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FritzEndl 3.11.2010:
Vorbemerkung: Diese mir gegenüber höchst wohlwollende Arbeit von Dr.Tatjana Fischer beruht vor allem auf zwei Gesprächen im Februar und März dieses Jahres und ist daher in manchen Bereichen nicht mehr aktuell. Ich habe sie stellenweise inhaltlich etwas ergänzt und an die Layout- und Verlinkungsmöglichkeiten dieser Dorfwiki-Seite angepasst.
(siehe "Tagebuch")

Im Dienste der Allgemeinheit?!–Möglichkeiten und Hemmnisse unkonventionellen zivilgesellschaftlichen Engagements in Wien    

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Im Dienste der Allgemeinheit?!–Möglichkeiten und Hemmnisse unkonventionellen zivilgesellschaftlichen Engagements in Wien   
1. Einführung   
2. Unkonventionelles Ehrenamt – Versuch einer begrifflichen Definition   
3. Fritz Endl und das Triesterviertel – Entstehung, Ziele, Erfolge, Netzwerke   
Der "Grätzelaktivist mit gesichertem Grundeinkommen" im Selbstbild:   
Konkrete Auslöser dafür, sich ehrenamtlich zu engagieren:   
Erste Erfolge im eigenen (Wohn-) Haus im Triesterviertel:   
Die Plattform "MACH MIT! im Triesterviertel":   
Bestehende Netzwerke und Anerkennung:   
Ungebremst in die Zukunft   
4. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen   
5. Quellenverzeichnis   
6. Angaben zur Verfasserin   

Inhaltsverzeichnis:

1. Einführung
2. Unkonventionelles Ehrenamt – Versuch einer begrifflichen Definition
3. FritzEndl und das Triesterviertel – Entstehung, Ziele, Erfolge, Netzwerke
4. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
5. Quellenverzeichnis
6. Angaben zur Verfasserin

1. Einführung    

Versteht man zivilgesellschaftliches Engagement als gemeinsame Arbeit von Bürgerinnen und Bürgern an der Lösung alltäglicher Herausforderungen, so denkt man einerseits an „organisierte“ Formen der Kooperation wie etwa Lokale Agenda 21 oder die Mitarbeit in Nicht-Regierungsorganisationen, andererseits an die klassische Nachbarschaftshilfe, die heute vielfach als ein das soziale Leben prägende Element im ländlichen Raum gesehen wird.

Weitgehend unbekannt ist aber die Situation jener Personen, die den individuellen Weg zivilgesellschaftlichen Engagements bevorzugen und „ohne organisatorisches Dach“ agieren.
Diese Arbeit setzt sich mit den Möglichkeiten und Hemmnissen dieser unkonventionellen Art zivilgesellschaftlichen Engagements in Wien auseinander, wobei im Zentrum der Ausführung das Triesterviertel in Wien 10, Favoriten, steht. Dies deshalb, weil der Antragstellerin im Rahmen einer Fachveranstaltung eine Privatperson begegnet ist, die sich seit mittlerweile über zehn Jahren aktiv um die Sicherung der Lebensqualität und den sozialen Zusammenhalt in diesem Stadtteilraum bemüht.
Aus raumwissenschaftlicher Sicht interessant ist die nähere Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Hemmnissen engagierter Privatpersonen fernab konventioneller Organisationsformen deshalb, weil folgende Fragen – abstrahiert von dem konkreten Fallbeispiel – beantwortet und wichtige Erkenntnisse für die Raumplanung, die sich sehr stark in ihren Arbeitsmethoden auf Partizipation stützt, gewonnen werden können:

  • 1.Welche individuellen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit zivilgesellschaftliches Engagement überhaupt angedacht wird und konkrete persönliche Handlungsbereitschaft entsteht?
  • 2.Wie erfolgt die themen- und handlungszentrierte Ausrichtung?
  • 3.Wie gelingt es, in der Stadt breitere Beteiligung durch Gleichgesinnte zu erlangen?
  • 4.Unter welchen Voraussetzungen wird das individuelle zivilgesellschaftliche Handeln im städtischen Raum politisch unterstützt?
  • 5.Mit welchen Hindernissen sieht sich die engagierte Privatperson auf infrastruktureller, finanzieller und politischer Ebene konfrontiert?
  • 6.Welches sind die größten Chancen zivilgesellschaftlichen Engagements auf persönlicher Ebene?
  • 7.Wo liegen die Potenziale unkonventionellen zivilgesellschaftlichen Engagements im städtischen Raum?
Herzstück der folgenden Ausführungen sind zwei qualitative Leitfadeninterviews, die im Februar und März diesen Jahres mit Fritz Endl, dem Initiator und Hauptträger ehrenamtlichen Engagements im Triesterviertel in Wien 10, Favoriten, geführt worden sind.
Die so erhobene subjektive Sichtweise der Möglichkeiten und Hemmnisse ehrenamtlichen Engagements findet im ersten Teil des Berichts Eingang, wo es darum geht, die Hintergründe für die Entstehung sowie die Zielsetzung der Initiative darzustellen, die Erfolge des „Unternehmens“ zu bewerten und das Netzwerk, das im Laufe der Zeit aus dem Engagement der befragten Person entstanden ist, zu beschreiben.
In einem zweiten induktiven Arbeitsschritt wurden diese Aussagen abstrahiert und mittels Analyse vorhandener Sekundärliteratur die sieben oben formulierten Forschungsfragen beantwortet.

2. Unkonventionelles Ehrenamt – Versuch einer begrifflichen Definition    

Ehrenamt im Sinne freiwilligen Engagements privater Personen bezeichnet heute das „unentgeltliche, gemeinwohlbezogene Engagement in selbstorganisierten Initiativen, Aktionsgruppen, Projekten. … von anspruchsvollen Leitungstätigkeiten bis zum einfachen Mitmachen ist alles möglich“ (Wegweiser Bürgergesellschaft 2010).
Als unkonventionelle Vorgangsweise wird in weiterer Folge die individualistisch-subjektive Prägung des Agierens der ehrenamtlich engagierten privaten Personen bezeichnet, die sich u. a. im öffentlichen Auftritt derselben widerspiegelt.

Ehrenamtliches Engagement lässt sich durch folgende Attribute beschreiben:
-Freiwilligkeit
-Gemeinwohlorientierung
-keine Gewinnorientierung
-Bildung einer „Community“, deren Entstehung auf der Initiative einer Einzelperson basiert.
-Kurzfristigkeit des Engagements der sich Beteiligenden
-Intensität der Mitarbeit in Abhängigkeit von persönlichen Interessen und unmittelbarer Betroffenheit
-rascher Rückzug nach (erfolgreichem) Projektabschluss.

