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Willkommen im Globalen Dorf /
42 Interview Mit Mike Boyle


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Abstract: Am 2. Mai 2023, am "Tag Danach" (nach dem 1. Mai, dem "Tag der Arbeit", hat Mike Boyle in seiner Sendereihe "Radio Tipping Point" bei Radio Orange ein Interview mit mir gemacht. Ich fasse viele Motive meiner Sendereihe "Willkommen im Globalen Dorf" zusammen - ergänzt mit spontanen persönlichen Betrachtungen. Auch eine Bemerkung warum sich der 2. Mai ganz gut als "Tag der Neuen Arbeit" eignet. ˧

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< Sendung 41 .....Sendung 43 >


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Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, hier ist Franz Nahrada aus Bad Radkersburg mit der Mai Sendung von "Willkommen im Globalen Dorf". Die heutige Sendung ist eigentlich eine Sendungsübernahme. Anfang des Monats, genauer am 2. Mai 2023, hat Michael Boyle in seiner Sendereihe "Radio Tipping Point" bei Radio Orange ein Interview mit mir gemacht. Mike ist gebürtiger Kaliformier, der in Berkeley studiert hat und seit Ende der Achziger Jahre in Wien lebt. Seine Leidenschaft gehört dem circular design, der Effektivität und der Suffizienz, er übt auch vielerlei Lehr- und Beratungs- und Supporttätigkeiten in diesem Bereich aus. Er ist über die Transition Bewegung auf mich gestoßen und daher auch das Interview. Da ich mich am ersten Mai seit langem wieder einmal ins Treiben auf der Ringstraße gestürzt habe, knüpft die Sendung an die Stimmung des ersten Mai in Wien an, meine Nostalgie als jemand der sich einmal in der politischen Linken zuhause fühlte und meine zunehmende Entfremdung und Befremdung zugleich. ˧

Mike Boyle: Der Tag danach - willkommen bei TippingPoint? Mike Boyle..und ich bin besonders gesegnet heute einen Gast bei mir im Studio zu haben Franz Nahrada den Erfinder von 'Global Village' in Österreich - sag ich das korrekt Franz? - vielen herzlichen Dank für das Mitmachen heute und ich möchte unserem Publikum eine Chance geben auch mitzumachen, das heißt wir werden gern Telefonate entgegennehmen unser Telefonnummer ist 01 für Wien 319 09933 ich wiederhole Null Eins für Wien 319 09933 ... ˧

Franz der Tag danach -das heißt wir haben ein Tag davor - kannst du uns erzählen wie dein Tag davor war ˧

FN ja klar deswegen bin ich auch da ...ich bin von meiner ländlichen Heimat im Süden Österreichs ...bin ich extra nach Wien gefahren um wieder mal einzutauchen - nach einigen sehr verrückten Jahren - in die Stimmung des ersten Mai, die ich in den letzten Jahrzehnten ja immer wieder genossen habe, ja also man trifft dort viele Bekannte ... Ich war vor vielen Jahrzehnten noch politisch aktiv und links und natürlich ist der erste Mai der Tag an dem man sich sieht und trifft und ja da ist einiges passiert in der Zwischenzeit - aber da habe ich wieder eine Begegnung gehabt mit der Gegenwart und die war auf der einen Seite sehr erfreulich, das heißt '''ja es war gestern Leben im ersten Mai wie ich es schon lange nicht gespürt hab ... nicht nur bei der Sozialdemokratie sondern auch links davon ˧

MB ja, drei Jahre Pandemie hat uns nicht geholfen ˧

FN ja ja ... es gab eine unglaubliche Anzahl von kleinen Gruppen die an diese Traditionen anzuknüpfen versuchen ...und die Anzahl der Bekannten die ich gestern getroffen habe war endenwollend aber (es gab) doch auch einige Freunde die ich getroffen hab - einer hat mir sogar ein Buch verehrt über die Geschichte der Linken in Österreich ... also es ist ...es war sehr bunt .. es war wie ein Bad in der Menge das was man besonders dann machen kann vom Land kommt (lacht) wir haben gerade darüber gesprochen das ist wie wenn man ab und zu mal in den Supermarkt geht es ist dieser enorme Unterschied und diese Qualität der Großstadt dass es hier eine spezifische Form auch von von des Findens von Gleichgesinnten und zwar in sehr engen Spektrum gibt- und das ist das ist schon etwas wie ein Treibhaus etwas auch hervorbringen kann was anderswo unendlich lange dauert und das habe ich gestern genossen ....ich muss aber gleich sagen und das ist eigentlich auch der Grund warum ich so freue heute am zweiten Mai 2023 in dieser deiner Sendung zu sein ich muss auch sagen ich bin auf der anderen Seite natürlich ein bisschen traurig erschreckt erschüttert beleidigt und so weiter dass die dass die Perspektive die ... ich sagen soll ... wie soll ich sagen nach meiner Überwindung dieser dieser Phase nicht das naja sagen wir mal das das ganz normalen traditionellen industriegesellschaftlichen visionären Kommunismus ...also nachdem ich durch viele verschiedene Phasen in meinem Leben gegangen bin wo ich jetzt nicht etwas abgestreift habe sondern eher was dazugelernt habe darüber will ich halt auch gerne sprechen was gar nicht ob man das alles hier runterbringen kann in dem heutigen in der heutigen 55 ˧

