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16.7.2004: Gespräch mit Leopoldine Wagner (Jg.1926)

Wohnt seit 1939 im Haus Quellenstr.203 (Eigentümerin: Gertrude Traxler, Enkerl von Karl Weber)

(Wagner: W, Fritz Endl: E)

Viele kleine Geschäfte

E: Erzählen sie bitte, woran sie sich noch über die Weberhäuser erinnern können. W: Auf dem kleinen Sportplatz gegenüber war früher ein Natureislauf-Platz im Winter. Daneben war der Herr Nachtnebel. Das war der Hufschmied. Daneben war der Herr Freiberger, das war der Kohlenhändler. Und im Eckhaus war der Herr Mückstein (?), das war der Greissler. Daneben war die Frau Landgraf, das war die Kräutlerin. E: Sie reden von der Quellenstraße. W: Ja, in Richtung Triesterstraße. Dann war an der Ecke das Quellenkino. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo das Wirtshaus war, das war die Frau Knopf. Ecke Buchengasse-Knöllgasse, wo jetzt die Neubauten stehen, das war ihr großer Gasthausgarten. Wenns jetzt wieder zu uns zurück kommen, war ein kleiner Friseur. Dann der Herr Strnad, das war der Schuster. Daneben war der Herr Pistarek, das war der Uhrmacher. Daneben im 5-er Haus war ein kleines Geschäft, der Rossfleischhauer, daneben war der Herr Wagner, das war der Milchmann. Da sind noch die Milchfuhrwerker kommen um halbzwölf in der Nacht. Die haben einen Wirbel gemacht, aber man gewöhnt sich ja an alles. Da am Eck Quellenstraße-Gußriegelstraße war unterm Hitler das Lokal für die „Pimpfe“. Nach dem Krieg war es wieder ein Greißler, das war der Herr Ramsdorfer. Oben Ecke Buchengasse war eine Tischlerei. Das war der Herr Zischkin. Gegenüber, wo der Tarbuk war, war im 42-er Jahr an der Buchengasse die Meierei. 42 oder 43 ist dann die Lackfabrik Glasurit hinein gekommen bis Kriegsende. Bis die Russen gekommen sind, ist das Lager schon geplündert gewesen. Bei den Russen war dort die Feldkuchl. Die Grabeländer E: War die Meierei bis zur Davidgasse? W: Nein. Über der Gußriegelstraße waren keine Häuser, nur Gärten. Es war wunderschön. Es waren „Grabeländer“. Vis a vis vom Heller war ein Holzplatz, der ist dann auch weggekommen. Das wurden lauter Grabeländer, keine richtigen Gärten. E: Wo sich die Leute etwas anbauen konnten. W: Ja und das bis zur Kirche gegangen und darüber, fast bis zur Fernkorngasse. Es war wunderschön und ruhig. Von Fuhrwerkern zur Verwaltung E: Haben sie noch etwas vom ehemaligen Weber-Gutshof erlebt? W: Fuhrwerker waren schon da, aber keine Weber mehr. In der Buchengasse sind schon die Stallungen gewesen, aber das haben schon andere Leute gemietet. Einige Zeit hat die Strobnik Pferde drinnen gehabt, das waren zwei oder drei Fiaker. E: Von der Weberfamilie war aber niemand mehr im Fuhrwerkbetrieb tätig? W: Nein, Es ist ja niemand mehr hier. Da ist nur mehr die Trude Traxler, einem Enkerl von Karl Weber und Mutter von Dr.Herbert Traxler. Ihre Eltern habe ich noch gekannt. Mit Trude Traxler bin ich nicht mehr in Kontakt.... Auch mit den wenigen anderen Hausparteien ist kaum Kontakt. E: Das Haus gehört Frau Traxler? W: Ja und das daneben und Gußriegelstr.4. Die drei Häuser gehören ihr und die verwaltet sie auch. Teil der Wiener Geschichte E: Was mich besonders interessiert ist alles in Zusammenhang mit diesen typischen Weber-Häusern, über ihre Geschichte und damit auch über die Geschichte des Triesterviertels. W: Das große Kaffeehaus an der Triesterstraße war der „Weberhof“. Auf dem Platzl davor, wo jetzt eigentlich nichts ist, da war eine Fischhandlung. Da ist der Wasserer daneben gestanden…. E: Karl Weber hat diese Häuser ja für seine Leute bauen lassen, damit sie besser und in der Nähe wohnen können. Das war ja vorausschauend und daher gebührt ihm Anerkennung. Damals hat er ja sicher auch Material für die neuen Ringstraßenbauten führen lassen. Das hängt ja auch mit der Wiener Geschichte zusammen. "Der reichste Favoritner" mit 100 000 Gulden Schulden? W: Ich war ja einmal sehr gut mit Frau Traxler. Da bin ich einmal bei ihr gesessen und habe sie gefragt, ob sie das „Favoriten“- Blattl gelesen hat. Das haben wir jede Woche gekriegt. Hat sie g´sagt: „Nein warum?“ „Na, weil da ist ein Bericht von zwei Seiten drinnen ist über die Weberhäuser und über ihren Urgroßvater Leopold Weber. Das war der reichste Mann von Favoriten, ist da drinnen gestanden.“ „Ja das stimmt schon“, hat sie g´sagt, „aber warten sie, ich zeig´ ihnen etwas.“ Und sie hat ein altes Dokument aus einer der vielen Schubladen gesucht und gesagt: „Mein Urgroßvater hat 100 000 Gulden Schulden gehabt.“ Das muss damals ein Vermögen gewesen sein. Es würde der Weber-Familie noch viel mehr gehören, aber einen Teil davon hat der Großvater Karl Weber verkaufen müssen, um diese Schulden zu zahlen. E: Die Familie Weber war offenbar eine sehr kreative Familie mit einem großen Energiepotential. "Webergründe" statt "Tarbuk-Gründe" W: Wenn man mit jemanden redet und sagt, dass man hier in der Quellenstraße wohnt, dann sagen´s: Das ist das Weber-Viertel. E: Mit einem anderen Enkerl von Karl Weber, Berta Klement, habe ich guten Kontakt. Sie kränkt es, wenn ständig von den „Tarbuk-Gründen“ gesprochen wird. Sie sagt: „Diese Tarbuk-Gründe“ waren die letzten paar Jahre, aber zuerst hat es hier lange die Weber-Gründe gegeben.“ W: Auch die „Grabeländer“ beim Heller, die waren vom Weber. Mein Onkel war Abteilungsleiter beim Heller und dadurch haben sie ein Grabeland bekommen. Der Heller hat sie wahrscheinlich vom Weber gepachtet für seine Angestellten. E: Das ist das Ziel meiner Gespräche, dass ich mit den Menschen rede, die diese Zeit noch kennen. Das werde ich veröffentlichen, ihnen aber vorher den Text noch durchlesen lassen. W: Das können sie ruhig alles mit meinem Einverständnis verwenden.