[Home]
Uwe Christian Plachetka / Os Wald / Quellen Sammlung /
Collapina Dokument


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







COLLAPIÑADOKUMENT, das: Das Collapinadokument ist der Beweis dafür, daß die Erzählungen in den Chroniken wirkliche Geschichte und keine Mythen sind, denn es ist die Quelle für eine gigantische Geschichtsfälschung, die von -->Francisco de Toledo inszeniert worden ist. Entdeckt wurde es von Gary Urton, der es 1990 editiert hatte. Das erhaltene Collapinadokument ist eine Kopie aus dem Jahre 1718 von Dokumenten über einen Gerichtsprozeß aus dem Jahre 1569, in dem ein Bewohner von Pacariqtampu, Rodrigo Sutiq Callapina, Anspruch erhob, er sei Abkömmling des ersten Inka, Manco Capac (URTON_1990:02). Die inkaischen Provinzaristokraten, die diesen Anspruch bezeugten, waren dieselben, die 1572 als Zeugen in der offiziellen Chronik von -->Sarmiento de Gamboa auftauchen. Entscheidend ist diese Quelle für die Auseinandersetzungen der Inka-Historikerinnen und Historiker mit Zuidema, der meint, die Namen der Inka währen bloße Titel. Pacariqtampu wird als der mythische Ursprungsort der Inka geführt. Aber der heutige Ort Pacariqtampu wurde erst 1571 ('zufällig' ein Jahr, bevor Sarmiento seine Chronik schrieb) gegründet (URTON_1990:31). 1892 editierte Jímenez de la Espada das erste Mal den Vaca-de-Castro - Quipu unter dem Titel 'Una antigüalla peruana', der das Resultat einer Befragung von Vaca de Castro im Jahre 1542 war, bei der höchstwahrscheinlich, so seine Editorin, -->BETANZOS ebenfalls anwesend war (und wir können annehmen, das seine Frau, die in Landstreitigkeiten verwickelt war, merkte, was hier passierte, sodaß 1551 seine Chronik fertig wurde). Dieser Quipucamayuq'chronik wurde vertraut, was niemand geringerer als Duviols damit begründete, daß Don Melchior Carlos Inca wieder einmal seine Thronansprüche anmeldete, mit dem Argument, daß er kein direkter Verwandter der Inka sei. (URTON_1990:45), das ist der Don Melchior Carlos Inka, zu dem Briefe geschrieben wurden, die -->Garciliaso de la Vega erwähnt. Melchior war ein Enkel von Paullo Tupak. Die ganze Materie ist nicht sehr einfach, gibt aber den Schlüssel über die zusammenhänge zwischen den Cheques als astronomisches Instrument und der Geschichte der Inka, da Urton hier die Ritual History entdeckte, Kultspiele, die zur Erinnerung an mythologische und/oder historische Ereignisse aufgeführt werden -->THEATER. Toledo und Sarmeinto de Gamboa konkretisierten daher den bislang mythischen Ort Pacariqtampu, da beide daran interessiert waren, indigene Autoritäten zu schwächen, und damit konstruierten sie aller Wahrscheinlichkeit auch eine neue, indigene Geschichtsquelle. Entsprechend will Francisco de Toledo, wie er in seinen beiden Berichten an den König schreibt, selber herausgefunden haben, daß die Inka böse Tyrannen gewesen seien. Abhängig von dieser Darstellung der Geschichte ist daher auch Bernabé -->Cobo, der meint (XII,2), daß neuerdings vorgebliche Experten der Geschichte der Inka gekommen seien, die meinen, das Inkareich sei viel älter gewesen, als bislang angenommen, was wir nicht nur als Anspielung auf Montesinos verstehen dürfen. Cobo's Historia del Nuevo Mundo wurde 1653 geschrieben und obiger Melchior Carlos Inka war Schlüsselinformant von Bernabé -->COBO, (Cobo, ed: Hamilton: History of the Inca Empire, S.101). Da Cobo aber angibt, woher die Überlieferung bei José de Acosta kommt, Inka Roca wäre der erste Inka gewesen, nämlich aus den Überlieferungen des Tales von Yucay, dem heiligen Tal der Inka, diese aber trotzdem verwirft, scheinen hier andere erkenntnisleitende Motive obwaltet zu haben, als die Suche nach der historischen Wahrheit. Entsprechend bedeutsam ist es daher auch, daß die Chroniken von Montesinos und Anello -->Oliva in Hochperu, in der Gegend vom Titicacasee, entstanden sind. Urtons Forschungen ergeben also folgendes Szenario: Es kommt zum Chancakrieg - den gewonnen zu haben, Garciliaso de la Vega als einziger Chronist dem Inka Viracocha zuschreibt. Chanan Qori Cuca war damals die Chefin der Inaca-Panaca. Sie hilft mit einer Amazonentruppe dem Prinzen Titu Cusi Yupanki Pachacutek Cuzco gegen die Chankas zu verteidigen. Hinterher pilgert Yupanki brav zur mythischen Ursprungshöhle Tampu Tocco in Pacariqtampu (wo die damals konkret lag, ist jetzt von minderer Bedeutung, wichtig ist, daß -->Pachacuti Yamki Qori Cuca erwähnt und zwar focht sie in der Gegend der Panaca von Manco Capac, wie Pachacuti Yamki angibt). Der Pilgerzug ging von Chanan Qori Cuca aus. Mit diesem Pilgerzug wurde Tito Cusi zum Herren von Pacariqtampu und Manco Capac, er verband die königlichen Panacas mit den nicht-königlichen Panacas. Nun ist es so, daß neueren Forschungen zufolge das Tal von Yucay bereits zum Inkareich gehörte und die Veste Ollantaytampu schon ein Sitz von Pachacuti Yupanki war. Damit scheint die Hilfe von Chanan Qori Cuca bereits im Zusammenhang mit der Ollantayrebellion zu stehen (-->OLLANTAY), da ausgerechnet Sarmiento de Gamboa und Bernabé Cobo davon erzählen, Yupanki Pachacuti hätte auf seiner Suche nach Macht Ollantaytambo erobert (Cobo XI,12, Sarmiento XXXV), aufgrund von dieser Entdeckung Urtons glaubwürdigere Autoren diese Eroberung Viracocha zuschreiben, wie etwa Cabello Valboa. Demzufolge war die Rebellion dessen, was "Ollantay" in historischer Wirklichkeit war, gegen Viracocha Inka gerichtet und nicht, wie die Fassungen des Dramas behaupten, gegen Pachacuti Yupanki - vielleicht war der Ollantay des Dramas der Pachacuti Yupanki in Wirklichkeit. Jedenfalls machte Chanan Qori Cuca Yupanki Pachacutek mit dieser Pilgerreise nach 'Pacariqtampu' zum Inka. Das störte natürlich Dynastien, wie etwa die Callapinas. So wird beispielsweise argumentiert, daß diejenigen, die nicht direkt mit den Inka verwandt sind, mehr Anrecht auf den Thron haben. Nun, sieht man sich die Titel der alten Chroniken an, so wird es klar: Da heißt es immer wieder Inca Yupankis, -->CIEZA, was implizieren kann, daß es andere Inka auch gab.

Quellenausgabe

Das Callapiñadokument ist editiert in Gary Urton: The History of a Myth. Pacariqtambo and the Origin of the Incas (Austin_1990,129-140)(VKM)