aber später umso einleuchtender erschien: Was immer du in den USA tust, tue es per Telephon, anstatt persönlich zu erscheinen. Die gesamte Organisation des Kundensservice ist auf Telephonkontakte aufgebaut, die besseren Leute und das bessere Service wird daher per Telephon geboten. Und der Durchschnittsamerikaner ist so sehr mit Commuting zum Arbeitsplatz beschäftigt, daß er ohnehin keine Zeit und Nerven hat, seine Besorgungen unterwegs zu erledigen. Persönlicher Kontakt ist schon bald fast so unanständig wie das Zahlen mit Bargeld.) ˧

Teil 3 von Hawaii nach Sydney    

Endlich wieder Zeit, sich ein wenig hinzusetzen und das Erlebte zusammenzufassen! Und das habe ich wohl hauptsächlich dem schlechten Wetter zu verdanken, das hier in Sydney den Himmel und die Stimmung verdüstert: sieben Tage Regenwetter, so habe ich mir den australischen Hochsommer nun wirklich nicht vorgestellt! ˧

Viel habe ich ja noch nicht gesehen vom 5.Kontinent, eigentlich nur das Zentrum und ein paar Vororte von Sydney, aber das bißchen Australien fühlt sich an, als wollte es mit aller Macht den Kulturschock rückgängig machen, den mir die USA auch nach 5 vorangegangenen Besuchen immer noch zufügen. Trotz der größeren Entfernung wirkt hier alles vertrauter, europäischer - um nicht zu sagen, schön altmodisch british. Die City Rail von Sydney duftet wie Londons Underground zu Schüleraustauschtagen, die suburbs haben das redliche Bemühen, sich mit der Natur zu versöhnen und nicht sie schachbrettmäßig plattzuwalzen, das öffentliche Leben unterscheidet sich in nichts von einer europäischen Großstadt. Und, wie gesagt, das Wetter gibt sich wirklich Mühe, genauso miserabel zu sein wie in Wien. ˧

Da war Hawaii ganz anders, richtig so, wie man es sich erträumt. Der ewige Frühling, das milde Licht, der Regenbogen in der Gischt der Wasserfälle, Palmen am Sandstrand - in den 4 Tagen Hawaii haben sich die Inseln Oahu und Hawaii von ihrer besten Seite gezeigt. Grund genug, der Frage nachzugehen, wie es das Paradies mit Computern und Telekommunikation hält. Nach ein paar telephonischen Recherchen und vier Tagen Autofahrt ist mir klar: an diesem Ort finde ich mehr als erwartet. ˧

1. Hawaii als Vorreiter auf dem Weg ins Globale Dorf ˧

Der Staat Hawaii ist eigentlich der Ostteil eines Archipels vulkanischen Ursprungs und besteht aus mehreren Inseln. Eine Insel - Oahu - ist das Geschäfts- und Kommunikationszentrum samt riesiger Militärbasis. Dort finden sich in enger Nachbarschaft bekanntere Namen wie Pearl Harbour, Honolulu und Waikiki und so ziemlich alles, was man sich unter einer amerikanischen Stadt vorstellt - Hochhäuser, Freeways, Shopping Malls und Theme Parks. Die restlichen Inseln sind zwar recht gut bestückt mit Hotelsiedlungen vom Feinsten, aber vermitteln ansonsten noch die ursprünglich - agrarische Gemütlichkeit des letzten Jahrhunderts. Das gilt insbesondere für die Hauptinsel Hawaii selbst, für deren geographische Ausdehnung gleich vier Vulkane, davon zwei noch aktiv, sorgen: sie ist weithin mit Zucherrohrfeldern, Plantagen und Weideland bedeckt. Daß dort sämtliche Klimate inklusive Alpinem vorkommen und daß die sanften Abhänge des Mauna Kea ein Schigebiet beherbergen, war nur eine von vielen Überraschungen. Die landwirtschaftlichen Plantagen überleben eher schlecht als recht, was nicht nur eine Fahrt durch die verrottenden Zuckerrohrdörfer, sondern auch ein Blick in die Statistik zeigt: Dort rangieren die meisten Landwirtschaftszweige in der Welt unter ein Prozent vom Tourismus. Kein Wunder, daß sie sich so manches einfallen lassen müssen, zum Beispiel Lockcoupons für Mietwagenbenutzer. Wer so einen Coupon nach mühsamer Suche im Shop mitten im Dschungel abgibt, der erhält vier winzige Päckchen Macadamnüsse und darf sich dafür von Macadamhonig bis Macadampopcorn alles kaufen, was die örtliche Industrie hervorbringt. ˧

