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Inhaltsverzeichnis dieser Seite
1. Resilienz ökologisch: Lebens-Produktions-Raum schaffen   
2. Resilienz sozial und politisch: ein Belastbares Wir   
3. Resilienz ökonomisch: Ein gutes Leben für Alle   
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1. Resilienz ökologisch: Lebens-Produktions-Raum schaffen    

  • Alles beginnt mit den Lebensmitteln. Wir haben schlagartig gelernt, auf wieviele Dinge wir wie lange verzichten können und auf welche Dinge nicht. ˧
  • Wir müssen dafür sorgen, dass wir eine Landwirtschaft haben, die für alle gute, gesunde, leistbare Produkte herstellt. Und darüber hinaus auch bewirtschaftete Gemeinschaftsgärten. Das hängt sehr von unserem eigenen Engagement dafür ab. Ebenso der Zugang zu Wasser, sauberer Energie und Rohstoffen. ˧
  • Wir können in lokalen Ökonomien die Auswirkungen unserer Handlungen unmittelbar erfahren, während wir sie in einer globalisierten Ökonomie weggeschoben haben. Nicht nur haben wir sie verdrängt und sind blind geworden für sie, sondern sie haben sich erst durch diese Verdrängung und Entfernung unfassbar aufschaukeln potenzieren können, weil wir die Folgen unseres Handelns bedenkenlos externalisiert haben. ˧
  • Wir minimieren durch Lokalisierung den Druck auf unsere Städte und stoppen den verhängnisvollen Trend der Urbanisierung und Landflucht, können ihn im Endeffekt sogar umkehren. ˧
  • Wir schaffen Kreisläufe in enger Verbindung mit den kulturlandschaftlichen Strömen und Prozessen. Wir schaffen vor allem Kreisläufe der Regeneration und der zyklischen Wiederholung. ˧
In einem Newsletter vom Paradieschen in hatzendorf heißt es: "Die Pflanzen wachsen unabhängig von sozio-politischen, ökonomischen oder sonstwelchen Eingriffen in unsere Privatsphäre oder Menschenrechte. Sie sind wundervolle kleine Lebensenergieträger die wir zu uns nach Hause oder in unsere Nähe holen können" ˧

Tatsächlich ist nachgewisen, dass schon alleine die Nähe zu lebendiger Natur per se heilsam wirkt. Die Umweltpsychologin Renate Cervinka von der Universität Wien herausgefunden, dass der Wald die physische ebenso wie die psychische Gesundheit von Menschen stärkt: Wenn man im Wald spazieren geht, schlägt das Herz messbar ruhiger, der Blutdruck sinkt, die Muskeln entspannen sich. Schon nach fünf Minuten beim Gärtnern oder Spazierengehen oder Angeln wird die Stimmung deutlich besser, in Verbindung mit Wasser noch viel mehr. [1] ˧

  • Wir schaffen auch in unseren Städten eine entspanntere Raumsituation ˧
  • Öffentlicher Raum Mensch versus Auto, Grün versus Grau ˧
  • Begegnungszone wie in Wien, nur radikaler: Mit dem Ende der Ausgangssperre vollzieht Brüssel eine Verkehrs-Revolution: die gesamte Innenstadt wird zur Fahrrad- und Fußgängerzone. Ab Mai gilt:Höchstgeschwindigkeit für Autos, Busse, Tram: 20 Km/h - Fußgänger und Fahrradfahrer dürfen überall gehen + fahren. Brüssels "Vélorution" gilt erstmal auf unbestimmte Zeit. Ein ähnliches Projekt wird in Mailand gestartet. ˧
2. Resilienz sozial und politisch: ein Belastbares Wir    

Auch hier gilt: Ich habe erst mit meiner Recherche zu Gemeinschaftsaktionen und partizipativer Resilienz angefangen, aber die Deadline zur Fertigstellung dieser Sendung rückt gnadenlos näher. Ich kann hier im Moment nur Stichworte notieren, während eine unfassbare Menge an Material der Sichtung harrt. ˧