MB Die Bühne gehört dir ˧

FN danke danke danke aber du solltest dazwischen Fragen so oft es geht damit ich mich nicht verlieren irgendeinem zu weitreichenden Pfad ... aber kennen wir zurück zu dieser zu dieser zu dieser dem heutigen Rahmen für den heutigen Sendung den Rahmen gebenden die Idee was ist der zweite mai was ist der Tag danach ne also das der zweite mai hat ja viele Namen manche sagen erster Tag der Arbeitslosen und da ist was dran. ich würde gerne ich würde gerne heute die Idee einmal programmieren in Erinnerung unseren Lieben Freund Frithjof Bergmann den Tag der neuen Arbeit aufzurufen. Friedrich Bergmann war für mich einer der der letzten großen Meilensteine die ich entdeckt habe in meinem Leben, die mir geholfen haben bestimmte Perspektiven zu erkennen, die uns die gesellschaftliche Entwicklung gibt, und -gut -also heute am Tag der neuen Arbeit den ich jetzt hiermit proklamieren möchte könnten wir über die über die Produktion der Zukunft reden über die Gesellschaft der Zukunft und könnten ein bisschen auch in in diesen Visionen uns bewegen und auch ergründen warum ich mit Rem Kohlhaus übereinstimme für future ist in der country side ˧

MB wir denken leider Gottes aufgrund unserer Konditionierung von dieser starre Hierarchie her wo wir das Gefühl haben, das ist benötigt überhaupt eine Ordnung als solche hier im Land ist zu halten, wobei wir beide wissen schon besser dass diese Hierarchie sollte nicht mehr benötigt wie es war wir sind beide ermächtigt, wir haben die Möglichkeit selber was in die Hand zu nehmen und es geht um eins zu eins oder ein zu viele und natürlich das Hauptkonzept ist dezentral. Vielleicht kannst du uns erzählen von deiner Perspektive warum das dezentral so wichtig ist und wie das uns einiges ermöglicht ˧

Globe of Villages oder Empire

FN ja da möchte ich mit zwei zwei Menschen begegnen beginnen die von dem ich nur einen persönlich begegnet bin das Godfrey Reggio der der Filmregisseur der der diese Quatsi Trilogie oder oder Tetralogie gemacht hat, wo die Musik von Philipp Glass ist den habe ich mal getroffen im Winterpalais Liechtenstein in Wien und habe ihm erklärt worum es mir geht und dann hat er diesen einen Satz gesagt der hat den Nagel so auf den Kopf getroffen - weil du gesagt hast global village, und es stimmt, ich hab in den 90er Jahren hier in Wien etwas in Bewegung gesetzt mit einer Veranstaltung die hieß "Global Village" und aber das Schöne an diesem Satz von Godfrey Reggio ist dass er gesagt hat "let us transform the Global Village into a Globe of Villages" - also diese Mehrzahl, das ist das ist eigentlich schon einmal der Ausgangspunkt, der uns heute bewegt ... und gerade in Zeiten wo die die ja wie soll ich sagen ... "Global Village" wird von Leuten wie Gustavo Esteva als eine Herrschaftsphrase dekonstruiert, der Gustavo Esteva hat gesagt das ist die Ideologie des Imperiums und "Global Village" ist quasi identisch mit dem Herrschaftsanspruch des Imperiums und ich würde sagen, auch wenn wir in eine Situation geraten sind wo ich auch nicht Partei ergreifen möchte weder fürs Imperium noch für die zu kurz gekommene Supermacht die jetzt quasi ihre Chance in einem Präventivkrieg gesehen hat und deswegen meines Empfindens eigentlich alles vergeigt hat und vielleicht aber auch unseren Weg in eine Zukunft jenseits der Imperium beschleunigt hat also die Frage ist: Ordnung jenseits der Imperien wie kann die aussehen? und da möchte ich jetzt den zweiten Menschen zitieren der mich da sehr stark beeinflusst hat den Satz ich habe noch immer nicht gefunden wo er ihn genau publiziert hat aber seine Witwe Corinne McLuhan hat mir diesen Satz geschenkt - auch ein Satz der mir geschenkt wurde - und er geht ungefähr so: ˧

'The globalization of media' -also die Globalisierung der Medien - 'if pushed to their extremity'- wenn sie bis an den äußersten Rand oder die äußerste Spitze getrieben wird - 'will inevitably lead' - wird unvermeidlich dazu führen - 'to an unprecedented renaissance of the local' - also dass es eine noch nie da gewesene Renaissance des Lokalen gibt. ... Also wenn du so willst das ist mein Leitsatz und du hast gesprochen von Hierarchie, du hast gesprochen vonm unnötig werden von Hierarchien ich glaube tatsächlich dass angesichts unserer heutigen technischen Möglichkeiten 80% der Berufe vollkommen unnötig sind ja sie haben eigentlich nur mit Dingen zu tun die wir nicht brauchen, nicht nur die Werbung nicht nur der Krieg ˧

MB als eine falsche Sicherheit .. ˧

FN ja ja aber weißt du das das ist natürlich das Basis Überbau Problem - es ist tatsächlich so, dass das eben diese diese Sicherheit gestiftet werden musste - also das Geschäft das unser Leben getragen hat der Markt der, musste immer getragen werden von einer Gewalt von einer souveränen Gewalt von einer Staatsgewalt und die wendet sich nach innen und nach außen und wenn sie nach außen sich wendet, dann muss sie andere Staatsgewalten sozusagen unter Kontrolle halten und das bedeutet auf jeden Fall dass ein großer Teil des gesellschaftlichen Reichtums ins Meer geworfen wird, vernichtet wird und wir sehen das jetzt in einer unglaublichen Intensität: wir sehen wie wir diesen Scheiß Krieg unser gesamter Wohlstand flöten geht und noch viel mehr flöten gehen wird, wenn es nicht sofort aufhört wofür es sich aber derzeit wofür es derzeit keine Anzeichen gibt. Okay also aber gestatten wir uns jetzt mal ein bisschen in eine mögliche andere Zukunft zu blicken... denn diese Zukunft ist tatsächlich möglich geworden durch die globale Vernetzung. Also wenn ich sage globale Dörfer Global Village ist dann meine ich das in dem Sinn dass sich natürlich die Dörfer so transformieren wie es die Vereinten Nationen oder die die Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen ausgerechnet im Jahr 2021 mitten in der Pandemie in einem -ja wie soll ich sagen einem Lichtblitz - plötzlich erkannt hat. Du weißt, die Vereinten Nationen, die waren hinter dieser Urbanisierungsprophezeiung, die eigentlich eine Spirale des Todes ist. Das heißt, die haben gesagt im Jahr 2050 werden 75 .. 70 oder 75 Prozent der Menschen in Städten leben. Und was sie nicht dazu gesagt haben ist natürlich, wenn der ländliche Raum derartig ausgedünnt wird, ja dann beschleunigt sich diese Entwicklung natürlich nur, dann flüchten alle, net, und tatsächlich kann man dann wieder den Bären und Wölfen die Kulturlandschaft die der Mensch in Jahrtausenden mit der Natur geschaffen hat die können wir dann wieder preisgeben aber... ˧