Nur folgerichtig, daß sich die staatlichen Stellen in Hawaii nach Alternativen umsehen, um die einseitige Abhängigkeit vom Tourismus zu reduzieren. Deshalb fand ich auch kaum ernsthaftere Absichtserklärungen, dem globalen Dorf näher zu kommen als in Hawaii - der Notwendigkeit geschuldet, vom Verkehrsknotenpunkt zum Kommunikationsknotenpunkt zu werden und die relative Kleinheit der nationalen Ökonomie - ca eine Million Einwohner - durch eine Orientierung auf den pazifischen Raum insgesamt zu überwinden. Der halboffizielle “Smyser - Report” listet unter vielen anderen Maßnahmen einige der politischen Ziele auf, die im Zusammenhang mit Telekommunikation stehen: basierend auf der guten Kommunikationsinfrastruktur (Glasfaserkabeln quer durch den Pazifik und 22 Satelliten) soll eine “cottage industry...for people working via computers and telecommunications for businesses located elsewhere” entstehen, attraktiv gemacht durch die touristische Infrastruktur sowie “health resorts and spas bolstered by the fact that Hawaii residents have the longest life span of any US state”. So soll aus Hawaii nicht nur ein bevorzugter Platz des pazifischen Geschäftslebens werden, sonder auch “a source of third world training for agriculture and industrialization,...a pacific information and data center,... a place for research and technology transfer”. Daß die Grenzen zwischen touristischer und nichttouristischer Aktivität dabei immer schwammiger werden, sieht der Autor so: “The line between tourist and non-tourist activities is hard to draw. Almost all East-West-activities profit from the availabilityof our great resort plant as a base. This synergy is one of our great assets.” ˧

Auf der Suche nach greifbaren Aktivitäten komme ich ans “East-West-Center”, ein internationales Forschungsinstitut an der Universität von Honolulu mit 300 wissenschaftlichen Mitarbeitern aus allen 5 Kontinenten. Dort erwartet mich Syed Rahim, Experte für Telekommunikation und stellt mir das Projekt “Network College of Communication in the Pacific” vor, eine virtuelle (“network resident”) multikulturelle Universität, deren Mitglieder durch Netzwerke zusammenarbeiten und einander in unregelmäßigen Abständen auch zu Kongressen treffen. Obwohl basierend auf sieben ortsfesten Forschungseinrichtungen von Hawaii bis Singapur, ermöglicht das Network College auch freien Mitarbeitern außerhalb dieser Institutionen die Zugehörigkeit zu einer Universitätseinrichtung. Das Berufsbild der Absolventen dieser Teleuniversität ist der “teleprofessional”, der seine Arbeit auf Distanz eledigt. Publiziert wird nicht in Papierform, sondern in Form von “knowledge bases” und multimedialer “courseware”, die dann über Netzwerke verbreitet bzw. gesammelt und zugänglich gemacht werden. Ein Langzeitprojekt ist ein “Network interchange system” von dezentralen spezialisierten Datenbanken und Auskunftspersonen. ˧

