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26-Die Vierte Natur


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Doch nicht nur das. Es geht auch um die Evolution der menschlichen Lebensqualität und Lebensform selbst. die ich zum Ende dieser heutigen Sendung noch andeuten möchte. Daran hat mich unlängst ein Zusammentreffen mit der brasilinanischen Architektin Simone Back Prochnow erinnert, die ein neues Naturverhältnis postuliert, das sie die vierte Natur nennt. Wenn die erste Natur die dem Menschen äußerliche, eigensinnige, fordernde und unberechenbare Kraft ist, der wir uns mit einem Wort von Bacon unterwerfen müssen um sie zu überwinden, wenn die zweite Natur die Welt unserer Eingriffe und Artefakte ist, durch die wir ihre Dienstbarkeit gesichert haben, wenn die dritte Natur dann die seltsam widersprüchliche eingehegte Ursprünglichkeit ist, in der wir Natur zum Gegenstand unserer ästhetischen Empfindung ist, die uns durch Pracht und Vielfalt erfreut, dann steht die Enticklung einer vierten Natur an, die uns nicht mehr als äußerliche und fremde gegenübertritt, sondern mit der wir beständig in Interaktion stehen, die wir als unser eigenes Wesen spüren. Ich glaube dass kaum ein Begriff diesem Konzept der vierten Natur so nahe kommt wie der Begriff der Neuroplastizität: Wir haben zunehmend begriffen, dass das menschliche Gehirn und auch unsere körperlichen Funktionen durch beständige Reorganisation, Regeneration, Interaktion und Training, durch Anpassungs- und Veränderungsprozesse funktionieren und dass in diesem Sinn die Trennung zwischen einem Selbst und einem Außen auch eine fragwürdige Seite hat. Im Konzept der vierten Natur lernen wir, dieses Spiel der schöpferischen Anpassung zu perfektionieren und die Rolle des Bewusstseins neu zu bestimmen: nicht als ein abstrakter Punkt jenseits der Realität, sondern als schaffend, umwandelnd und sich entwickelnd, basierend auf und verbunden mit seinem wahren Selbst, das die Natur selbst ist. Darin wird der Mensch in seiner enormen schöpferischen Kapazität nicht abgewertet, sondern ein wichtiger Teil des planetaren Organismus, ein kreatives Agens, das in Einklang und im Gleichgewicht mit seiner Umwelt handelt. Die tausenden kulturellen Möglichkeiten das zu tun und zu gestalten finden in den Zellen eines planetaren Organismus ihren jeweils einzigartigen Ausdruck. Die Welt der Globalen Dörfer isteine bunte Welt und ihre Farben bringen unseren Planeten zum Leuchten, ohne dass eine Farbe eine andere zu überstrahlen sucht. Diese Gestaltung zukunftsfähiger Lebensräume werden wir nur in bewusster Gemeinschaft, als das Werk vieler miteinander korrespondierender und kooperierender schöpferischer Potentiale schaffen, eingebettet in Biotope und Kreisläufe, die sich gegenseitig wechselseitig stärken. Und unsere Freiheit wird vor allem darin bestehen, uns unseren Resonanzraum, unsere Farbe, eben: unser Dorf zu suchen.
Doch nicht nur das. Es geht auch um die Evolution der menschlichen Lebensqualität und Lebensform selbst. die ich zum Ende dieser heutigen Sendung noch andeuten möchte. Daran hat mich unlängst ein Zusammentreffen mit der brasilinanischen Architektin Simone Back Prochnow erinnert, die ein neues Naturverhältnis postuliert, das sie die vierte Natur nennt. Wenn die erste Natur die dem Menschen äußerliche, eigensinnige, fordernde und unberechenbare Kraft ist, der wir uns mit einem Wort von Bacon unterwerfen müssen um sie zu überwinden, wenn die zweite Natur die Welt unserer Eingriffe und Artefakte ist, durch die wir ihre Dienstbarkeit gesichert haben, wenn die dritte Natur dann die seltsam widersprüchliche eingehegte Ursprünglichkeit ist, in der wir Natur zum Gegenstand unserer ästhetischen Empfindung ist, die uns durch Pracht und Vielfalt erfreut, dann steht die Enticklung einer vierten Natur an, die uns nicht mehr als äußerliche und fremde gegenübertritt, sondern mit der wir beständig in Interaktion stehen, die wir als unser eigenes Wesen spüren. Ich glaube dass kaum ein Begriff diesem Konzept der vierten Natur so nahe kommt wie der Begriff der Neuroplastizität: Wir haben zunehmend begriffen, dass das menschliche Gehirn und auch unsere körperlichen Funktionen durch beständige Reorganisation, Regeneration, Interaktion und Training, durch Anpassungs- und Veränderungsprozesse funktionieren und dass in diesem Sinn die Trennung zwischen einem Selbst und einem Außen auch eine fragwürdige Seite hat. Im Konzept der vierten Natur lernen wir, dieses Spiel der schöpferischen Anpassung zu perfektionieren und die Rolle des Bewusstseins neu zu bestimmen: nicht als ein abstrakter Punkt jenseits der Realität, sondern als schaffend, umwandelnd und sich entwickelnd, basierend auf und verbunden mit seinem wahren Selbst, das die Natur selbst ist. Darin wird der Mensch in seiner enormen schöpferischen Kapazität nicht abgewertet, sondern ein wichtiger Teil des planetaren Organismus, ein kreatives Agens, das in Einklang und im Gleichgewicht mit seiner Umwelt handelt. Die tausenden kulturellen Möglichkeiten das zu tun und zu gestalten finden in den Zellen eines planetaren Organismus ihren jeweils einzigartigen Ausdruck. Die Welt der Globalen Dörfer isteine bunte Welt und ihre Farben bringen unseren Planeten zum Leuchten, ohne dass eine Farbe eine andere zu überstrahlen sucht. Diese Gestaltung zukunftsfähiger Lebensräume werden wir nur in bewusster Gemeinschaft, als das Werk vieler miteinander korrespondierender und kooperierender schöpferischer Potentiale schaffen, eingebettet in Biotope und Kreisläufe, die sich gegenseitig wechselseitig stärken. Und unsere Freiheit wird vor allem darin bestehen, uns unseren Resonanzraum, unsere Farbe, eben: unser Dorf zu suchen.

