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Präventive Besuche könnnen die Pflegebedürftigkeit vermeiden. Dir. Rieder von der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Mistelbach unterlegt diese Aussage in einem Artikel.

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Pflegeprävention - eine neue Aufgabe für Pflegeberufe!   
'Drei Beispiele' spiegeln neben den oben angeführten Trainings die Möglichkeiten wieder:   
Dänemark   
Schweiz   
Deutschland   
Zusammenfassung   

Pflegeprävention - eine neue Aufgabe für Pflegeberufe!    

So lange wie möglich selbstbestimmt und eigenständig in der gewohnten Umgebung zu leben, dies ist der Wunsch vieler älterer Menschen. Diese Situation aufrecht zu erhalten, auch dann wenn alters- und krankheitsbedingte Einschränkungen auftreten, ist das Ziel vieler Betagten. Dieser Wunsch, selbstständig zu leben, spiegelt sich in Studien zur Lebensqualität und Lebenssituation Älterer wieder. Gesundheit und die Möglichkeit in den eigenen vier Wänden zu leben beeinflussen die subjektiv empfundene Lebensqualität. Eine Möglichkeit, diesem Wunsch nachzukommen liegt in der Pflegeprävention.

Prof. Dr. Oswald von der Universität Erlangen-Nürnberg fordert: Wir müssen, die Präventionsmaßnahmen stärker in den Mittelpunkt stellen damit die fehlenden Pflegeressourcen aufgefangen werden können. Der demographische Wandel zwingt, dass wir körperlich und geistig aktiv bleiben müssen. Hilfe zur Selbsthilfe, es bleibt keine andere Wahl. Seit 15 Jahren wird sein entwickeltes Konzept SimA? (Selb-ständigkeit im Alter) erfolgreich umgesetzt. Drei Säulen fördern die Selbständigkeit und die Lebensqualität der Menschen: Gedächtnistraining, Bewegungstraining, und das Training von alltagsbezogenen Fähigkeiten. In vielen Orten der Österreichs wird sein Konzept erfolgreich umgesetzt. In den westlichen Bundesländer, bekannt als SelbA? (Selbständigkeit im Alter), wird es von politischer Seite gefördert und umge-setzt worden. In den östlichen Bundesländer ist es über das kirchliche Bildungswerk (LIMA), ergänzt um eine vierte Säule: Glaubens- Lebens- und Sinnfragen, erweitert worden und gut etabliert. Immer mehr Bürgermeister schenken den Jubilaren bei runden Geburtstagen Gutscheine für die Teilnahme an diesen Programmen. Diese Trainingsangebote stellen eine wirksame Präventionsmaßnahme für Menschen ab 50 zur Aufrechterhaltung von Selbständigkeit und Lebensqualität dar. Wer täglich Gedächtnis und Psychomotorik 15 Minuten trainiert bleibt länger gesund, selbständig und schützt sich stärker vor dementiellen Veränderungen. Das gilt auch für Bewohner von Langzeiteinrichtungen.

Pflegeprävention ist heute weder als eigenständige Begrifflichkeit noch als Konzept verbreitet. Pflege und Prävention werden im traditionellen Verständnis als unter-schiedliche aufeinander nachfolgende Strategien der Gesundheitsarbeit betrachtet. Prävention wird der Gesundheiterhaltung des Menschen zugeordnet, Pflege hingegen mit der Umsorgung von Kranken und Hilfsbedürftigen verbunden.

Das Eintreten von Pflegebedürftigkeit scheint für viele Menschen immer noch ein nicht beeinflussbarer Schicksalsschlag zu sein. Die präventiven Möglichkeiten in diesem Bereich werden sowohl von Experten als auch von Laien unterschätzt.

Internationale Forschungsergebnisse weisen seit 20 Jahren darauf hin, dass Pflege-bedürftigkeit durch präventive und rehabilitative Maßnahmen verhindert, hinaus-zögert, sowie abgemildert werden kann. Für die heute vorherrschenden chronischen und degenerativen Erkrankungen, wie den Umgang mit Pflegebedürftigkeit, geht es jeweils um die angemessene pflegerisch-therapeutische Strategie, d. h. Pflegefachkräfte müssen über ein entsprechendes Repertoire an Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen. Damit kann über den sekundär und tertiärpräventiven Aufgabenbereich hinaus die Pflegelandschaft ver-ändert werden. Gemeindebezogene Primärprävention existiert praktisch noch nicht.

