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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
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* Seminararbeit von Sven Oswald


Politik und digitaler Wandel

Termin: 27. Juni 2017, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-10

Thema 1: Cyber War - Wahrnehmung, Definitionsfragen und erste Vorkommnisse. Vortrag und Diskussion mit Hanno Krümpelmann.

Thema 2: Infrastruktursicherung, Breitbandausbau, Netzneutralität. Vortrag und Diskussion mit Patrick Oswald und Sven Oswald.

Ankündigung

Thema 1: Cyber War - Wahrnehmung, Definitionsfragen und erste Vorkommnisse

Spätestens seit den Vorfällen in Estland im Jahre 2007 oder dem viel diskutierten Stuxnet Virus 2010 ist die Bedrohung durch einen sogenannten "Cyberkrieg" in den Köpfen vieler Menschen angelangt. Politiker fordern Konsequenzen im Hinblick auf diese neue Herausforderung, große Summen werden in die militärische Lösungen investiert und Journalisten versuchen, die Situation für den technischen Laien verständlich zu erklären. Dabei offenbaren sich schnell grundlegende Probleme, beginnend bei der Definition. Was verstehen wir unter "Cyberwar"? Gibt es überhaupt eine klare Definition? Und abhängig von diesen Definitionen, ist das erdachte Szenario dann überhaupt realistisch? Oder sogar bereits Realität?

Hanno Krümpelmann, 22.6.2017

Thema 2: Infrastruktursicherung, Breitbandausbau, Netzneutralität

Die Digitalisierung, als grundlegender technologischer Trend unserer Zeit, eröffnet für Wirtschaft und Gesellschaft eine Vielzahl neuer Chancen und Möglichkeiten: So entstehen zum Beispiel neue Geschäftsmodelle und Kommunikationsformen, Produkte werden individueller, medizinische Diagnosen und Behandlungen besser, der Verkehr sicherer, der Energieverbrauch geringer, und unser Alltag insgesamt komfortabler. Es gibt kaum einen Bereich des Lebens, der nicht in irgendeiner Form vom digitalen Wandel erfasst wird.

Durch diesen allumfassenden, tagtäglichen digitalen Eingriff in unser aller Leben rückt die Sicherstellung dieses neuen Gutes im Sinne von Stabilität, Güte und Durchsatz sowie hoher Verfügbarkeit immer weiter in den Vordergrund. Dazu soll in diesem Vortrag die Infrastruktursicherung zur Stabilität, der Breitbandausbau zur Güte und Durchsatz und die Netzneutralität zur Verbesserung der Verfügbarkeit näher behandelt werden.

Patrick Oswald und Sven Oswald, 20.6.2017

Anmerkungen

Im ersten Vortrag Infrastruktursicherung, Breitbandausbau, Netzneutralität breiteten die Vortragenden eine Reihe von Gemeinplätzen zu den genannten Themen aus, ohne dass ein roter Faden der Argumentation oder auch nur eine einigermaßen konsistente Arbeit an Begriffen zu erkennen war. IT-Infrastruktur wurde als "Konzept" definiert und Infrastruktursicherung allein auf Gefahrenvorbeugung und Schadensmanagement reduziert. Fragen des Breitbandausbaus wurden primär als "Zugang zum Internet mit verhältnismäßig hoher Bandbreite" gefasst, eine Unterscheidung zwischen physischem Ausbau der verschiedenen Netzkomponenten (Backbone, letzte Meile, Kabel vs. WLAN usw.) sowie die Frage des Zusammenhangs zwischen dem "einen Netz" auf virtueller Ebene und der Vielfalt der Netze auf realweltlicher Ebene wurde nicht weiter thematisiert.

Offensichtlich hatten sich die Vortragenden auch nicht der Mühe unterzogen, die bisherigen Vorträge zum Thema im Seminar zu sichten:

  • 17.06.2014: Die Debatte um Netzneutralität - technische und politische Aspekte. Vortrag und Diskussion mit Marlen Bachmann und Kay Vollers.
  • 07. Juli 2011: Netzneutralität - Intentionen, Akteure, Positionen. - Martin Brümmer
  • Montag, 26. März 2012: Breitband, Netzausbau und intelligentes Netzmanagement. Mit Hendrik Schulze, ipoque Leipzig
Siehe auch Im zweiten Vortrag zum Thema Cyber War stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Phänomene genauer zu fassen sind, die uns medial als "cyber war" verkauft werden, und wie eine solche inflationäre Verwendung des Wortes "Krieg" einzuordnen ist. Im Vortrag und in der Diskussion wurde deutlich, dass hier vorsichtiger argumentiert werden sollte. Die meisten Cyberoperationen, insoweit sie ein national-staatliches Target haben wie etwa 2007 gegen Estland, lassen sich eher der Kategorie der Geheimdienstoperationen zuordnen. An der Stelle wird schon deutlich, dass eine inflationäre Verwendung des Wortes "Krieg" keine Erfindung der "digitalen Neuzeit" ist, sondern mit der Wortschöpfung "kalter Krieg" geheimdienstliche Operationen spätestens seit der Blockkonfrontation in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Nähe von Kriegshandlungen gerückt wurden.

Heute sind die Fronten auf diesem Gebiet weniger klar denn je. Sicher werden neue technische Entwicklungen von Geheimdiensten aktiv verfolgt und daraufhin geprüft, ob sie in das eigene Arsenal aufgenommen werden. Dabei ist der praktische Feldversuch ausgewählter Szenarien durchaus von Interesse und – so der Tenor der Diskussion – eine Reihe von Vorfällen sicher auch unter einem solchen Gesichtspunkt der Erprobung von Mitteln praktischer Spionage und Gegenspionage zu betrachten. Interessant in dem Zusammenhang zwei zusätzliche Aspekte:

  1. Cyberattacken sind sowohl von ihrer technischen Grundstruktur als auch von den computer-forensischen Möglichkeiten ihrer Untersuchung deutlich "öffentlicher" als klassische Geheimdienstoperationen. Dies gilt sowohl für die Wirkung als auch die Spuren solcher Attacken, die jene in – wenigstens professionell geführten – IT-Serversystemen hinterlassen. Interessant auch, dass es durchaus genaue Analysen in der (digitalen) "Fachpresse" nur selten bis ins Feuilleton schaffen.
  2. Der Begriff Cyberkriminalität spielte weder im Vortrag noch in der Diskussion eine Rolle, obwohl die technischen Mittel in beiden Bereichen eine hohe Ähnlichkeit aufweisen. Auch dabei wird die Nähe geheimdienstlicher Aktivitäten zu kriminellen Machenschaften noch einmal deutlich.
Computersicherheit wird in Zeiten einer wachsenden Vernetzung einer Vielzahl "autonomer" Geräte und Systeme, wie sie für aktuelle Entwicklungen einer Industrie 4.0 charakteristisch sind, verstärkt zu einem Thema. Dabei geraten ökonomische und geheimdienstliche Interessen zunehmend in Widerspruch zueinander, nicht zuletzt in der Frage des Umgangs mit entdeckten Sicherheitslücken.

Hans-Gert Gräbe, 29.6.2017


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