So glänzend also die Zukunftsaussichten für den fahrenden Scholaren mit dem Powerbook im Aktenkoffer, so attraktiv die Perspektive eines Businesslangzeiturlaubes an den schönsten Stränden von Hawaii, so wenig erbaulich sind die handfesten Erfahrungen mit der Kommunikationsfähigkeit und Mobilität meiner Ausrüstung. Das liegt zunächst weniger am Powerbook als an der Telephonverbindung. Einmal abgereist von der Insel Oahu, wird die Aufrechterhaltung einer zweiminütigen Applelink-Verbindung nach Honolulu zur reinen Glückssache. Ich vertage meine Post auf Sydney und steige ins mitternächtliche Flugzeug. ˧

Wo die Autos links fahren und die Steckdosen für Strom dreipolig-schräg sind, gibt es natürlich auch völlig ungewohnte Telephonsteckdosen. Glücklicherweise hat der Freund, bei dem ich wohne, einen portablen PC und ein australisches Modemkabel, sodaß ich nach Kauf eines Netzadapters sämtliche Probleme beseitigt wähne. Leider gefehlt - die Probleme beginnen jetzt erst richtig. Denn beim besten Willen gelingt es meinem PowerPort? nicht mehr, einen Wählton zu erheischen. ˧

Jetzt ist guter Rat natürlich im wahrsten Sinn des Wortes teuer. Das Kabel, so stellt sich nach einem Test heraus, ist in Ordnung. Also fällt der Verdacht auf das Modem. Global Village hat einen Distributor in Sydney, der seine Hilfe zusagt. Auf dem Weg dorthin komme ich beim AppleCentre? vorbei und beschließe, mit dem dortigen Equipment einen raschen Blick in meine AppleLink? Mailbox zu werfen. Aber auch mit dem externen Modem des AppleCenters? gelingt es mir nicht, einen Wählton zu kriegen. Erst der Anschluß des Modemkabels an den Printerport läßt es normal funktionieren. Diagnose der Techniker: nicht mein Modem ist hin, sondern wahrscheinlich der serielle Driver des Powerbooks. Und das bedeutet: das Motherboard muß ausgetauscht werden. ˧

Worauf ich nicht geachtet habe: eine solche Reparatur wird nur dann von Apple in Garantie übernommen, wenn sie innerhalb Österreichs erfolgt. Ein Anruf bei Apples australischem Customer Support klärt mich drüber auf.Ich bin einigermaßen konsterniert: was nützt mir mein PowerBook?, wenn ich es gar nicht risikolos überall mitnehmen kann? Wenn ich gar nicht davon ausgehen kann, daß weltweiter Support garantiert ist? Sollte das das Resultat meiner Recherchen sein - laßt es lieber bleiben, weil Apple gar keine globale Garantie abgeben kann? Ich rufe Apples PR-Mann in Australien an, er ist freundlich und zuvorkommend wie die meisten Australier und er sieht das Problem genauso wie ich - und zählt mir lauter Schwierigkeiten auf, technischer und rechtlicher Natur, die mich nicht so richtig überzeugen wollen. Ich beschließe der Sache nachzugehen, denn wenn diese elementaren Dinge nicht gewährleistet sind, sind alle darüber hinausgehenden Träume vom globalen Dorf Schäume. ˧

Teil 4 nochmal Sydney (Rückblende Hawaii, Fernlehre)    

Nach 2 Wochen Sydney interessiert mich vor allem eins: was ist der Haken an dieser Stadt, das gibt es ja nicht, daß so eine Stadt so viele Vorzüge aufweist. Meine Reisepläne für den restlichen Kontinent habe ich auf den nächsten Besuch down under verschoben, in dieser Stadt gibt es genug zu entdecken und zu tun für ein Monat. ˧

Ein kleiner Vorgeschmack gefällig? Bitte: zum Beispiel gibt es in dieser Stadt 1100 Strände. Der Übergang von städtischem Getriebe in quasiitalienische Strandpromenade ist ein Zweiminutenspaziergang, zum Beispiel von der Manly Wharf zur legendären Manly Beach. Und doch ist von der unendlichen Langeweile, die mich in jedem Urlaub auf der westlichen Seite der Adria beschleicht, von der öden Geradheit sonnenschirmbemusterter Sandstrände nichts zu spüren. ˧