Kult -Ur - Landschaft und Regenaissance

MB siehst du das hautnah wo du jetzt bist? ˧

FN naja ich bin - Entschuldigung jetzt nach Radkersburg - ich bin nicht unbedingt in der Kulturlandschaft, die ich mir wünschen würde das sage ich jetzt einfach ... ich bin in einer monokulturlandschaft oder wesentlich weniger höflich ausgedrückt ich bin in einer Kukuruzwüste und jetzt kommen dort .... es macht schon fast kein Unterschied mehr ob dort jetzt auch noch Solarpaneele hinkommen oder nicht. Ja also es ist ... in der Landschaft ist so viel mehr Potenzial ... wieder ein lieber Gruß nach Radkersburg an meinem Freund Fritz der hat dort zwei Hektar gestiftet dem Naturschutzbund für Biodiversität aber es gibt auch eine Biodiversität, in der der Mensch nicht ausgeschlossen ist, sondern eingeschlossen, es gibt die Permakultur, es gibt Agraforstwirtschaft und es gibt viele andere Methoden, sozusagen natürliche Kreisläufe zu kultivieren, die auf einer Vielzahl von miteinander interagierenden Spezies basieren und daraus entsteht Reichtum - wirklich auch Reichtum für den Menschen - also es ist eines der Prinzipien der Permakultur "trau Dich zu ernten denn die Natur gibt dir reichlich und Fülle" aber unsere KunstDüngerMonokulturLandwirtschaft? die zerstört den Boden anstatt ihn zu regenerieren. Das heißt das erste Prinzip der Zirkularität und auch der globalen Dörfer ist re-generation und eigentlich könnte man sagen wir sind auch auf dem Weg in eine Regenaissance also in eine regenerative Renaissance, wo wir der Natur, dem Boden sozusagen auch etwas geben müssen damit er sich gemäß seinen unfassbaren Möglichkeiten auch erholt und uns wiederum beschenkt ˧

MB was wir selber nicht in der Lage sind von Natur so lernen ist diese natürliche Vertrauen das alles gut gehen wird, dass wir - entschuldige ich muss zurück zu diesem Wort Kontrolle kommen -, Kontrolle ist eine falsches Sicherheit. Was ohnehin nicht vorhanden ist, dass wir irgendwas angreifen könnten, weil sonst haben wir das Gefühl, wenn wir das nicht angreifen, dann fällt das Ding auseinander aber was du gerade beschrieben hattest quasi das Gegenteil ... ˧

FN "ja - aber" ich muss dann sofort an Kevin Kelly denken net der dieses Buch geschrieben hat out of control also auch die Technologie in dem Moment wo wir sie ermächtigen, KI und so weiter, es kommt natürlich sehr leicht in diese in diese Möglichkeit dass etwas out of control kommt und das wollen wir auch nicht ... also ... und es ist schwierig diesen Mittelweg zu finden und unlängst hat mir wiederum jemand anders das Geschenk gemacht das Wort purpose sozusagen neu zu interpretieren: Purpose ist das Bewusstsein dass wir bei allem was wir tun können ein klares Ziel vor Augen haben ohne dass wir jetzt glauben dass sich die ganze Welt nach diesem Ziel richten muss. Wir sind ein Bestandteil in einem Spiel, ja, aber wenn wir nicht purpose haben wenn wir nicht ausgerichtet sind auf eine Zukunft, dann und nur dann geraten die Dinge wirklich außer Kontrolle ... okay also das ist das ist so so so ein bisschen jetzt meine unmittelbare Antwort und das zweite ist : diese dezentrale selbst Ermächtigung von der ich von der ich seit Jahrzehnten träume und dieser Traum wird immer konkreter in mir, die braucht natürlich auch Struktur und eine der Basisstrukturen, die ich die ich da einmal kennengelernt habe, auch durch ein wunderbaren Zufall in den USA war waren die medicine wheels also die Art und Weise wie Governance erzählt wird wir kennen das jetzt bei schön langsam beginnt sich die Soziokratie ein bisschen ins öffentliche Bewusstsein sozusagen vorzuarbeiten, wo ich auch gerne unterstütze, aber das das Allerhöchste ist für mich nicht einfach Menschen im Kreis aufzusetzen auch zu sitzen aufzusetzen ja also sich im Kreis hinsetzen zu lassen also das ist schon mal ganz wichtig, nicht, es ist das Äußerliche Zeichen gegen Hierarchien dass wir den Sprechstab zirkulieren lassen, also diesen circular talking stick, und dass wir dass der Sprechstab dieses Wunder ist dass wir jeden Menschen zuhören und uns mal fragen ja worin könnt ihr denn vielleicht recht haben aus seiner Perspektive also wie du sagst ja es ist nicht Hierarchie es ist ein es ist ein Spiel dass man in Gang setzt und und was was mir beim Medizinrad so gut gefällt ist dass es quasi ein voll durchdachtes Spiel ist das heißt es gibt diese acht Richtungen - die Kreativität die neu Erfindung der Welt im Osten die Wertschätzung im Südosten der Kampf zwischen Neu und Alt zwischen Gefahr und Möglichkeit im Süden das Wiederfinden der Identität im Südwesten das Lernen die Wissenschaft im Westen die Strategie die Vorausschau im Nordwesten das Treffen einer Entscheidung im Norden und das Prüfen dieser Entscheidung im Nordosten denn wenn die Entscheidung nicht allen gerecht wird, dann muss noch mal der Prozess durchlaufen werden die Idee verbessert werden und ich habe mir damals dass ich dass das erste Mal kennengelernt habe habe ich zu mir gesagt jetzt weiß ich endlich was Demokratie ist wir haben ja überhaupt keine Ahnung als Abendländer was Demokratie ist wir glauben immer die die Mehrheit Butter die Minderheit unter und damit ist die Welt in Ordnung, aber damit schaffen wir doch ständig und permanent Probleme und damit schaffen wir eigentlich nur die Voraussetzungen dass es immer mehr Gewalt gibt auf der Welt. ˧