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diese Sendung realisiert nach 25 Folgen ( https://cba.fro.at/podcast/willkommen-im-globalen-dorf) endlich das ursprüngliche Konzept der 2. Folge, und ist somit zugleich mit der ersten Sendung als Einführung in das Konzept bestens geeignet. Hier der ursprüngliche Ansatz: http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?Willkommen_im_Globalen_Dorf/2_Die_Planetare_Krise ˧

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Rekapitulation   
Eine Kritik an der Umweltbewegung   
Die Vierte Natur   
1. Genius Loci   
2. Biomorphe Architekturen   
3. Kulturelle Diversitäten   
4. Nomadismus als Lebensform anerkennen   
5. Raum zur ständigen Metamorphose schaffen   
Schluss und Ausblick   
˧

1 Hier ist wieder einmal Franz Nahrada aus Bad Radkersburg mit der 26. Sendung "Willkommen in Globalen Dorf". Während die letzten Blätter fallen, möchte ich in dieser Novembersendung 2021 anknüpfen an die letzte Sendung und den Gedankenbogen fortführen. ˧

2 Aber zunächst möchte ich, vor allem für die Hörerinnen und Hörer, die vielleicht heute das erste Mal dabei sind, noch einmal ganz kurz rekapitulieren worum es in dieser Sendung geht und was wir in den bisherigen 25 Folgen aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet haben: ˧

Rekapitulation    

2 Dazu ist es gut, sich noch einmal an die allererste Folge zu erinnern, wo wir die Entfaltung des Begriffes "Globales Dorf" verfolgt haben, sozusagen aus einer historischen Vogelperspektive. Der Urheber dieser vieldeutigen Metapher, Marshall McLuhan, wollte uns zu verstehen geben , dass die Globalisierung der Wirtschaft, der Kommunikation, der Kultur und so weiter, dass all dies irgendwann notwendigerweise in sein Gegenteil umschlägt: in eine noch nie dagewesene Renaissance des Lokalen. Damit meint er gerade nicht den ungezügelten Nationalismus und Tribalismus, der derzeit an allen Ecken und Enden des Planeten aufkocht - und wir wissen aus leidvoller historischer Erfahrung wo das unvermeidlich endet. Er meint auch nicht eine schlichte Deglobalisierung bis hin zum Kappen der digitalen Netzwerke, wie das etwa jüngst der Schweizer Autor Peter Mattmann-Allamand vorschlug. [1] ˧

Im Gegenteil geht es um eine Entwicklung, bei der gerade unsere globale Verbundenheit und die Möglichkeit primär Wissen auszutauschen, eine völlig neue Art zu leben und zu wirtschaften unterstützt. Während sich die industrielle, von Megastädten geprägte Epoche gerade durch die Fortschritte der Produktivität totgelaufen hat, weil die Kosten der hochskalierten Massenproduktion längst die noch möglichen Erträge übersteigen, wäre eine dezentrale, in Kreislaufprozesse eingebaute lokale Mikroproduktion auf der Basis global geteilten Wissens tausendfach besser geeignet, Wohlstand zu erzeugen. ˧

Deswegen sprach auch McLuhan in sehr kryptischen, aber starken Bildern von einer globalen Renaissance, und auch von einer "großen Implosion", einer Komplexitätsentwicklung nach innen statt der bisherigen Expansion und Aggressionen nach außen. Davon handelt unsere Sendereihe, genauer von der Entfaltung einer Siedlungs- und Lebensform die im Begriff des Globalen Dorfs enthalten und angelegt ist, aber natürlich diesen Begriff nur in einer Vielzahl von Globalen Dörfern zu denken und entfalten in der Lage ist. ˧

3 Das also ist die Vision: an die Stelle der alten zentralistischen Herrschaftsgebilde - und auch der moderne Nationalstaat trägt, wie wir heute noch sehen werden, in sich noch das Erbe dieser mehrtausendjährigen Epoche - muss eine neue Idee einer Vernetzung überschauberer, weitgehend unabhängiger und selbstbestimmter menschlicher Habitate treten, die ihre Probleme vor Ort zu lösen vermögen Dies ist nicht mehr nur eine schöne Utopie, es ist eine unausweichliche Konsequenz unseres technologischen Fortschrittes, der längst nicht mehr zur derzeitigen Gesellschaftsform passt. ˧

Wir erleben gerade, wie dieser Fortschritt in den Händen der alten Mächte zum Fluch wird, wie sich aus der kapitalistischen Konkurrenz immer deutlicher eine geradezu feudale Elitenherrschaft entwickelt. Das ist sehr folgerichtig, denn wenn durch die kybernetische Revolution der Mensch von der Produktivität der Maschinen endgültig überflügelt wird, dann hat auch die alte Pattsituation zwischen Arbeit und Kapital aufgehört eine Rolle zu spielen. ˧

Die sich beschleunigende Konkurrenz und der Wettbewerb zwischen den Zentren der Prosperität fordert nicht nur die Verbilligung und Elimination des Faktors Arbeitskraft, sondern führt auch zu neuen Formen außerökonomischer Herstellung gesellschaftlicher Konformität und Disziplin. Die verschwörungstheoretischen Ängste von vielen, über ein Gesundheitsregime der Eliten gechipt und versklavt zu werden, mögen heute noch übetriebene Wahnvorstellungen sein, doch haben sie trotz allem eine reale Grundlage in der Entwicklung einer Ökonomie die uns, kaum gewonnen, schon wieder jede Verhandlungsmacht, jeden Boden unter den Füßen wegzieht, und zu Konsumenten und Alimentationsempfängern degradiert und die schon längst mit so harmlosen Termini wie "Kundenbindung", "Produktloyalität" und "Plattform - Community" die arglistige Gestaltung von Abhängigkeiten an die Stelle eines Wettbewerbes der Qualitäten gesetzt hat. ˧

