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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2014-04-22


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Verändert: 21c21
Die Diskussion vertiefte eine Reihe von Aspekten, die am Vormittag in der Vorlesung nur auf einer phänomenologischen Ebene angerissen werden konnten ("Technik und Sprache" als Zusammenhang zwischen Beschreibungen und einem tragfähigen Begriff "Wirklichkeit" einerseits sowie einem tragfähigen Begriff "Gestalten" andererseits). Zugleich wurden zwei gewöhnungsbedürftige Dimensionen unseres interdisziplinären Lehrexperiments deutlich, die den reiz wie die Schwierigkeiten des Unternehmens markieren: In einem solchen Diskurs auf Augenhöhe gibt es keine letzten Weisheiten - auch die Seminarleiter sind (gern) Lernende mit je eigenen Perspektiven - und es prallen sehr verschiedene Diskurskulturen aufeinander. Besonders letzteres strapaziert erfahrungsgemäß die Toleranzbereitschaft der Teilnehmer. Üben Sie sich also bitte in Nachsicht.
Die Diskussion vertiefte eine Reihe von Aspekten, die am Vormittag in der Vorlesung nur auf einer phänomenologischen Ebene angerissen werden konnten ("Technik und Sprache" als Zusammenhang zwischen Beschreibungen und einem tragfähigen Begriff "Wirklichkeit" einerseits sowie einem tragfähigen Begriff "Gestalten" andererseits). Zugleich wurden zwei gewöhnungsbedürftige Dimensionen unseres interdisziplinären Lehrexperiments deutlich, die den Reiz wie die Schwierigkeiten des Unternehmens markieren: In einem solchen Diskurs auf Augenhöhe gibt es keine letzten Weisheiten - auch die Seminarleiter sind (gern) Lernende mit je eigenen Perspektiven - und es prallen sehr verschiedene Diskurskulturen aufeinander. Besonders letzteres strapaziert erfahrungsgemäß die Toleranzbereitschaft der Teilnehmer. Üben Sie sich also bitte in Nachsicht.

Verändert: 25c25
Der Kern der Diskussion im Seminar entwickelte sich allerdings um die zweite Frage - kann man Menschen wie Computer funktionierend denken? Ja klar, lautete ein sehr prononcierter Einstieg eines Teilnehmers, und - zum Teufel - wo kommt derartiges Denken her, so Herr Kleemann als Philosoph. Dass solche Überlegungen nicht erst mit dem Computer aufkamen, zeigt ein so frühes Werk wie das 1748 erschienene Werk "Der Mensch als Maschine" von Julien Offray de La Mettrie [1].
Der Kern der Diskussion im Seminar entwickelte sich allerdings um die zweite Frage - kann man Menschen wie Computer funktionierend denken? Ja klar, lautete ein sehr prononcierter Einstieg eines Teilnehmers, und - zum Teufel - wo kommt derartiges Denken her, so Herr Kleemann als Philosoph. Dass solche Überlegungen nicht erst mit dem Computer aufkamen, zeigt ein so frühes Werk wie das 1748 erschienene Buch "Der Mensch als Maschine" von Julien Offray de La Mettrie [1].

Verändert: 27c27
In der Seminardiskussion wurde die Problematik um die Frage herum ausgelotet, wie in diesem Kontext ein sinnvoller Begriff "urteilen" zu fassen sei. Diese Frage bewegte auch Weizenbaum im englischen Original des Untertitels zu seinem Buch: "From Judgement to Calculations". Die Quelle eines Ansatzes, den Menschen als Computer zu denken, wurde in einem speziellen Menschenbild ausgemacht, das Menschen auf "rational urteilende Wesen" reduziert, die also, wenn schon nicht als Arbeitnehmer auf direkte externe Order hin handelnd, auch von sich aus das "Richtige", von ihnen rational Erwartete tun. Herr Kleemann wies darauf hin, dass dies ein hochgradig manipulatives Menschenbild ist, das mit Theorien wie "homo oeconomicus" oder "rational choice" tief in den modernen Alltagspraxen verankert ist.
In der Seminardiskussion wurde die Problematik um die Frage herum ausgelotet, wie in diesem Kontext ein sinnvoller Begriff "urteilen" zu fassen sei. Diese Frage bewegte auch Weizenbaum im englischen Original des Untertitels zu seinem Buch. Die Quelle eines Ansatzes, den Menschen als Computer zu denken, wurde in einem speziellen Menschenbild ausgemacht, das Menschen auf "rational urteilende Wesen" reduziert, die also, wenn schon nicht als Arbeitnehmer auf direkte externe Order hin handelnd, auch von sich aus das "Richtige", von ihnen rational Erwartete tun. Herr Kleemann wies darauf hin, dass dies ein hochgradig manipulatives Menschenbild ist, das mit Theorien wie "homo oeconomicus" oder "rational choice" tief in den modernen Alltagspraxen verankert ist.

