[Home]
Franz Nahrada / Dorf Träume Und Traum Dörfer / Motive /
Erdögan


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







http://www.youtube.com/watch?v=mQLwvpLVEWg

eine schöne Provokation

Übersetzung:

"Liebe Geschwister, verehrte Weggefährten, wir sind glücklich, an diesem bedeutsamen Tag, an dem wir gemeinsam eine Sehnsucht stillen, mit euch, meinen werten Geschwistern, zusammengekommen zu sein. Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zu diesem Anlaß mit den schönsten Gefühlen und heiße Sie in Ihrem Land, in unserem Land, in unserem Istanbul willkommen. Durch eure Vermittlung sende ich von hier aus voller Achtung und Liebe meinen Gruß an alle auf fünf Erdteilen verteilten Bürger der Republik Türkei, an alle türkischen Geschwister. Die heutige Versammlung, die Situation, in der wir uns momentan befinden, wurde jahrelang herbeigesehnt. Es ist ein erster Schritt eines hoffentlich nie endenden Prozesses. Seinen weiteren Verlauf werden wir alle zusammen erleben, werden wir alle zusammen verwirklichen.

Mit den herzlichsten Gefühlen begrüße ich meine Geschwister in Berlin, in Paris, in Wien, in Brüssel, in allen Städten des europäischen Kontinents. [Erdogan begrüßt nun in ähnlicher Weise auch seine „Geschwister“ in Australien, Amerika, Afrika und Asien, und fährt dann fort:] Meine werten Geschwister, Geschichte und Schicksal mögen uns in die verschiedensten Erdgegenden verteilt haben, aber unsere Herzen sind eins, unsere Herzen schlagen gemeinsam. Unsere Sehnsucht ist eins, unsere Herzenswünsche sind eins, unser Schicksal ist eins. Wir sind alle Geschwister. Wir sind Kinder ein und desselben Stammes. Unsere Freude ist eins, unsere Trauer ist eins. Wenn in Solingen einem unserer Geschwister etwas Schlimmes passiert, spüren wir im selben Augenblick auf allen fünf Kontinenten seinen Schmerz in unserem Herzen. Wenn in Sarajewo die Träne eines Unschuldigen auf die Erde fällt, sticht uns im selben Augenblick eine Flamme ins Herz. Wenn Xanthi in Bedrängnis gerät, wenn Kardschali Sorge befällt, wenn Prischtina in Trauer fällt, dann weiß ich, daß dies in Melbourne, in Toronto, in Kapstadt, in Tokio einen Widerhall findet. Eine Hochzeit in Istanbul, in Diyarbakir, in Yozgat, in Sivas ist eine Hochzeit für uns alle. Wenn in Rize junge Burschen den Horon tanzen, tanzen fünf Kontinente mit. Wenn in Izmir der Zeybek getanzt wird, schauen fünf Kontinente zu. Wenn Gaziantep den Halay tanzt, tanzen fünf Kontinente mit. Wir sind Mitglieder einer einzigen Familie, die um einen Tisch versammelt sind. Wir sind alle eine Einheit, wir sind eine Familie. Wir, jeder einzelne von uns ist Teil einer über tausend Jahre alten gemeinsamen Kultur, einer gemeinsamen Tradition, einer gemeinsamen Geschichte.