4. In der letzten Sendung habe ich ein Plädoyer dafür gehalten, dass nur die Wiedergewinnung dieses Bodens uns im wahrsten Sinn des Wortes eine Grundlage schafft, der ständig anwachsenden Bedrohung des Techno - Feudalismus zu entrinnen, der ja nicht nur die Substanz unserer menschlichen Freiheit, sondern auch das in Jahrmillionen gewachsene System der Biosphäre, der Artenvielfalt, des Klimas, des planetaren Wasserhaushalts und viele andere elementare Lebensgrundlagen bedroht. ˧

Es fällt schwer, einen konzisen Überblick über die mannigfaltigen Aspekte der planetaren Krise zu geben. Zu abgestumpft sind wir von täglich neuen Schreckensmeldungen, zu vielfältig sind die Felder, in denen ein außer Kontrolle geratenes Wirtschaftswachstum samt jener Staatsgewalten, die es für das Gedeihen ihrer Macht eingerichtet haben und beaufsichtigen, in ihrem Kampf miteinander das Netzwerk des Lebens auf unserem Planeten zerstören. Dabei ist die Klimakatastrophe, die derzeit durch Bewegungen wie Extinction Rebellion und Fridays for Future wieder ins Bewusstsein gerückt ist, nur ein Teil des Bildes. Zu Wasser, zu Land und in der Luft erleben wir, wie unser Planet unbewohnbar gemacht wird. An den Weltmeeren, die freies Beutegut und Müllsenke Nummer eins sind, erkennen wir, wie sich Versauerung, Vergiftung, Verseuchung und Überfischung Hand in Hand aufschaukeln. Plastik, Öl, radioaktiver Abfall usw. beförden den Kollaps maritimen Lebens. .Die Ausbeutung der biogenen Ressourcen am Land bedeutet zum Beispiel die Zerstörung der Regenwälder für Palmöl, Agrartreibstoff, oder Futtermittel der Fleischproduktion. Mehr als die Hälfte der Regenwälder weltweit sind mittlerweile abgefackelt. Die Freisetzung von Giften und schädlichen Substanzen aller Art durch Industrie und Ausbeutung von Bodenschätzen, vor allem im globalen Süden. Die Bilder von brechenden Dämmen und von Industrieschlamm, der sich über Mensch und Landschaft ergießt. All das wiederholt sich immer öfter. ˧

Ich habe mich das letzte Mal ausgiebig mit der Perversion der industriellen Landwirtschaft beschäftigt, die letztlich dieses Zerstörungwerk ganz wesentlich mitbetreibt, und habe gleichzeitig darauf hingewiesen, dass Landwirtschaft ihrem Begriff nach das genaue Gegenteil sein müsste, nämlich das Bewahren und Entwickeln von Kulturlandschaft. Dieser Kern ist es, der sich mit den neuen Mötglichkeiten der digitalen Epoche amalgamieren müsste, um gemeinsam eine Kraft zu schaffen die stark genug ist um uns aus der globalen Vielfach - Krise zu führen und vielleicht sogar die einzige die dieses Prädikat verdient. ˧

In unserer Sendereihe "Willkommen im Globalen Dorf" geht es also um mindestens zwei Elemente unserer Realität, die miteinander sinnvoll zu verbinden eine hohe Kunst darstellt, die aber dennoch in der Grundtendenz zusammengehören, und auch erst im Verbund miteinander eine enorme Wirkung entfalten und eine Fülle von Mustern für die Gestaltung einer anderen Welt generieren. Diese zwei Elemente sind einereits eine Wiederverbindung zur Natur, und andererseits eine bewusste Annahme des digitalen Gottesgeschenks, wie ich es in früheren Sendungen bezeichnet habe. ˧

Ich möchte mich heute aber zunächst polemisch mit einer Weltsicht auseinandersetzen die ich schon mehrmals kritisch gestreift habe, die ich für ein ganz großes Hindernis auf dem Weg zur Realisierung einer regenerativen Weltgesellschaft selbstbestimmter lokaler Gemeinschaften halte. ˧

Eine Kritik an der Umweltbewegung    

5. Wir wir alle wissen gibt es seit längerem eine Bewegung, die sich an all den oben erwähnten Formen des verrückten Umgangs mit der Natur, mit Boden, Wasser und Luft, mit Tieren und Pflanzen und dem Netzwerk des Lebens entzündet hat. ˧

Seit mindestens 50 Jahren ist die moderne Umweltbewegung zu einer Massenbewegung geworden. Sie führt Buch über die Zerstörung der planetaren Reichtümer und kritisiert, klagt an und schreckt auch nicht davor zurück sich unter Gefahr für Leib und Leben zwischen die Fronten im Krieg gegen die Natur zu werfen. Bei aller Wertschätzung für ihre Unerschrockenheit, Radikalität und Standfestigkeit: meiner Einschätzung nach hat sie es zu keinem wirklich stimmigen Befund und vor allem zu keiner einleuchtenden Lösung gebracht, was unser Naturverhältnis betrifft. Diese Sendung wäre nicht notwendig, wenn uns die Ökologiebewegung gute Leitlinien in die Hand gäbe für das Leben auf diesem Planeten, ein klares und konsensfähiges Zukunftsbild. Genau das aber tut sie nicht. ˧

Fangen wir mit dem positiven an: tatsächlich hat die Umweltbewegung das richtige Element, dass sie uns auf den Umstand aufmerksam macht, dass die planetaren Ressourcen beschränkt sind. Der warnende Zeigefinger, mit dem das Versiegen der planetaren Reichtumsquellen beschworen wird, hat sich aber schon immer seltsam blind gestellt gegenüber dem Grund der Rücksichtslosigkeit gegen Mensch und Natur, wie sie für das moderne Wirtschaften immer noch Existenzbedingung Nummer eins ist. ˧

Deswegen ist es nicht überflüssig, in einem kleinen Exkurs daran zu erinnern, dass es nicht "der Mensch" ist, der in seiner "Gier" die natürlichen Grundlagen des Lebens untergräbt. Diese Redeweise ist aber in der Umweltbewegung gang und gäbe. Klar: in der heutigen Zeit sind "wir alle" abhängig gemacht vom Erfolg "der Wirtschaft", und wir werden in vielfacher Form dafür in Anspruch genommen: als Gehaltsempfänger, als Konsumenten, als Touristen und so weiter. Aber eingerichtet haben wir diesen Laden nicht, vielmehr sind die gesellschaftlichen Verhältnisse noch allemal das Resultat der Konkurrenz von Staaten. ˧

