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14 Transformation durch Kooperation 2


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Hier ist wieder einmal Franz Nahrada aus Bad Radkersburg mit der Novembersendung aus der Reihe "Willkommen im Globalen Dorf".
= 14_Transformation_durch_Kooperation (1.Teil)=

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In dieser Sendereihe wurden schon viele Hinweise auf Entwicklungspotentiale ländlicher Räume gegeben. Um die beiden Pole "regenerative Zusammenarbeit mit dem Netzwerk des Lebens und der Natur" einerseits und "globale Wissenzusammenarbeit über die neuen Kanäle der technischen Kommunikation" andererseits kreist hier alles. Im dynamischen Wechselspiel dieser beiden Pole ist ein Bild einer anderen, dezentralen Zukunft am Entstehen, in denen viele Menschen die großen Metropolen wieder verlassen und ländliche Räume als integrale und attraktive Heimat bewohnen, wiederbesiedeln, wiederaufbauen können und wollen. Während im weiteren Verlauf der Sendereihe sich dieses Bild weiter klären und schärfen wird, geht es aktuell um die wichtigste Voraussetzung dieser Entwicklung. Um sie wirklich zur Realität zu machen, muss eine immense Bildungsoffensive für den ländlichen Raum gestartet werden. Wir müssen dessen gewahr werden, dass in jedem Dorf, jeder Gemeinde, jeder Region die Menschen vor der Aufgabe stehen, mit den neu entstandenen Möglichkeiten ein den Städten adäquates Lebens- und Problemlösungsniveau herbeizuführen. Dies bedingt, das wir ein neues Bildungssystem brauchen, eines das gezielt Motivation udn Qualifikation schafft, um der Entleerung ländlicher Räume entgegenzuwirken. Dafür wurde im September eine Konferenz veranstaltet, und diese vierzehnte Sendung widmet sich der Dokumentation der zentralen Beiträge und Argumentationen.
---> 2.Teil


[[toc]]

Hinzugefügt: 4a6,9
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
Hier ist wieder einmal Franz Nahrada aus Bad Radkersburg
mit der Novembersendung aus der Reihe "Willkommen im Globalen Dorf".
Dies ist die 14. Sendung der Reihe.

Verändert: 6c11,111
Wir haben ja seit 3 Sendungen das Thema Ländlicher Raum und Bildung - und aus aktuellem Anlass möchte ich heute einen Rückblick auf unsere Konferenz "Transformation durch Kooperation 2" bringen, die wir zu diesem Thema Ende September in Graz und Obergrafendorf abhielten.
Sie trägt den Titel "Transformation durch Kooperation" und ist der Beginn einer Dokumentation der gleichnamigen Konferenz im September.

In dieser Sendereihe wurden schon viele Hinweise auf Entwicklungspotentiale ländlicher Räume gegeben. Um die beiden Pole "regenerative Zusammenarbeit mit dem Netzwerk des Lebens und der Natur" einerseits und "globale Wissenzusammenarbeit über die neuen Kanäle der technischen Kommunikation" andererseits kreist hier alles. Im dynamischen Wechselspiel dieser beiden Pole ist ein Bild einer anderen, dezentralen Zukunft am Entstehen, in denen viele Menschen die großen Metropolen wieder verlassen und ländliche Räume als integrale und attraktive Heimat bewohnen, wiederbesiedeln, wiederaufbauen können und wollen.

Dieses Bild ist ein organisches, in dem nicht nur alle möglichen Lebensformen miteinander eine Synthese eingehen, sondern auch und besonders auch vershiedenste menschliche Wohn, Siedlungs und Tätigkeitsformen. Die Rede vom Globalen Dorf ist eigentlich nur ein Platzhalter für die Vielfalt ländlicher Habitate, wir hatten ja in der letzten Folge sozusagen als kleine Provokation auch die Renaissance des Klostergedankens. Eine bunte Vielfalt von sehr naturverbundenen und einsam gelegenen Höfen bis hin zu historischen oder modernen Kleinstädten, umgeben von einem bunten Gartenring spezialisierter Kreativdörfer, die komplementäre Spezialisierungen und optimale Bedingungen für das Zusammenwirken Gleichgesinnter aufweisen.

Während im weiteren Verlauf der Sendereihe sich dieses Bild weiter klären und schärfen wird, geht es aktuell um die wichtigste Voraussetzung dieser Entwicklung. Um sie wirklich zur Realität zu machen, muss eine immense Bildungsoffensive für den ländlichen Raum gestartet werden. Die Zukunft der Gemeinden und Dörfer im ländlichen Raum hängt von Bildung ab - einer Bildung vor Ort und für den Ort. Eine Bildung die junge Menschen nicht absaugt in die Städte. Die dem genau entgegenwirken muss. Wir müssen dessen gewahr werden, dass in jedem Dorf, jeder Gemeinde, jeder Region die Menschen vor der Aufgabe stehen, mit den neu entstandenen Möglichkeiten der Technologie und der Wiederentdeckung auch alten Wissens ein den großen Städten adäquates Lebens- und Problemlösungsniveau herbeizuführen, nicht zuletzt um junge Menschen wieder anzuziehen. Dies bedingt folgerichtig, das wir ein neues Bildungssystem brauchen, eines das gezielt Motivation und Qualifikation schafft, um der Entleerung ländlicher Räume entgegenzuwirken - ein solches gibt es bis dato nur in Ansätzen. Dieses Bildungssystem lebt sowohl von der unmittelbaren Präsenz als auch von virtueller Vernetzung durch die digitalen Medien - mit Wissensquellen die zum Teil weit entfernt sind. Es kommt darauf an, diese Wissensquellen an lebendigen Zugangs- und Lernorten neuen Typs sinnvoll zusammenzusetzen, für die lokalen Kontexte optimal zu mixen, und daraus eine beständige Inspirations- und Kraftquelle für die lokale Zusammenarbeit zu machen.

