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< 44 (SolarPunk).....Sendung 46 (Künstliche_Intelligenz) ˧


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Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Intro   
Die Grundannahmen der Mustersprache   
Muster "unabhängige Region"   
Stadt und Land   
Musikauswahl   
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Intro    

Willkommen zur 45. Sendung von "Willkommen im Globalen Dorf" ˧

Ich bin gerade dabei das Buch über die Globalen Dörfer zu schreiben, das die Thematik dieser Sendereihe systematisch zusammenfassen soll. Dabei habe ich zwei Dinge herausgefunden: die vergangenen 44 Sendungen sind einerseits wirklich ein Bergwerk, in dem sich schon viele verschiedene Motive und Stränge der Erzählung unserer zumindest meiner Ansicht nach bestmöglichen Zukunft ausgebreitet finden. Andererseits habe ich immer wieder auf bestimmte Theorien und Menschen rekurriert, die eine gedankliche Verwandtschaft aufweisen. Darunter ist der Architekt und Gestaltungstheoretiker, Experimentator und Philosoph Christopher Alexander, den ich in dieser Sendung öfters erwähnt habe. ˧

Das erste Kapitel im Buch trägt den Titel "Raum". Ich finde viele fundamentale Aussagen zum Thema Raum, Raumgestaltung auf allen Ebenen bei Christopher Alexander wieder die ich also gar nicht separat finden muss und finde diese so wertvoll, dass ich beschlossen habe, die heutige Sendung Christopher Alexander zu widmen. Das ist bei weitem keine einfache Angelegenheit; Alexander hat ja verschiedene Phasen in seinem Lebenswerk. Er hat mehr als 200 Gebäude auf fünf Kontinenten entworfen. Seine Projekte beziehen sich immer auf Menschen und rufen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu dem Ort und der Struktur hervor, die Christopher Alexander skizziert, und sind daher von außergewöhnlicher Qualität. ˧

(In seinen frühen Jahren als Architekt in den 1950er Jahren beschäftigte sich Christopher Alexander intensiv mit der modernen Architektur seiner Zeit.) Nach seiner Ausbildung in Mathematik und Architektur lehrte an der Universität Berkeley. (Bereits in dieser Phase suchte er jedoch nach neuen Wegen in der Gestaltung.) Seine frühe Abhandlung "Notes on the synthesis of form" zielt auf einen systematischen Entwurfsprozess auf der Basis mathematischer Methoden. ˧

Ab den 1960er Jahren begann Alexander zunehmend, die vorherrschende funktionalistische Architektur zu kritisieren. Stattdessen entwickelte er alternative Entwurfsmodelle die den Fokus auf organische Formen und die Bedürfnisse der Nutzer legte. Ziel war eine ganzheitlichere, organisch gewachsene Architektur, in der verschiedene Gestaltungsvariablen wie Raum, Licht, Zugänge, Sichtachsen etc. immer wieder angepasst werden, bis eine optimale Lösung für die Bewohner erreicht ist. Das Ziel ist eine organische, "menschliche" Form, keine abstrakte geometrische Form. ˧

Dadurch geriet Alexander in den 1970er Jahren immer mehr in Konfrontation mit den modernistischen Auffassungen von Architektur und ihrem "Geniekult" des Architekten. Diese Herausforderungen nahm Alexander nun auch auf der theoretischen Ebene an. Das Buch "A Timeless Way of Building" war konsequenterweise ein Manifest mit der Botschaft, dass es eine "zeitlose Qualität" ist, die Menschen ein Gefühl von Leben und Zugehörigkeit vermittelt. Diese "Qualität ohne Namen" findet sich sehr viel mehr in traditioneller und spontaner Volkskunst und Bauweise als in moderner Architektur. Um sie zu erreichen, sind bestimmte Prinzipien und Prozesse notwendig: ˧

  • Ein Ganzheitliches und iteratives Vorgehen statt linearer Planung- also eim evolutionärer, kleinschrittiger Entwurfsprozess statt fertiger Konzepte ˧
  • Der Fokus liegt auf den Beziehungen zwischen den Elementen - sie müssen einander sozusagen lebendiger machen. Der Entwurfsprozess kann sogar als Heilungsprozess gesehen werden, der die Welt repariert ˧
  • Konsequenterweise sind partizipative Prozesse mit den Nutzern und Betroffenen zentral. ˧
Konsequenterweise folgte mit der "Pattern Language" einer von Alexanders bekanntesten Beiträgen, auf den wir uns in der heutigen Sendung konzentrieren werden. Diese systematische Sammlung architektonischer Entwurfsmuster in Verbindung mit Methoden der partizipativen Planung sollte es Nutzern und Bewohnern ermöglichen, ihre bebaute Umwelt nach ihren Bedürfnissen aktiv mitzugestalten. Der Mensch rückte ins Zentrum von Alexanders Arbeiten. ˧

In der späten Phase seines Lebenswerks ab den 1990er Jahren weitete Alexander seine Betrachtungen auf die Natur von Lebensprozessen insgesamt aus. In der vierbändigen Buchreihe "The Nature of Order" entwarf er übergeordnete Erklärungsmodelle die auch spirituelle und metaphysische Dimensionen einbezogen.Laut Christopher Alexander gibt es 15 fundamentale Eigenschaften, die das Lebendige ausmachen - diese Grundkategorien des Lebens durchdringen laut Alexander alle natürlichen Phänomene. Sie zu erkennen und bewusst in Architektur und Design umzusetzen, führt zu mehr Leben, Menschlichkeit und Ganzheit in der bebauten Umwelt. Darunter sind Starke Zentren, Grenzen, lokale Symmetrien, Selbstähnlichkeit auf allen Maßstabsebenen und so weiter. Insgesamt vollzog Christopher Alexander somit eine sehr logische Bewegung von einer mathematischen modernen Architektursprache über erfahrungsbasierte Grundlagen für partizipative Entwurfsprozesse bis hin zu einer ganzheitlichen Ontologie des Lebendigen. Wir werden heute aber nur den mittleren Teil rund um die Mustersprache betrachten und auch da nur ein wenig an der Oberfläche kratzen. Dennoch möchte ich eine wichtige Erläuterung der Permakulturdesignerin Kerstin Schaumburg zitieren, die einen Blog zur "Nature of Order" herausgibt. "Für Alexander hat jedes Ding – ungeachtet worum es sich handelt – einen bestimmten Grad von Leben...Leben existiert nur im Raum und das Wechselspiel von Zentren erweckt den Raum zum Leben...Ganzheit ist definiert als Muster von Zentren in einem bestimmten Teil des Raumes ... Eine Ganzheit ist in dem Maß lebendig, wie ihre Zentren lebendig sind. Deren Lebendigkeit wiederum hängt von der wechselseitigen Unterstützung und der Dichte der Zentren ab." ˧