Diese sind vor ein paar hundert Jahren durch die "Entdeckung" transfomiert worden, dass der Reichtum der Nationen und damit ihr poltischer Erfolg das Resultat der inneren Struktur der Gesellschaft ist. Die feudale Struktur war der merkantilen und industriellen einfach unterlegen. Also haben sich die politischen Gewalten mehr und mehr davon en lassen, dass all ihre Pracht und Herrlichkeit vom Prozess der Geldvermehrung abhängen. ˧

Dafür gab es einiges zu tun: eigentumslose und willige Lohnarbeiter wurden genauso benötigt wie alle möglichen Infrastrukturen. Das sind so elementare Dinge wie Verkehrswesen, Recht und Geld, aber auch Wissenschaft, Technologien und Qualifikationen. ˧

Die Effektivität, das Gewicht und die Macht aller Staaten sind unmittelbar verknüpft mit dem wirtschaftlichen Erfolg "ihrer" Kapitale, auch wenn sich diese immer wieder auch als nomadische Geldvermehrungseinheiten auf dem ganzen Globus bewegen dürfen und sollen. ˧

Im letzten beharren aber die Staaten auf ihrer Souveränität und Gewalt, begutachten und bilanzieren laufend die Erfolge dieses Prozesses, der sich vor allem an einem Faktor schlagend ausdrückt: dem Kredit, den sie in der Geschäftswelt haben, sprich dem Kurs ihrer Währung. Die bloße Besteuerung der Kapitalgewinne hat sich als viel zu unzureichend und sogar als untauglich erwiesen, weil er die Geschäftsmittel im Konkurrenzkampf zu beschränken droht. ˧

Erst mit dem modernen Nationalkredit ließ sich jener militärisch- industrielle Komplex aufbauen, mit dessen Wucht jeder Staat auf dem Globus zur Akzeptanz der Geschäftsbedingungen der ökonomischen und politischen "Siegermächte" und zur Respektierung seiner Rolle als "Einflusssphäre" gezwungen werden kann und durch den sich die Rangfolge der Staaten im praktischen Umgang miteinander herauskristallisiert. ˧

Und damit das weiterhin so funktioniert, müssen eben genau jene rücksichtslosen und zerstörerischen Zugriffe auf "Ressourcen" möglich sein, deren wunderbares Resultat wir heute als planetare Krise bewundern können. ˧

Exkurs Ende. ˧

Die Ökologiebewegung nimmt von dem gesellschaftlichen Zwang, der hinter der rücksichtslosen, bis zur Zerstörung reichenden Benutzung aller Reichtumsquellen steht, auf eine seltsam begrifflose, abstrakte und damit falsche Art und Weise Notiz: Der "Mensch" in seiner "Gier" ist nun einmal ein Feind der Natur, und er tut am besten daran, sich aus ihr soweit wie möglich herauszuhalten. ˧

Es ist eine relativ lange Geschichte, die die Ökobewegung dabei durchlaufen hat. Am Anfang stand für viele der Wunsch, aus der verhängnisvollen Naturzerstörung im buchstäblichen Sinn auszusteigen. Schon bald nach den 68er Jahren ist ein nicht unbeträchtlicher Teil der Gegenkultur aufs Land gegangen, hat alternative Lebensstile ausprobiert. Die Konsequenzen waren allerdings wenig überzeugend: ein autarkes Leben zu führen hieß zunächst einmal Verzicht auf Ansprüche, Selbstausbeutung, zwischenmenschliche Probleme. Nur wem es gelang eine städtische Fangemeinde zu organisieren und darüber Nischenmärkte zu besetzen oder permanent Spenden zu lukrieren, konnte ökonomisch überleben. ˧

Und so hat sich denn im Lauf der Jahre auch eine weitverbreitete Kapitulation vor dem Faktischen ergeben. Mittlerweile wird in der Ökologiebewegnung die Stadt als notwendiges Übel akzeptiert. Obwohl ihr ungezügeltes Wachstum auf Kosten der Peripherien im Kern nichts weiter ist als das Produkt der immer größeren Konzentration und Zentralisation der Kapitale, die Antwort auf deren Bedürfnisse nach Nähe und Einfluss zu politischer Verwaltung sowie raschestmögliche Verfügbarkeit von Arbeitskraft, Zulieferern und Kunden. Und obwohl durchaus bekannt ist, dass sich die stofflichen und energetischen Kosten der Aufrechterhaltung von Stadtsystemen weltweit multiplizieren und potenzieren. ˧

Ökologen vermögen der Verstädterung mittlerweile mannigfaltige positive Seiten abzugewinnen, immerhin sind da die Menschen platz- und raumsparend verpackt und stellen keine zusätzlichen weiteren Ansprüche auf Grund und Boden mehr. Als ob es keine alternativen Formen des Lebens und Wohnens gäbe, wird die Gefahr einer weiteren Verhüttelung durch Einfamilienhäuser, Straßen und Einkaufszentren beschworen, die sich aber tatsächlich wegen der konsequenten Verteuerung städtischen Wohnraums um die Städte ausbreiten wie Metastasen einer bösartigen Erkrankung. ˧

Kein Wunder dass sich die Ökologen begannen als die Hohepriester der radikalen Urbanisierung aufzuführen. Etwa Steward Brand, viele Jahre Idol und Ikone der zuvor beschriebenen ökologischen Gegenkultur, der mit seinem "Whole Earth Katalog" eine weit über Amerikas Grenzen geschätzte Toolbox für natürliches Leben anbot. Seine spektakuläre Kehrtwende - massenwirksam in TED Talks verbreitet - begründete er ausgerechnet mit der Sorge um das langfristige Überleben der Menschheit, derentwegen er auch die "Long Now" Foundation gegründet hat. ich zitiere aus dem Transkript eines TED Talks: ˧

