[Home]
Triesterviertel / Mustertheorie Im Triesterviertel / Muster /
Das Ist Unser Ding


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







Fritz erzählte mir folgende Geschichte: Eines Tages geht er bei einem Supermarkt vorbei, bei dem im Grasstreifen dafür Pflanzen stehen. Ein Kind ist gerade dabei, an einer Pflanze zu ziehen und versucht sie auszureißen. Auf seine Intervention, das doch zu unterlassen folgt die Beschimpfung durch die in der Nähe weilende Mutter: Was er sich überhaupt einbilde! Ob das denn seine Pflanzen seien! Darauf seine Antwort: DAS SIND UNSERE PFLANZEN. Der ganze Beitrag in Wordpress

Es geht also auch um die Vermittlung von Werten. Dass nicht etwas mutwillig zerstört wird, nur weil es keinen persönlichen Besitzer hat (sondern nur ein anonymes Unternehmen), oder niemand hat der es verteidigt. Die Pflanze erscheint als Gemeingut, ein Stückchen Natur mit einem Wert für alle im Asphaltgrau der Stadt. Eine Art Mikro-Park. Demgegenüber steht der eingeengte Mensch, der sein bisschen Macht irgendwo auslebt, und sei es nur zerstörerisch.

ToDo. Formulierung als Muster. Wer ist bereit mit Zivilcourage gegen unsinnige Zerstörung oder Gewalt aufzutreten? Wer sind diese Menschen, gibt es sie, konkret im Triesterviertel? Wie kann man Mensch dazu motivieren, sich der eigenen Urteilsfähigkeit bewusst zu werden und sie in die Gemeinschaft einzubringen?

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Gemeingut - Öffentliches Gut   
22. April 2010   
23. April 2010   
Gemeingüter im Grätzl   
Andere "übersehene Gemeingüter des Grätzls"   
Leerstehende Geschäftslokale   
Ob Postkästchen nur "Öffentliche Güter" sind oder auch "Gemeingüter" ( siehe) - es sind "unsere Postkästchen"   
Ungenützte Orte im privaten Besitz   
Das Thema Graffiti / Hausbeschmierungen   
Verbundene Muster   
Diskussion   

Gemeingut - Öffentliches Gut    

22. April 2010    

FranzNahrada: Ich hab Gemeingut fett gemacht weil das mE der Schlüssel ist. Ein "öffentliches Gut" ist etwas anderes als ein Gemeingut. Ein Gemeingut ist immer verbunden mit einer es pflegenden Gemeinschaft und einem dementsprechenden sittlichen Gemeinsinn. Nach Jahrzehnten der Verdrängung dieser Elementartatsache kehrt sie ins Bewusstsein der Menschen zurück.

Dabei helfen uns auch die Indigenen: http://www.ila-web.de/artikel/ila323/gemeingueter_indigene.htm
Silke Helfrich: http://commonsblog.wordpress.com/2009/08/14/gemeinguter-ein-gemeinsames-picknick/ (Noch einmal zur unsäglichen "Tragedy of the Commons")

HelmutLeitner: Franz, ich glaube, dass die Abstrahierung auf ein "Gemeingut" schon den Keim des Problemes mit sich bringt. In diesem Augenblick, als eine solche gedankliche Abkürzung verwendet wird, signalisiert man eigentlich in der Kommunikation schon, dass man sich nicht mehr die Zeit nimmt, um von den konkreten Dingen, der Pflanze, der Luft usw. zu sprechen. Und entwertet es damit. Die Menschen als Mehrheit können sich, glaube ich, nur mit einem Konkreten identifizieren, niemals mit einem Abstrakten.

