Uwe Christian Plachetka / Wiener Kulturanthropologie Kontroverse |
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Es gibt in Österreich nur wenige Ausnahmewissenschafter oder frontier scientists. Der verstorbene Manfred Kremser war einer von ihnen, ihm zu Ehren (als Frontier-Scientist) passt wohl folgende Suite.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=-Rzop1G1YBQ Prof. Manfred Kremser hatte - lange ist es her - auf den Spuren Evans-Pritchard [1] bei den Azande, wie er erzählt hatte, deshalb Schamanismus gelernt, weil er in der Nacht im Wald pinkeln war, am Rückweg von einigen Dörflern erwischt wurde, da für sie nachts in den Wald zu gehen ein schweres Tabu wegen der Geister war und gefragt wurde, wie er das überlebt hatte. Seine etwas coole Antwort: "Meine Magie ist stärker als die der Geister". Nun ist bei manchen Völkern (und gewissen Wählerschichten auch in der industrialisierten Welt) die Integrität eines bestimmten Weltbildes ein hohes Gut, ergo wurde der Ausnahme-Ethnologe Manfred Kremser als Schamane ausgebildet. Ich hab leider keine Belege für diese Erzählung, aber es erklärt einiges, jedenfalls ist das der Jackpot jedes Ethnologen. Sein tragischer und zu früher Tod wurde nun zum Anlass genommen, über den intellektuellen Zustand der Absolvierenden am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie herzuziehen ( Artikel von Krista Federspiel). Da schrieb sie (Zitat): Kremsers Credo, gesprochen im März 2009 beim Quellwasser Festival "Aqua anthropos" im Völkerkundemuseum: "Wenn es gelänge, Geheimwissen mit dem wissenschaftlichem Wissen zu verbinden, dann glaube ich, könnten wir eine ganzheitliche Sicht der Welt haben."[2] Ein solches sogenanntes Geheimwissen aus alten Zeiten sind die "farmer based selection criteria" traditioneller Bauern oder die Frage, wie es die neolithischen Revolutionäre ohne Universitäten für Bodenkultur geschafft haben, Pflanzen zu Kulturpflanzen zu machen: Eine Themenstellung des russischen Pioniers im Pflanzenbau Nicolaj Ivanovich Vavilov, der himmelweit von Esoterik entfernt ist[3]. Zitat: " Where are the beginnings of agriculture to be sought? Were they independent in different regions, in different continents? How is the geographical localization of primitive agriculture to be explained? Which plants were first brought into cultivation? Which animals were first domesticated, and where? Where shall we find the primary sources of cultivated plants? How are modern domesticated held animals and cultivated plants connected with their wild related types? How did the evolution of cultivated plants and animals proceed? How are primary agricultural civilizations connected? Which implements were used by primitive agriculturists in different regions? Viewed from the standpoint of concrete materialistic studies all these historical questions are very actual, and of great significance for modern agriculture. In contradistinction to past practice, the present-day investigator, faced with increasingly difficult economic conditions in the world, attempts to utilise the experience of the past in order to improve upon existing practice. In the Soviet Union, which is now building up socialism and socialistic agriculture, we are interested in the problem of the origin of agriculture, and of the origin of cultivated plants and animals chiefly from the dynamic viewpoint. By knowledge of the past, by studying the elements from which agriculture has developed, by collecting cultivated plants in the ancient centres of agriculture, we seek to master the historical process. We wish to know how to modify cultivated plants and domestic animals according to the requirements of the day. We are but slightly interested in the wheat and barley found in the graves of Pharaohs of the earliest dynasties. To us, constructive questions--problems which interest the engineer--are more urgent. It is much more important for us to know how Egyptian wheat differs from wheats of other countries, which characteristics in this Egyptian wheat are of importance in order to improve our wheat, to understand how this Egyptian wheat has originated. The investigator wishes to find the primary elements, "the bricks and mortar," from which the modern species and varieties were created."[4]. Also: Selbst Vavilov geht davon aus, dass es unbekanntes Wissen gibt, in seinem Fall allerdings notwendiges Wissen aus der neolithischen Revolution zur Sortenverbesserung.