Verändert: 29c29,31
Die weitere Diskussion erreichte dann philosophische Höhen, deren genauer argumentativer Gang die Merhzahl der Teilnehmer offenbar überforderte, deren Ergebnis ich dennoch festhalten möchte: Wie konstituiert sich Menschsein und Subjektivität? Ist der Mensch - ähnlich dem Computer - ein Wesen, in das man im Laufe seiner Entwicklung "ein Programm hineinlädt", nach dem es (das Wesen) funktioniert, oder werden im Zuge der individuellen Entwicklung menschliche Konventionen und Begrifflichkeiten auf dem Target privater praktischer Erfahrung aufgenommen, assimiliert und fortgeschrieben? Aus der zweiten Perspektive heraus ist jeder Mensch per Setzung ein einzigartiges Individuum der menschlichen Gattung und verfügt damit über ein Attribut, das keiner auch noch so perfekten Maschine - jedenfalls innerhalb dieser Setzung - zugeschrieben werden kann.
Die weitere Diskussion erreichte dann philosophische Höhen, deren genauer argumentativer Gang die Mehrzahl der Teilnehmer offenbar überforderte, deren Ergebnis ich dennoch festhalten möchte: Wie konstituiert sich Menschsein und Subjektivität? Ist der Mensch - ähnlich dem Computer - ein Wesen, in das man im Laufe seiner Entwicklung "ein Programm hineinlädt", nach dem es (das Wesen) funktioniert, oder werden im Zuge der individuellen Entwicklung menschliche Konventionen und Begrifflichkeiten auf dem Target privater praktischer Erfahrung aufgenommen, assimiliert und fortgeschrieben? Handeln wir also innerhalb gegebener Bedingungen - wie ein auch noch so komlexer, von Menschen erdachter Computer - oder sind die Bedingungen selbst Gegenstand (gemeinsamen) Gestaltens)? Eine Frage, die bereits in der ersten Vorlesung mit zwei verschiedenen Technikbegriffen im Raum stand und uns weiter beschäftigen wird.

Aus der zweiten Perspektive heraus ist jeder Mensch per Setzung ein einzigartiges Individuum der menschlichen Gattung und verfügt damit über ein Attribut, das keiner auch noch so perfekten Maschine - jedenfalls innerhalb dieser Setzung - zugeschrieben werden kann.

Computer, die besseren Menschen?

Termin: 22. April 2014 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-10

Thema: "Macht der Computer und Ohnmacht der Vernunft" - Computer, die besseren Menschen?

Diskussion auf der Basis eines Texts von Klaus Kornwachs.

Ankündigung

"Macht der Computer und Ohnmacht der Vernunft" (engl.: Computer Power and Human Reason: From Judgment To Calculation) - unter diesem Titel veröffentlichte Joseph Weizenbaum 1976 ein Buch, das die technischen Visionen der "starken KI" der 1960er Jahre einer grundlegenden Kritik unterzog. Wesentliche Argumente werden in einer Besprechung des Buchs durch den Technikphilosophen Klaus Kornwachs aufgenommen und in einer kurzen Zusammenschau dargestellt.

Im Mittelpunkt der Diskussion soll die Frage stehen, was denn die Menschen von einer solchen Entwicklung zu erwarten haben.

Hans-Gert Gräbe, 22.04.2014

Anmerkungen

Die Diskussion vertiefte eine Reihe von Aspekten, die am Vormittag in der Vorlesung nur auf einer phänomenologischen Ebene angerissen werden konnten ("Technik und Sprache" als Zusammenhang zwischen Beschreibungen und einem tragfähigen Begriff "Wirklichkeit" einerseits sowie einem tragfähigen Begriff "Gestalten" andererseits). Zugleich wurden zwei gewöhnungsbedürftige Dimensionen unseres interdisziplinären Lehrexperiments deutlich, die den Reiz wie die Schwierigkeiten des Unternehmens markieren: In einem solchen Diskurs auf Augenhöhe gibt es keine letzten Weisheiten - auch die Seminarleiter sind (gern) Lernende mit je eigenen Perspektiven - und es prallen sehr verschiedene Diskurskulturen aufeinander. Besonders letzteres strapaziert erfahrungsgemäß die Toleranzbereitschaft der Teilnehmer. Üben Sie sich also bitte in Nachsicht.