23. April 2010    

FranzNahrada 9:05 CET: Das glaub ich nicht. Die Menschen identifizieren sich ja auch mit dem nationalen Zwangszusammenhang und ihrer Abhängigkeit von Dingen wie "die Wirtschaft", "das Wachstum", "die Heimat" . Das "Konkrete" kommt dann (selbst abstrakt) als Bebilderung daher. Das darf ein Murmeltier sein, ein Steinadler, ein Schispringer, eine Fußballmannschaft oder jetzt gerade wieder mal "unser Niki Nationale". Gerade die Pseudokonkretheit der Dinge die "unser Ding" sind verrät dass es um wirkliche Gemeingüter nicht geht. Und dass "die Menschen" in Wahrheit furchtbar abstrakt denken.

HelmutLeitner 11:11 CET: Mmmh, ich glaube nicht, dass sich eine kontroversielle Diskussion rentiert. Ich stelle aber die Hypothese auf, dass die Indigenen, denen du ein genuines Verhältnis zu Gemeingütern unterstellst, vermutlich keinen Begriff "Gemeingut" in ihrer Sprache haben bzw. hatten.

Begriffe wie "das Wachstum" sind sicher nicht verwurzelt, niemand würde für ein abstraktes Wachstum etwas opfern. Begriffe wie "die Wirtschaft" bzw. "die Nation" wurden oder werden mit einem enormen Werbeaufwand in das Bewusstsein der Menschen gestampft und haben damit mehr den Charakter von Symbolen/Marken als von Dingen einer Lebensumgebung zu denen ein direkter Zugang besteht.

FranzNahrada 4. Mai 2010 15:18 CET Gerade weil dieser Zwangszusammenhang unabhängig von der Entscheidung des Menschen existiert gibt es die subjektive Leistung das zu verlängern. Heute ist unsere Unterwerfung unter "die Wirtschaft" genauso schicksalhaft, irrational und sinnlos wie unter dem Führer in den Krieg ziehen zu müssen. Der Einzelne darf sich dann diese Unterwerfung als Gemeinschaftserlebnis ausgestalten. Dann ist etwas "Unser Ding" ohne sich wirklich zu fragen: welchen Stellenwert hat dieses Ding tatsächlich in meinem Leben? Ist es suvstantiell oder Surrogat?

Ich finde aber die Art wie Fritz das tut schon richtig. Es kann auch eine Bewusstseinsbildung sein, wie wenig eigentlich die Dinge ihrer gemeinschaftlichen Natur nach betrachtet werden. Wir finden es ganz natürlich dass Eigentum nur einen Gebrauch hat. Auch wenn in Wahrheit wie wir aus der Mustersprachentheorie wissen das eine sehr problematische Vereinfachung ist.



Gemeingüter im Grätzl    

HelmutLeitner 8:52 CET: Fritz, gibt es ein Foto dieser Pflanze in ihrem Kontext? Es würde wie bei DerGrätzlPunkt ein wesentliches emotionales Element im Rahmen der textuellen Beschreibung bilden.

FritzEndl: Ja, gibt es, aufgenommen am 25.4.2010 (mit Helga)

HelmutLeitner 11:13 CET: Fritz, was wären denn weitere Beispiele für solche gering geschätzten bzw. übersehenen Gemeingüter des Grätzls? (GimmeFive)

FritzEndl: Am 15.10.2007 wurde im Rahmen des sALTo-Projektes in einem Gemeindebau des "Triesterviertels" ein Wiesenstück von Kindern der nahegelegenen Volksschule mit Blumen bepflanzt. Die "Kronenzeitung" hat großartig berichtet. Die Blumen sollten gemeinsam von Kindern und "BewohnerInnen" betreut werden als Modell für andere Grünflächen innerhalb der Gemeindebauten. Tatsächlich hat sich diese Personengruppe um die Pflanzungen gar nicht kümmern können, weil sie wegen der Hunde eingezäunt sind.

Nun steht dort ein braunes, vertrocknetes Gewächs, das trotz Frühling traurig aussieht und die damaligen "Gärtner"-Kinder gehen daran draußen am Holzzaun vorbei. Aber 2007 ist eine Schulklasse hingeführt worden für ein schönes Foto in der "Krone". Dazu habe ich am 19.10.2008 einen Kommentar verfasst.

