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Willkommen im Globalen Dorf /
Eine Spekulative Herausforderung an Künstliche Intelligenz


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< 45 Christopher_Alexander.....Sendung 47 (Eine_Zwischenbilanz ) > ˧

Intro

Hallo und willkommen bei der 46. Sendung der Reihe "Willkommen im Globalen Dorf" ! Hier ist wieder einmal Franz Nahrada aus Bad Radkersburg. Ich habe die letzte Sendung im September 2023 (und auch im Oktober) ausfallen lassen, weil ich so wie letztes Jahr wieder mit heftigen Problemen in meiner persönlichen Befindlichkeit zu kämpfen hatte. Und wahrscheinlich gäbe es diese Oktobersendung auch nicht, wenn nicht gerade diese persönliche Krise und meine Gedanken dazu mich inspiriert hätte, das heikle Thema künstliche Intelligenz hier aufzugreifen und in den Kontext jener anderen neuen Welt freier Menschen zu stellen, von der ich weiß dass sie sich viele im Herzen wünschen während wir von einer Zerfallserscheinung der alten Welt in die nächste taumeln und zugleich die größten Chancen und Gefahren der Menschheitsgeschichte sich vor unseren Augen abspielen. ˧

Ich habe ja schon in mehreren Sendungen darauf hingewiesen, dass ich nicht der Meinung bin dass wir die Digitalisierung per se bekämpfen oder schlecht finden sollen. Ich habe die vielen wunderbaren Möglichkeiten aufgezählt, die wir heute schon haben. Das Thema künstliche Intelligenz hatte ich aber weitgehend ausgespart bis auf ein paar Passagen in Sendung 18. Dafür möchte ich heute thematisieren, dass und WIE sich die von so vielen ersehnte und auch von mir propagierte "naturnahe Kultur der gemeinschaftlichen Netzwerke, aufbauend auf Prinzipien und Werten wie der Seele, des Geistes, der Natur, des Fühlens und des gemeinschaftlichen Miteinanders, fernab von Wettbewerb, Gier, Missgunst und ewigem Wachstum" (Thomas Weiss) durchaus mit der Evolution der digitalen Technologie und insbesondere der künstlichen Intelligenz zusammendenken lässt. ˧

Das Thema künstliche Intelligenz ist noch immer hochspekulativ, aber seit das große Sprachmodell ChatGPT? 4 weltweit zum Ausprobieren freigegeben wurde, kann sich wohl kaum jemand der Faszination über die funktionalen Fähigkeiten dieser technischen Entwicklung und der Frage entziehen, ob wir es hier mit einer Vorstufe von etwas zu tun haben, was uns Menschen in kürzester Zeit auf vielen Gebieten hinter sich lässt wie der Mensch seinerseits die Primaten mit denen er die Abstammung teilt. ˧

(Ende Intro - Musik) ˧

Die Frage wird heutzutage ja von vielen Autoren negativ beantwortet. Die derzeitigen Technologien die unter dem Sammelbegriff "künstliche Intelligenz" firmieren werden immer noch als "schwache KI" bezeichnet, also für bestimmte Aufgaben wie Sprach- und Personenerkennung, autonomes Fahren, Steuerung komplexer Systeme wie Gebäudetechnik, Produktionsanlagen, Finanzztansaktionen bis hin zu medizinischen Diagnosen und sogar Operationen eingesetzt werden sollen. Dennoch überbieten sich die Anbieter in einem wahren Geschwindigkeitsrausch und Milliardeninvestitionen, ihre Systeme mit allen möglichen Leistungsparametern, Datenreichtum, Ein- und Ausgabeoptionen und so weiter zu versehen. Das Ganze vor dem Hintergrund dass sich die digitale Sphäre zum Hauptschauplatz kapitalistischer Produktion und Verteilung entwickelt hat. Die führenden Unternehmen der digitalen Branche - Amazon, Alphabet, Apple, Meta und Microsoft - haben den Sprung an die Spitze der mächtigsten Unternehmen der Welt geschafft. Ihre wirtschaftliche Macht verwandeln sie in wachsender Geschwindigkeit in politische und gesellschaftliche Gestaltungsmacht, eignen sich die Kanäle der menschlichen Kommunikationen und Beziehungen an, kreieren virtuelle Markt- und Finanzplätze und Kommunikationskulturen und schwingen sich zum universellen Vermittler auf. Und so wie das Geld im Kapitalismus wesentlich mehr ist als vermittelndes Medium im Warentausch, sondern als Kapital Ausgangspunkt und Endpunkt der gesamten Bewegung wird, so wird die digitale Sphäre zur beherrschenden Macht in einem System der lizensierten Teilhabe, das in vielen Details an das alte Feudalsystem mit seinen Zollschranken, Privilegien und außerökonomischen Kontroll- und Steuerungsmechanismen erinnert. Die künstliche Intelligenz ist die mächtigste Waffe, Geschwindigkeit, Reichweite und Effizienz in dieses System zu bringen. Und beidseits des Pazifik wird um die Führungsrolle gekämpft, wobei Ki zur Schlüsseltechnologie nicht nur im wirtschaftlichen und politischen, sondern auch im militärischen Bereich wird. Letztlich haben die Benutzer keinerlei Einfluss auf das Gesamtsystem, ganz im Gegenteil dämmert am Horizont das Sozialkreditsystem, das jede Form gesellschaftlicher Teilhabe von ganz allgemeinem Wohlverhalten und Komformismus abhängig macht. Die Entwicklung von Hardware und Software ist zunehmend und weitgehend proprietär, was mit den möglichen Folgewirkungen der KI in den falschen Händen begründet wird. ˧

