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Vortrag David Steindl Rast


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am 12.11.2011 besuche ich einen Abend mit David Steindl - Rast in der Uni Wien, um sein Denken kennenzulernen und auch zu sehen, ob aus dieser Richtung Unterstützung und Informationen für das Projekt "Klöster der Zukunft" zu bekommen sind....

Das folgende ist nur eine Mitschrift. Spannend ist für mich trotz aller Verschiedenheit die Parallelität der Gedankengänge, die ich allerdings in einer anderen Terminologie aussprechen würde...

zur Person: http://de.wikipedia.org/wiki/David_Steindl-Rast

gebürtiger Wiener
besuchte die Neulandschule
studierte in Wien
nach seiner Promotion folgte er seiner Familie in die USA
Im Staat New York tritte im Jahr darauf einer neuen monastischen Gemeinschaft bei.


Vielfalt und Glaube ist das Thema des Abends (Vielfalt hat Zukunft)

"Im Augenblick nimmt die Vielfalt in allem ab ab"
Lebewesen, Arten, Sprachen, Kulturgüter

Was ist Glaube:

  • "Glauben an" - credere - von "cor dare" - sein Herz verschenken = sich verlassen = wir könnten keinen Augenblick überleben wenn wir uns nicht aufs Leben verließen.
  • "Will sich nun ausdrücken in "etwas glauben" - doch dieses "etwas" ist unvergleichlich weniger wichtig"

Der Mensch ist ein "religiöses Tier"

soll heißen: er lebt indem er sein Leben bewusst annimmt. Aktive Einstellung. Religiosität ist nicht dasselbe wie Religion, Religion ist eine Ausformung von Religiosität.


7 Fragen:

  • Wie erleben wir Glauben?
  • Was erleben wir im Glauben? (-> Sinn)
  • Wie erleben wir Sinn ?
  • Wie können wir sinnvoll leben?
  • Was hat das mit der Vielfalt der Religionen zu tun ?
  • Wie verhält sich die Vielfalt der Religionen zu einem christlichen Gottesverständnis?
  • Warum hat Vielfalt Zukunft?

1. Wie erleben wir Glauben?

Maslow hatte Lehrer die er sehr bewundert hat

"Obwohl ich Psychologie studiert habe, stellte ich mir die Frage: was macht menschen zu großen, gesunden, glücklichen Menschen"

Überraschende Erkenntnis: alle diese Menschen sind Menschen mit einer mystischen Erfahrung.

Als das nicht gut angekommen ist hat er es umbenannt in "peak experiences".

"Die großen Mystiker sind nicht besondere Menschen, sondern haben die in jedem Menschen angelegte Fähigkeit zur Mystik gelebt"

Ein Augenblick in dem wir uns dem Leben anvertraut haben. Geht Hand in Hand mit einer "freudigen Offenheit für alles was noch kommt"

Weitgehend haben wir nicht die Kontrolle, sondern "das Leben lebt uns".

In den Gipfelerlebnissen sind wir offen - offen sein für Überraschungen (Hoffnung ist etwas anderes als Hoffnungen)

Daraus entspringt ein "Ja zur Zugehörigkeit" (Liebe)

2. Was erleben wir im Glauben?

Sinn - auch hier ist eine Unterscheidung notwendig: Sinn versus Zweck.

Zweck hat immer ein Ziel. Wir müssen die Umstände kontrollieren um etwas zu erreichen.

Ausrichtung auf den Zweck hin ist Arbeit.
Ausrichtung auf des Sinn hin ist Spiel.

Was erleben wir wenn wir Sinn erleben?

  • es ist immer etwas was Sinn hat: es spricht uns an. "Wo immer Sinn ist muss Wort sein"
  • wo immer Wort ist, muss auch Stille sein." Ein wahres Wort kommt aus dem Schweigen
  • das Verstehen verbindet das Wort und das Schweigen.
Sinn ist wichtig für das Überleben.

Wie kann man sinnvolles Leben fördern? durch Gebet. Aber nicht im üblichen Wortsinn.

  • Gebet der Stille ("wir lassen uns in die Stille hinab") C.S.Lewis: Gott ist der Abgrund des Schweigens, in das sich das menschliche Herz versenken kann, ohne ein Echo zu hören.
  • Vom Wort Gottes Leben. Sich ansprechen lassen. "Alles was uns anspricht ist Wort Gottes", Gebet ist hinhorchen. Nicht nur sehen, hören, auch riechen, tasten, schmecken "Gott spricht zu uns durch alle unsere Sinne" - jeden Tag, jede Stunde, auf immer neue Weise wie ein Liebender.
  • Verstehen: Contemplatio in Action. nur durch das Tun versteht man von innen her. (Schul-Beispiel)
3. Was hat das mit der Vielfalt der Religionen zu tun ?