Andere "übersehene Gemeingüter des Grätzls"    

Leerstehende Geschäftslokale    

FritzEndl: 24.4. Zum Thema Im Sinne des beeindruckenden Manifestes »Gemeingüter stärken. Jetzt!« von Christian Siefkes gehören auch die vielen leerstehenden Geschäftslokale dazu, auch wenn das keine "öffentlichen" Räume sind. Seitens der Politik wird zuwenig Druck auf die jeweilgen Eigentümer (der größte ist die Stadt Wien selber) gemacht, um diese potentiellen Begegnungsräume für Sozialkontakte und Informationsaustausch zu nutzen.

..................
Ein Beispiel dafür ist die frühere "Konsum"-Filiale hier im Bild in einem Gemeindebau der Stadt Wien. Der Raum in der Braunspergeng.27 (ca 120 qm) wäre sehr gut geeignet für einen "Grätzl-Treff" und steht seit vielen Monaten leer.

Mein Drängen in Richtung Grätzl-Treffpunkt beruht auf der Erfahrung, die ich in den 90-er-Jahren mit dem kleinen Büro als Basis für konkrete Projekte machen konnte. Übrigens nicht als "Einzelkämpfer", der kaum zu Kompromissen fähig ist, sondern gemeinsam mit sehr motivierten Menschen. Aber: Ohne Raum keine Projekte!
In einem immer dichter verbauten Wohngebiet wie dem "Triesterviertel" gibt es im öffentlichen Raum keine "übersehenen" Orte als Gemeingüter mehr.

Ob Postkästchen nur "Öffentliche Güter" sind oder auch "Gemeingüter" ( siehe) - es sind "unsere Postkästchen"    

FritzEndl: 15.1.2011 Vermutlich zu Silvester 2010/2011 wurde eines der Briefkästchen des "Triesterviertels" zerstört. Ich selber entdeckte es am Abend des 3.1. und rief am 5.1. bei der Postverwaltung an, wann denn ein neues Kästchen kommen wird. Antwort: Vielleicht erst in einem Monat, weil diese erst angefertigt werden müssen. Informationen über die nächsten Kästchen werden nicht angebracht, weil auch diese wieder zerstört werden könnten. Das empfand ich als Herausforderung zum "zivilgesellschaftlichen Handeln". Näheres im "Grätzltratsch 12.1.2011

Ungenützte Orte im privaten Besitz    

FritzEndl: 2.5.2010

  • Bei einer Filiale der Handelskette "Merkur" auf der Wienerbergstraße in Wien (12.Bezirk) gibt es im Sommer an Sonntagen auf dem großen Parkplatz gutbesuchte Flohmärkte. Bei uns im "Triesterviertel" besitzt die "Hofer"-Kette ebenfalls einen großen Kundenparkplatz. (Siehe unten, das ist jener Ort, wo es rechts auch "unsere Pflanzen" gibt) Meine Hoffnung, dort ebenfalls mit Flohmärkten beginnen zu können, wurde aber im Dezember 2008 "aus firmenpolitischen Gründen" nicht erfüllt. (Meine Anfrage und die HoferAntwort) Ich habe vor, eine Aktion zu organisieren, z.B. eine Demo mit Transparent ("Warum wird uns hier am Sonntag kein Flohmakt erlaubt?") und medialer Unterstützung.
.................. ...................

  • In der Pfarre "Königin de Friedens" gibt es neben anderen Räumen auch einen kleinen Theatersaal (ein ehemaliges Kino), der vermutlich nur sehr selten benützt wird. Meine jahrelangen Bemühungen in Richtung gemeinsamer Veranstaltungen wurden bisher ignoriert.

