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Terrestrische Lebendigkeitswissenschaften


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Helmut Leitners Facebook-Posting vollständig: Lebendigkeitswissenschaften sind keine Parawissenschaften oder Esoterik-Spielwiese

Draft-Entwurf

mit Redunanzen unten

Einleitung

Der Quanten-Physiker Hans-Peter Dürr, dieses Jahr verstorbener Träger des Alternativen Nobelpreises (Right Livelyhood Award), beendet das 2005 verfasste "Potsdamer Manifest", getragen von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, und von 130 Prominenten unterzeichnet mit: "Wir müssen neues Wissen schaffen und so handeln, dass Lebendigkeit vermehrt und vielfältig erblüht. Wir können uns darauf verlassen, dass diese Kraft in uns wirkt. Denn die Allverbundenheit, die wir Liebe nennen können und aus der Lebendigkeit sprießt, ist in uns und in allem Anderen von Grund aus angelegt."

. Als Advent-Spruch ebenso geeignet wir als Geleitwort zum Aufbau der Lebendigkeitswissenschaft.

Das ganze Manifest http://www.gcn.de/download/manifest_de.pdf bzw. die etwas längere Denkschrift, das es zusammenfasst: http://www.gcn.de/download/denkschrift_de.pdf

Die Diskussion gewinnt an Fahrt

FranzNahrada und UweChristianPlachetka posteten zwei Texte. Franz eine marxistisch-kritische Zurückweisung des Manifestes und ich eine als solche erkennbare Kriegserklärung an die Naturwissenschaft, der unterstellt wird, andere Weltbilder abzuwerten, indem sie die Deutungshoheit über alles und jedes erobern möchte - auch über problematische Diplomarbeiten, sodass dies einem Roll-Back der kopernikanischen Revolution gleich kommt, denn bei der ging es um die Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche über die Deutungshoheit über Fragen der Kosmologie

Hallo Uwe, danke für den hilfreichen Denkanstoss. Da passt dann gut auch noch die kritisch-marxistische Kritik an Dürr dazu, auf die mich Franz aufmerksam gemacht hat: http://www.math.uni-hamburg.de/home/ortlieb/Quantenquark.pdf . Dann ist ein Eintopf angerichten, über den man bestens reflektieren kann.

Passende Musik ... zu den Lebendigkeitswissenschaften, denn Wasser ist Leben

There's no science without frontier science

Wenn man nicht allzu geschichtsvergessen sein will, dann würde es sich lohnen zu erinnern, dass Newton nicht nur der vergötterte Held einer modernen matehmatischen Naturwissenschaft war, sondern auch ein berüchtigter Alchemist, Spiritist und Esoteriker. Einen kleinen Einblick dazu gibt diese Wikipedia-Seite: http://en.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton's_occult_studies . Offenbar konnte nur einem "esoterischen Spinner" die Idee einer unsichtbaren, alles durchdringenden, "allverbindenden" Gravitationskraft kommen. Die Geschichtsschreibung hat diese Seite Newtons weitgehend beschönigend verschwiegen.

Nicht viel anders schaut es bei Nikola Tesla aus, der sich zwar an Berühmtheit mit Newton nicht messen kann, aber mit seinen Arbeiten zu Elektrizität, Magnetismus und elektromagnetischer Strahlung viele Türen aufgestoßen hat (teilweise an der Seite Edisons, mit einigen hundert Patenten), aber auch mit dutzenden "jenseitigen" Ideen sich in die Esoterik verirrt hat.

Goethe wäre zu erwähnen, der sich mit seinem intuitiven Wissenschaftszugang nicht durchsetzen konnte, wo man sich aber nicht herausnahm, ihn als Esoteriker abzumontieren, hätte man doch zu viel Grundstock deutscher Geisteskultur, die man gerne beansprucht, mit beschädigt. Man wägt also schon, nach eigenen Nutzenüberlegungen ab, wo man die Messlatte strenger anlegt und wo nicht.

Rudolf Steiner, auf den Spuren Goethes, ein echter Esoteriker, aber mit real funktionieren 1000+ Waldorf Schulen weltweit, als Evidenz für die lebenspraktische Brauchbarkeit esoterisch gewonnenen Orientierungswissens in der Pädagogik.