Wir sind stolz auf unsere Geschichte, wir sind stolz auf unsere Kultur, wir sind stolz auf unsere Brüderlichkeit, kurz: wir sind stolz auf unsere Zivilisation. Überall, wo wir leben, überall, wo wir atmen, sind wir zu Vertretern des Friedens geworden. In all den Ländern, in denen wir arbeiten, sind wir zu Vertretern des Fleißes, einer hehren Moral und der Aufrichtigkeit geworden. Schaut, in den letzten sieben Jahren habe ich als Ministerpräsident der Republik Türkei insgesamt 233 Besuche in 81 Ländern unternommen. Von Neuseeland bis zu den Vereinigten Staaten von Amerika, von Afghanistan bis Belgien, von Japan und der Mongolei bis in den Libanon, den Jemen und den Irak habe ich in 81 Ländern Beziehungen aufgenommen. […] Und ich kann euch in aller Aufrichtigkeit sagen: In jedem Land, das ich besucht habe, haben die jeweiligen Staatsminister, Ministerpräsidenten und andere Führungspersönlichkeiten auf obersten Ebenen zu mir voller Lob vom Fleiß, von der Aufrichtigkeit, vom Erfolg der Türken - von eurem Fleiß, eurer Aufrichtigkeit, eurem Erfolg gesprochen. In jedem Land, das ich besucht habe, war ich bei in solchen Momenten stolz auf die dort lebenden Bürger, Stammesgenossen, Geschwister der Republik Türkei. Möge Allah es euch lohnen, daß wir dank euch dies erleben durften. Wir waren voll des Stolzes. Unsere Mitbürger, unsere Arbeitgeber, unsere Stammesgenossen, unsere Lehrer und Schüler, unsere Arbeiter und Unternehmer - sie alle sind der Anlaß, der Grund für unseren Stolz und für den Stolz des Landes, dessen Bürger sie sind. Werfen wir einen Blick auf unsere Bauunternehmen - weltweit gibt es insgesamt 225 [global agierende] Bauunternehmen - so sehen wir an erster Stelle China mit 51 Firmen, und an zweiter Stelle die Türkei mit 31 Firmen.

Das eine sollt ihr wissen: Unsere Bemühungen haben zum Ziel, daß ihr dort überall in Ruhe lebt. All unser Eifer hat zum Ziel, daß ihr alle dort überall als ehrenvolle Bürger lebt. Unser Kampf hat zum Ziel, daß ihr als Türken, als Bürger und Kinder der Republik Türkei euch dort überall ohne Tadel und erhobenen Kopfes voller Stolz bewegen könnt. Ebenso stark wie die Türkei sein wird, so stark, das glaube ich, werdet auch ihr dort überall sein. Ebenso angesehen, wie die Türkei sein wird, so hoch wird auch euer Ansehen dort überall sein. Mit eben diesem Ziel im Blick befinden wir uns nun in einem Kampf zur Mehrung der Stärke, des Ansehens und der Ehre der Türkei.

Und mit tiefer Zufriedenheit möchte ich auch dieses zum Ausdruck bringen: Ihr seid Bürger eines Landes, das Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen ist. Ihr seid Kinder eines Landes, das eine Ko-Präsidentschaft der Allianz der Zivilisationen innehat. Ihr seid Stammesgenossen eines Landes, das mit Entschlossenheit die Verhandlungen zum Beitritt in die Europäische Union vorantreibt. Ihr seid Kinder eines Landes, das überall [auf der Welt] das Recht verteidigt, die Gerechtigkeit verteidigt, den Frieden verteidigt, das sich entschlossen gegen jedes Unrecht stellt, das sich keinem Unrecht beugt, keinem Unrecht unterwirft, das der Gerechtigkeit mutig eine Stimme verleiht. Ihr seid die Lieblinge eines Landes mit einer starken Demokratie, einer starken Wirtschaft, einer hochgeachteten Außenpolitik. Wandelt nirgends gesenkten Hauptes, liebe Geschwister! Gesenkten Hauptes zu wandeln, paßt nicht zu uns! Fühlt euch nirgendwo alleine, auch in Momenten tiefster Einsamkeit nicht. Fühlt euch nirgendwo ausgeschlossen. Vergeßt nie: Hier [wo immer auf der Welt ihr gerade lebt] ist ein mächtiges Land vorhanden, hier ist die Türkei vorhanden.