  • Fritz Endl aus dem Triesterviertel schreibt: " 2008 habe ich an der Erprobung eines sogenannten „Telefonrings“ teilgenommen. Das Konzept stammt von Heinrich Hoffer. Ich bin überzeugt, dass diese Initiative gerade in unser Coronazeit ein Beitrag gegen Vereinsamung sein kann. Möglicherweise könnte dieses Konzept über die Hausärzte initiiert werden. ˧
    • Voraussetzung dafür ist, dass sich 5-10 Personen aus der Nachbarschaft zur Teilnahme bereit erklären. Ein Telefonring braucht zum Vertrauensaufbau eine zentrale Person A. Voraussetzung ist auch, dass sie dieser Vertrauensperson A ihre Telefonnummer bekannt geben. Die Teilnehmer*innen vereinbaren eine bestimmte tägliche Kernzeit für den Rundruf von etwa ein bis zwei Stunden: Die zentrale Person A ruft B an und fragt nur "Wie geht´s?", "Was haben sie heute vor?". Der Ring schließt sich, wenn wieder die zentrale Person A erreicht worden ist. Wenn sich jemand nicht gemeldet hat, sollte A verständigt werden." ˧
  • Ein Bewohner des Ökodorfes Sieben Linden hat auf der Eurotopia Plattform eine Umfrage unter Gemeinschaften gemacht und schreibt: "Zwar gelten die weltweit ähnlichen Verordnungen auch für Menschen in Gemeinschaften, aber unsere „Hausstände“ umfassen bisweilen Dutzende von Menschen, und unsere Kontakte nach „außen“ lassen sich oft so gut regulieren, dass sich eine Gemeinschaft fast in Quarantäne begeben kann, ohne ihren Alltag allzu sehr umzustellen. In vielen Gemeinschaften werden zu Zeiten geschlossener Schulen die Kinder gemeinsam betreut – sie leben sowieso auf dichtem Raum zusammen, oft wie in einer gemeinsamen Quarantäne....Ich vermute, dass Menschen, die in vertrauter Nachbarschaft leben und mit konstruktivem Austausch vertraut sind, weniger leicht in Angst und Panik geraten. Vielerorts zeigt sich, dass eine Gemeinschaft ein guter Ort ist, wenn eine Bedrohung „von außen“ kommt. Manche erleben sogar mehr Gemeinschaft in diesen Zeiten, weniger Stress und eine besondere Zeit im positiven Sinn: Vielen Gemeinschaftsbewohner*innen scheint es richtig gut zu gehen....und immer wieder war das vorherrschende Argument: "Gelebte Lebensfreude ist die beste Immunisierung" ˧
  • https://aktiv-demokratie.at/sites/index.php ˧
3. Resilienz ökonomisch: Ein gutes Leben für Alle    

Wenn wir die wirtschaftliche Seite der Resilienz betrachten, dann möchte ich nochmals zurückkommen auf die oben zitierte RSA-Studie - daß 38% der englischen Bevölkerung sagen, dass sie mehr von Grund auf neu kochen, und 33%, also hochgerechnete 17 Millionen, angeben, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Wir haben die elementare Wahrheit verdrängt, dass Wirtschaft mit der Eigenarbeit beginnt, dass Oikonomia ursprünglich und im strikten Wortsinne einmal die Hauswirtschaftslehre hieß und dass, was wir heute als Ökonomie kennen, von Aristoteles als die "Krämerwissenschaft" bezeichnet wurde. Arbeitsteiligkeit ist also nicht unbedingt Grundbedingung von Wirtschaft. Es kommt eher auf den qualitativen Ertrag an und auf die Fähigkeit, sich im Notfall selbst zu helfen. jeder weiß: in der Ergotherapie wird Handwerk schon lange als Therapiemittel eingesetzt, beispielsweise, um Erfolgserlebnisse zu vermitteln oder Selbstwirksamkeit erlebbar zu machen. Etwas selber tun zu können ist elementar für Lebensqualität und Wohlbefinden, hilft enorm gegen Existenzangst und schafft reale Freiheit. Ein wirklich schönes Beispiel für mich waren die vielen kreativen Atemschutzmasken, und auch die sehr professionellen Anleitungen, die im Internet kursierten. [2] ˧

Tatsächlich werden für die Dimension der wirtschaftlichen Resilienz neben der Eigenarbeit noch viele weitere Faktoren entscheidend sein, zusammenspielende Muster, die ich hier auch nur aufzählen kann. ˧

Vielleicht der wichtigste Faktor ist die Pflege der Gemeingüter, der Dinge die wir zum Leben brauchen und die wir in Anspruch nehmen können, weil sich Menschen und Organisationen bewusst darum kümmern. Wir müssen nicht alles besitzen, wenn wir uns darum kümmern dass diese Ressourcen gepflegt werden. Auch wenn viele dieser Güter einen Preis haben ist es wichtig, dass die sie erhaltenden Strukturen nicht primär existieren um Gewinn zu machen. Weder Wasser noch Gesundheit noch Sicherheit sollten den Investoren überlassen werden, das ist eine der wichtigsten Lehren die wir aus den Krisen der vergangenen Jahrzehnte ziehen können. Kein Konzern der Welt könnte das leisten, was die freiwilligen Feuerwehren schaffen. ˧

