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Präsentation Wittstock2008


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Auf der Jubiläums - Jahrestagung von ECOVAST (die dt. Sektion ist 20 Jahre alt) wird folgende Präsentation von Arthur Spiegler vorgetragen.

Kleinstädte Österreichs, Modell Güssing u.a. Beispiele

Die Beispiele österreichischer Kleinstädte können hier nur kursorisch behandelt werden. Ausführlicheres dazu siehe unten bei „Österreichischer Kleinstadtkataster“. Die Auswahl der hier gewählten Beispiele – abgesehen von dem mir vorgegebenen Güssing – sind sehr subjektiv, ähnlich einem Kaleidoskop. Sie sind nach dem Gesichtspunkt ausgewählt: Wichtiges aber noch nicht genügend Bekanntes oder Behandeltes und Beispiele aus den drei Größenkategorien (siehe dazu „dorfwiki“, Kleinstädte im Internet), bzw. aus unterschiedlichen Landschaften. Letzterer Aspekt hat mit den Zusammenhängen von Kleinstädten mit ihrem Hinterland, bzw. Regionen oder eben Landschaften zu tun.

Modell Güssing

Es ist die Geschichte eines fulminanten Aufstieges, von der ärmsten Gemeinde Österreichs im Jahr 1988 mit 70% Auspendleranteil zum „Herzeigobjekt“, das aber ohne die EU-Förderung nicht möglich gewesen wäre. Die biotechnische Station zur Nutzung erneuerbarer Energien im und des ländlichen Raumes ist inzwischen weltweit bekannt und es wurde vor Ort ein eigenes Hotel errichtet, um den internationalen Besucherstrom beherbergen zu können.

Wir sind froh und stolz, dass dies gelungen ist. Zugleich liegt aber darin der Grund, warum das „Modell Güssing“ nicht ohne weiteres auf andere Städte und ihre Regionen übertragbar ist.

Die Art wie dies geschehen ist, der Rückgriff auf die regionalen Ressourcen – und scheinen sie noch so unbedeutend – ist aber jedenfalls Beispiel gebend. Es sei hier ausdrücklich betont, dass zu den regionalen Ressourcen auch und in besonderer Weise die „Ressource an besonderen Persönlichkeiten“ zu nennen ist, ohne die auch gut aussehende Projekte nicht erfolgreich sind; und zu dieser Art Ressourcen“ zählt nicht zuletzt die ansässige Bevölkerung, die derartige Projekte mittragen muss.

Schließlich ist in diesem Zusammenhang noch zu sagen, dass unserer Meinung nach Kleinstädte ganz allgemein dafür prädestiniert sind, im Zeitalter von „peak oil“ Beispiel gebend für den Einsatz erneuerbarer Energien zu wirken. Dies beruht auf den Gegebenheiten, dass Kleinstädte einerseits sehr verdichtete Bauweisen im ländlichen Raum darstellen und sie andererseits zu den nutzbaren ländlichen Energieträgern in räumlicher Nähe liegen.

Menge und Diversität der Kleinstädte

Es gibt in Österreich an die 200 Kleinstädte (siehe Zeitschrift „Land & Raum“ des Österreichischen Kuratoriums für Landtechnik und –entwicklung, Heft 1/2008 u d „Kleinstadtkataster Österreich“ im „dorfwiki“ des Internet). Davon fallen mindestens 90% unter die Kategorie „Historische Kleinstädte“. Siehe dazu unsere Checklist oder Matrix über Kriterien und zur Charakterisierung von Kleinstädten. Viele dieser Kleinstädte spielen die bedeutende Rolle der „Bezirkshauptstädte“.

Wir von ECOVAST und im ASSET-Projekt sind zutiefst davon überzeugt, dass jede Kkleinstadt von ganz spezieller und unverwechselbarer Individualität ist und bei allen Planungen als solche zu behandeln ist. Individualität und Authentizität sind gehören zum wertvollsten Kapital der Kleinstädte, das es im Rahmen aller Entwicklungsarbeit zu bewahren gilt. Darüber hinaus wäre es schön, wenn jedes Land wenigstens die Zahl seiner Kleinstädte erheben und uns dieses Material für unsere weiteren Verfügung stellen würde.

Jede Kleinstadt ist von unverwechselbarer Individualität. Dazu zeige ich Ihnen nun vier weitere Beispiele Österreichischer Kleinstädte unterschiedlicher Größe und in verschiedenen Regionen, bzw. Landschaften.

Und so vielfältig, verschiedenartig und charakteristisch die Kleinstädte in Österreich sind, so unterschiedlich und charakteristisch sind sie in ganz Europa. Ja, sie sind, wie unsere Landschaften, wesentliche Elemente unserer und der – noch schwachen – europäischen Identität.

Daher ist der Zusammenhang Kleinstadt-Landschaft ein essentieller!

Wenn Sie eine beliebige Kleinstadt aus einer beliebigen Region Europas betrachten, werden Sie sofort feststellen können, dass sie da und dort sicher nicht sein kann, hingegen mit ziemlicher Sicherheit, dass sie aus dem mediterranen Raum ist, aus dem Britischen, aus Mitteleuropa oder aus dem slawischen oder skandinavischen Siedlungsgebiet.

Um die feinen regionalen Unterschiede erkennen zu können, bedarf es allerdings eingehenderer Befassung mit Architektur, Siedlungsgeschichte und Landschafts- oder Länderkunde.

Die sieben oder acht Kriterien „was eine historische europäische Kleinstadt ausmachen“, die allerdings sollten das einigende Band sein, alle individuellen Unterschiede zusammen hält.

Noch zwei Besonderheiten möchte ich beleuchten:

  • Der Abstand der Kleinstädte von einander entspricht in weit überdurchschnittlicher Zahl aller Fälle der Entfernung, die in früheren Zeiten in einem Tag mit Postkutschen zurückgelegt werden konnten, das sind ca. 20 bis 40 km, je nach Landschaftscharakter. Insoferne spiegeln sie Raumstrukturen früherer geschichtlicher Epochen wider.
  • Kleinstädte erzeugen im Gegensatz zu Großstädten kein eigenes Klima. Die Dunst- und Smogglocken über den aufgeheizten „Steinwüsten“ der Großstädte und Agglomerationen gehören leider zu deren Wesensmerkmalen. Das in diesen Tagen weltweit bekannteste Beispiel ist die Smoghölle von Peking. Die Kleinstädte dagegen sind hinlänglich klein, sodass der Wind aus der umgebenden Landschaft durch sie hindurchwehen kann und sie sind keine großräumigen „Steinwüsten“, die sich derart aufheizen können. Zusätzlich sind sie optisch und erlebnismäßig sehr direkt mit der sie umgebenden Landschaft verbunden; dies gilt in besonderem Maße für alle Kleinstädte, die in gebirgigen Gegenden liegen, bei denen die Hügel und Berge der Umgebung auch durch enge Gassen hereinblicken.
Zum guten Schluss

Es gibt heuer noch etwas zu feiern: 10 Jahre seit dem „1. Mitteleuropäischen Kleinstadtsymposion“ 1998 in Murau, Steiermark und damit 10 Jahre ECOVAST Austria. Auf dem Tisch liegt die damals entstandene „Charta von Murau“ und es lohnt sich, sie im Licht der heutigen Erkenntnisse zu lesen wieder zur Hand zu nehmen.

Dr. Arthur Spiegler, ECOVAST Austria und International (a.spiegler@reflex.at)