3. Fritz Endl und das Triesterviertel – Entstehung, Ziele, Erfolge, Netzwerke    

Der "Grätzelaktivist mit gesichertem Grundeinkommen" im Selbstbild:    

Fritz Endl, 1942 geboren, bezeichnet sich selbst gerne als Sozialpraktiker mit Brückenfunktion. „An einem geschichtlichen Wendepunkt geboren“ ist er stets „bemüht zu verstehen“. Dieses Bedürfnis nach Selbstreflexion hat der ehemalige Hauptschullehrer bereits während seiner Berufstätigkeit nach außen getragen, indem er seinen SchülerInnen zu vermitteln versucht hat, dass Fragen der Ethik im Leben zentraler Stellenwert zukommt. Als selbstkritischer Lehrer, der sich seit jeher um soziale Beziehungen bemüht hat, macht er bis heute auf die Gefahren autoritärer (Macht-)Strukturen und „Demütigung von Menschen“ aufmerksam. Sein großes Anliegen besteht darin, eine „offene Gesellschaft“ mit aufzubauen, die durch „Zivilcourage“ geprägt ist. Als pensionierter Lehrer und heutiger „Grätzlarbeiter“ ist er unermüdlich auf der Suche nach Gleichgesinnten, die durch unterschiedliche Talente eine starke Gemeinschaft bilden können. Dies hat er bereits als Kind „in den Ruinen Wiens“ miterlebt, wo es wichtig war, zusammen zu halten. Wie viele seiner Generation hat er erlebt, wie relative Armut Gemeinschaft, Nachbarschaft und Miteinanderteilen entstehen ließ. „Hatte jemand etwas, war es selbstverständlich, es miteinander zu teilen. So war Wohlfühlen nach dem Krieg möglich.“

Überzeugt von den sozialdemokratischen Urwerten von Rosa Jochmann ist es Fritz Endl ein Anliegen, nachfolgenden Generationen bzw. der Gemeinschaft an sich als „Privilegierter“, dessen Grundbedürfnisse – Zeit, Einkommen und Rückhalt durch die Familie als drei wichtige Säulen objektiver und subjektiver Lebensqualität – erfüllt sind, etwas geben zu können, ohne dafür Dank erwarten zu müssen.
Dialogisch und umsichtig sucht er den Kontakt zu Privatpersonen ebenso wie zu PolitikerInnen aller Fraktionen. Den Anknüpfungspunkt bilden stets konkrete Projekte. Nach Angaben Endls zeigt sich dabei – von Ausnahmen abgesehen – eine zunehmende Entfremdung der PolitikerInnen von ihren „parteilichen Urwerten.“

Fritz Endl beschreibt als eines seiner zentralen Eigenschaften das rasche Durchschauen von Gesellschafts- und Machtstrukturen. Dabei beobachtet er an sich selbst ein sensibel-aggressives Verhalten bei der Begegnung von Menschen, die aufgrund ihrer Funktion meinen, über andere bestimmen zu können. Daraus lässt sich keineswegs ein Unvermögen im Umgang mit Autoritäten ableiten, vielmehr ist er sogar auf der Such nach Autoritäten – dazu zählen aus seiner Sicht u. a. auch WissenschafterInnen, die die Ergebnisse ihres Denkens transparent vermitteln –, um so zu einem robusten Netzwerk zu kommen, wo Personen „auf gleicher Augenhöhe mit unterschiedlichem ExpertInnenwissen? und verschiedenen Wertesystemen „miteinander reden und arbeiten“.

Als offener, kultureller, informierter und transparenter Mensch geht Fritz Endl auf interessierte Menschen zu und ist dabei in Bildern denkend („Prinzip der konzentrischen Kreise“ oder dem „Flügelschlag des Schmetterlings“) davon überzeugt, durch Vorbildwirkung Begeisterte zu finden, um mit ihnen gemeinsam als engagierte „LokalexpertInnen“ einen wichtigen Beitrag in Richtung Zivilgesellschaft zu leisten.
Als pedantischer Praktiker und sehr detailliert Arbeitender sieht er sich als begeisterter „Begleiter“, der seine eigene Geschichte im Spiegel Anderer reflektiert.
Seine emotionale, subjektive, „nicht professionelle“ Betrachtungsweise und Sicht der Dinge führen dazu, dass er nach „ganzheitlichem Erleben“ strebt und deshalb nach intellektuellen bzw. analytischen Persönlichkeiten zur Unterstützung seiner Aktivitäten sucht.
Das Interesse an Gleichstellung und Gleichwertigkeit der Geschlechter – „die humanistische Entwicklung wird vor allem von Frauen weiter getragen“ – hat ihm zu vielen Verbündeten unter den Frauen verholfen, ihn aber gleichzeitig aus Sicht vieler Männer zu einem Verräter gemacht, der tradierte Grundhaltungen in Frage stellt. Fritz Endl räumt ein, er selbst sähe sich als „bemühter Macho“.

Endls Direktheit und Naivität, die sich in dem Glauben äußerte, die Bezirkspolitik hätte nur darauf gewartet, dass so jemand wie er käme, der solidarisch mit deren Ideen sei, hat nicht nur dazu geführt, dass viele Funktionäre „einen Bogen um ihn machen“, sondern dass er lokal von manchen als „Don Quichotte“ bezeichnet wurde.
Trotzdem kam niemals ein Zweifel der Sinnlosigkeit seines Engagements in ihm auf – im Gegenteil: Überzeugt davon, weder Märtyrer noch Besserwisser zu sein, bestärken ihn auch kleine Erfolge darin, weiter zu machen und seine Initiative „vor den Vorhang zu bringen“.
Dabei bleibt er stets neugierig und besinnt sich immer auf seine beiden Hauptmotive für sein Engagement: Erfahrungen aus der eigenen Kindheit und Wut.

Als Chronist und Schriftführer arbeitet er akribisch an der Erweiterung der „Community“, nutzt die Möglichkeiten der „Social Software“, um den Kreis Gleichgesinnter zu vergrößern. Dabei hat er ein Gespür für jene Personen, die „für die Gesellschaft wichtige Leistungen“ erbringen. Diese Menschen zusammen zu bringen, ist ihm ein Anliegen.

Sich der Kurzfristigkeit der Beteiligung neu hinzukommender Personen bewusst – Ehrlichkeit im Umgang und Ernsthaftigkeit in Hinblick auf gemeinsame Aktivitäten im Dienste der Allgemeinheit sind dabei zwei wesentliche Auswahlkriterien –, ist Fritz Endl eine gewisse Distanz zu den „Mitmachenden“ wichtig, um persönliche Enttäuschungen zu vermeiden. Das harmonische Privatleben kompensiert die Misserfolge.

Konkrete Auslöser dafür, sich ehrenamtlich zu engagieren:    

In der Rückschau meint Fritz Endl, dass es schwierig sei, einen konkreten Auslöser für sein ehrenamtliches Engagement zu identifizieren. Vielmehr handele es sich dabei um eine Summe verschiedenster Ereignisse und Entwicklungen, die ihn veranlasst haben, aktiv zu werden.
Bedeutsam war hierbei ein sehr dramatisches privates Ereignis, der Unfalltod des jüngeren Sohnes, das zu radikalen (persönlichen) Veränderungen in Fritz Endls Leben geführt hat: Rückzug aus dem Berufsleben im Alter von 50 Jahren, Neuorientierungen im Privatleben, Suche nach Personen in ähnlichen Lebenssituationen, wachsendes Interesse an Graswurzelbewegungen und Vernetzung.
Damals entstand Fritz Endls Teilhabe und Engagement in Selbsthilfeorganisationen und der Wunsch, eben solche selbst zu etablieren. Ausgehend von vielen bestehenden Kontakten in ganz Österreich gelang ihm die Vernetzung bis nach Deutschland („Davon profitiere ich bis heute. Sie waren einige Jahre voraus.“).
Interessiert hat Fritz Endl an der Vernetzung immer wieder der Mix aus unterschiedlichen (politischen) Wertesystemen, diese reichten von „grün links“, „kommunistisch“ bis hin zu „christlich“. „Hier ging es vor allem um eine gemeinsame Sache." Er lernte auch immer wieder PolitikerInnen mit dieser offenenEinstellung kennen.“

Damals entdeckte er, dass es möglich ist, aus Menschen, die mit ihm ein ähnliches Schicksal teilten, Kraft zu schöpfen. Damit war die Idee, eine eigene Selbsthilfegruppe aufzubauen, geboren. Von Anfang an war es nicht seine Intention zu missionieren, er wollte lediglich Informationen weitergeben.