Wenn die Religionen sich zur Aufgabe gemacht haben, die Beziehungen zum göttlichen zu pflegen, wieso sind sie dann verschieden?

Verschiedene Akzentuierungen dieser Aufgabe:

  • Im Buddhismus ist das Schweigen so zentral wie bei uns das Wort. Blumenpredigt ohne ein einziges Wort. http://zatma.org/German/Dharma/zbohy/Literature/ZhiDingChan/kapitel04.html
  • Judentum, Christentum, Islam: Wortreligionen ….."Amen" Religion. "Ammuna" Verlässlichkeit Gottes.
      • Assoziation ....Rabbi Sussja, ein großer Rabbi aus der Chassidischen Religion, konnte nie seinen Lehrer zitieren…."Der hat immer eingeleitet mit "Gott sprach"" und fiel in Ekstase… MArtin Buber: er hat besser verstanden als die die zitiert haben. "Mit einem Wort wurde die Welt erschaffen" "Gott ist zu einfach für 2 Worte"
  • Im Hinduismus geht es um verstehen. "Yoga ist verstehen"
In den (westlichen) Amen Traditionen gibt es den Streit "DAS ist es" statt "Das ist ES" (Buddhismus) oder "Das IST es" (Hinduismus)


4-Wie verhält sich die Vielfalt der Religionen zu einem christlichen Gottesverständnis?

Christliches Glaubensverständnis:

  • Gott Vater: der schweigende Abgrund aus dem das Wort entspringt.
  • Der unmanifestierte Gott manifestiert sich in allem was ES gibt
  • Im DANK, in der Dynamik des Lebens, kehrt das Wort in den Grund zurück.
Assoziationen:
  • 4. Jahrhundert, Kapadozien: "Tanz der Trinität"
  • κορυφή-os, der Anführer des Chors

Warum hat Vielfalt Zukunft? Jede Religion feiert den Glauben.

Das Gegenteil von Glauben ist nicht Häresie, ist nicht einmal Unglauben, das eigentliche Gegenteil des Glaubens ist Angst.


Fragen aus dem Publikum:

Ist der Buddhismus Religion?

wenn man es als religare versteht, wiederverbinden mit dem tiefsten Selbst, von der Religiosität - dann ja

Woher kommt der Logos?

viel weniger der griech. Philosophie, sondern der Sophia Tradition im Judentum verbunden.

Was ist mit dem Leid in der Welt?

"Wo immer Leid ist leidet Gott" Wir können das Leid nicht verstehen, aber fühlen uns nicht einsam. Gott ist ja auch ein Prozess.

Wer sind wir? Leere und Form, Einheit und Vielfalt?

Unser kleines ich ist ganz in der Zeit verfangen. Wir brauchen das ich aber wir sind nicht das ich - wir sind da selbst. Wir sind alle verrückt weil wir glauben wir sind die Rolle die wir spielen?

Das Unbewusste ("hat mich") ?

"Wir sind getragen von alldem - wenn wir es studieren verstehen wir mehr von dem was uns trägt"

Was sagt man jemandem der sagt "Ich kann nicht glauben"

Man kann fast sicher sein, dass es immer bedeutet "etwas glauben" und nicht "sich aufs Leben verlassen". Atheisten sind oft tiefgläubige Menschen.
Als ob man etwas glauben müsste! "Über Gott kann man nicht im Profil reden - man kann nur zu Gott reden" (wer hat das gesagt?)

Bedarf es nicht bestimmter Bedingungen?

"Es hilft ungeheuer wenn wir als Kinder erleben dass wir uns auf jemanden verlassen können"
Gemeinschaft, Menschen auf die wir uns verlassen können?

Was tun wir in unserer Auseinandersetzung mit den Obrigkeiten in der Hierarchie? Mit dem mythischen Weltbild, der Bildersprache?

Die Bildersprache darf man niemandem wegnehmen, man darf aber auch niemanden zwingen Bilder ernst zu nehmen Es ist wichtiger Dichtung zu lesen statt theologischer Bücher.

Ist Wissenschaft Gebet ?

Absolut, das liebende Tun, die Intention ist entscheidend. Auch Musik.

Warum glauben wir nicht mehr an die Möglichkeit der Heilung aus dem Glauben?

Die Heilungswunder sind nicht dazu da, um alle Kranken gesund zu machen, sondern darum zu zeigen was innere Heilung ist, dass die heilende Kraft Gottes schon im Leben ist. Heilen heißt nicht kurieren. Wir sollten nicht in die psychologische Falle gehen zu meinen wir hätten zuwenig glauben.

"Dass die Menschen plötzlich weg sind wenn man leidet gehört zum Leiden dazu"