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7.2.2021:Einreichung für einen PROKLA Artikel Nr. 204 September 2021 (diese Seite)
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...... Reaktion der Redaktion

"Vergessenes Land? - Emanzipatorische Perspektiven auf rurale Entwicklung"

https://www.prokla.de/index.php/PROKLA/callforpapers


Einreichung - Pre-Abstract

Franz Nahrada (GIVE-Labor für Globale Dörfer, Wien und Bad Radkersburg)
David Steinwender (IFZ – Interdisziplinäres Forschungszentrum für Arbeit, Technik und Kultur, Graz)
ggf. mit weiteren Ko - AutorInnen

Arbeitstitel: Globale Dörfer - eine neue Handlungslogik für gesellschaftliche Transformation

In dem Artikel soll der Frage nachgegangen werden, ob ländliche Räume nicht jenseits ihrer vielfältigen Funktionsbestimmungen für urbane Zentren - die derzeit wieder verstärkt in den Blick geraten - ganz grundlegende Qualitäten aufweisen, die sie für die Wiedergewinnung einer emanzipatorischen Perspektive interessant machen.

Natürlich sind alle neuen Möglichkeiten der Gestaltung ländlichen Lebens bedingt durch technologische und kulturelle Transformationen, die ohne die Dynamik der Städte in den letzten Jahrhunderten nicht denkbar werden - doch hat sich diese Dynamik durch die Hochskalierung der Produktions-, Logistik-, Kommunikations- und Kontrollapparate schon längst ad absurdum geführt und enthält grosso modo kein Fortschrittspotential mehr. Im Gegenteil, die Verlaufsformen dieser Hochskalierung haben die Menschheit und das Netzwerk des Lebens auf diesem Planeten an den Rand der Selbstauslöschung gebracht. Dabei finden sich insbesondere außerhalb der Städte bzw. der scheinbaren Gewinnerregionen die deutlichsten Spuren von Verwüstung und Vernachlässigung.

Nicht wenige Autoren haben daher den Schluss gezogen, die menschlichen Eingriffe in das planetare System seien zu minimieren und zu begrenzen, die Menschen müssten daher raus aus der Fläche und sich in den Städten konzentrieren (1) . Wenngleich diese Forderungen durchaus als Begleitmusik zur ideologischen Flankierung kapitalistischer Naturzerstörung (der Mensch ist eben so...) dechiffrierbar sind, so mangelt es immer noch an authentischen und verallgemeinerbaren Modellen, wie die neuen Fortschrittspotentiale in ländlichen Räumen zu gestalten sind.

Der Beitrag wird genau an diesem Punkt einhaken und zunächst folgende Fortschrittspotentiale sichtbar machen:

