[Home]
Triesterviertel / Einrichtungen / Privates Phönix Realgymnasium Knöllg20-24 /
Überarbeitete Fassung Meiner Antworten


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







Veränderung (letzte Änderung) (Autor, Normalansicht)

Verändert: 59c59
E.Ya.: Ich bedanke mich für das Interview. Es hat mich wirklich sehr gefreut.
E.Y.: Ich bedanke mich für das Interview. Es hat mich wirklich sehr gefreut.

21.12.2021

E.Y. interviewt Fritz Endl für die "Schülerzeitung JETZT!"    

E.Y. ist Schulsprecher vom Phönix-Realgymnasium

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
E.Y. interviewt Fritz Endl für die "Schülerzeitung JETZT!"   
Erzählen sie bitte über ihren Lebenslauf   
Was macht das „Triesterviertel“ für sie zu einem besonderen Ort?   
Können sie mir Näheres über ihre Initiative berichten?   
Welche Projekte finden sie aktuell wichtig im Triesterviertel?   
Welche Orte im 10.Bezirk würden sie Zeitungsreportern empfehlen, sie zu besichtigen und zu erforschen?   

Erzählen sie bitte über ihren Lebenslauf    

Ich bin 1942, also mitten im 2.Weltkrieg als viertes und jüngstes Kind in Wien geboren worden. Mein Vater war Hauptschullehrer, meine Mutter Hausfrau. Das waren schlimme erste Jahre, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Ich weiß natürlich jetzt, dass die damaligen Ängste meine spätere Entwicklung stark beeinflusst haben. Sogenannte „Kriegskinder“ leiden ja oft ihr Leben lang auch psychisch unter den Folgen dieser Erlebnisse. Zum Bespiel habe ich vermutlich deshalb erst mit drei Jahren mit dem Sprechen begonnen. (Manche meinen, ich hätte diesen späteren Redestart inzwischen zwar längst nachgeholt, aber eben nicht alles)

Von 1945 bis 1968 lebte ich im 15.Bezirk in der Nähe von Schönbrunn und seither im 10.Bezirk. 1968 heiratete ich Helga, die ich an der zweijährigen Pädagogischen Akademie kennengelernt hatte. Wir unterrichteten bis zur Pensionierung an Volks- bzw. Hauptschulen. Leider ist 1985 Gerhard, der Jüngere unserer beiden Söhne vierzehnjährig an den Folgen eines Schiunfalls gestorben. Das hat unser Leben bis heute sehr beeinflusst. Trauer hört nämlich nie auf, sie verändert sich höchstens.

Ich habe 20 Jahre ganz in der Nähe in der Hauptschule Herzg.27 unterrichtet und engagierte mich einige Jahre sehr für die Gesamtschule, der gemeinsamen Schule bis zum 14.Lebensjahr.

Wegen meiner Trauerprobleme musste ich mich 1992 frühpensionieren lassen. Unser älterer Sohn ist Vater von zwei Töchtern (17 und 14 Jahre) und arbeitet im Umweltbundesamt.

Dazu auch

Was macht das „Triesterviertel“ für sie zu einem besonderen Ort?    

Er ist erstens deshalb etwas Besonderes für mich, weil wir da wohnen. Mehr als meine Frau suche ich immer die „Wurzeln“ des Ortes, wo ich länger lebe. Meine ersten drei Jahre lebte ich in Perchtoldsdorf und dann bis zur Heirat im 15.Bezirk.

Für uns Kinder war die Freizeit auf der Straße oder im Park und auch in Kriegsruinen zuerst ein gemeinsam erlebtes Spiel und Abenteuer. Wir übten in dieser Zeit die manchmal überlebenswichtige Bedeutung einer solidarischen (damals Kinder-) Gruppe.

1980 haben wir hier im Triesterviertel in einem alten Zinshaus für unsere damals noch vierköpfige Familie eine relativ große Wohnung mieten können. Sie war kostengünstig und unbefristet zu mieten. Viele Menschen im Haus und in der Umgebung wurden uns relativ rasch vertraut und in der Schule wechselten wir mit großem Engagement zwischen „Polizist, Pädagoge und Sozialarbeiter“.

Durch die Kontakte in unserem Wohnhaus und in der Nachbarschafterlebte vor allem ich als der aktiv Kontaktsuchende bald eine ähnliche Solidarität wie im „bunten“ 15.Bezirk. Sowohl wenn es um die höchst notwendige Sanierung unseres alten Hauses ging als auch in der Nachbarschaft, wenn es um gemeinsame Grätzlthemen wie Verkehr, Umweltverschmutzung, Sicherheit, Nahversorgung, Kinderbetreuung, Schulbildung oder Begegnungsräume ging und geht.

Wir betrachten es als bereichernd, in einem Haus oder in einem Grätzl zu wohnen, wo Menschen unterschiedlicher Kulturen und Sprachen und mit unterschiedlichen Fähigkeiten leben. Besonders mit Menschen, die aus ihrem gewohnten Umfeld zu uns kommen mussten, um zu überleben, die Angst gehabt haben. Sie bringen einen starken Überlebenswillen mit und damit viel Bereitschaft zur Mitarbeit in unserer Gesellschaft. Wichtig sind immer gemeinsame Ziele, die dabei helfen, über vorhandene Unterschiede hinweg zu verbinden. Ob das in „meiner“ Nachbarschaft ist oder auch global, im Sinn von „Global denken – lokal handeln“. Dabei bin immer dankbar, wenn diese Menschen auch lernen können, meine Sprache Deutsch zu sprechen, weil ich ganz schlecht bin beim Sprachenerlernen.

