[Home]
Triesterviertel / Personen / Wolfgang Slapansky /
Daraus Auszugsweise


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







Veränderung (letzte Änderung) (Autor, Normalansicht)

Verändert: 65c65
====„Um die Zeit, in der man lebt, verstehen zu können, ist es unabdingbar, sich der historischen Entwicklung bewusst zu sein. Und dabei ist nicht aufregender als der simple Alltag, das Leben eben, in seiner Breite und historischen Tiefe.“=
„Um die Zeit, in der man lebt, verstehen zu können, ist es unabdingbar, sich der historischen Entwicklung bewusst zu sein. Und dabei ist nicht aufregender als der simple Alltag, das Leben eben, in seiner Breite und historischen Tiefe.“

Über das Leben von Wolfgang Slapansky    
(Aufgezeichnet von dessen Bruder Peter)

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Über das Leben von Wolfgang Slapansky   
Familie 1   
Beruf   
Familie 2   
Zum Schluss einige Worte zu seinem Charakter   

Familie 1    

Wolfgang Slapansky wurde am 25.September 1959 in Wien geboren. Es gab da schon einen drei Jahre älteren Bruder, der angeblich recht enttäuscht über sein neues Brüderchen gewesen sein soll, weil der ja viel zu klein war zum Fußballspielen. Aber er sollte ja noch wachsen.

Der Vater war Konstrukteur im Kran- und Maschinenbau, die Mutter hatte ihren Beruf im Büro einer Großhandelsfirma aufgegeben, um sich ganz um die Kinder kümmern zu können.

Die Kindheit war unbeschwert und glücklich, mit alljährlich mehreren Wochen Urlaub am Attersee, an Wochenenden Wandern oder Baden, Radfahren, Schifahren.

Die Familie lebte im 10. Bezirk, gleich neben dem Laaerbergbad, und der sonntäglichen Familienausflug hatte oft den nahen Laaerberg zum Ziel, der damals noch wesentlich weniger dicht verbaut war, mit weitläufigen Wiesen und einen herrlichen Ausblick über Simmering und den Donauauen bis zu den Hainburger Bergen und den Kleinen Karpaten.

Und ein wichtiger Programmpunkt des Sonntagausflugs war auch immer der Besuch im Böhmischen Prater. Dieser war in den Sechzigerjahren zwar etwas heruntergekommen, aber ein Ringelspiel, Schaukeln und Fahrräder, vor allem ein Eis hat es immer gegeben. Und dieser Böhmische Prater sollte in seinem späteren Leben noch eine wichtige Rolle spielen.

Wolfgangs Kindergarten und Volksschule waren in der alten Per-Albin-Hansson-Siedlung, das Gymnasium dann in der Ettenreichgasse, wo die Jugend natürlich schon nicht mehr so hundertprozentig unbeschwert war.

Aber Wolfgang konnte sich sehr für den Fußball begeistern und war, was für einen Wiener wohl sehr ungewöhnlich ist, ein glühender Anhänger von VOEST-Linz. Selbst gespielt hat er in seiner Klassenmannschaft, wo ihm der Spitzname „Gustl“, nach dem damals sehr bekannten Fußballer Gustl Starek, gegeben wurde. Daneben war er ein enthusiastischer Pfitschigogerl -Spieler.

Wesentlich wichtiger für ihn war damals aber, dass er die Leidenschaft zur Musik für sich entdeckt hat, und zwar zum Blues und zur Rockmusik. Er hat sich selber das Gitarrespielen beigebracht. Gemeinsam mit seinem Mundharmonika spielenden Freund Jelly hat er sich ab und zu auch als Straßenmusiker versucht, mit Freunden hat er die Band „Gully Folks“ gegründet.

Das Gymnasium hat er nach mancherlei Querelen doch zeitgerecht nach acht Jahren 1978 mit der Matura abgeschlossen.

Seine acht Monat beim Bundesheer im Anschluss daran hat er mit dem Sortieren von Meldezettel zugebracht.

Obwohl er anfangs nicht recht wusste, was er machen sollte, haben ihn die Eltern zu einem Studium ermuntert. Ein erster Versuch mit Forstwirtschaft an der BoKu? hat ihn nicht sonderlich fasziniert. Aber dann hat das Studium der Volkskunde an der Uni Wien begonnen und war schon bald Feuer und Flamme. Es waren vor allem seine beiden Lehrer Helmut Fielhauer und Olaf Bockhorn, beide Vertreter einer kritischen und sozial engagierten Volkskunde (Stichwort: Volkskunde als demokratische Kulturgeschichtsbeschreibung), die seine Begeisterung wecken konnten.

Nach einer Diplomarbeit über Vergnügungsparks im Allgemeinen verfasste er eine Dissertation über den Böhmischen Prater mit dem Titel Der böhmische Prater: Zur Kulturgeschichte einer Wiener Vergnügungsstätte an der Peripherie, die er 1991 abschloss. Ein wesentlicher Punkt, den er in seiner Dissertation gelernt hatte, und der ihm später sehr nützlich sein sollte, war die akribische Recherche in Bibliotheken und Archiven. So hat er z.B. wochenlang Stapeln von Akten der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha, die im 19. Jh. für Oberlaa und den Laaerberg zuständig war, durchgesehen, wobei allein schon das Entziffern der in Kurrentschrift handgeschriebenen Akten eine Herausforderung war. Ein weiterer, in der Praxis recht nützlicher Aspekt, den er erlernte, war die volkskundliche Museologie.

