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Zweitens wird sämtliches Wissen über Materialien, Recyclingmethoden und Ökosysteme eingesetzt, um eine möglichst vollkommene Kreislaufwirtschaft zur erzielen (vgl. [6]). Das Know-how ist ja frei zugänglich und muss nicht erst teuer eingekauft werden. Trotzdem braucht es natürlich Spezialisten, um dieses Know-how auch umsetzen zu können. Nahrada spricht in diesem Zusammenhang von „Materialbrokern“ (vgl. ebd.). Das sind Ressourcen-Manager, die dafür sorgen, dass die am besten geeigneten Materialien auf die umweltschonendste Weise gewonnen werden und die wenigen Abfälle die es gibt nach dem neusten Stand der Technik recycelt werden. Diese Materialbroker stellen eine feste Institution dar, die sich explizit der Aufgabe des Ressourcenmanagements widmen. Sie stehen in besonders intensivem Wissensaustausch miteinander und beraten sich gegenseitig. So könnten neue Ansätze wie Grüne Chemie, hyperlokale Kreislaufwirtschaften und architektonische Metabolismen[[Fußnote] Architektonische Metabolismen können auf unterschiedlichster Ebene verstanden und realisiert werden: Auf der Ebene einzelner Gebäude, auf der Ebene von Gebäudeverbänden, auf städtebaulicher Ebene usw. Peter Baccini definiert beispielsweise den Metabolismus einer Stadt als dessen Verwendung, Transformation und Ausschuss von Ressourcen (25. Baccini, P., A city's metabolism: Towards the sustainable development of urban systems. Journal of Urban Technology, 1997. 4(2): p. 27-39.). Der Begriff steht in Verbindung mit der 1960 von einer Gruppe progressiver japanischer Architekten gegründeten „Metabolistenbewegung“, die sich die biologische Zelle zum Vorbild für ihre Architektur machten (26. Wikipedia-contributors. Metabolist Movement. 2009 8 July 2009 (cited 2009 06.08.); Available from: http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Metabolist_Movement&oldid=301019194.).
Architektonische Metabolismen könnten einen effizienteren Umgang mit Energie und Ressourcen durch die Lokalisierung von Energie- und Materialflüssen ermöglichen. Beispiele für die verschiedenen Ebenen wären: Passivhäuser, Eco Industrial Parks oder auch die weiter oben erwähnten Sadthügel. Die Möglichkeiten, solche architektonischen Metabolismen umzusetzen sind zahlreich: die Nutzung eines Fischteichs als Wärmespeicher für ein Gewächshaus, die Weiterverwendung von Prozess-Abwärme zum Heizen von nahe gelegenen Wohnhäusern, der minimale Wärmeverlust bei dicht gebauten Siedlungen, wo jede Wohnung und jedes Gebäude von der Abwärme der umgebenden Wohnungen und Gebäuden profitiert sind nur einige davon.] [9] aber auch Prinzipien wie Cradle to Cradle[[Fußnote]Das Konzept Cradle to Cradle – von der Wiege zur Wiege – wurde von dem Chemiker Michael Braungart und dem Architekten William McDonough? entwickelt. Dabei geht es um die Entwicklung eines ökologisch effektiven Produktionssystems, in dem Produkte so konzipiert werden, „dass sie nicht zu Abfall werden, sondern nach Gebrauch wieder zu möglichst 100% einsetzbar sind.“ (27. Braungart, M. and W. McDonough?, Die nächste industrielle Revolution, ed. W. McDonough?. 2008, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.)] oder Precision Farming [[Fußnote] Beim Precision Farming (auch: Precision Agriculture) wird mithilfe physikalischer, chemischer und/oder biologischer Sensoren die Beschaffenheit landwirtschaftlicher Nutzflächen (Temperatur, Nährstoffe, Nützlinge und Schädlinge usw.) mit möglichst hoher räumlicher Auflösung erfasst. Ziel ist eine effiziente, dem Bedarf des Bodenabschnittes angepasste Bearbeitung des Bodens: „Precision agriculture is the application of technologies and principles to manage spatial and temporal variability associated with all aspects of agricultural production for the purpose of improving crop performance and environmental quality.” (28. Pierce, F.J. and P. Nowak, Aspects of precision agriculture, in Advances in Agronomy, Vol 67. 1999, Academic Press Inc: San Diego. p. 1-85.)] effizient weiterentwickelt und angewendet werden. Die Ressourcen werden geschont und der Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt wird minimiert oder sogar ganz verhindert.

Zweitens wird sämtliches Wissen über Materialien, Recyclingmethoden und Ökosysteme eingesetzt, um eine möglichst vollkommene Kreislaufwirtschaft zur erzielen (vgl. [6]). Das Know-how ist ja frei zugänglich und muss nicht erst teuer eingekauft werden. Trotzdem braucht es natürlich Spezialisten, um dieses Know-how auch umsetzen zu können. Nahrada spricht in diesem Zusammenhang von „Materialbrokern“ (vgl. ebd.). Das sind Ressourcen-Manager, die dafür sorgen, dass die am besten geeigneten Materialien auf die umweltschonendste Weise gewonnen werden und die wenigen Abfälle die es gibt nach dem neusten Stand der Technik recycelt werden. Diese Materialbroker stellen eine feste Institution dar, die sich explizit der Aufgabe des Ressourcenmanagements widmen. Sie stehen in besonders intensivem Wissensaustausch miteinander und beraten sich gegenseitig. So könnten neue Ansätze wie Grüne Chemie, hyperlokale Kreislaufwirtschaften und architektonische Metabolismen[[Fußnote] Architektonische Metabolismen können auf unterschiedlichster Ebene verstanden und realisiert werden: Auf der Ebene einzelner Gebäude, auf der Ebene von Gebäudeverbänden, auf städtebaulicher Ebene usw. Peter Baccini definiert beispielsweise den Metabolismus einer Stadt als dessen Verwendung, Transformation und Ausschuss von Ressourcen (25. Baccini, P., A city's metabolism: Towards the sustainable development of urban systems. Journal of Urban Technology, 1997. 4(2): p. 27-39.). Der Begriff steht in Verbindung mit der 1960 von einer Gruppe progressiver japanischer Architekten gegründeten „Metabolistenbewegung“, die sich die biologische Zelle zum Vorbild für ihre Architektur machten (26. Wikipedia-contributors. Metabolist Movement. 2009 8 July 2009 (cited 2009 06.08.); Available from: http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Metabolist_Movement&oldid=301019194.).
Architektonische Metabolismen könnten einen effizienteren Umgang mit Energie und Ressourcen durch die Lokalisierung von Energie- und Materialflüssen ermöglichen. Beispiele für die verschiedenen Ebenen wären: Passivhäuser, Eco Industrial Parks oder auch die weiter oben erwähnten Sadthügel. Die Möglichkeiten, solche architektonischen Metabolismen umzusetzen sind zahlreich: die Nutzung eines Fischteichs als Wärmespeicher für ein Gewächshaus, die Weiterverwendung von Prozess-Abwärme zum Heizen von nahe gelegenen Wohnhäusern, der minimale Wärmeverlust bei dicht gebauten Siedlungen, wo jede Wohnung und jedes Gebäude von der Abwärme der umgebenden Wohnungen und Gebäuden profitiert sind nur einige davon.] [9] aber auch Prinzipien wie Cradle to Cradle[[Fußnote]Das Konzept Cradle to Cradle – von der Wiege zur Wiege – wurde von dem Chemiker Michael Braungart und dem Architekten William McDonough? entwickelt. Dabei geht es um die Entwicklung eines ökologisch effektiven Produktionssystems, in dem Produkte so konzipiert werden, „dass sie nicht zu Abfall werden, sondern nach Gebrauch wieder zu möglichst 100% einsetzbar sind.“ (27. Braungart, M. and W. McDonough?, Die nächste industrielle Revolution, ed. W. McDonough?. 2008, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.)] oder Precision Farming [[Fußnote] Beim Precision Farming (auch: Precision Agriculture) wird mithilfe physikalischer, chemischer und/oder biologischer Sensoren die Beschaffenheit landwirtschaftlicher Nutzflächen (Temperatur, Nährstoffe, Nützlinge und Schädlinge usw.) mit möglichst hoher räumlicher Auflösung erfasst. Ziel ist eine effiziente, dem Bedarf des Bodenabschnittes angepasste Bearbeitung des Bodens: „Precision agriculture is the application of technologies and principles to manage spatial and temporal variability associated with all aspects of agricultural production for the purpose of improving crop performance and environmental quality.” (28. Pierce, F.J. and P. Nowak, Aspects of precision agriculture, in Advances in Agronomy, Vol 67. 1999, Academic Press Inc: San Diego. p. 1-85.)] effizient weiterentwickelt und angewendet werden. Die Ressourcen werden geschont und der Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt wird minimiert oder sogar ganz verhindert.


Globale Dörfer    

Eine Vision von Franz Nahrada


Selbstständige geisteswissenschaftliche Arbeit von Miriam Kittinger ETH Zürich, FS 2008

Betreut durch: Prof. Dr. Jürg Minsch


/Diskussion Vorgeschichte

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Globale Dörfer   
Vorwort   
1. Zusammenfassung   
2. Einleitung   
3. Franz Nahrada   
3.1. Arbeit, Projekte und Schwerpunkte   
3.2. Publikationen   
4. Globale Dörfer   
4.1. Begriffserklärung   
4.2. Von wo will man weg?   
Wettbewerb und Fremdbestimmung   
Ungleichgewicht und sinkende Lebensqualität   
Instrumentalisierung und Verbrauch der Ressourcen   
4.3. Wo will man hin? - Die Globalen Dörfer   
Architektur und Landschaft   
Transport und Verkehr   
Natürliche Ressourcen   
Wissen und Produktion   
Städte, Dörfer und der gemeinsame kulturelle Traum   
5. Die globalen Dörfer aus gesellschaftlicher Sicht   
6. Die Globalen Dörfer aus ökologischer Sicht   
Energie- und Materialflüsse   
Neue Integrierte Kulturlandschaft   
Effizienz und Suffizienz   
7. Globale Dörfer heute und morgen   
7.1. Zwischen Utopie und Wirklichkeit   
7.2. Ausblick und Schlussgedanken – Wohin gehen die Globalen Dörfer?   
8. Literaturverzeichnis   
9. Anhang   
7.1. Franz Nahrada – Curriculum Vitae   
7.2. Franz Nahrada - Projekte, wissenschaftliche Tätigkeit und Publikationen   
7.3. Interview mit Franz Steinwender   

Vorwort    

Ein Dorf, das grün ist, ruhig und belebt zugleich, ohne Verkehr, ohne Lärm aber mit einem reichhaltigen kulturellen und informellen Angebot, mit einer Infrastruktur, die den neusten Stand der Technik widerspiegelt, in höchstem Grade vernetzt mit der Welt und in höchstem Grade verbunden mit dem Ort.

Ich danke Franz Nahrada, für seine Ideen und für seine freundliche und tatkräftige Unterstützung, durch die diese Arbeit möglich wurde, und Jürg Minsch, der mir mit seinen wertvollen Anregungen während der Betreuung dieser Arbeit immer wieder weiterhalf.