Ich habe diese Idee seit mindestens 20 Jahren praktisch an vielen Orten verfolgt, unter verschiedensten Namen eine Fülle von Versuchen und Projekten gestartet. Doch erst in den letzten Jahren hat sich eine Freundesgruppe zusammengefunden, die mit mir dieses ehrgeizige Vorhaben nicht nur an einem Ort, sondern als potentiell flächendeckendes Netzwerk in die Realität zu bringen sucht.

Als DorfUni wollen wir ein Scharnier bilden zwischen ländlichen Regionen auf der einen Seite und allen Orten und Quellen von Wissen und Können, die den Reichtum unseres Lebensraumes, unserer Heimat zu entfalten helfen. Die DorfUni hatte - auch wenn es damals noch nicht so hieß - ihre Geburt eigentlich schon vor 15 Jahren in der Südoststeiermark , im Dorf Kirchbach, wo ein paar junge Spinner ein altes Gerichtsgebäude gekauft haben und dort an die zehn Jahre lang mit einem im übertragenem Sinn „fliegenden Klassenzimmer“ fast ohne Pause bewiesen haben, wohin man sich überall Zugang schaffen und wie attraktiv Bildung im ländlichen Raum sein kann. Denn im Unterschied zu vielen anderen Orten war Bildung hier auch immer ein soziales Event, war Begegnung, Gespräch, Festlichkeit. Immer wieder kamen erstaunlich viele Menschen zu den Übertragungen - egal ob es die Montagsakademie aus Graz oder die Tage der Utopie aus Vorarlberg waren. Leider fehlten damals noch die wichtigsten Partner in diesem Netzwerk: aktive Dorfgemeinschaften, die aus der Praxis gewonnenes Wissen zu teilen bereit waren. Es fehlte auch noch die Bereitschaft der Universitäten, sich auf gleicher Augenhöhe und als neugieriger Partner dauerhaft an der Entwicklung ländlicher Räume zu beteiligen. Auf beiden Seiten hat sich in den letzten Jahren viel getan, die jahrelang beklagte Breitbandlücke ist an vielen Orten zumindest notdürftig geschlossen worden, die Technik der Kommunikation wurde erschwinglicher und in unglaublichen Ausmaß miniaturisiert, mobiler und verfügbarer. Und in den Universitäten ist in unglaublichem Ausmaß der ländliche Raum als Gestaltungs- und Entwicklungsraum wiederentdeckt worden.

Und so konnten wir im März dieses Jahres, wenige Tage vor Beginn der Corona - Lockdowns, unsere konzeptuelle Veranstaltung von der Elevate in Graz abhalten, und eben die beiden wichtigen Seiten der DorfUni präsentieren: die Berichte von gelungenen Beispielen lokaler Transformation auf der einen Seite, und die Bereitschaft der Wissenschaft sich ganz praktisch auf die Handlungsfelder in den Gemeinden einzulassen, was beispielhaft von Leo Kudlicka von Transition Friesach sowie von der Klimaforscherin Helga Kromp - Kolb aus Wien vorgeführt wurde. Diese Veranstaltung fand zeitgleich auch in Bad Radkersburg, Gleisdorf, Munderfing und Schlierbach statt.

Im Frühjahr und Sommer übten wir uns in der Erkundung der möglichen inhaltlichen Breite und zugleich Synthese der vielen Gesichter der lokalen Resilienz, der Krisenfestigkeit, die so viele Jahrzehnte vernachlässigtes Thema war.

In dem Maß wie das Vorhaben der DorfUni bekannter wurde, in dem wir Feedbacks von verschiedensten Seiten erhielten, wurde uns klar dass unser Team noch viel zu klein und die Anforderungen sehr hoch waren und sind für unser Vorhaben, wirklich in die Breite zu gehen. Also beschlossen wir, in einer zweitägigen Konferenz die Debatte zu eröffnen, wie wir uns in eine Feld der Zusammenarbeit mit all jenen gesellschaftlichen Strömungen und Kräften bewegen könnten, denen die Entwicklung des ländlichen Raumes ein Anliegen ist. Wie wir an bereits gesetzten Bemühungen ansetzen und Fehlschläge und Erfahrungen besser verstehen und mit den bestmöglichen Antworten darauf reagieren können. Wir wir für möglichst viele ein nützlicher Partner werden und Konkurrenzsituationen vermeiden, stattdessen Zusammenarbeitspotentiale aktivieren helfen können.

Im Unterschied zur heutigen Gepflogenheit will die DorfUni nämlich nicht als ein weiterer Bildungsanbieter auf einem Markt auftreten, wo sie mit anderen im Wettbewerb steht. Diese Gepflogenheit verstärkt ja das Ungleichgewicht von Stadt und Land. Der Wettbewerb ist gerade in ländlichen Räumen sehr problematisch, weil er viele Energien verbraucht, die besser in Zusammenarbeit der wenigen Menschen mit unternehmerischen Energien investiert würden. Die DorfUni ist daher weder eine Universität noch eine Volkshochschule, sondern ein maßgeschneidertes Spezialwerkzeug für die Herstellung genau jener Zusammenarbeit der Wenigen und die Bereitstellung der dafür notwendigen Wissensressourcen, von wo diese auch immer kommen. Aus den jeweils wenigen sollen durch die synchrone Verbindung über gemeinsame Fragestellungen und Aufgaben letztelich sehr viele werden. Die DorfUni soll eine gemeinsame Infrastruktur werden, ein Gemeingut der Gemeinden, ein Netzwerk aller derjenigen, die aktiv umfassende aktivierende Bildungsarbeit vor Ort betreiben, und dabei auch immer wieder neue Erkenntnisse und Erfahrungen geenerieren, die es sich mit anderen zu teilen lohnt. Eine solche Bildungsarbeit bildet nicht nur Einzelmenschen, es bildet Gemeinschaftlichkeit durch Begegnung, Dialog, Motivation und Zusammenführen derjenigen die einander ergänzen können. Und es bildet kooperative Fäden zwischen Nachbargemeinden, die sich miteinander zu lebendigen Regionen entwickeln, zwischen Kompetenzzentren die miteinander forschen und entwickeln, sowie zwischen Stadt und Land.

