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Claudius Rajchl ist DER HERR BEZIRKSRAD

Als KURIER-Reiseredakteur tourt er kreuz und quer durch die Weltgeschichte. Und dazwischen nimmt er sein Fahrrad und geht damit in Wien auf Entdeckungsreise. Was er dabei erlebt, verrät er jetzt jede Woche exklusiv im BEZIRKSJOURNAL. (2008)

Jodeln statt Hundekuchen

Angespornt durch die vielen positiven Reaktionen auf meine Wiener Reisegeschichten radle ich durch die Buchengasse in Favoriten. Aus den Fenstern eines alten Hauses grinsen mir freundlich Papiermaschée-Puppen entgegen, von drinnen dringt Jodeln heraus. Beides ist das Werk von Frau Professor Berta Klement.

Die Bildhauerin und Kunsttherapeutin sieht mit ihren 85 Jahren wie knapp um die 60 aus und versprüht enorme Energie und Güte. „Kommen Sie weiter, junger Mann“, sagt sie freundlich. „Wir sitzen gerade zusammen und jodeln.“ Wir – das sind etwa vier Personen, darunter auch ihr Neffe aus Amerika. Der pflegt in seiner neuen fernen Heimat mit seinen Alpin Dancers und Singers österreichisches Brauchtum. Aber das ist eine andere Geschichte.

Frau Klement stimmt einen Jodler an. Tjodloridiri. Die anderen stimmen mehr oder weniger mehrstimmig ein. Tjodloridiri. „Perfektionismus ist der Feind der Kunst“, sagt Frau Professor Klement. „Das ist auch der Grund, warum die Leute nicht mehr singen.“ Dabei löse Singen und insbesondere Jodeln Blockaden, stelle das innere Gleichgewicht wieder her. Drum kommt es bei ihren Jodel-Treffen bei Kaffee und Kuchen nicht auf den perfekten Ton an, sondern auf das gemeinsame Singen und das Hineinhorchen in sich. Über ihre Erkenntnisse referiert die Frau Professor heute noch auf Kongressen.

Seit Jahrzehnten kommen in ihrer kleinen mit Kunstwerken vollgestopften Wohnung gesunde und seelisch angeknackste Menschen zusammen, um zu jodeln, zu schnitzen, Puppen zu basteln oder mit ihnen zu spielen.

Bis in die 70er-Jahre war hier noch eine kleine Hundekuchenfabrik untergebracht. Die hat Schlankheits- Stangerln hergestellt. Für überfressene Vierbeiner, mit denen es einsame Frauerln zu gut gemeint hatten. „Die Menschen müssen wieder lernen, miteinander umzugehen“, hat sich Berta Klement damals gedacht – und mit den Jodelkursen begonnen. Liederbücher gibt’s bei ihr keine. Die Texte hat die Frau Professor alle im Kopf. „Wo soll ich sie denn sonst haben?“ grinst sie verschmitzt und beginnt wieder sanft einzustimmen: Tjodloridiri.

Infos: Musische Arbeitsgemeinschaft, Tel. 607 63 38.