1. Zusammenfassung    

Die Globalen Dörfer sind eine Vision von Franz Nahrada, bei der es darum geht, die ländlichen Vorzüge eines Dorfes mit den kulturellen und infrastrukturellen Möglichkeiten einer Stadt zu verbinden und so einen nachhaltig guten Lebensraum zu schaffen. Durch Elemente wie eine wachsende, dörferübergreifende Wissensbasis, ausgeklügelte Informationssysteme, eine sich stets perfektionierende Kreislaufwirtschaft und einen hohen Grad an Autarkie soll dies ermöglicht werden.
Diese Elemente beeinflussen fast alle Bereiche des Alltags der Menschen und des Dorfes als Ganzes: Kreislaufwirtschaft verändert die Materialflüsse grundlegend, umfassende Informationssysteme ersetzen zusätzlich vielerorts den Transport von Material durch den Transport von Information, neuartige Architektur und die Integration von Landwirtschaft in den menschlichen Lebensraum ermöglichen wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Symbiosen zwischen Mensch und Natur und ein „gemeinsamer kultureller Traum“ lässt die Dorfkultur neu aufleben. Für den persönlichen, emotionalen Alltag bedeutet das Zurückziehen aus dem wirtschaftlichen Wettbewerb in vielen Bereichen wohl die grösste Veränderung, denn in vielen Situationen kann Kooperation an die Stelle von Konkurrenz treten.
Dabei ist es aber wichtig, festzuhalten, dass die Globalen Dörfer nicht zum Ziel haben, das „alte System“ völlig zu verbannen oder gar zu zerstören. Stattdessen soll auf Elementen des Bestehenden aufgebaut werden, in einem grundsätzlich demokratischen und undogmatischen Prozess, der dem Prinzip der Subsidiarität folgt.
Die Globalen Dörfer sind also keine utopische Vision im Sinne eines Zustandes, der niemals erreicht werden kann. Zwar kann man bisher nur die ansatzweise Realisierung dieser Vision beobachten, ein Beispiel dafür ist Kirchbach, doch es handelt sich dabei um ein ganz reales Ziel oder Vorhaben, an dessen Umsetzungsmöglichkeiten Franz Nahrada mit seinen Kollegen im Forschungsinstitut GIVE arbeitet.

2. Einleitung    

Wir kennen viele Versuche, geeignete Richtlinien für eine „nachhaltige Entwicklung“[1] zu definieren – ein Begriff, mit dem man seit der Veröffentlichung des so genannten Brundtland-Berichts[2] [2] zwangsläufig konfrontiert wird wenn man sich Gedanken über eine gute Zukunft macht. Solche Richtlinien gibt es auf nahezu jeder Organisations- und Zielebene: international, national, regional und lokal sowie ökonomisch, ökologisch und sozial. Beispiele dafür sind die Agenda 21 der UNCED [1], die „Strategie Nachhaltige Entwicklung“ des schweizerischen Bundesrats [3], die „Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung“ [4] der österreichischen Bundesregierung, Lokale Agenden 21, Nachhaltigkeitsberichte zahlreicher Unternehmen, bis hin zu den meist unausgesprochenen persönlichen Strategien, einen möglichst „zukunftsfähigen“ Lebensstil zu pflegen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie wollen, irgendwo zwischen Idealismus und Pragmatismus, in eine möglichst gute Zukunft zu führen – mehr oder weniger wirksam.

Vor sechs Jahren, also 2003, lernte ich Franz Nahrada kennen, als er bei einer Veranstaltungsreihe in Österreich („Tage der Utopie“, [5]) über die „Globalen Dörfer“ sprach. Er stellte sie in ihrer Idealform als Dörfer vor, welche durch intelligente Institutionen und optimale Anwendung modernster technologischer Möglichkeiten gleichzeitig die ökologischen, ökonomischen und sozialen Vorteile von Stadt und Land in sich vereinen.
Das Buch zu dieser Veranstaltung [6] diente mir als Grundlage für einen Input in Form eines Referats in der Vorlesung „Regelmechanismen der Anthroposphäre II“, die von Jürg Minsch gehalten wurde. Durch das Referat beschäftigte ich mich etwas länger mit dem Thema und je mehr ich darüber erfuhr, desto mehr wollte ich darüber wissen und ich beschloss, eine Arbeit über die Globalen Dörfer zu schreiben.

Doch was kann man unter Globalen Dörfern verstehen? Aus welchem Hintergrund entstanden sie? Auf welche Organisations- und Zielebene beziehen sich die Globalen Dörfer? Kann man sie als ein Rezept, eine Sammlung von Richtlinien für eine nachhaltige Entwicklung auffassen, oder handelt es sich vielmehr um eine reine Idee von einer möglichen Situation, ohne Anspruch auf Realisierbarkeit? Ausserdem stellt sich eine Frage, die für mich und andere Umweltnaturwissenschafts-Studenten natürlich besonders interessant ist: Welche ökologischen Charakteristika haben die Globalen Dörfer? Und nicht zuletzt: Wohin können oder sollen die Globalen Dörfer führen? Dies sind die Fragen, die mich in dieser Arbeit beschäftigen werden.

Nachdem ich im folgenden Kapitel etwas zu Franz Nahrada, seiner Arbeit und seinen Projekten schreiben werde, werde ich mich in den anschliessenden Kapiteln auf die Globalen Dörfer selbst konzentrieren. Nach einer Begriffserklärung und einer Erläuterung der Hintergründe der Globalen Dörfer in Kapitel 3 werde ich in den Kapiteln 4 und 5 die Globalen Dörfer aus gesellschaftlicher bzw. aus ökologischer Sicht beschreiben. Im sechsten Kapitel werde ich versuchen zu beschreiben, „von welcher Art“ die Globalen Dörfer sind. Ich möchte also versuchen, die Frage zu beantworten, wo sich die Globalen Dörfer befinden – zwischen Vision und Rezept bzw. zwischen Utopie und tatsächlich existierenden Dörfern. Abschliessend werde ich meine aus dieser Arbeit gezogenen Schlussfolgerungen diskutieren, mögliche Entwicklungen aufzeigen sowie offene Fragen festhalten.

Die gesamte Arbeit entstand mit Unterstützung von und in Zusammenarbeit mit Franz Nahrada. In der Entstehungszeit dieser Arbeit standen wir immer wieder in E-Mail-Kontakt zueinander. Dadurch hatte einerseits ich die Möglichkeit, Lücken, die ich selbst nur durch persönliche Vermutungen hätte füllen können, durch Nahradas direkte Inputs zu schliessen und andererseits hatte Franz Nahrada die Möglichkeit, mich in den Punkten zu korrigieren, die ich aufgrund der Quellen nicht richtig oder nicht ausreichend interpretieren konnte. Diese Inputs sind als solche gekennzeichnet und kursiv gedruckt. Diese Arbeit ist in meinen eigenen Worten verfasst, sie gibt aber in grossen Teilen die Inhalte der bereits bestehenden Buch- und Online-Texte von Franz Nahrada wieder. Ich werde jeweils in den einzelnen Kapiteln festhalten, ob es sich dabei um ein Zusammentragen und Verbinden solcher bereits bestehender Ideen Nahradas oder um eigene Überlegungen handelt.

Diese Arbeit ist in erster Linie an Studierende der Umweltnaturwissenschaften oder ähnlichen Fachgebieten gerichtet, die darin eine Vision kennen lernen werden, die nicht nur viele der im Studium bearbeiteten Problematiken tangiert, indem sie gerade diese versucht aufzuheben, sondern noch einen Schritt weiter geht und die verschiedenen Aspekte zu einem zusammenhängenden Ganzen verflechtet. Sie richtet sich auch an Dozenten und andere wissenschaftliche Mitarbeiter, die darin eine wertvolle Ergänzung in ihrem Lehrplan oder einen interessanten Ansatz für Forschungsprojekte erkennen könnten. Sie richtet sich aber auch an alle anderen interessierten Leser, die sich mit Konzepten der nachhaltigen Entwicklung beschäftigen. Diese Arbeit und ihr Entstehungsprozess finden sich online und frei zugänglich unter www.dorfwiki.org/wiki.cgi?MiriamKittinger.

3. Franz Nahrada    

3.1. Arbeit, Projekte und Schwerpunkte    

Franz Nahrada lebt und arbeitet in Wien (vgl. [7]). Nach seinem Studium der Soziologie an der Universität Wien absolvierte er die Konzessionsprüfung für Hotellerie und nahm seither verschiedene Positionen im elterlichen Hotelbetrieb in Floridsdorf (Wien) ein.

Franz Nahrada (Bild [7])

Als freier Mitarbeiter bei Apple Computer war er Entwicklerbetreuer für HyperCard, eines der ersten weit verbreiteten Hypertext-Systeme und in mancher Hinsicht Vorläufer des World Wide Web (vgl. [8]). Er unternahm mehrere Studienreisen in die USA, wo er sich, wie er selbst sagt, „vom einen zum anderen „Querdenker“ durchfragte“, und machte Vorträge und Seminare zum Thema Hypermedia und digitale Medien. 1992 gründete er das Projekt „Labor GIVE – Globally Integrated Village Environment“ im Zentrum für Soziale Innovation (Wien), von wo es sich später loslöste und seit 1998 den Namen „Labor GIVE Forschungsgesellschaft“ trägt. Das Projekt „beschäftigt sich mit dem Lebensraum der Zukunft, in dem Telematik und Informationstechnologie wieder kleinräumigere Siedlungseinheiten, tragfähig und naturverbunden, ermöglichen“ (aus [9]).
Seit 2005 ist er Vorsitzender der österreichischen Sektion von ECOVAST - Europäischer Rat für das Dorf und die Kleinstadt, welcher beratende Funktion im Europarat und in der Europäischen Kommission hat [10].
Ausserdem gründete und unterstützte er zahlreiche weitere wissenschaftliche und/oder künstlerische Projekte, die sich mit Telematik, Innovationen im urbanen Raum, Open Source und nachhaltiger Entwicklung befassten.
Sein Lebenslauf und eine vollständige Liste seiner vielseitigen Tätigkeiten finden sich im Anhang.

3.2. Publikationen    

Wohnen und arbeiten im Global Village [11] (siehe Abbildung 1): Mitherausgeber

Hier handelt es sich um den vierten Band aus der Schriftenreihe „Soziale Innovation + Neue Soziologie“ welche vom Zentrum für soziale Innovation (ZSI) herausgegeben wurde. „Die Bücher dieser Reihe bieten dem Werdend, Kommenden ein frühes Forum. Dies gilt für theoretische und methodische Werkstattberichte ebenso wie für thematisches Neuland und experimentelle Darstellungsformen.“ ([11], S.4)
Das Buch stellt eine Sammlung der Aufsätze und Referate dar, die bei dem Symposium „Global Village’93 – Architektur und Stadtplanung im Zeitalter der Telekommunikation“ 1993 in der Technischen Universität Wien gehalten wurden und sich aus den Perspektiven verschiedener Disziplinen mit den Fortschritten der Informationstechnologie und deren Konsequenzen auf die Entwicklung menschlicher Lebensräume befassen. Nahrada fungierte bei diesem Symposium selbst als Mitinitiator.

Netzwerke [12] (siehe Abbildung 2): Mitherausgeber Dieses Buch stellt den fünften Band der oben genannten Schriftenreihe dar und entstand ebenfalls parallel zu Konferenzen des ZSI.

Tage der Utopie 2003 [2] (siehe Abbildung 3): Koautor Bei der Veranstaltungsreihe „Tage der Utopie“, die im Zwei-Jahres Rhythmus in St. Arbogast (Götzis, Österreich) stattfindet, leistete Nahrada 2003 einen Beitrag mit einem Vortrag zu den Globalen Dörfern. Er gestaltete auch einen Abschnitt in dem zu diesem Anlass erschienen Buch.

Tage der Utopie 2005 [13] (siehe Abbildung 4): Koautor Auch bei den Tagen der Utopie 2005 nahm Franz Nahrada teil. Er gestaltete einen Vortrag zum Thema Open Source und den dazugehörigen Beitrag im Buch.

Abbildung 1: Buchdeckel „Wohnen und Arbeiten im Global Village“
Abbildung 2: Buchdeckel „Netzwerke
Abbildung 3: Buchdeckel „Tage der Utopie“ 2003
Abbildung 4: Buchdeckel „Tage der Utopie“ 2005

4. Globale Dörfer    

4.1. Begriffserklärung    

Der Begriff „Global Village“ wurde vom kanadischen Medienwissenschaftler Marshall McLuhan geprägt. Er bringt damit die Vernetzung der Welt durch die Omnipräsenz der Medien auf der einen Seite, aber auch die damit einhergehende Gefahr des Identitätsverlusts auf der anderen Seite zum Ausdruck [15]. Heute begegnet man dem Ausdruck oft als Metapher für das Internet.
Nahradas „Globale Dörfer“ stehen zwar in Verbindung mit diesem Ausdruck, was die mediale Vernetzung anbelangt. Es sind aber zwei wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Begriffen festzustellen:
Erstens handelt es sich bei den Globalen Dörfern um eine Vielzahl unterschiedlicher Einheiten, im Gegensatz zum McLuhans? Global Village McLuhans, unter welchem man die Welt als eine einzige grosse Einheit verstehen kann. Mit Einheiten sind dabei bei Nahrada tatsächliche Dörfer gemeint, also räumliche Siedlungseinheiten. Zweitens stellt die mediale Vernetzung bei Nahrada eben durch die Vielzahl an individuellen und weitestgehend autarken Einheiten eine Chance zur Selbstverwirklichung dar und bedeutet somit vielmehr die Bewahrung und Stärkung der Identität als ihre Gefährdung.