  • angelehnt an die Vorarbeiten im Nature Future Framework (2): Entwicklung vielfältiger und positiver (sprich aktiv regenerativer) Interaktionsmuster zwischen Mensch und Natur und umgekehrt Einbeziehung der mehrfachen Bedeutung von Natur und Kulturlandschaft für menschliche Entwicklung und Wohlergehen.
  • im Rückgriff auf Marx' Briefwechsel mit Vera Sassulitsch (3) und anhand aktueller Entwicklungen: Selbstbestimmung in "dörflicher" (sprich kleinregionaler) Gemeinschaft als möglicher Modell gelebter kultureller Diversität. Hier geht es auch um Gegenbilder zur Blut- und Boden Mentalität, zum Ineinander von weltbürgerlich emanzipierten nomadischen Individuum und der Notwendigkeit seine Freiheit in verlässlich - kooperativen Lebensexperimenten positiv aufzuheben, aber bei deren Scheitern jederzeit und ohne hohen Scheidungspreis reaktualisieren zu können.
  • Das Internet als Generator kultureller Communities (4), die über Identitätskonstruktionen zu neuen Formen des Wohnens und Lebens führen können, aus Intentionen, Bildern und Verhandlungen erwachsend.
  • anknüpfend an die Entwicklungsgeschichte der angepassten Technologie: die neuen Potentiale der dezentralen Automation und der Microfactories im Verbund mit der generativen und regenerativen Kraft von lebendigen Systemen, die Konvergenz mit dezentraler Energiegewinnung, postfossiler phytochemischer Materialtechnologie, neuer Transportsysteme. Vom Ökodorf zum regenerativen Siedlungs- und Lebensproduktionsraum. (5)
  • anhand der Beispiele verteilter Innovationspartnerschaften, Open Source Ecology, Open EcoLabs? etc.: Muster der globalen Kooperation zwischen Habitaten über kulturelle Differenzen hinweg für die Stärkung autonomer Problemlösungskraft. (6)
  • anhand des eigenen Projektes "DorfUni": die zentrale Bedeutung einer lokal kontextualisierten Bildung – sowie die Entwicklung von lokalen Bildungsinitiativen und Bildungszentren zu komplementären Kompetenzzentren als Auslöser innerer Diversifikation und Co -Evolution ländlicher Räume. (7)
  • Die „kopernikanische Wende“ im Stadt-Land Verhältnis, mit Städten und städtischer „Support Economy“ (8) als Netzknoten und Unterstützer ländlicher Aktivitäten statt als „schwarze Löcher“ der Demographie.
Erst nachdem die komplexe Wechselwirkung all dieser Fortschrittspotentiale dargestellt ist, soll abschließend – in einer komplett überarbeitenden Neufassung des klassischen Textes „Die Vision der Globalen Dörfer“ ( http://www.oekonux.de/texte/globdorf.html - 2003) und in Anlehnung an Christopher Alexander (9) eine Art Vorschau auf die Vielfalt der Gestaltungsmuster für die ländlichen Räume der Zukunft gegeben werden.

These: Indem die ländlichen Räume uns - bei Strafe des Untergangs - zu kollektiver Selbstbestimmung, der Wahrnehmung individueller Beiträge als essentiell für das Funktionieren der gesamten Gemeinschaft, der rationellen Selbstorganisation der Daseinsfunktionen und daher auch zur Selbstqualifikation zwingen, aber zugleich auch die verfügbaren Lebensgrundlagen im Überfluss enthalten, bilden sie - im Insgesamt der Gesellschaft - möglicherweise das stärkste materiale Fundament von Freiheit, deren reale Bedeutung in der Linken viel zu lange sträflich vernachlässigt wurde. Der Kampf um die Abwehr des „surveillance capitalism“ (10) kann nur geführt werden, wenn und solange dieses Fundament gestärkt wird.


(1) So z.B. Steward Brand, https://longnow.org/seminars/02005/apr/08/cities-and-time/ oder die Bionikerin Ille Gebeshuber https://www.derstandard.at/story/2000123713130/bionikerin-wir-werden-uns-von-der-natur-abkapseln-muessen

(2) https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/pan3.10146

(3) das eigentlich Interessante sind die drei Entwürfe: http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_384.htm

(4) für die Wichtigkeit des Raumes bei der Identitätskonstruktion virtueller Communities siehe https://www.academia.edu/35110534/Online_Räume_und_Cyber_Spaces_Der_eigentliche_Raum_des_Internets_erstreckt_sich_erst_dahinter_in_die_Tiefe_

(5) vgl. https://www.buildwithrise.com/stories/regen-villages-a-visionary-model

(6) vgl. https://opensourcedesign.cc/wiki/index.php/OPEN!_Methods_and_tools_for_community-based_product_development

(7) siehe https://dorfuni.at/das-dorfuni-manifest/

(8) https://shoshanazuboff.com/book/books/the-support-economy/

(9) seit kurzem ist die „Mustersprache“ im Volltext online: https://www.einemustersprache.de/

(10) https://shoshanazuboff.com/book/about/