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Die Rehabilitation verfolgt das Ziel der Wiedereingliederung von kranken und älteren Menschen.
Geriatriezentrum am Wienerwald (GZW)

Seit mehr als zehn Jahren wird im Geriatriezentrum am Wienerwald (GZW) bei neu aufgenommenen Patienten ein geriatrisches Assessment nach dem „Wiener Modell“ durchgeführt. Fixe Bestandteile des Assessments sind neben einer medizinischen und einer gezielten strukturierten geriatrischen Anamnese das Erfassen von klinischem Status, Mobilität und Sturzgefährdung sowie Selbsthilfestatus und sozialer Situation.Auch das Screening nach Anzeichen von Demenz oder Depression zählt zum Programm.“Der Zeitaufwand für ein solches komplettes Assessment beläuft sich je nach Leistungsfähigkeit des Patienten auf ein bis zwei Halbtage“, erklärt Prim. Dr. Ulrike Sommeregger von der 7.Medizinischen Abteilung mit Aufnahmestation und Akutgeriatrie. Die Bereitschaft der Stationsteams zur Mitarbeit sei mittlerweile sehr hoch: „Es ist wie beim Erlernen einer Fremdsprache: Nach einer herausfordernden Anlaufphase läuft der gut eingespielte Prozess fast von selbst.“

Erfolge

Dass sich der Zusatzaufwand lohnt, zeigte schon die erste Analyse: So konnte durch das multidimensionale Vorgehen die Entlassungsfrequenz am GZW um knapp 40 Prozent gesteigert werden. „Im Durchschnitt können heute zwischen 15 und 25 Prozent der Patienten wieder nach Hause entlassen werden.“ Mit Hilfe des geriatrischen Assessments gelinge es zudem, Fehlplatzierungen von Patienten zu verhindern. Ein Beispiel ist die unerkannte und unbehandelte Depression: „Sie kann leicht zu einer Einweisung in eine Pflegeeinrichtung führen,weil der Patient das Gefühl hat, er kann sich selbst nicht mehr versorgen. In Wirklichkeit kann er aber alles, es fehlt im lediglich der Antrieb.“ Auch komplexere Fragestellungen können mit dem Assessment leichter abgeklärt werden. „Punkt für Punkt werden alle relevanten Dimensionen überprüft und geschaut, wo noch Verbesserungs- oder Kompensationsmöglichkeiten vorhanden sind“, erklärt Sommeregger.

Gemeinsame Standards

Eine Arbeitsgruppe der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG) unter der Leitung Sommereggers hat nun eine Empfehlung für ein stationäres Basis-Assessment erarbeitet, das künftig österreichweit als Leitlinie für alle Akutgeriatrien dienen soll. „In Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales Wien ist außerdem daran gedacht, auch bei Begutachtungen für Pflegeplatzbewerber nach diesem Konzept vorzugehen“, berichtet Sommeregger. Als Vorbild diente unter anderem die Empfehlung der deutschen Arbeitsgruppe für Geriatrisches Assessment (AGAST) und das Vorgehen der Schweizer Geriatrieexperten. Wie eine aktuelle Anfrage der heimischen Arbeitsgruppe zeigt, finden sich an deutschen Abteilungen mittlerweile grundlegende Übereinstimmungen beim geriatrischen Assessment,wenn auch lokale Schwerpunkte bestehen. „Für eine Rehabilitationsklinik stehen natürlich andere Verfahren im Vordergrund als etwa für eine Langzeitpflegeeinrichtung oder eine primärversorgende Akutgeriatrie. Eine grundsätzliche Übereinstimmung in den wesentlichen Punkten gibt es allerdings.“

Eine weit gehende Standardisierung des geriatrischen Assessments biete laut Sommeregger große Vorteile: „Sie erlaubt die Vergleichbarkeit der Ergebnisse und eine bessere Langzeitbeobachtung: Wenn wir etwa wissen wollen, wie sich einzelne Faktoren auf den Betreuungsbedarf, nachfolgende Hospitalisierungen oder in letzter Konsequenz auf die Lebenserwartung auswirken, dann müssen wir dies auch an denselben Parametern messen.“