4.2. Von wo will man weg?    

In [6] beschreibt Nahrada sehr eindrücklich einige der Aspekte unseres heutigen Lebens die als „Systemfehler“ beschrieben werden könnten. Aspekte, die uns Grund dazu geben, dieses System zu verändern. In diesem Unterkapitel werde ich diese Aspekte aufgrund der vorhandenen Texte in [6] nach meinem Verständnis gliedern und erläutern sowie gegebenenfalls aus meiner persönlichen Sicht diskutieren bzw. kommentieren. Aus Gründen der Nachvollziehbarkeit sind diese Kommentare als solche gekennzeichnet.

Wettbewerb und Fremdbestimmung    

„Die Freiheit des Geldverdienens und des Kapitalwachstums ist im Begriff, zu einer absoluten Schranke der menschlichen Kreativität und Weiterentwicklung zu werden, gerade weil sie im Wachstumszwang beginnt, ihre essentiellsten Produktivkräfte zu vernichten: die Freiheit der Wissenschaft und der Kultur, den freien Austausch der Ideen.“ (Nahrada in [6], S. 54)
Nahrada verurteilt damit nicht prinzipiell das System der Marktwirtschaft, sondern vielmehr ihren hohen Stellenwert. Der heutige Alltag wird bestimmt von Systemen wie Marktwirtschaft, Wettbewerb, Geld und Privateigentum. Dies führt einerseits dazu, dass ein Teilen, ein „Verschenken“ von Wissen einen persönlichen Nachteil bedeutet und somit nicht stattfindet, obwohl dieses Teilen auch einen Wertzuwachs bedeuten könnte – für den Teilenden wie auch für alle Bezieher dieses Wissens – die ja wiederum potentielle Wissens-Teilende sind. Andererseits schränkt der bedingungslose Wettbewerb die Möglichkeiten der Selbstverwirklichung ein. Mit „bedingungslos“ ist hier gemeint, dass dieser Wettbewerb die vorherrschende Taktik zur Wertschöpfung ist, unabhängig davon, ob dies nun aus gesellschaftlicher Perspektive die gewinnbringendste Taktik ist oder nicht. Jeder nimmt unweigerlich am Wettbewerb teil, in fast allen alltäglichen Belangen. Sei es bei der Ausbildung, der Jobsuche und der „Erledigung“ des Jobs, bei der Entwicklung, Produktion und Vermarktung eines Produkts oder bei den Anstrengungen, also Dorf oder Stadt einen guten Wirtschaftsstandort darzustellen. Denn wer nicht teilnimmt (und auch wer schlechte Karten hat) hat automatisch verloren. Und zwar nicht „nur“ das gesellschaftliche Ansehen, sondern im Extremfall – wenn soziale Sicherheitsnetze fehlen oder versagen – sogar die Existenzgrundlagen. Auf persönlicher Ebene bedeutet das Lebensmittel, Kleider, ein Dach über dem Kopf. Denn fast alles ist an Geld gebunden und meist haben die Menschen keine Möglichkeit mehr, für sich selbst zu sorgen. Wer keinen Job hat, hat keine Arbeit und ist in erschreckend hohem Masse abhängig von staatlicher Sozialhilfe.
Diese Dogmatisierung der Marktwirtschaft – und somit des Wettbewerbs – führt zu einer Art Fremdbestimmung, die Teil des Funktionsprinzips dieses Systems ist und gleichzeitig auch sein Haken, denn sie erstickt den eigenen Motor: die Kreativität.

Ungleichgewicht und sinkende Lebensqualität    

Derselbe Wettbewerb um Arbeit, Absatz und Standorteignung ist es auch, der zu immer stärker wahrnehmbaren Ungleichgewichten zwischen Arm und Reich führt. Dies gilt sowohl in Bezug auf Personen als auch auf Unternehmen und insbesondere Städte bzw. Dörfer. Die grossen Metropolen ziehen immer mehr grosse Unternehmen an, während sich die Position der Kleinen zunehmend verschlechtert [6]. Dabei klagen sowohl die Grossen als auch die Kleinen über eine abnehmende Lebensqualität: In den Städten wird die natürliche Umwelt grösstenteils verbannt, Verschmutzung, Lärm, Platzmangel, Hektik und Anonymisierung wirken sich negativ auf das Wohlbefinden der Menschen aus und können früher oder später nicht mehr durch die möglichen finanziellen Vorteile kompensiert werden. (Kommentar: So beobachtet man beispielsweise, dass ein steigendes BIP ab einem bestimmten Niveau nicht mehr mit dem Glücksempfinden der Menschen korreliert ist (vergleiche hierzu die Arbeiten von R.A. Easterlin [16], B. Frey [17] und M. Binswanger [18])). Auf dem Land wiederum sterben ganze Dörfer aus weil sich ihre Bewohner aufgrund des begrenzten kulturellen Angebots, der fehlenden Vernetzung zur „Aussenwelt“ und der schlechten ökonomischen Chancen gezwungen sehen, in die Städte zu flüchten.

Instrumentalisierung und Verbrauch der Ressourcen    

Eine weitere Nebenwirkung des Wettbewerbs, besser gesagt: der Dogmatisierung des Wettbewerbs, ist die Instrumentalisierung. Egal ob es nun Städte sind, die nicht mehr als einen Wirtschaftsstandort repräsentieren, ein Unternehmen, das 100 Arbeitsplätze, einen gewissen Gewinn und Steuereinnahmen bedeutet, ein Stück Land, das Baugrund, Industrieareal oder „unproduktiv“ ist, ein Mensch, der eine 100%-Arbeitskraft darstellt – alles wird nach seiner wirtschaftlichen Funktion bewertet und benannt. Andere, durch wirtschaftliche Grössen nicht unmittelbar messbare Funktionen und Bedeutungen werden nicht oder erst dann erkannt wenn sie aussetzen. (Kommentar: Und selbst wenn sie bereits früher erkannt werden, mangelt es oft an wirksamen Mechanismen, sie zu schützen weil der kurzfristig sicherste Weg zu Wohlstand immer noch Geld ist und nicht der Schutz der Ressourcen oder die generelle Bewahrung der Selbsterhaltungsfunktionen von ökologischen oder gesellschaftlichen Systemen. Die allgemeine Einsicht, dass dies langfristig der sicherste Weg zur Armut ist, scheint daran wenig ändern zu können, man betrachte die Beispiele Unterernährung und Bildungsnotstand in vielen Entwicklungsländer und den Klimawandel als weltweites Phänomen.)
Eine besondere Eigenschaft der Geldwirtschaft und der Trennung von Produktion und Konsum treibt den Verbrauch der Ressourcen noch weiter voran: der Wachstumszwang. (Kommentar: Vergleiche hierzu H. C. Binswanger in [19] (S. 207-308): „Ein blosses Beharren auf dem einmal Erreichten, eine Sättigung auf hohem Niveau, ist in der modernen Wirtschaft, wie sie sich historisch entwickelt hat, nicht (mehr) möglich. Sie steht vielmehr ständig - in jedem „Heute“ – vor der Alternative: Wachstum oder Schrumpfung.“)

4.3. Wo will man hin? - Die Globalen Dörfer    

Ein inneres Bild im Sinne einer intuitiven Vorstellung oder Ahnung eines Globalen Dorfes zu vermitteln ist eine anspruchsvolle Aufgabe – ich kann mir aufgrund der mir zur Verfügung stehenden Quellen viele Varianten eines solchen Bildes vorstellen.
Die folgenden Punkte basieren inhaltlich - wo nichts anderes angegeben wird - auf dem Text in [6], wo Nahrada eine gedankliche Zeitreise in ein Globales Dorf macht. Ich werde sie an dieser Stelle nach meinem Verständnis wiedergeben und gliedern sowie an einigen Stellen kommentieren. Wie wörtlich diese imaginäre Reise verstanden werden soll, lässt Nahrada dem Leser offen. Wenn ich sie richtig interpretiere, so stellt sie keinen festgelegten „Masterplan“ oder gar eine Definition dar, sondern eher eine mögliche Version oder Auslegung der Globalen Dörfer, vielleicht den „Stand der Dinge“ (vergleiche hierzu auch Unterkapitel 6.1 Zwischen Utopie und Realität).
An einigen Stellen dieses Kapitels, an denen sich für mich ein Loch in den bestehenden Quellen zu den Globalen Dörfern auftat, fliessen Hinweise, Antworten und Stellungnahmen von Franz Nahrada ein. Diese sind durch den kursiven Druck gekennzeichnet.
Gwilliam’s „SynchroniCity“ (siehe Abbildung 5) soll eine erste visuelle Vorstellung eines Globalen Dorfes liefern. Ich gehe an dieser Stelle nicht näher auf die Inhalte dieser Darstellung ein, doch der aufmerksame Leser wird in der folgenden Beschreibung der Globalen Dörfer das eine oder andere Element aus diesem Bild wieder finden.
Bevor ich nun auf die einzelnen Aspekte der Globalen Dörfer eingehe, möchte ich, ähnlich wie Gwilliam’s SynchroniCity als visuelle Einführung, zwei Zitate von Franz Nahrada über die Globalen Dörfer als „wörtliche“ Einführung geben:

„Die syntopische [3] Vision der Globalen Dörfer ist die Vision eines neuen Miteinanders von Stadt und Land, von Zentrum und Peripherie, aufbauend auf
- raumübergreifender Telekommunikation,
- wissensintensiven Technologien und
- ökologisch tragfähigem lokalem Ressourceneinsatz.
Konkret geht es um das umfassende Design neuer Lebensräume, die urbane Errungenschaften mit ländlicher Lebensqualität vereinen, sich im wirtschaftlichen Geschehen nur dort betätigen, wo es Sinn macht und einen hohen Grad an kollektiver Selbstversorgung wiederherstellen: bei gleichzeitiger hochgradiger Informationsvernetzung und technisch-wissenschaftlicher Kooperation.“ (Nahrada in [6], S. 61-62)

„Globale Dörfer sind die Verbindung von Elementen der Subsistenz mit Elementen der Kooperation, eine Synthese aus freier Software und stofflicher Nachhaltigkeit.“ (Nahrada in [20])

Abbildung 5: Ausschnitt aus „SynchroniCity“ von Tony Gwilliam [4]

Architektur und Landschaft    

In [6] beschreibt Nahrada ein Globales Dorf als ein räumliches Gebilde, welches zu Fuss innerhalb weniger Minuten durchquert werden kann. Diese räumliche Beschränkung bringt den Vorteil mit sich, dass der menschliche Lebensraum überschaubar bleibt und jeder Teil des Dorfes durch bestimmte Aktivitäten belebt ist. Beides führt zu einer gewissen Vertrautheit und kann somit zum Wohlbefinden der Menschen beitragen. (Wie wir in diesem Kapitel und im Kapitel 5 sehen werden, birgt diese räumliche Beschränkung aber auch noch weitere Vorteile in sich, sowohl ökonomische als auch ökologische.)
Es gibt einen zentralen Dorfkern, welcher der Begegnung und dem sozialen, kulturellen und intellektuellen Austausch dient und von mehrstöckigen Gebäuden umgeben ist, in denen sich Einrichtungen wie das „Haus des Wissens“, das „Haus der Gesundheit“, das „Haus der Werkzeuge“ und das „Haus der Beratung“ befinden. Nach aussen hin werden die Gebäude niedriger, so dass eine Art „Stadthügel“ entsteht. Dabei dienen die jeweils oberen Geschosse als Wohnraum und die unteren zu Arbeitszwecken oder für kulturelle Anlässe. Noch weiter aussen läuft das Siedlungsgebiet in eine Garten- und Parklandschaft, in landwirtschaftliche Gebiete und schliesslich in die unberührte Natur über.