Seine erste Selbsthilfegruppe baute er in einer Pfarre in Favoriten auf („ein roter Priester, von allen wie ein Heiliger verehrt“). Die Räumlichkeiten stehen dieser Gruppe heute noch zur Verfügung. (Näheres dazu)

Seine Frühpensionierung 1991/92 regte ihn zur Überlegung an, „Sozialarbeiter“ zu werden und sein Wissen zur Verfügung zu stellen. Allerdings durfte er mit Ausnahme an Volkshochschulen nicht mehr unterrichten.
Mittlerweile gibt er seit vier Jahren Kindern von AsylwerberInnen Unterricht im Caritashaus. Zudem versucht er Jugendlichen aus Afghanistan zu einem Hauptschulabschluss zu verhelfen. Eine monetäre Entlohnung sei aus seiner Sicht in keinster Weise erforderlich, da er „öffentlicher Bediensteter (sei)… und ohnedies bezahlt (werde)“.
Der persönliche Profit aus diesem Ehrenamt sei groß genug: Er bekomme Anerkennung, spüre das Interesse im Gespräch mit Gleichgesinnten und neuen Kontaktpersonen. „Erfolg muss nicht immer sichtbar sein, es reicht das Gefühl.“

Trotzdem sei man als engagierter Mensch manchmal „einsam und allein“. Dies kann durch aktive Beziehungsarbeit durchbrochen werden.

Seit 1968, der Heirat mit einer Volksschullehrerin, lebt Fritz Endl in Favoriten. Seit den 1980er Jahren bemüht er sich im Grätzl um Nachbarschaftshilfe – eine seiner ersten Beiträge in diesem Sinne war die Begleitung älterer Menschen, zu denen er über einen Praktischen Arzt Kontakt aufgenommen hatte –, und hat sich 20 Jahre in einer politischen Partei engagiert.

Erste Erfolge im eigenen (Wohn-) Haus im Triesterviertel:    

Seit 1980 lebt Fritz Endl in seinem Wohnhaus Ecke Buchengasse / Zur Spinnerin 2, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts. Hier erlebte er erstmals die sichtbare Wirkung seiner Fähigkeit und die Stärke, wenn sich „normaler Egoismus, seine Wohnung zu retten, mit der Gemeinschaft des Hauses, ein Haus zu retten, treffen“.
Diese Initiative hat er gemeinsam mit seiner Frau gesetzt. Dem „Prinzip der konzentrischen Kreise“ entsprechend hat sich die Unterstützung im Haus ausgeweitet. Es hat sich eine Hausgemeinschaft gebildet und gefestigt. Durch Bündelung der Kräfte der Hausparteien gelang es damals, das Haus vor dem Abriss zu retten und „nach einem jahrelangen Prozess“ und neuen Eigentümern eine Sockelsanierung zu erwirken.
Bemerkenswert dabei war, dass unter Endls Nachbarn viele ZuwandererInnen aus der Türkei und Ex-Jugoslawien sind. Die Endls waren damals hier die soziale Oberschicht, die für den Erhalt der Wohnung und des Hauses kämpfte und (dafür) respektiert wurde.
In einem ersten Schritt hat er damals eine Informationstafel – in deutscher Sprache – im Haus angebracht, „und alle sind gekommen“. „Die deutsche Sprache ist wichtig, die ausländischen Männer konnten Deutsch, sie sind gekommen … Man muss wissen, wie die Hierarchien sind und an wen man sich wenden muss.“ Fritz Endl weiß, wie wichtig es ist, als Gruppe – ZuwanderInnen eingeschlossen – aufzutreten. Zu diesem Zweck studierte er die Hierarchien in der türkischen Hausgemeinschaft. „Wenn der Zugang gelungen ist, dann ziehen alle an einem Strang.“

Damals haben die Treffen in Endls Wohnung stattgefunden, die Hausparteien haben Vieles im Haus selbst erledigt und mit der Hausverwaltung über die Möglichkeiten einer Sanierung gesprochen. Zudem hat Fritz Endl durch Taktieren und geschickte Auswahl einer „Vermittlungsperson“ dazu beigetragen, dass ein Zuwanderer seine Wohnung im Haus behalten konnte.

Seit damals ist Fritz Endl bewusst, dass das Grundprinzip einer Nachbarschaft auf „Geben und Nehmen“ basiert.
Endl war und ist in diesem Haus eine anerkannte Autorität. „Das wäre in Hietzing nicht so. Da gibt es Dünkel und eine Rangordnung nach akademischen Graden.“

Bis heute setzt sich sein Engagement von diesem Haus ausgehend fort, auch wenn längst keine engen Kontakte mehr zu den anderen Hausparteien bestehen.

Nach Ansicht Fritz Endls ist das Thema Nachbarschaft eng mit der Versorgung der Menschen verbunden. Deshalb spielt „Versorgung“ eine zentrale Rolle in seinen Überlegungen und in seinem Engagement. Fritz Endl definiert Versorgung dabei als „die Grundbedürfnisse eines Menschen möglichst selbstständig erfüllen zu können … Sich etwas holen oder bringen zu lassen (Lebensmittel, Gesundheit, Kleidung) … für den unmittelbaren täglichen Bedarf, ohne überbordenden finanziellen Aufwand.“ (Gedanken zum Thema "Nahversorgung")

Sein Ziel damals war, eine Kontaktstelle für Nachbarschaft aufzubauen. Unter Nachbarschaft versteht er „jenen Bereich, den man zu Fuß in akzeptabler Zeit (mit Stock und Kinderwagen länger) erreichen kann ... Nachbarschaft ist immer vom einzelnen Menschen ausgehend zu betrachten. Wichtiges Kriterium: Selbsthilfe.“

Dabei war Fritz Endl bewusst, dass er einen Verein gründen müsse, um finanzielle Zuwendungen (z. B. über die Kulturabteilung der Stadt Wien) erhalten zu können. Zudem sei es öffentlich finanzierten Einrichtungen eher möglich, mit einem Verein zu kooperieren als mit Privatpersonen. (Vereinsstatuten)

Ein weiterer Gedanke betraf die Wichtigkeit eines konkreten Treffpunkts für das Zusammenkommen interessierter Personen. „Man muss in die Öffentlichkeit gehen – im Sinne der konzentrischen Kreise.“ Um über das Haus hinaus Kontakte knüpfen zu können, brauchte er für seine geplante Initiative Nachbarschaftshilfe einen geeigneten Raum.

