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Im 2007 erschienen Buch "Wer baut Wien?" (Verlag Anton Pustet) hinterfragt der Autor Reinhard Seiß manche Planungsentscheidungen der Stadt Wien:

So ist im Kapitel "Privatisierter Städtebau: Wienerberg City" auf den Seiten 98 und 99 zum Thema "Spielplätze" zu lesen:

§90 der Wiener Bauordnung schreibt für neu errichtete Wohnbauten mit mehr als 15 Wohnungen die Anlage zumindest eines Spielplatzes für Kinder im Alter von bis zu sechs jahren vor - und ab 50 Wohnungen die zusätzliche Errichtung eines Spielplatzes für sechs- bis zwölfjährige Kinder in einem der Wohnungsanzahl entsprechenden Ausmaß. Beide sind im Freien vorzusehen und insbesondere die Kleinkinderspielplätze unmittelbar auf dem Bauplatz, in Sicht- und Rufweite möglichst aller Wohnungen. Spielplätze für ältere Kinder müssen darüber hinaus eine Mindestgröße von 500 Quadratmetern aufweisen. In der Wienerberg City entstanden rund 1.100 Wohnungen, abgesehen von einem nicht öffentlich zugänglichen Kindergartenspielplatz gibt es im gesamten Viertel aber keine einzige Spielgelegenheit. Dafür entstand im Zentrum des dicht bebauten Quartiers ein großzügiges, eingeschoßiges Garagen- und lagergebäude der Magistratsabteilung 48 (Abfallwirtschaft und Straßenreinigung). Eine unterirdische Lösung war offenbar ebenso wenig möglich wie die Integration in einen der umliegenden Bauten oder gar eine Ansiedlung am Rande der Wienerberg City.

Das Wohnbauressort hielt aufkeimende Kritik zunächst das "tolle Freizeit- und Erholungsangebot" entgegen und verwies auf das "Family Entertainment Center" (sprich Einkaufs- und Kinozentrum) im Sockelbereich der Twin Towers sowie auf den nahen Golfplatz. Überdies benötigt die Straßenbahnlinie 65 nur 15 Minuten in die Innenstadt - die nächstgelegene Haltestelle liegt jedoch rund 800 Meter von den Wohnhäusern der Wienerberg City entfernt. Gemäß Wiens Grünen rechtfertigte Stadtrat Werner Faymann das Fehlen der vorgeschriebenen Spielflächen auf ihre Anfrage hin wie folgt: "Es werden statt der Kinderspielplätze, wie in der Bauordnung vorgesehen, genügend große Kinderspielräume geschaffen. Die entsprechenden Anträge wurden mit der Größe und Konfiguration der einzelnen Bauplätze und der sich daraus ergebenden Dichte begründet. Auf den einzelnen Bauplätzen steht keine geschlossene Fläche im Ausmaß von 500qm...zu Verfügung." Nach §69 der Wiener Bauordnung kann ein Spielplatz gegen einen Spielraum ersetzt werden, wenn der Zuschnitt des Grundstücks die Errichtung eines ausreichend großen Kinderspielplatzes im Freien nicht ermöglicht. Am Wienerberg erklärte man diese Ausnahmeregelung indes zum Prinzip für einen kompletten Stadtteil, zumal dessen Parzellierung nicht etwa natürlichen Zwangspunkten folgte, sondern den Verwertungsinteressen der Developer - mit Duldung der Stadt Wien.

Offenbar wurden die Forderungen der Bewohner nach Outdoor-Angeboten für Kinder aber zunehmend lauter. Denn im Herst 2004 errichtete die Bezirksverwaltung Favoriten gemeinsam mit den Bauträgern einen 3.000 Quadratmeter großen Spielplatz inmitten des nahe gelegenen Erholungsgebietes am westlichen Wienerberg, um das Freiflächendefizit des Hochhausvietels zu kompensieren. Das Bemerkenswerte an dieser Allianz ist die Aufgabenverteilung: Das Forstamt der Stadt Wien stellte das Grundstück zur Verfügung, die Bauträger finanzierten die Spielgeräte und übernahmen die Wartung, allerdings nur für die ersten fünf Jahre. danach geht der Spielplatz komplett in die Verantwortung der Stadt Wien. Sollte dieses Modell Schule machen, bietet es den Wohnungsgesellschaften ungeahnte wirtschaftliche Perspektiven: Sie können ihr teuer erworbenes Bauland künftig bis auf den letzten Quadratmeter ausreizen, und die Stadt sorgt auf "wertlosem", weil unbebaubarem öffentlichen Grund für die ortsgebundene Wohnumfeldgestaltung.