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Arbeitspapier

Das Wesen Historischer Europäischer Kleinstädte

aus Sicht von ECOVAST Austria, überarbeitet 2018

Die Historischen Kleinstädte, diese Perlen des ländlichen Europa, sind nach heutigem Verständnis, ein Ausdruck der Kombination von ländlicher und städtischer Lebensweise. Sie repräsentieren ein reiches, kulturelles Gut Europas und sind unverzichtbarer Teil der europäischen Identität.

Alle Historischen Kleinstädte sind durch ein deutlich erlebbares historisches Zentrum mit einem historischen, öffentlichen Platz gekennzeichnet.

Zweitens geben sie durch ihre wirtschaftliche und kulturelle Rolle einer ganzen Region – und oft darüber hinaus – Identität.

Alle Historischen Europäischen Kleinstädte mit nur ganz wenigen Ausnahmen, sind in neue Siedlungsentwicklungen eingebettet.

Wir verstehen Kleinstädte als Städte in ländlichen Räumen, die 50.000 EW)1 nicht überschreiten. Eine Untergrenze der Einwohnerzahl ist nicht vorgesehen. Zumindest innerhalb von ECOVAST sollte diese Einwohnerobergrenze verwendet werden.

Historische Kleinstädte vereinen auf sehr spezielle und charakteristische Weise das „Ländliche“ und das „Städtische“. Sie vermitteln und kombinieren ein charakteristisches, ländlich-städtisches Lebensgefühl, das man auch „Rural Urbanity“ nennen kann.

Historische Kleinstädte sind in ihre umgebenden Landschaften eingebettet und mit ihnen untrennbar verbunden.

Die Kleinstädte verhalten sich wie „lebende Wesen“ und sind daher stetem Wandel unterworfen, sie sind keine Museumsstädte! Eine unserer Hauptaufgaben ist es, diesem Wandel Rechnung zu tragen, und zugleich, das Wesen und den Charakter dieser Kleinstädte zu erhalten.

Historische Kleinstädte sind kulturelle und wirtschaftliche Brennpunkte für ihre Umgebung und Region.

Auch wenn die Kleinstädte selbst unter Einwohnerschwund leiden, sind sie dennoch für ihre Umgebung oder Region Einwanderungsorte; das heißt, sie bieten zumindest eine kleine Menge an – höheren - Beschäftigungsstellen

Damit eine Kleinstadt „Historische Kleinstadt“ genannt werden kann, muss sie bestimmte historische Hauptkriterien erfüllen (siehe unten); ebenso sollten sie auch wirtschaftliche Hauptkriterien für das heutige ländliche Leben erfüllen (siehe unten). Diese Kriterien wurden mit Architekten diskutiert und haben sich in der Praxis bewährt.

Die Kleinstädte am Land werden in jüngster Zeit auch auf europäischer Ebene wahrgenommen: Von der Kommission in Brüssel, dem Europäische Parlament in Strassbourg und vom „European Rural Parliament“, das seine Jahrestagung 2015 in Schärding abhielt.

Historische KriterienFunktionale Kriterien.
1. Erlebbares historisches Stadtzentrum1. Sitz regionaler Behörden
2. Zentraler, historischer, öffentlicher Platz2. Höhere Schulen
3. Geschlossene, historische Bausubstanz um den historischen Platz, historische Fassaden3. Medizinisches Zentrum
4. Prominentes religiöses oder profanes Gebäude (z.B. Kirche, Rathaus)4. Wirtschaftliches und/oder touristisches Zentrum
5. Burg, historische Befestigungen oder deren Reste5. Vermehrtes Angebot an Arbeitsplätzen

Historische Kleinstädte sollten zumindest drei der historischen Kriterien erfüllen.

Historische Kleinstädte sind alles andere als „Museumsstädte“, vielmehr sind sie lebenserfüllt – oder könnten es sein – und haben Funktionen zu erfüllen.

Die geheimnisvolle Widerstandskraft (Resilienz) trotz aller Schwächen der Kleinstädte gegen ihr Untergehen – ist sie so geheimnisvoll?