Natürlich setze ich hier nicht zu einer Verteidigungsrede der Esoterik an, sondern möchte nur - als ersten Schritt - zeigen, dass die Auseinandersetzung zwischen Popper und Kuhn, zwischen dem Bild einer inkrementell sich einer Wahrheit annähernden Alltagswissenschaft und teilweise irrwitzigen Sprüngen - den eigentlichen Fort-Schritten - in Wissenschaftsparadigmen, einen unwahrscheinlich vielfältigen Hintergrund hat, in dem es nur eines sicher nicht gibt: die reine Schwarz und reine Weiß.

Das Feld der Wissenschaft ist eine Grauzone, meinetwegen eine sehr hellgraue. Das Feld der Esoterik ist eine Grauzone, meinetwegen eine schwarzgraue. Aber beide Felder sind schlecht definiert, von Pauschalierungen geprägt, grenzen aneinander, durchdringen sich. In der Wissenschaft finden sich auch überraschen irrwitzige Blödheiten, die irgendwie in kleingärtnerischen Nischen überleben. Und in der Esoterik findet man Einsichten, die manchmal intuitiv erfunden scheinen, manchmal aber auch aus Begründungssystemen logisch erwachsen, die ihrerseits uns wieder mehr oder wenig akzeptabel oder inakzeptabel erscheinen mögen.

  1. Wohin führen diese Überlegungen? Wohl in erster Linie dazu, dass Pauschalierungen weder bei Themenfeldern, noch bei Personen angebracht sind. Es wäre allzu einfach, sich oder das eigene Fachgebiet heilig zu sprechen, oder andere Themen oder Personen pauschal, mit einer Punze "Esoterik" zu stigmatisieren oder zu mobben. Wir müssen unsere Urteilsfähigkeit so schulen, dass wir im Einzelfall selbst, in der einzelnen Aussage oder Hypothese das Wissenschaftliche oder Unwissenschaftliche wahrnehmen und damit "den Spreu vom Weizen trennen" können.
  2. Das heißt, wenn die Inkas in der Lage waren, eine ungeheure Biodiversität der Kartoffel herzustellen, und diese Sortenvielfalt mit der klimatischen Vielfalt der Anden zu koppeln, dann ist es für uns wichtig und interessant, wie sie das getan haben oder tun konnten, egal ob ihre Begründungszusammenhänge für uns heute noch plausibel sein können oder nicht. Es geht um den Workflow und sein Ergebnis, nicht um die Akzeptanz für die Ideologien dahinter.
  3. Ähnliches gilt für Schauberger: dort wo seine Flußbaumaßnahmen funktionieren, sind seine Herangehensweisen wertvoll und in alten oder neuen Begründungszusammenhängen zu erforschen. Egal, ob er in seinem Kopf auch esoterisch-grenzüberschreitende Ideen hatte (nochmal: Newton war auf der Jagd nach dem "Stein der Weisen" u.a. mehr).
  4. Zuletzt geht es in der Lebendigkeitswissenschaft, so wie von Christopher Alexander 30+ Jahre als Professor an Berkeley, und als Autor von einem Dutzend Bücher bei Oxford University Press (viele Wissenschaftler würden für ein Buch bei OUP dem Teufel ihre Seele verkaufen), nie um Ideologie oder Großtheorien, sondern immer nur um Gestaltungsprozesse, Gestaltungsmuster und das was wir darüber wissen bzw. aus der Erfahrung - den Erfolgen und MIsserfolgen - des Gestaltens wiederum lernen können. Und damit ist eine klare Grenze gezogen, die eine unmittelbare empirische Nachvollziehbarkeit ermöglicht, auch wenn in menschlich-gestalterischen Systemen grundsätzlich keine mathematischen Vorhersagen möglich sind.
Die großen Fortschritte der Wissenschaft, die Kuhn als paradigmatisch benennt, kommen nicht dadurch zustande, dass man sich innerhalb der wissenschaftlichen Konventionen bewegt und denkt. Die meisten großen Fortschrittbewegungen der Wissenschaft entstehen im Bereich der "frontier science", wo Einzelkämpfer ihren intellektuellen und akademischen Kopf und Kragen riskieren, indem sie nach "Neuland des Denkens" (kennt noch wer Frederic Vester?) suchen, das statistische Risiko 1:1000+ missachtend, dabei - z. B. an esoterischen Klippen - zu zerschellen. So wie in der biologischen Evolution, ist der Suchprozess nach dem Viablen und Erfolgreichen nur dann effektiv, wenn er durch eine gewisse MIssachtung der Konvention neue Gestaltungsräume erschließt.

