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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
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Daten, Texte, Interpretationen

Termin: 2. Mai 2017, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-10

Was ist Sprache?

Vortrag und Diskussion mit Dennis Behrendt und Hannes Breuer.

Folien zum Vortrag

Ankündigung

Jeder von uns hat eine Vorstellung davon, was Sprache ist, zumeist ausgehend davon, wie wir Sprache im Alltag verwenden. Doch dabei unterliegen wir viel zu oft Fehlannahmen, da wir unser Sprachwissen verallgemeinern. Dies wurde viel zu lange auch von den Wissenschaften getan. Woher sollten die großen Philosophen von Platon bis Kant auch über die Vielfalt der Sprachen der Welt erfahren haben? Eine empirische Auseinandersetzung mit Sprache, aus der unsere heutige Sprachwissenschaft entstanden ist, begann erst in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Hubert Haider (2009) bezeichnet deshalb Englisch auch als ‚drosophila grammatica‘. Aus der Beobachtung anderer Sprachen lassen sich aber neue Zusammenhänge erkennen.

Wir wollen darstellen, wie problematisch unsere alltagsgeprägten Vorstellungen von Sprache sind und dass die maschinelle Verarbeitung von Sprache nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheint. Die Vielfalt der Sprachen der Welt stellen uns dabei vor neue Herausforderungen. Denn ein Sprechakt an sich beinhaltet nicht alle Informationen um diesen auch sinngemäß zu verarbeiten. Wir beginnen unsere Darstellung mit theoretischen Überlegungen aus experimentellen Wissenschaften über die grundlegende Frage der Definierbarkeit von Sprache. Anhand von Beispielen werden wir zeigen, wie mangelhaft unser Verständnis von Sprache in einigen Aspekten ist. Insbesondere setzen wir uns mit der Frage auseinander, was verwertbare Sprachdaten sind und stellen dabei die großen Fragen der Abgrenzbarkeit (ohne dass wir sie alle beantworten können): Wie beeinflusst Kontext Inhalt und wo fängt Kontext an, wo hört Kontext auf? Wie verbinden wir die „digitale Welt der Daten“ und die „menschliche Welt der Interpretation“? Welche Konsequenzen haben diese digitalen Daten? Wie können wir Menschen versuchen, unsere bewusst und unbewusst sinngebenden Sprechakte von sinnhaft-handelnden Menschen digital zu erfassen, wenn uns das Sinnhafte nicht immer bewusst ist? Wie verarbeite ich beim Betrachten dieser Fragen und Probleme dann überhaupt einen einfachen Satz maschinell?

Dennis Behrendt, Hannes Breuer, 20.4.2017

Anmerkungen

Im Seminar wurde von den Referenten unter dem Titel “Was ist Sprache?” der Zusammenhang von Sprache und Daten aus linguistischer Sicht beleuchtet. Ausgangspunkt und zu problematisierende Ausgangslage war das Modell der Sprache als Medium für Sinnzusammenhänge. Daten wurden in diesem Modell als soziale Praxis verstanden, welche Umstellung und Transformation von Informationen und Kommunikation auf binäre Codierung durchführten. Zum verdeutlichten Anschauen wurde die verbal lautliche Übertragung von Schallwellen verwendet und mit der Linie Welt – Selektion – Messung – Transformation – Wahrnehmung der Datenerhebung verbunden. Mit einem weiteren Modell der Zweck-Mittel-Beziehung sollten Differenzen und spezielle Eigenschaften des jeweiligen Übertragens gefasst werden, der sprachlichen wie auch der digitalen. Datenerhebung hat mit der sprachlichen Ebene eine auf sich selbst rückwirkende Steigerung gemeinsam, welche die Entwicklung als zyklisch sich selbst steigernden Prozess erscheinen lässt. Darüber hinaus wurde als Gemeinsamkeit und Grundlage die menschliche Fähigkeit zur Reduzierung der Komplexität der Welt aufgeführt. Entscheidend wird somit hier der Kontext, welcher für die spezifische Interpretation ausschlaggebend ist. Bedeutung erscheint so als selbstreferenziell, menschlich gemacht und hochgradig instabil. Auf dieser Basis wurde die Frage erneut aufgenommen, was Sprache denn nun sei.

Neben dem ersten linguistischen Modell wurde das sprachwissenschaftliche, insbesondere die Theorie von Chomsky, ins Auge gefasst wie auch der kognitionswissenschaftliche Zugang. Beide Varianten, sowohl in positiver als auch kritischer Sicht, machen das Modell der medialen Übertragung fraglich. Durch empirische Beispiele wurden nicht nur grundsätzliche Annahmen der Syntax-Theorie, der physisch-physiologischen Bewusstseinstheorie oder der medialen Theorie in Frage gestellt, sondern die Möglichkeit sinnerhaltender Übersetzung im Allgemeinen. Dieser Problemkomplex wurde auf die Problematik heutiger Übersetzungsprogramme übertragen und durch das Einpflege- und Erkennungsproblem spezifiziert. Weder ein linguistisches, noch sprachwissenschaftliches, noch kognitionswissenschaftliches Modell können die neuen Leistungsfähigkeiten moderner Übersetzungsprogramme und deren sich steigernde Akkurazität erklären.

In der Diskussion ging es dementsprechend im Besonderen um die Leistungsfähigkeit solcher Modelle und im Allgemeinen um die Problematik der verwendeten Vorstellung vom Menschen hinter diesen. Es wurde schnell klar, dass eine individuell-unhistorische Modellbildung nicht nur Sprache, sondern der menschlichen Natur auch die Fassung von Sprache erschwert und das Verstehen moderner Datenstrukturen verhindert. Es wurde anschließend ein Blick auf die webbasierten Daten und deren Leistungsfähigkeit geworfen, um die eingepflegten Setübersetzungen der Übersetzungsprogramme der sechziger Jahre mit den metadatenbasierten modernen Programmen vergleichen zu können. Die Art der heutigen Daten ließ endgültig den Schluss zu, in allen drei behandelten Modellen der Sprache besteht ein Widerspruch zwischen den genuinen menschlichen Handlungsfolgen und den verwendeten Vorstellungen von Referenzvergabe. Sprache lässt sich als Werkzeug, als Medium oder als Kommunikation nur eingeschränkt fassen.

Ken Kleemann, 3.5.2017


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