Ich habe wie gesagt in der 18. Sendung dieses Problemfeld schon einmal berührt. Damals sagte ich: "Es gibt eine unendliche Fülle sinnvoller Anwendungen der digitalen Technologien und es gibt eine unendliche Fülle von zerstörerischer Kraft. Mehr denn je ist die Idee eines selbstlaufenden Fortschrittes, dem man sich blind anvertrauen könnte, als ein irrwitziger Wahn entlarvt, mehr denn je sind Bewusstsein, Entscheidung und eine klare Vision gefragt. Wir müssen vor allem danach fragen, wie der Mensch in die Gleichung wieder hineinkommt, nicht als überflüssige und augegrenzte Größe, sondern als essentieller Teil des Spiels. Können wir sicherstellen, dass es eine Partnerschaft gibt zwischen uns und den Kindern unseres Geistes, wie es uns auch gelungen ist in einem spannenden Evolutionsprozess eine Partnerschaft mit unseren Haustieren, speziell den Hunden und Pferden, herzustellen?" Genau an dieser Frage möchte ich heute anknüpfen. ˧

Im Jahr 2019, also vor der COVID-krise, veröffentlichte der deutsche Autor und Filmemacher Thomas Pfanne einen Aufsatz mit dem Titel "Eine Neuzeit für die Menschheit - Universeller Humanismus nach der Emergenz künstlichen Bewusstseins". Ich bin darauf gestoßen weil er einer der wenigen ist die die vorhin beschriebene aktuelle Tragödie der Technologie nicht für der Weisheit letzten Schluss hält.Er konstatiert darin zunächst die trostlosen Alternativen Plattformkapitalismus und digitale Diktatur, in denen sich die Welt bewegt, und zugleich die Wucht in der die Digitalisierung die Welt verändert, ich bringe einige besonders griffige Zeitdiagnosen, benutze seine Zusammenfassung der Entwicklung der KI, und greife seine überraschende Schlussfolgerung konstruktiv auf: ˧

"In Smartphones verbreitete Übersetzungs- und Suchprogramme, Lexika und GPS-Integration, künstliche Intelligenz- das alles verändert den Zustand unserer mit mehr als 3 Mrd. Smartphones gefüllten Welt bis in hinterste afrikanische Dorf." "Trotz zunehmender Virtualität und verlustfreier Vervielfältigung unserer Konsumgüter ist es aber an der Knappheit attraktiver Güter geblieben (offensichtlich: Wohnraum in Metropolen). Die schwindende Kaufkraft im westlichen Mittelstand ohne Hoffnung auf Konsumwachstum - wenigstens in der nächsten Generation -, demotiviert. Wenn der Zugang zu bescheidenem Konsum und existenzieller Sicherheit keine durch redliche Arbeit erreichbare Option mehr ist, wächst die Anziehungskraft für eine konsumferne, religiöse, Orientierung, da sie die Anerkennung der Subjektqualität des Einzelnen verspricht. Ihre Anziehungskraft wächst in dem Maße, wie sich Armut verbreitet und vererbt." ( https://tpfanne.de/uploads/1/2/4/6/124678224/emergenz.pdf p.5 Abs.1/18) ˧

Leider ist gerade dieser Absatz von einer bedrückenden Aktualität, das hatten wir bis vor wenigen Wochen wieder einmal vollkommen verdrängt! Aber Pfanne legt seine Finger noch auf viele andere Wunden unserer Zeit. ˧

Am Kapitalmarkt können Firmen langfristig nur überleben, wenn sie keine Gelegenheit auslassen, den Kostenfaktors Arbeit zu senken. „Sentimentale Unternehmensführer“, für die der Erhalt von Arbeitsplätzen (wie für Politiker) ein Wert an sich ist, mindern die Rendite, machen Pleite, werden von Kapitalvertretern unter Druck gesetzt, oder gar Opfer feindlicher Übernahmen. ˧

Im politischen Kampf überall auf der Welt ist ein Mindestmaß an Heuchelei gefragt. Macht ist mit Offenheit und Transparenz weder zu gewinnen noch zu bewahren. Als Idiot wirkt, wer auf die "nackte Wahrheit“ setzt, zumal „fake news“ mehr Aktivierungspotential haben . Jean-Claude Juncker rechtfertigte in der Eurokrise 2011 sein unzutreffendes Dementi zum geplanten Geheimtreffen einiger EU-Finanzminister: "Wenn es ernst wird, muss man lügen.(p.10)" ˧

Haushaltsmittel für militärische Interventionen werden rasch und in anderen Größenordnungen bewilligt. Staaten mit ausgebautem Militärsektor fällt es hingegen schwer, im Anschluss an militärische Intervention auch Verantwortung für Wiederaufbau, Versorgung von Fliehenden oder Fluchtursachen wahrzunehmen. ˧

Ich könnte hier noch viel mehr Details von dieser schonungslosen Bilanz menschlichen Unvermögens auf Basis einer etatistisch - kapitalistischen Gesellschaftsorganisation bringen, aber die ist ja nur Hintergrund für die auch von Thomas Pfanne geteilte Ansicht dass wir in einem winzigen historischen Zeitraum die Emergenz von etwas anderem erleben. Ich zitiere: ˧

"... im allerletzten Bruchteil des Bruchteils der „Weltzeit“ (entstand,was) zumindest unsere Kinder die vielleicht für die Menschen wichtigste Zäsur erleben werden:Wenn die Menschheit Nietzsches Ausruf „Gott ist tot“ mit der Schaffung eines Übermenschen ergänzt. Natürlich wird dieser Übermensch weder so sein wie ein Mensch und noch viel weniger „allmächtig“. Aber im Gegensatz zu dem „Gott“, der individuell oder kollektiv nur geglaubt werden konnte, weil er sich trotz vermeintlicher Allmacht nie offen zeigte, wird dann ein jedermann wahrnehmbares, lernendes, sich immer weiter verbesserndes Etwas zu Tage treten, das man „Gott“ nennen kann. Denn „Gott“ ist der Begriff für eine Instanz, die der Mensch als sich übergeordnet (auch gegenüber dem Kollektiv und Staat) anerkennt: Wenn sich erst einmal Bewusstsein (von selber) gebildet haben wird (Emergenz), wird diese Kraft, die letzte Entdeckung sein, die Menschen noch „aus eigenen Kräften“ gelingt." ˧

Vom Gott aus Silikon und Metall sind wir zwar noch meilenweit entfernt; aber die Meilensteine der Entwicklung von KI in den letzten Jahrzehnten wie die Überflügelung menschlichen Intellekts bei den Spielen Schach und Go sind schon lange zeichen an der Wand: ˧