Material: Anlass der Überlegungen

Kommentar: Der folgende Text betrifft die oben erwähnte Kriegserklärung an die Naturwissenschaften, denen mit dialektischen Methoden unterstellt wird, Deutungshoheit über alles und jedes erobern zu wollen, als Reaktion auf eine Kritik von Frau Federspiel an gewissen Diplomarbeiten. Die Reaktion auf diese Kritik weist sich durch ihre Wortwahl als solche aus, da diese Wortwahl am Vorwurf, die Naturwissenschaften seien per se rassistisch, haarscharf vorbei schrammt [1]. Leider ist das alles andere als hilfreich für die Arbeit am Naturlabor in das sehr viele Studierende ihr Herzblut und eine Menge Stunden an Gratisarbeit gesteckt hatten (U.C.P.)

Wenn Esoterik-Jäger tätig werden, dann machen sie im Prinzip eine gute und notwendige Arbeit. Ich kritisiere weder (a) Ortlieb (den Kritiker der Quantenphysiker), noch (b) Federspiel grundsätzlich.

Jedoch, sie (= die Esoterikjäger)sind in der Gefahr selbstgerecht und unverhältnismäßig zu werden, in der Routine der Aburteilung unachtsam zu werden, die eigenen Argumente nicht mehr zu prüfen.

Dies (automatisierte Routine) kann in der Wissenschaft nicht toleriert werden. Positivismus und Scientismus sind Denkströmungen, Fraktionen, aber keine haltbaren wissenschaftlichen Positionen.

ad aDer Mathematiker Ortlieb, der den Zusammenhang zwischen Quantenstochastik und der fragilen Instabilität des Bewusstseins, den der Physiker Dürr klar vor sich sieht (ich übrigens auch), rundweg ablehnt, tut dies fachfremd und steht auf dünnem Eis.

ad b Ähnliches gilt im Verhältnis zwischen der Medizinjournalistin (Federspiel) und der Ethnologin (Mader), auch wenn die (von letzterer und ihrer Autorengruppe vorgenommene) pauschale Berufung auf die Freiheit der Wissenschaft zu platt ist, und ja - auch für Diplomarbeiten tragen die betreuenden und begutachtenden Professoren die volle Verantwortung. Es wäre der Autorengruppe rund um Mader besser angestanden, die in den akademischen Arbeiten aufgeziegten Fehler anzuerkennen, und im Sinne einer Qualitätssicherung die Situation zu analysieren und zu handeln. Bei jedem lysterienverseuchten Quargel darf die Öffentlichkeit dies auch erwarten.

Comment History

Helmut Leitner 12:34am Dec 17

Wohin kommen wir mit diesen Überlegungen? Wohl nur dazu, dass Pauschalierungen weder bei Themenfeldern, noch bei Personen angebracht sind. Es wäre einfach, sich oder das eigene Fachgebiet heilig zu sprechen, oder andere Themen oder Personen pauschal, mit einer Punze "Esoterik" zu stigmatisieren oder zu mobben.

(Anmerkung): Gilt aber auch im umgekehrten Fall, wo der tiers-mondisme so weit fundamentalisiert wird, dass damit jeder Kritik unehrenhafte und sinistre Motive des als existent postulierten eurozentrischen Ultrarationalismus unterstellt werden [2]

Wir müssen unsere Urteilsfähigkeit so schulen, dass wir im Einzelfall selbst, in der einzelnen Aussage oder Hypothese das Wissenschaftliche oder Unwissenschaftliche wahrnehmen können.

Das heißt, wenn die Inkas in der Lage waren, eine ungeheure Biodiversität der Kartoffel herzustellen, und diese Sortenvielfalt mit der klimatischen Vielfalt der Anden zu koppeln, dann ist es für uns wichtig und interessant, wie sie das getan haben oder tun konnten, egal ihre Begründungszusammenhänge für uns heute noch plausibel sein können oder nicht. Es geht um den Workflow und sein Ergebnis, nicht um die Akzeptanz für die Ideologien dahinter.

Ergänzung: Unter Ideologien ist wohl 'ideology', 'intellectuality' oder episteme mit zu verstehen. Soll heissen, wenn ihre wissenschaftlichen Theorien nicht dem europäischen Modus der Theorienbildung entsprechen, aber die Ergebnisse stimmen, muss der Begründungszusammenhang auf europäisch re-konstruiert werden

Ähnliches gilt für Schauberger: dort wo seine Flußbaumaßnahmen funktionieren, sind seine Herangehensweisen wertvoll und in alten oder neuen Begründungszusammenhängen zu erforschen. Egal, ob er in seinem Hirn auch hundert andere Ideen (nochmal: Newton war auf der Jagd nach dem "Stein der Weisen") hatte.

