Der Systembegriff spielt in vielen Wissenschaftsbereichen eine zentrale Rolle. Er ist grundlegend für alle Ingenieurwissenschaften und mit der ISO/IEC/IEEE-15288 Norm "Systems and Software Engineering" auch Gegenstand internationaler Normierungs- und Standardisierungsprozesse. Er spielt auch bei der Beschreibung komplexer natürlicher und kultureller Prozesse - etwa im Begriff des "Ökosystems" - eine zentrale Rolle. Mit dem "Semantic Web" rückt die Bedeutungsanalyse digitaler Artefakte in den Mittelpunkt, die in letzter Instanz Sprachartefakte sind und damit ebenfalls in direktem Zusammenhang zu einem sinnvoll zu entfaltenden Systembegriff stehen als Grundlage jeden Verständnisses konkreter Systeme. Mit dem Schlagwort "Nachhaltigkeit" werden schließlich komplexe gesellschaftliche Abstimmungsprozesse angesprochen, mit denen vielfältige Informations- und Bewertungsprobleme einhergehen. Hierbei ist die Fähigkeit der beschreibenden Abgrenzung, Entwicklung und Steuerung von sogenannten Systemen auf bzw. über verschiedene Governance-, Raum- und Zeitebenen hinweg von großer Bedeutung.
Ziel des Seminars war es, in einem interdisziplinären Kontext (Informatiker, Ingenieure, Philosophen) ein besseres Verständnis für diese Vielfalt von Systembegriffen zu gewinnen und dabei die Zugänge verschiedener Systemtheorien als Gegenstand einer "Systemwissenschaft" zu analysieren. Die Diskussionsergebnisse des Seminars werden im vorliegenden Band in systematischer Weise präsentiert.
Inhalt:
Ziel und Methodik des Seminars
Der Systembegriff in der Theorie dynamischer Systeme
Einführung in Systemwissenschaft, Nachhaltigkeit und Allgemeine Systemtheorie
Zum Verhältnis von Systembegriff und Wirklichkeit
Systembegriffe in der Praxis
Organisation in lebenden Systemen
Resilienz
Organisation in komplexen adaptiven Systemen
Institutionelle Analyse von sozio-ökologischen Systemen
Sozio-technische Systeme und Transformationsprozesse
Der Systembegriff in der TRIZ-Methodik
TRIZ und Systematische Innovationen in komplexen Umgebungen
Gesetze und Trends der Entwicklung technischer Systeme
Wie entwickeln sich technische Systeme?
Literatur
Heft 21: Rainer Thiel. Dialektik, TRIZ und ProHEAL
Erweiterte Neuauflage eines KdT-Materials für Erfinderschul-Trainer.
ProHEAL steht für "Programm des Herausarbeitens von Erfindungsaufgaben und
Lösungsansätzen" und ist eine Anpassung und Weiterentwicklung der
Erfindungsmethodik TRIZ, einer inzwischen weltweit beachtete Methodik zur
Lösung widersprüchlicher Anforderungen, die von G.S. Altschuller und seinen
Schülern seit den 1950er Jahren zunächst in der Sowjetunion entwickelt wurde.
Mit der Übersetzung von drei wichtigen Werken Altschullers 1973}, 1983 und
1986 ins Deutsche wurde der Grundstein für die DDR-Erfinderschulbewegung
gelegt. In diesem Band der Rohrbacher Manuskripte wird eines der zentralen
Lehrmaterialien der Erfinderschulen neu aufgelegt.
TRIZ (das russische Akronym für "Theorie der Lösung von Erfindungsaufgaben") ist eine systematische Erfindungsmethodik, die seit den 1950er Jahren auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion entwickelt wurde und besonders nach 1990 weltweite Verbreitung gefunden hat. Im Gegensatz zum spekulativen Charakter vieler anderer Kreativmethodiken geht TRIZ von einer systematischen Analyse erfindungsmethodischer Erfahrungen vor allem im ingenieur-technischen Bereich aus. TRIZ ist heute weltweit verbreitet und spielt besonders in den aufstrebenden asiatischen Industriestaaten (Südkorea, China, Japan, Indien) eine wichtige Rolle.
Seit Mitte der 1970er Jahre wurden zentrale TRIZ-Publikationen auch ins Deutsche übersetzt verfügbar und fanden unter den "Verdienten Erfindern" Interesse und Beachtung. Aus diesen Wurzeln entstand die Erfinderschulbewegung der DDR der 1980er Jahre mit auch einem eigenständigen Beitrag zur Weiterentwicklung der TRIZ-Methodik.
In diesem Band werden vor allem die engen Beziehungen zwischen dieser Ingenieur-Methodik und Dialektik in Hegelscher Tradition genauer beleuchtet.
Mit diesem Heft möchten wir an Rudolf Rochhausen erinnern, Spiritus Rector und langjähriger Beförderer eines Dialogs zu den Fragen unserer Zeit zwischen Geisteswissenschaftlern sowie Natur- und Technikwissenschaftlern. Ein solcher Ort des Dialogs ist auch der universitas litterarum heutiger Prägung nicht in die Wiege gelegt. Zu DDR-Zeiten standen ihm weitere Hindernisse im Weg - der Generalverdacht "mangelnder ideologischer Reife" einer Parteiführung gegenüber Natur- und Technikwissenschaftlern und im Gegenzug der Generalverdacht der "ideologischen Indoktrination" letzterer gegenüber den Geisteswissenschaften.
Mit Heft 17 war die Reihe vorerst zu Ende, da die RL-Bundesstiftung Ende 2011 die Unterstützung des Publikationsprojekts eingestellt hat. Zwei weitere Publikationen wurden zwischenzeitlich auf andere Weise herausgegeben. Mit der Übernahme der Herausgeberschaft durch LIFIS – Leibniz-Institut für Interdisziplinäre Studien – wird die Reihe ab 2020 als Rohrbacher Manuskripte (Neue Reihe) kontinuierlich fortgesetzt.