Das Thema Graffiti / Hausbeschmierungen    

Helmut: Fritz, siehst du das als getrennte Thema oder im gleichen Zusammenhang? Immerhin kostet die Entfernung von Schriften von Hauswänden eine Menge Geld und vernichtet damit Resourcen, die im Grätzl besser eingesetzt werden könnten.

2.5.2010 FritzEndl: Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang du mir diese Frage stellst. Ich habe am 6.2.2008 im "Grätzl-Tratsch" und am 1.4. 2008 im "Tagebuch" zu diesem Thema Einträge geschrieben. Die Kosten für die Entfernung dieser "tags" übernehmen die jeweiligen Hauseigentümer und belasten ja keineswegs (nicht vorhandene) Budgetmittel, die dem Grätzl zugute kommen könnten.
Das ist z.B. auch bei unserem Haus geschehen, wo Hausbewohner den (betrunkenen) "Künstler" festhalten und der Polizei übergeben konnten. Ich war beim Gespräch in der Hausverwaltung dabei. Der junge Mann musste "nur" die Farbkosten ersetzen und ersparte sich die Anzeige.

Verbundene Muster    

  • WienUndDieWirtschaft?
Diskussion    

HelmutLeitner: Lieber Fritz, offenbar habe ich dich mit einer Aussage, an die ich mich noch erinnere - die ich aber im Moment nicht mehr finde - über den oft kompromisslosen Einzelkämpfer verletzt. Ich habe damit nicht speziell dich gemeint, sondern habe viele andere Aktivisten dabei im Kopf, die ich aber aus verständlichen Gründen nicht namentlich nennen will. Sag mir bitte, wo diese Bemerkung steht, dann korrigiere ich sie. Sie ist allgemein und analytisch gemeint: jeder der pionierhaft etwas Neues durchsetzen will, braucht seinen eigenen Kopf und eine gewisse Sturheit. Mehrere solcher Pioniere ergeben nicht ohne weiteres und selbstverständlich ein Team. Es genügt die Uneinigkeit über einen von dutzenden Programmpunkten oder Werten, um nicht miteinander zu können. Das ist eine beobachtbare Schwierigkeit, z. B. in der alternativen Szene (auch z. B. im recht anarchischen Szene des Europäischen Sozialform), die von vielen Kleinstgruppen geprägt sind, die mehr von Richtungsstreitigkeiten geprägt sind, als dass sie sich gemeinsam organisieren. Die kleine österreichische Permakulturszene hat z. B. angeblich 5 verschiedene Richtungsgruppierungen, die paarweise kaum miteinander können. Ich glaube, dass man auf dieses Grundproblem aufmerksam machen kann, ohne dass sich jemand persönlich angegriffen fühlen muss. Aber die richtigen Formulierungen zu finden, ist manchmal nicht einfach. Ich schreibe oft zu kurz. Man müsste das durch Geschichten und Erlebnisse verdeutlichen.

FritzEndl: 29.4. Lieber Helmut, meine Bemerkung vom 24.4. bezieht sich auf deine Überlegungen vom 6.4. in der Seite AG Mustertheorie, wo du unter anderem ausführst:
" Wenn Fritz sich derzeit nur irgendeinen Raum als Grätzl-Punkt wünscht, und angesichts der prekären Situation gar keine Anforderungen oder Wunschvorstellungen entwickeln will, weil sie hinderlich wären" oder "Gerade Aktivisten wie du (Alois Kemmer), Fritz, Franz oder Andrius sind als Pioniere extreme Individualisten, die kaum bereit sind, wenn sie schon kaum Unterstützung erfahren haben, dann noch irgendwelche Kompromisse zu machen."

Sie berühren ganz zentrale und sensible "Bruchlinien" meiner Bemühungen, auf denen ich mich ständig bewege und können von außen durch so allgemein gehaltene Formulierungen (Behauptungen) nur ungenügend beschrieben (bewertet) werden. Selbstverständlich habe ich sehr klare "Anforderungen oder Wunschvorstellungen" und bin - schon allein, um teamfähig zu sein - durchaus bereit (gezwungen), ständig Kompromisse zu machen.