Da klingt alles ein wenig fremdartig, aber viele Menschen sind der Auffassung dass Alexander so etwas ist wie ein Descartes der Moderne, aber in umgekehrter Richtung. Wo vor ihm Dinge analytisch und isoliert betrachtet wurden, lenkt der den Blick auf Zusammenhänge. ˧

Interessanterweise war seine Denkmethode zunächst weniger in der Architektur fruchtbar als in der Computerwissenschaft. Der Ansatz von Alexander, der weit über die Architektur und Raumplanung Bedeutung gewonnen hat, besteht wie gesagt darin, interagierende Elemente zu identifizieren, die positive, belebende Rückkopplungsschleifen in einem Gesamtsystem erzeugen. Diese Elemente nennt er "Muster". In der Software - Entwicklung hat man die Chance erkannt, durch die immer wiederkehrende Verwendung von "Objekten" mit genau definierten problemlösenden Eigenschaften die Herausforderungen komplexer Entwicklungsvorgänge zu bewältigen. Aber auch anderswo hat sich die Mustermethode als fruchtbar erwiesen: in der Musiktheorie, der Permakultur, der Pädagogik, der Organisationsetwicklung und sogar in der Theorie kooperativer Gesellschaften wie zum Beispiel der Gemeingüterbasierten Commons hat sein Ansatz zum Verständnis komplexer Systeme beigetragen. ˧

Aber gehen wir gleich direkt zu den wirklich wegweisende Gedanken von Christopher Alexander aus seinem architekturtheoretischen Buch "Eine Mustersprache". Grundidee der Mustersprache ist es wie schon angedeutet, bewährte Lösungen für immer wiederkehrende Probleme - und hier ursprünglich bei der Architektur von Lebensräumen, von Gebäuden und Städten - zu beschreiben. Jedes Muster beschreibt ein konkretes Problem und dessen Lösung. Die Muster bauen aufeinander auf und ergeben zusammen eine Sprache, mit der auch sehr komplexe Entwürfe beschrieben werden können. Muster gibt es in allen Größenordnungen. Größere Muster benötigen feinere, kleinere Muster - aber diese wären nicht denkbar ohne die Grundmuster, die dem Entwurfsprozess einen Rahmen geben. Wir werden uns das heute genauer anschauen. ˧

Vorweg ist aber eines wichtig: Alexanders Absicht war es, Menschen zu qualifizieren, ein tiefes Verständnis für die Zusammenhänge ihres Lebensraumes zu entwickeln und sie nicht der Willkür der sogenannten Experten auszuliefern, die oft kein Verständnis für die Anwendungswelten derjenigen haben, die eigentlich in Städten, gebäuden und Konstruktionen wohnen. Großmaßstäbliche städtebauliche Muster ebenso wie lokale Gestaltungen sollten nicht top-down durch zentrale Planung entstehen, sondern organisch durch viele kleine Schritte der Bürger und lokalen Gruppen. Jede soziale Gruppe von der Familie bis zur Bevölkerung einer Region sollte Eigentümerin des gemeinschaftlichen Bodens in ihrem Bereich sein und darüber auch bestimmen können. Diese Gruppen müssten aber das Zusammenspiel von lokalen und großmaßstäblichen Muster verstehen. ˧

"Wir glauben nicht, daß diese großen Muster, die eine Stadt oder eine Nachbarschaft so stark strukturieren, durch eine zentrale Behörde, durch Gesetze oder durch Bebauungspläne geschaffen werden können. Wir glauben vielmehr, daß sie schrittweise und organisch, fast von selbst, entstehen können, wenn jede Baumaßnahme, groß oder klein, es übernimmt, ihren kleinen Ausschnitt der Welt schrittweise so zu gestalten, daß sich diese größeren Muster darin zeigen." [1] ˧

Das setzt natürlich ein enormes Wissen und auch Bewusstsein an der "Basis" voraus. Es ist das Sympathische und mit unserem Ansatz Wesensverwandte, dass Alexander sich nicht durch eine Realität irritieren ließ, die den Einzelnen und Gruppen systematisch entmündigt. ˧

Alexander hatte bereits bahnbrechende Annahmen über die Bedeutung der richtigen Verteilung von Städten und Dörfern und des ländlichen Raums als multifunktioneller integraler Raum mit freiem öffentlichem Zugang und Regeln, die es verschiedenen Gruppen und Zwecken ermöglichen, sich am Land zuhause zu fühlen. Leider richtete Alexander seine Aufmerksamkeit neben seinen allgemeinen Bemerkungen zu ländlichen Gebieten im Detail dann eher auf Städte, vielleicht ohne sich der enormen Zerstörung ländlicher Siedlungen ujnd Lebensweisen durch die industrielle Landwirtschaft voll bewusst zu sein und auch ohne die Möglichkeiten der modernen Kommunikationstechnologie und vieler anderer neuer Werkzeuge der Dezentralisierung in Rechnung zu stellen. Obwohl also noch eine Mustersprache für den ländlichen Raum des postindustriellen Zeitalters geschrieben werden muss und auch mein zu schreibendes Buch in gewisser Weise auch ein Vorstoß in diese Richtung ist, sind in vielen Passagen seines Werks essentielle und nahezu zeitlose Qualitäten dargestellt, auf denen wir aufbauen können. ˧

