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Nachhilfe für Eltern und Kinder

von Güler Alkan im Online-Forum "dastandard.at" am 24. Februar 2010

Das Phönix-Institut hat sich auf Nachhilfe und Nachmittagsbetreuung für Kinder türkischer Migranten spezialisiert.

Fördert die spezielle Ausrichtung des Angebots nicht die Abgrenzung der SchülerInnen?

Andreas Kucera, stellvertretender Obmann des Phönix-Instituts, ist über diese Frage verärgert. Schließlich beruhe die Gründung des Instituts auf der großen Nachfrage türkischer und österreichischer Eltern nach kostengünstiger Nachhilfe. Er betont, dass der gemeinnützige Verein nicht nur Nachhilfe und Nachmittagsbetreuung anbiete, sondern auch Beratung in Schul- und Erziehungsfragen.

"Kinder bleiben über"

Kucera spricht von den speziellen Bedürfnissen der türkischen Community in punkto Bildungsfragen, da sich die Eltern und Schüler vom Schulsystem benachteiligt fühlen würden. Es gäbe Stellen im Schulsystem, an denen die Kinder nicht mehr weiterkommen, fährt er fort. Die generell große Nachfrage an Nachhilfe sieht er implizit als Kritikpunkt des Bildungssystems, denn die "Kinder bleiben über". Der stellvertretende Obmann sträubt sich auch entschieden gegen das gängige Klischee, dass für türkische Eltern Bildung keinen hohen Wert habe. Denn dann würde man die Kinder ja nicht zur Nachhilfe schicken und viel Geld dafür ausgeben, so Kucera.

Nachhilfe für Eltern

Den Eltern wird bei Phönix auch Nachhilfe erteilt. Es gibt Deutschkurse und eine "Elternschule" zu Themen wie Erziehung und richtiger Unterstützung beim Lernen. Laut Kucera hängt der Lernerfolg von mehreren Komponenten ab, eine davon ist Förderung in der Familie. "Wenn die Kinder nicht sehen, dass die Eltern lesen, wie sollen sie selber dazu angespornt werden?" Daher gibt es auch so genannte "Elternbesuche" bei den Familien zuhause. Hier werden die SchülerInnen vom Nachhilfepersonal und den LernbetreuerInnen besucht, um zusammmen mit den Eltern über Erwartungen und Ziele zu sprechen. Diese Hausbesuche decken auch so manche Ursachen für Lernschwächen auf: Wenn es sich beispielsweise um eine kleine Wohnung handelt, wo das Kind keinen Platz zum Lernen hat oder den ganzen Tag der Fernseher oder Computer läuft, was sich negativ auf die Konzentration auswirkt.

Wertevermittlung

Die Vermittlung von Werten wird bei Phönix großgeschrieben. In Insider-Kreisen gilt das Institut sogar als religiös-konservativ. Der stellvertretende Obmann Kucera will davon nichts wissen, man sei lediglich "neutral bzw. leicht-religiös". Es gehe nicht um die "religiöse Schiene", im Vordergrund stehe die Bildung. Was hat aber die angestrebte Verbesserung des Lernerfolgs mit "Vermittlung von Werten" zu tun? Kucera bleibt eine klare Antwort schuldig und erwähnt die Wichtigkeit der Identifikation mit der eigenen Kultur. Oft gehen Konflikte innerhalb der Familie mit der Angst vor Werteverlust einher, erklärt er. Bei solchen Konflikten, die sich negativ auf den Lernerfolg auswirken können, wolle das Institut vermitteln und zu Lösungen beitragen.