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Österr.Apothekenzeitung 4 1765. Jg. 14. Februar 2011

MAG. INGRID TREBO

„Einen Hustensaft und ein Paket nach England“

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Doppelte Nahversorgung: Die Apotheke als Postpartner   
Infrastruktur erhalten   
Problematisch: Hygiene, Vertraulichkeit, Unberechenbarkeit   
Mehr Effizienz, weniger Stehzeiten   
20 Apotheker als Postpartner   
„Den Apothekern vertraut man“   
Post-Praxis   
Privatisierung bei der Post   

Doppelte Nahversorgung: Die Apotheke als Postpartner    

Das neue Jahr begann mit einigen rechtlichen Änderungen für Apothekenbetriebe. Mit 1. Jänner trat die umfassende Neuverblisterungsbetriebs - ordnung in Kraft, gleichzeitig wurden aber auch einige Änderungen in der Apothekenbetriebsordnung vorgenommen. In der Offizin dürfen nun offiziell die Leistungen einer Postagentur angeboten werden. Das am 27. Dezember 2010 ausgegebene Bundesgesetzblatt stellt die Postpartnerschaften auf rechtliche Beine.

Seit einigen Jahren verändert die Post ihr Filialnetz, unrentable Filialenwerden geschlossen und immer mehr Postpartner übernehmen stattdessen die Dienstleistungen der Post. Für Postpartner, meist sind es Lebensmittelgeschäfte wie ADEG, Nah&Frisch usw., Gemeinden, Tabaktrafiken, Tankstellen aber auch Apotheken, bedeutet die Abwicklung der Postgeschäfte vor allem eine erhöhte Kundenfrequenz sowie einen eher zu vernachlässigenden Zuverdienst, für manche – wie z.B. kleine Greißler am Land – aber auch möglicherweise das Überleben. Für die Bevölkerung bleiben auf diese Weise wichtige Nahversorger bestehen und die wohnortnahe Versorgung mit konsumentenfreundlichen Öffnungszeiten wird gesichert.

20 Apotheken sind bereits als Postpartner tätig, doch bisher fehlte von Seiten der Apothekerschaft eine rechtliche Grundlage für diese Dienstleistung in der Offizin. Im Zuge der Diskussion über den Erlass der Neuverblisterungsbetriebsordnung und weiterer Änderungen der Apothekenbetriebsordnung nahm der Österreichische Apothekerverband mit dem Gesundheitsministerium Kontakt auf, um eine diesbezügliche Änderung in der Apothekenbetriebsordnung durchzusetzen. Mag. iur. Mario Wolfram, stellvertretender Direktor des Österreichischen Apothekerverbandes, war an den Gesprächen mit dem Gesundhe itsministerium beteiligt. „Bis zur Novelle war – rechtlich gesehen – die Nutzung der Offizin für andere gewerbliche Zwecke nicht zulässig. Der Apothekerverband hat es nun geschafft, die Postpartnerschaft in der Verordnung zu verankern“, freut sich Mag. Wolfram über den Erfolg.

Mit der Veröffentlichung vom 27. Dezember 2010 ist nun die Möglichkeit als Post - agentur tätig zu sein in der Apothekenbetriebsordnung festgeschrieben und bietet den Apotheken eine rechtliche Grundlage für ihr erweitertes Angebot. Apotheken können alle Postdienstleistungen durchführen, müssen aber sicherstellen, dass der ordnungsgemäße Apothekenbetrieb gewährleistet und die Apotheke weiterhin klar als Arzneimittelversorger erkennbar bleibt.

Infrastruktur erhalten    

Die Auslagerung der Postdienste an Gewerbetreibende und somit die Einführung von Postpartnerschaften begann 2001. Seit 1. Juli 2002 können Briefe und Pakete in der ersten Postpartner- Apotheke, der Romedius-Apotheke in Thaur in Tirol, aufgegeben werden, in den letzten Jahren kamen einige hinzu. Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri, der selbst seit Oktober 2009 in seiner Filialapotheke in Rann ersdorf Postgeschäfte abwickelt, war sich der fehlenden gesetzlichen Abs icherung in der Apothekenbetriebsordnung bewusst und initiierte daher gemeinsam mit dem Apothekerverband die Gespräche mit dem Ministerium, die letztlich zum Erfolg führten. Seine Postpartnerschaft begann, als die Postfiliale in Rannersdorf aufgelassen werden sollte.

