Die Gebiete originärer Nutzpflanzendiversität sind Agrikulturareale, wo die indigenen, bäuerlichen und wilden Verwandten der Grundnahrungsmittelpflanzen von Indigenen und/oder traditionellen Bauern kultiviert werden. Diese Agrikulturareale originärer Kulturpflanzendiversität wurden von N.I. Vavilov erstmals beschrieben, von J. Harlan präzisiert und sind jetzt seit Stephen Brush Gegenstand der Agrikulturanthropologie, wie sie die FAO zwecks Genreservenschutz durch die indigenen / traditionellen landwirtschaftlichen Systeme (=conservation in situ) betreibt. Aus Gründen, die im Vortrag genannt werden, ist davon auszugehen, dass die Biodiversität der Nutzpflanzen auf die sozialen Bedingungen des Tausches zurückzuführen sein könnte oder aus diesen Gründen in Gang gehalten wird. Peru gehört hier dazu und hat aus sozialpolitischen Gründen massives Interesse das präspanische landwirtschaftliche System wieder aufzubauen, da moderne Systeme im Hochgebirge nicht funktionieren. Letzteres wird in Peru „angewandte Archäologie“ bezeichnet.
Die daran arbeitenden Ethnologen arbeiten an Universitäten in der Provinz, im Rahmen der FAO Programme zur Sicherung der Zukunft unserer Nahrung. Die indigenen Bauern werden hierbei unter Vertrag genommen und arbeiten mit als „profesores de la práctica“.
Der Vortrag beschreibt die agrikulturanthropologische Praxis am Beispiel des Centro Internaciónal de las Papas (Mitglied von CIGAR, Unterorganisation der FAO) und gibt einen kurzen Ausblick auf die angewandte, durchaus materialistische Cyberanthropology des Forschungslaboratoriums Global Integrated Village Research (GIVE) und die peruanischen Debatten über dessen möglichen Beitrag zum Genreserven- und Indigenenschutz.