'Drei Beispiele' spiegeln neben den oben angeführten Trainings die Möglichkeiten wieder:    

Dänemark    

•Seit 1996 gibt es eine gesetzliche Grundlage über den „vorbeugenden Haus-besuch“ durch eine Gesundheits- und Krankenschwester bei Menschen, die älter als 75 Jahre sind. Die Gemeinden haben dafür zu sorgen, dass jedem Einwohner, der zu dieser Gruppe zählt, diese Hausbesuche angeboten werden. Das Gesetz war zustande gekommen, nachdem eine Studie festgestellt hatte, dass aufgrund dieser Hausbesuche weniger Menschen starben und weniger in ein Krankenhaus oder in ein Altersheim eingeliefert werden mussten. Über zeugende Bücher und Videos über diese Modell rbachte einen politischen Erfolg. Auf etwa 2500 bis 5000 Einwohner kommt eine Kollegin, die sich ausschließ-lich dieser Aufgabe widmet. Zum 75. Geburtstag lädt ein freundlicher Brief zu diesem Angebot ein. Nahezu 85 % der angeschriebenen Frauen und Männer wollen von dem Besuchsdienst Gebrauch machen. Neben dem Aufbau eines Vertrauensverhältnisses gilt es die Ressourcen zu erfassen, zu stärken und Problembereiche zu eruieren und entsprechende Interventionen einzuleiten.

Schweiz    

•Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Bern und Los Angeles konnte zeigen, dass die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit im Alter möglich ist. Eine neu erprobte Kombination von präventiven Hausbesuchen mit spezifischen geriatrischen Abklärungen führt innerhalb von drei Jahren zu einer Halbierung der Einweisungen in Pflegeheime und zu mehr Selbst- ständigkeit. Gezielte Interventionen erfolgten bevor chronische Krankheiten zu definitiver Pflegebedürftigkeit führten. Es zeigte sich, dass neben klar be- nennbaren somatischen Problemen oft nicht klar trennbare seelische Probleme oder belastende Fragen der Lebensgestaltung sind, welche das Befinden der älteren Menschen beeinträchtigen, vorliegen. Wo der Leidensdruck größer wird und wo der alte Mensch in seinen Lebensaktivitäten von Problemen betroffen ist, wird die Motivation größer solche Besuche aufzunehmen. Um die Informationen zu analysieren und um den Empfehlungsplan zu erarbeiten erhöht die Zusammenarbeit mit weiteren Fachpersonen den Erfolg des Unter-nehmens. In regelmäßigen Quartalsbesuchen verhandelt nun die Gesundheits-schwester die Empfehlungen mit ihren Klienten, deren individuelle Voraus-setzungen die Beratungsziele beeinflussen. * Studie

Deutschland    

  • Eine Machbarkeitsstudie der Universität München zeigt, dass sich auch bei älteren Menschen präventive Hausbesuche sowohl gesundheitlich als auch finanziell auszahlen. Grundlage für die präventiven Hausbesuche in der Machbarkeitsstudie bildet ein multidimensionales geriatrisches Assessment, mit dem in einer strukturierten Erhebung medizinische, funktionelle, psychische und soziale Probleme oder Schwachstellen der älteren Menschen dargestellt und darüber hinaus auch die Ressourcen und die Umgebungssituation mit erfasst werden.
Im Einzelnen sind folgende Dimensionen berücksichtigt: + funktionell + psychisch-mental + Soziale Umgebungsfaktoren + kulturell + medizinische Betreuung/Hilfen + individuelle medizinische Diagnosen + Selbsteinschätzung


Zusammenfassung    

Zusammenfassend lassen sich aus der durchgeführten Studien folgende Erfahrungen und Kriterien ableiten:

    • Eine von Vertrauen geprägte Beziehung zwischen Beraterin und Beratenem muss gewährleistet sein.
    • Der Gesundheitszustand der betroffenen Zielgruppe muss multidimensional erfasst werden.
    • Die Besuche müssen über einen längeren Zeitraum mindestens neun Besuche z.B.: vierteljährlich) wiederholt werden.
    • Die Erfassung und Durchführung muss durch eine qualifizierte Fachkraft gewährleistet sein und das gesamte Verfahren sollte mit einer geriatrischen Betreuung erfolgen.
    • Es hat sich gezeigt, dass die Maßnahme vor allem in der Altersgruppe älter als 75 Jahre ökonomisch erfolgreich ist, dh. bei Menschen, die noch gute Funktionen nachweisen und noch nicht pflegebedürftig sind.
    • Darüber hinaus ist eine Einbettung in bestehende Strukturen, insbesondere die Miteinbeziehung des Hausarztes, zu empfehlen.
Die Herausforderung in der Beratung besteht für die Beraterinnen darin, die Teilnehmer für mögliche künftige Probleme zu sensibilisieren, sie zu moti-vieren Bekanntes zu verlassen und sich in den unbequemen Prozess der Ver- änderung zu begeben. Folgt man diesen Empfehlungen so lässt sich in dieser Studie einer von drei Pflegesituation vermeiden. Das Einsparungspotential beträgt zwischen 4,6 und 11,9 Millionen Euro pro Jahr bei 200 potentiell vermiedenen pflegebedürftigen Personen am Beispiel der Stadt München.

