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Quelle: Wiener Stadt- und Landesbibliothek
(Hervorhebungen durch Fritz Endl)

„Wiener Zeitung“ (Abend) 28.2.1901
„Das erste vom Verein „Lucina“ errichtete Wöchnerinnenheim ist nun bereit, Patientinnen aufzunehmen.....Wenn man so durch das Gebäude geleitet wird, bleibt das Gefühl nicht aus, dass hier der öffentlichen Wohltätigkeit eine gute, schöne That geleistet wurde....so sollte dieser bescheidene Anfang in unserer Stadt die größte Aufmunterung und, was wichtiger ist, - Unterstützung finden. Es ist gelungen, ein allen hygienischen Anforderungen entsprechendes Haus zu errichten, nun aber sollte die allgemeinde Mildherzigkeit für die Fortführung und Entwicklung ihr Scherflein beitragen.“

„Neues Wiener Tagblatt“ 2.3.1901
„Recht weit draußen in einer Parallelgasse der Triester Reichsstraße, wo der beengende Schwaden der Großstadt sich noch in einer Art frischerer Landluft zu verlieren scheint, steht eine neue, einstöckige Villa, die sich in ihrem einfach vornehmen Baustyl auf dem rauen Ansiedlungsboden dieses entlegenen Stadttheiles fast wie ein Fremdling ausnimmt.....Denn durch den Bau dieses Hauses hat der Verein „Lucina“ eine bedeutende, für Oesterreich neue Humanitätsidee verwirklicht.......Vielleicht weiß es der Leser dieser Zeilen nicht, dass gegenwärtig in unserem Vaterlande alljährlich immer noch tausende von Frauen dem Fieber des Wochenbettes erliegen und nur aus dem Grunde, weil bei ihnen die nöthige hygienische Vorsicht und Pflege nicht vorhanden sind.....Das den Namen der Kaiserin Elisabeth tragende Asyl...bietet seine wohleingerichteten Räume den armen Frauen sowohl zur Zeit der Niederkunft als bis zur vollendeten Pflege dar und präsentirt sich da zugleich als Schule für diejenigen Frauen und Mädchen, welche gewillt sind, sich der Wochenpflege berufsmäßig zu widmen. Der Anfang wurde freilich nur mit einem Belegraum für zwanzig Betten gemacht, welche theils einzeln in überaus netten Separatzimmern, theils zu vier in luftigen, großen Sälen stehen. Aber es ist ein musterhafter, aufmunternder Anfang ! Alles schaut so freundlich aus !.....

Unter solcher Sorgfalt, behütet von den Argusaugen der Wissenschaft, von guten Aerzten und geschickten Pflegerinnen, werden die armen Frauen, die hier Aufnahme finden, jenen zahlreichen Gefahren entgehen, denen ihre während der Niederkunft auf die Dornen der Noth gebetteten Mitschwestern ausgesetzt sind.....es ist jetzt Wirklichkeit geworden, was anfangs kaum eine vage Idee war, eine beispielgebende Wirklichkeit, welche in den Frauen Wiens gewiß das Bedürfnis erwecken wird, dieser Schöpfung...ihre Aufmerksamkeit und ihre Mithilfe zu widmen. Das edelmüthige Unternehmen braucht und verdient viel,sehr viel Unterstützung gez. R.Franceschini

„Neues Wiener Tagblatt“ 11.3.1901
„Tagesbericht. Das neue Wöchnerinnenheim „Lucina“. (Besuch des Kaisers) In Anwesenheit des Kaisers ist gestern Vormittags das Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim des Vereins „Lucina“ in Favoriten, Knöllgasse 22/24 eröffnet worden....“

„Neues Wiener Tagblatt“ 1905
Max Winter: aus „Ein Besuch im Wöchnerinnenheim“:

„In der Knöllgasse in Favoriten, abseits von der Triester Reichsstraße, über die zur Zeit der Bausaison Ziegelwagen um Ziegelwagen von abgemagerten Gäulen hereingeschleppt wird, befindet sich das Wöchnerinnenheim des Vereins „Lucina“, das bedürftigen Ehefrauen zur Zeit der Niederkunft und des Wochenbettes Aufnahme und Verpflegung gewährt und gleichzeitig Frauen und Mädchen zu geübten Pflegerinnen heranbildet....Das Wöchnerinnenheim ist eine Musteranstalt im kleinen. Mit seinen zwanzig Betten Belegraum kann es natürlich nicht entfernt dem Massenansturm genügen. Es ist nur ein bescheidener Anfang, eine Illustration etwa, wie es sein sollte und in einer vernünftigen Gesellschaft auch wäre, in einer Gesellschaft, in der die öffentlichen Gewalten es nicht der immer unzulänglichen Privatwohltätigkeiten überlassen, jene Wohlfahrtseinrichtungen zu schaffen, die zu errichten die Pflicht der öffentlichen Gewalten, insbesondere der Verwaltung der Millionenstadt wäre..... ....Die wohlhabenden Frauen, die den Bettelsack für dieses Heim schwingen, besorgen auch die Erhebungen über die Lebensschicksale der Bewerberinnen. Was sie da sehen und in den Fragebogen niedergelegt haben, gibt einen tiefen Einblick in das soziale Elend dieser Familien.

Blättern wir in den Auskunftsbogen!... Wie kann ein Cabskutscher mit 14 Kronen Wochenlohn seine Frau und seine fünf Kinder ernähren und die Entbindungskosten für das sechste Kind bestreiten ? Gar nicht. Er ist auf die öffentliche Hilfe angewiesen. Wo soll die Mutter niederkommen, da sie ihr Bett doch mit zwei Kindern theilt ?..... Bei den Wöchnerinnen: Der Anstaltsleiter führt mich dann in die Wochenräume. Da liegen sie, die blassen Frauen mit den gelblichen Gesichtern, regungslos in ihren sauberen Betten, und zu ihren Füßen liegen in blauausgeschlagenen Netzkörben die künftigen Mehrer des Elends, die Neugeborenen, sorgfältig beobachtet und behütet von den Pflegerinnen, die lautlos ihres Amtes walten.....“