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Franz Nahrada / Thesen Zum Zeitgeist Movement /
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Feedback von HelmutLeitner

Deinen neuen Text zum Zeitgeist-Movement finde ich über weite Strecken exzellent.

Nur P.M. und seiner bolo-Vorstellung stehst du nach wie vor total unkritisch gegenüber. Seine Engführungen sind schlimmer als die kreisrunden versorgungsopimierten Städte. Seine Bolos sind themenspezialisierte Heimaten (z. B. ein Italo-Bolo, das sich selbstversorgerisch auf Tomaten, Zwiebeln und Nudeln spezialisiert). Denke dir, dass du in so etwas hineingeboren und hineinverortet wirst, und es entsteht ein Albtraum. -- lg Helmut

siehe auch: BoloBolo

Feedback Michael Bockhorni

naja es ist wirklich schwierig den richtigen weg zum totalen, radikalen umbau der gesellschaft zu finden. ich denke auch, dass kein besserwisserisches ein-lösungsmodell taugt und dass das "umbruchsleid" nicht zu vergessen ist, dass eine fehlerfreundlichkeit im transitionsprozess wichtig ist (d.h. veränderungen auch wieder revidiert werden können, nicht zu groß sind und all die anderen sachen, die wir aus der ökolgie kennen). aber dennoch "packen wir's an" begleitet von einer respektvollen und kritischen diskussion. (bin noch nicht so dorf-wiki vertraut, ich hoffe das kommentar ist richtig verfasst)