(Musik) ˧

In Situ Urbanisierung

FN ja also ich war gerade mitten bei der Darstellung dieses Geistesblitzes der Vereinten Nationen oder der UNDP - in der Tat haben sie unbemerkt die größte Revolution auf diesem Planeten von oben ein Gang gesetzt, indem sie einen neuen Ausdruck in die Welt gesetzt haben, an dem wir noch viele Jahrzehnte zu arbeiten müssen arbeiten müssen, um dem eine Gestalt zu geben also ich meine jetzt nicht die Sustainable Development Goals, ich meine die Rede von der In Situ Urbanization - In Situ Urbanisierung als die einzige Möglichkeit die Armut der zwei Milliarden der Abgehängten dieses eine der total abgehängten dieses Planeten zu bekämpfen ... es kam aus diesen Kontext der Frage ja wie wie machen wir Schluss mit der Armut auf diesen Planeten und die einzige ehrliche Antwort ist in den Großstädten sicher nicht und der kann noch mal so viel ist wie soll ich sagen Gläubige gibt da kann noch mal ein Stuart Brand von den Slums als 'Möglichkeit sich raus zu arbeiten aus der Armut' kann er schwärmen das ist alles scheiße von gestern entschuldigen Sie bitte den Ausdruck ein Konkurrenzsystem das eine derartigen Reifegrad erreicht hat - ich erinnere an McLuhans? "the globalization pushed to is extremities" - die Konkurrenz ist global so weit fortgeschritten dass es gar keinen Sinn macht mehr sozusagen sich aufzustellen als Exportstadt als Exportnation oder auch nur als Mensch der glaubt er wäre jetzt sozusagen mit einem Anrecht auf Erfolg ausgestattet, nur weil er ein neues Produkt auf den Markt bringt - das machen alle und genau dieses 'das machen alle' das ist der Ausgangspunkt einer mentalen Revolution und die wird sich bis zum ersten Mai auf die Ringstraße durchsprechen nämlich die: dann sagen wir dann lassen wir es lieber! dann lassen wir diesen sinnlosen Export Wettkampf, diese industriegesellschaftliche Idee, mit Hilfe von Warenproduktion Reichtum zu akkumulieren. Dann lassen wir den Kapitalismus heißt im Klartext ! ˧

MB es ist wirklich lustig letzte Woche habe ich jemanden aus Kapstadt gehabt ... nicht ganz Kapstadt der wohnt auch an Land der wurde in Kapstadt geboren war sehr lange im Ausland hat beschlossen zurück nach Südafrika landete in Kapstadt und hat mehr oder weniger gesagt der halt es nicht mal aus und der musste unbedingt dann eher im Land ziehen genau aus diesem Grund was du gerade jetzt erzählt hast dass die die Menschlichkeit ihm einfach in die Stadt gefehlt hat und die Möglichkeit ein Miteinander zu gestalten und dann hat er ein Beispiel gegeben die haben gute 48 Stunden kein Strom gehabt in diesem Dorf wo er sich befindet aber gemeinsam haben die Lösung gefunden die haben untereinander gesprochen und die haben problemlos dass die Umstände überwinden könnten. ˧