Meine werten Geschwister, die Türkei hat nun nach einem halben Jahrhundert auf seinem Weg in die Mitgliedschaft zur Europäischen Union während unserer Regierungszeit handgreifliche Erfolge erzielt. Im Jahre 2005 haben wir mit den Beitrittsverhandlungen begonnen. Und im jetzigen Moment führen wir die Verhandlungen mit Entschlossenheit fort. Ich möchte eure Aufmerksamkeit auf folgendes richten: Die Zahl der Türken, die in den Ländern der Europäischen Union als dortige Bürger leben, beträgt zur Zeit ungefähr fünfeinhalb Millionen. Das ist heute schon ein Vielfaches der Einwohnerzahl mancher EU-Mitgliedsländer. Jahrzehntelang habt ihr mit eurer Arbeit, mit eurem Schweiß, mit eurer Mühe, mit eurem selbstlosen Eifer an der Errichtung, am Bau der Länder in Europa beigetragen, in denen ihr lebt. Von unseren Geschwistern haben die einen dort in Industrie und Handwerk Firmen gegründet, andere wieder sind Kaufleute geworden. Zur Zeit haben wir alleine in Deutschland 65.000 Firmen mit an die 500.000 Beschäftigten. Und schaut her, in verschiedenen europäischen Ländern haben wir Brüder, Landsleute, Stammesgenossen, die Universitäten gründen. Andere wieder leisten vergleichbare Arbeit im Bereich von Gymnasien, Mittelschulen, Grundschulen und Kindergärten.

Ihr habt dort überall die dortigen Sprachen gelernt, habt dort eine Ausbildung absolviert, seid Bürger dieser Länder geworden. Ihr seid dort in die Parlamente eingezogen und zieht weiterhin dort ein. Ihr habt dort Ämter in den öffentlichen Verwaltungen besetzt. Ihr seid ins Europa-Parlament eingezogen. Ihr seid Mitglieder in Regierungskabinetten geworden. Weiter so, weiter so, immer weiter so! Unsere Stammesgenossen, unsere Geschwister, unsere Mitbürger werden im sozialen wie auch im politischen Leben ihre Plätze einnehmen. Asozial zu sein hat, noch niemals zu uns gepaßt. Außerhalb der Politik zu stehen, hat noch niemals zu uns gepaßt. Ihr seid nun gleichsam eine Brücke zwischen der Türkei und Europa.

Die Türkei, meine werten Geschwister, ist mitnichten ein Land, das einen Achsenbruch erlitten hat. Die Türkei bewegt sich ganz Gegenteil in vollkommener Normalität. Es gibt bei uns doch dies schöne Sprichwort: „Der Bach fließt in seinem Bett.“ Ja, dieser Bach fließt in seinem Bett. Niemand wird ihn nach rechts oder nach links umlenken. Wir sind kein Land, das Asien aufgibt und sich nach Europa richtet, oder das Europa aufgibt und sich nach Asien richtet. Wir sind kein Land, das den Süden aufgibt und sich nach Norden, oder das den Norden aufgibt und sich nach Süden richtet. Wir sind nun die Weltmacht Türkei. Das sollte jeder wissen. Die Türkei ist kein Land mehr, dessen Tagesordnung von außen bestimmt wird. Die Türkei ist ein Land, das in der Welt die Tagesordnung bestimmt. Sie ist ein Land, das einen Beitrag zur Tagesordnung leistet. Sie ist ein Land, das diese Position mit seiner Wirtschaft, mit seiner Außenpolitik, mit seiner Sozialstruktur, mit seinen modernen Organisationen errungen hat.

Politischen Führer, die sich heute in Europa gegen die EU-Mitgliedschaft der Türkei stellen und der Türkei immer wieder Hindernisse in den Weg legen, kennen weder die Geschichte Europas noch kennen sie die Türkei, die, na klar, längst auch europäisch geworden ist. Immer wieder sagen sie: „Aber die Türkei ist nicht europäisch.“ In welchem Sinn ist das gemeint? Im geographischen Sinn? Im politischen Sinn? Im soziologischen Sinn? Im ökonomischen Sinn? Glaubt mir, sie wissen darauf keine Antwort und geraten ins Schlingern. Wenn dann die Anwort kommt: „Im geographischen Sinn“, sage ich: „Schlag den Atlas auf und guck nach.“ Wenn sie sagen: „Im geographischen Sinn“, sage ich: „Innerhalb der EU gibt es Länder, die mit Europa im geographischen Sinn überhaupt nichts zu tun haben. Nach welchen Kriterien habt ihr diese Länder aufgenommen?“ Es sind allesamt politische Kriterien. „Weshalb habt ihr Südzypern aufgenommen? Welche Errungenschaften habt ihr Südzypern angedichtet?“ Sie sagen, sie würden es bereuen. „Da haben wir einen großen Fehler gemacht“, sagen sie. „Es war ein großer Fehler, [Südzypern] aufzunehmen.“ Ihre Entscheidung war politisch.