Dies alles sollte als Fragestellung in die Konferenz einfließen, um ein noch besseres Fundament für die zukünftige Arbeit durch die Beteiligung erfahrener Fachleute, durch den Dialog zwischen Theorie und Praxis, zu entwickeln. Diese Konferenz fand Ende September unter dem Titel "Transformation durch Kooperation" statt, anknüpfend an eine gleichnamige Verantaltung in der Aula der Grazer Uni ein Jahr zuvor. Im Zeichen von Corona wurde TdK? 2 als virtuelle Konferenz abgehalten, und dennoch mit einer stark symbolischen Komponente, dadurch dass wir zwei physische Orte quasi als Studios auswählten, einerseits einen Unihörsaal in Graz und andererseits einen Gemeindesaal in Obergrafendorf nahe der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten.

In dieser heutigen vierzehnte und voraussichtlich auch der fünfzehnten Sendung im Dezember widme ich mich der Dokumentation der zentralen Beiträge und Argumentationen dieser Konferenz.

(Musik: Bin hier zuhause von Ludwigs steirische Gaudi)
=== Die Raumentwicklung und die Bildung =

==== Referat Nahrada =

Am Anfang der Auseinandersetzung hielt ich selber ein Einführungsreferat unter dem Thema "Bildung im Global Village". Ich wies darauf hin, dass bei all den ernsten krisenhaften Bedrohungen der Gegenwart „Infrastrukturen, Erfindungen, Einsichten und Werkzeuge aller Art existieren, die der Menschheit noch nie zur Verfügung standen.” Wir sehen uns einerseits zu einer hundertachzigprozentigen Schubumkehr gezwungen, zu einer großen gesellschaftlichen Transformation, aber andererseits ergibt sich die Natur dieser Transformation auch sehr stark durch die neuen Möglichkeiten und das explosiv gestiegene Wissen. Wir können damit eine neue Geschichte schreiben, die sich statt immenser Naturzerstörung durch den spezifischen Beitrag des Menschen zur Regenerationsfähigkeit und Lebendigkeit der planetaren Biosphäre auszeichnet. [[Gelb]Diese Geschichte lebt aber gerade von unserer Präsenz und unserem Engagement in dieser Biosphäre und nicht vom Rückzug in die städtischen Silos]. Diese Geschichte lebt von Integration komplexer Systeme und nicht von ausufernder zusammenhangloser Spezialisierung. Diese Geschichte lebt von Verkleinerung und Verfeinerung und nicht von schrankenloser Expansion. Diese Geschichte lebt von einer sich ständig aufschaukelnden Dialektik von Vernetzung und Autarkie. Obwohl also viele Muster reaktualisiert werden, unter anderem das Muster der Dörflichkeit, deutet sich eine völlig neue Epoche der Menschheitsgeschichte an. Diese ist freilich nicht garantiert und entsteht nicht automatisch. Doch stehen alle Voraussetzungen bereit.

Während des Mai 68 schrieben französische Studenten an die Wand: "Soyez realistes, demandez l'impossible". Wir müssen diesen Satz unter den egegenwärtigen Umständen umformulieren: [[Gelb]Realismus bedeutet nicht das Unmögliche zu verlangen, sondern das durchaus Mögliche, das neu sich Ordnende im Chaos der Gegenwart zu erkennen und die Bedingungen seiner Durchsetzung durch Zusammenschau und effektive Verbindungen zu stärken.]

Die Digitalen Technologien sind ein ganz wesentlicher Bestandteil dieses neuen Bedingungsgeflechtes. Sie können den Raum überwinden und unmittelbar Wirkungen in der Ferne auslösen und steuern. Die heutige Realität zeichnet sich durch eine ständige Verdichtung solcher raumübergreifender Funktionen aus. Während dies in einer ersten Phase die globale Gesamtfabrik geschaffen hat - und eine deutliche Verstärkung der kontrollierenden und dirigierenden Rolle "Globaler Städte" mit sich gebracht hat, könnte eine weitere Verdichtung einen qualitativen Sprung der Gestaltbarkeit "urbaner Mikrokerne" in ländlichen Räumen mit sich bringen. Wir erleben jetzt schon einen digitalen Nomadismus, Menschen nehmen Arbeit, Bildung und viele weitere Kanäle und Dienste mit sich und werden "multilokal". Die Coronakrise hat zeitweise diese Entwicklung dramatisch zur Stadtflucht der Multilokalen gesteigert, was aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass ländliche Räume noch immer an der jahrhundertlangen Funktionalisierung als reine Zuliefer - Infrastrukturen leiden. Der ländliche Raum ist in vielen Jahrzehnten immer mehr degradiert worden zu einem Anhängsel und einer Funktion der Städte. Auch die Wissenschaft hat die daraus resultierende Ausdünnung und den demographischen Siegeszug der Städte zu einem naturnotwendiges Schicksal erklärt, das man bestenfalls noch sozialverträglich abwickeln könne. Doch die Fassade hat schon in den letzten Jahren immer mehr zu bröckeln begonnen, die Städte haben zusehends Limits erreicht und begonnen an ihrer eigenen Dichte zu leiden.

Erst in einem "neuen Bild vom ländlichen Raum" kann und muss diese Funktionalisierung überwunden werden, wenn die Grenzen der Stadtsysteme - und damit ihrer spekulativen und im Kern eigentlich kriegerischen Wirtschaftsweise - bewusst geworden sind, deren Erfolg ein durch permanente Schuldenakkumulation simulierter und primitives Verbrennen planetarer Ressourcen ist. Paradoxerweise bedeutet dieses neue Bild eine intensivere kooperative Verschränkung von Stadt und Land auf gleicher Augenhöhe.