Zuletzt geht es in der Lebendigkeitswissenschaft, so wie von Christopher Alexander 30+ Jahre als Professor an Berkeley, und als Autor von einem Dutzend Bücher bei Oxford University Press (viele Wissenschaftler würden für eine Veröffentlichung dort ihre Seele dem Teufel verkaufen), nie um Ideologie oder Großtheorien, sondern immer nur Gestaltungsprozesse, Gestaltungsmuster und das was wir darüber wissen bzw. aus der Erfahrung des Gestaltens wiederum lernen können. Und damit ist eine klare Grenze gezogen, die eine unmittelbare empirische Nachvollziehbarkeit ermöglicht, auch wenn in menschlich-gestalterischen Systemen grundsätzliche keine mathematischen Vorhersagen möglich sind.

Die großen Fortschritte der Wissenschaft, die Kuhn als paradigmatisch benennt, kommen nicht dadurch zustande, dass man sich innerhalb der wissenschaftlichen Konventionen bewegt und denkt. Die meisten großen Fortschrittbewegungen der Wissenschaft entstehen im Bereich der "frontier science", wo Einzelkämpfer ihren intellektuellen und akademischen Kopf und Kragen riskieren, indem sie nach "Neuland des Denkens" (kennt noch wer Frederic Vester?) suchen, das statistische Risiko 1:1000+ missachtend, dabei - z. B. an esoterischen Klippen - zu zerschellen. So wie in der biologischen Evolution, ist der Suchprozess nach dem Viablen und Erfolgreichen nur dann effektiv, wenn er durch eine gewisse MIssachtung der Konvention neue Gestaltungsräume erschließt.

Helmut Leitner 12:19am Dec 17

Nochmal ein bisschen Geschichte: die griechischen Atomisten hatten ins Blaue spektuliert, nach Popper keine prüfbaren Hypothesen erzeugt, also keine Wissenschaft betrieben, aber die Wahrheit getroffen, die 2000 Jahre später experimentell belegt werden konnte. Descartes, als Schöpfer naturwissenschaftlicher Methodik, als Urvater des methodischen Zweifels, hat selbst einige abstruseste Theorien in die Welt gesetzt, über die die Nachwelt gnädig schweigt.

Seinen methodischen Vorschriften, die sehr sinnvoll scheinen, und als letzten Schritt nach analytischer Zergliederung und Detailproblemlösung die Synthese verlangen, folgt niemand.

Dass seine eigentliche Argumentation nicht "cogito, ergo sum" (ich denke also bin ich), sondern "dubito, cogito, ergo sum" (ich zweifle an allem, aber wenn ich zweifle, kann ich nicht zweifeln, dass ich dabei denke, und wenn ich denke, dann bin ich, ich kann also nicht daran zweifeln, dass ich bin) ist, wollte ein christliches Abendland nicht wahrnehmen, hätte man doch an Gott selbst zweifeln müssen. Grauzonen.

Helmut Leitner 12:10am Dec 17

Würden wir nun Dürr und Ortlieb, Federspiel und Mader analysieren, dann würden wir finden, dass jeder zumindest in gewissen Punkt Recht hat und legitime Positionen vertritt, jeder aber auch die Regeln sauberer wissenschaftlicher Arbeit und Argumentation verletzt. Das heißt aber nicht, dass ich damit eine neutrale Position beziehe will, und jeden gleich bewerte: es gibt da schon dramatische Unterschiede in der Qualität der Texte. Im allgemeinen ist es notwendig, um Wissenschaft betrieben zu können, eine klare Grenze zur Esoterik zu ziehen. Auch eine von mir vertretene Lebendigkeitswissenschaft muss diese Grenze ziehen, und sie wäre sogar besonders, in der Aufarbeitung von Traditionen, für ein "esoterisches Geschwurbel" anfällig.

Helmut Leitner 11:48pm Dec 16

Wenn man nicht allzu geschichtsvergessen sein will, dann würde es sich lohnen zu erinnern, dass Newton nicht nur der vergötterte Held einer modernen matehmatischen Naturwissenschaft war, sondern auch ein berüchtigter Alchemist, Spiritist und Esoteriker. Einen kleinen Einblick dazu gibt diese Wikipedia-Seite: http://en.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton's_occult_studies .