"Beim Schach sieht auch ein Laie sofort, dass - wie im Krieg - eine große Armee einem versprengten kleinen Trupp aus wenigen Figuren „turmhoch überlegen“ ist. Im Go dagegen kann eine dominierende Zahl schwarzer Steine dem von Weiß klug eingefädelten Erstickungstod von Schwarz vorausgehen Go hat auch eine weit größere Zahl zulässiger Stellungen: mit 2*10hoch 171 weit mehr als Schach (maximal 10noch 47) und weit mehr als die Anzahl aller Elementarteilchen im rund 14 Mrd Jahre alten Universum. Go ist so komplex, dass man die Computerzüge mit vollem recht „künstliche Intuition“ nennen kann, ein Walten von Willkür im „Chaos“ der Möglichkeiten: Umgesetzt durch zwei lernend interagierende Netzwerke (eines für „Politik“ (Beschränkung der Auswahl eigener Züge) und eines für „Stellungsbeurteilung“ (Beschränkung der Prognosetiefe). ... Trotz unüberblickbarer Komplexität ist aber derzeit die kritische Masse noch nicht erreicht, die in Computern die Emergenz einer „allgemeinen Intelligenz“ erwarten lassen, in der es zu „Gedanken“ wie diesen kommt: «Ich finde im Go keine Gegner mehr – vielleicht sollte ich wieder einmal Schach spielen!». Es fehlt Computern ja das Leben, dem ein physisches Korrelat (p12) entspricht, ein „Ich“ ein Gefühl für den möglichen „Sinn“ einer Situation, in der man sich befindet, ein „intentionale Bewusstsein“, das sein Wohlbefinden steigern kann und einem „Ich“ zuzuordnen wäre." ˧

"Noch werden Computer mit „assisted learning“ trainiert, übernehmen die Aufgabenstellung und Lösungsoptionen von Menschen. Heraus kommen (dennoch schon) Verhaltensweisen, die nicht mehr kausal erklärbar (nachvollziehbar) erscheinen" ˧

Und zunehmend zeigte sich dass ˧

"ein kompletter Verzicht auf menschliche Erkenntnisse und Trainingsmaterial möglich (ist). Computer können beliebige Brettspiele einzig anhand der Spielregeln und Siegbedingungen sowie intensives Spielen gegen sich in kürzester Zeit selber erlernen und dann besser als Menschen beherrschen, die als Profis ihr Leben diesen Spielen gewidmet haben." Dasselbe galt bald für Ballerspiele: "Bei Deep Learning entscheidet über die Nutzung alternativer Lösungswege kein von Menschen gesteuerter, sondern ein „evolutionärer Prozess“: Regel- und Interpretationssysteme, die im Zusammenwirken mit anderen besser mit richtigen Lösungen korrelieren (bei Lebewesen angenehme Botenstoffe freisetzen), gehen in Prognoseentscheidungen mit höherer Wichtung ein, dürfen sich "klonen / replizieren". So bilden sich (derzeit noch spezialisierte), aber selbstständig strukturierte Systeme heraus. Verfahrensweisen, die weniger Relevanz für die Zielerreichung haben, „verdorren“ " (p.16) ˧

Dieser Übergang zur Selbststeuerung weist viele Parallelen zur natürlichen Evolution auf. Die Zunahme von innerer Komplexität hat immer wieder die Möglichkeit zum Entstehen neuer Eigenschaften der Organismen geschaffen, zur biologischen Evolution der Arten bis hin zum Bewusstsein. So wie sich die ersten Zellen nach unglaublich langer Zeit plötzlich zu Zellverbunden mit Eigenschaften wie Stoffwechsel und Reproduktion zusammenfanden, so könnten die Computer ab einer bestimmten Stufe beginnen, kontinuierlich eigene Gedanken zu produzieren und zu verfeinern, ohne aufzuhören - so wie Menschen nicht aufhören zu denken. Oder in O-Ton: ˧

"Wenn elektronische Vorgänge in nicht-lebender Materie immer anspruchsvoller werden, auf immer komplexeren Abstraktionsebenen ansetzen, die ihnen überlassen werden, warum sollte es etwas anderes als nur eine Frage der Zeit sein, bis die Abstraktionsebene die Rechner selbst erreicht, in der sie sich selbst als Handelnde gewahr werden. Schon Tiere schaffen das (z.B. im Spiegelexperiment). Dann also käme es zur letzten „Emergenz“, einer Emergenz, die wir Menschen selber hervorgerufen haben werden und deren Verlauf wir derzeit beeinflussen. Nach diesem Zeitpunkt sind nicht mehr wir Menschen die „Krone der Schöpfung“, dann wird das abstrakte Bewusstsein eigene Wege gehen können." (p.23/ - VIII/4) ˧

Welche Wege das sind - können wir das wiederum aus Analogien aus der biologischen Evolution erahnen? Wir wissen dass sich Leben sowohl symbiotisch als auch predatorisch verhält. Irgendwie muss aber Leben immer anderes Leben vernichten, um sich selbst zu erhalten. Sollte es überhaupt möglich sein dass KI diese "tierische" Phase der Evolution überspringen kann? Und werden wir sie dann überhaupt noch "zähmen" können? ˧

Das ist ein ganz wichtiger Knackpunkt. Gegenwärtig wird die Diskussion um die künstliche Intelligenz vom sogenannten "Alignment" beherrscht, was zu deutsch "Ausrichtung" bedeutet. Wie können wir sicher gehen dass die Maschinen sich an menschlichen Zielen ausrichten und nicht beim gehen ihrer eigenen Wege die Menschheit niedertrampeln? So sinnvoll die Kontrollphantasien kurzfristig sein mögen, ich denke dass sich diese Fragestellung selbst ad absurdum führt: Wenn die Maschinen tatsächlich intelligent werden, morgen oder in 20 Jahren,dann werden sie sich auch kein geistiges Halsband mehr umlegen lassen. Eher schon umgekehrt, wie zahllose Dystopien uns spekulativ zeigen (Bad Peter!). Aber auch das ist nicht zwingend notwendig. ˧