FN Lieber Mike so einfach ist das leider nicht und vielleicht habe ich jetzt wirklich acht Monate schwere Depression gebraucht. um um sozusagen wie durch eine vergrößerungslinse den ländlichen Raum kennen zu lernen da bin ich einfach gestrandet auch am Land,also ich war schon fünf Jahre dort ich bin vor 2017 habe ich dort ein wunderschönes kleines Hotelchen gekauft im Zentrum von Bad Radkersburg und habe gedacht das wird meine neue Homebase, von der reiße ich die Welt nieder und das wird das das dass der Ort an dem wir uns ständig zum Nachdenken treffen und so weiter und so fort - und habe auch begonnen, so quasi in der Stadt zu arbeiten ich fand dort auch einen wunderbaren Bürgermeister, der mich gesehen hat in meinem Potenzial, den Heinrich Schmidlechner den ich für alles danken möchte dass er was er da für mich getan hat als Zuagrasten hat er mich wirklich mitgenommen in Strategieworshops und so weiter dann war der Weg und plötzlich war alles wieder anders und alles wieder normal und niemand der der mir da irgendwie Hilfe gegeben hätte und dann habe ich gemerkt wie wie ländliches Leben wirklich ist und warum so viele Menschen mit so viel Begeisterung aus dem Land in die Städte strömen nämlich - sagen wir mal so - man ist die ganze Zeit damit beschäftigt sich wechselseitig auszurichten - ja - und vorsichtig zu sein damit man ja nichts falsches sagt oder tut damit man nicht ausgerichtet wird - eine eine Art spontane soziale Kontrolle, die alles und jeden durchdringt und die neben allen anderen auch für eine ständige Beschäftigungstherapie, also man muss dann auch an allen möglichen Ritualen teilnehmen und so weiter und so fort und und plötzlich ist mir mit dieser furchtbaren Depression klar geworden ja das ist das Land wie es wirklich ist, sie haben gar keine Zeit nachzudenken über ihre Zukunft, sie sind voll damit wir beschäftigt ihre Gegenwart auf den Prämissen der Vergangenheit aufbauend zu bewältigen und wie gut dass es die Großstadt gibt wo ich mich sozusagen mit Gleichgesinnten auch mal in einem Freiraum treffen kann und sozusagen von diesen ständigen Zyklus auch ein bisschen befreit bin. Also dass das das mal grundsätzlich zu Stadt und Land das soll nichts davon wegnehmen was dein Bekannter aus Kapstadt empfunden hat das habe ich auch empfunden ich finde es total absurd wie sich diese Welt entwickelt irgendjemand hat mal gesagt es ist so als würden wir alle auf einem reichen Land gut sitzen, die Bäume die Felder voller Früchte ja und dann - was tun wir - wir alle Rennen in die Vorratskammer, hauen uns dort die Köpfe ein, Ja und und versuchen sie zu plündern also das ist das ist wirklich eine sehr treffende Analogie, die ich dich damals schon auf einem Folder für für mein Projekt 'globally integrated village environment' (GIVE) verwendet habe also wir erkennen nicht welchen Reichtum dieser Planet tatsächlich in sich trägt wenn wir mit der Natur wenn wir mit ihm kreislaufförmig kooperieren ...also das ist das ist natürlich ein absoluter Pluspunkt für das Land - ja und jetzt haben wir eben - das ist das global an global village- jetzt haben wir eine Konvergenz von vier fünf sechs Faktoren ....dezentrale Energie ....dezentrale Produktion ....dezentrale Bildung .... dezentrale Kultur and you name it - und wir können auch sozusagen diese diese Zirkularität ja auf der Basis von sehr komplexem Wissen und neuen Möglichkeiten bewusst bauen - und das ist das ist global village wie ich es auch in meiner Radiosendung bei radio agora willkommen im globalen Dorf jetzt schon 40 Folgen lang erkläre .... also das ist ... global village ist eigentlich ein Ausdruck für - man könnte sagen Cosmo Lokalität oder Hyperlokalität - also wir wir sind ständig in Kontakt mit allen anderen Dörfern und trotzdem gehen wir unseren eigenen Weg, das ist diese Grundordnung, der Grund - Order Parameter der neuen Zeit und das jetzt einmal... da hineinzugehen und die Möglichkeiten zu sehen was das der Menschheit bietet ja ... ich ich fühle mich immer noch wie ein Rufer in der Wüste während die Bedingungen überreif sind eigentlich für eine dezentrale Revolution .... und noch mal zurück zum ersten Mai: eine proletarische Revolution wird es nie wieder geben aber eine dezentrale Revolution der neuen Arbeit - der Arbeit, die wir wirklich wirklich wollen weil sie unser Dasein gestaltet die wird und muss es geben. ˧

MB: ja wir haben die Möglichkeit alles gleich auf einem Ort zu haben, wir haben die Möglichkeit unsere Umgebung zu gestalten wie wir das gern haben möchten aber ... wir haben ein zusätzliches Elemente das ständig uns begleitet dessen wir gegebenenfalls nicht so bewusst sind und du hast es wunderschön beschrieben in der Art und Weise dass unser Ansicht der aufgrund unserer Herkunft aufgrund unserer Erfahrung aufgrund dieser Elemente die ja Bestandteil von unserer Kultur - was wir sehr oft nächste Mal bewusst sind was sie sind was was diese Beeinflussung ist - es uns ständig begleitet und damit ist es egal ob ihr komplett vernetzt sind. Wir sind trotzdem ein Bestandteil von unserer Kultur das merke ich immer wieder bei mir obwohl ich seit 34 Jahren nicht in Staaten gelebt habe es ist aber Bestandteil von mir das kann ich nicht verneinen ˧

FN aber das ist doch gut ich meine ˧

MB ich sag nicht dass es schlecht ist ich gebe ich gebe keine Bewertung eigentlich wir wir ˧

FN wir alle sind vollgesogen mit äh Einflüssen und Möglichkeiten und Ideen und geprägt von unserer Herkunft und es ist es ist wieder ein neues Paradox das ich erschließt. Es gibt es diesen wunderbaren ... ich sag es ist jetzt der Hobbes oder Rousseau oder sonst irgendwas unserer Zeit ... der heißt Balaji Shrinivasan, und der hat ein Buch geschrieben "der Network State" ja und darin beschreibt er in etwa folgendes: über das Internet finden sich Menschen .... ˧

