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Anlaß für diese Wikiseiten ist ein Artikel im Kurier vom 9.Jänner 2005:

"Wir bauen das Österreich-Dorf für Flutopfer in Sri Lanka"

"Ziel der Kampagne ist es, im Süden Sri Lankas ein Dorf mit etwa 300 Häusern zu errichten. Kindergarten, Schulde und Straßen inklusive- 500000 Euro von der österreichischen Bauwirtschaft zur Verfügung gestellt. Beteiligt sind Raiffeisen, Rotes Kreuz, der Kurier und viele andere".

Die enorme weltweite Mobilisierung von Hilfsgeldern und Ressourcen - nicht nur weltweit, sondern auch in Österreich - hat mich in den letzten Tagen zum Nachdenken gebracht: liegt hier in der Katastrophe nicht auch eine riesige Chance, nicht wieder in die alten Muster zu verfallen und einen Anstoß für neue, nachhaltigere Siedlungs- und Lebensformen zu geben? Liegt hier nicht eine große Herausforderung, die Konzepte der "Globalen Dörfer" endlich sichtbar und greifbar zu machen, zu zeigen was sie praktisch wert sind und was sie können? Liegt hier nicht auch die Gelegenheit, die üblicherweise lähmende Ressourcenknappheit und Trägheit zu überwinden, durch die wir zu einer ewigen Zuschauerrolle verdammt sind, obwohl wir so viele gute Konzepte für Lebensraum, Haus- und Siedlungsbau, verstärkte lokale Handlungsfähigkeit und Produktivität quasi "in der Tasche haben" ? Liegt hier nicht auch die Möglichkeit des "Coaching" der Bevölkerung, um sie in die Lage zu versetzen, Multiplikatoren zu werden für die Fähigkeit eigenständiger wissensbasierter Entwicklung?.

Mit diesen Wikiseiten soll versucht werden, gute und wertvolle Ideen für einen derartigen Wiederaufbau zu sammeln. Eine Orientierungshilfe dafür könnte sein, was die indische Ashoka Foundation für ihre Mitarbeiter an der "Tsunami Response" formuliert hat: "Leveraging their existing entrepreneurial networks and working together, demonstrating the incredible potential for local people to do something substantial through their knowledge of what items are needed most, where they are needed, and how to get them there....provide immediate local relief as well as support for long term structural solutions to natural disasters"

http://www.ashoka.org/fellows/tsunami_relief1.cfm

Im folgenden geht es darum, durchaus mit dem praktischen Hintergrund eines Herantragens an Entscheidungsträger, einige Fragen zu beantworten, die zum Sammeln guter Ideen für "langfristige stukturelle Lösungen angesichts der Möglichkeit von Naturkatastrophen" dienen können. Es geht aber nicht nur um allgemeine Lösungen, auch um spezifische Fragen der Region und ihrer wirtschaftlichen Struktur, vor allem die vielzitierte Abhängigkeit vom Tourismus. Jeder dieser Fragen entspricht eine Wiki-Seite:

BauWeise - welche baulichen und infrastrukturellen Umgestaltungen sind notwendig, damit sich solche Katastrophen nicht wiederholen können?

SozialeStrukturen - was kann - wenn überhaupt noch - für die Verbesserung von Zusammenarbeit und Zusammenleben getan werden, speziell in Richtung der Verhinderung künftiger Disaster? - wie kann der Zugang zu Wissen und Ressourcen gefördert werden?

SanfterTourismus - wie kann der Tourismus umgestaltet werden, sodaß er eine Katalysatorrolle in Richtung Eigenständigkeit und Handlungsfähigkeit, im Sinne des eigenen Reichtums und der eigenen Bedürfnisse erfüllt, anstatt zur permanenten Abhängigkeit?

In der Hoffnung auf viele und gute Beiträge

FranzNahrada

Nachtrag vom 28.4.

ich fand folgenden Link im Netz:

http://www.sarvodaya.org/2005/04/20/conflict-sensitive-reconstruction-project-presented-in-vienna/

Antwort auf diesen Aufruf von ThomasDiener

Lieber Franz

Natürlich ist ein "Expertenkreis" der Wiki-Seiten füllt, eine nette Sache. Wenn wir jedoch im Zeitraum nach einer Katastrophe wirklich mit etwas neuem bei den Menschen ankommen wollen, braucht es viel, viel mehr. Gerade in Zeiten der Verunsicherung und unter Zeitmangel (Wiederaufbau so schnell wie möglich) haben wir die Tendenz auf altes scheinbar bewärtes zurückzugreiffen, oder die totale Sicherheit zu suchen (Betonwälle und ähnliches / Ich könnte da einige traurige Beispiele aus der Schweiz anführen..).