In den Ferien unternahm er ausgedehnte Reisen durch Belgien, Frankreich, England und Spanien, vor allem Schottland und Irland har er mehrmals bereist, wo er seine Liebe zur irischen Folkmusik in zahlreichen Pub-Besuchen ausleben konnte.

Beruf    

Nach Beendigung des Studiums hat er sich zunächst als freischaffender Kulturwissenschaftler mit Auftragsarbeiten diverser Kulturabteilungen, Mitarbeit an Ausstellungen etc. betätigt. Er beschäftigte sich dabei mit verschiedenen Aspekten der Stadtkultur und der Arbeiterkultur. Einen Schwerpunkt bildete dabei für ihn immer wieder sein Heimatbezirk Favoriten. Fasziniert war er von der Peripherie der Großstadt, jener sich ständig wandelnden Grauzone zwischen Stadt und Land, die nicht mehr das eine und noch nicht das andere ist.

Der Fußballsport in Wien, vor allem in Favoriten, als Teil der Arbeiterkultur, hat ihn immer wieder beschäftigt. Dabei hat er die Geschichte von heute längst vergessenen ehemaligen österreichischen Spitzenvereinen wie dem FC Wien, Rudolfshügel oder Herta ausgegraben. Er beschäftigte sich aber auch mit völli anderen Themen wie „Pannonische Gutshöfen“, „Familienfesten“ oder dem „Religiösen Brauchtum im Jahreskreis“. Er verfasste Beiträge zu mehreren Niederösterreichischen Landesausstellungen. Er schrieb mehrere Bücher.

Sein viel zu früh verstorbener Schulfreund Markus Fritz hat ihn dann mit dem Radio in Kontakt gebracht, was letztlich nicht nur sein Beruf, sondern seine Berufung werden sollte. Seit 1992 war er für den ORF tätig, zunächst bei Radio Wien, bei Radio Österreich International und schließlich dann bei Ö1 in den Abteilungen Religion und Wissenschaft.

Wolfgang Slapansky war Producer der Ö1-Sendereihe „Memo – Ideen, Mythen, Feste“, er verfasste Beiträge für „Logos-Theologie und Leben“, „Praxis – Religion und Gesellschaft“, „Erfüllte Zeit“, „Religion aktuell“, „Dimensionen – die Welt der Wissenschaft“, „Salzburger Nachtstudio“ sowie für die Journale.

In seinen Sendungsbeiträgen beschäftigte er sich mit einer geradezu babylonischen Vielfalt unterschiedlicher Themen, wobei für ihn die profunde Recherche eine unverzichtbare Grundlage darstellte. Ein von ihm gestaltetes „Radiokolleg“ zum Thema „Großraum Wien-Bratislava“ wurde 2006 mit dem „Andreas-Reischek-Anerkennungspreis“ gewürdigt.

Wolfgang Slapansky war Lehrbeauftragter der Universitäten Wien, Graz und Innsbruck, wo er volkskundliche und kulturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen gestaltete. Ein wesentliches Thema war auch seine Lehrveranstaltung über die „Vermittlung kulturwissenschaftlicher Inhalte im Radio.“

Familie 2    

In seinem Privatleben gab es 1997 einen markanten schmerzhaften Einschnitt, der vieles auf den Kopf stellte. Sein Vater erkrankte plötzlich schwer und wurde praktisch über Nacht zu einem Pflegefall. Und damit nicht genug, war die Mutter durch die Aufregungen und nervlichen Belastungen so mitgenommen, dass sie einige Wochen darauf einen tödlichen Herzinfarkt erlitt.

Die Söhne haben nun alles unternommen, dass der Papa in seiner geliebten Wohnung bleiben kann und nicht in ein Pflegeheim muss. Vor allem Wolfgang war jetzt gefordert, da er im Gegensatz zu seinem Bruder ein Auto besessen hat. Und wenn etwas zu erledigen war oder der Papa irgendwohin gebracht werden musste, war er immer zur Stelle. Er besuchte seinen Vater fast täglich. Er ermunterte ihn auch zu Therapien und fuhr mit ihm ins Grüne, um das Gehen zu üben. Und tatsächlich besserte sich der Zustand des Vaters so weit, dass er nach etwa einem Jahr wieder weitgehend selbstständig in seiner Wohnung leben konnte. Da er aber nichts Schwereres tragen konnte und nur äußerst mühsam Stiegen steigen, war weiterhin ständige Unterstützung im Alltag notwendig.

Zum Schluss einige Worte zu seinem Charakter    

Wolfgang war ein zurückhaltender, bescheidener, sehr hilfsbereiter Mensch. Er konnte gut zuhören. Er hatte feste Grundsätze, war aber immer bereit, sich mit anderen Ansichten auseinanderzusetzen. Was er verabscheute waren Vorurteile, Dünkel und Selbstgerechtigkeit. Er liebte den Humor von Monty Python, von Dieter Hildebrand und von Otto Grünmandl, er liebte die Musik von Ray Davies, von Fairport Convention und von Neil Young.

Und er liebte Schweinsbraten mit Sauerkraut und Semmelknödel. Er war Favoritner aus Leidenschaft.

Und zum Abschluss ein Zitat von ihm, das sein Verständnis seiner wissenschaftlichen und journalistischen Arbeit charakterisiert:

„Um die Zeit, in der man lebt, verstehen zu können, ist es unabdingbar, sich der historischen Entwicklung bewusst zu sein. Und dabei ist nicht aufregender als der simple Alltag, das Leben eben, in seiner Breite und historischen Tiefe.“