Vielmehr erinnert die Stadt an ein unter südliche Sonne geratenes Stockholm, voll von Schären und Fjorden, mit heimlichen Buchten sonder Zahl, in denen sich mit Leichtigkeit ein Stück Dalmatien oder Samos entdecken läßt, einer jener heimlichen schattigen felsigen Parks vielleicht, in denen sanfte Nadelwälder Schatten spenden und Oleanderduft die Stille versüßt. In solch einem schattigen Eck einer windstillen Bucht habe ich mein Powerbook angeworfen und schreibe Euch Teil vier meiner Reiseimpressionen. ˧

Zuerst noch eine nachzuholende honorable Mention: von allen bis jetzt besuchten Flughäfen ist der Honolulu Airport bei weitem der freundlichste und der praktischste für den reisenden Powerbook-Benutzer. Zurückzuführen ist das vor allem auf das Honolulu-Airport - Mini-Hotel, wo sich ein wenig Aloha-Spirit materialisiert hat. Die Idee, ein kleines, familiäres Unternehmen mit der Sorge um das Rast-, Dusch- und Schlafbedürfnis des Reisenden zu beauftragen, trägt Früchte. Man fühlt sich für ein Bruchteil des üblichen Salärs wesentlich besser versorgt, wofür schon die wohnzimmerähnliche Atmosphäre des Front-Desk mit Sofa und allen Annehmlichkeiten sorgt. Und weil das Mini-Hotel mit Macintoshs gemanagt wird, ist man auch meinem Wunsch nach ein wenig Verbindung mit der Welt vor meinem Abflug in die australische Ungewißheit verständnisvoll entgegengekommen. ˧

Jetzt bin ich also hier, in Australien, von dem ich noch nicht mehr gesehen habe als Sidney, und immer noch auf der Suche nach dem Haken an dieser Stadt. Vielleicht sind es die relativ hohen Immobilienpreise, die das Paradies ein wenig unerschwinglich machen - der Verdrängungseffekt, hervorgerufen durch eifrige Bemühungen japanischer Investoren, bewirkt, daß Preissteigerungsraten von 100% und mehr per anno hier keine Seltenheit sind. Lediglich die Begrenzung der Stadt durch riesige Parks im Norden und im Süden dämmt die uferlose Ausbreitung von Suburbia ein wenig ein; die Stadtverwaltung bemüht sich redlich, durch Schaffung von Subzentren dem Alptraum des Commuting ein wenig entgegenzuwirken, doch ist dieser trotz relativ guter öffentlicher Verkehrsmittel spürbar genug. ˧

Ein weiterer Haken an Sydney wurde bereits letztesmal erwähnt; diese Stadt verschafft mir mitunter dasselbe Gefühl von Kopfweh und Mißbehagen, das mir aus Wien so vertraut ist, und als gelernter Wiener weiß ich natürlich, daß an allem das Wetter schuld ist. --- ˧

Ein bischen Statistik zu Australien: In den 5 ausralischen Metropolitan Areas (Sydney, Melbourne, Brisbane, Canberra und Perth) leben mehr als 70% der australischen Bevölkerung und finden wohl 95 % aller geschäftlichen Aktivitäten statt. Wie dünn das restliche Land besiedelt ist, zeigt recht eindrucksvoll ein Blick auf die Eisenbahnkarte, auf der die Netze der verschiedenen Eisenbahngesellschaften zaghaft von der Küste ins Landesinnere wachsen - wie eben begonnenener Efeubewuchs, der sich noch ganz an der Oberfläche hält. So dünn ist die Besiedlung und so gigantisch sind die Entfernungen, daß es gleich drei verschiedene Eisenbahnspurweiten gibt. Auch das Autobahnnetz erinnert mich an das Stückwerk aus Kindertagen, wo die Existenz eines fertiggestellten Teilstücks eher eine kurze Erholungspause vom kurvigen Auf und Ab der Landstraße bedeutete. Bleibt als Verkehrsmittel nur das Flugzeug. ˧