Zu Inhaltlichem: Was sind die Gründe, Computer wie Menschen zu denken oder auch Menschen wie Computer? Auf den ersten Blick zwei Seiten derselben Medaille, auf den zweiten sehr unterschiedliche Fragen. Die erste Frage - Computer wie Menschen zu denken - ließen wir schnell hinter uns, auch wenn Kornwachs und vor ihm Weizenbaum dieser Frage breiten Raum geben. Am Anfang dieses Diskurses stand das Erschrecken Weizenbaums über seine Sekretärin, die mit ELIZA auf gar zu menschliche Weise kommunizierte. Heute gibt es ausgefeilte HMI-Theorien - Human Machine Interaction -, in denen die "Begegnung mit dem Kollegen Computer auf Augenhöhe", etwa in Assistenz- oder Entscheidungsunterstützungssystemen, zentraler Bestandteil ist, von Systemen körperlicher Vervollkommnung mit Bioprothesen ganz abgesehen. Die Diskussion um jene Grenzen wird uns also auch in Zukunft weiter begleiten.

Der Kern der Diskussion im Seminar entwickelte sich allerdings um die zweite Frage - kann man Menschen wie Computer funktionierend denken? Ja klar, lautete ein sehr prononcierter Einstieg eines Teilnehmers, und - zum Teufel - wo kommt derartiges Denken her, so Herr Kleemann als Philosoph. Dass solche Überlegungen nicht erst mit dem Computer aufkamen, zeigt ein so frühes Werk wie das 1748 erschienene Buch "Der Mensch als Maschine" von Julien Offray de La Mettrie [1].

In der Seminardiskussion wurde die Problematik um die Frage herum ausgelotet, wie in diesem Kontext ein sinnvoller Begriff "urteilen" zu fassen sei. Diese Frage bewegte auch Weizenbaum im englischen Original des Untertitels zu seinem Buch. Die Quelle eines Ansatzes, den Menschen als Computer zu denken, wurde in einem speziellen Menschenbild ausgemacht, das Menschen auf "rational urteilende Wesen" reduziert, die also, wenn schon nicht als Arbeitnehmer auf direkte externe Order hin handelnd, auch von sich aus das "Richtige", von ihnen rational Erwartete tun. Herr Kleemann wies darauf hin, dass dies ein hochgradig manipulatives Menschenbild ist, das mit Theorien wie "homo oeconomicus" oder "rational choice" tief in den modernen Alltagspraxen verankert ist.

Die weitere Diskussion erreichte dann philosophische Höhen, deren genauer argumentativer Gang die Mehrzahl der Teilnehmer offenbar überforderte, deren Ergebnis ich dennoch festhalten möchte: Wie konstituiert sich Menschsein und Subjektivität? Ist der Mensch - ähnlich dem Computer - ein Wesen, in das man im Laufe seiner Entwicklung "ein Programm hineinlädt", nach dem es (das Wesen) funktioniert, oder werden im Zuge der individuellen Entwicklung menschliche Konventionen und Begrifflichkeiten auf dem Target privater praktischer Erfahrung aufgenommen, assimiliert und fortgeschrieben? Handeln wir also innerhalb gegebener Bedingungen - wie ein auch noch so komlexer, von Menschen erdachter Computer - oder sind die Bedingungen selbst Gegenstand (gemeinsamen) Gestaltens)? Eine Frage, die bereits in der ersten Vorlesung mit zwei verschiedenen Technikbegriffen im Raum stand und uns weiter beschäftigen wird.

Aus der zweiten Perspektive heraus ist jeder Mensch per Setzung ein einzigartiges Individuum der menschlichen Gattung und verfügt damit über ein Attribut, das keiner auch noch so perfekten Maschine - jedenfalls innerhalb dieser Setzung - zugeschrieben werden kann.

Hans-Gert Gräbe, 23.04.2014


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