1996-1999 mietete er ein ehemaliges Papiergeschäft, das er zum Büro umfunktioniert hatte. Es lag mitten im Triesterviertel. Auf rund 10 m² (einschließlich einer kleinen Küche) kamen während der fixen Bürozeiten – das Büro war 20 Stunden pro Woche geöffnet – viele Personen zusammen. „Hier konnte man sich konkret mit Menschen zusammensetzen.“ Das Büro finanzierte er aus dem Familienbudget. Eine finanzielle "Starthilfe" erhielt das Projekt von einer Wiener Politikerin, die er aus der Zeit als Lehrer gekannt hatte. (Näheres zum Thema "Kommunikation")

Am Portal des mittlerweile wieder leer stehenden und heute verwahrlosten Lokals hatte er zwei Fahnen angebracht. Auf einer selbst gemalten Tafel prangte ein grünes G mit rotem Punkt: „Grätzl-Punkt Rosa Jochmann. Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen, Nachbarschaftshilfe und BürgerInneninitiativen?.“

Die Idee war, dass Personen ins Büro kommen, die Hilfe suchen. „Es kamen vor allem Frauen.“ Fitz Endl hatte immer die Hoffnung, dass aus Kontakten eine „Dynamik für Bürgerinitiativen entstehen“ könnte, die gemeinsame Anliegen wie etwa einen Mangel an Spielplätzen, unzureichende Nahversorgungsinfrastruktur verbinden.

Lange vor Etablierung des Internet und von Google hat er ein sehr teures Computerprogramm schreiben lassen, das wichtige Informationen über soziale bzw. öffentliche Einrichtungen abrufbar macht. Er fand einen Programmierer – ebenfalls sozial engagiert –, der ihm „einen guten Preis“ machte … Er war nicht auf dieses Entgelt angewiesen“. Somit wurde es möglich, durch die Eingabe von Stichworten, nach Einrichtungen zu suchen. „Diese Kontaktadressen konnten dann ausgedruckt werden.“
Im Büro gab es zudem die Arbeitsgruppen „Kinder & Jugendliche“ sowie „SeniorInnen“.

Die Eröffnung seines ehemaligen Büros wurde auch von einer Wiener Politikerin unterstützt, „das ist aber in Favoriten offenbar schlecht angekommen“. Fritz Endl hatte bei Eröffnung des Büros die Hoffnung, dass politische VerantwortungsträgerInnen aus Favoriten „die Chance wahrnehmen, sich zu öffnen“. Das wurde allerdings nicht wahrgenommen, „was mich sehr enttäuscht hat“.
Aus dieser Bürozeit stammen aber laut Fritz Endl „wichtige Erfahrungen“. Damals ist Endl erstmals mit der politischen Aufteilung der Agenden in Wien in Berührung gekommen. Er hat bis heute manche gute Kontakte zu Personen unterschiedlicher politischer Parteien, „das kann manchmal hilfreich sein“.

Er hatte zwar auch politische Verbündete in der sozialdemokratischen Partei in Wien 10, aber er verletzte für die meisten BezirkspolitikerInnen der SPÖ Tabus, weil er keinen Respekt gegenüber dem „Häuptlingstum“ mancher FunktionärInnen hatte. „Mir ist die inhaltliche Ebene ein zentrales Anliegen, ich will das Verbindende herausarbeiten.“ Durch sein Engagement und seine Vorgangsweise „manifestierte sich die Außenseiter-Stellung seiner Person zu maßgeblichen PolitikerInnen in Favoriten“.

Nicht zuletzt auch durch mangelnde Unterstützung in Form öffentlicher Gelder musste er nach drei Jahren das Büro schließen. „Ein Hauptanliegen ist es, zumindest wieder einen Raum für Zusammenkünfte zu haben“, denn "die Öffentlichkeit hat die Pflicht, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die technische Hardware, und nicht die ehrenamtliche Organisation selbst.“

Fritz Endl verleiht seiner Enttäuschung, die politische Unterstützung seines Engagements betreffend, Ausdruck. Er betont dabei, dass es damals sein Ansinnen war, die Euphorie, die er aus der „SPÖ-Parteischule“, wo er sehr viel über die Parteigeschichte und - praxis erfahren hatte, in seine Arbeit einzubringen und Sektionen der Favoritner SPÖ miteinander verbinden“. Dieser Wunsch blieb einseitig und somit erfolglos.

Heute hat er sein „Büro“ zuhause.

Die Plattform "MACH MIT! im Triesterviertel":    

2009 hat Fritz Endl gemeinsam mit seiner Ehefrau und DI Jürgen Greiner, einem Unternehmer, der im Triesterviertel aufgewachsen ist, den Verein triesterviertel.at gegründet, dessen Aufbau auf der Internetseite www.triesterviertel.at als „lose Vernetzung von Personen“ beschrieben wird. „Der Verein trägt, die Externen beraten.“
„Die privaten UnterstützerInnen machen meinen Verein unabhängig.“ „Wir machen heute nur noch das, was wir gerne tun … Ich tue das, was ich mir wünsche, sehr subjektiv.“
So fehlt ihm z. B. für die Betreuung älterer Menschen vor Ort, wie er es früher machte, heute die Zeit.

Das Ziel des Vereins besteht in der Stärkung der vorhandenen zivilgesellschaftlichen Möglichkeiten durch Organisation und Unterstützung von Selbsthilfeinitiativen, Nachbarschaftshilfe und BürgerInneninitiativen?, weiters in der Informationen über und Kontakt zu Einrichtungen des „Triesterviertels“, in der Erhebung von Potenzialen ehrenamtlichen Engagements von am Mitmachen Interessierten sowie in der Aufforderung zur Beteiligung in Angelegenheiten, die die „Lebens- und Wohnqualität“ der hier lebenden und arbeitenden Menschen betreffen (Versorgung mit Geschäften, Grünraum etc.). Großem Stellenwert kommt zudem der Entwicklung konkreter Projekte und dem Ausbau der DorfWiki-Plattform zu einer „Informationsdrehscheibe des Triesterviertels“ zu.

Da es bislang kein „offizielles Büro“ gibt und das Grätzl-Punkt-Büro in der Knöllgasse 1996 geschlossen worden ist, nutzt Fritz Endl die Möglichkeit, die Kontaktsuche nach Gleichgesinnten ins Internet zu verlagern. „Das Internet kann aber persönliche Kontakte nur unterstützen, nicht ersetzen.“ Und weiter: „Ich würde privat keine Personen mehr zu mir nach Hause einladen. Das Internet ist ein Ersatz für mein Büro.“

Seit 2007 ist Fritz Endls Triesterviertel als „eigenes Dorf“ im DorfWiki vertreten. Die „Urväter“ des Dorfwiki FranzNahrada und HelmutLeitner haben ihn eingeladen, mitzumachen.
Heute nutzt Fritz Endl das Dorfwiki als Dokumentations- und Informationesmedium und vor allem als Möglichkeit, sich Unterstützung von außen zu holen, um das Image des Einzelkämpfers ablegen zu können. „Das Dorfwiki holt mich aus dieser Einzelposition heraus und ermöglicht mir, Allgemeines in den Mittelpunkt zu stellen, um dies für Andere annehmbar zu machen.“ Das sei insofern von Bedeutung, weil es den Blick schärfe und dazu beitrage, nicht den Gesamtüberblick zu verlieren.