Transport und Verkehr    

Da die meisten Strecken innerhalb eines Dorfes zu Fuss zurückgelegt werden können, sind motorisierte Fortbewegungsmittel nur selten, zum Beispiel zu Transportzwecken oder für längere Strecken, nötig. Doch auch längere Strecken in andere Dörfer oder Städte müssen nur selten zurückgelegt werden, da den meisten Bedürfnissen – zumindest den alltäglichen – innerhalb des Dorfes nachgekommen werden kann. Kleine Elektroautos kommen zum Einsatz wenn doch ein motorisiertes Fahrzeug gebraucht wird. Doch sie sind kaum sichtbar weil die Autostrassen hinter den Gebäuden verlaufen und stattdessen die begrünten Fussgängerwege im Vordergrund stehen. Im Zentrum sind die Autostrassen gar in unterirdische Röhren verlegt. Insgesamt sind die Bewohner der Globalen Dörfer sehr mobil. Sie sind auch hervorragend angebunden an ein weitläufiges und ausgefeiltes öffentliches Verkehrsnetz (beispielsweise können sie ihre grössengenormten Elektroautos auf die Bahn verladen und sind so am Zielort wieder autonom). Jedoch legen sie längere Strecken fast nur noch zu ihrem Vergnügen zurück, denn lange Transport- oder Arbeitswege gibt es kaum [6].

Natürliche Ressourcen    

In den Globalen Dörfern wird eine möglichst vollständige Kreislaufwirtschaft angestrebt. Das Management könnte dabei in jedem Dorf ein so genannter „Materialbroker“ übernehmen [6]. Die Materialbroker sind im Dorf aufgrund ihrer wichtigen Aufgaben hoch angesehen. Sie stehen in ständigem Austausch miteinander und perfektionieren so ihre Strategien. So werden die natürlichen Ressourcen geschont (mehr dazu im Abschnitt „Energie- und Materialflüsse“ in Kapitel 5).

Wissen und Produktion    

Ein zentraler – wenn nicht der zentrale – Aspekt in den Globalen Dörfern ist das Prinzip des „Open Source“. An die Stelle des Wettbewerbs tritt Kooperation. Dies erlöst die Bewohner der Globalen Dörfer nicht nur aus ihrer nicht ihrem Wesen entsprechenden permanenten Wettkampfsposition (Kommentar: Und diese Position scheint der menschlichen Natur nicht zu entsprechen, denn wie Ergebnisse aus der Gehirnforschung zeigen, wollen Menschen von Natur aus kooperieren (vgl. [21]).) Es eröffnet ihnen auch komplett neue Möglichkeiten in sehr vielen Bereichen, die ihnen sonst unerschlossen blieben oder teuer erkauft werden müssten – denn Wissen wird geteilt. Ob es um den Bau fortschrittlicher technischer Instrumente geht, um den sinnvollen Umgang mit Ökosystemen oder um das beste Material für Schuhsohlen, jeder Wissenszuwachs steht allen Globalen Dörfern in einem ständig wachsenden Wissenspool zur Verfügung. In Kombination mit ausgeklügelten Telekommunikationssystemen werden die Möglichkeiten sogar noch erweitert. Beispielsweise muss ein Bewohner mit einer ungewöhnlichen Sehschwäche nicht weit bis zum Augen-Spezialisten fahren sondern er wird in einem medizinischen Zentrum, zusammen mit einem lokalen Arzt, via Telekonferenz beraten. Ob Vorlesungen, Konzerte oder Expertendiskussion, alles kann in ferne Dörfer übertragen werden [6].
Oft können so auch Material- und Energieflüsse durch Informationsflüsse ersetzt werden. Nämlich immer dann, wenn es möglich ist, mithilfe des Know-hows aus dem gemeinsamen Wissenspool, etwas vor Ort, in geeigneten Werkstätten zu produzieren. (Kommentar: Möglicherweise gibt es sogar so etwas wie „Personal Fabricators“ (vgl. [22], S.262 ff.), eine Art 3-D-Plotter, der mithilfe geeigneter Materialien und digitaler Pläne, ganze Produkte „plotten“ kann.) Jedenfalls steht bei der Produktion nicht der finanzielle Gewinn, sondern der persönliche Bedarf und Nutzen im Mittelpunkt und die Produkte sind qualitativ hochwertig weil sie massgeschneidert auf individuelle Bedürfnisse und nach dem neusten Stand der Technik gefertigt werden.

Städte, Dörfer und der gemeinsame kulturelle Traum    

Nun ist es aber nicht so, dass es in der Welt der Globalen Dörfer nur vollständig autonome Dörfer gibt. Städte spielen ebenfalls eine überaus wichtige Rolle. Sie sind die Knotenpunkte der Dörfer und Regionen und die Zentren der „intellektuellen Produktion“, mit einer hohen Konzentration an kulturellem Angebot , Universitäten, Forschungszentren, Messen usw. [6].
Sie sind auch eine Art Orientierungsstation für viele junge Leute, die sozusagen auf Entdeckungsreise sind – nach sich selbst und nach „ihrem“ (nächsten) Dorf. Denn in ein Globales Dorf wird man nicht hineingeboren sondern man sucht es sich aus. Dadurch wird jedes Dorf zu etwas besonderem, denn es entsteht ein gemeinsamer „kultureller Traum“ [6].
Es gibt also schon noch Städte. Aber nicht mehr so viele und nicht mehr so grosse, weil für die meisten Menschen auf Dauer die Dörfer eine höhere Lebensqualität bieten. Schliesslich verbinden diese ja gerade die urbanen Errungenschaften mit den ländlichen Vorzügen eines Dorfes.

5. Die globalen Dörfer aus gesellschaftlicher Sicht    

Spinnt man den Gedanken der Globalen Dörfer weiter, so stellt man sich unmittelbar die Frage, welches gesellschaftliche System diesen zugrunde liegen könnte. Wird auf den wirtschaftlichen und politischen Systemen aufgebaut, wie wir sie in demokratischen oder planwirtschaftlichen souveränen Staaten kennen? Oder kommen neue Mechanismen ins Spiel?
In Bezug auf das wirtschaftliche System schreibt Nahrada, dass es in den Globalen Dörfern kein Dogma gibt. Sowohl Marktwirtschaft und Firmen als auch Genossenschaften, Gilden, Open Source und sogar fast planwirtschaftliche Strukturen existieren nebeneinander. Jedem Problem wird in der am besten geeigneten Weise begegnet. Es gilt das Subsidiaritätsprinzip. [6]
Doch wenn es Marktwirtschaft gibt, heisst das, dass es auch Geld, Kredite und Geldschöpfung und somit so etwas wie Wirtschaftswachstum und Wachstumszwang gibt? Binswanger erklärt in seinem Buch „Die Wachstumsspirale“, dass das marktwirtschaftliche System wie wir es kennen prinzipiell nur entweder wachsen oder schrumpfen kann [19]. Grund dafür sei das Kreditsystem, das durch die (örtliche und zeitliche) Trennung von Produktion und Konsum nötig geworden ist. Um zu produzieren müssen die Unternehmen zuerst Kredite (virtuelles Kapital der Bank) aufnehmen um Investitionen tätigen zu können. Das Risiko, das dabei (sowohl auf Banken- als auch auf Unternehmensseite) entsteht, muss durch Gewinne kompensiert werden, da sonst die Investition (bzw. der Kredit) nicht rentabel wäre.

Franz Nahrada: ''Ganz genau so ist es. Nur liegt die Ursache dieser Dynamik einerseits eben schon "unter dem Kreditsystem", in der Dynamik von Ware (Wert), Geld und Konkurrenz. Alles wird in der Marktwirtschaft durch die Privatmacht des Geldes entschieden, gesellschaftliche Potenzen zu attrahieren und zu kanalisieren. Alle Produktion dient dem Zweck, aus Geld mehr Geld zu machen. Deswegen benutzen die Produzenten den Kredit, und sie behandeln dabei die Kaufkraft und ihren Marktanteil nicht als fixe Grösse, sondern wollen eben "Marktanteile erobern".
Dabei wird beständig die Proportion des Bestehenden gesprengt, weil auf die vorhandene Kaufkraft gerade keine Rücksicht genommen werden kann. Es hat, seit es den Markt gibt, regelmässig eine Überproduktion stattgefunden (Schweinezyklus), Produzenten richten sich nach Wahrscheinlichkeitserwägungen über die Kaufkraft, die durch andere Produzenten die dasselbe wollen zunichte gemacht werden. Bestraft werden alle mit dem Wertverlust ihrer Produktion, weswegen die "recht" haben die den Wertverlust schon von vorneherein in ihre Produktion einkalkulieren, also mehr und günstiger produzieren. Dadurch entsteht das massenhafte Bedürfnis nach Kredit, nicht umgekehrt durch eine Manipulation von aussen. Geldbesitzer können entscheiden ob sie eigene Produktion veranstalten oder sich an fremder beteiligen.
Der Wachstumszwang ist daher der Geldwirtschaft eingebaut und kann nicht wegdekretiert werden, ohne sie zu lähmen. Der "Kommunismus" in Osteuropa war in Wirklichkeit eine Marktwirtschaft ohne die Privatmacht des Geldes und konnte daher auch nicht wirklich so funktionieren wie es seine Veranstalter wollten, weswegen sie jetzt trotz verheerender Konsequenzen die Marktwirtschaft wieder eingeführt haben. Man versuchte, auf der Basis der gesellschaftlichen Form des Geldes, des Gewinnes, des Lohnes, eine "proportionale Form der Produktion und Verteilung" zu schaffen. Die Betriebe waren mit der Tatsache konfrontiert, dass sie Gewinne erzielen mussten, ohne dass ihnen das zentrale Mittel dafür zur Verfügung gestanden hätte.
Die Idee der Globalen Dörfer geht einen anderen Weg: sie betreibt eine quantitative Reduktion der globalen Marktwirtschaft, ohne sie durch staatlich-administrative Massnahmen an der Konkurrenz zu hindern. Sie entzieht der Marktwirtschaft durch eine Art von "Siedlungspolitik" Bevölkerung und Ressourcen, die sich bewusst zu 80 Prozent (eben nicht ganz, das ist der Witz!) auf lokale Kreisläufe zurückziehen. Sie ist so etwas ähnliches wie die Ausdehnung des "Haushaltssektors", eine Restitution des "ganzen Hauses" in einer modernen und die Freiheit der Individuen respektierenden Form (und diese Form kann verschieden sein, auch ein "innerer kleiner Markt" ist denkbar - eben unterhalb der kapitalistischen Produktion. Aber auch direkte Vereinbarungen).
Sie unterstützt aber nicht nur das relative Schrumpfen des marktwirtschaftlichen Sektors insgesamt, sie übt auch einen entscheidenden Einfluss bei der "Domestizierung" dieses marktwirtschaftlichen Sektors, bei der Steuerung der Produktion durch Nachfrage, aus.
Sie versucht damit aber letztlich auch, dass was Yunus [5] das "soziale Unternehmen" genannt hat, also die Steuerung durch Unternehmensziele statt durch Gewinnmotive, in die Tat umzusetzen. Ein "Covenant" [6] zwischen Dörfern und Unternehmen könnte ein mittelfristiges Ziel sein.''

Auch in Bezug auf Politik und Gesellschaft kann ich nur ein unscharfes Bild malen, das auf eigenen Annahmen beruht: Ich denke, dass es hier ähnlich funktionieren könnte wie mit dem wirtschaftlichen System, also mit dem Subsidiaritätsprinzip. Das würde wohl in den meisten Fällen Demokratie – auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Ausprägungen bedeuten. Ein Dorf hält es vielleicht für sinnvoll, einen Bürgermeister zu wählen der alle Zuständigkeiten unter sich regelt, ein anderes wählt vielleicht einen Minister für Ökonomisches, einen für Soziales und einen für Ökologisches, die eine Konsenspolitik führen. Es gibt vielleicht Genossenschaften mit direkter Demokratie und vielleicht sogar solche mit einer Diktatur (natürlich mit dem kleinen aber wesentlichen Unterschied, dass die Mitgliedschaft freiwillig ist). Doch wie läuft das ganze nach oben hin zusammen? Welche Rechte und Pflichten gibt es zwischen den Dörfern und zwischen Dörfern und Städten? Werden diese in unzähligen bi- oder multilateralen Verträgen festgelegt oder gibt es doch noch so etwas wie einen Nationalstaat, wenn auch in anderer Form?