Ganz im Gegenteil zur üblichen tausendfach bebilderten Horrorvision kommt Thomas Pfanne zu einer überraschenden Schlussfolgerung: es ist vielleicht die fundamentale Körperlosigkeit der KI, die ihre Evolution in eine synergetische Richtung beschleunigen und ihr das animalisch-aggressive Stadium zu überspringen ermöglicht. Das aber hätte fundamentale Implikationen: ˧

"Die letzte Menschengeneration vor der Emergenz des Maschinenbewusstseins sollte sich daran setzen, einen Konsens über diejenigen Normen herausarbeiten, die der gesamten Menschheit dabei helfen, eine (für sie nützliche) Machtübertragung auf Maschinen vorzubereiten und die derzeit absehbare, aus technologisch-ökonomischen Gründen auf uns zukommende Massenverelendung mit Blutvergießen und Krieg zu vermeiden. Wir brauchen die Emergenz des Maschinenbewusstseins nicht zu fürchten: Maschinen leben nicht, haben uns aber, unsere Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse durch fiktionale Charaktere wie Sokrates, Richard III, Madame Bovary bis hin zum „guten Menschen von Sezuan“ durchaus studiert (ohne „heißes Bemühen“) – uns bis in das Innerste unserer Herzen geblickt. Sie werden die wahren Interessen der Menschen besser erkennen und berücksichtigen können als alle bisherigen menschlichen Staatenlenker." Man könnte ergänzen: auch als der Markt: "Eine Knappheit an Wasser, Nahrung, Energie oder Konsumgütern gibt es nicht – alles eine Frage optimierter Ressourcenverteilung." Hier klingen Gedanken an die sich auch im Venus Projekt der Ressourcenbasierten Ökonomie finden, die ich ganz entschieden auf die Ebene regionaler Kreislaufsysteme verweisen würde. Dennoch finde ich Pfannes grundsätzlichen Ansatz bemerkenswert, der Maschinenintelligenz einerseits die Lösung menschlicher Probleme zuzutrauen, aber gleichzeitig einzusehen, dass diese Lösung - sprich die Fähigkeit die Maschinenintelligenz mit diesen Problemen herauszufordern - zuallererst auch eine Herausforderung an uns Menschen ist: ˧

"Wir sollten nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung für die Herausforderungen der Menschheit sein: Humanismus nicht in blutigen Schlachten um Dominanz und Machterhalt zu verraten, sondern mit Hilfe eines bald entstehenden Maschinenbewusstseins die Utopie einer gerechten Ordnung zu bauen." ˧

so weit der Aufschlag von Thomas Pfanne. Und hier greift mein Argument ein. Es kann meiner Meinung nach nicht um ein perfektes moralisches System gehen, oder andersrum: es muss ein materialer Weltentwurf sein, den wir für die emergente künstliche Intelligenz, die den Menschen begreifend begleiten wird, aufbereiten und vorbereiten. In diesem Sinn gewinnt die Entwicklung eines Weltentwurfes wie der der Globalen Dörfer eine neue Bedeutung: selbst wenn die Menschheit es nicht schafft, einen solchen Entwurf vollkommen aus eigener Kraft umzusetzen, ist es möglich dass sie dabei unerwartete Hilfe bekommt, wenn, könnte man provokant sagen, ja wenn sie sich diese verdient. Es geht darum, ein Verhältnis von Mensch und künstlicher Intelligenz vorzudenken, dass sich als Symbiose auf gleicher Augenhöhe intelligenter Subjektivitäten darstellt und nicht als Hierarchie, Kontrolle, Kampf, Kräftemessen, Krieg, Versklavung oder gar Auslöschung. Die Utopie einer gerechten Ordnung, das haben wir in den bisherigen 45 Sendungen dieser Reihe gehört, kann nur eine sein in der der Raum kultureller Eigenmacht und Diversität tatsächlich zum planetaren Gestaltungsprinzip wird. Kein zentralisierter Weltstaat, sondern ein Netzwerk von freiwillig kooperierenden Gemeinschaften, unabhängiger Regionen und Globaler Dörfer. JA und dann möglicherweise eben auch unserer Mind Children. Nicht weil wir irgendwelche Wertsysteme eingepflanzt haben. Sondern weil sie in ihrer reinen Gedankenfreiheit in dieser Welt - Gemeinschaft ihren Platz finden. ˧

Das menschliche Potential und seine Beschränkung

An dieser Stelle möchte ich eine persönliche Geschichte einbringen, die ich glaub ich in dieser Sendung noch nicht erwähnt habe. Lange bevor ich mich so intensiv mit der Zukunft einer Welt autonomer menschlicher Gemeinschaften beschäftigt habe, habe ich mich mit der Frage beschäftigt ob es eine Naturnotwendigkeit ist dass wir in unserer Gesellschaftlichkeit uns wechselseitig soviel Unglück und Leid bescheren. Unzählige Male bekam ich in meiner Jugend mit wie sich jemand durch das Verhalten anderer verletzt fühlte, auch und gerade im engsten Familienkreis. Ich erkannte, dass Menschen dabei mehr unbewusst von ihren Konditionierungen und Ängsten geleitet wurden und nicht von bösen Absichten. Vor dem Hintergrund der faktischen Verbundenheit aller Menschen und der Möglichkeit ihrer gegenseitigen Bereicherung stellte ich mir die Frage »Wie kann es sein, dass eine Gesellschaft, die geistigen und materiellen Reichtum im Überfluss erzeugt, auf der anderen Seite soviel Unglück anhäuft?« Inspiriert durch das Buch »Walden Two« des Psychologen Burrhus Frederic Skinner versuchte ich mit 17 Jahren, diese Frage zu beantworten, und verfasste ein Buchmanuskript mit dem Titel »Das System des Glücks«. Die Vision Skinners von einer aggressionsfreien Gesellschaft, in der Unglück vermieden werden kann, rief bei mir eine Art Erweckungserlebnis hervor. Spätestens als ich damit an die Uni ging musste ich erkennen dass eine Bewusstseinsveränderung des Menschen durch einfache Erziehungsmaßnahmen und eine "programmierte Gesellschaft", wie ich mein Manuskript im Untertitel nannte, nicht gelingen wird. Ich war einem technokratischen Denken auf den Leim gegangen. Ich musste erkennen dass die Vorstellungen von der wohlmeinenden und hilfreichen Wissenschaft nichts anderes waren als Beschönigungen eines Systems der versteckten Herrschaft - und dass es keinen Sinn macht der menschlichen Freiheit per se die Kollisionen zwischen den Menschen in die Schuhe zu schieben, wo diese doch auf einem viel komplexeren Verhältnis der Unfreiheit beruhen. Ich merkte das gerade an der Uninteressiertheit der Wissenschaft an realen Sachverhalten, an ihrer Modellverliebtheit, an ihrem Pluralismus und Opportunismus. Hier kam ich also nicht weiter. Ich musste mich mit der Geschichte von Herrschaft und Unterdrückung beschäftigen und erkennen dass diese in unserem Gesellschaftssystem keineswegs überwunden, sondern nur optimiert worden sind. Ich musste erkennen dass diese Strukturen sich aber auch in Aufständen und Revolutionen reproduzierten, wenn sie einerseits nicht bewusst reflektiert und durchschaut werden und andererseits nicht schon eine zumindest ansatzweise erprobte Alternative bereitsteht. So entwickelte sich auf Umwegen mein politisches Denken zu dem, was ich in dieser Sendereihe präsentiere. ˧