Die Grundannahmen der Mustersprache    

Ich möchte die Grundannahmen des Werks noch einmal verdeutlichen. Einige Jahre vor der Mustersprache veröffentlichte Christopher Alexander den Aufsatz "A city is not a tree", wo er zwischen geplanten und gewachsenen Städten unterscheidet. Er betont dass den geplanten Städten etwas fehlt, und er drückt das zu dieser Zeit noch in einer mathematischen Terminologie aus der Mengenlehre aus: dem "Baumkonzept" der Planer die im wesentlichen von größeren zu kleineren Strukturen planen wie die Verästelungen eines Baumes, wo jeder Konotenpunkt definiert ist durch seine Beziehung zum darüberliegenden Knoten, wo sich klare Unterteilungen und Zuordnungen treffen lassen, stellt er ein "Netzkonzept" oder "Halbgitterkonzept" ("Semi-lattice") entgegen, das von Überlappungen und unzähligen Interaktionen lebt. Solch ein System von "halbgruppierte Systemen" kann eigentlich nicht geplant werden, es stellt sich durch die Interaktionen her, die sich dann auch immer wieder in der Raumgestaltung niederschlagen. ˧

Waren in der dominanten funktionalistischen Raumplanung die Städte in getrennte Zonen unterteilt (Wohnen, Arbeiten, Verkehr etc.), so argumentiert Alexander für halb-unabhängige Überlappungen und Verflechtungen zwischen Funktionen und Zonen vor. Diese Vitalität und Flexibilität lässt sich aber nur durch Einbeziehung der Bevölkerung in Planungsprozesse, durch Versuch und Irrtum, durch graduelle Anpassungen realisieren. Nichtsdestoweniger ließen sich viele Aussagen treffen, welche Muster dieser Lebendigkeit (und damit paradoxerweise auch Dauerhaftigkeit) von gebauter Umwelt besser zum Durchbruch verhelfen. ˧

Neben dem Bemühen um historische Erfahrungen ist Alexanders Werk auf einem radikalen Idealismus aufgebaut, der mir unglaublich sympathisch ist. Lange bevor die Idee der Commons mit dem Nobelpreis für Elinor Ostrom ausgezeichnet wurde, fordert Alexander die Souveränität von ineinander verschachtelten Gruppen ein, die über Ihr jeweiliges Land verfügen können. Er ist dabei so radikal, dass er einen Umbau der ganzen Erde fordert, wie wir gleich sehen werden. Er plädiert für ˧

"...eine Hierarchie sozialer und politischer Gruppen, ausgehend von den kleinsten und lokalsten Gruppen - Familien, Nachbarschaften und Arbeitsgruppen - bis zu den größten Gruppen - Gemeinderäten, Regionalversammlungen..... Jede Gruppe entscheidet selbst über die gemeinsame Umwelt. Im Idealfall ist jede Gruppe, auf ihrer "Ebene", wirklich der Eigentümer des gemeinschaftlichen Bodens. Und höherrangige Gruppen besitzen oder beherrschen kein Land, das kleineren Gruppen gehört - sie besitzen und beherrschen nur das gemeinschaftliche Land, das dazwischen liegt und das der übergeordneten Gruppe dient. Eine Gemeinschaft von 7000 könnte z.B. das öffentliche Land, das zwischen ihren Teilnachbarschaften liegt, besitzen, nicht aber die Nachbarschaften selbst. Eine genossenschaftlich gebildete Hausgruppe würde das gemeinschaftliche Land zwischen den Häusern besitzen, nicht aber die Häuser selbst. Jede dieser Gruppen übernimmt die Verantwortung für jene Muster, die für ihre eigene innere Struktur von Bedeutung sind." ˧

Diese Hierarchie ist eigentlich eine Holarchie, denn im Grunde genommen lebt sie von unten nach oben und nicht von oben nach unten, gegründet auf der Einsicht dass jeder die Welt der anderen mitbaut [2]. ˧

Von dieser Grundlage ist verständlich, warum Alexander sowohl mit der kapitalistischen Dominanz der Privatmacht des Geldes als auch mit der staatssozialistischen Planwirtschaft inkompatibel war und eher als Geheimtip zirkulierte. Ich halte viele seiner Muster direkt für eine politische Programmatik, aber auch die gesellschaftliche Form die er insgesamt vorschlägt. Obwohl es Privateigentum gibt und vor allem auch gemeinschaftliches Eigentum, soll sich auf diesem Boden ein Netz von gesellschaftlichen Beziehungen ergeben, was auch enorme Konsequenzen für die Politik hat: ˧

"Soweit wie möglich sollte die Durchführung locker und freiwillig sein, und auf Gemeinschaftsverantwortung beruhen, nicht auf Vorschriften und Zwang. Nehmen wir z.B. an, daß es auf Stadtebene einen Beschluß gibt, die Industrienutzung in bestimmten Bereichen zu fördern. In dem Prozess, wie wir ihn verstehen, könnte die Stadt diese Politik nicht über die Köpfe der Nachbarschaften hinweg durchsetzen, etwa durch Flächenwidmung, durch Enteignung oder sonstwie. Sie kann sie als wichtig hinstellen, sie kann Geldmittel zu jenen Nachbarschaften lenken, die bereit sind, dieses größere Muster verwirklichen zu helfen. Mit einem Wort, sie kann es verwirklichen, wenn sie lokale Nachbarschaften findet, die sich ihre eigene Zukunft unter diesen Bedingungen vorstellen können und bereit sind, ihre eigene Umwelt im Sinne des örtlichen Beitrags zu verändern. Wenn sie solche Nachbarschaften findet, wird das Muster allmählich entstehen, über Jahre, wie die lokalen Nachbarschaften auf die Anreize reagieren." ˧