"Das vorherrschende geografische Geschehen unserer Zeit ist diese unglaublich schnelle Urbanisierung, die bei uns vor sich geht. Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden 80% Städter sein, und das zum großen Teil in den Entwicklungsländern, wo sich das vollzieht. Das ist interessant, weil Geschichte weitgehend von der Größe von Städten vorangetrieben wird. Die Entwicklungsländer haben momentan die größten Städte, und diese entwickeln sich dreimal schneller als in den Industrieländern, und sie sind neunmal größer." ˧

Diese Entwicklung ist ihm aber längst nicht mehr Anlass zur Sorge, sondern zur Hoffnung. ˧

" Ich hatte einmal eine sehr romantische Vorstellung von Dörfern, eben, weil ich nie in einem gelebt hatte. Denn in der Stadt -- hier etwa im geschäftigen, informellen Slum von Kibera bei Nairobi -- sehen sie Bewegung. Sie sehen Möglichkeiten. Sie sehen eine Geldwirtschaft, an der sie zu Hause auf der Subsistenzfarm nicht teilhaben konnten. Wenn man sich an diesen Orten umschaut, sieht man viel Ästhetik. Da ist immer viel los. Sie sind arm, aber sie sind sehr urban. Und sie sind sehr kreativ. Die Gesamtzahlen zeigen jetzt, dass informelle Siedler im Grunde, die ganze Milliarde von ihnen, eine urbane Welt aufbauen, sie bauen die Welt auf -- persönlich, Stück für Stück, Familie für Familie, Clan für Clan, Viertel für Viertel." ˧

Dabei spielt es keine Rolle dass sich in dieser Umgebung Kriminalität und Konkurrenzkampf entwickelt. Für den Ökologen ist die Stadt ein Vorteil, weil sie angeblich die Bevölkerungsexplosion stoppt. Und wenn ihr Energiehunger so unermesslich groß ist, muss er sich leider für Atomkraft aussprechen, immerhin passt ja dann der lebenslange Abfall jedes einzelnen Menschen in eine Coladose. Und der Umstieg auf genmanipuliertes Saatgut ist eine moralische Notwendigkeit, denn man braucht weniger Fläche und weniger externe Pestizide. Und Geo-Engineering wird auch notwendig sein, auch wenn noch niemand genau weiß wie und zu wessen Vorteil....in der geistigen Wüste der einstigen ökologischen Größen wie Brand, Russel, Lovelock türmen sich die Dünen der hemmungslosen Affirmation. ˧

Und natürlich kommt im Gefolge dieser Affirmation auch die Idee auf, der Natur eine prinzipielle selbstheilende Qualität zuzusprechen. 30 Prozent, nein, mindestens den halben Planeten müsse man der Natur zurückgeben, nachdem sich die Menschen möglichst ressourcensparend in die Städte zurückgezogen hätten. Dazu passen dann auch extreme Positionen wie die der deutschen Gymnasiallehrerin Verena Brunschweiger(38): mit ihrem Buch "Kinderfrei statt kinderlos" sorgt die deutsche Gymnasiallehrerin derzeit für heftigste Diskussionen. Kinder seien das "Schlimmste, was man der Umwelt antun kann", heißt es in dem Werk. Deshalb würde die 38-Jährige selbst auch auf das Kinderkriegen verzichten. Ihre Entscheidung, die sie mit 30 Jahren getroffen hätte, gründe sich unter anderem auf eine Studie, die besagt, dass durch jedes nicht geborene Kind, 58,6 Tonnen CO2 eingespart werden könnten. In einem Interview auf focus.de legte die Lehrerin nun noch ein Schäuflein nach und fordert, dass jede Frau, die der Umwelt zuliebe kein Kind kriegt, mit 50 Jahren 50.000 Euro erhalten sollte. ˧

Mit solchen extremen Blüten der ökologischen ideologie scheint die Coronakrise aufgeräumt zu haben, die uns die extreme Vulnerabilität der globalen Lieferketten demonstriert hat, auf der die großen Städte beruhen - aber auch die Absurdität der massenhaften Menschenhaltung in den städtischen Wohnsilos selbst. Wie anderswo dargestellt, haben auch die Vereinten Nationen die Jahrzehntelang gepriesene Urbanisierung in Frage zu stellen begonnen. ˧

Die Ansätze einer besseren Antwort liegen tatsächlich vor unser aller Augen. Viele traditionelle Hochkulturen haben uns demonstriert: Dort wo der Mensch lebt, blüht auch die Landschaft auf, wird bewohnbar und attraktiv. Und wenn die Pflege der Lanschaft vergessen wird, läutet das auch den Untergang von Zivilisationen ein. Der russische Botaniker Nikolaj Wawilow entdeckte auf seinen zahlreichen Forschungsreisen vor 100 Jahren, dass in bestimmten geographischen Regionen eine außerordentliche Mannigfaltigkeit an Wildformen unserer Kulturpflanzen aufzufinden sind. Diese Regionen bezeichnete er als Genzentren, heute nennen wir sie auch Wavilov Zentren, und sie existierten immer in Synergie mit menschlichen Kulturen. ˧

Ziemlich am Anfang seines Buches "Eine Mustersprache" spricht der Architekt und Philosoph Christopher Alexander über die Verteilung der Städte, und seine Aussage scheint mir viel an Wahrheit zu enthalten: ˧

„Würde sich die Bevölkerung einer Region überwiegend aus kleinen Dörfern zusammensetzen so hätte sich niemals eine moderne Zivilisation herausbilden können.
Aber wenn sich das Gewicht der Bevölkerung zu stark in Richtung der großen Städte verschiebt dann wird das die Erde ruinieren, weil die Menschen nicht dort sind wo es nötig ist, um sie zu bewahren". ˧

Soweit Alexander in seinem Buch "Eine Mustersprache". Es wäre schön, wenn diese Botschaft verstanden würde und wir in Europa dem Rest der Welt demonstrieren könnten, wie wichtig der Erhalt und die Zukunft der Dörfer für die Bewältigung der planetaren Krise ist. Gerade an unseren sich entleerenden ländlichen Räumen sehen wir, dass wir keine Bevölkerungsexplosion zu befürchten haben, sondern mit unserem gestiegenen Wissen diese Welt auch Platz für mehr als 10 Milliarden Menschen böte. ˧