Dazu auch

Können sie mir Näheres über ihre Initiative berichten?    

1992 habe ich den Grätzlverein noch unter dem Namen „Grätzl-Punkt Rosa Jochmann“ (Zu R.J.: aus Wikipedia und) angemeldet. Die sozialdemokratische Politikerin hat mir nach einem zehnjährigen Briefwechsel schriftlich gestattet , unserem Verein „Grätzl-Punkt“ ihren Namen zu geben. Darauf bin ich sehr stolz (Ihr Auftrag: „Wehret den Anfängen!“) Später wurde der Verein umbenannt, weil es zu unnötigen Missverständnissen mit Politischen Parteien gekommen ist.

Unser „Vorstand“ besteht aus meiner Frau Helga und mir. Wir sind daher bei unseren Aktivitäten immer angewiesen auf Unterstützung von anderen Personen und Einrichtungen. Als Ziele steht in unseren Vereinsstatuten: „der Aufbau und die Unterstützung von Selbsthilfegruppen, Nachbarschaftshilfe, Projekten und BürgerInnen-Initiativen sowie der Ausbau des Webforums www.triesterviertel.at.

Unser Verein ist seit einigen Jahren Mitglied von „Basis.Kultur.Wien, einer Kultureinrichtung der Stadt Wien, die uns auch 2017 beim „Multimedialen Projekt“ im Phönix-Realgymnasium anlässlich dessen 10-jährige Bestehens finanziell unterstützt hat.

Welche Projekte finden sie aktuell wichtig im Triesterviertel?    

Unser derzeit wichtigstes und sichtbarstes Projekt ist „Orte erzählen“, bei dem seit 2008 bisher 12 Infotafeln an bemerkenswerten Orten im „Triesterviertel“ angebracht werden konnten. Mit einem QR-Code, der über Mobiltelefon zu einem Audioguide und weiteren Informationen führt. Beraten werden wir dabei vom Bezirksmuseum Favoriten und bis 2017 auch von der Gebietsbetreuung Favoriten. Eine der 12 Tafeln befindet sich ja auch rechts neben eurem Schuleingang in der Knöllg.20-24. 2017 haben wir anlässlich der 10-Jahres-Projektes auch Führungen mit Schulklassen eurer Schule im Triesterviertelgemacht.

Auf die Geschichte dieses auch äußerlich erfreulichen Schulgebäudes sollten alle Wiener und Wienerinnen stolz sein: Es wurde 1901 als Wöchnerinnenhaus „Lucina“ mit Hilfe privater Spenden errichtet. Hier konnten auch arme Frauen ihre Kinder unter besseren hygienischen Bedingungen zur Welt bringen. Viele Wiener und Wienerinnen sind hier geboren worden. Unter anderem auch der ehemalige Bürgermeister Dr.Helmut Zilk. (Erst in den 20-er und 30-er-Jahren ist bei den Gemeindebauten des „Roten Wiens“ wieder große Aufmerksamkeit auf Hygiene gerichtet worden.)

Wir hoffen, dass das Tafelprojekt von der Stadt Wien übernommen werden kann und auch auf den drei bedeutsamen Gemeindebauten Quarinhof, Viktor Adler-Hof und George Washington-Hof „Orte erzählen“-Tafeln angebracht werden können. Andere aktive, geplante und nicht mehr aktive Projekte werden ebenfalls auf unserer Webseite dokumentiert.

Welche Orte im 10.Bezirk würden sie Zeitungsreportern empfehlen, sie zu besichtigen und zu erforschen?    

Der 10.Bezirk ist ja sehr groß und vielfältig. Neben Innerfavoriten, das sich vor allem entlang der Quellenstraße von der Triesterstraße bis zum Reumannplatz erstreckt, gibt es ja auch das Gebiet um den Hauptbahnhof, das Sonnwendviertel oder Oberlaa, wo es viele bauliche Veränderungen gibt. Dort gibt es für Medien mehr Berichtenswertes als in unserem alten sehr dicht verbauten Stadtteil. Hier wäre nur das derzeit neu gestaltete Gebiet neben dem Wasserturm um den ehemaligen Eisring Süd mit der neuen Sporthalle von Interesse.

Wenn ihr mit Menschen aus verschiedenen sozialen und kulturellen Schichten reden möchtet, ist neben Innerfavoriten sicher der Viktor Adler-Markt am ergiebigsten. Oder die Besucher*innen von Parkanlagen z.B. am Belgradpark oder Fortunapark. Vielleicht ist es auch sinnvoll, wenn ihr mit bestimmten Zielgruppen sprecht, je nach euren persönlichen Interessen: Mit Kindern, Jugendlichen, Frauen, „Alt- oder Neuwiener*innen“ oder mit bestimmte Berufsgruppen wie Verkäufer*innen, Parkbetreuer*innen, Kindergärtner*innen, Taxifahrer*innen, Polizist*innen, Postzusteller*innen usw.

Bei allen Gesprächen ist mir der respektvolle und wertschätzende Umgang mit dem Gegenüber wichtig. Wir alle wollen friedlich miteinander oder wenigstens nebeneinander leben, auch wenn die jeweiligen Standpunkte unterschiedlich sein mögen.

E.Y.: Ich bedanke mich für das Interview. Es hat mich wirklich sehr gefreut.

FritzEndl: Ich bedanke mich ebenfalls. Hab jetzt wieder einmal etwas erzählen können.