In einer solchen Situation steigt natürlich auch die Bedeutung der Telekommunikation für elementare Dinge des Lebens. Australien ist mit seinen riesigen Entfernungen und kleinen, isolierten ländlichen Gemeinden, weltweit führend auf dem Gebiet der distance education. Ermöglicht wird das durch eine sehr gute Telekommunikationsinfrastruktur, in der die Einnahmen aus städtischen Telekommunikationseinrichtungen dafür verwendet werden, um die enormen Kosten ländlicher Telekommunikationsinfrastruktur zu finanzieren. ˧

Das geht so weit, daß die Grundgebühr für ein Ortsgespräch zwei Schilling beträgt, also relativ hoch ist - hingegen die Tarife für Ferngespräche traumhaft billig.Ich konnte zunächst gar nicht glauben, daß ein Gespräch nach Österreich nicht mehr als 14 Schilling pro Minute kostet, wenn ich mich recht erinnere, ein Drittel bis ein Viertel des Preises, den wir in umgekehrter Richtung berappen! Viele Teile Australiens sind auch bereits mit ISDN versorgt, basierend auf Marktforschung über zukünftige Benutzung. Auch ein Datex-P - ähnliches System zur Datenübermittlung (AUSTPAC) ist landesweit verfügbar. ˧

Kein Wunder, daß aufgrund dieser guten Infrastruktur die experimentellen Projekte zur Benutzung des Computers als Kommunikationsmedium weltweite Beachtung finden. Und die besonders erfreuliche Entdeckung war, daß Apple in diesem Prozeß eine besondere Rolle spielt. Das bekannteste Projekt ist das Project “Telematics link” des Unterrichtsministeriums von Victoria, das 120 regionale Schulen in Victoria verbindet. Dadurch wird es möglich, daß Schulen innerhalb eines “clusters” von der Qualifikation der Lehrer und den logistischen Resourcen anderer Schulen profitieren. Mit der Hilfe eines Modems wird der Macintosh zur “interaktiven Computertafel”, und Schüler in den verbundenen Schulen können live am Unterricht in einer fernen Schule teilnehmen. ˧

Eine australische Firma namens Revelation hat dafür eine eigene Software namens “Electronic Clasroom” entwickelt, und die Anwendungen erstrecken sich über so ziemlich alle Unterrichtsgegenstände. “Natürlich kann der lebendige Kontakt mit dem Schüler durch nichts ersetzt werden”, meint ein teilnehmender Mathematiklehrer, “aber die Akzeptanz bei Schülern und Lehrern und die Erfolge sind unvergleichlich besser als bei den herkömmlichen Methoden der Fernlehre per Korrespondenz.” Die Schüler sehen den Computerschirm, hören die Stimme des Lehrers, können Fragen stellen, teilnehmen und sofort Feedback erhalten. In allen teilnehmenden ländlichen Schulen der Region sind somit alle Fächer verfügbar, die bis zur 12. Schulstufe angeboten werden können. ˧

Wie funktioniert nun das System? Auf einem Screen klickt der Lehrer auf den Namen einer teilnehmenden Schule, und das System erkennt automatisch, welche Schüler dort das electronic classroom Programm gerade benutzen. Das Interface (die ”Tafel”) ist ziemlich MacPaint? - ähnlich und erlaubt dem Lehrer beliebig zu zeichnen, zu schreiben oder Teile von Dokumenten einzusetzen. ˧