doch. danke! FranzNahrada 17. Januar 2011 21:36 CET

feedback von BCS

15. Februar 2011

1. Ich finde es gut, dass diese Filmkritik, auf die ich hier eingehen möchte einigermaßen solidarisch verfasst ist und kein destruktiver Verriss ist.
2. Dennoch möchte ich einige Kritikpunkte aus der Filmkritik von Nahrada aufgreifen und widersprechen, da sie nach meiner Auffassung nicht zutreffend sind, zumindest wenn sie - wie die Formulierungen Nahradas nahelegen - sich auf The Zeitgeist Movement/The Venus Project insgesamt/allgemein beziehen und nicht rein auf den Film "Zeitgeist - moving forward" beschränkt bleiben.
Ich wage auch gleich zu behaupten, dass jene Äusserungen Nahradas auf nur allzu menschliche Schwächen zurückzuführen sind, nämlich nicht alle zur Verfügung stehenden relevanten Informationen aufgenommen zu haben, etwas nicht zu beachten oder auch etwas zu vergessen. Deshalb sei Nahrada - und allen, die jene Medien noch nicht rezipiert haben - das Audio/Video Archiv der website
http://www.thezeitgeistmovement.com
und
http://www.thevenusproject.com
ans Herz gelegt. Ebenso kann ich sehr den Dokumentationsfilm (in Spielfilmlänge) über Jacque Fresco "Future by Design" empfehlen.
3. Nun aber zu den konkreten Punkten:
Unter 3.1 bemängelt Nahrada die Experimentlosigkeit u. fehlende kritische Selbstüberprüfung von The Zeitgeist Movement/The Venus Project (im Folgenden abgekürzt als TZM/TVP). Dies kann ich wenn überhaupt nur eingeschränkt feststellen, da ein Teil der (zukünftigen) Strategie von TZM/TVP ist, eben eine solche resource-based economy + Stadtmodell im Kleinen zu testen. Auch wenn man im Hinterkopf behalten sollte, dass man daraus natürlich keine eins zu eins Schlüsse für eine globale Implikation jenes Systems herleiten kann und zudem auch eine globale Implikation des Venus Project ein besseres Funktionieren im Ganzen bewirken würde (ist bei einem holistischen Ansatz, der von vornherein im globalen Maßstab geplant ist nun mal inhärent). Im Übrigen hat u. A. deswegen ja auch Trotzki den Ansatz des Aufbaus des Sozialismus in einem Land nach Stalin dahingehend kritisiert, dass der Kommunismus global impliziert werden müsse.
Darüber hinaus möchte ich zu diesem Punkt noch anmerken, dass es bereits verschiedene Projekte gibt, die alternative Wirtschafts-/Produktions-/Selbstversorgungsformen ausprobieren: Neben den vielfältigen web-basierten open source Projekten beschäftigt sich z.B. dieses hier
http://openfarmtech.org/wiki/
mit open source ecology. Und deren Erfolge können sich meines bescheidenen Erachtens sehen lassen. In der kurzen Zeit des Bestehens des Projektes haben die Mitarbeiter z.T. völlig neuartige Maschinen entwickelt und selber gebaut, die in einer Art "Lego-Baukastensystem" möglichst einfach überall auf der Welt nachgebaut werden können. Zudem sind die Maschinen durchweg günstiger als vergleichbare bestehende kommerzielle Produkte. Auch die Funktionsfähigkeit wurde schon erfolgreich getestet bzw. wird laufend weiterentwickelt/verbessert.
(Was Nahrada mit der "(...) Voraussetzung einer kapitalistisch vorgegebenen, vollkommen überzogenen Totalvergesellschaftung (...)" als Bedingung zur Implizierung des Venus Project meint, müsste er mir noch erklären, da es sich mir aus den Ausführungen Frescos respektive Peter Josephs nicht erschließt.)
Und dass das "Neue schon dogmatisch antizipiert" werde kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen, da doch gerade die Anwendung der wissenschaftlichen Methode von vornherein mit offenen Ergebnissen arbeitet. Außerdem sind Frescos Modelle u. futurologische Annahmen lediglich Extrapolierungen oder Möglichkeiten, keinesfalls absolut zwingend; er sagt das übrigens in Interviews (u. A. i. Film "Future by Design") auch selber.
Da Nahrada die "Keimförmigkeit" des Neuen im bestehenden System wünscht, kann ich diesbezüglich auf die web site
http://www.keimform.de
verweisen.
Auch den Ausführungen Nahradas unter Punkt 3.2. kann ich nur entnehmen, dass er sich noch nicht intensiv genug mit Jacque Fresco u. TVP beschäftigt hat:
Gerade Fresco sagt doch, dass wir Lebewesen alle durch unsere Umgebung geprägt sind (Enkulturation). Deshalb wünschen Sie sich vielleicht eher in einem Dorf zu residieren, weil Sie als Kind vielleicht in einer Stadt aufgewachsen sind und dort einige negative Erfahrungen gemacht haben (kühne Mutmaßung meinerseits ;-) Aber bitte sehr: Jede/r soll da leben, wo er/sie es möchte; niemand soll gezwungen werden an einem bestimmten Ort zu leben. Die Technik soll schließlich dem Menschen dienen und nicht umgekehrt. Ich hingegen könnte mir sehr wohl vorstellen, in solch einer kreisförmigen Stadt zu wohnen und zu arbeiten, was ich nicht nur von ansprechendem Design oder ideal arrangierten Betätigungsmöglichkeiten abhängig mache, sondern auch das Bewusstsein, in einer Lebensumwelt zu leben, die ressourcenverbrauchsoptimiert ist u. den geringsten negativen impact on the environment hat, aktiv dazu beiträgt, dass ich mich wohl fühle, wenn mein Handeln/Leben im Einklang mit der Umwelt ist. Eine neue Studie hat übrigens gerade die mögliche zukünftige Chance von sonst nur in Horrorvisionen gemalten Mega-Städten (z.B. bezüglich Flächenverbrauch i. Relation zu Weltbevölkerungsdynamik) aufgezeigt.
Die Idee einer kreisförmigen, bedürfnisorientierten und optimierten Stadt ist übrigens schon vor Fresco im 19. Jh. als sogenannte Gartenstadtmodelle in Europa aufgekommen; und die Anlage von ringförmigen Strukturen nach (agrar-) ökonomischer Relevanz geht auf Johann Heinrich von Thünen (Thünensche Ringe) zurück. Ebenso spricht Fresco in der Dokumentation "Future by Design" davon, dass sich die Wohneinheiten der Menschen selber veränderten Lebensgewohnheiten anpassen könnten. Damit trägt er genau auch der von Ihnen angesprochenen Tatsache Rechnung, dass sich alles im Prozess befindet. Übrigens wird dieser Zustand ebenso in "Zeitgeist - addendum" erwähnt (emergente Synergie/synergetische Emergenz). Diesen Film haben Sie scheinbar auch nicht gesehen. Ich finde ihn aber auch sehr empfehlenswert.
Auch spricht Jacque Fresco selber davon, dass vielleicht nicht jede/r in einem eigenständig stehendem Haus (er favorisiert das dome model) wohnen möchte, sondern vielleicht lieber in größeren Einheiten (Türmen, Hochhäusern, ...). Zudem stellt Fresco die Möglichkeit des Extrudierens von vorgefertigten Wohneinheiten vor, die dann energie- u. ressourcenoptimiert hergestellt werden können, wobei auch der Individualität Rechnung getragen werden kann. Sie haben z.B. die Möglichkeit in die Öffnung einer Zahnpastatube viele verschiedene Formen schnitzen zu können; es kommt dann jeweils eine andere Form heraus.

