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Entwicklungs Und Erneuerungsprozesse Im Ländlichen Raum


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von Helena Linzer, örtliche Raumplanung, TU Wien,2003

präsentiert eingangs 13 Thesen zur Entwicklung und Erneuerung im ländlichen Raum:

1. Erneuerungspolitik muß sich an den Ressourcen der Menschen und ihres Lebensraums orientieren und nicht an Defiziten

2. städtische und ländliche Konzepte sind oft verschieden und spezifisch

3. Endogene Erneuerung geht nur durch "Planung von unten"

4. Planung muß dialogbereit sein

5. Erneuerung heißt nicht nur Planung, sondern auch Prozeßbegleitung

6. kommunale Ebene ist zu wenig, regionale Gesichtspunkte und Kooperationen müssen von der lokalen Ebene her ausgelöst werden

7. Regionale Konzepte müssen stärker die Entwicklungsplanung im Auge haben und nicht die Ordnungsplanung

8. die größere Bereitschaft zu Einsatz und Beteiligung der Betroffenen Bürger ist zugleich eine große Chance und eine bittere Notwendigkeit

9. Ein Enrneuerungskonzept muß von allen Gruppen im Dorf getragen werden

10. Oftmals ist es notwendig, zuerst Bewußtsein zu bilden und Identität zu stärken bevor die Bevölkerung gleichwertiger Partner im Planungsprozeß sein kann

11. sehr ähnlich wie 1

12. Entwicklung von Risikobereitschaft folgt aus 8.

13. Finanzielle Zuschüsse und Förderungen garantieren nicht für den Erfolg eines Prozesses, wenn keine begleitenden Aktivitäten gesetzt werden.


das Buch richtet sich an Planer, versucht sie zu Partnern in Dialogprozessen zu machen

allgemein zu ländl. Raum

"Das Institut für Demoskopie in Allensbach stellte bei zahlreichen Befragungen seit 1970 fest, daß immer mehr Menschen am liebsten auf dem Land oder in Kleinstädten leben würden. Interessant ist dabei, daß diese Einstellung nicht zuletzt bei den Jugendlichen weit verbreitet ist"

"Früher war der ländliche Raum eindeutig durch die Landwirtschaft bestimmt.Nachdem dieses Kriterium seine dominierende Bedeutung verloren hat, schien es lange so, als ob damit der ländliche Raum auch seine Eigenständigkeit aufgeben müßte...er umfaßt Regionen und Gebiete unterschiedlicher Bevölkerungsdichte, Wirtschafts- und Sozialstruktur, aber auch kaum besiedelte und im wesentlichen durch natürliche Gegebenheiten bestimmte Gebiete in extremen Lagen"

1.1.2.1 Modelle zur Abgrenzung von Stadt und Land

an 10 verschiedenen Modellen werden extreme Perspektivunterschiede aufgezeigt

1.1.2.3 Gliederung nach Wirtschaftsräumen (Bobek/Steinbach)

interessant ist daß 4 Typen alleine durch Fremdenverkehr definiert werden.

1.1.2.4. Gliederung nach funktionellen Siedlungsraumtypen

z.B. ÖSTAT 1981 und 1991

  1. Stadtregion 64 % -» 67 %
  2. ländliche Räume 36% -> 33 %
1.1.2.5. Gemeindezusammenlegungen

zwischen 1934 und 1991 reduziert sich in ganz Österreich die Zahl der Gemeinden um 47% (2.064), in uneinheitlichen "Wellen"

Zwischen 1991 und 1998 wieder Gemeindetrennungen (/va Bgld)

Demographische Verlierer sind vor allem Gemeinden unter 1000 Einwohner.

Es scheint daß es ein West-Ost Gefälle gibt, wonach in Westösterreich wesentlich weniger an Dorfgrenzen gerüttelt wurde als in NÖ, Steiermark, Kärnten und Burgenland. Hier macht man weitgehend aus Ortsgemeinden Gebietsgemeinden.

Auch die Anzahl der Gemeinden unter 500 hat sich estrem reduziert: von 1500 im Jahr 1961 auf 160 im Jahr 1991.

1.1.2.6. Gliederung nach Raumkategorien (Hech/Schmidt 1985)

  • "ländlich geprägte Zonen im Einzugebereich von Verdichtungräumen"
  • "ländliche Räume in Verbindung mit einer ausgeprägten zentralörtlichen Struktur"
  • "periphere Gebiete"
1.1.2.7. Gliederung nach Kulturlandschaftseinheiten. (Maurer 1998)

1.1.2.8. Nach EU-Regionalförderungsgesichtspunkten

"Österreich ist großflächig als Ziel 5b Gebiet eingestuft worden; eine solchermaßen ausgedehnte 5b Landschaft findet sich in keinem anderen Mitgliedsstaat der EU."