Der Lehrer kontrolliert die Aktion an der Tafel, er kann jederzeit einen Schüler “an die Tafel” bitten, was aber hier nichts Bedrohliches an sich hat, sondern die Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler darstellt. Sobald ein Schirm voll ist, wird auf Knopfdruck die Tafel gelöscht und ein neuer, leerer, Schirm hergestellt, ähnlich wie eine neue Karte in HyperCard. Der alte ist natürlich gespeichert und kann jederzeit wieder abgerufen werden. Die Technik zu führt einen neuen, kooperativen Umgang von Lehrern und Schülern und intensiviert ihre Komunikation. Neben allen anderen Vorzügen (Verfügbarkeit der Qualifikation von Lehrern für alle Fächer in allen Schulen) erzeugt das System quasi nebenbei die Sicherheit und Gewandtheit im Umgang mit Computern, was speziell für solche Schüler wichtig ist, die sich nicht für das Wahlfach Informatik entschieden haben. Computerunterricht in den “Trägerfächern” ist hier nichts Aufgesetztes, sondern quasi natürlicher Bestandteil des Unterrichts. ˧

Dieses Projekt ist freilich nicht das einzige der Tele-Unterrichtsprojekte, die entscheidenden Einfluß auf die starke Stellung des Mac am australischen Computermarkt haben. Weitere Projekte beschäftigen sich u.a. mit Lehrerausbildung und dem Einsatz multimedialer Werkzeuge im Distance-Learning. ˧

Mittlerweile ist das Telematic Programm landesweit akzeptiert und der Macintosh zum Standard in Distance Learning geworden.


˧

Meine Recherchen bei Apple bezüglich der Garantieprobleme im Ausland haben noch nichts definitives ergeben, außer der Versicherung, daß sich sowohl Apple Pacific als auch Apple Europe bemühen, die technischen und administrativen Hindernisse zu beseitigen, die einer globalen Garantie im Wege stehen. Für Apple USA scheinen diese Hindernisse nicht zu existieren; für in den USA gekaufte Powerbooks gibt es selbstverständlich eine globale Garantie. ˧

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Freut mich zu hören, daß das nächste Treffen der Amda-UserGroups? dem Thema Powerbooks gewidmet ist. Das ist auch bitter notwendig, denn schön langsam wird die Macintosh-Welt in ihrer Unübersichtlichkeit nicht mehr von der PC-Welt zu unterscheiden sein. Oder, wie Osmund Iversen, Chefredakteur der MacWorld? Australia schreibt: “The Mac family has growing pains like every other, and in some ways it has grown apart. As the teenagers lose their innocence, some arent speaking to each other like they used to.” ˧

Damit mache ich für heute Schluß und sende Grüße von den Kanguruhs und Koalas (letztere sind mir sehr ans Herz gewachsen) ˧

Franz ˧

Teil 5 SYDNEY    

technische Probleme    

Viel hab ich zu hören gekriegt bezüglich australischen Sommers, Warnungen von wegen 38 Grad Celsius und Ozonloch, und doch ist es ganz anders gekommen: schon am 12. Februar war in vielen Regionen von New South Wales und Queensland der “wettest february ever” erreicht. Der Regen kümmert sich freilich nicht um die Rekordmarke und es schüttet weiter in Strömen. ˧

Das Regenwetter scheint mir sogar hier in Sydney die Telephonleitungen aufgeweicht zu haben: Alle zwei bis drei Minuten geht die Verbindung zum AppleLink? Host buchstäblich baden. In so einer Stimmung wird man auch sensibel für die kleinen Design-Flaws des Telekommunikationssystems, die sonst großzügig als normal akzeptiert - Zum Beispiel fällt mir auf, daß AppleLink? auch in der Version 6.1. von ungewollt unterbrochenen Verbindungen nicht Kenntnis nimmt - das fällt erst auf, wenn wieder ein Stück Information angefordert wird. Die dadurch verlorene Zeit hätte längst für den Wiederaufbau der Verbindung genutzt werden können, der immer sehr mühsam und zeitraubend ist. Stattdessen wird noch ein weiteres ziemlich langes Stück Zeit verbraucht, nachdem Information abgefragt wird, also zum Beispiel ein Folder angeklickt. Rastlos und ratlos dreht sich der Globus-Pointer. Und zu guter Letzt erscheint in 50% der Fälle die “Verbindung unterbrochen” - Dialogbox nicht, sondern die Software hat sich aufgehängt. Zu allem Überfluß ist der Optimismus im Design des Powerbook so weit gegangen, daß die Reset-Taste keineswegs mehr griffbereit ist. ˧