„Es freut mich, dass die Post, bevor sie einen solchen Schritt setzt, andere Gewerbetreibende fragt, ob sie den Postdienst übernehmen“, erklärt Dr. Müller-Uri. Nachdem in seinem Fall umliegende Geschäfte dazu nicht bereit waren, hat sich Dr. Müller-Uri auf die Partnerschaft mit der Post eingelassen. Zu Beginn war zu wenig Platz für die vielen Pakete, diese konnten nicht gelagert werden. Der Apotheker, die Kunden und die Post waren unzufrieden. Nach Gesprächen mit der Gemeinde und dem Vermieter konnte Dr. Müller-Uri einen weiteren Raum mieten und bietet seit 1. Juni 2010 neben den Postsparkassendiensten alle Postdienste an.

Über seine Erfahrung als Postpartner sagt Dr. Müller-Uri: „Wenn das Geschäft finanziell interessant wäre, würde die Post es nicht abgeben. Meine Motivation für die Postpartnerschaft ist, die Infrastruktur zu erhalten, unter der Bedingung, dass es kein Verlustgeschäft wird. Eine funktionierende Nahversorgung hält die Leute im Ort und die Kundenfrequenz bleibt, auch für andere Nahversorger, erhalten – ganz nach dem Motto »Nah und sicher, na sicher«!“

Problematisch: Hygiene, Vertraulichkeit, Unberechenbarkeit    

Negative Erfahrungen mit der Postpartnerschaft hat Mag. pharm. Norbert Meixner in seiner im Dezember 2010 neu eröffneten Schlossapotheke Ebergassing gemacht. Nachdem der Bürgermeister ihn gefragt hatte, ob er sich vorstellen könne, auch die Postagenden in der Ortschaft zu übernehmen, sagte Mag. Meixner zu und plante den Postschalter bei den Umbauarbeiten gleich mit ein; der Postschalter war im selben Geschäftsraum wie die Apotheke untergebracht. In Spitzenzeiten hatte seine Apotheke eine Kundenfrequenz von 250 bis 280 Apothekenkunden und zusätzlich 200 Kunden am Postschalter. „Der Apothekenbetrieb hat darunter sehr gelitten“, erklärt Mag. Meixner, der wegen des enormen Aufwandes seine Postpartnerschaft schon nach einem Monat wieder kündigte.

Ebergassing zählt ca. 3.700 Einwohner, der Automobilzulieferer Magna befindet sich in unmittelbarer Nähe. „Man macht Geldtransaktionen, braucht einen Tresor, hantiert mit sehr viel Geld, das einem nicht gehört, für das man aber die volle Verantwortung mit allen Konsequenzen trägt“, berichtet Mag. Meixner über das Bankgeschäft, das er mit der Postpartnerschaft übernehmen musste. Er fährt fort: „Für die Post ist so eine Partnerschaft ein toller Gewinn, einem kleinen Geschäftsmann übergibt sie aber eine riesige Verantwortung, die Provision hat in meinem Fall die Kosten nicht gedeckt.“ Problematisch sieht er auch die hygienischen Bedingungen, die eine Poststelle mit sich bringt. Die Pakete kommen von weit her und sind bei weitem keine saubere Angelegenheit, erklärt er, in der Apotheke müssen aber hohe hygienische Standards eingehalten werden. Auch vertrauliche Gespräche leiden seiner Meinung nach sehr darunter, wenn sich der Postschalter im selben Raum wie die Tara befindet.

Zum Schluss, dass eine Postpartnerschaft im besten Fall ein Nullsummenspiel wäre, kam Mag. Dr. Claudia Heinrich-Pretter - klieber, Konzessionärin der Activ Apotheke Tribuswinkel. Sie hätte ihren Kunden gerne das Postser vice angeboten – in ihrer Gemeinde hieß es, dass die Poststelle aufgelassen werden solle, was in der Zwischenzeit auch passiert ist. Aufgrund der Auflagen der Post wären größere Umbauarbeiten notwendig gewesen, weshalb das Vorhaben für die Apothekerin derzeit nicht in Frage kommt. Auch der Sicherheits aspekt gab Dr. Heinrich- Pretterklieber zu denken, denn wegen des Bankgeschäftes hätte Sie auch größere Summen Geldes verantworten müssen.