Es gibt also in Alexanders Vision einer optimal gestalteten Welt kein Drüberregieren, keine Diktatur von gesetzen und parlamentarischen Mehrheiten, sondern einen konsens-suchenden Prozess, bei dem es auf gute und komplexe Ideen ankommt in dem Sinn, dass auf jedes Bedürfnis zu hören ist und erst in der Annäherung und in der Verhandlung sich gültige Lösungen ergeben. ˧

"Natürlich können einzelne Baurnaßnahmen bereits die Richtung auf diese größeren kommunalen Muster einschlagen, bevor sich die Nachbarschaft, die Gemeinde oder die Regionalversammlung überhaupt gebildet hat. So kann z. B. eine Gruppe von Leuten, die den lauten und gefährlichen Verkehr vor ihren Häusern loswerden wollen, beschließen, den Asphalt aufzureißen und stattdessen eine GRÜNE STRASSE zu bauen. Sie würden ihren Fall der Verkehrsabteilung vorlegen und sich auf die Argumente aus dem Muster und auf eine Analyse des bestehenden Straßenmusters stützen." ˧
"Eine andere Gruppe, die in einer Nachbarschaft, die derzeit für Wohnnutzung gewidmet ist, eine kleine gemeinschaftliche Werkstätte bauen will, kann ihr Vorhaben mit STREUUNG DER ARBEITSSTÄTTEN, ERFÜLLTE ARBEIT usw. begründen, die Widmungsbestimmungen in diesem Punkt ändern und so in Einzelfällen langsam auf die Einführung von Mustern hinarbeiten - innerhalb des geltenden Rahmens von Bauordnung und Flächenwidmung" ˧

Alexander ist sich selbst seines Idealismus bewusst, wenn er am Schluss der Einleitung zum ersten Abschnitt über Regionen, Städte und das Land schreibt, dass er die politischen und ökonomischen Prozesse wie durch individuelle und partikulare Maßnahmen - möglichst ohne einschränkende Planung von oben - ein größeres Ganzes gebildet werden kann nur andeuten kann und einem späteren Buch die Ausführung vorbehalten sein soll. In the "The Battle for the Life and Beauty of the Earth:" [3] von 2012 hat er mit Co-Autoren Hans Joachim Neis und seiner zweiten Frau ‎Maggie Moore Alexander diese Herausforderung in alten Jahren nochmal angenommen. Das Buch trägt den Untertitel "Ein Kampf zweier Systeme" und am Klappentext wird diese Idee einer unsichtbaren fundamentalen Auseinandersetzung expiziert: Es gibt nänlich, Zitat: ˧

"...zwei grundlegend unterschiedliche Arten, unsere Welt zu gestalten. Ein System legt den Schwerpunkt auf Feinheiten, auf Finesse, auf die Struktur der Anpassung, die dafür sorgt, dass jeder kleine Teil in den größeren Kontext passt. Beim anderen System geht es um Effizienz, um Geld, Macht und Kontrolle, wobei der Schwerpunkt auf den groberen Aspekten Größe, Geschwindigkeit und Profit liegt. Dieses zweite „Business-as-usual“-System, argumentiert Alexander, ist nicht in der Lage, eine Umgebung zu schaffen, die die emotionale, ganzheitliche Seite des menschlichen Lebens wirklich unterstützen kann. Um diesem sterilen System entgegenzutreten, stellt das Buch eine neue Architektur vor, die wir – sowohl als weltweite Zivilisation als auch als einzelne Menschen und Kulturen – mithilfe neuer Prozesse schaffen können, die es uns ermöglichen, Orte menschlicher Energie und Schönheit zu errichten." ˧

Ich gestehe ich habe das Buch noch nicht gelesen, habe mich aber der Hilfe einer künstlichen Intelligenz, die offensichtlich Zugriff darauf hat (und mich auch sonst bei Recherche und Schreiben unterstützt) ein paar wesentliche Aussagen herausgefiltert: (näheres siehe /Recherchen und weitereQuellen), die uns die Grundannahmen der Mustersprache besser verstehen lassen. ˧

Wir wissen schon dass es um partizipative Gestaltung und stetige Anpassung geht, um die ganzheitliche Diagnose der gegenwärtigen Situation; die ist aber nur möglich wenn die Planenden quasi eintauchen in die lebendigen Prozesse von Mensch und Natur, in geteilter Verantwortung mit den Betroffenen und gleichzeitig auch mit der Fähigkeit der ganzheitlichen Bilanzierung auch in der Lage sind, das Beziehungsgeflecht in sanften und feinen Interaktionen lebendiger und heilender zu gestalten. ˧

Notwendig dafür sind mehr Selbstorganisation von Gemeinschaften, Offenheit für informelle und spontane Prozesse, kleinräumige, dezentral organisierte und regionale Wirtschaftskreisläufe die die externen Zwänge vermindern, Zurückdrängung von Konsumerismus und übermäßigen Ressourcenverbrauch, die Berücksichtigung der kommenden Generationen. Ein Aspekt davon ist dass es immer auch "Niemandsland" gibt, unberührte Orte und Ressourcen für zukünftige Entwicklungen, Ausweichorte für Neuanfänge und so weiter,. ˧

Es werden zwar keine konkreten politischen oder wirtschaftlichen Modelle mit den sich das alles erreichen ließe. Allerdings lassen sich einige Rahmenbedingungen genannt: Partzipationskultur, Gemeinwohlorientierung, keine Vergötterung von Privateigentum und ökonomischem Gewinnstreben. Und auch wie wir sehen werden ähnlich wie bei Kohr die Abkehr vom großen Nationalstaat. ˧