"69% der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind als benachteiligte Gebiete mit Schwerpunkt im Berggebiet eingestuft worden".

"Die Heterogenität des ländlichen Raums ist so groß geworden, daß auch mit Merkmalskombinationen eine befriedigende Abgrenzung zum städtischen Raum nicht gelungen ist."

1.2. Merkmale und Eigenschaften des Dorfes

1.2.1 Wandel des Dorfes und Begriffsbestimmungen

Zusammenfassung Stenzel:

  1. die "stadtlose Zeit" zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert: überwiegen von selbstverwalteter, genossenschaftlicher bäuerlicher Lebens- und Kulturgemeinschaft
  2. vom 12. bis ins 19. Jahrhundert: sukzessive Entwicklung zum unfreien Untertanendorf unter bürokratischer Verwaltung
  3. ab dem 19. Jahrhundert: Entwicklung des individualisierten und sich industrialisierenden Landwirtschaftsdorfs
  4. (man könnte hinzufügen:) ab dem 20. Jahrhundert: Entwicklung des Schlaf- und Pendlerdorfes
Es gibt keine befriedigende Definition des Begriffes "Dorf", ebensowenig wie beim ländlichen Raum.

Scharz 1989: teilweise Eigenversorgung aus pflanzlichen und tierischen Quellen, mindestens 50% in der Land- und Forstwirtschaft tätig" -> dann gäbe es eigentlich kaum mehr Dörfer !! Nur in sehr kleinen Gemeinden überschreitet die Anzahl der in der LF tätigen die Grenze von 25%.

auch der scheinbar exakte Größenbegriff ist relativ: "ein normalgroßes mitteleuropäisches Dorf ist aus der Perspektive der ländlichen Siedlungen Skandinaviens sehr groß, aus der Perspektive von süditalienischen oder chinesischen Dörfern sehr klein".

Uhlig/Linau definieren über Anzahl der Hausstellen, um eine Differenzierung in Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen zu erschließen.

Reith et al. bündeln räumliche mit sozialen Kriterien:

räumliche Kriterien:

  • Lage in offener Landschaft, meist an Gunststandorten.
  • ursprünglich Geschlossenheit der Siedlungsanlage mit geringer Flächenausdehnung (?,FN).
  • mäßige Bevölkerungs- und Bebauungsdichte.
  • ursprünglich von der Urproduktion geprägt.
  • geringe Zentralität
soziale Kriterien
  • Überschaubarkeit
  • soziale Kontrolle durch Autoritäten und Meinungsbildner
  • hohe Integrations- und Segregationskraft (Vereine, Außenseiterprobleme)
  • Gemeinschaftshilfe und Verantwortung (Nachbarschaftshilfe, FF)
  • basiskulturelle Aktivitäten (Kultur wird praktiziert, nicht konsumiert)
  • Umweltqualität (Kontakt zur Natur, Wohnen im Grünen, Erholung nahe)
  • relative Unterversorgung mit Kulturund Dienstleistungen
  • Teilnahme am Kirchlichen leben, an Festen und Brauchtum.
(kommt mir ein wenig einengend vor diese Definition, FN)

BORN (1977) rekkuriert auf "agrarische Geprägtheit", die sich aber auch darin ausdrücken kann daß zwar landwirtschaftliche Betätigung keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, aber das Überdauern der Bausubstanz, die ursprünglich ländlichem Wohnen und Wirtschaften diente, die früher betriebene Landwirtschaft deutlich erkennbar macht".

(Abgrenzung von Dorf und Siedlung??)

eine wunderschöne Definition liefert D. Schöller:

"Dorf ist, wo Menschen sich noch irgendwie gegenseitig kennen wollen (und können), und wo sich dadurch noch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit ergibt (oder entwickeln könnte)".

1.2.2.

  • Aus dem Rechtsdeutsch ist das Wort "Dorf" verschwunden.
  • Statistik: Dorf = geschlossener Ort ab 10 Gebäuden, darunter ist Weiler (3-9 gebäude in enger Lage) oder Rotte (lockere Anordnung) dann noch zerstreute Häuser und Markt)
"Ehemaligen Dörfern, die als zentrale Orte überregionale Bedeutung erhalten haben, kann auf Ansuchen der Stadttitel verliehen werden, wie z.B. Bärnbach in der Steiermark