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Zigarettenhülsenfabrik "Abadie"
Wolfgang Slapansky

Es hat Zeiten gegeben, in denen Zigaretten nicht in Packungen, sondern einzeln gekauft wurden. Oder man hat sie selbst g’wuzl‘t, wie man in Wien sagt, mit Tabak und Zigarettenpapier. Genau dieses spezielle Papier war um 1900 besonders gefragt.

So hat der Budapester Zigarettenpapierfabrikant Emil Farchy hier in der Davidgasse Nummer 92 eine Fabrik errichten lassen. Das war 1907. Drei Jahre später ist das aus Frankreich stammende Unternehmen Abadie hier eingestiegen. Abadie war ein Vorreiter in Sachen Zigarettenpapier. 1789 wurde in Paris das erste Zigarettenpapier erzeugt.

Hier am Wiener Standort haben in mehreren 40 Meter langen Arbeitssälen rund 700 vor allem Arbeiterinnen pro Jahr 300 Millionen Zigarettenhülsen bester Qualität hergestellt. Denn Abadie-Zigarettenpapier werde, wie es damals in einer Unternehmensbeschreibung hieß, „nicht, wie üblich, aus Abfällen und Hadern, sondern aus sehr feinen, reinen und ungebrauchten Faserstoffen hergestellt, ein Vorzug, der dieser Marke in der ganzen Welt eine außerordentliche Popularität verschafft hat.“

Dieses edle Rohmaterial für die Fabrik in Wien ist per Bahn direkt aus Paris geliefert worden. Abadie war nicht nur wegen seiner Qualität sehr bekannt, sondern auch wegen seiner Werbeaktionen. „Ob Nobel- oder Lumpenball – rauch Abadie auf jeden Fall“ hat es damals in einer Werbung geheißen. Und den Produkten waren über viele Jahre Sammelbildchen beigelegt. „Flaggen und Wappen der Welt“ war etwa eine Serie, die gesammelt und in Alben eingeklebt werden konnten. Und natürlich getauscht. Oder Burgen und Schlösser. Derartige Serien gab es viele. Oder Sportbildchen. Sport wurde bei Abadie sehr groß geschrieben – gab es doch auch den Werksportverein Axa Abadie, der am Nothnagelplatz beim Wasserturm spielte. Wie die Produktion bei Abadie damals abgelaufen ist, darüber geben Fotos auf der Informationstafel in der Davidgasse 92 Auskunft.

1938 wurde die Firma als jüdisches Eigentum „arisiert“ und einer den Nazis genehmen Verwaltung unterstellt. Was, neben Heller, auch bei der Schreibwarenfabrik Reiss der Fall war. Gearbeitet wurde bei Abadie auch während des Zweiten Weltkriegs, wobei ein Teil der Produktion direkt an die Front geliefert wurde. Auch Papierservietten und WC-Papier wurden hier hergestellt.

Ein Bombentreffer im Frühjahr 1945 richtete erheblichen Schaden am Gebäude an. Nach dem Wiederaufbau der Fabrik wurde erneut mit der Produktion von Zigarettenpapier begonnen, welche bis in die siebziger Jahre aufrecht erhalten werden konnte. 1972 wurde die Fabrik von den Austria Tabakwerken übernommen und nach Niederösterreich übersiedelt.

In den folgenden Jahren schlugen zahlreiche Firmen hier ihr Quartier auf: Regenschirme und Strümpfe wurden hier erzeugt. Daneben wurden die Hallen als Lagerräume genutzt. Schließlich bezog in den 1980er Jahren ein Supermarkt einen Teil des Gebäudes.