Zudem versucht Fritz Endl über Facebook, Twitter, Wordpress und (diesem) Dorfwiki-Forum PolitikerInnen dazu zu bewegen, etwas umzusetzen. „Ich scheue keine Konfrontation. Ich kenne die Realpolitik und blicke auf eine lange Geschichte mit den handelnden PolitikerInnen des Bezirks zurück. Einige sind bereits in Pension.“

Aus dieser Plattform entspringen die bereits mehrfach erwähnten „konzentrischen Kreise“. Ausgangspunkt dafür können grätzlfokussierte Themen sein, die immer integrativer und damit umfassender werden. Anzumerken ist, dass die Diskussionsforen mittlerweile sogar philosophischen Inhalt haben.

„Die Leute haben zunehmend Vertrauen zu meinen Bemühungen, das gibt mir eine gewisse Form von Macht.“

Fritz Endl möchte Hinweise aus der Bevölkerung an die PolitikerInnen weitergeben, das vorhandene Wissen teilen („Open source“). Bislang regierte seiner Ansicht nach die Ellbogentechnik. „Das Teilen haben wir verlernt. Das Urheberrecht ist Alles.“

Die aktuellen Schwerpunktthemen der Plattform betreffen das Erlebbarmachen der Geschichte des Triesterviertels, die Anliegen von Kindern, Jungfamilien und Frauen mit Kindern, intra- und intergenerationelle Unterstützungsangebote sowie Informationen zur städtebaulichen und infrastrukturellen Entwicklung des Triesterviertels bzw. des Bezirks.

Konkrete aktuelle Projekte sind etwa

  • der Kulturweg: "Orte erzählen“. Es geht darum, die Geschichte des Viertels erlebbar zu machen, um so einen Beitrag zur Identifikationsstiftung zu leisten. Es ist eine Kooperation mit SchülerInnen angedacht. Es sollen Tafeln an ausgewählten Gebäuden (u. a. ehemaligen Fabriken) angebracht werden, die von den privaten Hauseigentümern selbst bezahlt werden. Die Projektvorbereitung läuft seit einem Jahr. „Bei Gemeindebauten hingegen zeigt mir die Stadt die kalte Schulter … Kein Interesse, … haben vor, selbst etwas zu machen.“ Seit Ende 2009 ist ein neutraler Raum (ca. 40 m²) für Planungstreffen zu diesem Projekt vorhanden.
  • „Wir am Wort – Jugend und Jungfamilien“, wodurch junge Menschen ermutigt werden sollen, ihre Meinung zu verschiedenen Entwicklungen zu äußern und ihre Anliegen vorzubringen
  • der "Oma-Opa-Dienst", wo Personen vermittelt werden, die Zeitressourcen haben, um auf „kleine Menschen“ zu schauen
  • die Selbsthilfeinitiative "Frauengruppe Wienerberg“, die zum Ziel hat, sich an einem Treffpunkt austauschen zu können und sich gegenseitig Hilfestellung zu geben.
  • der "Telefonring", dessen Zweck es ist, dass innerhalb einer kleinen Gruppe „Kontrollanrufe“ in einem bestimmten Zeitfenster gemacht werden, um so auch das Sicherheitsgefühl älterer (allein stehender) Menschen zu stärken.
Einen wertvollen Beitrag zur integrativen Sichtweise Fritz Endls hat folgende Lektüre geleistet: Die "Mustertheorie" von Christopher Alexander. „Die Mustertheorie stellt den Menschen in den Mittelpunkt der Systeme. Es geht um kleine Schritte, aufeinander aufbauend.“ Infos zur "Mustermethode"

Bislang lässt sich feststellen, dass die „Grätzlgemeinschaft“ durch viele mehr oder weniger geschlossene Gruppen und Einrichtungen gekennzeichnet ist. „Ich keile nicht mehr, agitiere immer weniger und verteile kaum Zettel. Das war früher anders.“

Bestehende Netzwerke und Anerkennung:    

Vergleicht man die Ziele des Vereins "triesterviertel.at" mit jenen der "Lokalen Agenda 21", so zeigen sich eindeutige Parallelen: Beide Initiativen bzw. Aktionen zielen darauf ab, auf als nachteilig wahrgenommene räumliche Veränderungen des Wohnumfelds zu reagieren und das Gefühl der Ohnmacht und der Vereinzelung gegenüber politischen Entscheidungen abzuschütteln.
Obwohl das Triesterviertel aufgrund seiner Entwicklungen (steigende Zuwanderung, Mängel in der Nahversorgung, leer stehende Geschäftslokale, unzureichende Grünraumversorgung) prädestiniert wäre, „Zielgebiet“ einer LA21 zu werden, wehrt sich die Bezirkspolitik dagegen. Das Viertel sei ihrer Ansicht nach in Relation zu diesem großen Bezirk zu unbedeutend.
Fritz Endl unternahm den Versuch, diesbezüglich mit den BewohnerInnen von Monte Laa in Kontakt zu treten. Sie verfügen in der Wohnhausanlage über Gemeinschaftsräume, über eine Internetplattform, organisieren "Nachbarschaftstage", an dem auch Zugewanderte teilnehmen. In einem Treffen teilte er seine Erfahrungen mit und schlug vor, die Geschäftsführerin des Wiener LA21-Teams einzuladen, was auch gelang. Allerdings stimmten die Bezirkverantwortlichen diesem Ansinnen – eine LA21 zu etablieren – nicht zu. Als Hintergrund dafür vermutet Fritz Endl, den mangelnden Willen der SPÖ-BezirkspolitikerInnen, die „Mitsprachemöglichkeit der Bevölkerung zu stärken und ihnen das Recht zum Mitentscheiden zu geben“.
„Wo privates Engagement als Gefahr gesehen wird, hört die politische Unterstützung auf. Es geht vorrangig um persönliche Beziehungen, nicht um die Partei.“
Diese Erfahrungen habe er mit allen politischen Fraktionen gemacht. Dennoch ist er bereit, mit allen PolitikerInnen zusammen zu arbeiten, „wenn das gemeinsame Ziel in eine Umsetzung im Triesterviertel“ mündet. „Es ist ein sich gegenseitiges Benutzen.“

Fritz Endls Netzwerk ist mittlerweile beachtlich. „Ich bin suche ständig nach BündnispartnerInnen.“ Da er aber bereits in den 1980er Jahren auf Entwicklungen (z. B. ZuwanderInnen im Gemeindebau) hingewiesen hat, die die stärkste Partei im Bezirk als nicht politisch opportun aufgefasst hat, waren politische Interventionen gegen ihn die Folge. Dennoch bemüht er sich weiter um alle politischen Fraktionen.

Zu den wichtigen NetzwerkpartnerInnen bzw. -aktivitäten zählen unter anderen:

  • das "Regionalteam Favoriten": Das ist eine offizielle Einrichtung, die in vielen Bezirken existiert. Hier kommen VertreterInnen aus dem Bildungs-, Kultur-, Sozial- und Gesundheitsbereich zusammen und diskutieren aktuelle Schwerpunkte ihrer Arbeit. Sie besprechen die Betreuungsstrukturen der Magistratseinrichtungen. Endl war von Anfang an dabei, ist heute der einzige „private“ Teilnehmer. Das Regionalteam entstand aus einem bottom-up-Ansatz, 1982 der Pfarre Franz von Sales und dem Familienzentrum "Bassena". Treffen sind alle 6 Wochen, Es gibt u.a. Berichte von den Einrichtungen. Fritz Endl engagiert sich weiterhin in der Arbeitsgruppe „SeniorInnen“, deren aktuelles Thema Sicherheit ist. Die Treffen finden auch in Pfarren statt, dies deshalb, weil Pfarren sehr wichtig für die SeniorInnenarbeit? im Bezirk sind. „Das gefällt manchen engstirnigen BezirkspolitikerInnen nicht, die politisch unabhängigen Gruppierungen gegenüber misstrauisch sind.“
„Daraus sind früher viele gute Initiativen (u. a. mit Schulen) entstanden.“ Von besonderer Bedeutung ist Fritz Endl die friedliche Kontaktbildung sowie der Aufbau und die Pflege von Vertrauen zu Privatpersonen und auch zu PolitikerInnen aller Fraktionen.

