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Uwe Christian Plachetka / Os Wald / Quellen Sammlung /
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AGCHAMITA. Johann Jackob v. Tschudi hatte in seinem posthum erschienenen Werk eine Quelle über ein sehr merkwürdiges Ritual besprochen. Dabei handelt es sich um einen Brief des Erzbischofs von Lima, Pedro Villagomez. Im Dezember fand das Fest statt, wo Burschen und Mädchen einander zur Zeit der Paltayreife nach fünftägigem Fasten und Enthaltsamkeit von Geschlechtsverkehr, Salz und Uchu (Aji, eine Pfefferart) gegenüber aufgestellt wurden und ein Deflorationswettrennen veranstaltet hatten, das geht so vor sich, daß die Mädchen zuerst losrennen, die Burschen hinterher und wer eine erwischte, übte mit ihr sofort den Beischlaf aus. Tschudi konnte sich weder die Etymologie des Wortes aq'chamita erklären, noch den Sinn dieses Festes. Nach dem Vaca-de-Castro-Quipu (->COLLAPINA) wurden jedoch die sogenannten Virgines del Sol, die inkaischen Staatsjungfrauen, vor der ersten Monatsregel in ihrem Leben ausgesucht. (-->COLLAPINA/SUPNO: Relacion de la descendencia, gobnierno y Conquista de los Incas (Lima_1974,45f)). Sie bekamen eine Spezialinitiation, die von den Quipucamayos beschrieben wird, das war 1542, also bevor die gängigen Quellen dazu - etwa Bernabé -->COBO - entstanden. Damit stellt sich die Frage, wie die Initiation der profanen Mädchen gestaltet war. Zur Frauengeschichte der Andenzivilisation gibt es das Werk von SILVERBLATT(1987), die aufgrund ihrer Archivforschungen -->GUAMAN POMA rehabilitierte. Sie meint, die Acclas waren schlicht heilig (SILVERBLATT(1987:105)), was natürlich heißt, daß die anderen Mädchen profan waren. Im ecuadorianischen Quichua bezeichnet agchasapa eine Frau mit vielen Haaren - die initiierten Frauen durften die Haare in zwei Zöpfen tragen, nur entstammt die Schreibweise agchasapa dem ecuadorianischen Quichua-Wörterbuch von Luis CORDERO(1892 (1989:04)) und was Frauen betraf, so sahen die männlichen Chronisten, vorallem wenn sie Geistliche waren, überall Hexen, ein Umstand, der für Silverblatt's Untersuchungen erkenntnisleitend war, geht sie von der Theorie von Claudia Honnegger aus, derzufolge Frauen, die aus der Frauenrolle der frühen Neuzeit fielen, während des Hexenwahns auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Im Inkareich war aber die Beziehunug zwischen Mann und Frau egalitär, Silverblatt spricht von einem gender-Parallelismus. So haben nach der Conquista Männer Verwaltungsposten (mit Hilfe der Spanier) ursurpiert, die bislang Frauen hatten, sodaß die Quellenlage zur Frau in der inkaischen Hoheitsverwaltung reichlich dünn ist. Nun geht aber aus der Quellenfamilie des Dramas -->SUMAQ TIKA eindeutig hervor, daß der Verehrer seiner Freundin eine Wasserleitung bauen mußte, das entschied der zukünftige Schwiegervater, wir können hier durchaus von einer Socerlokalität sprechen, die Dr. Gippelhauser bei den Achuara im Andenostvorland entdeckt hatte, aber die gehören zu den Jíbaro. Aber wer die Wasserleitung baute, durfte die Frau heiraten, das war zwingendes Recht. Möglicherweise hatte sich das im Zuge der Revolution des --> OLLANTAY geändert. Im andinen Ritualkalender war aber der Dezember ein wichtiger Monat, hier fand das Capac-Reymi statt, das lt.--> SARMIENTO (Kap.XLIII) von Inka Yupanki Pachacutek gestiftet wurde, um die Krönung von Tupak Yupanki zu feiern, was seltsam ist, da es im Inkareich gewöhnliche und außergewöhnliche Feste gab, diese außergewöhnlichen Feste dienten dazu, besonderer historischer Ereignisse zu gedenken (ACOSTA: Historia natural... V,27). Gleichzeitig war das Capac Reymi eine rite de passage, wo die Leute in das Sexualleben initiiert wurden, es war mit der ersten Menstruation assoziiert (ZUIDEMA 1989:322). Bis hierher reichen unsere Quellen, um die Agchamita zu interpretieren, aber nachdem Sarmiento davon überzeugt war, ein europäisches Muster der Thronfolge im Inkareich vor sich zu haben, ist diese Notiz über das Capacreymi merkwürdig. Sie ist es aber nach der Deutung des Dramas Ollantay nach Ortiz-Rescaniere nicht, da dann im Zuge der Umstrukturierung des Inkareiches durch Pachacutek und Tupak Yupanki im Gefolge der Ollantayrevolution die in nichteuropäischen Gesellschaften durchaus anzutreffenden Zwangsheiraten ("Heiratsregeln") abgeschafft worden wären --> SUMAQ TIKA. (Johann Jackob v.Tschudi: Culturhistorische und sprachliche Beiträge zur Kenntniss des alten Perus (=Denkschrift der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, phil hist. Classe, Bd.39,Wien_1891,25f)(VKM)), normalerweise in der Literatur zitiert ist die peruanische Ausgabe als Johann Jakob von Tschudi: Contribuciónes a la historia, civilisación y lingüistica del Peru antiguo (Lima_1918) (PEASE_1991:181).