Mehr Effizienz, weniger Stehzeiten    

Für Mag. pharm. Wolfgang Bencic bedeutet die Postpartnerschaft vor allem eine Effizienzsteigerung. Er ist seit 2002 Postpartner, hat in seiner Schutzengel-Apotheke in Donnerskirchen und in der Fi - lialapotheke in Purbach einen Postschalter und ist auch Beiratsmitglied der Post. „Für mich zahlt sich die Postpartnerschaft aus, ich habe zwei kleine Apotheken mit einer geringen Grundbesetzung. Für mich bedeuten die Postdienste auch eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl und damit mehr Sicherheit bei Krankenständen und Urlaub. Dadurch steigert sich die Effi - zienz und Stehzeiten werden kürzer“, erklärt Mag. Bencic. Wenn ihn andere Apotheker anrufen und nach seinen Erfahrungen fragen, dann betont er, dass kein finanzieller Gewinn zu erwarten sei. „Ich sage meinen Kollegen, wenn ihr flexibel und leidensfähig seid, dann macht es. Wenn ihr fixe Abläufe wollt, dann lasst es sein“, so Mag. Bencic. Derzeit brauche es Pioniergeist, um die PSK- und Postdienstleistungen anzubieten.

Die Post arbeitet mit zwei Betriebssystemen, erklärt Mag. Bencic, eines davon sei noch nicht sehr krisenfest und Vieles müsse sich noch entwickeln. Zu einer weiteren positiven Seite der Postpartnerschaft sagt er: „Die Chance, mit Kunden in Kontakt zu kommen, die sonst keine Apotheke besuchen, ist sehr groß“. Auf die Frage nach der Hygiene meint Mag. Bencic, dass er darin kein Problem sehe, die Paketsendungen für die Apotheke unterscheiden sich nicht von den Postpaketen. In Donnerskirchen leben 1.700 Personen, seine Poststelle wird täglich von 60 bis 70 Kunden aufgesucht, in Purbach gibt es 2.700 Einwohner, dort hat er 80 bis 120 Postkundenkontakte am Tag und diese Kundenfrequenz ist für ihn gut bewältigbar. Die Anzahl der Postpartnerschaften in einem Ort muss immer den Dimensionen entsprechen, daher hat Mag. Bencic als Postbeirat das Anliegen eingebracht, in größeren Ortschaften auch zwei oder mehrere Postpartner einzuführen.

20 Apotheker als Postpartner    

Mittlerweile arbeiten bereits 20 Apotheken als Postpartner. Die letzte öffnete am 25. Jänner 2011 ihren Schalter. Apotheker und Neo-Postdienstleister Mag. pharm. Fritz Strand, Konzessionär der Schutzengel- Apotheke in Wels, hat die Poststelle in einem eigenen Raum untergebracht (siehe Foto). „Wir freuen uns alle nicht, dass Postämter zusperren. Die Post hat beschlossen, selbst in Städten wie Wels Filialen zu schließen. Ich habe mich dagegen sehr lange gewehrt, die Funktion als Postpartner zu übernehmen, bis ich mit Kollegen gesprochen habe, die gute Erfolge mit dieser Dienstleistung haben“, erklärt Mag. Strand und fährt fort: „Letztlich war der Gedanke, besonders für ältere Leute Infrastruktur zu erhalten, ausschlaggebend.“

Mag. Strand erwartet sich, dass durch diese neue Infrastruktur die Kundenbindung gefestigt und viel- leicht der eine oder andere die Apotheke wieder besuchen wird. Vollkommen unberechenbar ist für den neuen Postpartner die zu erwartende Kundenfrequenz. Da seine Apotheke an einem anderen Standort liegt als die alte, aufgelassene Postfiliale, kann er keine Prognose abgeben. Mag. Strand ist aber bereits nach den ersten Tagen begeistert: „Ich empfehle es dringend. Der Imagegewinn ist sehr groß. Natürlich findet es jeder schade, dass die Postfiliale geschlossen wurde, aber alle bedanken sich, dass es das Angebot gibt. Ich würde eine Postpartnerschaft jedem empfehlen, auch wenn es kein Geschäft ist.“ Mag. Strand bietet in seiner Poststelle alle Post- und Bankleistungen an, außer dem Verhandeln von Konditionen und das Handygeschäft. Um die zusätzliche Arbeit zu erledigen, benötigt er eine Angestellte mehr.