Unternehmen und Haushalte eint auch der Imperativ der "Resourcefulness", also die Gewohnheit Vorräte anzulegen, und auf der anderen Seite zu versuchen mit sparsamem Einsatz und ohne Verschwendung zu agieren. Ein Sehr spaßiges Zitat habe ich bei Sascha Lobo im "Spiegel" gefunden: " ''"Ein paar Wochen kauft die Welt nur das, was sie wirklich braucht, und schon bricht die halbe Wirtschaft zusammen. ... Online-Marktplätze für Gebrauchtes boomen wie nie zuvor. Der Geist der Reduktion auf das Wesentliche weht durch die Welt, und, ich glaube, er beginnt nur mit den Gegenständen. In einer postpandemischen Gesellschaft kann dieser Corona-Minimalismus viel mehr verändern als nur die hinteren Ecken der Kleiderschränke und Keller." [3]. Ein Bestandteil davon ist es wenig von außen zu brauchen, geringe Fixkosten zu haben, also zum Beispiel Eigentum statt Miete & Eigenkapital statt Kredit. ˧

Aber auch die Unternehmen selbst können ganz verschieden resilient sein, je nachdem wie sehr sie in die soziale Umwelt eingebunden sind. Hier hat der Dualismus von "Shareholder value" gegen "Stakeholder value" seinen Platz. In schwierigen Zeiten überlebt so manches Unternehmen nicht weil es viel Geld hat, sondern weil es eine Umgebung gibt, die sich um das Überleben des Unternehmens sorgt. Berührend waren die Geschichten von vielen Vermietern, die Unternehmen Mieten erlassen haben. Kreisläufe und stabile Kunden - Lieferantenbeziehungen haben sich ausgezahlt, weil Kunden Gutscheine für spätere Leistungen gekauft haben. Offensichtlich haben auch Unternehmen Ökosysteme. Ein Grund warum trotz aller scheinbaren Hässlichkeit und Lebensfeindlichkeit große Bürogebäude und sogar Wolkenkratzer viabel sind: Gemeinsame Infrastrukturen erlauben rasche Umstrukturierungen, vergrößerungen und Verkleinerungen. ˧

Unternehmen bilden ja untereinander auch selbst Ökosysteme: Verbünde und Genossenschaften, Assoziationen für wechselseitige Hilfe, Kooperationen zum Teilen von Ressourcen: Fluggesellschaften teilen in Allianzen ihre Jets und Serviceleistungen, die Bauindustrie setzt traditionell auf das Ver- und Ausleihen von Geräten, Technologie- und Gründerzentren nutzen eine gemeinsame Infrastruktur und Maschinenringe haben in der Landwirtschaft bereits eine lange Tradition. Auch große Unternehmen sind gut beraten, ihre kleinen Zulieferer nicht einfachals lästige Insekten zu betrachten, sondern sich zum Beispiel an der koopperativen Vielfalt von Organismen im Regenwald ein Beispiel zu nehmen. Monokulturen brechen am schnellsten zusammen. ˧

++++++++++++++++++Einstweilen rauslassen: ˧

Weitere Stichworte sind: ˧

  • Die Änderungsbereitschaft, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Beweglichkeit - hier kommt es eben darauf an, sich niemals zu stark zu spezialisieren und eine große Wissensbasis zu unterhalten. ˧
  • Angemessenheit statt Wachstumsimperativen; Grenzen des Genug, des Ausreichenden müssen in allen Prozessen eingezogen werden. ˧
  • regionale kreisläufe: https://www.deins-und-meins.at/ ˧
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Ich hoffe diese Skizze hat klargemacht, dass wir nicht nur in ein Zeitalter der Resilienz und Regeneration eintreten können, sondern dass wir an sehr vielen Dirngen anfangen können. Der Weg wie wir die Krise bewältigen wird unsere Zukunft sein. ˧





[1] https://www.welt.de/gesundheit/article154517284/Nur-fuenf-Minuten-im-Wald-staerken-Ihr-Selbstbewusstsein.html

[2] https://www.paritaetischer.de/aktuelles/covid-19-coronavirus/naehanleitung/

[3] https://www.spiegel.de/netzwelt/web/corona-krise-leben-in-der-postpandemischen-gesellschaft-kolumne-a-823fc893-56a4-442e-abe6-7d6e6baf7b0d