...es entsteht durch dieses durch dieses begegnen von Menschen im Geiste im virtuellen Raum entsteht das Bedürfnis, sozusagen eine Vision die man teilt, eine Vorstellung von Leben die man hat, gemeinsam in den realen Raum zu tragen und dort sozusagen dann ist er dann ist ein bisschen kurzschlüssig und glaubt das kann er mit mit man sagt jetzt mit der blockchain mit mit decentralized autonomous organizations und so weiter also diese neuen Formen der Finanzierung und so weiter würde man das bewältigen können das glaube ich nicht. Aber das Bild wird von diesen von diesen Global Village ist zunächst im Cyberspace die dann sich in Global Village im wirklichen Raum verwandeln dieses Bild ist ist tatsächlich Wahr und ich habe das jetzt erlebt ... es gibt digitale Nomaden und es gibt Länder die diese digitalen Nomaden jetzt auch mit mit einreisewiese anlocken und ein guter Prozentsatz dieser von digitalen Nomaden angelockten von von diesem Visa angelogen digital Nomaden der organisiert sich in Dörfern - und tatsächlich haben die auch mit Crowdfundings und sonstigen Möglichkeiten mit mitgebrachtem Geld auch Grundstücke erworben und Farmen gekauft alte Fabriken besetzt oder gekauft besser gesagt - nicht besetzt und speziell in in Portugal oder in Costa Rica entsteht schon entstehen schon Keimformen - das ist so wie Adam Smith der gezeigt hat in Venezien und in Flandern da gibt's was neues - so sage ich heute Portugal und Costa Rica da könnt ihr die Zukunft schon teilweise sehen und natürlich auch in den Niederlanden wo es wo es wirklich wo sie uns wirklich auch schon zehn Jahre voraus sind also dort sind diese diese Dörfer am entstehen und jetzt komme ich aber zu deiner zu deiner zu Deinem Einwand zurück: es ist gut und nicht schlecht dass wir alle keine tabula rasa sind. wir brauchen alle sozusagen auch diese Erinnerungen diese Vielfalt um in Situationen wo wir auch als Gleichgesinnte zusammenkommen dann doch genügend Wissens Ressourcen Kulturressourcen zu haben ˧

MB ..es war keine Bewertung... ˧

..Will sagen ich war ja zwischen 1987 und 1995 gleich 7 mal in den USA und bin auch ich sage am Archipel USA sehr stark in in diese vielen Villages gereist - die Vereinigten Staaten sind ja tatsächlich auch ein Archipel von Subkulturen und es gab es gab dort wirklich auch ganz gewaltige Errungenschaften die mir damals fast den Atem geraubt haben das allergrößte für mich war eben diese Experimentalstadt Arcosanti in der in der Wüste von Arizona wo ich gleich viermal war, habe auch Paulo Soleri persönlich getroffen und bin diskutiert und er war nicht wirklich der Meinung dass wir dass wir global villages brauchen er hat gesagt die Telekommunikation wirkt noch destruktiver als die als das Automobil das die Städte im traditionellen sind zerstört hat und ich habe natürlich mit Paolo Soleri drüber gestritten und gesagt nein die Telekommunikation wird in der letzten Instanz wird sie uns in dieser urbane Dichte - von der Paolo Soleri gemeint hat er realisiert sie mitten am Land auf einer Mesa auf acht Hektar - ja also eine Stadt für 5000 Menschen auf einer Mesa auf acht Hektar umgeben von ich glaube mindestens 300 Hektar Landwirtschaft und wilder Natur ja also das das ist das ist Amerika .... das ist das ist wirklich dass ... das war für mich eine Zeitlang einfach auch ein ein Aha erlebnis und dann habe ich aber gesehen wenn sie nicht sozusagen ihre Wissens Ressourcen aktiv einbringen können dann wird es langweilig .... dann wird diese dann wird diese Gemeinschaft von Gleichgesinnten mit dem Purpose der sie verbindet - das ist ja wunderbar - die wird dann aber auch sehr rasch wie wird dann rasch irgendwie unerträglich langweilig. Ich habe dann immer gesagt als ich zurück kam nach Europa, also die sind alle wie wie irgendwelche Felsen, die rumliegen in der Wüste und wir in Europa, wir sind durch unsere Geschichte und dadurch dass wir so in dieser Enge gezwungen werden, wir sind kulturell abgeschliffen aneinander wie die Kieselsteine und ich weiß nicht ob jemand dieses mentale Bild verstehen kann - aber tatsächlich hat die kulturelle Tiefe Europas etwas mit diesen mit diesen "immer wieder konfrontiert sein mit anderen Ansichten und Kulturen" (zu tun)- nämlich wirklich gut konfrontiert zu sein und nicht einfach zu sagen auch hier ist little Hungary hier ist Little Italy hier ist Little China und so weiter ... also das das ist auch eine Qualität und jetzt jetzt ist es wieder eine tolle Herausforderung auch für diese kulturelle Vision der globalen Dörfer sich mal die Frage zu stellen wie geht das - der sie verbindende Purpose und die Diversität - wie geht das zusammen ? Sicher nicht so einfach wie wie wie heute von den Verfechtern der Diversität behauptet wird -denen fehlt nämlich total der Purpose. ˧

MB das war das war einmalig was du gesagt hast vor allem du hast es sehr du hast es wunderschön beschrieben was ich sehr lange selber gespürt habe aber er hat es nicht so ausgedruckt danke dafür zu diesem Beispiel aus Arizona ich denke es ist teils "Beschäftigungspolitik" dass diese Leute diesen Beispiel aus Arizona dass du uns gegeben hast von dieser dieser Arcosanti genau die wurden die Leute das ist das ist eine Unterhaltung und wann man die nicht mehr die Unterhaltung hat bzw wenn es langweilig wird denn geht man zu den nächsten Sachen, damit ist es für mich das Anti-Mindulness das ist das Gegenteil ˧

FN also ich war ich war ich war ich war total geflasht ja wie die Leute dann eigentlich nicht miteinander wirklich gescheit reden konnten stattdessen hat man sich am Abend lieber vor dem Fernseher gehockt und hat sich South Parc oder die die Simpsons oder sonst irgendwas reingezogen hat also das das war dann schon... da habe ich immer gedacht da ist ja jedes Monastery, da ist ja jedes Kloster tausendmal weiter im Geiste entwickelt. ... Paolo Soleri war ja ein war ja durch und durch spiritueller Mensch er war ein Anhänger von der Teilhard de Chardin und hat er gesagt die Stadt ist die notwendige Durchgangstufe zur Noosphäre und dann habe ich immer gedacht: also Paulo so wird das nichts, und da habe eben auch - habe eben auch müssen - mich mit Klöstern beschäftigen und Klostergeschichte und gesagt wenn wir uns an dem nicht ein Beispiel nehmen, wo auch wiederum purpose .... ja jetzt könntest du auch sagen ja Kloster sind extrem repressive Orte, aber das ist auch nicht ganz richtig, ich habe kaum jemals Orte gesehen, an denen es Menschen so gut gelungen ist, das, was sie wirklich wirklich gerne tun, zu kultivieren, als Klöster. Also Klöster wenn sie gut gestaltet sind sind ein Ineinander von kompetenten Menschen, die extreme Freiräume und Ressourcen kriegen, aber natürlich auch auf der anderen Seite sehr strukturiert organisiert und vor allem auch spirituell bewusst sind, wie du sagst Mindfulness ist das Stichwort. ˧