Offenbar konnte nur einem "esoterischen Spinner" die Idee einer unsichtbaren, alles durchdringenden, "allverbindenden" Gravitationskraft kommen. Die Geschichtsschreibung hat diese Seite Newtons weitgehend verschämt verschwiegen.

Nicht viel anders schaut es bei Nikola Tesla aus, der sich zwar an Berühmtheit mit Newton nicht messen kann, aber mit seinen Arbeiten zu Elektrizität, Magnetismus und elektromagnetischer Strahlung viele Türen aufgestoßen hat (teilweise an der Seite Edisons, mit einigen hundert Patenten), aber auch mit dutzenden "jenseitigen" Ideen sich in die Esoterik verirrt hat.

Goethe wäre zu erwähnen, der sich mit seinem intuitiven Wissenschaftszugang nicht durchsetzen konnte, wo man sich aber nicht herausnahm, ihn als Esoteriker abzumontieren, hätte man doch zu viel Grundstock deutscher Geisteskultur, die man gerne beansprucht, mit beschädigt. Man wägt also schon, nach eigenen Nutzenüberlegungen ab, wo man die Messlatte strenger anlegt und wo nicht.

Rudolf Steiner, auf den Spuren Goethes, ein echter Esoteriker, aber mit real funktionieren 1000+ Waldorf Schulen weltweit, als Evidenz für die lebenspraktische Brauchbarkeit esoterisch gewonnenen Orientierungswissens.

Natürlich setze ich hier nicht zu einer Verteidigungsrede der Esoterik an, sondern möchte nur, als ersten Schritt zeigen, dass die Auseinandersetzung zwischen Popper und Kuhn, zwischen dem Bild einer inkrementell sich einer Wahrheit annähernden Alltagswissenschaft und teilweise irrwitzigen Sprüngen - den eigentlichen Fort-Schritten - in Wissenschaftsparadigmen, einen unwahrschienlich vielfältigen Hintergrund hat, in dem es nur eines sicher nicht gibt: Schwarz-Weiß.

Das Feld der Wissenschaft ist eine Grauzone, meinetwegen eine sehr hellgraue. Das Feld der Esoterik ist eine Grauzone, eine sehr schwarzgraue. Aber beide Felder sind schlecht definiert, von Pauschalierungen durchzogen, grenzen aneinander, durchdringen sich. In der Wissenschaft finden sich auch überraschen irrwitzige Blödheiten, die irgendwie in kleingärtnerischen Nischen überleben. Und in der Esoterik findet man Einsichten, die manchmal intuitiv erfunden scheinen, manchmal aber auch aus Begründungssystemen logisch erwachsen, die ihrerseits uns wieder mehr oder wenig akzeptabel oder inakzeptabel erscheinen mögen.





[1] http://derstandard.at/1371170541032/Braucht-die-Universitaet-Wien-Exorzismen. Durch diese als Gegenangriff intendierte Kriegserklärung vor allem an die Organisation namens derer Frau Federspiel auftrat, ist allerdings das Ansehen jener Vereinigung, in deren Namen Frau Federspiel ihre Kritik publizierte, gestiegen, sodass davon auszugehen ist, dass sich ernstzunehmende hochrangige und verbeamtete Naturwissenschafter etwas aus der Grundlagenforschung bzw. Frontier-Research zurück nehmen zu müssen glauben

[2] Zitat: Aus dieser Perspektive sind der Ultra-Rationalismus und der selbstgerechte Positivismus der GKD ebenso verdächtig wie die "Esoterik", die zumindest manchen Spielarten unseres Faches unterstellt wird, führen diese zutiefst eurozentrischen Haltungen doch direkt in die Abwertung und Ausgrenzung jener Weltbilder, Epistemologien und Praktiken, die wir verstehen wollen, unabhängig von der Frage ihrer "Wahrheit". Genau diese normative Kraft des Exterioren, deren Theorien angeblich ausschliesslichd deshalb Gültigkeit beanspruchen, weil sie nicht aus dem westlichen Weltsystem stammen, ist tiers-mondisme, der hier als Totschlagargument angewendet wird. Helmut Leitner hat gute Kriterien entwickelt, wie die Gültigkeit nichteuropäischer Theorien überprüft (falsifiziert) werden kann. Zitat aus: http://derstandard.at/1371170541032/Braucht-die-Universitaet-Wien-Exorzismen