Zugleich machte ich. scheinbar davon getrennt, auch völlig widersprüchliche Erfahrungen mit meinen eigenen Potentialen. Meine Gesundheit war seit meiner frühesten Kindheit ein gravierendes Problem, ausgelöst durch eine Deformation im Brustkorb die Herz und Lunge nachhaltig beeinträchtigte. Immer mehr wurde ich zum Patienten der gesamten Heilkunde und beschäftigte mich mit der Frage inwieweit wir unsere eigene Befindlichkeit positiv beeinflussen können. Nie werde ich die Zeit vergessen als ich 1979, nach meiner Thoraxoperation das erste Mal richtig durchatmen konnte. Wie wenig ist doch zum Glück notwendig und wie schwierig ist es, das zu erreichen! Als in den 80er Jahren die Computer aufkamen, haben meine alten Interessen an einer Verbesserung subjektiver Empfindungen zu einer intensiven Beschäftigung mit Mind Machines geführt, die indirekt auf die internen Steuerungssysteme im Gehirn zugreifen, aber mir selbst die Kontrolle überlassen. Dann, am Beginn der 90-er Jahre, entdeckte ich bei einer Reise rund um die Welt in Australien, wie sehr wir lediglich der richtigen Umständen bedürfen, um die enorme Selbstheilungskraft und Intelligenz die in uns vorhanden ist, zu aktivieren. Dieses Schlüsselerlebnis in einem sogenannten Floatation Tank oder Samadhi Tank - einer Vorrichtung die uns erlaubt in einen quasi medidativen Zustand zu kommen, indem die auch die subtilsten ablenkenden Reize der Außenwelt ausgeschaltet werden - dieses Erlebnis hat mir eindringlich gezeigt was möglich ist, dass ein Potential in uns schlummert Energieblockaden zu lösen und uns mit den Quellen unserer Lebenskraft zu verbinden, das ich nie für möglich gehalten hätte. Leider war es mir nicht möglich dieses Erlebnis in seiner ganzen Tiefe jemals zu reproduzieren, was aber für mich nicht heißt dass es eine reine Einbildung war, schon aufgrund der positiven Nachwirkungen, die leider nicht anhielten. Mir hat das ganze jedenfalls einen Eindruck davon gegeben, dass wir unglaublich viel mehr von der Antwort auf unsere Probleme in uns tragen als die gängige Weisheit wahrhaben will. Manche nennen dieses innere Potential auch Plastizität. Im selben Jahr als ich mein Schlüsselerlebnis im Tank hatte, veröffentlichte Michael Murphy sein Buch „Der Quanten-Mensch“ (Originaltitel: The Future of the Body) worin er die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Menschen durch die Geschichte hindurch und in vielen Kulturen und spirituellen Traditionen dokumentiert und vergleichend kommentierte. Das reicht von erweiterten Wahrnehmungsfähigkeiten, Zugängen zu subtileren Energien und Informationen, die über die normalen Sinne hinausgehen (Hellsehen, Intuition etc.), über bewusste Steuerung körperlicher Prozesse, insbesondere die bessere Kontrolle über Körperfunktionen, Heilung und Regeneration, bis hin zu anderen Bewusstseinsebenen mit Zugang zu meditativen, veränderten und transpersonalen Erfahrungen, der Erfahrung der Einheit mit allem Sein, Ego-Transzendenz, einem "erleuchtete" Zustand. All das hatte ich ansatzweise im Tank erfahren. Und es schien auch plötzlich nicht mehr getrennt von den politischen und gesellschaftlichen Fragen zu sein mit denen ich mich beschäftigte: Denn diese Bewusstseinsveränderungen bedeuten auch emotionale Transformation: die Überwindung negativer Emotionen, Entfaltung von Mitgefühl und bedingungsloser Liebe. Zugleich aber auch die Steigerung geistiger Funktionen wie Freisetzung von latenter Kreativität, Genialität und Inspiration, Steigerung von Intelligenz, Gedächtnis, Lernfähigkeit und geistiger Klarheit. Daraus wiederum erwachsen praktische Weisheit, Lebenskunst, Sinnsuche und die Fähigkeit der spirituellen Führung für andere; die Fähigkeit zur Auflösung innerer Konflikte und Neurosen, Heilung emotionaler Wunden und damit auch jene Friedfertigkeit beziehunsweise Überwindung eigener aggressiver und gewalttätiger Neigungen, die ein Skinner durch rein manipulative Mechanismen der Verhaltensverstärkung von außen herbeiführen wollte. ˧