Ich glaube dass das kein Zufall ist, dass die Bedingungen so etwas zu denken und zu realisieren überhaupt erst jetzt durch die globale Kommunikation und Kooperation herangereift sind, auch wenn sich im Moment alle Mächte der alten Welt gegen diese Möglichkeit verbündet zu haben scheinen und uns gewaltsam vergessen machen, wie die Welt ausschauen könnte...."'' ˧

Nichtsdestoweniger ist Christopher Alexander speziell beim ersten Muster, das er mit seinem internen Klassifikationssystem als besonders wichtig hervorhebt, extrem deutlich geworden. Große politische Einheiten wie Nationalstaaten behindern laut Alexander ganzheitliches Handeln. Wir schaun uns daher gleich einmal dieses Muster "unabhängige Regionen" an, in dem er tatsächlich viele fundamentale politische Aussagen trifft: ˧

21.000 zeichen, Minute 28m30,52s Rest 17801 ˧

Muster "unabhängige Region"    

Der erklärungsbedürftige Satz mit dem das Muster beschrieben wird lautet: ˧

"Die urbanisierten Regionen. werden erst ins Gleichgewicht kommen, wenn jede so klein und autonom ist, daß sie eine eigenständige Kultursphäre sein kann." ˧

Mit dieser Aussage kritisiert Christopher Alexander die Größe und Anonymität der heutiger urbanisierten Regionen, deren hemmungsloses Wachstum und die Konkurrenz untereinander - und stellt ihnen sein Ideal von kleinen, überschaubaren und autonomen Einheiten gegenüber, die selber stark genug sind, den Nationalstaat überflüssig zu machen. ˧

Er bringt dafür vier Hauptargumente: ˧

Das erste Element ist die für die Möglichkeit demokratischer Partizipation unabdingbare Möglichkeit von Kommunikation und Information: ˧

"In einer Bevölkerung von N Personen braucht man Person-zu-Person-Beziehungen in einer Größenordnung von N² , um Kommunikationskanäle offen zuhalten. Naturgemäß werden, wenn N eine gewisse Grenze überschreitet, die für Demokratie, Gerechtigkeit und Information nötigen Kommunikationskanäle zu verstopft und zu verwickelt; die Bürokratie erdrückt die menschlichen Beziehungen". ˧

"Außerdem nimmt natürlich mit dem Wachstum von N auch die Zahl der hierarchischen Ebenen innerhalb der Verwaltung zu. In kleinen Ländern wie Dänemark gibt es so wenig Ebenen, daß jeder private Bürger etwa Zugang zum Unterrichtsminister haben kann. In größeren Ländern wie England oder den Vereinigten Staaten ist diese Art direkten Zutritts praktisch unmöglich." ˧

Und in großen Ballungsräumen können sich die Menschen auch nicht mehr als handlungsfähige Gemeinschaft erleben. Große Nationalstaaten können in ihrem Verwaltungshandeln nicht wirklich auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren. Es entsteht Entfremdung und Isolation, eine verwaltete und erstickte Welt. Kleinere Einheiten hingegen können flexibel und angemessen auf lokale Bedürfnisse eingehen und ihre eigenen Lösungen entwickeln. Sie ermöglichen direkte demokratische Teilhabe und Mitgestaltung. ˧

2. Umgekehrt bedarf es irgendeiner Form von regionaler Identität und kritischen Masse, um globale Legitimation zu erlangen und tatsächlich den Nationalstaat zugunsten einer Weltföderation, überwinden zu können. Alexander setzt diese Masse irgendwo zwischen 2 und 10 Millionen Menschen an und meint dass nur so ein zweistufiger Prozess, in dem jede Region auch direkt in einer Art Weltparlament vertreten ist, erreicht werden kann.Ich halte diesen Punkt für den, der vielleicht am meisten in Spannung geht mit der Vision der Globalen Dörfer und die Frage nach alternativen Lösungen im Zeitalter der globalen Kommunikation provoziert. Wir werden das in einer späteren Sendung, wenn wir die Ideen von Balaji Shrinivasan und anderer zur Kraft von Netzwerken diskutieren, wieder aufgreifen. ˧

3. Bei der Festlegung von Regionsgrenzen kommt es sehr auf tatsächliche Gemeinsamkeiten an: "Die willkürlichen Konturen von Ländern und Staaten, die sehr oft die natürlichen regionalen Grenzen durchschneiden, machen es den Menschen fast unmöglich, regionale Probleme direkt und menschlich wirksam zu lösen." Hier hat der Begriff der Bioregion seinen Platz. Die Region sollte durch klare räumliche Grenzen definiert sein, wie Täler, Flussläufe oder Gebirgszüge. Diese Region sollte einen eigenen Charakter haben und wirtschaftlich weitgehend autark funktionieren. Wenn Regionen alle Bedürfnisse des täglichen Lebens selbst abdecken können, fördert das die Identifikation und das Engagement der Bewohner"''. Und Alexander meint: Jede Region sollte ein Zentrum als identitätsstiftenden Ort - also eine Stadt - haben, an dem das öffentliche Leben stattfindet. Auch hier ist die Frage wie weit die Medien der Kommunikation die räumliche Verteilung beeinflussen können, die ja gleich in den nächsten Mustern aufgegriffen werden wird. ˧

4. Das vierte Argument für unabhängige Regionen ist sehr spannend: Erst in einer überschaubaren Größe mit eigener Autonomie kann sich eine lebendige "Kultursphäre" als Lebensraum entfalten. "Wenn die Macht der bestehenden großen Nationen nicht weitgehend dezentralisiert wird, (werden) die schönen und differenzierten Sprachen, Kulturen, Bräuche und Lebensformen der Bewohner dieser Erde, die für die Gesundheit des Planeten lebenswichtig sind, verschwinden. Kurz, wir glauben, daß unabhängige Regionen die natürlichen Nährböden für Sprache, Kultur, Brauchtum, Wirtschaft und Recht sind und daß jede Region gesondert und unabhängig genug sein sollte, die Kraft und die Vitalität ihrer Kultur zu bewahren...." ˧