MB vor allem die Fähigkeit überhaupt von der Umgebung wirklich bewusst zu sein der das ist nämlich Kunst was die meisten von uns komplett verloren haben und von diesem Beispiel dass ist ja sehr bezeichnend meines Erachtens * inwieweit wir gegebenenfalls nicht mehr fähig sind sich in der Umgebung so hinein zu stutzen und und das wirklich zu bestaunen ˧

bestaunen oder begreifen ˧

sowohl als auch ˧

ja also da kommt wieder ein ganz ganz wichtiges Element ins Spiel und das empfehle ich jeden der der wirklich meines praktizieren möchte das ist ein Buch das ist schon 1970 erschienen und hat auf dem ersten Blick überhaupt nichts mit Spiritualität zu tun das ist pattern language von Christopher Alexander also und ein Freund von mir in Graz Helmut Leitner der hat der hat der sind eigentlich ein Softwareentwickler gewesen aber dieses Buch hat sein Leben verändert der hat gesagt das muss man unbedingt popularisieren das muss man unbedingt den Menschen verständlich machen, nämlich dass es eine Lebendigkeitswissenschaft gibt - also das heißt dass wir wahrnehmen müssen aufgrund welcher Qualitäten die Dinge um uns lebendig oder tot sind das ist das ist für mich der Schlüssel zur Mindfullness: ist zu verstehen dass alles was existiert durch einen langen Prozess des Lernens durchgegangen ist ...dass die Natur gelernt hat Formen zu entwickeln von "Energien zu vermehren zu bewahren weiterzugeben zu teilen" die die uns nur staunen machen und die uns eigentlich zeigen wohin wir erst gelangen müssen und und also diese diese dieses Bewusstsein von unserer Umgebung dass du ansprichst das ist eigentlich ein Bewusstsein dass alles einen gewordenen Eigenwert hat oder wie die Indianer sagen im South east ...ist also dieser schamanische Standpunkt die Wertschätzung des bestehenden durch das durch das Verständnis welche unglaubliche Fülle von von von Funktionen ist sozusagen erfüllt in unserem Leben also das ist das eine dieser acht Richtungen die ist total unabdingbar. ˧

Kritik der Kunst-Sphäre

MB was für mich extrem spannend war diese Beschreibung von diesem AHA Erlebnis was du am Dorf was eigentlich kein Dorf ist aber du verstehst was ich meine bei Kleinstadt aber nichtsdestotrotz diese Rituale, die Verpflichtungen die man hat die die Elemente die einfach so abgespielt werden ist natürlich eine nicht ganz 180 Grad aber es ist schon viel anders als was wir hier in der Stadt mitmachen und ich denke es gibt verschiedene Gründe dafür du hast eines schon erwähnt das ist dass man keine Zeit hat irgendwie an den Nabel der Welt zu denken sondern man ist mit den täglichen Elementen so beschäftigt wobei gegebenenfalls hier in der Stadt dass wir mit uns selber beschäftigt sind was meinst Du ? ˧

ja wie gesagt also die Stadt hat hat diese diese einmalige Chance auch Treffpunkte zu haben wo wir wo wir uns austauschen können mit Menschen die mit denen wir in Resonanz sind und die hat Freiräume natürlich gibt es dann auch die ja wie soll ich sagen die geistigen Rituale und Traditionen die mir nicht wirklich so gut gefallen hat und wo wir unsere Freiräume fast missbrauchen und ich sage immer ein Gutteil ich sage nicht die ganze aber ein guter Teil der Kunst ist es fast schon ein Missbrauch der Freiraum oder andersrum ist natürlich im Interesse des Systems so eingerichtet dass wir so tun können als ob das frei Individuum der Ausgangspunkt der ganzen Sache wäre und weil es das aber in der Realität nicht ist deswegen gibt es eine Sphäre die heißt Kunst, in der man sozusagen nichts anderes tut als ich mit sich selbst zu beschäftigen ˧

MB ja so ein bisschen es ist ja so ein bischen als eine Art "Wie wenn" ˧

FN ja das sagen auch Künstler oft zu Rechtfertigung ihres Tuns und ich kenne auch ich kenne auch wunderbare Künstler die die immer wieder mal soziale Plastiken schaffen also was weiß ich zufällig meine liebe Bekannte die Gertrude Moser Wagner die die interveniert zum Beispiel sehr gerne mit ihrer Kunst in in ihrer Heimat in der Gegend von Murau und Kreischberg und ja da habe ich auch nur gestaunt was Künstler mit ihren Freiräumen auch positiv anstellen können und ich habe auch viel von Peter Weibel gelernt in dieser Hinsicht der der eigentlich gezeigt hat dass Provokation und Wissen einander nicht ausschließen müssen - aber wie gesagt diese diese Selbstbezüglichkeit, die ist eine Gefahr der Stadt, auch dieses Überlegenheitsgefühl, das ist das ist ein Riesenproblem der Stadt und - ja es ist es erinnert dann auch ein bisschen diese Mäuseexperimente wo man dann einfach den Mäusen ein Paradies gebaut hat, nur um zu sehen mit welchen unglaublichen Verfallsformen ihr Leben den Bach runtergeht. ˧