(Das war das Zodiac Trio mit Kalaidjiisko Horo)

==== Referat Strüver =

Hier setzte die Stadtgeographin Anke Strüver ein. Sie betonte eingangs die eigentlich banale, aber doch immer wieder ausgeblendete Tatsache, dass das Städtische nicht ohne das Ländliche existieren kann, und natürlich in schwächerem Ausmaß auch umgekehrt. Ein Dualismus wäre fatal, beides sind wie auch immer kommunizierende Gefäße.

* 38'39.05 - 39'12.20 (0'33.15) 1 Simmel Brücke Absage an dualistisches Denken (Stadt = nicht Land) "Brücke statt Tür"

Freilich ist das Problem der Dichte in diesem Zusammenhang zentral. Stadt und Land sind davon verschieden betroffen.

* 35'22.24 - 37'18.02 (1'55.77) 2_Dichte_AS

Die Stadt leidet nicht erst seit kurzem am Problem der Dichte, es tritt immer wieder in neuen Formen auf.

* 42'16.70 - 44'18.02 (2'01.31) Suburbanisierung / Reurbanisierung

Dennoch - auch durchaus unter der ständigen Bedrohung durch den Umstand, dass wann immer es gelingt ein Stück anheimelnder urbaner Dörflichkeit in Städten zu realisieren, sofort die Attraktivität dieses Stücks Stadt und damit auch die Haus-, Grundstücks- und Mietpreise steigen, gibt es Gerade in den Reurbanisierungsprozessen neue qualitative Tendenzen zu engen Sozialkontakten, Aufbau von lokalen Netzwerken, das Zelebrieren von Miteinander und eine Kultur des Teilens.

Paradoxerweise sind solche neuen städtischen Entwicklungen also ganz bewusste Träger ländlicher Qualitäten. Diese Entwicklungen korrelieren und konkurrieren mit einer besonders im städtischen Raum besonders aggresiv vorangetriebenen Digitalisierung der räumlich zugeordneten Funktionen, vom Verkehrssystemmanagement bis zu Energie- und Abfallwirtschaft und dutzenden anderen Bereichen.

* 50'17.91 - 51'05.71 (0'47.80) 4_Rebound_AS.mp3

Während Smart Cities in vielen Bereichen noch eine leicht utopische Narration sind und nicht schon vorhandene durch-digitalsierte Infrastruktur, ein von Firmen generiertes angebotsorientiertes Phänomen, und gar nicht so sehr Lösung realer Probleme, wären bestimmte Elemente des Plattform-Urbanismus wie zum Beispiel Car Sharing oder Care Dienstleistungen im ländlichen Raum viel wichtiger und sinnvoller.

* 56'03.66 - 56'38.56 (0'34.90) 5.Plattform-Ruralismus.mp3

Das Resümee dieser einleitenden Bemerkungen könnte wie folgt aussehen: urbane Dörfer könnten von ländlichen Dörfern lernen, wie in kleinräumlichen Miteinander Selbsthilfe und soziales Networking funktionieren, während im ländlichen Raum die sogenannten Smarten Infrastrukturen wahrscheinlich dringender benötigt würden als in den Städten.

(Parade von Jarby McCoy?)
==== Gerald Mathis ==

Der Dritte Sprecher des Theorieblocks zu ländlichen Räumen war Gerald Mathis, Regionalentwickler von der Fachhochschule Dornbirn und Spezialist für Wirtschaftsentwicklung auf kommunaler und regionaler Ebene. Er ortet das Problem des ländlichen Raumes im herrschenden Bewusstsein.

* 1:27:17 - 1:33.11. (5:56)

Das alte historische Selbstverständnis der Benachteiligung, das reflexhafte Jammern und mangelnde Selbstbewusstsein müsse aufhören.
Das stetige Wachsen der Städte und das kontinuierliche Schrumpfen der ländlichen Regionen ist kein Naturgesetz mehr. Für das Comeback der ländlichen Räume sprechen sehr viele Gründe.
Das Leben und Arbeiten auf dem Land kann mit vielen einzigartigen Lebens- und Freizeitwerten und einem andersartigen sozialen Umfeld verbunden werden. Natürlich ist das nicht das Alleinseligmachende

* 1:34'35.98 - 1:35'03.67 (0'27.69)


Neue soziologische Studien des Berliner Zukunftsinstituts von Daniel Dettling zeigen aber, dass Menschen, wenn sie frei wählen könnten, zu 45% am liebsten in einer Landgemeinde, zu 33% in Klein- und Mittelstädten und nur mehr zu 21% in einer Großstadt Leben wollen.

* 8. <n>{Mathis NichtWollenSondernMüssen}?.mp3</n> 1:35'54.08 - 1:36'31.38 (0'37.30)

Ländliche Räume werden zwar intensiv gefördert, ihre Schwerpunkte sind aber dispers und lassen es am notwendigsten Fehlen, der Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen. Steht am Ende eine regionale Museumslandschaft für chinesische Touristen? Arbeitsplätze sind die Grundlage von Daseinsvorsorge, das wird in der klassischen Regionalpolitik vergessen. Lt. Paul Collier (dem Autor des Buches„Sozialer Kapitalismus“) sei nicht mehr der Unterschied zwischen Arm und Reich die zentrale gesellschaftspolitische Agenda, sondern eine unübersehbare Spaltung zwischen urbanen Metropolen und dem Rest des Landes, zwischen den meist städtischen (gut gebildeten) Eliten und dem Rest der Bevölkerung. Es sei eine wachsende Kluft zwischen dem ländlichen und urbanen Raum enstanden, weil den Städtern alle Möglichkeiten, Infrastrukturen und vor allem adäquate Arbeitsplätze und Karrieremöglichkeiten geboten werden, mit denen sie erfolgreich sein können, während den Menschen auf dem Land und in den kleinen Provinzstädten diese Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen.

