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Iris Kunze


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Interview: ˧

Iris, Du hast 2012 und 2013 an den beiden Symposien "Klöster der Zukunft" teilgenommen, wolltest schon sehr früh in Deinem Leben eine Gemeinschaft gründen und hast Dich dann doch zunächst für ein Foscherinnenleben entschieden, für Deine umfangreiche Dissertation an der Universität Münster Erhebungen zu Ökodorf - Gemeinschaften, Klöstern und Menschen der Gemeinschaftsszene gemacht und bist diesem Forschungegenstand wie kaum jemand anders auch danach treu geblieben, fast 20 Jahre, auch nach der Diss, in internationalen EU - Forschungsprojekten, durch teilnehmende Beobachtung und Leben in Gemeinschaften. ˧

Ich habe drei Fragen an Dich: ˧

Wie würdest Du die Wahrscheinlichkeit für das breite Entstehen und auch Bestehen von Gemeinschaft als Lebensstil in der heutigen individualisierten Gesellschaft einschätzen?

Es gibt unendlich viele Beispiele, dass gerade in unserer hochindividualisierten Gesellschaft gemeinschaftliche Lebensstile einen Aufschwung nehmen. Ein sehr gutes Beispiel sind Baugruppen und Cohousings, aber auch Coworking, also das gemeinsame Schaffen von kommunikativen Arbeitsumgebungen für Selbständige. Die 68er haben mit Wohngemeinschaften begonnen, heute werden Senioren - WGs wie selbstverständlich als Lösung für die Probleme des Alterns diskutiert. Immer mehr sind nicght mehr nur Randgruppen, sondern Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die sich zusammentun, zum beispiel zum Wohnen mit gemeinsamer Küche und Kinderbetreuung. ˧

Bei all dem stellt sich aber schon die Frage, wie das mit dem Verhältnis Individuum und Gesellschaft aussieht, sprich was wir unter Gemeinschaft verstehen. Wir müssen "Prä" und "Trans" auseinanderhalten, das heißt die "alten" Gemeinschaften, wie zum Beispiel die Köster des Mittelalters, waren ja nicht unbedingt freiwillige Zusammenschlüsse. Es war oft ein Zwang ins Kloster zu gehen, wenn man nicht in die Feudalordnung hineingepasst hat. "Gemeinschaft" war in diesen patriarchalen Zeiten verbunden mit dem Verzicht auf Individualität, Besitz, Selbstbestimmung und selbst Sexualität und Erotik. ˧

Die "neuen" Gemeinschaften entstehen in einer Situation, wo der Freiraum der Menschen durch sozialstaatliche Absicherung und Geldeinkommen, noch immer relativ groß ist. Wenn es außerhalb der Familien in unseren Großstädten schon 50% Singlehaushalte gibt, dann bedeutet das dass Menschen schon noch gut abwägen können, ob sie sich überhaupt in das Abenteuer Gemeinschaft stürzen. Anders gesagt: Gemeinschaften stehen unter dem Druck, attraktiver zu sein, quasi den Menschen einen wirklichen qualitativen Mehrwert zu geben. Sie können nicht auf demselben Niveau verharren wie die alten Gemeinschaften, also zum Beispiel die meisten christlichen Orden. Die haben mittlerweile, genauso wie die Kirchen, einen eher schlechten Ruf. Genauso wie wir uns als Menschen individuell weiterentwickelt haben, in einer Periode der sozialen Absicherung, der Bildung für alle, des Reisens und des globalen Lernens, genauso müssen sich die Gemeinschaften weiterentwickeln. ˧

Hier kommt eine ganz bedeutsame Entwicklung zum Tragen, die eigentlich für Gemeinschaften sehr förderlich ist: es herrscht gerade unter vielen jungen Menschen ein Bewusstsein vom Wandel, vom evolutionären Sprung, weg vom Gedanken an individuelle Bereicherung und materiellen Überfluss hin zu einer neuen Orientierung auf ein "Wir", das aber nicht um ein allesbeherrschendes Zentrum ausgerichtet ist, sondern auf den Gedanken der Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe, Vertrauen, Liebe, und zwar nicht nur zu den Mitmenschen, sondern auch zu allem was lebt um uns herum. Das Ganze lebt aus einer neuen Spiritualität, die darauf basiert, dass das Größere, Höhere das uns verbindet in jedem einzelnen lebt. Es ist die eigene Erfahrung, das eigene mystische Erlebnis das gesucht wird. ˧