Derzeit gibt es folgende Bildungsangebote zu dem Thema in Deutschland:

  • Lehrstuhl familienorientierte und gemeindenahe Pflege in Witten/Herdecke
  • Berufsbegleitende Ausbildung zur Family-Health-Nurse in München
Dass der Bedarf an Pflegeleistung steigen wird, ist unbestritten. Wie diesem wachsenden Bedarf an Pflegeleistungen begegnet werden kann, ist allerdings fraglich. Bedarfsgerechte Versorgung ist mehr als ein ausreichendes mengenmäßiges Versorgungsangebot. Bedarfsgerechte Versorgung hat neben der quantitativen auch eine qualitative Komponente. Die Art der Bereitstellung muss dem allgemeinen fachlichen Wissens und Könnens genügen und zwar in therapeutischer als auch ökonomischer Hinsicht. Wir geben fast kein Geld aus um Stürze zu vermeiden und wir Zahlen phantastische Summe für die dann fälligen Oberschenkelhals-Operation. Eine Reihe von vorbildhaften Einrichtungen im stationären akut-geriatrischen wie im ambulanten Bereich zeigen den Weg. Mobile Assessmentteams, welche die Zuweisungspraxis stationärer Zuweiser regeln, sind, neben geriatrischen Tages-kliniken, eine weitere Form einer adäquaten Begegnung dieser Herausforderung. Der Österreichische Krankenanstaltenplan 1999 sieht dabei unter anderem 2000 Betten an 57 Standorten in Österreich für den Bereich der Akutgeriatrie und Remobilisation vor. Parallel dazu erscheint es wichtig, Initiativen zu setzen, die der Selbstbestimmtheit und der Lebensqualität der älteren Menschen unseres Landes durch oben angeführte Beispiele noch mehr gerecht werden. Dass damit neben der immateriellen auch der ökonomischen Situation Rechnung getragen wird, sollte eine Einführung von präventiven Hausbesuchen begünstigen und erleichtern.


Johannes Rieder, DGKP Direktor Gesundheits- und Krankenpflegeschule Mistelbach Fachkraft für Gerontologische Pflege Landesklinikum Weinviertel Mistelbach/Gänserndorf johannes.rieder@mistelbach.lknoe.at

Arm, F. (1995): Gesundheitsschwestern sorgen für „zwäge“ alte Menschen Krankenpflege 12/95 Soins Infirmes SBK S. 62-63

Dapp U. (2004): Gesundheitsförderung und Prävention Foliensatz www.albertinen.de

Gebert A, Schreitl K. (2005): mobil – das Projekt zur Erhaltung von Selbständigkeit im Alter Pflege aktuell November 2005 S. 592 – 595

KrankenPflege? Journal 27 (1999) S. 287

Manstetten, A. Wildner M. (2002): Prävention hat keine Altersgrenze Pflege aktuell Dezember 2002 S. 672-676

Maier-Baumgartner, HP., Anders, J., Dapp. U. (2005): Präventive Hausbesuche Gesundheitsberatung für ein erfolgreiches Altern – als Arbeitsfeld für Pflegekräfte Forschungsbericht mit beiliegendem Curriculum, Vincentz Verlag 307

Schmidl, H. (2000): Österreichischer Krankenanstaltenplan, Akutgeriatrie im ÖKAP ManageMed? 2/2002 S. 14-17

Ströbel, A. (2002): Pflegeprävention: Erste Erkenntnisse aus dem laufenden Projekt Perspektiven 1/2002 S. 4 www.dip-home.de

Ströbl A. (2003): Pflegerische Ansätze zur Verringerung er Pflegebedürftigkeit Pflege aktuell Dezember 2003 S. 651 – 654

  • ) Schmocker, H., Oggier, W., Stuck, A. (2000):
Gesundheitsförderung im Alter durch präventive Hausbesuche – Ein neues Betreuungsmodell aus pflegerischer, geriatrischer und ökonomischer Sicht, Schriftenreihe der SGGP No 62, 2000

    • ) Machbarkeitsstudie 2002
„Prävention im Alter – geriatrisch fundierte Hausbesuche“ des Bayrischen Forschungs- und Aktionsverbundes Public Health an der Ludwig Maximilian Universität München, ist zu beziehen bei: Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, Klaus Hehl T 089/233 249 11 oder Implerstraße 9, 81371 München astrid.manstetten@lmu.de

www.sima.geronto.de vom 14.1.2006 www.bildungswerk.at/lima vom 14. 1. 2006


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