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Hans Gert Graebe / Leipziger Gespraeche /
2013-04-19


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* Ken Kleemann, Mehr Fragen als Antworten
* Ken Kleemann, Mehr Fragen als Antworten

Viertes Interdisziplinäres Gespräch: MINT - Zukunft schaffen. Nachhaltige Informationsgesellschaft

Das Institut für angewandte Informatik (InfAI) und das MINT-Netzwerk Leipzig laden ein zum

Vierten Interdisziplinären Gespräch: MINT - Zukunft schaffen. Nachhaltige Informationsgesellschaft

Termin: 19. April 2013, 10-15 Uhr
Ort: Universität Leipzig, Raum A-520 im Augusteum, Augustusplatz 10

Mit diesem interdisziplinären akademischen Gespräch wird die im Herbst 2011 begonnene Reihe akademischer Reflexionen über die Umbrüche unserer Zeit fortgeführt.

Das interdisziplinäre Gespräch findet in unmittelbarer Nachbarschaft zur Dahlener Tagung 2013 sowie mit Unterstützung des Projekts "Leipzig Open Data" statt.

Um die Teilnehmerzahl abschätzen zu können, wird um Anmeldung per Email an graebe@informatik.uni-leipzig.de gebeten.

Programm

Die Basis des Gesprächs bilden mehrere online verfügbare Texte, die die eingangs in zwei Impulsbeiträgen junger Nachwuchswissenschaftler kritisch reflektiert werden.

  • Jasmin Viktoria Timm: Nachhaltige Informationsgesellschaft - Aspekte einer Debatte
    • Frau Timm ist Studentin im Bachelorstudiengang Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Leipzig
  • Ken Kleemann, Mehr Fragen als Antworten
    • Herr Kleemann hat seinen Master in Philosophie an der Universität Leipzig erworben und arbeitet derzeit ebenda an seiner Dissertation.
Basistexte:
Ankündigung

"Nachhaltige Informationsgesellschaft" lautet der Titel des im GI-Fachausschuss "Informatik im Umweltschutz" 2004 verabschiedeten "Memorandums", über das heute kaum noch jemand spricht. Damit ging ein gewisser Denkansatz verloren, denn die weitere gesellschaftliche Debatte um "Nachhaltigkeit" reflektierte die damaligen Argumente (und überhaupt Technizität von Lösungen) nur sehr verhalten.

Der moderne Begriff der Nachhaltigkeit geht davon aus, dass wir mit unserer Umwelt, den Ressourcen unserer Erde, so umgehen sollten, dass auch nachfolgende Generationen (in 3/5/7 Generationen, also langfristig) zumindest gleich gute Lebensbedingungen vorfinden.

Der Begriff Nachhaltigkeit, wenigstens in dieser modernen Lesart, ist in unserem Zusammenhang aus mehreren Gründen problematisch:
  • Mit dem Begriff Umwelt wird das zu Gestaltende allein unter der Form des Objekts gefasst, die gedankliche Welt der Ausbeutung der Ressourcen der Erde also nicht "nachhaltig" verlassen. Auch die Abwandlung des Begriffs in "Mitwelt" ist nur bedingt hilfreich, insoweit damit aus dem Gegeneinander ein Nebeneinander wird.
  • Der Ansatz setzt methodisch auf die Zementierung von Verhältnissen, womit die Frage, wie eine menschliche Gesellschaft im Sinne der 10. Feuerbachthese zu gewinnen wäre, bestenfalls zur nachrangigen Frage erklärt, schlimmstenfalls als dem Nachhachhaltigkeitsgedanken widersprechend denunziert wird.
  • Der Ansatz ist ahistorisch, denn auch die "natürlichen" Reproduktionsschemata der uns heute umgebenden "Umwelt" sind bereits "Menschenwerk" (genauer: anthropogen beeinflusst), wie ein Vergleich der mitteleuropäischen Vegetation heute und vor 1.000 Jahren unmittelbar zeigt. Damit zielt der Ansatz insbesondere auf die Zementierung zentraler gesellschaftlicher Verhältnisse.
  • Mit der Fixierung auf ein "Verhältnis zur Umwelt" verselbstständigen sich die Mittel ein weiteres Mal, mit denen der Mensch als Gattungswesen Einfluss auf dieses "Verhältnis" nehmen kann. Insoweit sie überhaupt thematisiert werden, werden sie im Sinne positiver Wissenschaft und Technik thematisiert, welche die Umwelt (notwendigerweise, wie Renate Wahsner herausarbeitet) unter der Form des Objekts fasst.
In diesem Sinne kann Nachhaltigkeit überhaupt nur im Kontext der Debatte um eine menschliche Gesellschaft im Sinne der 10. Feuerbachthese thematisiert werden, was aber zugleich die Messlatte für eine solche Debatte sehr hoch legt.

Ein solcher Nachhaltigkeitsbegriff ist allerdings weitgehend ungeeignet, über eine nachhaltige Informationsgesellschaft zu debattieren, da es hier primär um den (politischen?) Einfluss auf hochgradig dynamische (überdies gesellschaftliche) Veränderungen geht, von denen in keiner Weise ein Maß existiert, mit dem sich messen ließe, "dass auch nachfolgende Generationen ... zumindest gleich gute Lebensbedingungen vorfinden". Es geht vielmehr darum, in einem speziellen Bereich der Entfaltung des Menschen als Gattungswesen dieser Entfaltung Humanität für die Menschen als Individuen abzuringen. Im Gegensatz zur Naturzentriertheit der "klassischen" Nachhaltigkeitsdebatte ist die Debatte um eine nachhaltige Informationsgesellschaft auch weitgehend anthropozentrisch, wie sowohl das »Memorandum Nachhaltige Informationsgesellschaft« als auch der Text von Thomas Schauer zeigen mit den Kapiteln

  • Risks to an Ecologically Sustainable Information Society
  • Risks to a Socially Sustainable Information Society
  • Risks to an Economically Sustainable Information Society
  • Risks to a Culturally Sustainable Information Society
Interessant sind also nicht nur die diskutierten Fragen selbst, sondern auch die dafür entwickelte Systematik und die politischen Praxen, in denen die Frage nach einer menschlichen Gesellschaft in diesem speziellen Gebiet sich neu etablierender Technik bewegt wird.

Von der - nicht trivialen - Forderung, dass es überhaupt etwas zu verhandeln gibt, geht der Weg über die Fragen Was? Wer? Wo? und Wie? dies zu verhandeln sei und vor allem, wie das Verhandelte praktisch wirksam werden kann und wird. Es geht um das gesellschaftliche Prozessieren der Ambivalenz von technischer Entwicklung im Spagat zwischen den Chancen für den Menschen als Gattungswesen und den Risiken für die Menschen als Individuen sowie die Weiterentwicklung der Potenziale, welche die Gesellschaft als verfasste Gemeinschaft dafür zu entfalten vermag.

Aspekte dieses Spannungsverhältnisses sollen in unserem Vierten Interdisziplinären Gespräch aufgenommen werden.

Hans-Gert Gräbe, 19.03.2013

Teilnehmer

  • Dr.-Ing. habil. Hartmut Barthelmeß, Leipzig
  • Prof. Dr. Klaus Bastian, HTWK Leipzig
  • Prof. Dr. Hans-Gert Gräbe, Leipzig
  • Ken Kleemann, Leipzig
  • Phillip Lang, Leipzig
  • Prof. Dr.-Ing. Werner Kriesel, Leipzig
  • Andreas Nareike, Leipzig
  • Jasmin Timm, Leipzig

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