In dieser Situation sind wiederum neue Gemeinschaften gefragt, nur 8% derjenigen die sich an Gemeinschaft interessiert zeigen haben sich als religiös bezeichnet, aber 70% bezeichnen sich als spirituell. Interessanterweise haben auch nur mehr die christlichen Orden zulauf, die diesem spirituellen Bedürfnis einen großen Platz einräumen, also zum Beispiel kontemplative Orden. ˧

Insgesamt sehen wir aber: es leben zwei Seelen in uns, und der Ausgang ist sehr offen. Die neuen Lebensformen werden spirituell sein, oder sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sein. ˧

Warum bietet gerade der gemeinschaftliche Lebensstil für eine Renaissance der ländlichen Räume gute Perspektiven?

Am Land geht eigentlich schon traditionell nichts ohne Nachbarschaftshilfe. Also gemeinschaftliches Handeln und Kooperation sind überlebenswichtig. ˧

Diese Frage nach dem neuen Lebensstil und der Zukunft ländlicher Räume ist eigentlich praktisch beantwortet durch die Ökodorf - bewegung. Es macht keinen Spaß und hat wenig Sinn, als Einzelkämpfer aufs Land zu gehen. Zumeist ist es am Land noch sehr schwierig, Gleichgesinnte vor Ort zu finden, mit denen man wirklich was ins Werk setzen kann. Deswegen machen sich immer mehr junge Menschen gleich als mehr oder weniger lose Gemeinschaft auf, wenn sie der zunehmenden Enge und dem Stress der Städte entfliehen wollen. Sie bringen ihr Netzwerk mit aufs Land. Das hat zur Folge, dass eine Menge von qualifizierten Menschen in diese neuen Gemeinschaften strömt, die natürlich zuallermeist auch hohen Wert auf Selbstversorgung mit Lebensmitteln, auf Nähe zu unzerstörter Umwelt, aber auch auf eine Fülle von Ansätzen zur Vervollkommnung von Gesundheit und Entfaltung der Persönlichkeit von klein auf legen. ˧

Ich habe selbst mitgelebt in solchen Ökodörfern und erlebt, wie sie zunehmend erkannt haben dass sie sich von ihren Nachbarn, ihrer ländlichen Umgebung nicht abkapseln dürfen. ˧

Umgekehrt können aber dann solche Gemeinschaften starke Zentren bilden für die Eneuerung der Dörfer und Regionen. ˧

Zunächst auch Arbeitsplätze in der region geschaffen. Beispiele ˧

Du bist wie ich der Ansicht, dass sich die Klostergeschichte als Lernfeld für Gemeinschaften heute eignet. Was ist das Faszinierende und möglicherweise Zeitgemäße an Klöstern?

Ich habe vorhin schon gesagt, dass es weniger die Religion ist als die Kombination anderer Faktoren. ˧

  • gemeinschaftliche Infrastruktur, kunstvoll über mehr als tausend Jahre entzwickelt ˧
  • Selbstversorgung ˧
  • Soziale Einrichtung ˧
  • Intention, gemeinsamer Wille zur gestaltung einer Lebenssphäre, die zugleich auch der Wille zum gemeinsamen Lebenssinn ist, zu einer gemeinsamen Aufgabe ˧
  • Stabilität, Nachhaltigkeit ˧
  • Die Erinnerung daran, dass solche Orte einmal Zentren der Innovation waren. Sogar der Wissenschaft, bevor es überhaupt noch Universitäten gab. ˧
  • Die Klöster von heute müssen drei große Herausforderungen lösen ˧
    • Geld ˧
    • Macht ˧
    • Sexualität und Erotik ˧
das kann man dann unaufgelöst stehen lassen, weil beim Kaineder wunderbar angesprochen! ˧