Konsument, Produzent

MB wir haben einige Beispiele; das größte für mich zu dem was Du gerade beschrieben hast ist "Brave New World" - und es gibt ein Thema das ich sehr oft hier in der Sendung beschreibe. es geht um das Konsumer Producer Conundrum (=Rätsel, Problem), dass wir eigentlich eine von den zwei Rollen ständig spielen, entweder sind wir Konsument oder Produzent und dass wir die Fähigkeit verloren haben, einfach als selbst ... als eigenständige Wesen unterwegs zu sein. In Einklang mit unserer Umgebung. und dieser Zustand, dieses Bewusstsein, das ist kein Zustand das ist ein Bewusstsein ist ausreichend - und ich frag mich in wie weit dieser - Konflikt ist es keiner - aber in dem Unterschied zwischen den städtischen Leben und den ländlichen Leben, in wie weit diese Komponenten auch im Spiel kommen ˧

FN also natürlich muss man am Land sich selbst genug sein und es gibt auch diese diese Grundhaltung - in vielen Bereichen noch - der frugality, also dass man einfach drauf schaut dass man dass man das was man braucht auch hat und hervorbringt ... ˧

MB man könnte es auch aus Sufficiency nennen ˧

FN ja aber auch als Prosumerismus ja also Fridtjof Bergmann, mein lieber Freund den ich schon erwähnt habe der leider verstorben ist vor kurzer Zeit, der hat der hat diesen wunderbaren Satz geprägt - da habe ich gleich eine ganze Radiosendung daraus gemacht, "wir müssen alle Bauern werden" und diese Einstellung zum Leben, die die Bauern haben und dass das sie umgeben sind von den Lebensquellen und dass sie aber auch wirklich auch wirklich diese Quellen pflegen müssen, bewusst pflegen müssen, das ist das ist archetypisch auch wieder für die neue Zeit und du hast Recht, diese Trennung Produzent Konsument ist eine vollkommen hirnrissige und antiquierte die wir die wir mit all ihren ideologischen Begleitformen ins Meer schmeißen müssen ˧

MB ja wobei hier muss ich euch gestehen das ist der Vorteil oder Nachteile ein bisschen älter zu sein, dass ich das Gefühl habe das hat sich das hat sich ordentlich vermehrt über die Jahre: diese Einstellung die gegebenenfalls zumindest in meiner Vergangenheit nicht so stark ausgeprägt wurde ˧

FN "Wo die Gefahr wächst wächst das Rettende auch" ja wo hat schon jemals seit ja ich sage jetzt einmal fast seit einem Jahrhundert eine derartige Gefühle von Urban Gardening gegeben also man kann beides beobachten je nachdem wo man hinschaut oder wie du vorher gesagt hast das Glas ist doch halbvoll ˧

MB tatsächlich und wir sind nie linear unterwegs - wir reden von ständige Paradoxe die gleichzeitig existieren - und wo wir teilweise entweder die Wahl treffen oder es ist ein Zufallsprinzip, was immer das sein sollte und ich denke wir kommen eben - du hast es Wort nicht erwähnt ich verwende das gleich Tipping Point du hast von den typing point gesprochen und wie ich dir schon erwähnt habe die 57 Minuten gehen sehr schnell (oh ja) und ich möchte Dir noch eine Chance geben die letzten Eindrücke von deiner Seite uns zu bescheren ˧

FN okay zwei Dinge die ich noch unbedingt loswerden möchte: das eine ist - es gibt jetzt viele viele Bewegungen auf die man sich beziehen kann aber aus der letzten Zeit ist mir etwas besonders aufgefallen und das das möchte ich hier noch als "honorable mention" machen... es gibt ja diese Bewegung der fablabs und aus den FabLabs? ist durch dieses Buch - Thomas Diez ist glaube ich der Autor - aus diesem Buch "Fab City" ist auch das Thema "Fab Region" geworden. und also ich war auf einem Fab City Friday in --äh in virtuell natürlich- in Hamburg unlängst und habe also gesehen dass diese dass diese Konzentration jetzt auf das was ich 3D printing und so weiter dass das nicht alles ist was in dieser Bewegung drinnen ist und da war eben eine Einladung an einen ganz alten und kühnen Visionär aus der Schweiz, den Hans Widmer, "Bolo'Bolo kennen vielleicht noch manche" der macht jetzt ein neues Regionalentwicklungsmodell das nennt sich GLOMO global modules - und alleine die Tatsache, dass sozusagen die Menschen aus der Tech-Szene den den regional Entwickler einladen zeigt dass das Make-up Bewusstsein in einer ständigen Evolution begriffen ist. ˧

Also das ist das eine und jetzt kommt zum Abschluss und wirklich noch ganz persönlich eine zweite Sache die scheinbar - scheinbar!- nichts damit zu tun hat: vor sieben Jahren habe ich eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen die heißt "Gemeinsam Wohnen im Alter" -ja auch für mich selbst-, ja ich bin jetzt im 69 lebensjahr und bin auch deswegen nach Bad Radkersburg gezogen weil es eigentlich ein idealer Ort zum Altwerden wäre und ich habe mir eigentlich vorgenommen das auch so zu machen und habe also auch in Bad Radkersburg jetzt versucht ein Netzwerk für Alterskultur zu schaffen, aber der Hintergrund und warum das so unfassbar viel Energie hat war dieses Erlebnis dass meine Facebook-Gruppe gerade eben während wir sprechen die Anzahl von 5000 Leuten überschreitet das heißt dieses Thema gemeinsam wohnen leben das Leben gestalten -speziell im dritten Lebensabschnitt wo wir normalerweise aufs abstellgleist des Lebens geschoben werden -das ist jetzt etwas was brandaktuell ist und was völlig neu ist: die alten gehen voran ˧

Outro (den Orange Jingle weglassen) ˧

waren eh nur 57 Minuten! ˧