Aber das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich in den letzten Tagen keine Eintragungen auf der Seite "Mustertheorie im Triesterviertel" gemacht habe. Von "verletzt" kann keine Rede sein, denn da würde ich die Formulierung "kompromissloser Einzelkämpfer" nur bestätigen. Es öffnen sich ("nur") derzeit sehr viele "Türen" bei meinen vielfältigen Grätzl/Bezirks/Wien-Kontakten, dass mir die Tage zu kurz werden, vom Privatleben und den vielen schönen Stunden mit unseren beiden Enkerl-Mädchen Miriam und Livia ganz zu schweigen.

HelmutLeitner: Lieber Fritz, du kannst dir sicher sein, dass ich die höchste Wertschätzung für dich und deine Arbeit im Triesterviertel habe und dass ich keineswegs das Gefühl habe, irgendjemand könne es besser machen, so als wären Fehler zu korrigieren. Wir können, wenn du willst, alle Beiträge zu diesem Thema löschen oder die Formulierungen korrigieren (ich habe das Mal auf der Seite AG Mustertheorie gemacht ) . Ich habe z. B. nicht gemeint, dass du keine "Anforderungen oder Wunschvorstellungen hättest", sondern es so verstanden, dass du es nicht als zielführend erachtest, sie "zu Papier zu bringen" (sie zu entwickeln = sie öffentlich zu entwickeln). Was ja völlig logisch ist, weil man sich oder anderen damit eine Latte hoch legt, ohne damit etwas zu gewinnen. -- Bezüglich der Kompromissfähigkeit oder Kompromisslosigkeit bin ich mir nicht so klar über meinen Fehler in der Formulierung. Natürlich sind nach außen, im Verhältnis zu Organisationen oder Sponsoren immer Kompromisse im Sinne von Vereinbarungsbedingungen nötig und werden gemacht, aber das sind keine Kompromisse in den Idealen. Ich nehme aber doch an, du würdest keinen MItstreiter akzeptieren, der sich in einem praktischen Fall nicht im Sinne von DasIstUnserDing einsetzen würde. Ich fordere einen solchen Kompromiss auch nicht, er ist vielleicht gar nicht möglich. Du würdest eine Forderung nach einem solchen Werte-Kompromiss oder Verfahrens-Kompromiss auch gar nicht erleben, weil du deine Vorstellungen ganz klar kommunizierst. -- Aber vielleicht könntet du ein bisschen davon erzählen, was du oben selbst als "ein Bewegen auf einer Bruchlinie" bezeichnest? -- (nur, wenn du Zeit hast, es gibt für uns keinen Druck, irgendwelche Ziele zu bestimmend Zeitpunkten zu erreichen, wir arbeiten genauso viel für uns wie für den Workshop, was da ist ist da und was offen ist bleibt offen, wenn es Schwierigkeiten gibt, lernen wir über die Schwierigkeiten)


FritzEndl: 3.5.2010 23.35 Uhr Lieber Helmut, am Beispiel der Zusammenarbeit mit dem Bezirksmuseum im Rahmen des Projektes „Orte erzählen“ versuche ich einmal zu vermitteln, was ich unter einer „Bruchlinie“ verstehe, auf denen ich mich ständig bewege:

Einerseits versteht sich die Plattform „MACH MIT! im Triesterviertel“ als Einladung zur Mitarbeit für alle Menschen, die am Triesterviertel interessiert sind. Das bedeutet konkret, dass wir niemanden ausschließen, der/die hier wohnt/gewohnt hat, arbeitet/gearbeitet hat, aber auch, der/die sich hier politisch oder auf religiösem Gebiet betätigt.