Mittlerweile bekommt er für seine Leistungen auch Anerkennungen. Neben Porträts und Erwähnungen in Tageszeitungen (Alkan 2010) war es zuletzt die Aufnahme in die Liste wichtiger Initiativen seitens des Wahlbüros Dr. Fischer. Im Zuge dessen wurde ein Video gedreht, das im Internet veröffentlicht worden ist.

Ungebremst in die Zukunft    

Fritz Endl denkt nicht daran aufzuhören, „obwohl sich manche denken, der hört schon wieder auf“. Er lässt sich nicht mundtot machen, auch wenn es „schlimm ist, ignoriert zu werden“.
Auf die Frage, was Endl angesichts bereits stattgefundener Entwicklungen anders machen würde, meint er, er würde heute wieder so wie damals eine „analoge“ Informationsschiene über ein Büro parallel zum Internet anbieten wollen. Deshalb suche er bereits nach einem geeigneten Ort für Treffen (ohne Konsumationszwang). Ideal wäre es, diesen Treffpunkt in einem Wohngebäude im Triesterviertel selbst zu haben. Allerdings müsse die Gruppe, die diese Räumlichkeiten nutzt, imstande sein, „sich selbst zu verwalten“ (z. B. sich um die Weitergabe der Schlüssel zu kümmern) und nicht nach „Selbstprofilierung“ streben.

Die Frage nach der Entwicklung der Themen für die Plattform lässt sich gemäß Endl nicht einfach beantworten. Es sei auch eine Angelegenheit persönlicher Weiterentwicklung, Nutzung bereits vorhandener Kontakte. Er sieht sich auch künftig vor allem als Informations- und Vermittlerstelle. Als wichtiges zukünftiges Ziel führt Fritz Endl an, mehr Frauen dazu zu motivieren, sich einzubringen und ihr Potenzial zu ganzheitlichem Denken zu entfalten

Ans Aufhören denkt Fritz Endl nicht. Dies käme schon deshalb nicht in Frage, weil er „durch mein Engagement auch meine Kindheit aufarbeite“. Wichtigstes Anliegen bleibt ihm, auf die Intransparenz und Ideologie von Systemen hinzuweisen, nach mehr Transparenz zu rufen, das Denken der Menschen zu schärfen und konkrete gemeinsame Projekte erlebbar zu machen.
Eine Initiative in diese Richtung besteht bereits gemeinsam mit der Sozialistischen Jugend. Die „Denkfabrik“ ist ein Projekt, soziale Inhalte in die Gesellschaft zu integrieren, um weiterhin die Urwerte der Sozialdemokratie zu sichern. (FE: Daraus wurde leider nichts)

Fritz Endl hofft, weiterhin einen Beitrag zum Aufbau kleinräumiger Kommunikationszellen leisten zu können, von denen ausgehend sich ein „eigenverantwortliches Gemeinschaftsgefühl“ entwickeln könne – ohne die Notwendigkeit der Lenkung von außen. Zudem ist es ihm wichtig, medial konstruierten Ängsten entgegen zu wirken und Menschen des "Triesterviertels" aus den verschiedensten Lebenslagen die Möglichkeit zu bieten, zusammen zu kommen.

Obwohl Fritz Endl laufend nach „Verbündeten“ sucht, ist es ihm wichtig, dass seine Initiative eigenständig bleibt und nicht in einer größeren aufgeht. Nur so könne es seiner Ansicht nach gelingen, glaubwürdig zu bleiben. Eine zu große Ausweitung des TeilnehmerInnenkreises? strebt er ebenfalls nicht an. Er „will sich nicht erweitern, sondern sich auf das Viertel fokussieren, in dem (er) wohnt“.

Vorbildfunktion möchte er weiterhin haben. Er möchte zeigen, „dass man so motivierte Menschen wie mich nicht mundtot machen bzw. aussitzen kann“. Er verfolge unter den PolitikerInnen und LeiterInnen von Einrichtungen ein Kommen und Gehen. Um potenzielle NachfolgerInnen, die auch so neugierig wie er sein müssen, kümmert er sich noch nicht. Denn solange er lebe und aktiv sei, werde er weitermachen, aber das wäre "ein Problem für (manche) Menschen da oben.“

4. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen    

Bei Abstraktion der Ergebnisse der qualitativen Interviews mit Fritz Endl lassen sich auf die oben angeführten Forschungsfragen folgende Antworten geben.

  • 1.Welche individuellen Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit zivilgesellschaftliches Engagement überhaupt angedacht wird und konkrete persönliche Handlungsbereitschaft entsteht?
Folgende Hauptmotive privater Personen, sich ehrenamtlich zu engagieren bzw. sich an bestehenden Initiativen bzw. Aktionen zu beteiligen, lassen sich identifizieren:
- persönliche Betroffenheit und persönlicher Leidensdruck (Notsituation, Wahrnehmung von Veränderungen)
- Verarbeitung die Persönlichkeit prägender (privater) Ereignisse
- spezifisches Interesse an der Thematik
- Bereitschaft sich weiterzuentwickeln

Besteht ein Koppelung mit einer oder mehrerer der nachfolgenden Attribute, so entsteht konkrete persönliche Handlungsbereitschaft:
- Der Initiative bzw. Aktion kongruente persönliche Werthaltung (Prägung durch Elternhaus, persönliche politische Überzeugungen) - Vorhandensein persönlicher Eigenschaften wie Verantwortungsgefühl und -bewusstsein für die Gemeinschaft
- Einsatzbereitschaft (Aktivität und Mobilität), Begeisterungsfähigkeit und Überzeugungskraft (auch des bzw. der (Ehe-)PartnerIn)
- Im Falle der Übernahme der TrägerInnenschaft? der alleinigen Verantwortung (für Erfolg und Scheitern) der Initiative bzw. Aktion: Mut, Ausdauer, Hartnäckigkeit, Dialogbereitschaft, Kommunikationsfähigkeit, Integrität, den Überblick behalten können. Loslassen können, zumal die Kontakte nicht auf Dauer angelegt sind, sondern projektgebunden „genutzt“ werden. Weiters ist es wichtig, institutionelle Rückendeckung nicht als prioritäre Voraussetzung anzusehen.
- Das Privatleben erfüllt bestimmte Voraussetzungen: Unterstützung durch den bzw. die (Ehe-)PartnerIn, temporäres Vorhandensein eines „Büros zuhause“ (geeignete Räumlichkeiten, technische Ausstattung, Internet). Weitere Privilegien sind Zeit und finanzielle Unabhängigkeit

  • 2.Wie erfolgt die themen- und handlungszentrierte Ausrichtung?
Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten.
- Die themen- und handlungszentrierte Ausrichtung kann anlassfallbezogen sein (Veränderungen im unmittelbaren Wohnumfeld, die persönliche Betroffenheit erzeugt) oder sich am persönlichen Interesse orientieren bzw. sich in der persönlichen Weiterentwicklung widerspiegeln.
- Die Themen können sich dem jeweiligen Zeitgeist entsprechend anpassen
- von Kontaktpersonen „von außen“ spontan „hinein getragen werden“
- intuitiv erfolgen
- intellektuell-analytisch erfolgen, indem Anregungen bzw. verschiedenste Gedanken Anderer, die als grundlegend für das eigene Wirken erachtet werden, aufgenommen werden (z. B. „Mustertheorie“ von Christopher Alexander, Stellenwert verschiedenster visionärer Gedanken und Utopien)
- Langjährige Aktivität kann dazu führen, dass sich die Einzelideen zu einem integrativen Ansatz hin entwickeln.