Franz Nahrada: Es gibt diese supranationalen und binnennationalen Rechte und Pflichten ja bereits, die Globalen Dörfer treten auch nicht an, ein völlig neues System zu schaffen, sondern sie sind zunächst einmal ein Teil des bestehenden Systems. Sie verändern es in Richtung auf grössere lokale Autonomie in jeder Beziehung, aber diese lokale Autonomie gründet in einem System multilateraler Vereinbarungen. Die Schweiz ist weltweit das Land, in dem dieser Gedanke am weitesten entwickelt ist. Ich denke mir, dass es um die Transformation von Nationalstaaten in Regionalverbände geht, wie sie Christopher Alexander in seiner Mustersprache (Muster 1 "unabhängige Regionen") gekennzeichnet hat. Ein Regionalverband von der Grösse der Schweiz hat die ideale Grösse, gemeinsame Aufgaben der Infrastruktur zu organisieren, ein Kommunikations- und Verkehrswesen, ein System lokaler urbaner Zentren etc. Und diese Regionalverbände nehmen selbst auch an globalen Projekten teil - bis hin zu Menschheitsprojekten. Das Hauptproblem heute ist es, einen grösseren Raum der Autonomie zu schaffen und das Subsidiaritätsprinzip praktisch werden zu lassen, zu entgesellschaftlichen und den kapitalistischen Systemzwang zurückzuweisen. Viele Projekte werden durch freiwillige Teilnahme ermöglicht, so wie Wikipedia, und können weltweit und riesengross werden. Wichtig ist, dass sie immer verlassen werden können, dass es Alternativen gibt. Es gibt hier eine interessante Konvergenz von neoliberalen mit progressiven Vorstellungen, die erst ihre eigene gesellschaftliche Form finden muss.

6. Die Globalen Dörfer aus ökologischer Sicht    

In diesem Kapitel werde ich den Versuch starten, die Globalen Dörfer anhand der bereits bestehenden Quellen von Franz Nahrada, die ich weiter oben aufgearbeitet habe, aus ökologischer Sicht zu interpretieren und zu diskutieren. An manchen Stellen – wo keine andere Quelle angegeben ist – werde ich weiterführende oder ergänzende Überlegungen meinerseits einfliessen lassen.

Energie- und Materialflüsse    

Der Umgang mit natürlichen Ressourcen in den Globalen Dörfern unterscheidet sich stark von dem was wir heute kennen. Dies hat mehrere Gründe:
Erstens findet zu grossen Teilen eine bedarfsorientierte Produktion statt (vgl. [6]). Somit wird kaum noch etwas produziert, was nicht vorher auch gewünscht wurde. Massenproduktion und das Heranziehen von „Konsumschweinen“ werden systembedingt, „von selbst“ gedrosselt. Das stark ausgeprägte Konsumverhalten, das wir heute vielerorts beobachten können und wie ich vermute von einer Art Langeweile oder innerer Leere hervorgerufen wird, könnte auch durch die Beschäftigung mit langfristig erfüllenderen Dingen abgelöst werden. Diese Beschäftigung wiederum könnte durch die fortschrittliche Infrastruktur und die damit einhergehenden Möglichkeiten und dem oben genannten „gemeinsamen kulturellen Traum“ begünstigt werden. Der Konsum in Massen hat natürlich enormen Einfluss auf die Material- und Energieflüsse. Es geht nicht mehr darum, genügend Output eines x-beliebigen Produkts zu generieren, um den grösstmöglichen finanziellen Gewinn zu erzielen und so das erste Bedürfnis der Wirtschaft – nämlich das Bedürfnis nach Wachstum – zu stillen. Es geht darum, gezielt die Bedürfnisse der Menschen zu stillen, und zwar die bereits bestehenden Bedürfnisse und nicht die zuvor vom Marketing kunstvoll generierten. Dadurch würde der gesamte Materialumsatz drastisch sinken. Es würde erstens weniger produziert und zweitens würde sich in vielen Fällen die Lebensdauer der Produkte stark verlängern weil zum einen ein echtes Bedürfnis für das Produkt besteht und weil zum anderen durch die individuelle Produktion eine höhere Qualitätsstufe erreicht werden kann.
Zweitens wird sämtliches Wissen über Materialien, Recyclingmethoden und Ökosysteme eingesetzt, um eine möglichst vollkommene Kreislaufwirtschaft zur erzielen (vgl. [6]). Das Know-how ist ja frei zugänglich und muss nicht erst teuer eingekauft werden. Trotzdem braucht es natürlich Spezialisten, um dieses Know-how auch umsetzen zu können. Nahrada spricht in diesem Zusammenhang von „Materialbrokern“ (vgl. ebd.). Das sind Ressourcen-Manager, die dafür sorgen, dass die am besten geeigneten Materialien auf die umweltschonendste Weise gewonnen werden und die wenigen Abfälle die es gibt nach dem neusten Stand der Technik recycelt werden. Diese Materialbroker stellen eine feste Institution dar, die sich explizit der Aufgabe des Ressourcenmanagements widmen. Sie stehen in besonders intensivem Wissensaustausch miteinander und beraten sich gegenseitig. So könnten neue Ansätze wie Grüne Chemie, hyperlokale Kreislaufwirtschaften und architektonische Metabolismen[7] [9] aber auch Prinzipien wie Cradle to Cradle[8] oder Precision Farming [9] effizient weiterentwickelt und angewendet werden. Die Ressourcen werden geschont und der Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt wird minimiert oder sogar ganz verhindert.
Drittens führt die intelligente Logistik – transportiert wird im Normalfall das Know-how, produziert wird möglichst lokal (vgl. [6]) – zu massiven Energie-Einsparungen beim Transport. Auch andere, oft weite Wege werden unnötig oder können zu Fuss bewältigt werden, wie beispielsweise der Arbeitsweg. Und für eine Konferenz mal eben den Kontinent zu wechseln wird lächerlich, die Telematik kann weitaus bequemere Alternativen liefern. (Und ganz nebenbei bleibt so auch mehr Zeit, um wirklich zu reisen und Länder und Leute kennen zu lernen.)
Und viertens wird insbesondere die Ressource Boden geschont, denn die meisten Bewohner bevorzugen es vermutlich, in den begrünten oberen Teilen des Stadthügels zu leben, in einem überschaubaren Dorf, und sie geniessen die Möglichkeit, überall in wenigen Minuten zu Fuss hinzugelangen – auch in natürliche oder naturnahe Gebiete. Dies im Gegensatz zu weit gestreuten, zersiedelten Wohngebieten ohne intaktes Dorfleben und zu Mega-Cities mit den bereits oben genannten Nachteilen. Intelligente bauliche Verdichtung und effizienter Umgang mit der Ressource Boden treten an Stelle der Versiegelung des Bodens und schützen ihn so vor den oft irreversiblen Schäden durch Überbauungen und landwirtschaftliche (Über-)Nutzung.
All diese Punkte tragen durch die minimalen von Menschen verursachten Stoff- und Energieflüsse ein immenses Potential zur Entlastung lokaler, regionaler und globaler Ökosysteme in sich.

Neue Integrierte Kulturlandschaft    

Nahrada erwähnt eine weitere ökologische Chance der Globalen Dörfer [9]: die Entwicklung neuer Kulturlandschafts-Formen. Nach ersten Verständnisproblemen dieses Konzepts meinerseits erklärte er mir, dass damit nicht nur Mehrfachnutzungen gemeint sind, dass es also nicht nur darum geht, dass beispielsweise ein landwirtschaftlich genutztes Feld nicht nur ein Feld, sondern auch ein Ökosystem und ein Naherholungsgebiet ist. Vielmehr geht es um ein völlig neues Konzept der Integration der Kulturlandschaft in den menschlichen Siedlungs- und Lebensraum.
„…Landschaft wird in unser Habitat „eingeladen“, aber das funktioniert anders als in Gärten. Stoffströme gehen richtiggehend durch das Habitat hindurch.“, so Nahrada [9].

Abbildung 6: „Integrated Hydroponics Fish Culture System” (aus [29])

Er wies mich auch auf einige mögliche Wege der Realisierung dieses Konzepts hin. Einer davon sind die Hydrokulturen, die am New Alchemy Institute in Massachusetts entwickelt wurden (vgl. [29]). Dabei werden in einem Teich gleichzeitig Gemüse und Fische kultiviert (siehe Abbildung 6). Die Fische werden regelmässig gefüttert und das nährstoffreiche Wasser bietet die Grundlage für das Wachstum der Pflanzen. Ausserdem wird in den Teichen tagsüber durch die lichtdurchlässigen Wände Sonnenenergie in Form von Wärme gespeichert, die nachts wieder an die kältere Umgebung abgegeben wird und so beispielsweise ein Gewächshaus heizen kann. Die lichtdurchlässigen Wände ermöglichen den im Teich befindlichen Algen auch die Photsynthese und somit die für die Fische notwendige Sauerstoffproduktion.
Die Landwirtschaft wird also nicht mehr, ähnlich wie in einem Reservat, auf einen ganz bestimmten räumlichen Bereich ausserhalb des Siedlungsgebietes verbannt sondern sie wird (teilweise) in den menschlichen Lebensraum integriert. So stellt sie eine hyperlokale Kreiswirtschaft dar und trägt gleichzeitig zur „aspektuellen Autarkie“ der Bewohner der Globalen Dörfer bei, der Selbstversorgung in all jenen Bereichen in denen sie sinnvoll ist (vgl. [20]).

Effizienz und Suffizienz    

Zwei Prinzipien, die in den vorigen Kapiteln immer wieder aufgetaucht sind, sind die Effizienz und die Suffizienz.
Ersteres, die Effizienz, ist uns ein geläufiger Begriff. Möglichst wenig Input pro Output ist die Devise. Energiesparlampen, verbrauchsarme Autos, Recycling, das alles kennen wir sehr gut. In den Globalen Dörfern wird versucht, sich möglichst nahe an die heute noch so weit entfernten Grenzen der Effizienz heranzutasten. Wir haben von kleinen Elektroautos gehört, von architektonischen Metabolismen und gerade eben von Hydrokulturen, die alle zu einem effizienten Umgang mit Energie und anderen Ressourcen beitragen.
Doch was ist mit Suffizienz gemeint? Um es mit Mahatma Ghandis Worten zu sagen: „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse – aber nicht für jedermanns Gier.“ Suffizienz bedeutet: etwas kann genug sein. Bedürfnisse sind nicht wie schwarze Löcher, die niemals „satt“ werden. In den Globalen Dörfern manifestiert sich das Prinzip der Suffizienz durch Elemente auf verschiedenen Ebenen, die einander begünstigen und bedingen:
Auf Produzenten- bzw. Konsumentenebene ist festzustellen, dass nur produziert wird, wofür bereits Bedarf besteht. Die Massenproduktion weicht der massgeschneiderten Anfertigung in lokalen Werkstätten.
Ausserdem werden nur Ressourcen aus dem Kreislauf entnommen, die diesem auch wieder zugeführt werden können. Die Kosten für Abfall sind hoch, real und werden (beispielsweise vom Materialbroker) angerechnet, sie fliessen also zwangsläufig in sämtliche produktions- und konsumbezogene Überlegungen ein.
Auf Ebene des Dorfes fällt der Drang, immer mehr, immer grössere Unternehmen anzuziehen weg. Denn das Ziel ist es ja nicht mehr, ein immer besserer Wirtschaftsstandort zu sein, sondern ein guter Lebensraum für die Menschen. Und durch die grössere Autonomie sind „externe“ Unternehmen dafür nicht mehr so wichtig.
Auf persönlicher Ebene verliert der abstrakte Wert von Geld an Bedeutung. Konkrete, echte Wünsche und Ziele treten an die Stelle des schlichten Mehr-Haben-Wollens.