„Den Apothekern vertraut man“    

Michael Homola, Pressesprecher der Österreichischen Post AG, nimmt dazu Stellung, warum sich Apotheker besonders als Postpartner eignen: „Das Vertrauen und Ansehen macht Apotheker zu optimalen Postpartnern.“ Manchmal gibt es von Seiten der Bevölkerung Bedenken, dass der Nahversorger vertrauliche Informationen erhält und das beunruhigt, erklärt Homola. Obwohl sich alle Postpartner verpflichten, das Post-, Brief- und Bankgeheimnis einzuhalten, haben Apotheker eine Sonderstellung. „Einem Apotheker vertraut man – das ist ein enormer Vorteil“, erklärt der Pressesprecher.

Post-Praxis    

Mit den Postgeschäften vertraut gemacht werden die Postpartner während einer mehrtägigen theoretischen Einschulung, bei der über alle Produkte und Dienstleistungen der Post informiert wird. Ein eigenes EDV-System und das Bedienen der Kassen mit Touchscreen und Waage müssen erlernt werden. Sobald der Postpartner seinen Schalter öffnet, steht ihm für ein bis zwei Wochen ein Mitarbeiter der Post vor Ort zur Seite und schult noch einmal praxisnah. Da die Post eine riesige Produktpalette hat, gibt es auch eine »Notfallnummer«. Die Partnerschaften zwischen Post und Postpartnern seien durchaus langfristige Beziehungen, erklärt Homola. Mit der zunehmenden Anzahl an Postpartnern steigt natürlich auch etwas die Fluktuation, aber sie sei gering, so der Pressesprecher und er versichert: „Unseren ersten Postpartner vom 1. Mai 2001 haben wir noch immer.“

Privatisierung bei der Post    

So wie in vielen staatlichen Unternehmen hat es auch bei der Österreichischen Post in den letzten Jahren umfassende Änderungen gegeben. Ab Mitte der 90er Jahre wurden erste Gespräche zur Privatisierung geführt, bereits im Mai 2006 ging die Österreichische Post AG an die Börse und ist nun zu 47,2% in Streubesitz, 52,8% hält die Österreichische Industrieholding AG (ÖIAG) (Stand April 2009). Die Postversorgung muss, so schreibt es § 7 des Postmarktgesetzes vor, durch mindestens 1.650 Postgeschäftsstellen sichergestellt sein, die Dichte des Netzes ist ebenfalls geregelt. In Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern darf die maximale Entfernung bis zur nächsten Geschäftsstelle 10 km betragen.

Da für die Post viele Filialen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr rentabel sind, strebt die Post Postpartnerschaften mit lokalen Dienstleistern wie Lebensmittelgeschäften, Tankstellen, Trafikanten, Apotheken aber auch Gemeinden an, um die Dienstleistung aufrecht zu erhalten. Vor der Umwandlung einer Geschäftsstelle in eine Postpartnerschaft muss die Post die dauerhafte Unrentabilität der Geschäftsstelle nachweisen und sicherstellen, dass die Versorgung der Bevölkerung durch eine neue Postpartnerschaft oder eine andere Postgeschäftsstelle gesichert ist. Pressesprecher Homola erklärt, dass die Grundvoraussetzung für die Schließung einer Filiale ein defizitärer Standort ist. Die Regulierungsbehörde überprüft dann das Ansuchen, und wenn es schon Aussicht auf eine Postpartnerschaft gibt, dann wird ein nahtloser Übergang angestrebt. Das kann in manchen Fällen natürlich auch bedeuten, dass erst durch das Auffinden eines Postpartners die Filiale geschlossen werden kann.

Ende Dezember 2010 verfügte die Österreichische Post AG über 733 Postämter und 1.117 Postpartner. Über die Postpartner kann für die lokale Bevölkerung weiterhin eine möglichst wohnortnahe Postversorgung garantiert werden, die Zustellung von Briefen und Paketen wird nach wie vor von der Post durchgeführt.