Der Kampf um unsere Zukunft ist noch nicht entschieden. Überall auf der Welt betreiben die reichen Eliten Land Grabbing, entziehen mit verschiedensten Motiven der großen Mehrheit den Boden. Die ideologie des "Rewilding", der unberührten Natur, spielt dabei eine große Rolle. Aber es regt sich Widerstand, von indigenen bis hin zu Bauenverbänden. Ein Beispiel: Die 'Vereinigung zum Schutz der Weidetierhaltung im ländlichen Lebensraum ' (VWL) in den Schweizer Alpen wendet sich gegen das Rewilding und die Einrichtung von Naturparks mit Großraubtieren und weist auf die schwerwiegenden Folgen für die einheimische Bevölkerung hin. Der 'Dachverband Lebensraum Schweiz ohne Großraubtiere' wendet sich ebenfalls gegen die Präsenz von Großraubtieren in Nationalparks und im bergbäuerlichen Lebensraum, da die Bergbauern infolge der Übergriffe auf ihre Weidetiere nach und nach zum Aufgeben ihrer Ländereien genötigt werden, wovon die Organisation Rewilding Europe profitieren kann. „Das Rewilding mit streng geschützten Grossraubtieren führt zum Untergang der Jahrtausende alten alpinen Kulturlandschaft mit ihrer durch Alpwirtschaft einzigartigen hohen Biodiversität“. Eine Kritik des Wildnisbegriffes wie sie der Umwelthistoriker William Cronon geleistet hat in der Konfrontation mit Rewilding - Ideologen wie George Monbiot mit seinem skurrilen Kampf gegen die "ökologische Langeweile" steht in späteren Folgen dieser Sendereihe sicher noch auf dem Programm. ich bin mir jedenfalls sicher dass das Konzept der Globalen Dörfer keine Langeweile erzeugt, auch wenn wir Europas Wälder nicht wieder mit Großelefanten füllen, wie sich das Monbiot in seinem Buch "Feral", zu deutsch "Verwildert", erträumt. ˧

Die Vierte Natur    

6. So, aber jetzt möchte ich endlich wieder zum Positiven kommen ˧

Ich habe in dieser Senduing breits an mehreren Punkten eine Beschreibung der wesentlichen Merkmale unserer veränderten Siedlungs- und Lebensstrukturen versucht, wie sie sich aus der Logik der Globalen Dörfer ergeben. ˧

Die Diskussion, ob es sich mehr um weiterentwickelte Dörfer oder miniaturisierte Städte handelt, ist müßig. Denn wir brauchen beide Seiten unserer Existenz, die städtische und die naturverbunden - ländliche. Die virtuelle Stadt der Kommunikationsnetzwerke geht mit der ökologischen Siedlung eine produktive Synthese ein, sie erlaubt uns, "von einem Ende der Welt bis zum anderen zu sehen" und doch zugleich mit unserer ganzen Existenz an einem Ort verwurzelt zu sein. Wir leben zugleich aus der Kraft der Nähe einerseits, aus dem Geflecht der Beziehung mit Gleichgesinnten, und aus der Kraft der synchronen Teilhabe an globalen Prozessen der Forschung, der Entwicklung, der Problemlösung und Unterstützung auf der anderen Seite. ˧

Und das ist jetzt kein Aufruf für ein massives globals Sonderwohnbauprogramm, wie manche meine Vorstellungen missverstehen mögen. Es ist viel eher die Aufforderung, uns auf ein neues evolutionäres Leitbild einzulassen, Gestaltung von Landschaft und menschlichem Lebensraum wieder zusammenzudenken und langsam die mikrourbanen Kerne in bestehenden und neuen Siedlungsräumen zu stärken, die wie beschrieben zu bioregionalen Netzwerken zusammenwachsen. Wir müssen vor allem unsere Beziehung zur lebendigen Welt schnell und schlüssig ändern und unser Bewusstsein, unsere Aktivitäten und unsere Lebensform an ihr ausrichten. Und wir müssen die Kraft des gemeinschaftlichen Gestaltens wiederentdecken, für deren Funktionieren geteilte Bilder, Visionen und Narrative langfristig unerlässlich sind. ˧

Ich habe vor allem in Sendung 19 ("Ein Rundgang durch ein Globales Dorf") auch schon versucht, die Gestalt, die Form dieser hybriden, also städtisch - dörflichen Lebensräume zu beschreiben. Ich habe darauf hingewiesen, dass wir ein Zusammenwirken von urbaner Dichte und ländlicher Weite brauchen, . Der Kern extrem multifunktional, mehrstöckig und leistungsfähig wie ein gut geplantes Einkaufszentrum, das jederzeit zur Kunstgalerie, zum Konzertsaal, zur Versammlungshalle mutieren kann - die Außenseite aufgelockert, sich mit Landschaft und Natur verbindend, voller Ausblick und Sonne, mannigfaltig. Wenn man so will, vervielfachen wir dadurch die Berührungsflächen zwischen Mensch und Natur und schaffen sozusagen den Luxus für alle in Gehweite. Einen Luxus, der wie der vorhin erwähnte Monbiot undlängst im Guardian schrieb, vom privaten Luxus wieder zum geteilten Luxus werden muss, zum öffentlichen Luxus wenn man so will. "Wenn wir unsere Flügel ausbreiten wollen, können wir das tun, ohne anderen Menschen Ressourcen wegzunehmen." Und natürlich muss das Ganze auch durch möglichst leistungsfähige Verkehrsadern mit dem Rest der Welt verbunden sein, denn nur im gelegentlichen Perspektivenwechsel bleiben wir kreativ und gestaltungsfähig. ˧

Ich möchte heute fünf Grundeigenschaften der Gestaltung globaler Dörfer einführen, oder Grundprinzipien, deren Beachtung uns helfen wird, diese kreative Gestaltung tatsächlich ganzheitlich wirksam zu machen. Ich möchte sie zunächst nur einmal aufzählen, um Ihnen dann im Einzelnen und ihrer Wechselbeziehung vielleicht ganze künftige Sendungen zu widmen. ˧