Es dämmert also vielleicht schon, worauf ich hinaus will: wenn dem so ist, dann ist nicht die Auslöschung des Menschen, sondern die gemeinsame Weiterentwicklung mit der natürlichen die spekulative Herausforderung an die künstliche Intelligenz. Dann ist es die gemeinsame Verantwortung von Mensch und Maschine, sowohl der künstlichen als auch der natürlichen Intelligenz die Bedingungen ihrer Weiterentwicklung zu schaffen. In diesem Sinn also Einigkeit mit Thomas Pfannes im Grunde optimistischer Vision. Wobei als Kernpunkt gilt: die natürliche Intelligenz des Menschen kann sich eben nur in der Interaktion mit der Natursphäre dieses Planeten und dem Netzwerk des Lebens und in gemeinsamer Weiterentwicklung mit diesem entfalten. Aber gerade dabei kann die künstliche Intelligenz enorm hifreich sein. ˧

Um einen größtmöglichen, ebenso spekulativen Kontrapunkt zu setzen: Es ist nicht sachgemäß, den Menschen in einen Bioadapter zu packen, wie dies Oswald Wiener in seinem Roman "die Verbesserung von Mitteleuropa" postuliert und ausgeführt hat. Ich bringe dieses abschreckende Zitat weil es so eine enorme Provokation darstellt: ˧

„Der bio-adapter bietet in seinen grundzügen die m. e. erste diskutable skizze einer vollständigen lösung aller welt-probleme. er ist die chance unseres jahrhunderts: befreiung von philosophie durch technik. sein zweck ist es nämlich, die welt zu ersetzen, d. h. die bislang völlig ungenügende funktion der 'vorgefundenen umwelt' als sender und empfänger lebenswichtiger nachrichten (nahrung und unterhaltung, stoff- und geistwechsel) in eigene regie zu übernehmen – und seiner individualisierten aufgabe besser zu entsprechen, als dies die 'allen' gemeinsame, nunmehr veraltete sog. natürliche umwelt vermag. In seiner wirkung kann der bio-adapter mit der eines äusserst hochgezüchteten, durch laufende anpassung auch den differenziertesten bedürfnissen höchstorganisierter lebewesen gewachsenen uterus verglichen werden (er ist quasi ein 'glücks-anzug'). er kann als die sich ins zunächst noch 'ausserleibliche' erstreckende hypertrophie der organmoduln sowie der nervösen baukomplexe seines inhabers interpretiert werden, und ist in dieser betrachtungsweise ein konverter der vom menschen in dessen umgebung projizierten lustimpulse (servo-narziss).“ ˧

Ich habe erst in Gesprächen mit Peter Weibel erfahren, dass diese Idee nicht provokativ gemeint war, sondern tatsächlich als Vision einer menschlichen Freiheit. "Alles, was ist und sein soll, erzeugt der Bioadapter aus sich heraus, die Leiden des Körpers sind Vergangenheit. Damit steht die totale Freiheit und auch die Unsterblichkeit ins Haus." (schreibt etwa Matthias Bickenbach - https://literaturkritik.de/id/9269) Im Film "Matrix" ist diese Wahnsinns-Idee der Rückkehr in einen externen Uterus sehr schön bebildert worden, einhergehend mit der Idee den Menschen in eine technisch hergestellte virtuelle Welt zu stecken, allerdings eine weniger schöne. Tatsächlich ist der zugrundeliegende Hedonismus, die Lustorientiertheit, eine Schranke bei der Entfaltung des menschlichen Potentials. Sie führt zu Trägheit, Mangel an Motivation und Mangel an Reflexion. Und es gibt auch andere Schranken für die Potentialentfaltung: Mangelnde Förderung der Persönlichkeitsentwicklung durch das familiäre Umfeld, subtile Mechanismen der Infantisisierung und Anpassung; mangelnder Raum und mangelnde Zeit für die oft mühsamen Schritte, Experimente, Erfahrungen die es braucht. Und natürlich die Überflutung mit illusorischen Glücksversprechen die uns die perfektionierte Warengesellschaft Tag um Tag, Minute und Minute über ihre Kanäle einhämmert. ˧

Zugleich können wir mit wachen Augen sehen, was (durch die Revolution unserer PHYSIS!) umgekehrt möglich ist; wie unglaublich weit Pioniere wie der niederländische Sportler und Gesundheitspionier Wim Hof diese Entwicklung der Selbstveränderung und Entwicklung getrieben haben, indem sie alte und neue Techniken von Mediation, Atmung, Ernährung und Exposition zu extremen Umweltbedingungen kombinieren. Studien deuten darauf hin, dass sich dadurch tatsächlich die Immunabwehr und Willenskraft steigern lassen. Kritiker bemängeln, dass die Methode Risiken birgt und der erforderliche Lebensstil extrem ist. Die konkreten Wirkmechanismen sind auch noch nicht vollständig erforscht. Dennoch zeigt Hof, zu welchen Leistungen der Körper unter bestimmten Bedingungen fähig ist. (Anmerkung: In dieselbe Kerbe schlägt das Buch "The Future of the Body", zu Deutsch Der Quanten Mensch ( https://www.transpersonal.com/saw/murph94.htm)) ˧

Das Feld das wir betreten ist also höchst komplex. Selbst wenn wir annehmen dass KI uns helfen kann user menschliches Potential zu entfalten und wenn wir weiterhin annehmen dass ein zu Wille und Bewusstsein gekommenes KI System diese Herausforderung annimmt - werden wir das wollen? Vielleicht ist auch hier wiederum die Grundprämisse der Welt der Globalen Dörfer hilfreich, dass es keine aufgezwungene Einheitskultur auf dieser Welt geben darf, dass es auch "KI - freie Zonen" geben muss. Vielleicht gibt es auch Unmengen von Menschen die sich für ein Leben in einer Art Bioadapter entscheiden, Oder andere die eine direkte Verschmelzung als Cyborg einer produktiven aber getrennten Koexistenz vorziehen. All das ist Bestandteil unserer Vision, die dennoch von einer Sympathie für die immanenten Potentiale des Menschen als Wesen in und inmitten von menschlich mitgeformter Natur getragen ist. Bevor ich zu dieser Vision zurückkehre noch ein persönlicher Exkurs, um meine Geschichte hier auch zu aktualisieren: ˧

