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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
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* Seminararbeit von Tom Dietze

Momente digitaler Ökonomie

Termin: 30. Januar 2019, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-11

Tino Barig, Tom Dietze: Kryptowährungen, Hawalasystem und alternativer Zahlungsverkehr

Ankündigung

Auch die Finanzwelt bleibt vom digitalen Wandel nicht unberührt. Die traditionellen Zahlungsmittel verlieren nach und nach an Bedeutung, während Krypto-Anleger wie aus dem Nichts zu Millionären werden. Das Referat soll in einem ersten Teil die Substitution altbewährter Zahlungsmittel durch alternative Transaktionsmethoden exemplifizieren und diskutieren. Zudem wird in Kontrast zum westlichen Transaktionssystem das Hawala-System besprochen. Im zweiten Teil sollen Kryptowährungen vorgestellt, deren Funktionsweise erläutert und eine Abgrenzung zu traditionellen Zahlungsmitteln im Rahmen des digitalen Wandels geschaffen werden.

Tino Barig, Tom Dietze, 24.01.2019

Anmerkungen

Man sollte meinen, zum Ende des Semesters seien Standards für die thematische Aufbereitung eines Vortrags einigermaßen verständlich – und wenn schon Vorlesung und Seminar selten besucht werden, dann werden um so mehr die reichlich vorhandenen, öffentlich verfügbaren Aufzeichnungen ausgewertet. Weit gefehlt. Dies zeugt von wenig Respekt vor der Arbeit der Lehrenden, was im Fall von Lehramtskandidaten, also künftig selbst Lehrenden, doppelt wiegt. Dies vorab.

Der Vortrag selbst bewegte sich im Kontext von im Internet aufgeschnappter Bemerkungen, die vor allem ein Kriterium zu erfüllen hatten – den Vortragenden "plausibel" zu erscheinen. Mit einer solchen Materialsammlung (Recherche ist mehr) ist zumindest ein erster Schritt getan, wie in der Veranstaltung "Wissenschaftliches Schreiben" am 07.11.2018 genauer erläutert wurde und auch in den Folien nachlesbar ist, die im Ordner des Kurses intern zur Verfügung stehen. Bereits hier wird eine Differenz zwischen dem durch den Vortragstitel gegebenen Vorgaben ("Währungen" und damit "Zahlungssysteme") und dem praktischen Schwerpunkt der Materialsammlung ("Blockchain" und "smart contracts") deutlich. Für einen an akademischen Standards orientierten Vortrag wäre es nun an der Reihe gewesen, geeignete Argumentationslinien zu identifizieren, diese angemessen theoretisch zu kontextualisieren und daraus schließlich eine konsistente Argumentation zu entwickeln.

Stattdessen wurde ein Stakkato apodiktischer Urteile präsentiert wie etwa die Behauptung, dass es in einem Bitcoin-System "keine Inflation geben könne". Woher kommt die Behauptung (eine triviale Google-Anfrage bringt die Komplexität und Widersprüchlichkeit möglicher Argumentationen unmittelbar ans Licht) und wie sei sie zu begründen, so meine Nachfrage. Sie ginge auf den Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto zurück und begründe sich in der Begrenzung der als Bitcoin schürfbaren Geldmenge. Vorher wurde noch erläutert, dass niemand wisse, wer sich genau hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto verberge. Ist eine solche Unperson überhaupt akademisch zitierfähig? Und wieso hängen Geldmenge und Inflation zusammen? Klar, es gibt solche ökonomische Theorien. Jedoch selbst wenn wir uns in den Kontext einer solchen Theorie begeben – wieso keine Inflation, wo doch (wenigstens aktuell) die Menge der umlaufenden Bitcoins durch fortgesetztes Mining weiter wächst? In der praktischen Fiskalpolitik sind Geldmengensteuerung und Vorgaben für die Inflationsrate klare politisch Zielparameter, womit entsprechend theoretisch fundierte Vorgaben ("begründete Erwartungen") nicht nur Sandkastenspiele sind, sondern sehr praktische Auswirkungen ("erfahrene Ergebnisse") haben, die in einem klaren Spannungsfeld zueinander stehen. Dieses Spannungsfeld wird heute mit einem breiten Spektrum theoretischer Ansätze versucht auszudeuten, in welchem neben "orthodoxen Ökonomietheorien" zunehmend auch "heterodoxe" Ansätze an Gewicht gewinnen. Kurz – ein dankbarer Plot für eine akademische Reflexion, wenn man denn die Standards ernst nimmt. Das war zu diesem Termin leider nicht der Fall.

Hans-Gert Gräbe, 03.02.2019


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