Insoferne müsse die Politik umdenken, und vor allem endogene Potentiale aktivieren helfen. Arbeitsplätze kommen nicht vom Himmel und auch nicht aus der Steckdose. Es bedarf der Förderung und Ermutigung lokaler Wirtschaftsentwicklung, durch interkommunale Zusammenarbeit und durch die Aktivierung endogener Potentiale. Auch das Breitbandproblem sei nicht zu lösen, wenn die Politik die Menschen vertröste und über gewaltige Finanzierungslücken einfach schönfärberisch hinwegrede. Dieser zentrale Standortfaktor werde zwar immer wieder beschworen, aber praktisch immer noch den gewinnorientierten Akteuren überlassen, die im Grunde das jahrzehntelange Staats- und Marktversagen zu verantworten haben.

Hier noch eine längere Mathis Schlusspassage Passage wo ich mir die Minuten nicht aufgeschrieben habe...







Musikauswahl

Bin hier Zuhause (ID 02) von Ludwigs Steirische Gaudi is licensed under a Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License.

Kalaidjiisko Horo by Zodiac Trio is licensed under a Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License.

parade by Jarby Mc Coy is licensed under a Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License.

14_Transformation_durch_Kooperation (1.Teil)    

---> 2.Teil

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
14_Transformation_durch_Kooperation (1.Teil)   
Die Raumentwicklung und die Bildung   
Referat Nahrada   
Referat Strüver   
Gerald Mathis   
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Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Hier ist wieder einmal Franz Nahrada aus Bad Radkersburg mit der Novembersendung aus der Reihe "Willkommen im Globalen Dorf". Dies ist die 14. Sendung der Reihe. ˧

Sie trägt den Titel "Transformation durch Kooperation" und ist der Beginn einer Dokumentation der gleichnamigen Konferenz im September. ˧

In dieser Sendereihe wurden schon viele Hinweise auf Entwicklungspotentiale ländlicher Räume gegeben. Um die beiden Pole "regenerative Zusammenarbeit mit dem Netzwerk des Lebens und der Natur" einerseits und "globale Wissenzusammenarbeit über die neuen Kanäle der technischen Kommunikation" andererseits kreist hier alles. Im dynamischen Wechselspiel dieser beiden Pole ist ein Bild einer anderen, dezentralen Zukunft am Entstehen, in denen viele Menschen die großen Metropolen wieder verlassen und ländliche Räume als integrale und attraktive Heimat bewohnen, wiederbesiedeln, wiederaufbauen können und wollen. ˧

Dieses Bild ist ein organisches, in dem nicht nur alle möglichen Lebensformen miteinander eine Synthese eingehen, sondern auch und besonders auch vershiedenste menschliche Wohn, Siedlungs und Tätigkeitsformen. Die Rede vom Globalen Dorf ist eigentlich nur ein Platzhalter für die Vielfalt ländlicher Habitate, wir hatten ja in der letzten Folge sozusagen als kleine Provokation auch die Renaissance des Klostergedankens. Eine bunte Vielfalt von sehr naturverbundenen und einsam gelegenen Höfen bis hin zu historischen oder modernen Kleinstädten, umgeben von einem bunten Gartenring spezialisierter Kreativdörfer, die komplementäre Spezialisierungen und optimale Bedingungen für das Zusammenwirken Gleichgesinnter aufweisen. ˧

Während im weiteren Verlauf der Sendereihe sich dieses Bild weiter klären und schärfen wird, geht es aktuell um die wichtigste Voraussetzung dieser Entwicklung. Um sie wirklich zur Realität zu machen, muss eine immense Bildungsoffensive für den ländlichen Raum gestartet werden. Die Zukunft der Gemeinden und Dörfer im ländlichen Raum hängt von Bildung ab - einer Bildung vor Ort und für den Ort. Eine Bildung die junge Menschen nicht absaugt in die Städte. Die dem genau entgegenwirken muss. Wir müssen dessen gewahr werden, dass in jedem Dorf, jeder Gemeinde, jeder Region die Menschen vor der Aufgabe stehen, mit den neu entstandenen Möglichkeiten der Technologie und der Wiederentdeckung auch alten Wissens ein den großen Städten adäquates Lebens- und Problemlösungsniveau herbeizuführen, nicht zuletzt um junge Menschen wieder anzuziehen. Dies bedingt folgerichtig, das wir ein neues Bildungssystem brauchen, eines das gezielt Motivation und Qualifikation schafft, um der Entleerung ländlicher Räume entgegenzuwirken - ein solches gibt es bis dato nur in Ansätzen. Dieses Bildungssystem lebt sowohl von der unmittelbaren Präsenz als auch von virtueller Vernetzung durch die digitalen Medien - mit Wissensquellen die zum Teil weit entfernt sind. Es kommt darauf an, diese Wissensquellen an lebendigen Zugangs- und Lernorten neuen Typs sinnvoll zusammenzusetzen, für die lokalen Kontexte optimal zu mixen, und daraus eine beständige Inspirations- und Kraftquelle für die lokale Zusammenarbeit zu machen. ˧

Ich habe diese Idee seit mindestens 20 Jahren praktisch an vielen Orten verfolgt, unter verschiedensten Namen eine Fülle von Versuchen und Projekten gestartet. Doch erst in den letzten Jahren hat sich eine Freundesgruppe zusammengefunden, die mit mir dieses ehrgeizige Vorhaben nicht nur an einem Ort, sondern als potentiell flächendeckendes Netzwerk in die Realität zu bringen sucht. ˧