Ich wundere mich im nachhinein, wieviel Geduld uns der Personal Computer beigebracht hat - nun, da seine Ära zuende geht, wird Zeit wieder enorm wichtig und unsere Ansprüche an die sofortige Verfügbarkeit der Information kollidieren höchst unangenehm mit dem technologischen State of the Art. ˧

Katoomba - Victoria    

Zum Thema “globales Dorf” machte ich zwei weitere nette Entdeckungen in Australien. Einerseits eine New- Age - Herberge, die so ziemlich genau das darstellt, was sanfter Tourismus bedeuten könnte. Andererseits ein Experiment in Sachen sanfter Ausstieg, von dem ich mir wünsche, daß es Schule macht. ˧

Ein - ziemlich seltener - sonniger “Fenstertag” bescherte mir die Gelegenheit zu einem kurzen Wochenende in den Blue Mountains, Sydneys Hausbergen. Das mit den Bergen sieht freilich eher so aus: eine riesige Hochebene, durchzogen von vielen Schluchten und Höhlen, auf die die Eisenbahn gemütlich zwei Stunden lang hochschnauft. Der bekannteste Ort auf dieser Hochebene ist Katoomba, ein gemütliches Nest, in dem nach Meinung von hier ansässigen Freunden das alte Australien noch am lebendigsten ist. Da ist zum Beispiel die Institution der “Guest-Houses”, die nur entfernt mit unseren Pensionen vergleichbar ist. Ein typisch australisches GuestHouse? verbindet die Gemütlichkeit und den Preis eines Privatquartiers mit Familienanschluß mit dem Komfort eines Ferienclubs - und das alles in der handlichen Größe einer kleinen Pension. ˧

Unser Guest-House hieß “Crystal Lodge”, liegt in einer ruhigen Seitenstraße nahe dem Rand der riesigen Schlucht, die die Attraktion von Katoomba darstellt und irgendwie an einen in Pension gegangenen Grand Canyon erinnert. Das aus Schweden stammende Besitzerehepaar hat das weiße Landpalais mit so ziemlich allen Attraktionen ausgestattet, die man sich so wünscht. “Let us pamper you -Laß dich verhätscheln” heißt die Hausdevise, und für die 80 Mark pro Nacht fürs Doppelzimmer steht zunächst alles zur Verfügung, was man sich unter Kurbetrieb vorstellt: Yogatermin, Massage, Kräutertees, Sauna. Eine umfangreiche Bibliothek hat jede Spielart des New Age und haufenweise ausgefallene Themen auf Lager, im Videozimmer kann man sich mit Spielberg - Filmen amüsieren oder aber über Buckminster Fullers globales Energieprogramm informieren. ˧

Der große Unterschied zur Kur-Öde alpiner Hütten ist, daß hier alles einfach darauf wartet, daß man Lust drauf hat. Und genau so entdeckte ich die Attraktion, von der ich hier berichten möchte: das Floating, bei uns noch immer unter dem ziemlich abschreckenden Namen “sensorische Deprivation” bekannt, in Australien bereits ein weitverbreitetes Vergnügen: in einem dunklen und stillen Fiberglas-Tank in warmem Salzwasser zu liegen und dabei einen Trip in das innere Universum zu unternehmen, ist nämlich mindestens so interessant wie sämtliche Computerspiele zusammen. Alle meine Horrorvorstellungen von wegen Klaustrophobie, mangelnder Hygiene und Ertrinken erwiesen sich als unbegründet - der Tank ist geräumig, das Salzwasser sicher kein Nährboden für Bakterien und das Liegen auf Lake einfach unglaublich angenehm. Das geht so weit, daß manche Australier schon die Nacht im Tank verbringen. ˧