Meine werten Geschwister, das alles werden wir überwinden, wir werden geduldig sein. Denn unser Weg ist lang. Ich sage es ja immer wieder, mit den Worten von Asik Veysel: „Wir sind auf einem langen, schmalen Weg, wir gehen Tag und Nacht.“ Wir werden unterwegs sein, Tag und Nacht. Es ist kein leichter Weg. Der Weg ist lang. Unsere Arbeit ist schwer, aber wir werden es schaffen. Zu einem echten Mann paßt es, Schwierigkeiten zu überwinden. Wir schaffen das! Wir schaffen das!

Die Leute, die behaupten, daß die Türkei für die EU eine Last sein würde, sind von dem, was sich am Horizont ankündigt, sind von der Vision, der Vorstellung dessen, was kommen wird, weit entfernt, sind des Ausblicks auf das Künftige beraubt. Die Türkei kann mit ihren 72-einhalb Millionen Einwohnern, mit ihrer jugendlichen, dynamischen Kraft, mit ihren gut ausgebildeten Menschen niemals eine Last für die EU sein. Ganz im Gegenteil: Sie gibt der EU eine Vision, sie gibt ihr Kraft. Und diejenigen, die die EU-Mitgliedschaft der Türkei und die in Europa lebenden türkischen Bürger zu Wahlkampfthemen machen wollen und eine Politik auf Kosten der Türken betreiben, sollten wissen: Die Türkei ist ein so großes Land, daß sie sich nicht in solch engen Grenzen pressen läßt.

Werte Geschwister, Rassismus ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Ich verurteile hier erneut in aller Schärfe die besonders in manchen europäischen Ländern eskalierenden rassistischen Anschläge auf unsere Mitbürger und Stammesgenossen. Sie wissen, unsere heutige Konferenz trägt den Namen „Gemeinschaften der im Ausland lebenden türkischen Stammesgenossen und Verwandten“; wir wollten damit etwaige Mißverständnisse [von Anfang an] beiseite räumen. Ich ermahne erneut die politischen Führer, die angesichts der ansteigenden rassistischen Tendenzen schweigen, und die Amtsträger, die mit ihren Äußerungen den Rassismus schüren, mit den Versen des seligen Mehmet Akif. Mehmet Akif sagt: „Hat die fünftausend Jahre lange Geschichte nur eine halbe Lehre gegeben?Man beschreibt die Geschichte als eine Kette von Wiederholungen.Wenn man die Lehre aus der Geschichte zöge, würde sie sich dann jemals wiederholen?“

Und auch dies möchte ich besonders betonen: Antisemitismus ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Rassismus ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. In gleicher Weise, meine werten Geschwister, ist Islamophobie ein Verbrechen gegen die Menschheit. Auf Grund marginaler Vorfälle alle Muslime unter Verdacht zu stellen, ist ein Fehler höchsten Ausmaßes. Menschen auf Grund ihrer Kleidung, ihrer Gebetshäuser, gar der Worte, die sie gebrauchen, mit Vorurteilen zu begegnen, auszugrenzen, zu diskriminieren, ist Ungerechtigkeit, ist Unrecht. Sich dieser Entwicklung nicht zur Wehr zu setzen, ist daher für uns ein Ding der Unmöglichkeit.