Evaluation

Für einige geriatrische Parameter gibt es bislang jedoch noch nicht genügend evaluierte Instrumente, gibt Sommeregger zu bedenken: „Zunehmend zeigt sich, dass das Konzept der ,Frailty‘ ganz wesentlich im Alterungsprozess ist.“ Bislang wird dieser Faktor aber noch nicht routinemäßig erfasst, da die entsprechenden Messinstrumente fehlen. Gut evaluiert sind dagegen zum geriatrischen Assessment zählende Erhebungsinstrumente wie Gangsicherheit oder die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL). Für die meisten Parameter gibt es auch bereits Referenzwerte, die an einer Population rüstiger und selbstständiger älterer Menschen erhoben wurden.“Beim Timed-Up-and-Go-Test etwa zeigen sich ganz deutliche Unterschiede: Zu Hause lebende Personen erzielen Durchschnittswerte bis zwölf Sekunden, Heimbewohner liegen etwa um 20 Sekunden. Bei stationär aufgenommenen Patienten finden wir mitunter noch wesentlich höhere Werte“, erklärt Sommeregger.

Schwerpunkte

Aber nicht bei jedem Patienten ist es erforderlich, alle Parameter zu erheben: „Wenn jemand seit langem pflegebedürftig und die Betreuungssituation stabil ist, dann ist sicher kein komplettes Assessment nötig, sondern lediglich die medizinische Behandlung der akuten Erkrankung wie zum Beispiel Brechdurchfall oder Pneumonie“, erläutert Sommeregger. Doch für die geriatrischen Teams heißt es stets,Augen und Ohren offen zu halten, um nicht eine Überforderung der häuslichen Pflegesituation zu übersehen. Auch rüstige alte Patienten profitieren von einem vollständigen Assessment nicht wesentlich; erste Anzeichen einer beginnenden Demenz oder eine Inkontinenz sollte man dennoch entdecken. „Dazu genügen aber durchaus einzelne kurze Tests, um diese Fragestellung abzuklären.“ Auch Essgewohnheiten sollten routinemäßig abgefragt werden. „Solche Fragen erfordern nur einen geringen Aufwand und können unter Umständen auf beginnende Schwierigkeiten hindeuten, die im Lauf der Zeit zu Mangelernährung führen können“, meint Sommeregger. Es komme eben darauf an, die individuelle Situation der Patienten zu erfassen und die richtigen Fragen zu stellen.

Mobile Einheit

Ein erfahrenes Assessment-Team des GZW - bestehend aus Arzt und Pflegeperson - übernimmt es seit rund zehn Jahren auch, am benachbarten Lainzer Krankenhaus sowie an zwei weiteren Wiener Großspitälern (Wilhelminenspital, Kaiser-Franz-Josef- Spital) bei jenen Patienten ein geriatrisches Assessment durchzuführen, die einen Antrag auf Procuration gestellt haben. „Die Häuser werden im Durchschnitt einmal pro Woche von diesem Team besucht“, berichtet Sommeregger.Der große Vorteil der mobilen Einheit liegt in der Kommunikation mit den Stationsteams vor Ort. „Viele Befunde und Informationen sind zum Teil schon vorhanden und müssen dann nicht neu erhoben werden.“ Auch Beobachtungen von jeweiligen Stationsteams können in der Gesamtschau berücksichtigt werden. „Letztendlich gelingt es uns damit, die Wartelisten für die Langzeitpflege besser zu koordinieren.“ Oberstes Ziel bleibt es, jene Patienten zu finden, denen nach umfassender Rehabilitation wieder ein möglichst selbstständiges Leben im eigenen Heim ermöglicht werden kann.

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