Was macht den Tank so besonders? Vielleicht die Tatsache, daß 90 Prozent des Arbeitsspeichers unseres Gehirns mit dem Programm “Schwerkraft ausbalancieren” beschäftigt sind, und dies bis zur Ermüdung. Im Tank ist das Hirn wach und hat 100 % für andere Aktivitäten zur Verfügung. Das Resultat ist dreifach erstaunlich: erstens bedeutet die Isolation von den Schwerkraft- und Umweltreizen automatische Therapie: schon nach 20 Minuten melden sich so manche Wehwechen im Körper (das ist die unangenehme Seite des Floatens) und man spürt die Power des Gehirns, hier Abhilfe zu schaffen. Zweitens tritt spätestens nach der doppelten Zeitdauer ein Zustand der Euphorie und Kreativität ein, der vor allem die visuellen Zentren des Gehirns stimuliert und zu höchst angenehmen Haluzinationen führt. Spätestens hier verschwindet das Gefühl der Langeweile im Tank total und man fühlt sich wie ein Reisender in einem neuen Universum. Beendet man schließlich den Trip (man hat ja schließlich nur eine bestimmte Zeit gebucht und wird durch sanfte Musik dran erinnert, daß man von der Wolke wieder heruntersteigen muß), tritt schließlich die dritte spürbare Wirkung des Tanks in Kraft: erweiterte Wahrnehmungsfähigkeit und tiefes Wohlbefinden. Derselbe Raum, in dem ich in den Tank stieg, war plötzlich viel farbiger, das milchige Licht des nachgewitterlichen Hochnebels in Katoomba und die Geräusche der nahen Schlucht waren nochmal ein Trip für sich. Und das schönste von allem: für eine Woche hatte ich viel weniger Hunger und begnügte mich mit dem, was mein Körper wirklich braucht. ˧

Was das Ganze mit dem PowerBook? zu tun hat? Es blieb den ganzen zweitägigen Aufenthalt in Katoomba über zugeklappt. Und das ist doch auch was wert! ˧

        Zurück in Sydney, 
        Abklappern der Universitäten.  
        global village am institute of technology: solomon islands ˧

Singapur    
	Singapore 
	general background
	Changi Airport ˧
Endlich sind an Bord der Singapore Airline nach Frankfurt, nach Krämpfen wegen Übergepäck. (Das euro-asiatische und das amerikanische Gepäcksystem sind eben verschieden). Die Maschine ist bummvoll mit Menschen, und es ist etwas ungewohnt, einige dieser Menschen Deutsch sprechen zu hören. Mein PowerBook? macht mich mit einer indonesisch- niederländischen Großmama bekannt. Sie erzählt mir stolz, daß sie auf ihrem Atari ST rund 2000 indonesische Rezepte gesammelt hat. Schade, daß die einzig unschöne kulinarische Begegnung in Singapur die mit der indonesischen Küche war! Ich verzichte dankend auf Datentausch und die Welt ist um ein HyperCard - Kochbuch ärmer. ˧

Obwohl wir mit 100 kg Gepäck reisen und aus Singapur kommen, liefern weder der deutsche noch der österreichische Zoll einen Beitrag zu dieser Geschichte. Den österreichischen habe ich im Verlauf der Reise kein einziges Mal zu Gesicht bekommen, insoferne funktioniert die EG-Integration schon ganz gut. Mit dem Auto gehts von Frankfurt nach München, und von dort weiter mit dem Zug “Franz Liszt” der ungarischen Staatsbahnen weiter nach Wien. Meine Absicht, einen letzten Härtetest im Speisewagen des Zuges zu machen, scheitert an Feigheit: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß heutzutage schon ein Computer mit Festplatte existiert, der diese Erschütterungen überlebt. Ich schließe daher meinen Reisebericht kurz vor Wien - West mit dem Hinweis an Apple, daß das ideale Testgelände für die Härteprüfung täglich zwischen Walserberg und Hütteldorf verkehrt. ˧