Die Plattform „MACH MIT! im Triesterviertel“ setzt sich zum Ziel, das zivilgesellschaftliche Engagement per se zu stärken und lädt die BesucherInnen der Internetseite förmlich dazu ein.
Es werden viele Aktivitäten vorgestellt, die sektoral unterschiedliche Ziele verfolgen. Der Aufbau der Internetplattform „zwingt“ die InteressentInnen bzw. BesucherInnen dazu, viel Information aufzunehmen. Dies kann für (noch) nicht (thematisch) orientierte bzw. „ungeübte“ UserInnen zum Knackpunkt werden und möglicherweise dazu beitragen, für die einzelnen Aktivitäten nicht genügend kritische Masse an UnterstützerInnen zu finden.
Dazu kommt, dass neu hinzukommende bzw. wechselnde Schwerpunktthemen zur Herausforderung in Hinblick auf das „Content- bzw. Daten-Management“ seitens der Trägervereins werden und nicht zuletzt ein Nachjustieren der Positionierung erfordern.
Das vielfältige Angebot kann auch dazu führen, dass die InitiatorInnen sich mit der Zeit selbst dazu anhalten müssen, von bestimmten Themen, die nicht ausreichend „Anklang“ innerhalb der Community, wieder Abstand zu nehmen. Schwierig wird es weiters, wenn die auf der Internetseite publizierten Inhalte den Zielen und Programmen der Bezirks- bzw. Stadtpolitik zuwiderlaufen und die Politik die „AktivistInnen“ mehr als Bedrohung denn als potenzielle PartnerInnen empfindet.

  • 3.Wie gelingt es, in der Stadt breitere Beteiligung durch Gleichgesinnte zu erlangen?
Dem bereits öfter zitierten „Prinzip der konzentrischen Kreise“ folgend, kann es auf vielerlei Art und Weise gelingen, Partizipation zu steigern:
- Ausgehend von persönlichen Kontakten – und bereits umgesetzten Projekten – und über die Jahre gepflegten Beziehungen zu Privatpersonen und PolitikerInnen kann es durch Motivation im Bekannten- und Freundeskreis gelingen, zu neuen Kontaktpersonen zu kommen.
- Über persönliche Gespräche und Informationstätigkeit (Anschlagtafeln, Informationen in Schaukästen) ist es möglich, Personen aus dem näheren Umfeld
–inklusive wichtiger Schlüsselpersonen wie ÄrztInnen und andere anerkannte Persönlichkeiten im Grätzl – zu aktivieren. Daraus können erste Arbeitskreis und Nachbarschaftshilfe im Kleinen entstehen.
- „Social Software“ wie Dorfwiki, Twitter und Facebook ermöglichen „barrierefreie“ Kommunikation zu allgemein an den auf der Internetseite vorgestellten Themenbereichen, das Aufgreifen „guter Ideen“ von außen und das Mobilisieren einer breiteren Bevölkerung („Politik unter Druck setzen“). Die Kunst besteht in weiterer Folge darin, durch persönliche Kontakte, Vertrauen aufzubauen, Verlässlichkeit und Wertetreue („Positionierung“) – auch gegenüber der Politik – zu signalisieren.
- Voraussetzung für den Aufbau einer stabilen Gemeinschaft ist großes Durchhaltevermögen („langer Atem“ und durchhalten, bis die Zeit und die Menschen für bestimmte Themen reif sind), einschließlich der Bereitschaft, zumindest zu Beginn der Aktivitäten viel Zeit und Geld (Bereitstellung von Informationsmaterial, Anmietung geeigneter Räumlichkeiten) zu investieren. Auch das Ertragen des Aufeinanderprallens verschiedenster Interessen sowie von Ablehnung und Kritik (vgl. Postings bzw. Stellungnahmen zu eigenen Veröffentlichungen) muss gelernt werden. Selbstzweifel und Reflexion der Sinnhaftigkeit der Unternehmung sind keine Seltenheit.
- Die Prozessorientierung muss ebenso kommuniziert werden wie die realistische Einschätzung von Erfolgen.
- Das Vorweisen von Erfolgen ist der Netzwerkerweiterung dienlich. In Bezug auf den Auf- bzw. Ausbau von Nachbarschaftshilfe ist auf das Wechselspiel von „Geben und Nehmen“ aufmerksam zu machen.

Wichtig ist in jedem Fall die Sicherung der Nachfolge, um die „gute Praxis“ nach dem Ausscheiden von Schlüsselpersonen „weiter am Leben zu erhalten“.

  • 4. Unter welchen Voraussetzungen wird das individuelle zivilgesellschaftliche Handeln im städtischen Raum politisch unterstützt?
Um seitens der Politik (weiterhin) als Vertrauenspersonen bzw. Verbündete zu gelten, ist es nicht nur wichtig, offen für Kooperation zu bleiben, sondern auch folgende Spielregeln zu beachten:
- eine gemeinsame Geschichte mit einzelnen Politikern (Kindheit, im Grätzel aufwachsen, früheres gemeinsames Einsetzen für dieselben Aktivitäten, sich von früheren Initiativen kennen) zu haben
- persönliche Sympathien zwischen Ehrenamtlichem und einzelnen Politikern zu befördern
- keine (inhaltlichen und persönlichen) Interessenskonflikte zu erzeugen bzw. öffentlich parteipolitischer Funktionäre zu „bedrohen“
- Konformität der Ziele („gemeinsamer Nenner“) durch Ergänzungen anzustreben
- Eindeutigkeit der Positionierung: Passung der thematischen Inhalte der Initiative mit Bezirks- bzw. Stadtpolitik
- es nicht zulassen, dass die Initiative in eine dogmatische Schublade gelegt wird
- Bereitschaft mitzubringen, sich in den übergeordneten, institutionellen Rahmen einzufügen, sofern mit der eigenen Positionierung vereinbar
- keine Störung bereits getätigter Dialoge bzw. etwaiger Absprachen zwischen Politik und Privaten
- Respekt gegenüber parteipolitischen Machtstrukturen („nicht ins politische Handwerk pfuschen“) zu zeigen
- Bereitschaft seitens der Politik, Vertrauen in Initiativen zu haben und nicht sofort auf der Kontrollfunktion zu verharren.