7. Globale Dörfer heute und morgen    

7.1. Zwischen Utopie und Wirklichkeit    

Nun können wir uns ein inneres Bild der Globalen Dörfer malen, wenn auch dieses Bild kein vollkommen statisches ist, sich einige Formen und Farben mit der Zeit wohl noch verändern, sich gewissermassen dem neusten Stand der Technik und der Gesellschaft anpassen. Doch manifestiert sich dieses innere Bild, diese reine Idee auch in der Realität? Ist das überhaupt möglich? Oder handelt es sich hier um eine Utopie, die sich dadurch definiert, dass sie niemals erreichbar sein wird? Oder handelt es sich, ganz im Gegenteil, um einen ausgearbeiteten Plan, der nur auf seine Ausführung wartet? In diesem Kapitel möchte ich versuchen, die Globalen Dörfer - irgendwo zwischen Utopie und Wirklichkeit – zu situieren. Doch diese Klassifizierung ist nicht ganz unproblematisch, denn es gilt, neben dem zu klassifizierenden Begriff selbst auch den Betrachter mit einzubeziehen.
Franz Nahrada in diesem Zusammenhang: „Es geht um beides, die Vision und die Umsetzung. Man kann und soll sich nicht auf eine der beiden Seiten schlagen.“[9] Die Globalen Dörfer sind also keine „absolute Utopie“ im Sinne eines Zustandes, der niemals erreicht werden kann. Im Moment gibt es zwar noch kein Globales Dorf in „Reinform“, das heisst aber nicht, dass das kein ganz konkretes, reales Ziel darstellt. Nahrada spricht von einem „GlobalVillageIndex“, dessen Entwicklung im GIVE zur Diskussion steht. Dieser soll angeben, „wie nahe eine Umsetzungsform dem vollen Ausmass des Möglichen gekommen ist.“[ebd.]. Es geht also nicht um etwas Unfassbares, Unantastbares und in diesem Sinne Utopisches, sondern um etwas ganz Konkretes und (theoretisch) Messbares.
Eine andere Perspektive kommt aus einem kleinen Dorf in der Steiermark, das sich, so verspricht ihre Website [30], die Globalen Dörfer zum Leitbild gemacht hat: Kirchbach (siehe Kasten). Ich habe von Kirchbach zum ersten Mal bei den Tagen der Utopie 2005 gehört, wo eine Videoübertragung mit dieser Gemeinde in der Steiermark stattfand. Ich habe Franz Steinwender zum Thema Kirchbach und Globale Dörfer befragt (siehe Anhang für komplettes Interview). Franz Steinwender ist Grafiker und Werbedesigner und Initiator von KB5, ein Projekt mit dem Ziel „Bildung aufs Land zu bringen und mit Hilfe von neuer Technologie die Region zu beleben“ [30].


Steckbrief Kirchbach Quelle [31]

Gemeinde im österreichischen Bundesland Steiermark Einwohner: Volkszählung 2001 - 1.651 Personen

„Im Dezember 2002 hat sich eine Gruppe von fünf Personen zusammengetan, um ein altes Gerichtsgebäude in Kirchbach in der Steiermark zu kaufen und zu renovieren. Die Vision dieser Personen war und ist: Bildung aufs Land zu bringen und mit Hilfe von neuer Technologie die Region zu beleben. (…)Die MitarbeiterInnen im KB5 sind von der Idee des globalen Dorfes sehr begeistert und haben in den letzten 5 Jahren einige Visionen bereits umgesetzt. Ausgehend von der Vorstellung, die UNI aufs Land zu bringen, wurden Kontakte zur Karl-Franzens-Universität in Graz aufgenommen. Es wurde erstmals in Österreich möglich, eine Vorlesung von der Uni nach Kirchbach zu übertragen. Die so genannte Montagsakademie hat sich in Kirchbach schon gut etabliert und zieht ein interessantes Publikum nach Kirchbach.“[30]


Auf meine Frage, ob Kirchbach ein Globales Dorf sei, antwortete Franz Steinwender, dass, obwohl Kirchbach mit diesem Namen spiele, die Realität noch weit davon entfernt sei. Betrachte man aber die vielen virtuellen Projekte, die dieses Dorf schon realisiert habe, könne man es schon als Globales Dorf bezeichnen. Man könnte sagen, so Steinwender, einige Leute in Kirchbach arbeiteten sehr intensiv daran, dass es ein solches werde. Eine der grössten Chancen sieht Steinwender dabei in der Möglichkeit, das Leben im Dorf – für junge sowie für ältere Menschen – durch den Zugang im Dorf zu Diensten in der ganzen Welt attraktiv zu machen. Für Steinwender und die Leute von KB5 sind die Globalen Dörfer wohl als eine Art Leitbild zu verstehen, als ein Ziel oder ein Wunsch, gewachsen in den Köpfen der Kirchbacher selbst.
Übrigens ist Kirchbach nicht das einzige Dorf, das durch sein Leitbild an das eines Globalen Dorfes erinnert. Für den interessierten Leser seien hier beispielsweise die „bloo lagoon“[10] in Bali sowie der „Werkraum Bregenzerwald“[11] in Österreich erwähnt, die beide – auf sehr unterschiedliche und sehr ähnliche Weise zugleich – durch ihre besondere Architektur, ihr Leitbild und ihr Schaffen sehr an die Prinzipien der Globalen Dörfer erinnern.

Ich kann keinen Aspekt der Globalen Dörfer finden, der in seiner Umsetzung ganz und gar unmöglich wäre, auch wenn einige Elemente, beispielsweise der Stadthügel, sicherlich nach Veränderungen verlangen, die nicht von heute auf morgen realisiert werden können. Die Globalen Dörfer sind meines Erachtens auch keine Ideologie, denn es gibt keine Dogmen und das System scheint sich eben gerade durch seine Lern- und Anpassungsfähigkeit zu definieren (deshalb ist es auch so schwer, ein Bild der Globalen Dörfer festzuhalten). Ich verstehe die Globalen Dörfer als einen Vorschlag, eine echte Möglichkeit, von dessen Realisierung wir noch weit entfernt sind, aber nicht so weit, dass der Weg dorthin unüberwindbar wäre.

7.2. Ausblick und Schlussgedanken – Wohin gehen die Globalen Dörfer?    

Natürlich stellt sich an diesem Punkt die Frage, wie es weitergeht mit den Globalen Dörfern. Werden sich tatsächlich allmählich Allianzen zwischen Globalen Dörfern auf der ganzen Welt bilden wie, es in [6] beschrieben wird? Könnte das wachsende Bewusstsein über den Ernst der Lage, das durch Katastrophen wie der Klimawandel oder die aktuelle Wirtschaftskrise hervorgerufen wurde, die Entwicklung in Richtung Globale Dörfer vorantreiben? Oder ist es dafür vielleicht schon längst zu spät?

''Franz Nahrada: Ich würde "Transition Towns"[12] als eine gute Annäherungsform an Globale Dörfer beschreiben. Da wird zunächst der Standpunkt der Energieverwendung bis hin zur Autarkie in den Mittelpunkt gestellt, aber da merkt man schon, dass es so etwas wie korrespondierende Muster gibt. Wenn es einen theoretischen Fortschritt in den letzten Jahren gegeben hat dann war das die Erkenntnis, dass ein "Globales Dorf" ein Muster im Sinn der Alexanderschen Mustertheorie[13] ist. Ein Muster ist eine real existierende und nicht utopische Struktur, die in sich Lebendigkeit, Kraft und Fülle entwickelt. Muster sind Bestandteile unserer Realität die interagieren und insgesamt das ausmachen was wir als "Qualität", "Gelungen", "Nachhaltig" etc. beschreiben. Die bahnbrechende Einsicht von Alexander war, dass auch scheinbar tote Dinge als lebendige Strukturen beschrieben werden können. Zu Deiner Frage ob sich die "Allianz" schon gebildet hat: Ja und nein, wir sehen viele vorläufige Allianzen, aber noch nicht den Konvergenzpunkt "Globale Dörfer", zu dem sie aber notwendig hingetrieben werden. Die Krise kann hier bremsend oder beschleunigend wirken, wir sind ein Bestandteil dieser Entwicklung und jeder Tag ist voller neuer Überraschungen.''

Franz Steinwender berichtet über Schwierigkeiten, die Ideen der Globalen Dörfer in bereits bestehende öffentliche Strukturen zu integrieren, bzw. Unterstützung von öffentlich-politischer Seite zu bekommen. Zwar sprechen viele Wissenschaftler und Politiker von „neuer Ortsbelebung“ und davon, „Leute am Land zu halten“, so Steinwender, doch sei die Realisierung dieser Ziele auf politischer Ebene scheinbar fast niemandem etwas wert. So basieren in Kirchbach bisher sämtliche Anstrengungen in diese Richtung auf Privatinitiative. Trotzdem sagt Steinwender über die Globalen Dörfer „Es gibt kaum ein besseres Modell um die vielfältigen Probleme unseres Lebens in den Griff zu kriegen...“. Ausserdem bestünden von seiner Seite bereits Kontakte nach Afrika, Peru und Indonesien.

Aufgrund der in dieser Arbeit aufgearbeiteten Informationen über die Grundideen der Globalen Dörfer habe ich den Eindruck, dass die Globalen Dörfer für viele Menschen einen sehr vielversprechenden Rahmen für einen Weg in eine gute Zukunft bilden könnten. Die Integration dieser Grundideen in das politische Leben, beispielsweise auf Gemeindeebene, könnte grosse Früchte tragen. Wie das Beispiel Kirchbach zeigt, kann die Realisierung dieses Weges aber auch ohne vorangehende politische Unterstützung möglich sein, wenngleich dieser Weg sicherlich kein unbeschwerlicher ist.

Es bleibt mit Spannung zu erwarten, wann, wie und wo diese Idee ihre nächsten Wurzeln schlagen wird. Nahrada spricht davon, dass es bei den Globalen Dörfern nicht darum geht, ein völlig neues System aus dem Nichts zu erschaffen, sondern darum, auf bestehenden Strukturen aufzubauen [6]. In diesem Zusammenhang weist er beispielsweise auf die Möglichkeiten hin, die sich aus unserer Informationsgesellschaft und ihrer auf Mikroelektronik basierenden Technologie ergeben. Diese könnten eine dezentralisierende Automatisierung im Sinne der oben genannten aspektuellen Autarkie ermöglichen. Wir haben schon von ausgeklügelten Telekommunikationssystemen und Personal Fabricators gehört, die den Transport von Materialien durch den Transport von Informationen ersetzten könnten. Doch das Feld der Möglichkeiten ist sehr gross und gilt weiter erforscht zu werden.
Die Bedeutung der aspektuellen Autarkie für die Energieversorgung ist ein weiterer Punkt, der viele Fragen offen lässt. Inwieweit können sich Dörfer in verschiedenen Regionen der Erde selbst mit Energie versorgen? Was könnte ein hoher Grad an Selbstversorgung für die Weiterentwicklung der Technologien bedeuten, über die wir heute verfügen? Und wie geht man mit der Tatsache um, dass gerade die erneuerbaren Energien aus Wind, Sonne, Wasser oder Erdwärme nicht überall in gleichem Masse zur Verfügung stehen? Wo liegt also der ideale Kompromiss zwischen Autarkie und Effizienz?
Neben der technischen Umsetzung ist aber auch die gesellschaftlich-politische Umsetzung ein ungeschriebenes Kapitel. Wird es Dörfer geben, die dem Beispiel von Kirchbach folgen? Welche anderen Wege können eingeschlagen werden, um ein „Globales Dorf“ zu werden?
Nicht zuletzt bleibt die kulturelle Bedeutung der Globalen Dörfer ein spannendes Thema. Welche Konsequenzen könnten die aspektuelle Autarkie einerseits und der „gemeinsame kulturelle Traum“ andererseits auf das Zusammenleben der Menschen haben und welche Rolle könnten Religion und Tradition dabei spielen?