Es ist sehr interessant dass Alexander dieses Argument später, auf viel kleinerer Stufenleiter, wiederholen wird, wenn er gegen die heterogene Stadt einerseits und die ghettoisierte Stadt andererseits die Stadt als Mosaik von Subkulturen einfordert. ˧

"Die Großstadt muß aus einer großen Zahl verschiedener Subkulturen bestehen, jede von ihnen stark artikuliert, mit ihren eigenen scharf umrissenen Werten und scharf von den anderen unterschieden. Obwohl aber diese Subkulturen deutlich, unterschieden und getrennt sein sollen, dürfen sie doch nicht abgeschlossen sein; sie müssen untereinander leicht zugänglich sein, sodaß eine Person durchaus von einer zur anderen ziehen und sich einrichten kann, wo es ihr am besten paßt.
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Eine Person wird nur dann ihr eigenes Ich finden und dadurch einen starken Charakter entwickeln können, wenn ihren Eigenarten von den umgebenden Menschen und Werten Rückhalt geboten wird.
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Um ihr eigenes Ich zu finden, muß sie auch in einem Milieu leben, wo die Möglichkeit vieler verschiedener Wertsysteme ausdrücklich anerkannt und respektiert wird. Genauer gesagt, sie braucht eine breite Vielfalt an Wahlmöglichkeiten, sodaß sie sich nicht über die Natur der eigenen Person täuscht, erkennt, qaß es viele Arten von Leuten gibt, und die findet, deren Werte und Überzeugungen den ihren am nächsten kommt." ˧

Diese Motive stehen auch bei der Idee Pate, dass Globale Dörfer Kulturräume sind, und dass es unabdingbar ist, dass all diese Kulturen auf dem Globus zumindest das eine gemeinsam haben sollten: dass kein Individuum einer Kultur gehört, so stark es in ihr auch Rückhalt und Sicherheit findet. Deswegen ist ja ein wichtiger Bestandteil der Vision der Globalen Dörfer, dass junge Menschen in allen Kulturen spätestens als Übergangsritus ins Erwachsensein auf Selbstfindungsreise gehen aber nicht um dann reumütig ins eigene Nest und zu den eigenen Traditionen zurückzukehren, sondern weil sie so in volle Resonanz mit anderen Kulturen gehen können und auf diese Weise ihren Platz - vielleicht auch nur vorläufigen - auf diesem Planeten finden. Eines von vielen Werkzeugen gegen die geistige Enge ländlicher Räume. ˧

Ebenso wichtig sind Alexanders bzw. Frank Hendricks, der dieses Muster beigesteuiert hat, Argumente, dass selbst in der Großstadt Kulturräume vonenander abgeschieden sein sollten und ihren räumlichen Ausdruck brauchen: ˧

Jemand, der nicht räumlich denkt; könnte leicht einwenden, daß diese Subkulturen im selben Raum koexistieren könnten und müßten, da ja die wesentlichen Beziehungen, aus denen Kulturen entstehen, die Beziehungen zwischen Menschen sind." ˧

"Menschen aus verschiedenen Subkulturen erwarten ohne Zweifel tatsächlich verschiedene Dinge von ihrer Umwelt. ...Menschen verschiedener Altersgruppen, verschiedener Interessen, verschiedener Einstellung- zur Familie" und so weiter "brauchen verschiedene Arten von Häusern, verschiedene Arten von Freiräumen außerhalb ihrer Häuser und vor allem brauchen sie verschiedene Arten von Gemeinschaftseinrichtungen." ˧

"Aber Subkulturen müssen nicht nur räumlich konzentriert sein, um konzentriertes Leben zu erlauben. Sie müssen auch deshalb konzentriert sein, damit eine Subkultur die andere nicht verwässert: Sie müssen also nicht nur - in sich betrachtet - stark sein, sondern auch voneinander physisch getrennt. ..." ˧

Und das gilt eben mutatis mutandis auch für die Regionen als Kulturräume. Es wäre extrem spannend die beiden Muster einander gegenüberzustellen und herauszufinden, wie die kulturelle Qualität einer Region mit der Diversität der in ihr vorhandenen kleinräuigen Subkulturen zunehmen kann. Und wie das ganze mit Landschaft und Natur zusammenhängt. ˧

(Musik "Circle of Life by Audiorezout) ˧

Stadt und Land    

In Muster 2, "Verteilung der Städte", heißt es: ˧

"Liegt der Bevölkerungsschwerpunkt einer Region zu sehr bei den kleinen Dörfern, kann sich die moderne Zivilisation nie durchsetzen; liegt aber der Schwerpunkt zu sehr bei den großen Städten, wird die Erde zugrunde gehen, weil die Bevölkerung nicht dort ist, wo sie sein müßtet um sie zu pflegen." ˧

Auch wenn hier wiederum der Faktor Kommunikation, Verdichtung, In Situ Urbanität und virtuelle Mobilität dem wir in dieser Sendereihe schon öfters nachgegangen sind, aus dem Geist der Zeit verständlich nicht den Platz hat den wir ihm geben, ist doch der deutliche Zusammenhang von Mensch und Natur artikuliert. Alexander spricht sich gegen die Landflucht aus und plädiert für eine gleichmäßige Verteilung der Bevölkerung, auch wenn es zentrale Orte gibt: zum einen wegen der ökonomischen Gerechtigkeit; ˧