Als DorfUni wollen wir ein Scharnier bilden zwischen ländlichen Regionen auf der einen Seite und allen Orten und Quellen von Wissen und Können, die den Reichtum unseres Lebensraumes, unserer Heimat zu entfalten helfen. Die DorfUni hatte - auch wenn es damals noch nicht so hieß - ihre Geburt eigentlich schon vor 15 Jahren in der Südoststeiermark , im Dorf Kirchbach, wo ein paar junge Spinner ein altes Gerichtsgebäude gekauft haben und dort an die zehn Jahre lang mit einem im übertragenem Sinn „fliegenden Klassenzimmer“ fast ohne Pause bewiesen haben, wohin man sich überall Zugang schaffen und wie attraktiv Bildung im ländlichen Raum sein kann. Denn im Unterschied zu vielen anderen Orten war Bildung hier auch immer ein soziales Event, war Begegnung, Gespräch, Festlichkeit. Immer wieder kamen erstaunlich viele Menschen zu den Übertragungen - egal ob es die Montagsakademie aus Graz oder die Tage der Utopie aus Vorarlberg waren. Leider fehlten damals noch die wichtigsten Partner in diesem Netzwerk: aktive Dorfgemeinschaften, die aus der Praxis gewonnenes Wissen zu teilen bereit waren. Es fehlte auch noch die Bereitschaft der Universitäten, sich auf gleicher Augenhöhe und als neugieriger Partner dauerhaft an der Entwicklung ländlicher Räume zu beteiligen. Auf beiden Seiten hat sich in den letzten Jahren viel getan, die jahrelang beklagte Breitbandlücke ist an vielen Orten zumindest notdürftig geschlossen worden, die Technik der Kommunikation wurde erschwinglicher und in unglaublichen Ausmaß miniaturisiert, mobiler und verfügbarer. Und in den Universitäten ist in unglaublichem Ausmaß der ländliche Raum als Gestaltungs- und Entwicklungsraum wiederentdeckt worden. ˧

Und so konnten wir im März dieses Jahres, wenige Tage vor Beginn der Corona - Lockdowns, unsere konzeptuelle Veranstaltung von der Elevate in Graz abhalten, und eben die beiden wichtigen Seiten der DorfUni präsentieren: die Berichte von gelungenen Beispielen lokaler Transformation auf der einen Seite, und die Bereitschaft der Wissenschaft sich ganz praktisch auf die Handlungsfelder in den Gemeinden einzulassen, was beispielhaft von Leo Kudlicka von Transition Friesach sowie von der Klimaforscherin Helga Kromp - Kolb aus Wien vorgeführt wurde. Diese Veranstaltung fand zeitgleich auch in Bad Radkersburg, Gleisdorf, Munderfing und Schlierbach statt. ˧

Im Frühjahr und Sommer übten wir uns in der Erkundung der möglichen inhaltlichen Breite und zugleich Synthese der vielen Gesichter der lokalen Resilienz, der Krisenfestigkeit, die so viele Jahrzehnte vernachlässigtes Thema war. ˧

In dem Maß wie das Vorhaben der DorfUni bekannter wurde, in dem wir Feedbacks von verschiedensten Seiten erhielten, wurde uns klar dass unser Team noch viel zu klein und die Anforderungen sehr hoch waren und sind für unser Vorhaben, wirklich in die Breite zu gehen. Also beschlossen wir, in einer zweitägigen Konferenz die Debatte zu eröffnen, wie wir uns in eine Feld der Zusammenarbeit mit all jenen gesellschaftlichen Strömungen und Kräften bewegen könnten, denen die Entwicklung des ländlichen Raumes ein Anliegen ist. Wie wir an bereits gesetzten Bemühungen ansetzen und Fehlschläge und Erfahrungen besser verstehen und mit den bestmöglichen Antworten darauf reagieren können. Wir wir für möglichst viele ein nützlicher Partner werden und Konkurrenzsituationen vermeiden, stattdessen Zusammenarbeitspotentiale aktivieren helfen können. ˧

Im Unterschied zur heutigen Gepflogenheit will die DorfUni nämlich nicht als ein weiterer Bildungsanbieter auf einem Markt auftreten, wo sie mit anderen im Wettbewerb steht. Diese Gepflogenheit verstärkt ja das Ungleichgewicht von Stadt und Land. Der Wettbewerb ist gerade in ländlichen Räumen sehr problematisch, weil er viele Energien verbraucht, die besser in Zusammenarbeit der wenigen Menschen mit unternehmerischen Energien investiert würden. Die DorfUni ist daher weder eine Universität noch eine Volkshochschule, sondern ein maßgeschneidertes Spezialwerkzeug für die Herstellung genau jener Zusammenarbeit der Wenigen und die Bereitstellung der dafür notwendigen Wissensressourcen, von wo diese auch immer kommen. Aus den jeweils wenigen sollen durch die synchrone Verbindung über gemeinsame Fragestellungen und Aufgaben letztelich sehr viele werden. Die DorfUni soll eine gemeinsame Infrastruktur werden, ein Gemeingut der Gemeinden, ein Netzwerk aller derjenigen, die aktiv umfassende aktivierende Bildungsarbeit vor Ort betreiben, und dabei auch immer wieder neue Erkenntnisse und Erfahrungen geenerieren, die es sich mit anderen zu teilen lohnt. Eine solche Bildungsarbeit bildet nicht nur Einzelmenschen, es bildet Gemeinschaftlichkeit durch Begegnung, Dialog, Motivation und Zusammenführen derjenigen die einander ergänzen können. Und es bildet kooperative Fäden zwischen Nachbargemeinden, die sich miteinander zu lebendigen Regionen entwickeln, zwischen Kompetenzzentren die miteinander forschen und entwickeln, sowie zwischen Stadt und Land. ˧

Dies alles sollte als Fragestellung in die Konferenz einfließen, um ein noch besseres Fundament für die zukünftige Arbeit durch die Beteiligung erfahrener Fachleute, durch den Dialog zwischen Theorie und Praxis, zu entwickeln. Diese Konferenz fand Ende September unter dem Titel "Transformation durch Kooperation" statt, anknüpfend an eine gleichnamige Verantaltung in der Aula der Grazer Uni ein Jahr zuvor. Im Zeichen von Corona wurde TdK? 2 als virtuelle Konferenz abgehalten, und dennoch mit einer stark symbolischen Komponente, dadurch dass wir zwei physische Orte quasi als Studios auswählten, einerseits einen Unihörsaal in Graz und andererseits einen Gemeindesaal in Obergrafendorf nahe der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten. ˧

In dieser heutigen vierzehnte und voraussichtlich auch der fünfzehnten Sendung im Dezember widme ich mich der Dokumentation der zentralen Beiträge und Argumentationen dieser Konferenz. ˧