Andererseits sind wir als private Initiative bei Projekten im öffentlichen Raum an einer Zusammenarbeit mit Facheinrichtungen des Bezirks interessiert. Diese jedoch sind – wie überall – ebenfalls auf eine möglichst gute Kooperation mit den VertreterInnen der jeweils gewählten politischen Parteien angewiesen. Bei uns im 10.Bezirk ist das die (noch-absolute) Mehrheitspartei SPÖ. Nun bin ich aber als Person über viele Jahre bei fast allen maßgeblichen SPÖ-BezirkspolitikerInnen zu einem Feindbild geworden. (Das ist eine eigene lange Geschichte, vermutlich modellhaft für den aktuellen Zustand dieser SPÖ) Jede öffentliche Einrichtung im Bezirk, die mit mir als Person oder mit „meiner“ Plattform zusammenarbeitet, riskiert, dass sie sich „unbeliebt“ macht bei jenen Personen, die darüber (mit)entscheiden, ob ein Projekt befürwortet wird oder nicht.

Beim Projekt „Orte erzählen“ arbeitet die Gebietsbetreuung Stadterneuerung und das Bezirksmuseum trotz dieser ungünstigen Rahmenbedingung schon seit Oktober 2008 mit unserer „Plattform“ sehr konstruktiv zusammen. Als ich aber bei einem der letzten Planungstreffen erwähnte, dass ich im Rahmen der „Plattform“ mit allen Parteien, also auch mit der FPÖ, die Zusammenarbeit im Triesterviertel“ suche, reagierte der Mitarbeiter des Bezirksmuseums ungewohnt emotional: „Aber dann ohne mich!“ Ich lenkte insofern sofort ein, indem ich betonte, dass ja unser „Orte erzählen“- Projekt nichts mit der FPÖ zu tun hätte…… und unterdrückte die Frage, was das für eine professionelle Geschichtsauffassung sei, wenn sie nur mit „SPÖ“-Brille gesehen wird, die MuseumsmitarbeiterInnen von SPÖ-PolitikerInnen medial „verwertet“ werden und sie andere Gruppen ausschließen.

Das ist nur eine der „Bruchlinien“, auf denen ich mich ständig bewege. Sie sind selten „sichtbar“, bestenfalls spürbar.


HelmutLeitner 4. Mai 2010 8:15 CET: Lieber Fritz, danke für deine Beschreibung der ersten Bruchlinie. Ich wäre froh, wenn du auch über die anderen schreibst. Beziehe mich mal auf die erste, die eine pernönliche und eine universelle Komponente hat.

Die universelle Komponente ist, dass wahrscheinlich jede NGO in Österreich sich überlegen muss, ob sie sich mit einer Partei liiert oder politisch ungebunden agiert. Beides hat vor und Nachteile. Offiziell nach außen ist fast jede NGO überparteilich, auch wenn dies nur auf dem Papier steht. Das ist ein reales Problem, das allgegenwärtig ist. Je dominierender eine Partei ist (in der Steiermark war es lange die ÖVP), umso schwieriger ist es unabhängig zu sein.

Die persönliche Komponente entsteht oft, ich sehe das auch in Kirchbach, durch die Geschichte von menschlichen Enttäuschungen, mangelnder Unterstützungen, Machtinteressen, Unehrlichkeiten etc. die sich zu einem einseitigen oder zweisetigen nicht-miteinander-wollen aufbauen. Hier wäre die Frage, wie man das überwinden kann. Eine Möglichkeit ist ein übermächtiger Einfluss von außen, so etwas wie eine "Heiligsprechung". Eine andere Möglichkeit ist die Verfügbarkeit von wertvollen Resourcen (wie EU-Fördermitteln oder Ehrenamtlicher Arbeit), auf die man nicht verzichten will. (Und wenn die Menschen nichts verstehen, dann verstehen sie Frank Stronach's Goldene Regel: "Wer das Gold hat, macht die Regeln"). Der Bann kann gebrochen werden. Die schwierige Frage ist nur wie das in deinem konkreten Fall bewirkt werden kann.