"Die Stadt wird reicher, die entlegenen Gebiete immer ärmer. Am Ende könnte die Region den höchsten Lebensstandard der Welt in ihrem Zentrum haben; in einigen Kilometern Entfernung hingegen, an ihrer Peripherie, könnten die Menschen hungern. Dies kann nur durch eine Politik verhindert werden, die eine gleichmäßige Verteilung der Mittel und der wirtschaftlichen Entwicklung in der ganzen Region gewährleistet" ˧

zum anderen wegen der ökologischen Folgen: Es steigen nicht nur die pro Kopf Kosten für Infrastruktur mit der Stadtgröße überproportional, sondern auch der ökologische Fußabdruck. Dezentralisierung hingegen entlastet die Ökosysteme. ˧

" Eine räumlich sehr dicht konzentrierte Bevölkerung legt dem gesamten Ökosystem der Region eine gewaltige Last auf. Indem die großen Städte wachsen, belastet die Wanderungsbewegung diese Gebiete durch Luftverschmutzung, Verkehrsstau, Wasserknappheit, Wohnungsnot und Wohndichten, die über das menlschlich Tragbare hinausgehen. In manchen Großstadtzentren ist die Ökologie dem Zusammenbruch gefährlich nahe. Im Gegensatz dazu verringert eine gleichmäßig über die Region verteilte Bevölkerung ihren Druck auf die Ökologie der Umwelt und entdeckt, daß sie sich selbst und das Land vernünftiger versorgen kann, mit weniger Vergeudung und mehr Humanität." ˧

Im dritten Muster "Stadt-Land-Finger" trägt er dem weit artikulierten Bedürfnis auch von Städtern der Nähe zur Natur insofern Rechnung, als er die Berührungsflächen maximieren will: ˧

"Wenn wir die richtige Verknüpfung zwischen Stadt und Land wiederherstellen oder aufrechterhalten und dabei die Dichte der städtischen Beziehungen beibehalten wollen, muß sich das Stadtgebiet fingerförmig in langen Schlangenlinien in das Ackerland ausdehnen, Nicht nur die Stadt, sondern auch das angrenzende Ackerland haben dann die Form schlanker Finger." ˧

"Die Herbeiführung dieses Musters erfordert eine neue Politik in dreierlei Hinsicht: Was das Ackerland betrifft, muß die Politik das Wiederentstehen kleiner Höfe fördern, solcher, die in die 1,5 km-Landstreifen passen. Zweitens muß die Politik die Tendenz der Städte zum Ausbreiten in alle Richtungen eindämmen. Und drittens muß das Land wirklich öffentlich sein, sodaß die Menschen auch an jene Teile des Landes herankönnen, die privat bewirtschaftet werden. Man stelle sich vor, wie dieses eine Muster das städtische Leben verändern würde. Jeder Städter könnte aufs Land; das offene Land wäre maximal eine halbe "Fahrradstunde vorn Stadtkern entfernt." ˧

Wie sehr widersprechen diese Leitlinien dem was sich gegenwärtig in Wien oder Graz abspielt, wo jedes freie Stück Grün der Grundstücksspekulation zum Opfer fällt und die Städte wachsen wie verrückt; und wo ist die verantwortliche Politik die erkennt dass Permakulturhöfe oder Gartenzonen mit öffentlich zugänglichem Charakter essentielle Merkmale städtischer Qualität wären?" ˧

Wie nicht schwer vermittelbar, geht die Idee der Globalen Dörfer einfach einen Schritt weiter und zerlegt die Stadt in Mikrokerne, die mitten im Naturraum blühen und gedeihen und miteinander virtuell verbunden sind. So ließe sich die Nähe aller Menschen zur Natur maximieren. Orte wie die Seestadt Aspern geben uns einen Eindruck von dem was da möglich wäre, ganze Perlenschnüre von Exourbanen lebendigen Kulturräumen könnten entstehen, wenn das ganze nicht selber ein Werk der Immobilienspekulation und zentraler Planung wäre, sondern ein Werk der Menschen. Muster 6 "Kleinstädte" fasst das schön zusammen: ˧

" fördere das Wachstum neuer, selbständiger Städte mit 500 bis 10.000 Einwohnern, rundum von freiem Land umgeben und mindestens 15 km von den nächsten Städten entfernt. Mach es zu einer Angelegenheit der ganzen Region, jeder Stadt die notwendigen Mittel für eine ortsansässige Industrie zu geben, sodaß diese Gemeinden nicht Schlafstädte für anderswo arbeitende Menschen, sondern wirkliche Städte werden - in denen ein Leben als Ganzes möglich ist." ˧

Der Stadtoberfläche widmet sich auch das Muster 4 Landwirtschaftstäler, das eine spannende Form der Anpassung städtischer Zonen an landschaftliche Gegebenheiten nahelegt: das Bauen auf den Hügeln und Erhebungen; das Muster 7 enthält noch einmal sehr grundsätzliche Überlegungen zum Land, die ich auch beipflichtend zitieren möchte: ˧

"Parks sind tot und künstlich. Landwirtschaften, die als Privateigentum behandelt werden, berauben die Menschen ihres natürlichen biologischen Erbes - des Landes, von dem sie herkommen...In Norwegen, England und Österreich gilt es als selbstverständlich, daß die Leute auf Wiesen ,und Weiden picknicken, spazieren'gehen und spielen dürfen - solange sie Tiere und Ernte schützen., Aber auch umgekehrt - es gibt keine Wildnis, die sich selbst überlassen wird -, sogar die Berghänge werden terrassiert, gemäht, abgeweidet und gepflegt." ˧

"Wir können diese Gedanken zusammenfassen, indem wir sagen, daß es nur eine Art nicht-städtischen Bodens gibt - das Land. Es gibt keine Parks, keine Farmen, keine unerforschte Wildnis. Jedes Stück Land hat Hüter, die das Recht haben, es zu nutzen, wenn es behaubar ist, oder die Verpflichtung, es zu pflegen, wenn es wild ist. Und jedes Stück Land ist im allgemeinen für die Menschen offen, solange sie die organischen Prozesse, die dort vor sich gehen, respektieren." ˧