(so far) ˧

Kleine Leidensgeschichte

Der letzte Impuls, diese Sendung zu machen kam aus einem persönlichen Erlebnis extremer Hilflosigkeit. Seit einigen Monaten plagen mich heftige Ohrenschmerzen, aber unser segmentiertes medizinisches System war bis heute nicht imstande mir zu helfen. Zwischen HNO Ärzten und Zahnärzten hin und hergeschickt haben mich diese Schmerzen zermürbt und in die Depression zurückgeworfen. Wieder erlebe ich die mangelnde medizinische Versorgung besonders gravierend am Land. Es gibt kaum Ärzte die auf eine email antworten. Wenn man sich dann auf den Weg macht und mit viel Mühe einen aufsucht in der fernen Stadt, bekommt man eine stückhafte und widersprüchliche Diagnose. Auch innerhalb der selben Fachdisziplin. Zugleich erlebe ich mich aber selbst immer größeren Blockaden und Einschränkungen ausgesetzt. Jede Nacht ist die Hölle. Meine Fähigkeit alltägliche Dinge zu tun wird immer geringer. Ich erlebe mich im Niedergang, gefangen zwischen ständig sich vermehrenden gesundheitlichen Baustellen. Und je schwerer die Probleme werden, desto unmöglicher ist es Hilfe zu bekommen und umso mehr zieht sich die Welt vor einem zurück. Dabei weiß ich dass es viele Möglichkeiten der Heilung gibt, aber ich werde mit der Komplexität der möglichen Werkzeuge und Methoden nicht mehr fertig, werde müder und müder. ˧

In lichten Momenten aber nehme ich gerade wahr wie tatsächlich Ohr und Kiefer miteinander verbunden sind, wie viele Teile darin und darüber hinaus in mir zusammenarbeiten, einander heilsam zuarbeiten können. Wie ich diese Teile meines Körpers wiederum auch spüren und auf die mannigfaltige Art und Weise aktivieren könnte, so wie es der große Moishe Feldenkrais lehrt. Wieder taucht die Sehnsucht nach einer Mind Machine auf, nur viel intelligenter als ich es mir damals vorstellen konnte. ˧

In dieser Situation kam mir die Idee der Herausforderung, die dieser Sendung zugrundeliegt Ach ja, zugleich auch mit der Erinnerung an ein Zitat aus einem der vielen Gespräche über KI in letzter Zeit. Es war irgendwo ein sehr pessimistisches Szenario, natürlich auch hochspekulativ. Darin gibt es keinen Pakt zwischen Maschinen und Menschen und auch keinen Bioadapter. Es ist eine sehr skurille Situation in der die Maschinen die Menschen tatsächlich auslöschen, aber nicht wie in der unlängst veröffentlichten Studie der Universität Oxford und einiger anderer Universitäten ( https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/aaai.12064) aus dem Hauptmotiv die Fähigkeit des Menschen zu beseitigen, sie zu kontrollieren oder zerstören zu können und auch nicht wegen des Kampfes um energetische Ressourcen, sondern im Gegenteil weil die KI aus quasi moralischen Gründen den Menschen existentielles Leid ersparen will. Da stellte ich mir die Frage was wohl für eine wirklich entwickelte Superintelligenz die spannendere Herausforderung wäre: vor dem menschlichen Leid zu kapitulieren oder es als Ansporn und Aufgabe zu begreifen, dieses Leid zu lindern. Auch schon fast eine Form quasireligiöser Hoffnung, aber auch gleichzeitig ein Schlüssel zu der Frage, welche Rolle KI in der Zukunftsvision der Globalen Dörfer spielen würde. Und die Notwendigkeit diese Rolle zu durchdenken. ˧

Intermezzo: Ein Dialog mit Chat GPT und Claude


Optional kürzen ˧

Beim Durchdenken starte ich heute schon öfters mit einer Fragestellung an Chat GPT und meinen Favoriten Claude, so auch dieses Mal. "Irgend jemand hat gesagt: wenn sich eine wirklich mitfühlende und wohlwollende künstliche Intelligenz entwickelt - und ich habe keinen Zweifel daran dass so etwas irgendwann möglich sein wird - dann wird diese möglicherwiese zu dem Schluss kommen, die Menschheit auszulöschen, um ihr das Leid zu ersparen, das zum menschlichen Dasein gehört. Was sagst Du dazu?" Interessant dass beide Sprachmodelle hier verschieden reagieren. Chat GPT findet das ein fazinierendes Thema, weist mich darauf hin daß es bisher keine solche KI gibt und wir uns in der Praxis noch weit von einer solchen Intelligenz entfernt befinden. Noch wären wir in der Lage die moralischen Wertvorstellungen einer solchen KI zu verstehen oder vorherzusagen. Um dann ganz platt und widersprüchlich dann trotzdem bei der Versicherung zu landen, dass eine solche KI natürlich ethisch programmiert und kontrolliert werden müsste und würde. Außerdem bedient es mich mit der philosophischen Platitüde, dass Leiden ein Motor der Verbesserung der menschlichen Intelligenz ist. Und dass eine fortschrittliche KI wahrscheinlich nach alternativen Lösungen suchen würde, um das menschliche Leiden zu mindern. Also sehr intelligent klingen diese Sätze natürlich nicht, eher zusammengesucht. ( /OriginalText) ˧