Während wir zusammen mit Spanien die größten Anstrengungen für den interzivilisatorischen Dialog auf uns nehmen, ist es in keiner Weise zu akzeptieren, wenn Künstler, Medienleute, Karikaturisten, Musiker, Wissenschaftler und sogar Politiker mit einer die islamische Brüderlichkeit zerstörenden, hetzerischen Einstellung in unverantwortlicher Weise ein die Islamfeindlichkeit schürendes Verhalten zur Schau stellen. Gegen die Muslime gerichtete kränkende Haltungen, politische Aktionen, Aussagen und Sendungen können nicht mit dem Vorwand der Ausdrucksfreiheit entschuldigt werden. „Aber mein Herr, das ist doch nur eine Karikatur!“ Nichts da! Wenn Sie eine Karikatur machen wollen, dann karikieren sie bitte schön Ihre eigenen Werte. Herzugehen und die geachteten Werte anderer Glaubensgruppen zu karikieren, kann in einer freiheitlichen Welt niemand als Freiheit erachten. Die Freiheiten sind nicht grenzenlos. Der Bereich einer Freiheit reicht nur bis an den Bereich der Freiheit eines anderen. Der eigene

Freiheitsbereich findet sein Ende, sobald man an den Freiheitsbereich des anderen gestoßen ist. Alles andere ist Aggression. Wirklich große Länder sind Länder, in denen besondere ethnische und kulturelle Gruppen sich nicht als „die anderen“ fühlen. Immer wieder sagen wir: Wer zu seinem Glauben steht, fürchtet sich nicht vor der Glaubensfreiheit. Wer zu seinen Gedanken steht, fürchtet sich nicht vor der Gedankenfreiheit. Wir stehen zu unserem Glauben. Wir stehen zu unseren Gedanken. Und deshalb fürchten wir uns weder vor der Glaubens- noch vor der Gedankenfreiheit.

Unterschiedliche Gruppen haben ein Recht auf gleichen Respekt. Die Innenpolitik darf sich nicht auf eine diskriminierende Auslegung der Grundrechte stützen. Die Grundrechte - bei uns gelten sie, in den Ländern, in denen ihr lebt, gelten sie vielleicht auch – hin und wieder werden sie aber zum Gegenstand von Volksabstimmungen gemacht. Ja, kann man denn über Grundrechte in Volksabstimmungen abstimmen lassen? Aber eben das passiert hin und wieder in Bezug auf Muslime. Dann heißt es etwa: „Laßt uns mal über diese oder jene Art des Betens eine Volksabstimmung abhalten“. Also bitte, wie kommen Sie dazu, darüber eine Volksabstimmung abhalten zu wollen? Das ist ein Grundrecht! Denn jeder Mensch hat seinen Glauben von Geburt an, wird als Angehöriger einer bestimmten Religion geboren. Ebenso hat jeder Mensch eine besondere Sprache und eine besondere Nationalität von Geburt an, wird als Angehöriger einer besonderen Sprachgemeinschaft, einer besonderen Nation geboren. Sie können nicht hergehen und ihm nach seiner Geburt etwas anders aufzwingen. Es ist sein Grundrecht, seine Freiheit. Das was man [im Laufe des Lebens] erworben hat, ist eine andere Sache. Wir dürfen nicht das, was der Mensch [während seines Lebens] erworben hat, mit den Rechten verwechseln, die er von Geburt an hat. Diese Rechte müssen wir respektieren.