1. Genius Loci    

7. Ich glaube erstens, dass das Ganze dieser künftigen menschlichen Behausung sehr viel mehr mit der umgebenden Landschaft verfließt, und dass wir daher auch unseren Ehrgeiz darin setzen werden, die Authentizität der Landschaft zu erfassen, wenn man so will ihren Genius Loci. Stadtplanung oder Dorfplanung werden mit Landschaftsarchitektur einhergehen, aber nicht, wie wir es oft in amerikanischen Vorstädten sehen als seelenlose Grüntupfer und willkürlich gesetzte Erdhügel, sondern mit Respekt für Eigenart und Charakter der Landschaft. ˧

2. Biomorphe Architekturen    

Das zweite Prinzip ist, dass unsere Häuser und Städte großen Pflanzen und Organismen ähnlicher werden, mit Skelett, Nervensystem und Blutkreislauf.Eine Kreislaufförmige Ökonomie und Ökologie wird nach dem Muster der Natur jeden Stoff wieder zum Nährstoff machen. Schon heute plant James Ehrlich von der Uni Stanford sogenannte regenerative Dörfer, in denen es keine Abfälle gibt, sondern alles in Nährstoff zurückverwandelt werden kann. Wasser, Energie und Stoff werden gewonnen, assimiliert, transformiert. Neue Materialien und kreative Kombinationen wie die aquaponische Fischgemüsewirtschaft werden uns dabei helfen, auch wenn wir den Wert des Bodens als großem Metaorganismus wieder mehr zu schätzen gelernt haben. ˧

3. Kulturelle Diversitäten    

Das Dritte Prinzip besteht darin, dass gebauter Raum immer auch eine Wertung, eine Entscheidung beinhaltet. Die ungeheure Anzahl von lebendigen Siedlungen auf diesem Planeten bedeutet auch, dass sich hier jeweils ein Kulturentwurf manifestiert, der Menschen anziehen aber auch abstoßen kann. Diese Verschiedenheit, dieser bisweilen brutale Kontrast ist nichts mehr, wovor wir uns schrecken müssen. Wir können leben was wir sind oder sein wollen, ohne anderen zu schaden. Warum das so ist, das möchte ich gleich noch ausführen, aber zunächst noch zwei Prinzipien anführen die gleichermaßen wichtig sind. ˧

4. Nomadismus als Lebensform anerkennen    

Prinzip vier besagt, dass Nomadismus und Sesshaftigkeit einander gleichwertige Lebensentwürfe sind. Gerade in einer Weltgesellschaft, die die erzwungene Mobilität abschafft, weil sie an viel mehr Orten alle essentiellen Funktionen der Lebensgestaltung bereitzustellen in den lage ist, wird es die Option geben, ein ganzes Leben lang auf Reisen und zu Gast zu sein. Wir werden uns dadurch auch abgewöhnen, einen Ort als Schicksal hinzunehmen. Wenn sich Orte entvölkern, so müssen sie umso gastlicher werden - dies ist die einzige Form des Wettbewerbes, die Sinn macht, ein Wettbewerb mit den Füßen. ˧

5. Raum zur ständigen Metamorphose schaffen    

Fünftens also geht es darum, freie Menschen zu werden, die tatsächlich aus ihrer Hülle ausbrechen und sich eine neue suchen können. Die Natur gibt uns einen Raum, in dem wir uns jederzeit aus gesellschaftlichen Konventionen zurückziehen und zu uns selbst finden können. In diesem eingeschränkten Sinn werden wir immer auch ein Stück Wildnis benötigen. Selbst die Amish, bei uns bekannt als rigorose traditionsgebundene Lebensform, lassen ihre jungen menschen mindestens zwei jahre außerhalb der Gemeinschaft "rumspringen". In diesem Konzept liegt viel Weisheit. Die Welt der Globalen Dörfer wird wie ein Garten viele Zonen haben, wie auch die Permakultur um den menschlichen Lebensbereich Zonen der Intensität kennt. Nach außen werden sich die menschlichen Eingriffe immer mehr beschränken, und das Erlebnis der Landschaft und Natur wird intensiver werden. In dieser Hinsicht hat das Wildniskonzept auch eine kulturelle Berechtigung. ˧

Track 11 ˧

Schluss und Ausblick    

8. Wir ahnen es schon nach allem was gesagt wurde, und es gehört am Schluss noch einmal betont: das Grundprinzip dieser tatsächlich neuen Ordnung der Dinge ist Kooperation. Ermöglicht wird das durch die Ermutigung zur Erzielung einer weitestgehenden Autarkie auf dem Level der Lokalität, der Gemeinde - sie erst ermöglicht, Wirtschaft nicht als Akt der wechselseitigen Benutzung, sondern in ihrer ursprünglichen Bedeutung, als Ausgestaltung des "ganzen Hauses" zu sehen. Diese Autarkie ist eine sehr schwierige Aufgabe: sie zu erreichen, bedarf der kooperativen Denk- und Entwicklungsanstrengungen eines ganzen Planeten. In Abwandlung des afrikanischen Sprichwortes vom ganzen Dorf, das es braucht, um ein Kind zu erziehen, könnte man vom ganzen Planeten sprechen, den es braucht, um ein wirklich lebendiges Dorf zu gestalten. Denn das wird vielleicht für Jahrhunderte das Hauptinteresse der Welt sein. Und: Gerade die vielzellige Konstruktion aus autarken Dörfern, Bezirken und unabhängigen Regionen mit städtischen Knotenpunkten könnte allerdings mehr für die Einheit der Menschheit und des Planeten bewirken, als Allianzen von Staaten es je geschafft haben. ˧

