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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2020-06-18


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* Seminararbeit

Influencer und die Werbebranche

Termin: 18. Juni 2020 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-13 oder virtuell im BBB-Raum https://conf.informatik.uni-leipzig.de/b/gra-y36-wd4

Thema: Daniel Han: Influencer und die Werbebranche

Ankündigung

Werbung ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Jeden Tag werden wir von hunderten Anzeigen auf Angebote, Produkte und Dienstleistungen hingewiesen. Diese Werbemethoden sind den meisten seit ihrer Kindheit bekannt. Sei es durch das Fernsehen, Radio oder vielleicht auch durch Zeitungen für manch Ältere. Doch in den letzten zehn Jahren entwickelte sich, neben den nun boomenden sozialen Medien und Netzwerken, eine neue Werbestrategie: das Influencer-Marketing. Der Begriff wird jedem bekannt sein. Doch was und wie genau wird da „vermarktet“? Wer sind diese „Influencer“? Warum weist diese Strategie solch eine Effektivität auf? Und wieso lassen wir uns überhaupt dadurch beeinflussen? Basierend auf das Buch von Robert B. Caldini „Influence“ und der Studie „Influencer 3.0“ von Wavemaker, werden wir uns in dem Vortrag über diese Fragen beschäftigen.

Daniel Han, 10.06.2020

Anmerkungen

"Vom Tellerwäscher zum Millionär" – der "American Dream" ist im digitalen Zeitalter zu neuer Vitalität erwacht. Werde Influencer, und du hast für den Rest deines Lebens ausgesorgt!

"Der amerikanische Traum ist der Traum von einem Land, in dem das Leben für alle besser, reicher und voller ist, mit Chancen für jeden, je nach Fähigkeit und Leistung. Für die europäischen Oberschichten ist es ein schwieriger Traum, ihn adäquat zu interpretieren, und zu viele von uns selbst sind seiner müde und misstrauisch geworden. Es ist nicht nur ein Traum von Autos und hohen Löhnen, sondern ein Traum von einer Gesellschaftsordnung, in der jeder Mann und jede Frau in der Lage sein wird, die volle Statur zu erreichen, zu der sie von Natur aus fähig sind, und von anderen anerkannt zu werden für das, was sie sind, ungeachtet der zufälligen Umstände ihrer Geburt oder ihrer Stellung". (James Truslow Adams, 1931)

Was ist also dran an einem solchen "Singleansatz in einer vernetzten, kooperativen Welt", der heute als Menschenbild offensichtlich so weit verbreitet ist, dass die erstaunte Gegenfrage im Chat kam: "Was meinen Sie mit Singleansatz?". In der Diskussion wurde dann aber deutlich, dass Influencer zwar Botschaften versenden, aber "man kann ihnen ja folgen, ohne gleich Freunde zu sein".

Es gibt also ein massives Glaubwürdigkeitsproblem, das zunächst auf dem Weg zum Influencer gelöst werden muss. Dafür gibt es eine große Liste von Theorien und eine noch längere Liste von Psychotricks, mit denen dieses Problem (theoretisch) angegangen werden kann. Das Hauptproblem dabei ist, dass gegenüber einer Selbstinszenierung am Stammtisch oder im Freundeskreis die Wirkung nicht unmittelbar sichtbar wird, denn das Auditorium bleibt anonym. Man ist vor der Kamera oder vielleicht im Drehteam zunächst auf sich selbst gestellt.

Diese Bedingtheiten spielten im Seminar allerdings keine Rolle. Da war alleine davon die Rede, dass diese (mehr oder weniger teuer produzierten) Videos klare Einblendungen über "Produktplatzierung" enthalten müssen, um sich nicht rechtlich angreifbar zu machen. Haben teuer produzierte Videos eine höhere Reichweite, und wie werden sie vorfinanziert? Und wie werden die Rechtsabteilungen der Influencer bezahlt (falls es welche geben sollte) oder die Anwaltskosten?

Deutlich wurde allein die Währung, die auf dem Influencermarkt zählt – die Zahl der Follower. Die muss man, im Gegensatz zu klassischer Werbung mit – wiederum kostspieliger – Reichweitenanalyse, allerdings nicht aufwendig bestimmen. Follower kann jeder werden durch einfachen Klick, und die Plattform liefert nicht nur diese Werte, sondern auch die Likes und Emojis, die Kommentare und Kommentare zu Kommentaren, mit denen sich Aktivitäten, Anerkennung und Reichweite jeder registrierten Person durch Dritte problemlos auswerten lassen, wenn diese nur in der Lage sind, die entsprechenden (teilweise kostenpflichtigen) APIs auszulesen.

Damit sind wir aber schon mitten in den Mechanismen einer Werbeindustrie, in denen die "armen Influencer" die neuen (austauschbaren – siehe Herrn Amthor) Botschaftsträger sind. "Braucht man dafür Menschen oder reicht auch ein Social Bot?" war eine weitere meiner Fragen, die ebenfalls komplett unberücksichtigt blieb.

Dabei kann Technik in jener technischen Welt viel. Man kann zum Beispiel eigene Follower generieren oder – wenn das technisch oder zeitlich zu kompliziert ist – gegen gutes Geld käuflich erwerben. Das macht es dann aber schwer, die "wirkliche" Followerzahl, die "wirklichen" Likes usw. abzuschätzen. Die gerade voller Freude über Bord gekippten teuren Reichweitenanalysen sind durch die Hintertür zurück.

Richtig spannend wird es allerdings erst beim Versuch, diese glamouröse Glitzerwelt von wirklicher nachbarschaftlicher Hilfeleistung abzugrenzen, so dass am Ende sogar die Frage (samt Quotes) stand: "Was ist das eigentlich, ein 'Influencer'?"

Hans-Gert Gräbe, 23.06.2020


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