Wer sich zum Beispiel gegen die Doppelstaatsbürgerschaft stellt, stellt sich gegen die Grundrechte und Grundfreiheiten. In Europa gibt es Länder, die im Bereich der Grundrechte und Grundfreiheiten Verbote errichten. Zugleich gibt es dort aber auch Länder, die eine Doppelstaatsbürgerschaft akzeptieren. Ein Mitbürger, Allah möge ihn behüten, sagt: „Ich werde kein Doppelbürger werden.“ Zum Beispiel in Frankreich. - „Warum?“ - „Weil das nicht geht!“ - „Warum geht das nicht? - Er antwortet: „Weil ich keinen Paß von denen da mit mir herumtragen will, darum!“ Dieser Mann stellt sich geradezu an, als ginge es darum, seine Religion zu wechseln. „Meinst du, du würdest sonst dein Türkentum verlieren?“ - “Das nicht, ich nehme aber trotzdem ihren Paß nicht an.“ In dieser Angelegenheit fällt unseren zivilgesellschaftlichen Organisationen eine große Aufgabe zu. Wenn du den Zweitpaß annimmst, bist du in der Lage, dort im politischen Leben aktiv zu werden! In dieser Angelegenheit könnt ihr ganz ruhig bleiben. Der Doppelpaß bringt dich keineswegs von deiner eigentlichen Identität ab. Sei ohne Sorge!

Werte Geschwister, in der gesamten islamischen Landschaft ragen Minarette in ästhetisch schöner Form in den Himmel, zugleich erklingt der Aufruf zum Frieden, die Botschaft der Freundschaft und der Brüderlichkeit. Unsere in den Himmel ragenden Minarette unterdrücken weder den Klang der Glocken noch die Stimme des Chasan, sie diskriminieren sie nicht, sie grenzen sie nicht aus. In Istanbul, in Mardin, in Antakya, in allen 81 Regierungsbezirken der Türkei, in der gesamten islamischen Landschaft haben Kirchen, Synagogen und Moscheen die meiste Zeit einträchtig Seite an Seite existiert. Dieselbe tolerante Atmosphäre, dieselbe Mentalität, dieselbe respektvolle Einstellung auch in anderen Landschaften zu sehen, das ist unser größter Wunsch.

Wir sind Angehörige einer Zivilisation, die zum Ausdruck bringt, daß der Mord an einem einzigen Menschen der Ermordung der gesamten Menschheit gleichkommt. Wenn immer einem Menschen, ganz gleich wer er ist, ganz gleich welche Hautfarbe, Sprache, Rasse, Religion er hat, Unrecht geschieht, wenn immer seine Rechte verletzt werden, stehen wir ihm bei, verteidigen wir seine Rechte. Für Menschen, die, wo auch immer auf der Erde, ermordet werden, Ungerechtigkeit erleben, diskriminiert werden, herumgestoßen werden, erheben wir als Türkei unsere Stimme und lassen sie nicht verstummen. Unser Mitgefühl entspringt aus der Tatsache, daß jeder einzelne der Unglücklichen ein Mensch ist. Wenn ein Mensch ermordet wurde, schauen wir nicht auf seine Religion.

Haiti hat ein Erdbeben erlebt. Glaubt mir, in dem Moment, als ich die Weisung zu Hilfsleistungen gab, fragte ich nicht, ob die Einwohner von Haiti Muslime oder Christen sind, ich habe unverzüglich dem Staatssekretär Weisung gegeben und Hilfe entsenden lassen. Warum? Weil wir die Geschöpfe um des Schöpfers willen lieben. So ist unsere Einstellung. Ebenso, wie uns die Schreie der Kinder in Haiti in unseren Herzen schmerzen, so schmerzen uns auch, meine lieben Geschwister, die Hilfeschreie der Kinder im Gazastreifen im Herzen. Ebenso wie uns die Ermordung unschuldiger Zivilisten in Georgien im Herzen schmerzt, so schmerzt uns auch die Lage unserer Geschwister in Bergkarabach, in Afghanistan und im Irak in unserem Gewissen.

Erst gestern hat sich das Massaker von Xodschali wieder gejährt. Wir wollen solche Massaker nicht erleben. Aber wir wollen die Qualen, die die Menschen dort erlitten haben, mit ihnen teilen; wir wollen aber auch, daß die Schuldigen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zur Verantwortung gezogen werden. Wir wollen, daß sie vor dem Internationalen Gerichtshof zur Verantwortung gezogen werden.