Im Übrigen könnten dieserlei Themen u. Probleme in vielleicht schon 20 Jahren sowieso obsolet sein, wenn das Moore'sche Phänomen der exponentiellen Steigerung der Rechenkapazität anhält, was sich auch auf alle anderen Bereiche der Technik und zu ihrer letztlichen Konvergenz (zunächst Kognitions-/Neurowissenschaften, Informatik, Nanotechnologie, etc.) führt und die artifizielle Intelligenz die rezente Kapazität eines Individuums der Spezies homo sapiens übersteigt. Wir könnten dann die Leistung unserer autonomen Hirne bio-info-technisch erhöhen (Transhumanismus) und/oder - wenn man dann diese artifizielle Superintelligenz mit dem i-net verbindet könnte - man per brain uploads alle Lebewesen an der Superintelligenz teilhaben lassen. Unser Bewusstsein, unser Ego und der freie Wille sind ja letztlich auch nur (zugegeben sehr intelligente) Simulationen.
Eine allumfassende Superintelligenz, an der alle Lebewesen teilhaben würde sich dann selber immer weiter in ihrer Intelligenz verstärken, was Raymond Kurzweil
http://www.kurzweilai.net/
als technologische Singularität bezeichnet u. für deren (zukünftigen) Zustand wir sowieso auf Grund unserer rezenten beschränkten intellektuellen Fähigkeiten keine konkrete Aussage treffen können. Auf jeden Fall könnte man postulieren, dass wir uns dann als Spezies homo sapiens (m. E. in einem positiven Sinne - im Gegensatz zu einem nuklearen Holocaust) abgeschafft hätten und unsere Existenz transzendiert hätten (Posthuman). Diese Superintelligenz würde dann unter Meisterung aller "Techniken/Methoden" der sogenannten Naturgesetze mit den Multiversen verschmelzen u. jene ebenfalls transzendieren u. eine Existenzform schaffen, die zu beschreiben meine anerlernte Sprache vielleicht schlecht geeignet ist. Zudem sind diese Post-Singularitätsbeschreibungen ja sowieso nur Mutmaßungen, mit denen ich hier nicht weiter langweilen möchte.

Aber wie gesagt, J. Frescos Konzepten fehlenden Freiraum für individuelle Lebensgestaltung und Menschenfeindlichkeit vorzuwerfen ist geradezu lächerlich. Vielleicht besuchen Sie Herrn Fresco doch einfach mal auf seinem idyllischen Areal nahe Venus/Florida, dann lassen sich bestimmt einige Unklarheiten klären.

In Punkt 3.3. versucht Nahrada eine Differenzierung von Mechanisierung und Automation dahingehend zu definieren, dass er erstere mit Industrialisierung gleichsetzt. Nahrada reproduziert hier typisches schwarz-weiß-Denken indem er das duale Gegensatzpaar von zentralisierter, starrer, mechanisierter Industrie-Großanlagen und automatisierten, dezentralen, dynamischen Produktionsmöglichkeiten aufstellt.
Im holistischen Ansatz des Venus Project haben jedoch beide (wenn man unbedingt hier eine Kategorisierung vornehmen will) Produktionsmöglichkeiten einen Platz, wobei die Großanlagen auch dynamisch optimiert werden. Außerdem sei noch auf die Möglichkeiten hingewiesen, die die molekulare Nanotechnologie bieten kann (ad hoc Produktion in kleinen Produktionseinheiten). Das ist zwar noch science-fiction aber 3-D-Drucker
http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Fabricator
gibt es bereits für einfache Kunststoffgegenstände, als auch für biologische Gewebe
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12679063
und
http://www.sciencedaily.com/releases/2009/06/090618085752.htm
(für Reproduktionsmedizin). Diese Drucker sind nur etwas größer als übliche 2-D-Computerdrucker für zu Hause und würden Herrn Nahradas Kleinräumigkeits- u. Dezentralisierungswünschen schon entgegenkommen. Übrigens sind die Ressourcen ja nicht weg, wie Nahrada auch unter 3.3. schreibt. Sie sind lediglich unnachhaltig verbaut oder umgewandelt (CO2 in Atmoshpäre). Das Grundübel der kapitalistischen Profitwirtschaft benennt TZM/TVP ja. Und wir haben locker die Möglichkeit die zur Verfügung stehenden Ressourcen sinnvoll zu nutzen, neue technische Methoden für die Produktion, intelligentes Recycling zu entwickeln u. die Umweltverschmutzung weitestgehend rückgängig zu machen. Die Ideen, Erfindungen existieren bereits oder können zeitnah erfolgen. Open source Projekte u. andere Keimformen existieren bereits. Das Weltwissen wird ja nicht weniger. Was behindernd wirkt (Kapitalismus) wurde erwähnt.