  • 5. Mit welchen Hindernissen sieht sich die engagierte Privatperson auf infrastruktureller, finanzieller und politischer Ebene konfrontiert?
Die folgende Aufzählung hat nur auswählenden, nicht abschließenden Charakter. Als besonders bedeutsam wurden diese Hindernisse identifiziert:
- Finden einer innovativen, „zündenden“ Idee, die eine bestimmte kritische Masse an Interessierten anspricht
- Vorhandensein eines gewissen Startkapitals (Zeit, Geld, geeignete Räumlichkeiten)
- die Prozesshaftigkeit der Unternehmung an sich: Schnelle Lösungen nicht möglich
- Aufbau eines sozialen Netzwerks an Verbündeten (z. B. HauseigentümerInnen, Wirtschaftstreibenden, einzelnen (Bezirks-)PolitikerInnen)
- Zögerliche Kooperationen mit öffentlichen Einrichtungen, die sich ihrerseits politischen Zwängen ausgesetzt sehen.
- Bereitstellung und Verteilung von Informationsmaterial (Erleichterung: Internet)
- All jene Aspekte, die unter Forschungsfrage 4 aufgezählt worden sind, teilweise diametral, d. h. negativ interpretiert (z. B. persönliche Antipathien, Störung parteipolitischer „Kreise“)
- klare Positionierung erforderlich – weg von der Revolution hin zum geordneten und transparenten Aktionismus
- Umgehen lernen mit politischen Kulturen wie etwa kaum Finden von Ansprechpersonen vor anstehenden politischen Wahlen
- „Die Politik sieht sich als Verantwortliche, Macherin und Umsetzerin.“ Wirft privat ehrenamtlich Engagierten vor, „leicht reden (zu) können, weil sie nichts umsetzen müssen“ und tut sich schwer, Macht abzugeben (Stichwort „Empowerment“, vgl. Röbke o. J., S. 3).
- Bereitschaft der Politik, sich konkreten, wiederkehrenden Anliegen von engagierten Personen bzw. BewohnerInnen bestimmter Grätzl bzw. Wohnviertel anzunehmen. Gegenwärtige Situation: Weitgehende Entkopplung der Bezirkspolitik von den Anliegen der ortsansässigen Bevölkerung
- Organisation der Kontakte, Behalten des Überblicks v. a. querschnittsorientierter Themen, Vielfalt der AkteurInnen und Partizipierenden
- Vernetzung mit Lokalen Agenda 21-Prozessen nur dann möglich, wenn entsprechende Unterstützung der Bezirkspolitik. Schwächung der LA21 forciert, wenn die Bezirkspolitik Angst vor zu viel Mitsprache- bzw. Entscheidungsbefugnis der Engagierten ortet.

  • 6. Welches sind die größten Chancen zivilgesellschaftlichen Engagements auf persönlicher Ebene?
Die Beantwortung dieser Frage ist aufgrund der vermuteten Vielfältigkeit der hinter dem ehrenamtlichen Engagement stehenden Motivationen, Wünschen und Hoffnungen in stichwortartiger Weise zulässig:

- Suche nach Lebensinhalt bzw. „Erfüllung“
- Sinnstiftung
- gutes Gefühl, für die Allgemeinheit etwas zu tun bzw. „privilegiert zu sein, etwas tun zu dürfen“
- anderen Menschen ein großes Geschenk machen, nämlich: Zeit zu schenken
- die Möglichkeit, zu einer positiven Zukunft beizutragen
- Lebens begleitendes Lernen
- Lernen, los zu lassen: So ist es etwa natürlich, dass sich Projektgruppen nach erfolgreicher Aktivität wieder auflösen.
- auf der Suche nach sozialen Kontakten lernen, mit dem Risiko von Ablehnung umzugehen
- Kontakt zu sehr unterschiedlichen Personengruppen und Interessensvertretungen
- Erlangen einer bestimmten „Machtposition“ gegenüber der Politik, wenn Unterstützung seitens der Öffentlichkeit groß genug
– Möglichkeiten, etwas zu verändern, bzw. Politik zum Handeln bringen
- Überwindung von Angst, Angst vor Nachteilen, die unter Umständen aus „nachweisbarem“ Engagement erwachsen können.
- aus der Ohnmacht gegenüber „politischen Übermächten“ erwachen

  • 7. Wo liegen die Potenziale unkonventionellen zivilgesellschaftlichen Engagements im städtischen Raum?
Eine Diskussion über die zukünftige Entwicklung des unkonventionellen Ehrenamts in der Stadt muss folgende Aspekte umfassen:

- Identifizieren von Notwendigkeiten, die ehrenamtliches Engagement erfordern: soziodemographischer und wirtschaftlicher Wandel
- Bedeutung der subjektiven Lebenslage und Stellung im Lebenszyklus, z. B. „Bereitschaft hinauszugehen bei Krankheit und Arbeitsplatzverlust)
- Bedingungen für das Gelingen erkennen: Wer ist bereit, wo unter welchen Voraussetzungen welche Aufgaben zu übernehmen? Wer leitet an?
- eine klare Positionierung der Bezirks- und Stadtpolitik gegenüber beziehen: „Aufgabentrennung“
- Erfordernis, eine bestimmte kritische Masse zu erreichen und nicht die Dauer der konkreten Unterstützung als Indikator zu sehen
- die Qualität des Informiertseins zu betonen
- öffentliches Bewusstsein dafür zu schaffen, dass zivilgesellschaftliches Engagement eine neue Art von Wohlbefinden erzeugen kann
- sich von der Forderung nach Bringschuld wegbewegen und sich auf Holschuld hinbewegen
- Vielfach erfolgt in der Gesellschaft die Bewertung von Leistungen nur in Geld. Dieser Ansatz ist für das Ehrenamt im hier gemeinten Sinne kontraproduktiv.
- Eine quantitative Einschätzung des zukünftigen ehrenamtlichen Engagements ist aufgrund bislang wenig gesicherten Wissens über systemische Zusammenhänge und die mangelnde Verfügbarkeit neutraler Dokumentationen bisher „gelaufener Aktivitäten“ aus wissenschaftlicher Sicht nicht zulässig.

An das Ende der Betrachtungen seien einige Bemerkungen Fritz Endls zur zukünftigen Entwicklung unkonventionellen zivilgesellschaftlichen Engagements im Allgemeinen gestellt:

„Wir befinden uns angesichts der globalen Entwicklung heute in einer Weichensituation: Radikales Umdenken ist erforderlich, was dazu führen kann, dass unkonventionelle AußenseiterInnenpositionen bündnisfähiger werden … Die Leute verstehen die Notwendigkeit des Ehrenamts beim Blick in die eigene Zukunft.
Dazu müssen bestimmte Privilegien gegeben sein, um sich tatsächlich zu engagieren … Diese Privilegien sind die Voraussetzung dafür, um sich für jene zu Wort melden zu können, die selbst nicht dazu in der Lage sind.“

5. Quellenverzeichnis    

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6. Angaben zur Verfasserin    

Dr. Tatjana Fischer
Institutsadresse: Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung, BOKU Wien Peter Jordan Straße 82 Â-1190 Wien

e-Mail: tatjana.fischer(at)boku.ac.at

Ehrenamtliche Tätigkeiten:

2004 Initiatorin und Mitbegründerin einer "Lokalen Agenda21"-Gruppe in Wien 22, Donaustadt
2006 Mitarbeit im Think-Tank „Demographie“ des Forum "Nachhaltiges Österreich"