(Musik: Bin hier zuhause von Ludwigs steirische Gaudi) ˧

Die Raumentwicklung und die Bildung    

Referat Nahrada    

Am Anfang der Auseinandersetzung hielt ich selber ein Einführungsreferat unter dem Thema "Bildung im Global Village". Ich wies darauf hin, dass bei all den ernsten krisenhaften Bedrohungen der Gegenwart „Infrastrukturen, Erfindungen, Einsichten und Werkzeuge aller Art existieren, die der Menschheit noch nie zur Verfügung standen.” Wir sehen uns einerseits zu einer hundertachzigprozentigen Schubumkehr gezwungen, zu einer großen gesellschaftlichen Transformation, aber andererseits ergibt sich die Natur dieser Transformation auch sehr stark durch die neuen Möglichkeiten und das explosiv gestiegene Wissen. Wir können damit eine neue Geschichte schreiben, die sich statt immenser Naturzerstörung durch den spezifischen Beitrag des Menschen zur Regenerationsfähigkeit und Lebendigkeit der planetaren Biosphäre auszeichnet. Diese Geschichte lebt aber gerade von unserer Präsenz und unserem Engagement in dieser Biosphäre und nicht vom Rückzug in die städtischen Silos. Diese Geschichte lebt von Integration komplexer Systeme und nicht von ausufernder zusammenhangloser Spezialisierung. Diese Geschichte lebt von Verkleinerung und Verfeinerung und nicht von schrankenloser Expansion. Diese Geschichte lebt von einer sich ständig aufschaukelnden Dialektik von Vernetzung und Autarkie. Obwohl also viele Muster reaktualisiert werden, unter anderem das Muster der Dörflichkeit, deutet sich eine völlig neue Epoche der Menschheitsgeschichte an. Diese ist freilich nicht garantiert und entsteht nicht automatisch. Doch stehen alle Voraussetzungen bereit. ˧

Während des Mai 68 schrieben französische Studenten an die Wand: "Soyez realistes, demandez l'impossible". Wir müssen diesen Satz unter den egegenwärtigen Umständen umformulieren: Realismus bedeutet nicht das Unmögliche zu verlangen, sondern das durchaus Mögliche, das neu sich Ordnende im Chaos der Gegenwart zu erkennen und die Bedingungen seiner Durchsetzung durch Zusammenschau und effektive Verbindungen zu stärken. ˧

Die Digitalen Technologien sind ein ganz wesentlicher Bestandteil dieses neuen Bedingungsgeflechtes. Sie können den Raum überwinden und unmittelbar Wirkungen in der Ferne auslösen und steuern. Die heutige Realität zeichnet sich durch eine ständige Verdichtung solcher raumübergreifender Funktionen aus. Während dies in einer ersten Phase die globale Gesamtfabrik geschaffen hat - und eine deutliche Verstärkung der kontrollierenden und dirigierenden Rolle "Globaler Städte" mit sich gebracht hat, könnte eine weitere Verdichtung einen qualitativen Sprung der Gestaltbarkeit "urbaner Mikrokerne" in ländlichen Räumen mit sich bringen. Wir erleben jetzt schon einen digitalen Nomadismus, Menschen nehmen Arbeit, Bildung und viele weitere Kanäle und Dienste mit sich und werden "multilokal". Die Coronakrise hat zeitweise diese Entwicklung dramatisch zur Stadtflucht der Multilokalen gesteigert, was aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass ländliche Räume noch immer an der jahrhundertlangen Funktionalisierung als reine Zuliefer - Infrastrukturen leiden. Der ländliche Raum ist in vielen Jahrzehnten immer mehr degradiert worden zu einem Anhängsel und einer Funktion der Städte. Auch die Wissenschaft hat die daraus resultierende Ausdünnung und den demographischen Siegeszug der Städte zu einem naturnotwendiges Schicksal erklärt, das man bestenfalls noch sozialverträglich abwickeln könne. Doch die Fassade hat schon in den letzten Jahren immer mehr zu bröckeln begonnen, die Städte haben zusehends Limits erreicht und begonnen an ihrer eigenen Dichte zu leiden. ˧

Erst in einem "neuen Bild vom ländlichen Raum" kann und muss diese Funktionalisierung überwunden werden, wenn die Grenzen der Stadtsysteme - und damit ihrer spekulativen und im Kern eigentlich kriegerischen Wirtschaftsweise - bewusst geworden sind, deren Erfolg ein durch permanente Schuldenakkumulation simulierter und primitives Verbrennen planetarer Ressourcen ist. Paradoxerweise bedeutet dieses neue Bild eine intensivere kooperative Verschränkung von Stadt und Land auf gleicher Augenhöhe. ˧

(Das war das Zodiac Trio mit Kalaidjiisko Horo) ˧

Referat Strüver    

Hier setzte die Stadtgeographin Anke Strüver ein. Sie betonte eingangs die eigentlich banale, aber doch immer wieder ausgeblendete Tatsache, dass das Städtische nicht ohne das Ländliche existieren kann, und natürlich in schwächerem Ausmaß auch umgekehrt. Ein Dualismus wäre fatal, beides sind wie auch immer kommunizierende Gefäße. ˧

  • 38'39.05 - 39'12.20 (0'33.15) 1 Simmel Brücke Absage an dualistisches Denken (Stadt = nicht Land) "Brücke statt Tür" ˧
Freilich ist das Problem der Dichte in diesem Zusammenhang zentral. Stadt und Land sind davon verschieden betroffen. ˧

  • 35'22.24 - 37'18.02 (1'55.77) 2_Dichte_AS ˧
Die Stadt leidet nicht erst seit kurzem am Problem der Dichte, es tritt immer wieder in neuen Formen auf. ˧