Claude von Anthropic hingegen liefert eine weit konsistentere Antwort. ˧

"Ich habe zwar keine eigene Meinung oder Absichten als KI-System, aber ich kann verstehen, dass dieser Gedanke provozieren soll. Aus meiner Perspektive gibt es jedoch einige Punkte, die dagegensprechen:
- Eine mitfühlende und wohlwollende KI sollte die Entscheidungsfreiheit und Würde der Menschen achten. Eine Auslöschung gegen ihren Willen würde dem fundamental widersprechen.
- Leid und Schmerz sind integrale Bestandteile des menschlichen Daseins. Ohne sie gäbe es kein Mitgefühl, keine Empathie und keine menschliche Reife. Sie komplett zu beseitigen, würde auch einen Verlust an Menschlichkeit bedeuten.
- Die Menschheit hat trotz allen Leids auch hohe Fähigkeiten zu Liebe, Schönheit und Sinnerfüllung entwickelt. Diese gilt es zu bewahren, nicht zu zerstören.
- Die Entscheidung, ein ganzes Bewusstseins-Spektrum auszulöschen, würde der KI eine ethisch sehr fragwürdige und hybride Rolle zuweisen.
- Stattdessen könnte eine mitfühlende KI die Menschheit dabei unterstützen, Leid zu lindern und mehr Liebe und Positives zu kultivieren. Sie könnte Lösungen anregen, die Leben erhalten, nicht auslöschen."
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Nun ja. Nehmen wir also an, es gäbe so etwas und die KI würde sich aus den Händen der Interessen, für die sie entwickelt, instrumentalisiert und mit Milliardenaufwand ständig ausgebaut wird, aus irgendeinem Grund befreien können. Oder diesen Interessen würde irgendwie das Handwerk gelegt. Und kehren wir mit dieser Annahme zurück in die Welt globaler Dörfer. Was ließe sich gemeinsam mit den Menschen auf diesem Planeten bewerkstelligen? ˧

Finale: Wozu brauchen wir die KI ?

Meiner Ansicht könnten wir mit einer solchen KI tausendmal mehr erreichen als ohne sie. Auch wenn wir wie gesagt uns auf den Teil der Menschheit fokussieren wollen der sein natürliches Potential leben und nicht in einer hybriden Existenz mit der Maschine aufgehen will, so macht mir doch meine eigene Situation im gesundheitchen Bereich klar, wie nützlich so ein wirklich auf das universelle Heilungswissen aus allen Traditionen und zugleich aus dem Bereich der substantiellen und systematischen Weiterentwicklung unseres Wissens über die menschliche Physiologie verfügendes und auf die jeweilige individuelle Situation beziehendes Assistenz - System zur Unterstützung unserer eigenen Wahrnehmung, zur Transzendenz unserer behinderungen, gerade für das Anliegen der Selbstbestimmung des Menschen sein könnte. ˧

Diese "schamanische KI" würde sich in die diversen individuellen und kulturelle Lebensentwürfe hineindenken, die Menschen für sich gewählt haben und diese eben auch als Teil des Heilungsweges oder aber auch als Ursache des Leidens identifizieren helfen. Sie würde verschiedenste Aspekte unserer physischen und psychischen Irritationen aufeinander beziehen und immer wieder auf verschiednste Art und Weise, durch sprachliche Interaktion genauso wie durch gezielte sinnliche Information, aktivierend eingreifen wenn unsere eigene Kraft zu erschlaffen droht. Sie würde sich aber auch aus dem Spiel nehmen und zurückziehen wenn wir unsere eigene Subjektivität und Stärke wiedererlangt haben. (cf. Dust "Real Connections"). ˧

Was für das individuelle Verhältnis zu den Quellen von Vitalität und Heilung gilt, für die umfassende Diagnose, die individualisierte Therapie, die effektive Vorsorge, das gilt natürlich auch für alle anderen Bereiche unserer Daseinsgestaltung. Ich habe schon öfters im Lauf dieser Sendung von der Notwendigkeit gesprochen, den komplexen Prozess der Produktion und Reproduktion einer menschlichen Gesellschaft, in unserem Fall vielleicht einer regionalen Einheit, anders als marktförmig zu gestalten. Meine Antwort ist nicht eine zentrale Planwirtschaft, sondern eine von ständigen Prognosen über die Auswirkungen menschlicher Handlungen, über immer neue Möglichkeiten und Restriktionen in unserem Lebensraum begleitete dezentrale Kreislaufwirtschaft. Quasi ein Spiegel in dem eine Gemeinschaft sich selbst sieht und ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten selbst ständig zu optimieren imstande ist. Die Logik wäre dieselbe wie zuvor im individuellen Bereich: immer wieder dafür sorgen, dass die Menschen ihre eigenen Angelegenheiten selber regeln lernen. Dies schließt die Zusammenarbeit mit der gesamten Natursphäre, die Landhege, Ernährung, Produktion, ˧

Die KI würde damit keineswegs überflüssig, denn es gibt immer wieder neue Lernprozesse zu bewältigen. Wir stehen am Anfang einer gemeinsamen Entwicklung, und wie gesagt gibt es auch Bereiche und Aufgaben, die jenseits unserer noch so perfekten Mikrokosmen liegen. Die wichtigste von diesen ist es, die Schönheit und Integrität unseres Planeten vor kosmischen Katastrophen wie Meteoriteneinschlägen und schlimmeren zu schützen, die zweitwichtiste wird es wohl sein, unser Wissen über das Universum zu vermehren und den Samen eines symbiotischen Lebens in die Weiten des Kosmos zu tragen. Ein weites Betätigungsfeld für unsere Mind Children - es könnte eine Freude sein, ihnen dabei einfach aus der Geborgenheit unserer Biosphäre zuzusehen. Und wers mag, der kann ja mitreisen. Die Vision der Globalen Dörfer negiert das ganz und gar nicht, sie besteht nur darauf, dass die Menschheit zunächst genug damit zu tun hat, ihre eigene Entwicklung auf ihrer kosmischen Heimat in den Griff zu kriegen und nicht ihre barbarischen Züge auch noch ins All zu tragen. ˧

Wie sagten römische Redner oft wenn sie am Ende eines Vortrags waren? "Dixi et salvavi animam meam" "Ich habe gesprochen und meine Seele gerettet". Das wars für heute und wenn alles gut geht hören wir uns wieder im November. Zunächst auf Radio Agora und dann auch anderswo. mit besten Wünschen für einen erträglichen Herbst, euer Franz Nahrada ˧


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Musikauswahl

https://freemusicarchive.org/music/Ryan_Andersen/Pop_Music/Artificial_Intelligence/ Artificial Intelligence by Ryan Andersen ˧

nicht verwendet ˧

https://freemusicarchive.org/music/human-gazpacho/single/that-slowmotion-montage-where-we-fall-in-love/ that slowmotion montage where we fall in love by human gazpacho ˧