(Exkurs: Einzige Kritik meinerseits am Venus Project: Ein Punkt der meiner Meinung nach bisher zwar in Nebensätzen von J. Fresco erwähnt wurde, aber zu wenig Beachtung in TZM/TVP findet ist der Antispeziesismus. Zwar erwähnt Fresco, wie dümmlich Menschen (insbesondere welche Religion u./od. Marktwirtschaft verteidigen) seien, die sich als Krone der Schöpfung bezeichnen, aber außer Acht lassen, dass das kapitalistische System den Ast absägt, auf dem wir sitzen. Außerdem ist homo sapiens möglicherweise das intelligenteste Lebewesen auf dem Planet Erde, aber eben auch nur ein Produkt der Evolution (biologische Reproduktion in Interaktion m. ihrer Umwelt). Wenn man den Schutz des Lebens u. das Wohlergehen von Menschen als universellen Wert dem Venus Project zugrunde legt, dann muss man konsequenterweise auch die künstliche Grenze zwischen menschlichen u. nicht-menschlichen Lebewesen vernachlässigen, wenn man den Fokus heraus zoomt und sich den evolutionären Stammbaum des Lebens ansieht. Man könnte dann zwar vielleicht eine relative Abstufung rechtfertigen: Beispielsweise wäre es sehr unethisch einen anderen Menschen ungefragt zum Zweck der eigenen Ernährung zu töten. Etwas weniger, aber ebenfalls noch unethisch wäre es, ein nicht-menschliches Lebewesen (einen Hund, eine Katze, ein Rind, ein Schwein (Kategorie Säugetiere, Schmerz empfindend) oder ein Huhn (Kategorie Vögel) etc.) zum Zwecke des Verspeisens zu töten. Relativ wenig unethisch wäre es eine Pflanze zu futtern.
Am besten wäre es natürlich gar keine Lebewesen zum Zwecke des eigenen Wohlergehens ihres Lebens zu berauben. Dies könnte vielleicht eines Tages durch molekulare Recycling-Replikatoren möglich sein. Bis dahin müssen wir Kompromisse schließen, wenn wir obige Moral in TVP implizieren wollen, was für mich einen unverzichtbaren Wert darstellt. Heutzutage können wir z.B. einen veganen Lebensstil pflegen und damit schon enorm Ressourcen einsparen und den Klimawandel abmildern und unseren ökologischen Fußabdruck bezüglich Wasser, Landverbrauch, Agrarpflanzen für Futter, Treibhausgasemission etc. deutlich weniger arrogant anthropozentrisch trampelig ausfallen lassen.
http://51percent.org/
Wer Angst vor einer Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen hat, kann ja Vitamin B12, L-Carnosin, Acetyl-L-Carnitin, Cholin, Eisen u. andere Vitalstoffe supplementieren. Außerdem ist es möglich künstlich die Algen zu erzeugen, die DHA (Docosahexaensäure) produzieren, eine der Omega-3-Fettsäuren (ALA, EPA, DHA), die in Hochseefischen vorkommt. Die Fische nehmen eben jene Omega-3-Fettsäuren auch durch jene Algen auf. Wenn man dann noch frisch gemahlene Leinsamen und ab u. zu Walnüsse isst, gibt es keinen Grund die Fische zu dezimieren u. zu töten. Außerdem stünde der Menschheit durch Umgehung der Verfütterung von angebauten Pflanzen an Tiere zum Zwecke der Milchgewinnung oder gar Tötung - wie es täglich millionenfach im industriellen Maßstab geschieht - eine ungleich größere Menge an Nahrungsmitteln zur Verfügung.)

Dass die von Nahrada angestellten Überlegungen in jenen von Fresco fehlen, kann ich nach Sichtung der mir vorliegenden und im i-net verfügbaren Informationen jedoch nicht feststellen.

Mit freundlichem Gruß
BCS