Wenn wir in der aktuellen Situation gehört werden wollen, müssten wir als Task-Force auftretten. Es braucht ein handlungsfähiges Team aus ArchitektInnen, SoziologInnen usw, die die Theorie der Globalen Doerfer verstehen und dadurch einen gemeinsamen Boden haben in einer geteilten Arbeitskultur und diese Gruppe muss verfügbar sein und glaubhaft auftretten können: "Gebt uns so und so viel Geld und ihr bekommt ein Dorf, dass zu einem Faden im Gewebe einer nachhaltigen Entwicklung und einer lebenswerten Zukunft wird." Damit das gelingt, braucht es zusätzlich eine lokale Einbindung über Organisationen, die schon vor Ort existieren wie Ashoka oder Sarvodaya.

Ich will kein Spielverderber sein, aber diese Art von Task-Force sehe ich im Moment im Dorfwiki noch nicht. Wenn sich das Verständniss für Globalen Doerfer schon in genügend Köpfen eingenistet und die Vision in genügen Herzen Fuss gefasst hat, sollte es vielleicht möglich sein, bei einem nächsten Ereigniss mit der nötigen Ueberzeugungskraft und Klarheit an die Oeffentlichkeit zu tretten.

Herzlich ThomasDiener

reaktionen

Lieber Thomas, Du hast ja so recht. Aber die online-Zusammenarbeit muß sich entwickeln können, der Sinn der Übung ist gerade zu testen was schon da ist. [--Franz]

Jemand möchte gerne den Schatten eines Baumes genießen, rümpft aber die Nase, wenn jemand einen Samen setzt und das Pflänzchen pflegt. Das kann nur jemand, der den Prozess, in dem ein Baum einzig entsteht, nicht kennt. Ich vertraue Franz, dass er die Hingabe und Geduld hat, das DorfWiki zu einem kräftigen Baum zu machen. Seine Freunde kann er daran messen, ob sie ihn im Rahmen ihrer Möglichkeiten ermutigen und unterstützen. -- HelmutLeitner

Danke Helmut. Die Reaktion auf meine Initiative ist allerdings nicht sehr ermutigend. Thomas hat da schon was getroffen. Ich hab sehr viele Leute per email angeschrieben, damit sie mal in dieses Wiki reinschauen, aber nur die wenigsten machen sich die Mühe zu antworten oder für andere sichtbar drüber nachzudenken. [--Franz]

Da bin ich also doch zum Spielverderber geworden ??? ;-) Ich hoffe nicht! Ich nehm ja an der Diskussion teil, weil ich AUCH annehme, dass webbasierte Hilfsmittel immer wichtiger werden und ich AUCH hoffe - und auch bereit bin mitzuarbeiten, dass die Vision der globalen Doerfer Wirklichkeit wird. Ich schätze es übrigens sehr, wie du, Franz mit Kritik umgehst. Irgenswie müssen wir einfach auch lernen voneinander und auch von unseren Misserfolgen. Immer, wenn ich es mit humorvollen und kritikfähigen Menschen zu tun habe, wächst meine Hoffnung, dass wir es schaffen, mehr zu bewirken als wir uns heute zutrauen. Um nochmal auf das Bild der Task-Force zurück zu kommen: um so eine zu bilden eignet sich das Internet wahrscheinlich nicht. Um sie - wenn sie einmal im Gang ist - auch über weiter Distanzen arbeitsfähig zu halten schon eher. Ich bin von meinem Naturell her eher der Kampagnien - Mensch als der Wissenschaftler und in einem Handlungsfähigen "Globale-Doerfer-Netzwerk" braucht es Menschen mit ganz verschiedenen Qualitäten, die sich gegenseitig ergänzen - und herausfordern ;-). Ich freu mich, einig von Euch bald mal wieder in Wien zu sehen. Herzliche Grüsse aus Zürich ThomasDiener PS: Zum Thema Netzwerk habe ich übrigen eben eine etwas böse Satire auf's Netz gestellt: http://www.fairwork.com/werkstatt/paradies.html

Danke Thomas. Ich hab jetzt gerade einen Brief an die Netzwerke losgelassen, den ich auch hier ohne die vielen konkreten Berichte aus den Dörfern zitieren möchte:

Brief

In an email on Monday, I suggested to the globalvillages list to "drop visionary ideas regarding the Tsunami Disaster" into the globalvillages wiki. Simultaniously, I sent the same suggestion to many architects and planners around GIVE and GlobalVillages and also to the German Minciu Sodas list.

The almost non-existing response gave me a lot to think.Could it be that our groups have nothing to say in the face of this disaster from the point of view of their core subjects?? Could it be there is much dreaming about Global Villages, Global and Open Learning, alternative ways to organize Communities, community currencies and you name it - and we are not able to relate it to the reality of the rebuilding after the Tsunami Disaster? Even the arcology group which favors a completely different style of building - which would have saved tens of thousands of human lives if existing in South East Asia - did not have the slightest tendency to even react to this suggestion, that I made some weeks earlier there.

So there is a pattern - but a very problematic one. Our Networks are not only irrelevant, they also seem to consider themselves irrelevant. Do we really accept the fact that several billions of Euros and Dollars are spent on rebuilding in these countries, just to rebuild the non-sustainable structure that was there before? Are we so comfortable to live with our negative opinion about the powers to be, that we do not even care any more to make our ideas known when the world seems to be watching and listening a little bit more?

