siehe auch die eher analytische Seite GründeFürGlobaleDörfer, und die Seite zur Diskussion dieses Entwurfs, auf der schon viele Gedanken für die nächste Fassung stehen.
Unser Leben hat auch und vielleicht vor allem den Sinn, Landschaft zu bewahren - die Schönheit des Planeten in dem wir wohnen. Wir können uns nicht von der Natur zurückziehen und sie verwildern lassen: dazu greifen wir schon längst viel zu tief in den Haushalt des Planeten ein. Also müssen wir hinausgehen aus unseren Städten und mit den Pflanzen und Tieren eine neue Gemeinschaft begründen - im Wissen darum, daß dies überall auf der Welt gleichzeitig geschieht. Wir haben nichts anzubieten als unser Wissen und unsere Fähigkeit zu lernen - vor allem aus unseren Fehlern. [/Diskussion]
Der Geist hat sich in den Städten befreit von der Einseitigkeit, er hat die hundertausenden Möglichkeiten des menschlichen Daseins zu begreifen gelernt; jetzt ist er hungrig diese auch zu gestalten und nicht in einem grauen Brei zu ertrinken: dies aber bedingt Rückkehr zur Dörflichkeit. Jedes Globale Dorf ist eine Inkarnation einer solch gewußten Gestaltung menschlichen Daseins; keines gleicht dem anderen, und jedes hat auch einen genius loci. Dieser manifestiert sich im Raum, in der Architektur, in tausend Farben und Formen.
Wir können dieses Zugehen auf die Natur im Geiste der menschlichen Selbstentfaltung nur in mehr oder weniger kohärenter Gemeinschaftlichkeit bewältigen; die Familie und das Individuum war und ist niemals die einzige Realität menschlicher Gemeinschaft. Im Globalen Dorf ist keiner überflüssig und anonym, es sei denn es wird ausdrücklich so gewollt. Jede und Jeder ist wichtig und hat eine Stimme, und in dieser Stimme spricht ein Teil eines organischen Ganzen. Auch wenn globale Dörfer sich zu größeren Einheiten verbinden - oder sich innerhalb von Städten entwickeln - werden sie das Wissen bewahren, daß es ein "zu klein" und ein "zu groß" gibt für diese menschliche Kommunikation.
Das globale Dorf stellt die dörfliche Kompetenz des Lebensproduzierens wieder her. Dies geschieht auf der Grundlage einer entwickelten Automationstechnologie. Automation bedeutet Autonomie. Die Industrien haben die Grundlage geschaffen, die Produktion wieder an die Peripherie zu verlagern, indem sie Intelligenz in den Werkzeugen verkörpern. Sie werden uns weiterhin dienen, aber zunehmend weniger durch arglistige Gestaltung ihrer Produkte beherrschen. Dafür spricht, daß die sich Entwicklung der industriellen Produkte selbst vergesellschaftet: Open Source.
Die in den Produkten verkörperte Intelligenz ist eine lebendige Intelligenz: sie ist kollektiver Geist, der sich in Bildern, Begriffen und Modellen äußert, die ständig verbessert, infragegestellt und ausgetauscht werden. Ein breitbandiger und feinkörniger Zugang zu dieser globalen Sphäre der Arbeit, Bildung, Heilung, des Spiels und der Kreation, ein universeller telematischer Zugang mit universellen Realisationsmöglichkeiten ist der Kern eines globalen Dorfes. Man könnte diesen Kern mit einer Bibliothek vergleichen, die auf jede Frage, die im lokalen Lebenskontext auftaucht, eine Antwort zu geben imstande ist.
Um diesen Zugang herum leben und wohnen und arbeiten Menschen, die einander gerade aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit bedürfen und achten; während die einen in globale geistige Produktionszusammenhänge einbezogen sind, arbeiten die anderen an der Gestaltung der lokalen Lebenssphäre. Wir müssen mit der richtigen Mischung experimentieren und mit den Formen des Austausches und der Zusammenarbeit, die die Bewohner des globalen Dorfes verbindet.
Die Manifestation der kulturellen Eigenart und die räumliche Gestaltung des Lebens stehen unter dem Primat der Nachhaltigkeit; Lokale und nachwachsende Ressourcen haben den Vorrang gegenüber herkömmlichen Verbrauchsschemata. So entwickeln sich auch unsere Siedlungsformen zu lebenden Organismen, die sich an Lebensgemeinschaften evolutionär anpassen. Einige werden sich bewegen wie die Tiere, schwimmende, fahrende und fliegende Dörfer sein, die allermeisten jedoch werden sich dem Paradigma der Pflanze annähern. Gemeinsam werden sie größere Lebensgemeinschaften von regionaler, nationaler oder kontinentaler Dimension bilden und stets wird der globale Bezugsrahmen an Bedeutung gewinnen.
Jedes Globale Dorf ist ein lebendiger Ort des Lernens und Experimentierens. Was sich in einer lokalen Sphäre bewährt, muß zwar woanders noch nicht genauso gutgehen, doch ist die Kenntnis von solchen kulturellen Mustern mehr als die Kenntnis technischer und sozialer Möglichkeiten. Erst in der Interaktion mit vielen anderen Elementen eines Natur-, Kultur- und Siedlungssystems zeigt sich die Wahrheit jedes einzelnen Elements, jedes einzelnen Verfahrens. Und für alles und für jeden gibt es den richtigen Platz, in dem es diese seine Wahrheit manifestieren kann. Das permanente Spiel mit diesen Möglichkeiten, die Verhandlung, die Verbesserung, der kreative Neubeginn ist ein zugleich kunstvolles und konstitutives Merkmal der globalen Dörfer.