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Zum Thema Glücksspielsucht


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Das Spiel mit der Sucht
Anmerkungen zum pathologischen Markt des Glücksspiels

(Auszüge von: „Spiele der Stadt – Glück, Gewinn und Zeitvertreib“ – Ernst Strouhal, Manfred Zollinger, Brigitte Felderer Hrsg.,
Katalog zur Ausstellung im Wien Museum, Springer-Verlag Wien, 2012) (Hervorhebungen durch FE)

Ingo Fiedler

In den letzten beiden Dekaden war das Stadtbild Wiens wie das vieler anderer europäischer Metropolen einer markanten, für alle sichtbaren Veränderungen ausgesetzt. An den Geschäftsstraßen im Stadtzentrum, aber auch in den Wohnbezirken der Peripherie eröffneten Wettbüros und größere wie kleinere Automatenhallen.
Für die Betreiber der Lokale und für die Erzeuger der Automaten ist das Geschäft mit dem Glücksspiel hochlukrativ, für die Anwohner ist es eine zumeist unerfreuliche, beunruhigende Erscheinung – die Ausbreitung der Automatenhallen ist Anzeichen wie Motor der Abwertung ihres Stadtteils.

Rund 3.500 Spielautomaten sind in Wien offiziell genehmigt. Die Automatenhallen machen die ständige Präsenz des Glücksspiels sichtbar, das früher mehr oder weniger im Verborgenen ablief.

Eines von zehn Kriterien für Glücksspielsucht: …hat illegale Handlungen wie Fälschung, Betrug, Diebstahl oder Unterschlagung begangen, um das Spiel zu finanzieren.

Glücksspielsüchtige handeln zwanghaft, sie haben sich und ihr Verhalten nicht unter Kontrolle, und in Extremfällen ist ihr Verhalten nur noch darauf ausgelegt, die nächste Spielmöglichkeit zu finden.

Allein die hohe Anzahl an psychischen und physischen Erkrankungen wie Alkoholabhängigkeit und Depressionen, aber auch die glücksspielbedingten Suizidversuche zeigen die hohen gesellschaftlichen Folgekosten durch die Glücksspielsucht auf.

Da süchtige Spieler die umsatzträchtigste Spielergruppe bilden, ist eine Ausdehnung des Marktes für gewerbliche Spielautomaten zu erwarten.

Ökonomisch betrachtet ist eindeutig, dass vor allem Automaten ein Geschäft mit der Sucht sind:
Mehr als jeder zweit Euro kommt von einem Spielsüchtigen. Die Spielverluste – bzw. die Gewinne der Betreiber – sind also konzentriert auf die Gruppe der Spielsüchtigen.
Dies führt bei den Anbietern zu dem ökonomischen Anreiz, besonders diese Spielgruppe zu umwerben. Gewinnmaximierung ist hier gleichbedeutend mit Suchtmaximierung.

Durch die Folgen dieser Gleichung sind Spielautomaten zu der bedeutendsten Ursache für Glücksspielsucht geworden.

Die Frage an Sozial- und Kommunalpolitiker, an Legislative und Exekutive ist, ob dies ein erwünschter oder sozial unerwünschter Zustand ist. Im letzteren Fall wäre er zu ändern.