But maybe I was not specific enough, maybe I was not concrete enough. So lets face the facts again why I felt so compelled to start this initiative: with a lot of public support from all side, for example Austria is building up a complete village in the South of Sri Lanka with three hundred houses, schools, streets. When if not now are we going to show the potential impact of our ideas on the sustainability and resilience of these settlements? When if not now are we able to outline an alternative, even an alternative to mass tourism which is said to be beneficial but in fact is one of the elements of the dimension of catastrophy in its current form?

All I wanted was that a collective body of intelligence shows up and responds to that challenge. There are some slight signs of that elsewhere, but I do not feel the idea to create a venue and facilitate such a process in our online community was redundant. There were critical voices like Helmut Leitner and Thomas Diener who showed up in the German language Wiki commenting on the poor response.

http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?TsunamiKatastrophe

But I feel that could really become the case for a virtual flash mob. Lets face the challenge: Many millions are invested for rebuilding and reconstruction of villages. We have friends here on the lists who have close links to Sri Lanka. I think it would be a good exercise for our network to try to think relevantly about what is needed. At least I am curious.

Please respond to this in the globalvillages wiki:

http://www.globalvillages.info/index.php/GlobalVillages/TsunamiAndRelevantThoughtsDiscussion

thank you

Franz


Heute Gastkommentar im Kurier

Globaler Tsunami

Christian Felber über Natur- und menschengemachte Katastrophen

Die Katastrophe in Südostasien hat eine Welle der "humanitären Globalisierung" losgetreten. So erfreulich die weltweite Anteilnahme und Unterstützung für die Krisenopfer ist, so unverständlich ist die Nichtanteilnahme und die Nichtberichterstattung über den globalen ökonomischen Tsunami, der permanent um die Erde rollt.

Drei Beispiele: Laut UNO hat die aktuelle Flutwelle eine Million Arbeitsplätze hinweggespült. Vor wenigen Jahren suchte eine Flutwelle anderer Natur Südostasien heim: Binnen kurzer Zeit flossen hundert Milliarden Dollar Anlagekapital in die Region und kurz darauf wieder heraus. In ihrem Sog rissen sie die Wirtschaften von Indonesien bis Südkorea in den Abgrund und zerstörten 25 Millionen Arbeitsplätze. Damals gab es keine groß angelegten Hilfssammlungen.

Beispiel zwei: Laut Welternährungsprogramm verhungern täglich 24.000 Menschen. Macht in nur zehn Tagen mehr, als bei der aktuellen Flutkatastrophe ums Leben kamen. Hungerursache ist nicht Nahrungsmittelknappheit - es wird mehr produziert, als Menschen essen können - sondern der Umstand, dass sich viele Menschen das Essen nicht leisten können. Zunehmender Freihandel führt dazu, dass auf den besten Böden der Erde nicht Nahrungsmittel für die lokale Bevölkerung angebaut werden, sondern Export-Kulturen für globale Konsum-Eliten.

Drittes Beispiel: Die vereinten Spenden bewegen sich auf 3 Milliarden US-Dollar zu. Bloß: Die betroffenen Länder sind bei den Spendern tief verschuldet, allein Indonesien steckt mit 130 Milliarden US-Dollar in der Kreide.

Die Netto-Rückzahlung betrug 2002 elf Milliarden US-Dollar, allein der Zinsendienst frisst mit jährlich vier Milliarden Dollar mehr, als heuer einmalig an Spenden kommt.

Österreich erhält 2005 und 2006 von Indonesien 350 Millionen Dollar an Zinsen und Tilgungen. Die Fluthilfe der Republik für die nächsten drei Jahre beträgt 50 Millionen Dollar.

Der Schuldenberg Indonesiens kam unter anderem dadurch zu Stande, dass die westlichen Demokratien an Diktator Suharto bedenkenlos Kredite vergaben. Zurückzahlen muss sie jetzt die Bevölkerung. Manche der finanzierten Projekte haben katastrophale Folgen.

So wurde auf Sumatra mit österreichischen Exportgarantien eine Papierfabrik errichtet, die den Kahlschlag großer Regenwaldflächen verursacht und den Lebensraum der Sakai zerstört.

Es ist makaber: Während Österreich spendet, um die verwüsteten Küsten wieder herzustellen, hilft dasselbe Österreich mit, Regenwald und Lebensraum im Landesinneren zu zerstören.

Fazit: Der wirklich große Tsunami heißt Globalisierung. Hier fehlt nicht nur ein Frühwarn-, sondern auch jedes Kontrollsystem.

Auf die Erste-Hilfe-Maßnahmen in Asien sollte dringend eine echte Globalisierung der Humanität folgen: Schuldenerlass, Aufstockung der Entwicklungshilfe, Gratis-Technologie-Transfer, Besteuerung von Konzernen, Ernährungssouveränität statt Export, nachhaltige Entwicklung statt Freihandel.

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