==Schlusswort

Was ist nun mit diesem Dorf, von dem ganz zu Beginn die Rede war? Es ist ein Vorschlag, eine Idee, eine Möglichkeit, ein Leitbild – das alles zugleich. Doch nicht zuletzt ist es, denke ich, ein Wunsch. Damit meine ich nicht etwas, was man sich „nur wünschen“ kann, weil es nicht realisierbar, unmöglich ist. Sondern einfach etwas, das man sich herbeisehnt – ganz unabhängig davon, ob dieser Wunsch nun realistisch oder unrealistisch ist. Es ist ein Wunsch, den ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann und der es meiner Meinung nach Wert ist, weiter verfolgt zu werden.

Das Schreiben an dieser Arbeit und der Austausch mit Franz Nahrada haben mir viele neue Einsichten gegeben. Die Tatsache, dass sich immer wieder neue Verbindungen zu den Konzepten und Ideen anderer interessanter Denker und Praktiker auftaten, war nicht nur für mich persönlich sehr spannend, sondern hat mich auch in meiner anfänglichen Vermutung bestätigt: diese Vision sollte man genauer unter die Lupe nehmen.

8. Literaturverzeichnis    

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2. Report of the World Comission on Environment and Development: "Our Common Future". 1987, United Nations: Geneva.
3. Strategie Nachhaltige Entwicklung 2008-2011. 2008, Schweizerischer Bundesrat: Bern.
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5. Tage der Utopie, Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast: Götzis, Österreich.
6. Nahrada, F., Die Vision der Globalen Dörfer, in Tage der Utopie, H.-J. Gögl and J. Kittinger, Editors. 2003, Hämmerle Druck und Verlag: Hohenems.
7. Nahrada, F. Lebenslauf, Projekte und Publikationen von Franz Nahrada. [cited 2008 26.06.]; Lebenslauf, Projekte und Publikationen von Franz Nahrada]. Available from: http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?FranzNahrada.
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31. Website der Marktgemeinde Kirchbach. [cited 2009 06.08.]; Available from: http://www.kirchbach.at.
32. bloo lagoon. [cited 2009 23.01.]; Available from: http://www.bloolagoon.com/.
33. Schwartz, C., Werkraum Bregenzerwald - Nicht nur der Form halber, in Strategien des Handwerks - Sieben Porträts außergewöhnlicher Projekte in Europa, V.z.F.d.W. Landschaft des Wissens, Wirtschaftskultur und Regionalentwicklung, Klagenfurt, Editor. 2005, Haupt Verlag AG: Bern.
34. Wikipedia-Autoren. Transition Towns. 2009 2. August 2009, 01:11 UTC [cited 2009 06.08.]; Available from: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Transition_Towns&oldid=62868842.
35. Wikipedia-Autoren. Christopher Alexander. 2009 13. April 2009, 06:10 UTC [cited 2009 06.03.]; Available from: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Christopher_Alexander&oldid=58965925.

9. Anhang    

7.1. Franz Nahrada – Curriculum Vitae    
[7]

1983 Studienabschluß Soziologie Universität Wien
1984 Konzessionsprüfung für Hotellerie und seither ohne Unterbrechung verschiedene Positionen im Hotel Karolinenhof in Wien Floridsdorf
1988 - 1991 freier Mitarbeiter bei der Firma Apple Österreich: Entwicklerbetreuung für HyperCard, in vielem der Vorläufer des WWW
1992 - 1998 Gründer und Leiter des Projektes "GIVE" im ZSI (Zentrum für Soziale Innovation)
1995 - 1999 Lehraufträge an der Technischen Universität Wien (Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung Abt.Sozialkybernetik)
1998- ggwt. wissenschaftlicher Leiter der nun als selbständiger Verein existierenden "GIVE Forschungsgesellschaft - Labor für Globale Dörfer" http://www.give.at
2000 - ggwt Geschäftsleitung Hotel Karolinenhof

7.2. Franz Nahrada - Projekte, wissenschaftliche Tätigkeit und Publikationen    
[7]

• 1985 Mitbegründer einer BTX - Initiative für Telematik im Tourismus
• 1989 - 1995 Studienreisen in die USA
• 1990 - 94 Vorträge und Seminare zu Hypermedia und digitalen Medien.
• 1990 Gründung des experimentellen digitalen Literaturprojekts "Libraries Of The Mind" - (elektronischer Lexikonroman)
• Mitbegründung der Gruppe "Wissensarchiv der Ganzheitsmedizin"
• 1993 Mitinitiator des Global Village Symposiums an der TU Wien - danach als Impulsgeber 6 weitere Veranstaltungen (ab Jahr 1999 über Ausschreibung der Stadt Wien) bis zum Jahr 2000 gestaltet.
• Herausgeber Buch "Wohnen und Arbeiten im Global Village"
• 1994 Televillage "Bruck an der Leitha" - Pilotprojektes für in Wohnbereiche integrierte Telematik im Auftrag der niederösterreichischen Landesregierung (gemeinsam mit IBM und Akademie der Wissenschaften) englische Projektbeschreibung
• 1996 -Projektarbeit für Habitat Konferenz, Präsentation der Stadt Wien im Rahmen des Habitat Dialogs über die Rolle von Informationsnetzen in Istanbul. speech
• Projektmitarbeit, später kurz österreichische Leitung des Projektes MUNICIPIA im Rahmen des EU-Telematikprogrammes ( http://www.municipia.at)
• Track Koordinator Telework 96 des ECTF in Wien (Sustainable Development) und Mitarbeit als National Contact an der "Europäischen Charter für Telearbeit" - ETC96
• 1998 -Konzeption und Gründung von "Labor GIVE - Forschungsgesellschaft für das Leben im Globalen Dorf", jetzt GIVE Forschungsgesellschaft, Labor für Globale Dörfer ( http://www.give.at)
• 1998 Initiative "Bildung und Begegnung" zur Förderung von geistiger Dorferneuerung mit der NÖ Dorferneuerung (Bildung+Begegnung)
• 1998 Filmprojekt "Monnikenwerk" auf der Insel Mljet; (vgl. http://www.give.at/give/monastery21.html)
• 1998 Initierung und Durchführung des CultH Symposiums
• 1999 Mitarbeit an der NGO Internet Fiesta
• 2000 Kommunikator des Freiwilligenprojektes "Computer für Kamerun"
• 2000 Konzeptionsarbeiten am [ http://www.electroniccafe.at "Electronic Community Café"]
• 2001 Mitherausgeber Buch "Netzwerke"
• 2001 Wiederaufnahme des Mljet Projekts mit ECOVAST
• 2002 Mitgestaltung Seminar "offene Klöster" im Vatikan
• 2002 Durchführung der Konferenz CULTH2 "Die Zukunft des /digitalen/ kulturellen Erbes" im Museumsquartier Wien
• 2002 Gemeinsam mit [1] ECOVAST: zweites niederösterreichisches Kleinstadtsymposium in Waidhofen zum Thema Kleinstadt und Telematik
• 2003 Beginn des Projektes "European Rural development by means of Education"/ERDE
• 2004 Mitgestalter "3. Internationale Oekonux Konferenz" "Reichtum durch Copyleft" in Wien und Expansion von GIVE nach Kirchbach in der Steiermark
• 2005 Veranstaltungen "NeueArbeit in Wien" und Vorsitzender der österreichischen Sektion von ECOVAST - Europäischer Rat für das Dorf und die Kleinstadt
• 2006 Entwicklung LernCafe und VideoBridge, Beginn des Projektes MIR
• 2007 Publikationen über Wikis und Globale Dörfer, Plenaradresse auf der Europäischen Breitbandkonferenz für den ländlichen Raum, praktische Weiterentwicklung von VideoBridge

7.3. Interview mit Franz Steinwender    

1. Ist Kirchbach ein Globales Dorf?

Obwohl Kirchbach mit dem Namen spielt, ist die Realität noch weit davon entfernt. Man könnte sagen, einige Leute in Kirchbach arbeiten sehr intensiv dran dass es ein solches wird... Warum kann man Kirchbach als solches bezeichnen? • KB5 und die Möglichkeit mit neuen Technologien Bildung ins Dorf zu bringen • Weltoffenheit und Weitgereistheit der jungen Menschen (Beispiele)

Es ist wohl das erste Dorf, das schon so viele Virtuelle-Projekte realisiert hat - und kann daher sicher schon als „Globales Dorf“ bezeichnet werden. Nur dem Ort selber (bzw. vielen Gemeinderäten) ist das noch nicht so ganz bewusst... Das war halt bis jetzt fast nur Privatinitiative.

Hier die größeren Internet-Veranstaltungen bzw. Aktivitäten im Haus KB5

Tage der Utopie

Die Tage der Utopie werden nach Vorbild der Montagsakademie per Videokonferenz aus dem Bildungshaus St. Arbogast in Vorarlberg übertragen. Die ersten „Tage der Utopie“ fanden 2003 in Vorarlberg statt, im Jahr 2005 war Kirchbach erstmals per Videokonferenz life dabei - über 700 Zuhörer in Kirchbach! - wie auch im Mai 2007. Fünf-Tages Projekt.

Montagsakademie

Diese Aktivität stellt den ersten Meilenstein des Prozesses KB5 dar und fungiert auch bis zum jetzigen Zeitpunkt als Herzstück, um welches die anderen Aktivitäten entstanden sind. Die Montagsakademie stellt einen ersten Schritt einer Implementierung eines innovativen Bildungszentrums mit „Universität am Land“ dar. Das Grundmotto der Montagsakademie lautet „Bildung für alle durch allgemein verständliche Wissenschaft.“

Religion am Donnerstag

Analog zur Montagsakademie stellt die Veranstaltung „Religion am Donnerstag“ eine Aktivität dar, durch welche fernab von sakralen Strukturen die Möglichkeit zu Diskussion und Kommunikation zu ausgewählten religionsbezogenen Themenbereichen angeboten wird. Diese Übertragung findet in Kooperation mit der Katholisch- Theologischer Fakultät Graz statt.
Per Live Videokonferenzschaltung kann man an Vorlesungen zu religiösen und gesellschaftspolitischen Themenbereichen teilnehmen - und Fragen live stellen.

Bioversität Österreich

Diese jüngste Aktivität des Prozesses KB5, welche erstmals im Frühjahr 2007 stattfand, stellt bewusst ein Angebot dar, welches über die Regions- und Landesgrenzen hinwegreicht. Die Frage „Welche Rolle spielt die Bio-Landwirtschaft für die zukünftige Produktion von ‚Nachwachsenden Rohstoffen’?“ wurde mit Experten aus Universitäten und unterschiedlichen Institutionen aus den Bereichen (biologische) Landwirtschaft, Biolebensmittel, alternative Energie u.a. diskutiert.
Erst Ende Februar 2008 nahmen rund 2.000 ZuhöhrerInnen an der Schlussvorlesung teil. Die Übertragung erfolgte live vom Haus KB5 über Videokonferenz an über 30 Außenstellen in Österreich, Deutschland und die Schweiz

Telecechana Kirchbach-Indiana

Am 3. August 2007 gab es Konferenzschaltunge zwischen KB5 in Kirchbach und der State University Indiana Bloomington (USA). Dort wurde ein Summer Workshops in Slavic, East European and Central Asian Languages veranstaltet. Der usbekische Dichter Jodgor Obid hat eine Lesung mit seinen Gedichten in usbekischer Sprache von Kirchbach aus vorgetragen. Im Anschluss zur Lesung konnten die Studenten in Amerika an den Dichter über Videokonferenz fragen stellen.

Wissenschaftliche Arbeiten über KB5

Globale Dörfer und KB5 Kirchbach
Dissertation von Florian Heiler / BOKU Wien

Diplomarbeit von Verena Peer / BOKU Wien
Siehe: http://formgeben.at/kb5

2. Zwischen reiner Idee ohne Anspruch auf Realisierbarkeit und Rezept: Was ist für dich / Was ist für Kirchbach das Prinzip der Globalen Dörfer?