In diesem Sinn zitiert er den Philosophen Aldo Leopold: ˧

"Alle bisher entwickelte Ethik beruht auf einer einzigen Prämisse, daß das Individuum Mitglied einer Gemeinschaft voneinander abhängiger Teile ist. Seine Instinkte veranlassen es zum Kampf um seinen Platz in dieser Gemeinschaft, aber seine Ethik veranlasst es auch zur Kooperation... ˧
Die Ethik des Landes erweitert einfach die Grenzen der Gemeinschaft, um auch den Boden, das Wasser, die Pflanzen, die Tiere, insgesamt gesprochen: das Land einzubeziehen ..." ˧

und schließt daran eine wunderbare Polemik an: ˧

"Im Rahmen einer solchen Ethik sind als "Stück Natur" für Erholungszwecke aufgefaßte Parks und Campingplätze, die keinen Bezug zum eigentlichen Wert des Landes selbst haben, tot und unmoralisch. Dasselbe gilt für Landwirtschaften, deren Fläche als "Eigentum" der Bauern aufgefaßt wird. Wenn wir das Land weiterhin als Vergnügungsgebiet und als Profitquelle behandeln, werden unsere Parks und Ausflugsziele immer künstlicher, immer mehr Kunststoff, immer mehr Disneyland werden. Und unsere Landwirtschaften werden immer mehr wie Fabriken werden. Die Boden-Ethik ersetzt die Idee öffentlicher Parks und öffentlicher Ausflugsplätze durch einen ganzheitlichen Begriff von Land." ˧

"Die Wohnwälder in Japan liefern ein .. Beispiel. Ein Dorf entsteht entlang des Waldrands; die Dorfbewohner hüten den Wald. Diesen richtig zu lichten ist eine ihrer Aufgaben. Der Wald steht jedem, der kommen und teilhaben will, zur Verfügung." ˧

"Jedes Haus ist von einem Baumgürtel umgeben; die Arten der Bäume sind einander ähnlich, so daß der Eindruck eines einzigen großes Waldes entsteht. Die wichtigsten Bäume sind so angeordnet, daß sie einen Schutzgürtel bilden. Außerdem sind diese kleinen Wälder eine Heimstatt für Vögel, sie halten die Feuchtigkeit, sie liefern Brenn~ und Bauholz, das behutsam geschlägert wird, und sind ein Mittel zur Klimaregelung, da die Temperatur im Innern des Wohnwalds im Sommer kühler und im Winter wärmer ist. Es sollte noch bemerkt werden, daß diese vor mehr als dreihundert Jahren angelegten Wohnwälder immer noch funktionieren, was der sorgfältigen, selektiven Schlägerung und Aufforstung durch die Bewohner zuzuschreiben ist." (John Creech, "Japan - Like a National Park", Yearbook of Agriculture 1963,) ˧

Ja. Ich denke es ist verständlich warum ich trotz allem von einer engen Verwandtschaft gesprochen habe. ˧

Ich bin wieder einam am Ende meiner Sendezeit angelangt, aber ich hoffe ich hab Euch Lust gemacht in dieses wunderbare Buch hineinzuschmökern, das wie ein Hypertext aufgabaut ist, aus dem sich eine ganze Welt symbiotischer beziehungen entfaltet. Es wird immer detaillierter, immer präziser, immer bunter. Heilende, heilsame, lebendige Orte und viel Praxiswissen für unseren Lebensraum werdet Ihr finden. Aber es ist wichtig einmal den Anfang, die Intention und die Prämissen verstanden zu haben. In diesem Sinn könnte es ja auch irgendwann weitergehen. Ihr alle könnt das Buch nach so vielen Jahren der exorbitanten Buchpreismauer endlich online lesen. Die Adresse ist: ˧

https://einemustersprache.de ˧

und mir bleibt nur noch, Euch einen schönen Restsommer zu wünschen. ˧

Musikauswahl    

Sunday Lights by Blue Dot Sessions Sunday Lights by Blue Dot Sessions is licensed under a Attribution-NonCommercial? License. http://freemusicarchive.org/music/Blue_Dot_Sessions/Onesuch_Village/Sunday_Lights ˧

Sunrise by StudioKolomna? Pixabay License https://pixabay.com/sound-effects/search/cinematic/ Pixabay PD License ˧

Circle of Life by Audiorezout https://freemusicarchive.org/music/audiorezout/elixir-of-life-epic-inspiring-dramatic-uplifting-emotional-cinematic-heroic-adventure-nature-landscape-travel-music/circle-of-life-epic-inspiring-dramatic-uplifting-emotional-cinematic-heroic-adventure-nature-landscape-travel-music/ Attribution-NonCommercial?-ShareAlike? 4.0 International License. ˧

space-line by pixabay https://pixabay.com/sound-effects/space-line-27593/ is licensed under a Pixabay Free Content License (CC0) ˧

lucadialessandro Sweet Transition https://pixabay.com/sound-effects/sweet-transition-153787/ is licensed under a Pixabay Free Content License (CC0) ˧

Acoustic Guitar Logo by Muzaproduction https://pixabay.com/sound-effects/acoustic-guitar-logo-13084/ is licensed under a Pixabay Free Content License (CC0) ˧

A Hope for Tomorrow by MusicLFiles? https://pixabay.com/music/upbeat-a-hope-for-tomorrow-123143/ is licensed under a Pixabay Free Content License (CC0) ˧





[1] Eine Mustersprache, p.3

[2] „Niemand baut für sich alleine, jeder baut die Welt der Anderen mit!“ –. ein Zitat von Prof. DI Franz Fehringer (geb. 1928)

[3] https://books.google.at/books/about/The_Battle_for_the_Life_and_Beauty_of_th.html?id=34HybtJEZwQC&redir_esc=y