[(Soweit die ersten 30 Minuten der originale Rede in zusammenhängendem Wortlaut. Die restlichen zehn Minuten sind nun in Form einer Zusammenfassung wiedergegeben): Danach spricht sich Erdogan gegen die nukleare Bewaffnung jeglicher Nation aus. Den einen Nationen eine nukleare Bewaffnung zuzubilligen, sie aber anderen Nationen zu verwehren, sei ungerecht. Die Türkei aber stehe für Gerechtigkeit, menschliche und globale Werte. Als nächstes erwähnt er, daß er während seiner Amtszeit die Aufhebung der Visumpflicht für türkische Staatsbürger in 23 Ländern bewirkt habe. Dann spricht er über die Pflege des türkischen und muslimischen Kulturerbes, welche ihm besonders am Herzen liege. Er erwähnt als erstes die Orhun-Inschriften, das älteste Schriftdenkmal eines türkischen Volkes, das sich in der Mongolei befindet. Die Türkei habe am Standort dieser Inschrift ein Museum errichtet. Darauf zählt er mehrere islamische historische Bauwerke auf, deren Restaurierung die Türkei betrieben haben: Moscheen, Mausoleen und Medressen im Kosovo, auf der Halbinsel Krim und in Jerusalem. Allein in der Türkei seien zwischen 2002 und 2008 insgesamt 3363 historische Werke restauriert worden. Im Anschluß daran betont er, daß die Auslandstürken, eine bedeutende Rolle als Botschafter der türkischen Kultur zukomme.

Er sagt:] „Keiner unserer Landsleute, keiner unserer Geschwister fühlt sich alleine, wird sich jemals alleine fühlen, ganz gleich, wo in der Welt er sich auch befindet. In den Ländern, in denen ihr lebt seid ihr gute Bürger, zugleich aber seid ihr dort gleichsam Botschafter der türkischen Kultur und der Republik Türkei, daran müßt ihr immer denken. Die Verantwortung, die ein Botschafter trägt, ist eben dieselbe Verantwortung, die auch ihr tragt. Heute kommt der Solidarität eine viel höhere Bedeutung zu als jemals zuvor. Nicht nur als Bürger unserer Republik, sondern in voller Solidarität mit allen Stammesgenossen zu leben, das ist im Namen eures Landes und im Namen der Länder, in denen ihr lebt, von aller größter Bedeutung.“

[Am Ende seiner Rede kommt Erdogan auf den Gesetzentwurf zu sprechen, den seine Partei dem türkischen Parlament vorgelegt hat, und die die Gründung eines speziellen Ministeriums für Auslandtürken zum Inhalt hat. (Das Gesetz wurde dann einen Monat später vom Parlament verabschiedet, das entsprechende Ministerium ins Leben gerufen). Er sagt:]

Der Gesetzesentwurf, den wir nun dem Parlament vorgelegt haben, hat eine sehr große Bedeutung. So Gott will wird mit Hilfe dieses Gesetzes diese Koordination in der ganzen Welt mit einer ganz besonderen Begeisterung, mit einer ganz besonderen Umsetzungsenergie vorangetrieben. Unser Ziel ist nicht, eine neue bürokratische Einheit zu errichten. […] Wir haben hier den Dienst vor Augen, dem gemäß wir die geeigneten Strukturen ins Leben rufen werden. […] Wir suchen nach Wegen, euch einen noch viel rascheren und qualitätsvolleren Dienst zu erweisen, und das werden wir, so Gott will, auch erreichen. Meine lieben Geschwister, die Türkei wird immer bei euch sein. Darüber müßt ihr euch keine Sorgen machen. Bisher hat die Türkei euch niemals ihre Unterstützung versagt. Und sie wird euch auch weiterhin nicht ihre Unterstützung versagen. Wir werden denen, die unsere Einheit, unsere Ganzheitlichkeit, unsere Brüderlichkeit sabotieren wollen, keine Chance lassen. Wie schon Hadschi Bektasch Veli sagte: „Wir werden eins sein, wir werden gewaltig sein, wir werden vital sein.“