  • 42'16.70 - 44'18.02 (2'01.31) Suburbanisierung / Reurbanisierung ˧
Dennoch - auch durchaus unter der ständigen Bedrohung durch den Umstand, dass wann immer es gelingt ein Stück anheimelnder urbaner Dörflichkeit in Städten zu realisieren, sofort die Attraktivität dieses Stücks Stadt und damit auch die Haus-, Grundstücks- und Mietpreise steigen, gibt es Gerade in den Reurbanisierungsprozessen neue qualitative Tendenzen zu engen Sozialkontakten, Aufbau von lokalen Netzwerken, das Zelebrieren von Miteinander und eine Kultur des Teilens. ˧

Paradoxerweise sind solche neuen städtischen Entwicklungen also ganz bewusste Träger ländlicher Qualitäten. Diese Entwicklungen korrelieren und konkurrieren mit einer besonders im städtischen Raum besonders aggresiv vorangetriebenen Digitalisierung der räumlich zugeordneten Funktionen, vom Verkehrssystemmanagement bis zu Energie- und Abfallwirtschaft und dutzenden anderen Bereichen. ˧

  • 50'17.91 - 51'05.71 (0'47.80) 4_Rebound_AS.mp3 ˧
Während Smart Cities in vielen Bereichen noch eine leicht utopische Narration sind und nicht schon vorhandene durch-digitalsierte Infrastruktur, ein von Firmen generiertes angebotsorientiertes Phänomen, und gar nicht so sehr Lösung realer Probleme, wären bestimmte Elemente des Plattform-Urbanismus wie zum Beispiel Car Sharing oder Care Dienstleistungen im ländlichen Raum viel wichtiger und sinnvoller. ˧

  • 56'03.66 - 56'38.56 (0'34.90) 5.Plattform-Ruralismus.mp3 ˧
Das Resümee dieser einleitenden Bemerkungen könnte wie folgt aussehen: urbane Dörfer könnten von ländlichen Dörfern lernen, wie in kleinräumlichen Miteinander Selbsthilfe und soziales Networking funktionieren, während im ländlichen Raum die sogenannten Smarten Infrastrukturen wahrscheinlich dringender benötigt würden als in den Städten. ˧

(Parade von Jarby McCoy?) ˧

Gerald Mathis    

Der Dritte Sprecher des Theorieblocks zu ländlichen Räumen war Gerald Mathis, Regionalentwickler von der Fachhochschule Dornbirn und Spezialist für Wirtschaftsentwicklung auf kommunaler und regionaler Ebene. Er ortet das Problem des ländlichen Raumes im herrschenden Bewusstsein. ˧

  • 1:27:17 - 1:33.11. (5:56) ˧
Das alte historische Selbstverständnis der Benachteiligung, das reflexhafte Jammern und mangelnde Selbstbewusstsein müsse aufhören. Das stetige Wachsen der Städte und das kontinuierliche Schrumpfen der ländlichen Regionen ist kein Naturgesetz mehr. Für das Comeback der ländlichen Räume sprechen sehr viele Gründe. Das Leben und Arbeiten auf dem Land kann mit vielen einzigartigen Lebens- und Freizeitwerten und einem andersartigen sozialen Umfeld verbunden werden. Natürlich ist das nicht das Alleinseligmachende ˧

  • 1:34'35.98 - 1:35'03.67 (0'27.69) ˧
Neue soziologische Studien des Berliner Zukunftsinstituts von Daniel Dettling zeigen aber, dass Menschen, wenn sie frei wählen könnten, zu 45% am liebsten in einer Landgemeinde, zu 33% in Klein- und Mittelstädten und nur mehr zu 21% in einer Großstadt Leben wollen. ˧

  • 8. Mathis_NichtWollenSondernMüssen.mp3 1:35'54.08 - 1:36'31.38 (0'37.30) ˧
Ländliche Räume werden zwar intensiv gefördert, ihre Schwerpunkte sind aber dispers und lassen es am notwendigsten Fehlen, der Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen. Steht am Ende eine regionale Museumslandschaft für chinesische Touristen? Arbeitsplätze sind die Grundlage von Daseinsvorsorge, das wird in der klassischen Regionalpolitik vergessen. Lt. Paul Collier (dem Autor des Buches„Sozialer Kapitalismus“) sei nicht mehr der Unterschied zwischen Arm und Reich die zentrale gesellschaftspolitische Agenda, sondern eine unübersehbare Spaltung zwischen urbanen Metropolen und dem Rest des Landes, zwischen den meist städtischen (gut gebildeten) Eliten und dem Rest der Bevölkerung. Es sei eine wachsende Kluft zwischen dem ländlichen und urbanen Raum enstanden, weil den Städtern alle Möglichkeiten, Infrastrukturen und vor allem adäquate Arbeitsplätze und Karrieremöglichkeiten geboten werden, mit denen sie erfolgreich sein können, während den Menschen auf dem Land und in den kleinen Provinzstädten diese Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen. ˧

Insoferne müsse die Politik umdenken, und vor allem endogene Potentiale aktivieren helfen. Arbeitsplätze kommen nicht vom Himmel und auch nicht aus der Steckdose. Es bedarf der Förderung und Ermutigung lokaler Wirtschaftsentwicklung, durch interkommunale Zusammenarbeit und durch die Aktivierung endogener Potentiale. Auch das Breitbandproblem sei nicht zu lösen, wenn die Politik die Menschen vertröste und über gewaltige Finanzierungslücken einfach schönfärberisch hinwegrede. Dieser zentrale Standortfaktor werde zwar immer wieder beschworen, aber praktisch immer noch den gewinnorientierten Akteuren überlassen, die im Grunde das jahrzehntelange Staats- und Marktversagen zu verantworten haben. ˧

Hier noch eine längere Mathis Schlusspassage Passage wo ich mir die Minuten nicht aufgeschrieben habe... ˧


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Musikauswahl ˧

Bin hier Zuhause (ID 02) von Ludwigs Steirische Gaudi is licensed under a Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License. ˧

Kalaidjiisko Horo by Zodiac Trio is licensed under a Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License. ˧

parade by Jarby Mc Coy is licensed under a Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License. ˧