Nun wirft Frau Federspiel Prof. Kremser vor, sozusagen als "strange attractor" einer Art intellektuellen Kernschmelze an diesem Institut herbei geführt zu haben, sodass das Institut ein Wiener Hogwarts geworden sei. Diese Kontroverse schlägt Wellen: http://derstandard.at/1371171263968/Esoterik-Wissenschaft-und-Kritik? Die internationale Rezeption dieser Schlammschlacht ist natürlich nicht vorhanden (siehe den Eintrag in der englischsprachigen Wikipedia. Wie schwach allerdings die Verteidigungslinie der heute amtierenden Ethnologinnen und -logen ist, zeigte die Replik einiger Autorinnen unter ihnen die Lehrstuhlinhaberin Elke Mader:
Die Angelegenheit hat hohe Wellen geschlagen, die Zeit beschäftigt sich damit. Allerdings ist aufgrund interner Prozesse bzw. dem Wirken des Herrn Schweidlenka als ESO-Beauftragten des Landes Steiermark [10] , der allerings lt. Webauskunft auch eine schillernde Figur ist, davon auszugehen, dass auch durch sogenannte Esoterikbeauftragte [11] die Esoterik zu einem Strohmann aufgebaut wird, bei dem Biobauern usw. in denselben Topf wie tatsächlich dubiose Eosteriker (von der Braunen Magie-Abteilung, wie sie nach René Freund zu bezeichnen ist) geschmissen werden. Wendet man die Logik von Henry Kissingers neuem Chinabuch auf diese Situation an, stellt sich die Frage, wem politisch diese Ausdehnung des Esoterikbegriffes was bringt. Da stößt man auf die bayrische Wochenschau Quer (ausgestrahlt Samstag 20. Juli 2013 auf 3 Sat) über den TLC (Freihandelsvertrag) zwischen der EU und der USA und dessen Folgen für die kleinräumige bayrische (ergo auch österreichische) Bauernschaft, die wegrasiert werden wird, wegen angeblich unfairer Agrarsubventionen. Was machen wir mit unbewirtschafteten Alpen, die dann wegen Lawinen u. dgl. unbewohnbar werden?
Das bedeutet, dass die EU den Markt für genmanipulierten Mais, Gen-Fleisch usw geöffnet werden muss, Stichwort Investitionsschutzabkommen. Damit erschließt sich die Logik, alles, was ökologisch ist, als esoterisch zu denunziieren, unabhängig davon, dass die Esoterikjäger selbst, wie man in Österreich unschön aber deutlich sagt, Dreck am Stecken haben - siehe die Esowatch Seite.
Aus diesem Grund müsste die politologische Antwort auf die Anwürfe der Kontrolleure der wissenschaftlichen Normen darin bestehen, zu verlangen, dass sie sich mit ihrer unterschiedslosen Behandlung von Frontier Science und Ökologie als Unterkapitel der "Esoterik", was sie nicht sind, geopolitisch verorten und darüber nachdenken, wessen geopolitisches Geschäft sie betreiben. Gleichzeitig sind natürlich - against all odds - "Dostal'sche Zustände" herzustellen. Das beginnt damit, dass von dem Dogma abgegangen wird, dass Komplexität den Studierenden unzumutbar sei. Ni jiao kai dong nao ji (beweg dein Gehirn) ist die chinesische Antwort darauf - und wer ist die aufsteigende Supermacht - und warum? Es sieht so aus, als ob das nicht die Schuld von Prof. Kremser war, sondern dem Ungeist, neben Instant-Schamanismus auch Instant-Studienabschlüsse anbieten zu müssen, geschuldet sein dürfte.
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