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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
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Als wichtige theoretische und ideologische Untermauerung derartiger sich faktisch vollziehender innerkapitalistischer Ausgleichsprozesse wurde im Vortrag auf (Popper 1945) und dessen Modell einer offenen Gesellschaft verwiesen, das Popper dezidiert gegen totalitäre Geserslschaftskonzepte richtet. Obwohl ein solches Gesellschaftsmodell offensichtlich auf der grundlegenden Fiktion der bürgerlichen Gesellschaft von der rechtlichen Gleichheit ökonomisch ungleicher Subjekte aufsetzt, hat es in den 70 Jahren seiner Existenz seine hohe praktische Durchsetzungskraft bei der Readjustierung von innerkapitalistischen Machtbalancen im Zuge der Stärkung neuer und der Schwächung alter Machtzentren unter Beweis gestellt.
Als wichtige theoretische und ideologische Untermauerung derartiger sich faktisch vollziehender innerkapitalistischer Ausgleichsprozesse wurde im Vortrag auf (Popper 1945) und dessen Modell einer offenen Gesellschaft verwiesen, das Popper dezidiert gegen totalitäre Gesellschaftskonzepte richtet. Obwohl ein solches Gesellschaftsmodell offensichtlich auf der grundlegenden Fiktion der bürgerlichen Gesellschaft von der rechtlichen Gleichheit ökonomisch ungleicher Subjekte aufsetzt, hat es in den 70 Jahren seiner Existenz seine hohe praktische Durchsetzungskraft bei der Readjustierung von innerkapitalistischen Machtbalancen im Zuge der Stärkung neuer und der Schwächung alter Machtzentren unter Beweis gestellt.

Die Open Society Foundation von George Soros

Termin: 26. Januar 2016, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-12

Thema: Die Open Society Foundation von George Soros.

Vortrag und Diskussion mit Mikolaj Szafranski.

Ankündigung

Die Open Society Foundation wurde 1993 vom amerikanischen Milliardär George Soros gegründet. Die Gruppe von Stiftungen beschäftigt sich mit der Verbreitung des Gedankens der Offenen Gesellschaft hauptsächlich durch Unterstützung von Initiativen der Zivilgesellschaft und Finanzierung von politischen Aktivitäten. Wie sieht die Arbeit der Stiftungen aus? Hat Soros die Open Foundations geschaffen, um die offene Gesellschaft nach Karl Poppers Vorbild (Popper 1992) zu bilden, und was steckt hinter dem Begriff "Die offene Gesellschaft"? Wofür ist George Soros noch bekannt? Auf diese und andere Fragen werde ich in meinem Referat eingehen.

Literatur:

  • Karl R. Popper (1945). Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.
Mikolaj Szafranski, 21.01.2016

Anmerkungen

"Geld regiert die Welt". Ganz so einfach ist es allerdings nicht, denn auch hier treffen konkrete Personen mit konkreten Interessen Entscheidungen, lenken Geldströme oder setzen diese intensiv ein. Der Unterschied zwischen beiden Perspektiven - der "anonymen" Macht des Geldes und der ökonomischen Macht der Verfügenden über große Geldvermögen - ist graduell und richtet sich danach, ob kurzfristige oder langfristige "Returns on Invest" erwartet werden. Insbesondere die mit langfristiger Perspektive eingesetzten Finanzmittel sind dabei oft nicht vordergründig auf einen monetären Return ausgerichtet, sondern werden zur Befestigung und Stärkung von Strukturen eingesetzt, die aus Sicht der jeweiligen Investoren strategische Bedeutung haben.

Wir sind damit in einem Bereich, in dem sich gemeinsame oder differierende Interessen verschiedener Kapitalgruppen treffen und diese Spannungen mit den vorrangig technologischen und ökonomischen Mitteln prozessiert werden, die diesen Kapitalgruppen zur Verfügung stehen. Das Ganze ist insoweit "undemokratisch", als hierbei unternehmerische gegenüber politisch-ordnungsrechtlichen Entscheidungsformen im Vordergrund stehen, also mit "privatem Geld" öffentlicher Einfluss ausgeübt wird.