Die Widerstandskraft der Kleinstädte (und Marktflecken?), ihr Funktionieren beruht vor allem auf:

  • dem Willen der Bevölkerung „ihre“ Kleinstadt zu erhalten, zu stärken,
  • einer kooperativen Stadtverwaltung mit Unterstützung durch Land und Bund,
  • den Stärken „(Assets“) der Kleinstädte, die zu Erheben sind,
  • den Stärken („Assets“) der umgebenden Landschaft(en) mit ihrem Zusammenwirken
  • von natürlichen und menschlichen Faktoren)2, die eine Kulturlandschaft ergeben und
  • die spezielle Individualität jeder Kleinstadt, die sich aus oben Angeführtem ergibt.
Denn
  • jede Kleinstadt ist anders, keine gleicht der anderen.
Die einzelnen Punkte zeigen zwar nichts Neues, im Hinblick auf die Widerstandskraft sollen sie aber genannt und neu bewertet werden. Denn diese erstaunliche Widerstandskraft gilt es zu erhalten, zu stärken und zum Wohle der Kleinstädte und ihrer Region, dem ganzen Land und schließlich Europa, zu nutzen.

Nach 20 Jahren Befassung mit Kleinstädten Ist als zentrales Thema übergeblieben:

Die Bemühungen zur „Rettung“ der Innenstädte.

Was also bleibt – nach über 20 Jahren Befassung mit KlSt? – als hauptsächliche Probleme?

  • Wirtschaftlicher Abbau („Verödung“) der Stadtzentren und
  • Bevölkerungsrückgang
Die wenigen, die diese Probleme nicht haben, das sind meist „größere“ Kleinstädte ab ca. 10.000 EW, die sind entschieden viel besser dran sind gut dran.
Die Positiva“ („Habenseite“) sind die gleichen geblieben.
  • Das deutlich historische Erscheinungsbild der Stadt und
  • Die Einbettung der Stadt in die umgebende Landschaft mit ihren wechselseitigen Bezügen
Fußnoten

(1) Die Einwohnerzahl gilt immer für die gesamte Stadtgemeinde. Beispiel St. Veit a.d. Glan: 12.525 EW, die Stadt selbst etwa 7500 und der historische Kern etwa 1500 EW. Die Bevölkerung des Stadtkernes wird statistisch nicht erhoben.

(2) Deren bedeutendste sind: Die der Kleinstädte selbst mit ihrem historischen Erscheinungsbild und die umgebenden Landschaft; deren Naturfaktoren (wie Berge, Ebenen, Gewässer) sowie den Mischformen, die sich durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung ergeben (siehe Grundsatzartikel „Landwirtschaft schafft Landschaft in „Land & Raum“, Heft 3/2015).

______________

Das Core Team von ECOVAST Austria, 2018/19

Weitere Hinweise

- Wenn der Österreichische Städtetag erstmals in einer Kleinstadt stattfindet, (22.-24.5.2019: RUST!), dann sollte den Kleinstädten im Programm ein eigener, besonderer Schwerpunkt und eine Plattform gegeben werden.

- Die Kleinstädte – zumindest ab einer bestimmten Größe – müssen das Problem des verkehrsmäßigen Anbindens von „Speckgürtel“ mit dem (historischen) Stadtzentrum zur Zufriedenheit der Bevölkerung lösen. Das ist eines der wirksamsten Verfahren, das geschäftliche Aussterben der Stadtzentren zu verhindern (gutes Beispiel Leoben!).

- Die Kleinstädte sollten über ihre umgebende(n) Landschaft(en), ihre Stärken (Schönheiten) und Schwächen gut Bescheid wissen; diese Kenntnis zu vermitteln, sollte auch in den Schulen geschehen (Exkursionen, Vorträge u.a.).

- Die Kleinstädte sollten ihre Besonderheiten (Spezifika und ihre Charaktermerkmale) hervorheben und bewahren sowie entsprechend vermarkten. (Dies machen schon viele aber es gibt immer noch Nachholbedarf!).

- Benachbarte Kleinstädte - zumindest die einer Region und an einer Tourismusroute - sollten zusammenarbeiten und keinesfalls gegen einander auftreten! Dazu gehört nicht zuletzt das gegenseitige Auflegen von entsprechenden Infomaterialien und es inkludiert auch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit (Beispiel Retz – Znaim).

– Eine „Messe guter Beispiele“ zur Erhaltung und Gesundung der Kleinstädte sollte angeboten werden.

Brigitte Macaria & Arthur Spiegler
ECOVAST Austria