Doch nicht nur das. Es geht auch um die Evolution der menschlichen Lebensqualität und Lebensform selbst. die ich zum Ende dieser heutigen Sendung noch andeuten möchte. Daran hat mich unlängst ein Zusammentreffen mit der brasilinanischen Architektin Simone Back Prochnow erinnert, die ein neues Naturverhältnis postuliert, das sie die vierte Natur nennt. Wenn die erste Natur die dem Menschen äußerliche, eigensinnige, fordernde und unberechenbare Kraft ist, der wir uns mit einem Wort von Bacon unterwerfen müssen um sie zu überwinden, wenn die zweite Natur die Welt unserer Eingriffe und Artefakte ist, durch die wir ihre Dienstbarkeit gesichert haben, wenn die dritte Natur dann die seltsam widersprüchliche eingehegte Ursprünglichkeit ist, in der wir Natur zum Gegenstand unserer ästhetischen Empfindung ist, die uns durch Pracht und Vielfalt erfreut, dann steht die Enticklung einer vierten Natur an, die uns nicht mehr als äußerliche und fremde gegenübertritt, sondern mit der wir beständig in Interaktion stehen, die wir als unser eigenes Wesen spüren. Ich glaube dass kaum ein Begriff diesem Konzept der vierten Natur so nahe kommt wie der Begriff der Neuroplastizität: Wir haben zunehmend begriffen, dass das menschliche Gehirn und auch unsere körperlichen Funktionen durch beständige Reorganisation, Regeneration, Interaktion und Training, durch Anpassungs- und Veränderungsprozesse funktionieren und dass in diesem Sinn die Trennung zwischen einem Selbst und einem Außen auch eine fragwürdige Seite hat. Im Konzept der vierten Natur lernen wir, dieses Spiel der schöpferischen Anpassung zu perfektionieren und die Rolle des Bewusstseins neu zu bestimmen: nicht als ein abstrakter Punkt jenseits der Realität, sondern als schaffend, umwandelnd und sich entwickelnd, basierend auf und verbunden mit seinem wahren Selbst, das die Natur selbst ist. Darin wird der Mensch in seiner enormen schöpferischen Kapazität nicht abgewertet, sondern ein wichtiger Teil des planetaren Organismus, ein kreatives Agens, das in Einklang und im Gleichgewicht mit seiner Umwelt handelt. Die tausenden kulturellen Möglichkeiten das zu tun und zu gestalten finden in den Zellen eines planetaren Organismus ihren jeweils einzigartigen Ausdruck. Die Welt der Globalen Dörfer isteine bunte Welt und ihre Farben bringen unseren Planeten zum Leuchten, ohne dass eine Farbe eine andere zu überstrahlen sucht. Diese Gestaltung zukunftsfähiger Lebensräume werden wir nur in bewusster Gemeinschaft, als das Werk vieler miteinander korrespondierender und kooperierender schöpferischer Potentiale schaffen, eingebettet in Biotope und Kreisläufe, die sich gegenseitig wechselseitig stärken. Und unsere Freiheit wird vor allem darin bestehen, uns unseren Resonanzraum, unsere Farbe, eben: unser Dorf zu suchen. ˧


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9 Sie hörten die 26. Folge der Sendereihe "Willkommen im Globalen Dorf", zuerst ausgestrahlt auf Radio Agora am 22. November 2021. Diese Sendung und alle in ihr verwendeten Musikstücke stehen unter einer Creative Commons License und können für Nichtkommerzielle zwecke unbeschränkt weitergegeben werden. Details stehen auf der Sendungsseite im Cultural Broadcasting Archiv der FreienRadios? Österreich. Die nächste Sendung, so es der unfassbare Zusammenhang der Ereignisse will, hört Ihr ab 27.Dezember. Einen besonderen Gruß noch an alle wahrheitssuchenden Schützenkinder, deren Jahreszeit im Archetyp der allseitigen stimmigen Verbundenheit gerade beginnt. ˧


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Musikauswahl: ˧

Stücke von Blued Dot Sessions
Friction Model
Limoncello
https://freemusicarchive.org/music/Blue_Dot_Sessions/limoncello/friction-model
Friction Model by Blue Dot Sessions is licensed under a Attribution-NonCommercial? 4.0 International License. ˧

{Tyranny is Tyranny}?
{Victory Will Defeat You}?
_The_Rise_Of_Disaster_Capitalism
https://freemusicarchive.org/music/Tyranny_is_Tyranny/The_Rise_of_Disaster_Capitalism/Tyranny_Is_Tyranny_-_The_Rise_Of_Disaster_Capitalism_-_05_Victory_Will_Defeat_You
Victory Will Defeat You by Tyranny is Tyranny is licensed under a Attribution-ShareAlike? License. ˧

Album: MUSIC FOR TV, FILM & GAMES VOL.3 Environmental Disaster Zone by Daniel Birch is licensed under a Attribution-NonCommercial? License.
https://freemusicarchive.org/music/Daniel_Birch/MUSIC_FOR_TV_FILM__GAMES_VOL3/Environmental_Disaster_Zone ˧

Album: PLAYFUL
Elephant Walk by Podington Bear is licensed under a Attribution-NonCommercial? 3.0 International License. br> https://freemusicarchive.org/music/Podington_Bear/none_given_1790/ElephantWalkbr> Album: Wildernessbr> The Heart Of The Mountain by Release The Long Ships is licensed under a Attribution-NonCommercial? License. The Heart Of The Mountain by Release The Long Ships is licensed under a Attribution-NonCommercial? License.br> ˧

Album: Songs from an Unmade Forest World
Home (Departure) [Loop] by Visager is licensed under a Attribution-ShareAlike? License.br>
https://freemusicarchive.org/music/Visager/Songs_from_an_Unmade_Forest_World/Home_Departure_Loop
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Album: Songs from an Unmade Forest World
The Great Tree [Loop] by Visager is licensed under a Attribution-ShareAlike? License.
https://freemusicarchive.org/music/Visager/Songs_from_an_Unmade_Forest_World/The_Great_Tree_Loop ˧

Fadeout: ˧

artist Gotama track Inner Sanctiary Album Buddha Nature https://freemusicarchive.org/music/gotama/buddha-nature/inner-sanctuary Attribution-NonCommercial? 4.0 International License. ˧

eventuell ˧

https://freemusicarchive.org/music/Visager/Songs_from_an_Unmade_Forest_World (Track 1 und 11 ) ˧





[1] https://www.socialnet.de/rezensionen/28677.php