Als wichtige theoretische und ideologische Untermauerung derartiger sich faktisch vollziehender innerkapitalistischer Ausgleichsprozesse wurde im Vortrag auf (Popper 1945) und dessen Modell einer offenen Gesellschaft verwiesen, das Popper dezidiert gegen totalitäre Gesellschaftskonzepte richtet. Obwohl ein solches Gesellschaftsmodell offensichtlich auf der grundlegenden Fiktion der bürgerlichen Gesellschaft von der rechtlichen Gleichheit ökonomisch ungleicher Subjekte aufsetzt, hat es in den 70 Jahren seiner Existenz seine hohe praktische Durchsetzungskraft bei der Readjustierung von innerkapitalistischen Machtbalancen im Zuge der Stärkung neuer und der Schwächung alter Machtzentren unter Beweis gestellt.

Die Verbindung monetärer und technikvisionärer Elemente erhält seit den 1990er Jahren zunehmende Bedeutung auch für den digitalen Wandel und führte zu einer Kapitalisierung erfolgreicher Internetunternehmen wie Google, Amazon, Facebook usw. und damit zu einer Umverteilung von Kapital zugunsten dieser neuen Kapitalgruppe, die mit den wachsenden verfügbaren Mitteln verstärkt auch die eigenen ökonomischen und rechtlichen Handlungsbedingungen sichert und ausbaut. Dazu gehört vor allem der offene und freizügige Zugang zu Information- und Wissensressourcen als dem "Rohstoff" des Internetzeitalters, aus dem viele neue Geschäftsmodelle gestrickt sind.

Dem stehen systemsichernde gemeinsame Aktivitäten wie etwa der Ford Foundation oder der Rockefeller Foundation gegenüber, die als große Think Tanks vor allem auf geselschaftliche Stabilität und die Sicherung von Verwertungsbedingungen durch Steuerung der wirtschaftlichen Entwicklung Einfluss zu nehmen versuchen. Gemeinsame Handlungsbasis sind hier gemeinsame Theorien wie etwa der "Chicago Boys", in der sich klassische libertaristische Ansätze mit Poppers Gedankengut treffen und der Schwerpunkt staatlicher Handlungsoptionen von der Sicherung von Preisstabilität auf die Sicherung von Währungsstabilität verlagert wird, also von der Ebene unmittelbarer Regulation des Binnenmarkts durch unmittelbare ökonomische Staatsintervention als Form des innerstaatlichen Ausgleichs zur Ebene der mittelbaren Regulation von Währung zur Stabilisierung von Währungsräumen im Wettbewerb nationaler oder (etwa im EU-Raum) regionaler Wirtschaftsräume.

In diesem Spektrum spielt die Open Society Foundation (OSF) von George Soros schon immer eine besondere Rolle, indem sich ein finanziell potenter Player in diesen Auseinandersetzungen eigene Positionen leistet und aus seiner Sicht unterbewertete Trends stützt. Die OSF agiert damit auf dem Hintergund globaler Spannungen und Ausgleichsprozesse und versucht, mit den ihr verfügbaren finanziellen Mitteln ihr wichtig erscheinende bereits vorhandene Ansätze, Tendenzen und Trends zu verstärken. Soros ist kein Monetarist im Sinne der heutigen Neoliberalen, die von der Steuerung von Geldströmen und -mengen realwirtschaftliche Effekte erwarten, sondern setzt im Sinne des kritischen Rationalismus auf die konkrete Wirkung konkreten projektförmigen finanziellen Engagements, denn auch staatliches Handeln ist mit seiner eigenen Heilsperspektive aufgeladen und muss deshalb immer wieder kritisch hinterfragt und gebrochen werden.

Derartige Engagements reichen von der Unterstützung oppositioneller Bewegungen im ehemaligen Ostblock bis hin zur wichtigen Parteinahme im Streit um die Zugangs- und Verwertungsbedingungen von Wissen im Zuge des digitalen Wandels, in dem die zunehmende ökonomische Bedeutung des Zugangs zu Wissensressourcen zu einer scharfen innerkapitalistischen Auseinandersetzungen um die Bedingungen eines solchen Zugangs geführt hat. Soros steht etwa mit der Unterstützung der Budapest Open Access Initiative im Gegensatz zu vielen anderen Finanzgewaltigen klar auf der Seite der Befürworter freizügiger Zugangsbedingungen.

Hans-Gert Gräbe, 16.5.2016

Literatur:

  • Hans-Joachim Dahms (1994): Positivismusstreit. Die Auseinandersetzung der Frankfurter Schule mit dem logischen Positivismus, dem amerikanischen Pragmatismus und dem kritischen Rationalismus. Suhrkamp Taschenbuch.

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