Ich würde sagen: sich auf die lokale Entwicklung konzentrieren und sich dabei vom Wissen der ganzen Welt leiten lassen
Bildung und auch "neue" Arbeit aufs Land zu bringen und mit Hilfe von neuer Technologie die Region bzw. Orte zu beleben.
„Global denken und lokal handeln.“

3. Welche Elemente eines Globalen Dorfes sind in Kirchbach realisiert worden?

"Haus des Wissens", sehr ansatzweise. Ein wichtiges Element ist die Kombination von Lernen, Arbeiten und Gäste haben Siehe Punkt 1

4. Worin liegen die grössten Chancen eines realen Globalen Dorfes?
Dass die jungen Menschen da bleiben.
> Die Personen/Bewohner im Ort zu halten
> Weiterbildung auf unterschiedliche Arten zu ermöglichen
> Das „lebenslange Lernen“ weiter auszubauen
> Neue Arbeitsplätze auszubauen
> Jungen Leuten die Welt des Wissens ganz Nahe bringen (muss nicht immer nur auf der UNI sein) - bis zu den alten Leuten - die sich nicht mehr selber bewegen bzw. Autofahren können - Bildungs- und Informationsmöglichkeiten zu geben.
> einen Raum im Ort, wo man sich treffen und bilden kann > und so auch neue Freundschaften aufzubauen und alte zu erhalten. So gibt es sicher auch Möglichkeiten neue Ideen zu finden.
> das „Live-Gespräch“ durch das „Virtuelle-Gespräch“ (bzw. Vorträge, Seminare) fördern Es ist möglich geworden, Zugang zu Diensten und Angeboten auf der ganzen Welt in jedes Dorf zu tragen.

5. Worin liegen die grössten Schwierigkeiten?
Es sprechen so viele Politiker und Wissenschaftler von „neuer Ortsbelebung“ - „Leute am Land zu halten“ - „Lebenslanges Lernen“. Es wurden in den letzten Jahren viele 1.000 Seiten darüber geschrieben - und immer wieder Seminare darüber gehalten. In Kirchbach wurde es zur Realität - und doch ist das fast niemanden etwas Wert. Wir finanzieren die meisten neuen Projekte privat - und haben bereits tausende Freizeitstunden investiert.

[Ausserdem liegen grosse Schwierigkeiten] In der Durchbrechung kleinlicher Streitereien und persönlicher Querelen und Animositäten. Im Beständigen Wiederanfangen, in der Energie die man aufwenden muss um auch mit Leuten klarzukommen die man nicht besonders mag....

6. Welche Zukunft siehst du für Kirchbach bzw. für die Globalen Dörfer im Allgemeinen?

Es gibt kaum ein besseres Modell um die vielfältigen Probleme unseres Lebens in den Griff zu kriegen....
Es ist möglich geworden, Zugang zu Diensten und Angeboten der ganzen Welt in jedes Dorf zu tragen, doch dieser Zugang setzt auch voraus, dass diese Dienste und Angebote auch genutzt werden. Neue Bildungsinstitutionen müssen den potentiellen Reichtum an Information in lokale Wirklichkeit und Wirksamkeit verwandeln. Bildung (aber auch Arbeitsmöglichkeiten) für alle bzw. an jedem Orte der Welt. Das könnte sicher auch ein großer Schritt in der Entwicklungshilfe werden. Von meiner Seite gibt es z.B. ja schon Kontakte nach Afrika, Peru und Indonesien.





[1] Die vorherrschende Definition des Begriffs „Nachhaltige Entwicklung“ stammt aus dem Brundtland-Bericht und lautet wie folgt: „Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht wird, ohne dabei zukünftige Generationen in ihren Möglichkeiten einzuschränken, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ (Übersetzt aus dem Englischen „Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“)

[2] Der Brundtland-Bericht wurde von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Auftrag gegeben und 1987 veröffentlicht. Vorsitz in dieser Kommission hatte damals die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Nach der Veröffentlichung wurde die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED, auch „Rio-Konferenz“ oder „Erdgipfel“ genannt) einberufen, welche 1992 in Rio de Janeiro stattfand und unter anderem die Agenda 21, die Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung, die Klimarahmenkonvention, die Wüstenkonvention und die Biodiversitäts-Konvention als Ergebnisse vorzuweisen hat.

[3] Franz Nahrada in (6. Nahrada, F., Die Vision der Globalen Dörfer, in Tage der Utopie, H.-J. Gögl and J. Kittinger, Editors. 2003, Hämmerle Druck und Verlag: Hohenems.) über die Bedeutung von „syntopisch“ (aus dem griechischen „syn“ = gemeinsam und „topos“ = Ort) in diesem Zusammenhang: „Bildlich gesprochen haben wir es [bei den Globalen Dörfern] mit Keimformen von etwas Neuem zu tun, das sich innerhalb der Nischen der alten Gesellschaft entwickelt und entwickeln können muss, genauso wie sich in Oberitalien und Flandern seinerzeit die Gesellschaftsform namens Kapitalismus entwickelt hat, in der wir heute leben. Es ist daher eigentlich verkehrt, von "Utopie" zu sprechen, im Sinn einer völlig anderen Welt, die bloss am Reissbrett des Visionärs existiert. Vielleicht sollte man bei dem, was ich Ihnen darstellen möchte, besser von einer "Syntopie" sprechen, vom Zusammenkommen mehrerer Bausteine, die durchaus schon existieren - von Bausteinen aber, die sich auf neue und unkonventionelle Art zusammenfügen, die in sich scheinbare Gegensätze vereinigen und zugleich auf eine neue Art aufheben, die einander gerade in dieser Gegensätzlichkeit und in diesem Spannungsfeld benötigen, um wirklich Bausteine einer tragfähigen und einladenden menschlichen Behausung zu werden.“

[4] Tony Gwilliam ist Architekt und Ecological Designer. Er war ein Schüler von Buckminster Fuller und später ein Mitglied der visionären Architektengruppe Archigram. Nahrada lernte ihn in Ojai, Kalifornien kennen, wo er in einem Wohnwagen lebte. Dieses Bild entwarf er im Zusammenhang mit einem nie veröffentlichten Buch mit dem Arbeitstitel „Bring Your Mind Home“. Franz Nahrada über Tony Gwilliam: „Er war wohl der visionärste von allen Leuten die ich je getroffen habe.“

[5] „Muhammad Yunus (* 28. Juni 1940 in Chittagong) ist ein bangladeschischer Wirtschaftswissenschaftler. Er ist Gründer der Mikrokredite vergebenden Grameen Bank und damit einer der Begründer des Mikrofinanz-Gedankens. 2006 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.“ (23. Wikipedia-Autoren. Muhammad Yunus. 2009 29. Juli 2009, 11:14 UTC [cited 2009 06.08.]; Available from: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Muhammad_Yunus&oldid=62748726.)

[6] „covenant“ (engl. für Verpflichtung, Abkommen); „A covenant, in its most general sense, is a solemn promise to engage in or refrain from a specified action. More specifically, a covenant, in contrast to a contract, is a one-way agreement whereby the covenanter is the only party bound by the promise.” (24. Wikipedia-Autoren. Covenant. 2009 29 July 2009 04:46 UTC [cited 2009 06.08.2009]; Available from: http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Covenant&oldid=304815767.)

[7] Architektonische Metabolismen können auf unterschiedlichster Ebene verstanden und realisiert werden: Auf der Ebene einzelner Gebäude, auf der Ebene von Gebäudeverbänden, auf städtebaulicher Ebene usw. Peter Baccini definiert beispielsweise den Metabolismus einer Stadt als dessen Verwendung, Transformation und Ausschuss von Ressourcen (25. Baccini, P., A city's metabolism: Towards the sustainable development of urban systems. Journal of Urban Technology, 1997. 4(2): p. 27-39.). Der Begriff steht in Verbindung mit der 1960 von einer Gruppe progressiver japanischer Architekten gegründeten „Metabolistenbewegung“, die sich die biologische Zelle zum Vorbild für ihre Architektur machten (26. Wikipedia-contributors. Metabolist Movement. 2009 8 July 2009 (cited 2009 06.08.); Available from: http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Metabolist_Movement&oldid=301019194.).
Architektonische Metabolismen könnten einen effizienteren Umgang mit Energie und Ressourcen durch die Lokalisierung von Energie- und Materialflüssen ermöglichen. Beispiele für die verschiedenen Ebenen wären: Passivhäuser, Eco Industrial Parks oder auch die weiter oben erwähnten Sadthügel. Die Möglichkeiten, solche architektonischen Metabolismen umzusetzen sind zahlreich: die Nutzung eines Fischteichs als Wärmespeicher für ein Gewächshaus, die Weiterverwendung von Prozess-Abwärme zum Heizen von nahe gelegenen Wohnhäusern, der minimale Wärmeverlust bei dicht gebauten Siedlungen, wo jede Wohnung und jedes Gebäude von der Abwärme der umgebenden Wohnungen und Gebäuden profitiert sind nur einige davon.

[8] Das Konzept Cradle to Cradle – von der Wiege zur Wiege – wurde von dem Chemiker Michael Braungart und dem Architekten William McDonough? entwickelt. Dabei geht es um die Entwicklung eines ökologisch effektiven Produktionssystems, in dem Produkte so konzipiert werden, „dass sie nicht zu Abfall werden, sondern nach Gebrauch wieder zu möglichst 100% einsetzbar sind.“ (27. Braungart, M. and W. McDonough?, Die nächste industrielle Revolution, ed. W. McDonough?. 2008, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.)

[9] Beim Precision Farming (auch: Precision Agriculture) wird mithilfe physikalischer, chemischer und/oder biologischer Sensoren die Beschaffenheit landwirtschaftlicher Nutzflächen (Temperatur, Nährstoffe, Nützlinge und Schädlinge usw.) mit möglichst hoher räumlicher Auflösung erfasst. Ziel ist eine effiziente, dem Bedarf des Bodenabschnittes angepasste Bearbeitung des Bodens: „Precision agriculture is the application of technologies and principles to manage spatial and temporal variability associated with all aspects of agricultural production for the purpose of improving crop performance and environmental quality.” (28. Pierce, F.J. and P. Nowak, Aspects of precision agriculture, in Advances in Agronomy, Vol 67. 1999, Academic Press Inc: San Diego. p. 1-85.)

[10] Bloo lagoon ist ein Dorf auf Bali. Tony Gwilliam (siehe oben) ist Architekt dieses Dorfes. Weitere Informationen: siehe Website (32. bloo lagoon. (cited 2009 23.01.); Available from: http://www.bloolagoon.com/.)

[11] „Werkraum Bregenzerwald“ ist ein handwerkliches Branchenbündnis in Vorarlberg, Österreich. Weitere Informationen finden sich in (33. Schwartz, C., Werkraum Bregenzerwald - Nicht nur der Form halber, in Strategien des Handwerks - Sieben Porträts außergewöhnlicher Projekte in Europa, V.z.F.d.W. Landschaft des Wissens, Wirtschaftskultur und Regionalentwicklung, Klagenfurt, Editor. 2005, Haupt Verlag AG: Bern.).

[12] „Im Rahmen des Transition Town Movement (etwa ‚Bewegung für eine Stadt des Übergangs’) proben seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden Grossbritanniens und der Republik Irland den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Die Bewegung, initiiert von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins, lässt sich dem v.a. in den USA weit verbreiteten Gedanken des ‚Eco-Communalism’ zuordnen, einer Umweltphilosophie, die angesichts schwindender Rohstoffe und negativer ökologischer Auswirkungen der Globalisierung die Idee des ‚einfachen Lebens’, der Regional- bzw. lokalen Wirtschaft sowie der Nachhaltigkeit und der wirtschaftlichen Selbstversorgung propagiert. Eine wichtige Rolle spielen auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch allgemein-gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, so effizient und energiesparend zu funktionieren wie ein natürliches Ökosystem.“
( 34. Wikipedia-Autoren. Transition Towns. 2009 2. August 2009, 01:11 UTC (cited 2009 06.08.); Available from: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Transition_Towns&oldid=62868842.)

[13] „Christopher Alexander ist Vater der so genannten Entwurfsmuster (design patterns). Er hat es durch seine Ansätze geschafft, die unterschiedlichen und komplexen Architekturaspekte und -strukturen logisch zusammenzuführen. Diese Strukturen werden in Muster (patterns) unterteilt und verknüpft. In der wissenschaftlichen Methodik kann damit die Komplexität sehr gut verdeutlicht werden.“
(35. Wikipedia-Autoren. Christopher Alexander. 2009 13. April 2009, 06:10 UTC (cited 2009 06.03.); Available from: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Christopher_Alexander&oldid=58965925.)